ADB:Höfler, Konstantin Ritter von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hoefler, Constantin Ritter von“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 428–433, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%B6fler,_Konstantin_Ritter_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 00:57 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Hofmann, Albert
Band 50 (1905), S. 428–433 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Konstantin Höfler in der Wikipedia
Constantin von Höfler in Wikidata
GND-Nummer 118774654
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|50|428|433|Hoefler, Constantin Ritter von|Ludwig Julius Fränkel|ADB:Höfler, Konstantin Ritter von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118774654}}    

Hoefler: Karl Adolf Constantin Ritter v. H., Historiker, wurde am 26. (nicht 27.) März 1811 zu Memmingen, der früheren freien Reichsstadt in Bayerisch-Schwaben, geboren. Infolge der wiederholten Versetzung seines Vaters, eines hohen Gerichtsbeamten, welchem gediegen gebildeten und wahrhaft vornehmen, modern denkenden Manne H. bis an die Schwelle des Mannesalters Anregung und Halt zu danken hatte, besuchte er die Gymnasien zu München und Landshut; in letzterer Stadt hörte er jung bei Ph. J. Fallmerayer, dort Professor für Geschichte und Philosophie am Lyceum, Vorlesungen. Seit 1828 widmete er sich anfänglich juristischen, dann mehr und mehr geschichtlichen Studien mit den sprachwissenschaftlichen und besonders philosophischen Ausblicken, welche die Richtung der älteren Münchener historischen Schule und ihr romantischer Grundzug mit sich brachte. H. ist dieser Richtung zeitlebens innerlich treu geblieben, so wie es bei einem Schüler von Görres, Thiersch, Döllinger, Schelling – dieser übte den stärksten Einfluß auf ihn – nicht anders zu erwarten. Ausgebreitete Lectüre geschichtlicher, philosophischer, poetischer Art für Alterthum und Mittelalter, dazu der erlangbaren neueren historischen Bücher that ihr Uebriges, um H. früh mit einer Fülle von Kenntnissen und einem weiten Blick in Welt und Fachlitteratur auszurüsten. So promovirte er schon am 1. Juni 1831 zum Doctor der Philosophie „Ueber die Anfänge der griechischen Geschichte“, bildete sich aber im frei erwählten Fache an der Universität Göttingen October 1832 bis Februar 1834 noch fort; die „Geschichte der englischen Civilliste“ (1834) ist dort entstanden. Wie hier so nutzte er darauf bis September 1836 ein baierisches Staatsstipendium bestimmungsgemäß zu einem Besuche Italiens, wo er in Florenz und Rom Quellenstudien oblag. Nachdem das Stipendium verlängert worden, kehrte H. mit reicher Ausbeute für allgemeines und specielles Wissen heim, 25 Jahre alt, ein Mensch mit festen Anschauungen. Der Vater war gestorben und so mußte der Mittellose auf Wunsch des Königs vom ultramontanen Ministerium Abel die Redaction der officiellen „Münchener Zeitung“ übernehmen, welche Function er jedoch nach wenigen Jahren aufgab. Er hatte sich nämlich am 13. Januar 1838 an der Universität München als Privatdocent für Geschichte habilitirt, wurde bereits 1839 außerordentlicher, 1841, nachdem sein Buch über „Die deutschen Päpste“ (2 Bde., 1839) erschienen, ordentlicher Professor, 1842 auch ordentliches Mitglied der kgl. baier. Akademie der Wissenschaften bei deren historischer Classe und ist beim Tode das älteste Akademiemitglied gewesen. Eine Reihe ziemlich schnell folgender Arbeiten, die theilweise, wie „Kaiser Friedrich II.“ (1844), harte anticlericale Angriffe erfuhren, zeigte ihn sich als Forscher immer mehr von Görres wie Schelling nun befreien, deren Geist ihm allerdings maßgeblich blieb. Uebrigens befestigte sich seine Stellung, auch als begeisterter [429] Lehrer, stetig. Ein glückliches Heim und Familienleben hatte er durch die Ehe mit der geistesverwandten Isabella Hofmann begründet.

