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Artikel „Schraudolph, Claudius“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 179–181, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schraudolph,_Claudius&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 05:38 Uhr UTC)
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Schraudolph: Claudius Sch., Historienmaler, geboren 1813 zu Oberstdorf im Allgäu, † am 13. November 1891 ebendaselbst, kam 1831 nach München, wo er sowohl durch seinen älteren, nachmals viel gefeierten Bruder [180] Johann v. Schraudolph (s. A. D. B. XXXII, 453) wie auch durch Joseph Schlotthauer (ebd. XXXI, 554) nachhaltige Förderung fand. So zeichnete er nach Karl Högerl’s 1830 erfolgtem Ableben für den durch Schlotthauer neu edirten Holbein’schen Todtentanz die weiteren Blätter auf Stein, während er die Akademie besuchte. Bald erblühte ihm die Freude einer höchst nützlichen Studienreise nach Italien. Da Ernst Förster von dem damaligen Kronprinzen Maximilian 1832 den Auftrag erhielt, eine Sammlung von Handzeichnungen nach präraffaelitischen Fresken und Miniaturen anzulegen, nahm derselbe die jungen Maler Claudius Sch. und Joseph Anton Fischer als Gehülfen mit auf diese artistische Entdeckungsfahrt (s. A. D. B. XLVII, 656), wo dieselben in stilgerechten Umrissen einen Schatz aus Verona, Padua, Venedig, Assisi, Florenz, Pisa und in der Umbrischen Mark sammelten, welcher theilweise den Grundstock zu den später von Förster herausgegebenen „Denkmälern der italischen Malerei“ bildete. Nach dieser lehrreichen Thätigkeit kehrte Claudius Sch. 1833 nach München zurück, um seinem Bruder bei dem unter Heinrich Heß auszuführenden Freskencyklus in der Allerheiligen-Kirche und Basilika Beistand und Hülfe zu leisten (Vgl. Beda Stubenvoll, Beschreibung der Basilika, 1875, S. 49, und Lützow’s Zeitschrift V, 68). Als Lithograph bethätigte sich Sch. mit vier Blättern nach Konrad Eberhard („Die Wallfahrt nach dem heiligen Berg am Feste Mariä Himmelfahrt“ mit Chören von L. [K.] Ett als Publikation der „Gesellschaft zu den drei Schilden in München“ 1836, kl.-Fol.). Für Raczynski’s Geschichte der Kunst (1840) lieferte Sch. Holzstockzeichnungen nach Bildern von Heß, Veit, Eberle und Johann Schraudolph.

1840 erging auch an Claudius Sch. der Auftrag, König Otto’s Residenz in Athen, gemeinsam mit Kranzberger, Ulr. Halbreiter, Jos. Scherer, J. Wurm und Andern, mit Fresken zu zieren. Nach eigenen Compositionen malte Sch. 21 mythologische Scenen, ferner den Argonautenzug, Achill vor Troja, die Unterwelt, die Thaten des Herakles und Theseus und löste seine Aufgabe zur vollständigen Zufriedenheit des hohen Bestellers. Auf dem Rückwege durchstreifte Sch. in fünf Monaten Italien, bethätigte sich mit seinem Bruder an den vom Herzog von Leuchtenberg[WS 1] für die griechische Kirche zu Serjeski bestellten Tafelbildern. Im Herbst 1844 gingen die Brüder wieder nach Rom, um Vorstudien zur Ausmalung des Domes in Speyer zu sammeln und auszuarbeiten. Völlig eingehend in die Bestrebungen seines berühmten Bruders, schuf Claudius mit treuer Hingabe und demüthiger Verzichtleistung auf den eigenen Namen, unermüdlich an dem großen Werke (1845–53), dessen Gelingen nur durch das einheitliche Zusammenwirken aller Mitarbeiter (siehe A. D. B. XXXII, 458) ermöglicht wurde.

Trotz seines schwächlichen Aussehens ungleich kräftiger organisirt, setzte Claudius, immer im Zusammenwirken mit seinem älteren Bruder, die gewohnte hingebende Thätigkeit fort, zeichnete und vergrößerte für denselben neue Cartons zu riesigen Kirchenfenstern (für Landshut, nach England und Frankreich), untermalte dessen große Oelbilder, indem er neidlos auf weitere selbständige Leistungen verzichtete. Es fehlte freilich nicht an liebreichen Freunden, welche, um dem älteren Bruder wehe zu thun, die Fähigkeiten des jüngeren Bruders erhoben. Dieser ließ ihm aber immer die erste Stimme, auch beim Singen, wenn die Beiden ihre heimathlichen Alpenlieder ertönen ließen und im jubelnden Wetteifer, von den Xylographen Blanz und Kreuzer secundirt, im Quartett ihre jauchzenden Weisen hinausjodelten. Dann ließ auch Claudius seine Zither erklingen und spielte so meisterlich, daß selbst Johannes Petzmayer (s. A. D. B. XXV, 547) zum lautesten Beifall hingerissen wurde.

[181] Nach dem 1879 erfolgten Tode des Professors Johann v. Schraudolph übersiedelte Claudius Sch. in die väterliche Heimath, wo er unausgesetzt der Kunst oblag und viele Landkirchen der Umgegend mit besseren Bildern um geringen Lohn versah, als ihnen sonst um theueres Geld zu Theil geworden wäre. So malte er schon 1876 ein Altarbild für die sog. Joseph-Kirche am Ursprung der Iller, für Schoppernau (die Heimath des armen Dichters Michael Felder) und Hopfen bei Füssen (1889): echte Erzeugnisse seiner schönen, fromm gläubigen Seele.

Vielfach verwechselt wurde dieser Künstler mit seinem gleichnamigen Neffen, welcher, geboren am 4. Februar 1843 zu München, sich im Genregebiete hervorthat, die Feldzüge 1866 und 1870 als Oberlieutenant ruhmvoll mitmachte, von 1883–84 die Stelle eines Directors an der Stuttgarter Kunstschule versah und am 4. Januar 1902 zu Eppan in Tirol starb. (Vgl. Bettelheim’s Jahrbuch 1905, VII, 188.)

Vgl. Nagler, 1846. XVI, 11. – Raczynski, 1840. II, 328. – Nekrolog im Morgenblatt 321 d. Allg. Zeitung v. 19. November 1891. – F. v. Bötticher, 1901. II, 649. – Singer, 1901. IV, 226.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Maximilian de Beauharnais (1817-1852), 3. Herzog von Leuchtenberg.