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Artikel „Rhomberg, Josef Anton“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 28 (1889), S. 396–397, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rhomberg,_Josef_Anton&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 09:28 Uhr UTC)
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Rhomberg: Josef Anton R., Historienmaler. Geboren am 24. September 1786 zu Dornbirn im Voralberg, wo seine Eltern als verarmte Nachkommen der alten Grafen Aspremont ihr bäuerliches Heim bebauten, verbrachte derselbe, beinahe ohne alle Bildung und bei harter Feldarbeit heranwachsend, das erste Drittel seines Lebens weitab seines eigentlichen Berufes, obwohl sich, ebenso wie bei dem späteren Theodor Mintrop und Adam Huber oder Franz Defregger, seine künstlerische Begabung frühzeitig kund that. Als R. endlich doch (1808) nach München gelangte, entfaltete sich sein Talent an der Akademie unter der freundlichen väterlichen Unterstützung der beiden Langer, so daß er schon 1815 bei einer Concurrenzarbeit mit seiner großen, die „Sündfluth“ darstellenden Composition den ersten Preis mit 120 Dukaten errang. Im Jahre 1816 schied R. von der Akademie und begab sich zur weiteren Ausbildung nach Wien, wo er über ein Jahr verweilte, theils mit Porträts, theils mit Ausführung von Andachtsbildern beschäftigt. Nach einem Aufenthalte von zwei Jahren in München, wo er sich ausschließlich mit dem Entwurf und der Ausführung historischer Stoffe bethätigte, kehrte er neuerdings nach Wien auf dritthalb Jahre zurück und malte eine ziemlich zahlreiche Reihe von Bildern, welche Herr v. Hormayr in seinem „Archiv“ (1821 und 1822) mit großem Lobe verzeichnet. Im Jahre 1827 erhielt R. eine baierische Staatspension und bald darauf die Stelle eines Professors der Zeichnungskunst an der königlich Polytechnischen Schule in München. In dieser Stellung empfingen viele jüngere Kräfte, welche sich später auf die Akademie begaben und namhafte Künstler wurden, die erste Grundlage und Bildung; R. war, obwohl mit vielen fast unglaublichen Schrullen behaftet, doch ein vorzüglicher Lehrer, hielt nicht allein auf strenge, anatomische Zeichnung, sondern bestand auch gleichmäßig auf einer „schönen Farbe“. Sein großes Werk „Vollständiger Unterricht in der Figurenzeichnung, zum Gebrauche für Schulen und zur Selbstunterweisung. Aus berühmten Kunstwerken großer Maler und Bildhauer, wie auch aus eigenen Compositionen zusammengestellt, in 36 Blättern Umrisse enthaltend, nebst beigefügter Muskel- und Knochenlehre“ (München, ohne Jahr, groß Fol.) galt damals als vorzügliches Lehrmittel; die Muskellehre blieb übrigens das Steckenpferd Rhomberg’s, welcher als Corrector an den Bildern seiner Schüler immer noch ein „Müschkele“ anzuempfehlen wußte. Unter Rhomberg’s eigenen, meist der biblischen Geschichte entnommenen und deßhalb in Kirchen untergebrachten Bildern, war viel Gutes und Verdienstliches, aber auch Langweiliges und Ledernes; manches davon wurde durch eigene Steinzeichnung vervielfältigt. Auch Porträts und Radirungen lieferte R., welcher außer dem Andachts- und Erbauungsbilde sogar Darstellungen „aus der Ritterromantik“ wagte und auch das „Genrefach“ nicht unter seiner Würde hielt. So malte er einen „von seiner Geliebten belauschten Minnesänger“, wie [397] der „Ritter Latour“ die mit einem Löwen kämpfende Riesenschlange erlegt; eine mitten im Meere auf einsamer Felsenklippe von brandenden Wogen umbrauste „Hoffnung“ mit der dahinter aufdämmernden Morgenröthe; so eine mit ihren Kindern am Meeresstrande, um ihren auf den wild empörten Fluthen im Kahne treibenden Gatten jammernde Mutter u. s. w. Außerdem cultivirte R. das Gebirgsbild mit einem „Zitherspieler“, „Alpenhirten“ u. dgl., eine Specialität, worin ihn sein Sohn Hanno R. alsbald übertraf. Josef Anton R. starb, von der rasch nachrückenden Neuzeit vornehm bei Seite geschoben und fast vergessen, am 3. December 1853 zu München.

Vgl. A. v. Schaden, Artistisches München 1836, S. 126 ff. – Söltl, bildende Kunst 1842, S. 251. – Nagler 1843, XIII, 92 – Wurzbach 1874. XXVI, 4 ff.