Da trat in Höfler’s Dasein eine einschneidende Schicksalswendung durch die 1846 in Baiern entstandenen Zerwürfnisse, die den vorläufigen Abschluß einer in scharfen Gegensätzen wurzelnden Gährung bildeten, jedoch durch die Affaire Lola Montez zum Ausbruche führten (s. A. D. B. XIX, 525 f.). H. folgte nur dem Ausdruck innerster Ueberzeugung mit der Denkschrift „Concordat und Constitutionseid der Katholiken in Baiern“, die er Anfang 1847 veröffentlichte. Die Ungnade König Ludwig’s I. traf ihn, wie die widersprechenden Collegen seiner Richtung Döllinger, G. Phillips, Lasaulx. Ihn besonders schwer, denn es warf ihn ein für alle Male aus der Universitätsprofessur im Vaterlande, als das Ministerium Abel am 26. März 1847 plötzlich, ohne Angabe von Gründen, Höfler’s Pensionirung verfügte. Im Juli reactivirte man ihn als Kreisarchivar in Bamberg, wo er sich mit gewohntem Eifer nunmehr gründlichen fränkischen Studien hingab: die „Quellensammlung für fränkische Geschichte“ (4 Bde.) ist seit 1849 (–52) noch in Bayreuth, die „Fränkischen Studien“ dagegen (1–5, 1850/53) schon in Wien erschienen. Dazu kamen die Schriften „Baiern, sein Recht und seine Geschichte“ (1850) und „Ueber die politische Reformbewegung in Deutschland im Mittelalter und den Antheil Baierns an derselben“ (1850). Auch begann 1850 sein dreitheiliges „Lehrbuch der allgemeinen Geschichte“, das bis 1856 als Neubearbeitung des Breyer’schen herauskam, aber vielfacher Mißbilligung begegnete. Damals hat sich H. auch der Erforschung der hohenzollern’schen Geschichte zugewendet, und so entstammen denn dieser Periode seine Auffindung der ältesten politischen Urkunde des Hauses Hohenzollern, die Herausgabe der Denkwürdigkeiten des Ritters Ludwig von Eyb, schließlich auch die erst 1867 in Druck ausgegangene Monographie über „Barbara, Markgräfin von Brandenburg“. Mittlerweile aber war Graf Leo Thun, in seinem Bestreben nach Neuregelung des österreichischen Unterrichtswesens, auf H. aufmerksam geworden und so wurde dieser, wie im Vorjahr an die Wiener Universität sein Landsmann Oscar Freiherr v. Redwitz 1851/52 an die zu Prag als Ordinarius der Geschichte berufen. Bis 1882, d. h. bis zu der für österreichische Hochschullehrer zulässigen Altersgrenze, hat H. an dieser ältesten alma mater deutscher Zunge, eine Hauptzierde, mit stärkster Hingabe der ganzen Persönlichkeit gewirkt. Zunächst war er ein musterhafter Docent, der seine engere Pflicht als Lehrer der akademischen Jugend ungemein ernst nahm und seine Schüler, namentlich in dem durch ihn gegründeten „Historischen Seminar“, nicht nur zu strammem Betriebe der geschichtlichen Studien, den die ganze Seele tragen müsse, anleitete, sondern sie auch als älterer Vertrauter, Förderer und Gönner berieth, stets hilfsbereit, wie überhaupt H. ein durchaus verläßlicher Freund, nicht bloß mit Worten, jederzeit gewesen ist.

