ADB:Breyer, Karl Wilhelm Friedrich von

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Artikel „Breyer, Karl Wilhelm Friedrich von“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 324–325, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Breyer,_Karl_Wilhelm_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:29 Uhr UTC)
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Breyer: Karl Wilhelm Friedrich v. B., geb. 29. Sept. 1771 als Sohn eines evangelischen Pfarrers zu Heutingsheim bei Ludwigsburg im Königreich Würtemberg, † 1818. Er erhielt seine erste Bildung in den Klosterschulen zu Blaubeuren und Bebenhausen und trat im J. 1789 in das Stift zu Tübingen ein, wo er vier Jahre, philosophischen und theologischen Studien hingegeben, verbrachte. Im J. 1794 verließ er Tübingen und ging nach Stuttgart, um hier die Stelle des Erziehers eines jungen Grafen Reischach zu übernehmen. Die inzwischen ausgebrochene französische Revolution wirkte auch auf seinen, von Haus aus ideal angelegten Geist und ihre Eindrücke waren es, die ihn zu einem eindringenderen Studium der Geschichte führten und endlich in ihm den Entschluß reiften, sich ganz demselben zu widmen. So ging er im J. 1797 zu seiner weiteren Ausbildung nach Jena, wo er sich besonders nahe an Fichte anschloß und jene philosophische Richtung gewann, die als eine Eigenthümlichkeit seiner späteren historischen Arbeiten bezeichnet werden muß. Im J. 1800 habilitirte er sich förmlich an genannter Hochschule und wurde drei Jahre später zum außerordentlichen Professor befördert. In dieser Zeit wurde ihm als Lehrer und historischer Schriftsteller bald so laute Anerkennung zu Theil, daß er im J. 1804 einen Ruf als Professor der Geschichte und Statistik an die Universität Landshut erhielt. Auch hier hat er sich rasch geltend zu machen verstanden, und so kam es, daß der Minister Montgelas, auf ihn aufmerksam geworden, schon nach drei Jahren ihn als Mitglied der reorganisirten Akademie der Wissenschaften nach München zog und einige Zeit später ihn zugleich zum Professor der Geschichte am Lyceum daselbst ernannte. Als einen Beweis des Vertrauens und der Achtung, die B. an höchster Stelle sich zu erwerben gewußt, darf man nebst persönlichen Auszeichnungen und wissenschaftlichen Aufträgen die Thatsache [325] anführen, daß ihm König Max die Unterweisung seines zweitgebornen Sohnes Karl Theodor († 1875) in der Geschichte und Litteratur übertrug. Lange Zeit in der verdienten Gunst des Glückes stehend, brachen zuletzt schwere, häusliche Heimsuchungen über B. herein und er starb am 18. April 1818, erst 46 Jahr alt. Als historischer Schriftsteller gehört B. nicht der, in der Zeit seiner entscheidenden Entwicklung ohnehin schwach vertretenen kritischen Richtung, sondern der vorzugsweise nach philosophischen Ideen und Idealen arbeitenden Gruppe von Historikern an, wie das sein im J. 1803 und 1804 erschienener „Grundriß der Universalgeschichte“ (2. Thl. bis 1517 reichend) und seine Landshuter Antrittsrede „Ueber den Begriff der Universalgeschichte“ deutlich zeigen. Kant, Herder und Johannes v. Müller, dessen vollen Beifall er sich gewonnen hat, sind die ihm vorschwebenden Muster. Auch sein Landsmann und Freund Schelling mit seinen geschichtsphilosophischen Ansichten ist nicht ohne Einfluß auf ihn geblieben. Zu einer originalen Bedeutung als Historiker hat sich B. gleichwohl nicht erhoben. In München hat er den Auftrag erhalten, das bekannte Werk von Ph. Wolf über die „Geschichte des Kurfürsten Maximilian I. und seine Zeit“ fortzusetzen, und er hat in der That den dritten von Wolf unfertigen Band vollendet und einen (1811) vierten mit Benutzung des reichen in München vorhandenen Materials hinzugefügt, dann aber wieder die Hand davon zurückgezogen, doch vielleicht weil er einem solchen Material gegenüber sich weniger heimisch fühlte. Vermuthlich mit lebhafterer Genugthuung hat er sich einem anderen höheren Auftrage unterzogen, der in der Ausarbeitung eines „Lehrbuchs der allgemeinen Geschichte für die Studienanstalten des Königreiches Baiern“ bestand. Er führte diesen Auftrag in den letzten fünf Jahren seines Lebens in drei Abtheilungen aus, und es darf nicht verschwiegen werden, daß die Lehrbücher, die das seinige später aus wenig löblichen Gründen aus den bairischen Schulen zu verdrängen bestimmt wurden, demselben weder durch inneren Gehalt noch durch die treffende Gruppirung des Stoffes gleich kamen. Von anderen Schriften Breyer’s erwähnen wir noch seine Jenenser Habilitationsschrift „De justicia Aragonum etc.“, der ein den politischen Idealismus ihres Verfassers so recht charakterisirender, wahrscheinlich von Fichte inspirirter Nebengedanke zu Grunde lag, und sein „Historisches Magazin“ (Jena 1805), das eine Art historischer Zeitschrift werden sollte, aber mit dem ersten Bande wieder ins Stocken gerathen ist.

Dr. Friedrich Thiersch, Lobschrift auf C. W. v. Breyer. München 1818.