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Artikel „Blanz, Joseph“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 7–8, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Blanz,_Josef&oldid=- (Version vom 28. Dezember 2024, 15:50 Uhr UTC)
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Blanz: Joseph B., Steinzeichner und Holzschneider, geboren am 18. August 1816 zu Fischen im Allgäu, welches überhaupt eine auffällige Zahl ausgezeichneter Künstler hervorbrachte, that frühe die dort üblichen Hüter- und Hirtendienste und übte die autochthonen Künste des hellstimmigen Gesangs und des Schnitzens. Durch den alten ehrlichen Konrad Eberhard kam B. 1831 nach München, erst in die Polytechnische Schule zu Professor Jos. Anton Rhomberg, welcher trotz seiner Absurditäten doch ein vortrefflicher Lehrer für die Jugend war. Von hier führte nach damaliger Sitte der Weg an die Akademie, wo der grundgütige Schlotthauer die armen Scholaren aufnahm und wie ein wahrer Vater für ihre geistige Ausbildung und materielle Existenz sorgte. Beides vereinend und zugleich zum Nutzen der Nachfolgenden sorgend, gedachte Schlotthauer eine „Zeichnungsschule“ in Steindruck herauszugeben, wozu er den noch jüngeren vielversprechenden Lempenzeder, eine ganz cornelianisch veranlagte Natur, verwendete. Leider gerieth das Unternehmen, nachdem eine Anzahl herrlicher Köpfe aus den Fresken der Glyptothek und nach Steinle’s Arbeiten in der Capelle des Schlosses Rheineck übertragen waren, ins Stocken, die Steine blieben ungenützt liegen und wurden später unbegreiflicherweise abgeschliffen. B., welcher sich rasch mit der Lithographie befreundete, bethätigte sich bei den von Schreiner herausgegebenen „Frescogemälden in der Allerheiligen-Kirche“ (nach Heinrich Heß). Unter seinen weiteren Arbeiten dieser Art verdienen z. B. die Blätter „Das gefangene Jerusalem“ aus Adam Eberle’s Nachlaß (gedruckt bei Strixner und Zach, als Tafel XVI in Raczynski’s „Atlas zur Geschichte der neueren Kunst“), dann das nach Julius Schnorr gezeichnete Porträt des Hofraths und Professors G. H. v. Schubert, insbesondere aber „Die Flucht nach Aegypten“ nach der Composition seines treuen Freundes und Landsmannes Jos. Anton Fischer hervorgehoben zu werden. Indessen interessirte Kaspar Braun den fleißigen, unermüdlichen B. für die Xylographie und nahm ihn in [8] sein Atelier, wo er bis zu seinem Lebensende verblieb. Zu seinen besten Leistungen gehören die meist von Alexander Strähuber, Gustav Jäger u. A. gezeichneten Compositionen zur Cotta’schen Bilderbibel (meist 13,50 cm breit und 11,50 cm hoch), welche B. mit Rupprecht, Jos. Kreuzer, Götz u. A. meisterhaft schnitt. Ferner die Holzstockzeichnungen, welche Moriz v. Schwind für die „Fliegenden Blätter“ und die „Münchener Bilderbogen“ lieferte. B. xylographirte beispielsweise im köstlichen Cyclus vom „Winter“ (Münchener Bilderbogen Nr. 5 und im Schwind-Album 1880, Tafel XX, 1. 2, XXI, 3) den glatt frottirenden „Winter“, seine Einkehr bei den armen Leuten, wie derselbe im Dachstübchen dem Kinde des Poeten die ersten Schneeglöcklein in die Wiege legt. B. schnitt die dritte Abtheilung des seinen Esel zu Markte tragenden Bauers (Bilderbogen 41, Schwind-Album XVII, 3) und „Die guten Freunde“ (Bilderbogen 44, Schwind-Album IV, V); er übernahm den Löwenantheil am „Gestiefelten Kater“ (Bilderbogen 48, Schwind-Album III), lieferte die drei Streifen zur Parabel „Von der Gerechtigkeit Gottes“ (Bilderbogen 63, Schwind-Album XI); außerdem war B. betheiligt an den Illustrationen zu „Des Altgesellen Erinnerungen“ (Fliegende Blätter Nr. 224, Schwind-Album VII, 3), bei den „Akrobaten“ (Bilderbogen 251, 252, Schwind-Album XXV, XXVI), auch der Kopf des alten Mannes, welcher nahe daran ist, das Problem zu lösen, wie man sich die eigene Nase abbeißen könne (Schwind-Album XXIX) und zwei Blätter der „Liebeslieder“ („Schweiz“ Schwind-Album XXX, 2 und „Holland“ ebd. XXX, 4) stammen von seinem Stichel. Damit ist natürlich nur beispielsweise der kleinste Theil von Blanz’ Wirksamkeit geschildert; die Zahl der von ihm für Braun und Schneider gearbeiteten Holzstöcke, unter denen auch der „Einzug des Kurfürsten und nachmaligen Königs Maximilian in München“ (31x26 cm) nach Andreas Müller in „Zwölf Bilder aus dem Leben baierischer Fürsten“ hervorragt, umfaßt wol viele Hunderte. Wie die Mehrzahl seiner Landsleute besaß B. eine treffliche Stimme, welche ihm gleich bei seiner Ankunft in München einen Platz auf dem unter Kaspar Ett’s Direction stehenden Musikchor an der Michaeliskirche verschaffte. Später gehörte er mit seinem Schwager, dem gleichfalls in Braun und Schneider’s Atelier befindlichen Xylographen Franz Kreuzer (1819–72) zu jenem alle Zuhörer entzückenden Quartett, in welchem Johannes Schraudolph mit seinem Bruder Claudius als hellstimmige Jodler excellirten. Daneben cultivirte B. die Flöte und wirkte in jedem Concert der Künstlergesellschaft mit; auch bewies er viel Geschick zu musikalischen Schöpfungen und erntete beispielsweise mit seinem „Zigeunermarsch“ glänzende Erfolge. Mit großem Eifer verwaltete B. lange Zeit das Amt eines Cassirers bei den Ausstellungen der Künstlergenossenschaft, ebenso jenes zum Besten der deutschen Invalidenstiftung, wofür er das Verdienstkreuz für Nicht-Combattanten erhielt. Vor der Gefahr völliger Erblindung erlöste ihn der Tod am 28. Februar 1881.

Vgl. Beil. 148 d. Allg. Ztg. v. 28. Mai 1881.