Im Zusammenhange mit dieser Fürsorge für seine Studenten stand Höfler’s lebhaftester Antheil an der Reform der Prager akademischen Organisationen. Im böhmischen Landtage, in dem er seit 1865 saß, gehörte er zu den Führern des deutsch-böhmischen Zweigs der sogenannten Verfassungspartei und war, mit auf Grund seiner voranliegenden Veröffentlichungen, welche wir unten näher besprechen, dem Czechenthum und seinen Abgeordneten arg verhaßt, so daß es sogar Demonstrationen czechischer Hörer gegen ihn, andererseits dies Vorgehen großen Unwillen hervorrief. Auf Höfler’s 1868 im Landtage gestellten Antrag wurde die Prager „Technik“ in eine deutsche und czechische Technische Hochschule gespalten, desgleichen 1879, um die ehrwürdige Stiftung Kaiser Karl’s IV. nicht eines Tages völlig den deutschen Charakter abstreifen zu sehen, die Universität in zwei verschiedensprachige. H., seit 1872 auch [430] lebenslänglich in das österreichische Herrenhaus berufen, hat sich fürder an der activen Politik nur noch wenig betheiligt. Der Grund dafür waren sicher die unvermeidlichen Verdrießlichkeiten, in welche er angesichts des immer entschiedener durchbrechenden Gegensatzes zwischen Deutsch und Klerikal und des Anschlusses letzterer Richtung an die slavischen Förderalisten und Feudalen gerieth: er, der ausgesprochen deutsche Mann, der von der Mission seines Volkes, zumal im Donaureiche, heilig überzeugt war, außerdem ein treuer Sohn der römisch-katholischen Confession und damit einigermaßen zu einer conservativen Weltanschauung im besten Sinne neigend. Immerhin hat H., so lange er im politischen Kreuzfeuer stand, stets mit den fortschrittlichen Deutsch-Oesterreichern Seite an Seite den Kampf für den Vorrang des dazumal noch nicht direct bedrängten Volksthums geführt, und erst als die erdrückende Mehrzahl seiner Stammesgenossen unter dem, auch seinerseits kaum abgeleugneten Zwange der verschärften Verhältnisse radicalere Bahnen einschlug, zog der mittlerweile Gealterte, wenn auch noch äußerst Rüstige, sich in seine Gelehrtenklause zurück. Daselbst hat er jedoch nicht gerastet zu forschen und das Erforschte zu verwerthen. Erst sehr spät legte das Alter mahnend die Hand auf seine Schulter, obwol er auch da, als Dichter, seiner hochidealistischen Tendenz weiter diente. An Neujahr 1897 lähmte ihn ein Schlaganfall rechts, doch wehrte sich die Widerstandskraft des Körpers und Geistes, bis H. am 29. (nicht 30.) December desselben Jahres sanft ins Jenseits hinüberschlummerte, 863/4 Jahr alt. Den erblichen Adel besaß er seit langer Zeit, 1872, als Ritter des österreichischen Orden der Eisernen Krone 3. Classe.

In seinem langen, gesegneten Dasein hat H. durch wahres Verdienst als Mensch, Staatsbürger und Gelehrter reiche Anerkennung errungen und festgehalten. „Durch tüchtige Bemühung und unablässige Selbstzucht, unterstützt von Natur durch einen feinen Verstand, tiefes Empfinden, aber auch durch reiche körperliche Gaben, eine feste Gesundheit und das männlich-schöne Aeußere, ist es ihm vergönnt worden, über manche Entwicklungsstufen und schwierige Lebenslagen hinauf zur Höhe eines weithin geschätzten Gelehrten und hochverdienten Lehrers, zur Umschau und Erfahrung des Staatsmannes, zur sicheren harmonischen Lebensführung des Weisen emporzusteigen. War der Grundzug seines Wesens unbegrenzte Güte, so daß er nicht zuletzt auch dort zu helfen versuchte, wo Förderung unmöglich oder nicht mehr am Platze war, so blieb er um so sicherer … bei aller Antheilnahme und allem Verdienste auch dem Jüngeren gegenüber ängstlich bemüht, das Individuelle zu respectiren, … stets bestrebt, das Muster feiner Sitte und gerechter Denkungsart zu sein, nicht bloß zu heißen“: so charakterisirt ihn sein Amtsnachfolger Ad. Bachmann. Mit solchem Idealismus in Wort und That stimmt auch sein, des ausgesprochen katholisch gesinnten Mannes außerordentlich lebhafter Antheil an dem Ringen der meist antiklerikalen Deutschböhmen gegen das numerische Uebergewicht ihrer czechischen Landsleute. Während sein durchaus vornehmes Naturell die eigentliche Ausfechtung dieser unlösbaren nationalen Gegensätze in der Oeffentlichkeit und auch auf parlamentarischem Boden abstieß, hat sich H. um so hingebender der Pflege der geistigen Cultur der Deutschen Böhmens gewidmet und ist, ein feuriger Geist, der nie zurückgescheut, die Wahrheit geltend zu machen, seit seiner Uebersiedlung ein Hauptträger der Abwehr geworden, die vom wissenschaftlichen Standpunkte aus die um Mitte des 19. Jahrhunderts stärker einsetzende Bewegung gegen das Heimathrecht deutscher Cultur auf böhmischem Boden zurückweist, somit eine sichere Stütze deutschen Geisteslebens daselbst.

