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Artikel „Jaeger, Gustav“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 649–650, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jaeger,_Gustav&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 23:38 Uhr UTC)
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Jäger: Gustav J., Historienmaler, geb. am 12. Juli 1808 in Leipzig, Sohn eines Färbermeisters, lernte erst in seiner Vaterstadt, dann an der Akademie zu Dresden, ging 1832 (mit dem Landschaftsmaler B. Stange) nach München zu Jul. Schnorr, wo er sich überraschend schnell entwickelte; 1836 bis 1837 weilte er in Rom, stand dann als Gehülfe an Schnorr’s Seite bei den Fresken in der neuen Residenz. Im Saale Karls des Großen malte J. die kleinen Bilder: „Karl verjagt die Langobarden aus Deutschland“; die „Einnahme von Saragossa durch Roland“; „Schlacht gegen die Hunnen“ und „Karls Tod zu Aachen“; dann die großen Bilder: „Karl erobert Pavia“; das „Concil zu Frankfurt“ (mit R. Palme) und „Karls Kaiserkrönung zu Rom“. Im Saal des Barbarossa malte er nach Schnorr’s Cartons: „Friedrich als deutscher Kaiser ausgerufen“ (mit Schnorr); „Friedrichs Einzug in Mailand“; der „Friede mit Alexander III. zu Venedig“ und des „Rothbart Tod bei Seleucia“. [650] Von 1846–48 verlieh J. dem Herderzimmer im großherzoglichen Schlosse zu Weimar seinen künstlerischen Schmuck, wo er, trotz des beschränkten Raumes doch eine treffliche Charakteristik der litterarischen Thätigkeit Herder’s nach Griechenland und dem Orient, nach Dichtkunst und Geschichte Sage und Legende, Theologie und Humanität zu geben wußte. Neben die griechische Athene und den ägyptischen Harpokrates malte er den „Stern des Paradieses“ und „Homer, den Günstling der Zeit“. Neben Poesie und Geschichte (gestochen von C. Geyer) setzte J. zwei Bilder aus dem Cid; neben Sage und Legende „Die Fremdlinge“ und das Bild der Andacht; neben Theologie und Humanität den „Barmherzigen Samariter“ und die „Transfiguration“. Der Eindruck, den diese Gemälde machen, ist durchaus edel und wohlthuend; sie entsprechen (nach Förster’s Urtheil) ganz dem klaren, milden, allem äußerlichen Schein abholden, in Empfindung und Ausdruck wahrhaftigen Geiste Herder’s: „Große Einfachheit der Composition zeichnet sie aus, klare und geschlossene Anordnung, Schönheit der Formen und in den Bewegungen ein sehr gehaltenes Maß. Die Färbung ist licht und leicht und harmonisch, ohne stark wirkende Farben und Gegensätze, ohne Manier, aber auch ohne die Absicht der Nachahmung“. Jäger’s Anschluß an seinen Lehrer war überhaupt nicht so eng, wie bei den übrigen Schülern Schnorr’s. Inzwischen wurde J. 1847 als Director der Akademie nach Leipzig berufen, kam aber 1850 noch einmal nach München zur Vollendung der Fresken im vierten Saal der Nibelungen. Von J. sind auch die Fresken in den Kirchen zu Schönefeld und Klein-Pötschau bei Leipzig und in Teichmann’s Aula. Zu seinen besten Oelbildern gehören die „Grablegung Mosis“ (gestochen von Th. Langer); ein „Hiob“ (gestochen von E. Stölzel) 1833; „Moses im Gebet während der Schlacht gegen die Amalekiter“ (1835); eine „Grablegung Christi“ (im Museum zu Leipzig); die „Fußwaschung der Sünderin“ (1859); eine „Beschneidung Johannes“ (gest. von Thäter) etc. Auch im Gebiete der Lithographie versuchte er sich, z. B. die „Bekehrung des Kämmerers aus Mohrenland“ (erfunden und gezeichnet 1836 in München) und lieferte viele Holzschnittzeichnungen zur Cotta’schen Bibel. Der hochverdiente Mann starb am 19. April 1871 zu Leipzig.

Vgl. Raczynski, Gesch. der Kunst II, 243. 260. III. 354. Beil. 117. Allg. Ztg. 27. April 1871. Lützow’s Kunstchronik 1871. S. 123. Förster, Gesch. der deutsch. Kunst V, 101 ff. Reber, 1876. S. 343. Seubert. 1878, II. 289.