ADB:Strixner, Johann Nepomuk
[599] Vater, einem Arzte, nach Wasserburg in Oberbaiern. Hier erhielt er von dem Bildhauer Eichhorn Unterricht im Zeichnen, suchte aber, weil derselbe ungenügend war, seine Weiterbildung vom Jahre 1797 an in München bei Professor Mitterer (s. A. D. B. XXII, 24), der dort als Zeichenlehrer am Gymnasium angestellt war und daneben eine Feiertagsschule für Künstler und Handwerker eröffnet hatte. Noch in demselben Jahre als Zeichner an der kurfürstlichen Galerie angestellt, erlernte St. im J. 1799 auch die Kupferstecherkunst unter Anleitung des Vicedirectors dieser Sammlung Joh. Jak. Dorner d. Ae. Noch mehr nahm sich seiner Ausbildung der Galeriedirector Joh. Christ. v. Mannlich an, der durch ihn ein „Zeichnungsbuch für Zöglinge der Kunst und für Liebhaber, aus Raphael’s Werken gezogen“, München bei Zängl 1804. fol. stechen ließ.
Strixner: Joh. Nepom. St., Lithograph, geboren im J. 1782 zu Alten-Oetting (nicht 1783 zu Wasserburg, wie Lipowsky im bair. Künstlerlexikon S. 125 angibt), † zu München im J. 1855, kam in der Jugend mit seinemInzwischen war in München die von Alois Senefelder im J. 1796 erfundene Kunst des Steindrucks oder der Lithographie so weit entwickelt, daß sie sich an höhere Aufgaben als Notendruck u. dgl. wagen durfte. Der Director der k. Hofbibliothek, Freiherr Joh. Christoph v. Aretin, verband sich unter Einsetzung bedeutender Mittel mit dem Erfinder, um die im k. Kupferstichcabinete aufbewahrten Handzeichnungen alter Meister auf lithographischem Wege facsimiliren zu lassen. St. wurde als Zeichner von ihnen angestellt und nach vielen mißlungenen Versuchen, die Senefelder noch als Drucker machte, konnte das auf der k. Hofbibliothek befindliche, im J. 1514 von J. Schönsperger in Augsburg gedruckte und von A. Dürer mit Federzeichungen verzierte Gebetbuch Kaiser Maximilian’s in lithographischer Nachbildung unter dem Titel: Albert Dürer’s Christlich-Mythologische Handzeichnungen. München 1808. fol. herausgegeben werden. (Ueber spätere mit der Polyglotte des Vaterunsers vermehrte Auflagen und über einen Anhang von Cranach’schen Handzeichnungen vom Jahre 1818 s. Nagler, N. a. K. L. XVII, 487 ff.) Nun zog man noch Ferd. Piloty als weiteren Zeichner bei und in 72 Heften mit zusammen 432 Blättern wurden von 1808–15 die Handzeichnungen des k. Kupferstichcabinets unter dem Titel: Oeuvres lithographiques par Strixner, Piloty et Comp. veröffentlicht. St. erwarb sich schon während dieser Arbeiten erhebliche Verdienste um die Weiterbildung der Lithographie, deren verschiedene Manieren er zu erproben und zu verbinden suchte. Diesen Ruhm vermehrte er als Mitarbeiter an dem von Director v. Mannlich von 1815 an herausgegebenen Werke mit Nachbildungen der besten Gemälde der Galerien zu München und Schleißheim, wozu außer ihm und Piloty noch eine große Anzahl weiterer Künstler verwendet wurden. Er nahm an diesem sog. alten Galeriewerke bis zu Heft 26 theil, unstreitig den meisten Mitarbeitern in der glücklichen Erfassung dessen überlegen, was die Lithographie im Unterschiede von Kupferstich und Holzschnitt eigentlich leisten konnte. Seine Mitwirkung an diesem für die Geschichte der Lithographie epochemachenden Werke wurde abgebrochen durch einen Ruf, den er von Stuttgart aus durch die Gebr. Boisserée und ihren Genossen Bertram erhielt (vgl. Württ. Jahrbuch, herausg. von Memminger, Jahrg. 3 u. 4 (1821), S. 121 f.). St. kam mit einem Zeichner und zwei Druckern dahin, um deren reiche Sammlung von älteren ober- und niederdeutschen Meistern zu lithographiren. Hier brachte er seine schon bei dem Münchener Galeriewerke erprobte Verbindung von Ton- und Lichtplatten zu hoher Vollendung. Seine Auftraggeber ließen ihn im J. 1824 auch nach Paris reisen, wo inzwischen namentlich der Druck der lithographischen Platten eine in Deutschland nicht erreichte technische Vervollkomnmung gefunden hatte. Bereichert mit den dortigen Erfindungen führte er das Werk freilich oft mehr nur als leitender, denn als ausführender Künstler weiter. Als die Boisserée’sche Sammlung von König Ludwig von Baiern angekauft und nach Baiern übergeführt wurde, ging St. wieder nach München zurück und brachte das buchhändlerisch [600] höchst gedeihliche Werk im J. 1836 zu Ende. Dann betheiligte er sich bei dem in der Cotta’schen Anstalt erscheinenden Münchener Pinakothekwerke, das zum Theil eine Umarbeitung und Erneuerung des alten Galeriewerkes bildete. Daneben malte er, wie er dies schon früher mit Nachbildungen der Boisserée’schen Sammlung gethan hatte, Lithographien nach einer von ihm selbst erfundenen Manier in Deckfarben aus, welche damit das Ansehen von Oelbildern erhielten und als Zimmerschmuck verkauft eine weite Verbreitung fanden. Diese Arbeit diente ihm in späteren Jahren als Hauptunterhaltsquelle. Wie Senefelder selbst wußte St. von dem reichen Erwerb, den ihre neue Kunst anderen verschaffte, nicht so viel auf sich überzuleiten und festzuhalten, daß er zu einigem Wohlstande gekommen wäre. Im höheren Alter mußte er sogar Künstler und andere Bekannte um Unterstützung angehen.
Ein Bildniß von ihm, im J. 1826 von Zöllner gezeichnet, kam in die Sammlung des Professors Vogel zu Vogelstein in Dresden. Merkwürdiger Weise scheint es kein lithographirtes Bild von dem Manne zu geben, der gerade auch als Porträtlithograph für seine Zeit Ausgezeichnetes geleistet hat.
- Vgl. Senefelder, Lehrb. der Steindruckerey S. 105 u. 127. – Nagler, N. a. Künstlerlex. XVII, 479 ff.; Derselbe, Die Monogrammisten IV, Nr. 2543 und V, Nr. 313.