So steht denn H., der als einer der Väter der vergleichenden Methode in der Geschichtsforschung zu betrachten, da als „der hochverdiente Neubegründer [431] deutscher Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung in Böhmen, der Nestor und einer der verdientesten österreichischen Historiker überhaupt“ (Bachmann). Schon 1854 erschienen seine „Böhmischen Studien“ und seit 1856 edirte er in drei Bänden (II. 1865, III. 1866) die „Geschichtsschreiber der hussitischen Bewegung“; zu dieser Edition war ihm auf dem deutschen Historikertage zu Dresden 1852, von Prinz (dann König) Johann von Sachsen der erste Antrieb gekommen und darauf er das rührigste Mitglied des Ausschusses zum Druck der Quellen des 15. Jahrhunderts geworden, der auf seinen Vorschlag errichtet ward. In seinen einleitenden und sonstigen Beigaben zu den Scriptores rerum Hussiticarum leitete er die hussitische Bewegung aus den Zeitereignissen ab und erwies unzweifelhaft, daß der Hussitismus in erster Linie keineswegs gegen das Papstthum, sondern nach Anlaß und eigentlicher czechisch-nationaler Tendenz gegen das einsässige deutsche Bürgerthum und Städteleben und auf dessen Verachtung gezielt habe, „eine widrige historische Erscheinung, eine verunglückte Bewegung, die sich bald selbst zur Last wurde“. Wie er so in Huß einen Terroristen gegen das Deutschthum als Böhmens Bildungsträger, den Zerstörer der Universität Prag und der Wissenschaft erblickte, so eröffnete er („Abhandlungen aus dem Gebiet der slavischen Geschichte“ [5 Bde., 1879–82]) den Deutschen die Einsicht in die slavische Vergangenheit als einen stetig wachsenden Antagonismus gegen das germanische Element und betonte die Wichtigkeit des letzteren für die ganze böhmische Geschichte nachdrücklichst: ja, er mahnte Böhmen, den Traum eines großen Slavenreiches im Interesse einer gedeihlichen Entwickelung fahren zu lassen. Die Autorität des scharf zugespitzten Dogmas, wie es sich in dem bis dahin als maßgebliche Instanz, fast unfehlbar geltenden böhmischen Landeshistoriographen Franz Palacky verkörperte, erfuhr damit einen argen Stoß, indem ihm H. auf Grund glücklich aufgestöberter Archivalien (z. B. „Glagolitische Fragmente“, 1857) einseitige, czechisch-tendenziöse Auswahl bezw. Ausbeutung der Unterlagen für das Urtheil über jene Periode und daraufhin Verzerrung ihres Bildes vorrückte. Es hat Palacky’s Position nicht wieder zu festigen vermocht, daß er daraufhin in zwei polemischen Schriften seine Auffassung aufrechtzuerhalten versuchte („Die Geschichte des Hussitenthums und Professor Constantin Höfler“, 1868; „Zur böhmischen Geschichtschreibung; actenmäßige Aufschlüsse und Worte der Abwehr“, 1871); ebensowenig half ihm sein Unternehmen frischer Materialiensammlungen: „Documenta Magistri Joannis Hus vitam, doctrinam, causam etc. illustrantia“ (1869) und „Urkundliche Beiträge zur Geschichte des Hussitenkriegs“ (2 Bde., 1872–74), in den Augen unvoreingenommener Richter. H. hat seinen quellenmäßig errungenen und belegbaren Standpunkt neben und nach jenem seinem einschlägigen Hauptwerke weiter vertreten: in „Ruprecht von der Pfalz“ (1861) sehen wir die Abneigung der Laien gegen die geistliche Herrschaft, die auch ohne Constanzer Concil und böhmischen Aufstand gewaltsam losgebrochen wäre, überall bedrohlich steigen; die Ausgabe der bis auf Hus reichenden „Concilia Pragensia 1353 bis 1413“ (1862), „Magister Johannes Huß und der Abzug der deutschen Professoren und Studenten aus Prag 1409“ (1864), „Die Zeit der luxemburgischen Kaiser“ (1867), wo er die staatsrechtliche Einheit der Länder der „Wenzelskrone“ als czechisch-föderalistisches Phantasiegespinnst erwies, setzten dieses Bestreben fort. Eine Reihe einschlägiger Arbeiten erschien in den Denkschriften der Wiener k. k. Akademie der Wissenschaften, deren correspondirendes Mitglied er war, und in den „Fontes rerum Austriacarum“. Insbesondere aber war er drauf und dran, die reichhaltigen „Mittheilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen“ in die Höhe zu bringen, den er 1862 mitgegründet und dem er dann in L. Schlesinger, J. Lippert, Ad. Bachmann [432] u. A., ablösende kundige Nachfolger seiner Richtung hinterlassen hat, als er zurück- und abtrat.

