ADB:Stritter, Johann Gotthelf von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stritter, Johann Gotthelf (v.)“ von Friedrich Otto in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 598, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stritter,_Johann_Gotthelf_von&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 23:12 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 36 (1893), S. 598 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand November 2018, suchen)
Johann Gotthelf (v.) Stritter in Wikidata
GND-Nummer 100594255
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|598|598|Stritter, Johann Gotthelf (v.)|Friedrich Otto|ADB:Stritter, Johann Gotthelf von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100594255}}    

Stritter: Johann Gotthelf (v.) St., Geschichtsforscher, geboren zu Idstein in Nassau im J. 1740, † in Rußland am 2. März 1801. Er war der zweite Sohn des Rectors Joh. Michael St. zu Idstein. Er besuchte das Gymnasium, dem sein Vater vorstand, und die Universität Halle, wo er vornehmlich theologische Collegia hörte. Doch widmete er in der Folge seine Dienste nicht dem Heimathslande, sondern begab sich nach St. Petersburg, wo er zunächst Beschäftigung und Anstellung an dem Gymnasium der Akademie fand. Nachdem er sein Hauptwerk vollendet hatte (s. u.), wurde er im J. 1780 zum Archivar an dem Reichsarchiv zu St. Petersburg mit dem Range eines Collegienassessors und zum Adjunct der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 1785 zum Hofrath und Aufseher des Reichsarchives zu Moskau ernannt. Seine Verdienste um die Aufklärung der Geschichte Rußlands trugen ihm schließlich den Rang eines russischen Staatsrathes und den von der Kaiserin Katharina gestifteten St. Wladimirorden ein. Unter die Wünsche dieser Herrscherin, zu deren Erfüllung sie u. a. den bekannten Historiker und Publicisten A. L. Schlözer schon im J. 1765 zum ordentlichen Mitgliede der Akademie und Professor der russischen Geschichte bestellte, gehörte es bekanntlich, daß eine zuverlässige und vollständige Geschichte Rußlands zu Stande komme. Die kaiserliche Akademie nahm auch ihrerseits im J. 1767 diese Sache energisch in die Hand und beauftragte, da Schlözer um diese Zeit mit der Absicht umging Rußland zu verlassen, im J. 1768 den noch nicht lange eingewanderten, aber dazu ganz geeignet erscheinenden St., zunächst alles, was über die Geschichte Rußlands bei den Byzantinern sich vorfinde, auszuziehen und zusammenzustellen. Der ihm gestellten Aufgabe kam dieser in einer Weise nach, die ihm den Dank und die Anerkennung der Kaiserin und aller Kenner eintrug; sein Werk ist grundlegend für die wissenschaftliche Erforschung der älteren Zustände und Begebenheiten des großen russischen Reiches geworden. Es erschien von 1771–1780 in vier Quartbänden, die auf Kosten der Akademie gedruckt wurden, und führt den Titel: „Memoriae populorum olim ad Danubium, Pontum Euxinum, Paludem Maeotidem, Caucasum, Mare Caspium et inde magis ad septentriones incolentium, e scriptoribus historiae Byzantinae erutae et digestae“. Petropoli 1771, 1775, 1778, 1780. Um die Ergebnisse seiner Forschungen in weitere Kreise zu verbreiten, verfaßte St. zugleich Auszüge, die auch in das Russische übersetzt wurden, von 1770–75. 8°, veröffentlichte populäre Aufsätze im St. Petersburger Kalender (Historische Nachrichten von der Krim 1775, Nachrichten von den vornehmsten Völkern, die auf der nördlichen Seite der Donau … wohnen 1776–1779) und im (Neuen) St. Petersburger Journal (Lebensbeschreibung des ehemaligen russischen Generals Patrik Gordon 1781 u. a.). Von einer Geschichte des russischen Reiches in russischer Sprache, die er nicht vollendete, erschienen kurz vor seinem Tode im J. 1800 zwei Bände in 4°. Die „Aufsätze, betreffend die russische Geschichte“ in der Bibliothek der Großfürsten Alexander und Constantin (Berlin u. Stettin 1784–1789, Th. 2-9), welche die Kaiserin Katharina verfaßte, beruhen auf einem großen handschriftlichen Werke Stritter’s und reichen bis zum Jahre 1225 (das russische Original bis 1276). – Die Ausgabe des Cornelius Nepos, mit Anmerkungen und Register, St. Petersb. 1773, die St. besorgte, erinnert an seine Lehrthätigkeit im Gymnasium.

Meusel, Gel. Teutschland VII; Derselbe, Anleitung zur Kenntniß der europäischen Staatengesch. 1816. S. 545. – Schlözer, Probe russ. Annalen 1816. Vorrede. – Biographie universelle Th. 44. Paris 1826.