In innerer Beziehung zu jenen Studien stehen Höfler’s Arbeiten über die kirchlich-reformatorischen Strömungen bei den romanischen Völkern, denen die pragmatische Darstellung „Die romanische Welt und ihr Verhältniß zu den Reformideen des Mittelalters“ (1878) gilt, andererseits die über die ersten Habsburger und ihre Familie. Dahin gehören folgende Schriften: „Abhandlungen zur Geschichte Oesterreichs“ (2 Bde., 1871–72), „Der Aufstand der castilianischen Städte gegen Kaiser Karl V.“ (1876), welches interessante Thema vor ihm 1849 Adolf Ebert (s. A. D. B. XLVIII, 231) behandelt hatte, „Zur Kritik und Quellenkunde der ersten Regierungsjahre Karl’s V.“ (3 Thle., 1876–83), „Donna Juana, Königin von Leon, Castilien und Granada“ (1885), Karl’s V. Mutter geltend. Mit diesen Arbeiten haben gemeinsamen localen Hintergrund „Don Antonio de Acuña, genannt der Luther Spaniens“ (1882), nach spanischen Quellen einen tragisch endenden kirchlichen Umstürzler schildernd, und „Das diplomatische Journal des Andrea del Burgo“ u. s. w. (1885), während die beiden Bücher „Der deutsche Kaiser und der letzte deutsche Papst: Karl V. und Adrian VI.“ (1876) und „Papst Adrian VI.“ (1880) diesen Lehrer Karl’s V. als Urheber der katholischen Reform des 16. Jahrhunderts hinstellen. Wie er so, der durch den hohen österreichischen Titel eines „k. k. Hofraths“ wie durch die erwähnte Berufung ins Herrenhaus und gleichzeitige Adelung geehrte, die habsburgischen Traditionen immer betonte, so, mochte er auch gegenüber bairischen Landsleuten von seiner „Verbannung“ zu reden pflegen, wollte er in Politik und Wissenschaft ein guter „Ostdeutscher“ sein. „Als solcher stand er auch schon in seinem imponirenden, germanischen Aeußern, das vielfach an das des alten Goethe erinnerte, seinen deutschen Landsleuten und besonders auch seinen Schülern vor Augen. Er hat durch seine wissenschaftliche Methode Schule gemacht und er hat besonders durch seine ganze, einen romantischen Grundzug tragende Auffassung deutschen Geisteslebens als Gelehrter wie als Führer im Streit unter den Deutschösterreichern einen tiefgehenden Einfluß jederzeit ausgeübt“ (Blg. z. Allg. Ztg. 1898, Nr. 2). Seine stoffliche Vielseitigkeit als Historiker zeigen noch die Schriften: „Der Congreß von Soissons“ (1871–76), „Die avignonesischen Päpste“ (1871), „Anna von Luxemburg … 1382–1394“ (1871), die 7 Bände „Abhandlungen aus dem Gebiete der alten Geschichte“ (1870–80), „Kritische Untersuchung über die Quellen der Geschichte Philipps des Schönen“ (1883/84), „Don Rodrigo de Borja (Papst Alexander VI.) und seine Söhne“ (1886) und die Parallele „Bonifatius, der Apostel der Deutschen, und die Slawenapostel Konstantinos (Cyrillus) und Methodios“ (1887). – Gegen den Ausgang seiner ausgebreiteten schriftstellerischen Thätigkeit, welche er übrigens bis zuletzt schier unvermindert aufrecht erhielt, hat nun H. auch noch eine Anzahl Dichtungen verfaßt und drucken lassen, indem er geschichtliche Personen, die ihn bei seinen Studien besonders angezogen hatten, sei es sympathisch sei es antipathisch, zum Mittelpunkte gedankenreicher, auch formgewandter Dramen machte. Dahin rechnet einestheils seine sogen. Habsburger Trilogie: „Karl’s des Fünften erste Liebe. Dramatische Idylle nebst einem Vorspiel: Margareta von Oesterreich“ (1888), „Leonore von Oesterreich, Königin von Portugal. Drama“ (1888), „Kaiser Karl’s V. Ende. Drama“ (1889). Andererseits die gleichfalls zusammenhängenden Dramen „Der Anfang vom Ende [der Karolinger]“ (1889, Drama), „Das Ende [der Karolinger]. Tragödie mit einem Vorspiel: Lothar’s V. von Frankreich Tod“ (1890), endlich das Drama „Die Königsmutter“ (1891). In weitere Kreise, nicht einmal in die der Bühnenleute und der Kritik, sind diese theatralischen Arbeiten nicht [433] gedrungen, obwol sie sachlich und sprachlich eine ungewöhnliche künstlerische Vollkommenheit aufweisen, wie Höfler’s Epigramme und Sinngedichte den vielseitigen Hort an Lebensweisheit und Welturtheil, den er im Laufe eines außerordentlich langen Daseins aufgespeichert, widerspiegeln. Auch seinem Auftreten als Poet schwebte die Absicht vor, seinen Idealen zum Besten seines Volks und Vaterlands zu dienen. Denn stets hatte er sich das Ziel hoch und immer weiter gesteckt, ist mit seinen Zielen stetig emporgestiegen und hat, einst der katholisch-conservative Romantiker, jederzeit einem echten Liberalismus, einem wahrhaften Fortschritt auf historischer Basis die Bahn frei gemacht, durch und durch eine großzügige, aus dem Vollen des Talents und der Arbeit schöpfende Persönlichkeit.

Man vergleiche die hier mannigfach benutzten Artikel über H.: Ad. Bachmann’s verhältnißmäßig kurze, aber gehaltreiche Skizze i. „Biograph. Jahrbuch u. Dtsch. Nekrolog“ II, 209/11; A. Kleinschmidt’s sorgfältigen Artikel „Illustr. Ztg.“ Nr. 2847, S. 82 (m. Bildniß S. 81); den anonymen Nachruf aus Prag, „Beilage z. Allgem. Ztg.“, 1898, Nr. 2, S. 7; über Höfler’s öffentliche Wirksamkeit bes. „N. Fr. Presse“ 30. Dec. 1897, Nr. 11 980. Knapper Nekrolog von Joh. Friedrich, i. Sitzungsbericht. d. philos.-philol. u. der histor. Clss. der k. baier. Akad. d. Wisssch., 1898 I, S. 343. – Für die Jugend, die gelehrten Anfänge und die Zeit bis c. 1858 überhaupt ist Wurzbach’s Biograph. Lex. d. Ksrtms. Oesterr. IX (1863), S. 102–9 eine ausführliche Quelle, daselbst am Schlusse eine feine anonyme Charakteristik „Höfler u. die Geschichte“ von 1852 citirt, S. 104 weitläufige Bibliographie bis 1858. – Ausführlichst: „Mittheilungen des Vereins f. Geschichte der Deutschen in Böhmen“, 36. Bd., 1898, S. 381–411 (s. 261): A. Bachmann; „Blg. z. Allg. Ztg.“ 1899, Nr. 8 u. 9: Vict. Bayer. Bei Ad. Hinrichsen, Das litterarische Deutschland2, (1891), S. 585, ist ersichtlich über Höfler’s specialhistorische Thätigkeit besonderes Material angezogen. – Frz. Brümmer, Lex. d. dtsch. Dichter u. Pros. des 19. Jahrhs.5 II, 188 u. 518. – Viele Nekrologe in Tagesblättern. Datencontrolle alles Obigen durch Hoefler’s einzigen Sohn.