Heft 30 des Lausitzer Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke
Supplementteil der Section Markgrafenthum Oberlausitz
Ortsregister des Lausitzer Kreises
Grundbesitz in der Einzeldarstellung: Budissin, Zittau, Camenz, Löbau, Das Domstift St. Petri zu Budissin, St. Marienstern, St. Marienthal, Stift Joachimstein


[241] Mit den bisher beschriebenen und abgebildeten Rittergütern der sächsischen Oberlausitz ist die Zahl derselben keinesweges erschöpft. Um nun wenigstens im historisch-statistisch-topographischen Texte einige Vollständigkeit zu erlangen, hat es der Herausgeber für angemessen gehalten, die übrigen Rittergüter in einer kurzen Uebersicht namhaft zu machen, und zwar in der Weise, dass zuerst des in den Händen einzelner Communen und Stiftungen befindlichen grossen Grundbesitzes gedacht wird. Der Grundbesitz der vier Städte Budissin, Zittau, Camenz und Löbau, des Domstifts zu Budissin und der Cisterzienser-Nonnenklöster St. Marienstern und St. Marienthal ist nicht unbedeutend und hatte früher einen ungleich höheren Werth als neben den Rechten, welche aus der Herrlichkeit flossen, die Ausübung der Gerichtsbarkeit damit verbunden war und die Erbunterthänigkeit noch bestand. Seit Aufhebung der Erbunterthänigkeit und seitdem die Gerichtsbarkeit an den Staat übergegangen ist, blieben den Grundbesitzern nur ein durch die Ablösungen sicherlich nicht vermehrtes Einkommen von Renten und Zinsen und die unmittelbaren Nutzungen von Grund und Boden.


Budissin,

die Hauptstadt des Lausitzer Kreises, besitzt ausser den städtischen Commungrundstücken (gegen 191 Acker Land) und einschliesslich des Grundeigenthums der milden Stiftungen jetzt noch 50 Dörfer und Dorfantheile, denen zum Theil, jenachdem sie früher in adeliger Hand waren, Rittergutsqualität anhaftet, ferner 1282 Acker 75 ◻Ruthen Waldungen und 160 Acker 150 ◻Ruthen Felder, Wiesen und Gärten. Die Mehrzahl der Dorfschaften, welche jetzt zusammen über 4000 Einwohner zählen, gehört seit frühester Zeit zur Stadt, wie sich schon daraus schliessen lässt, dass von vielen die Zeit der Erwerbung nicht mehr bekannt ist. Da Ankäufe und Veräusserungen nicht selten vorkamen, so war je nach diesen Besitzveränderungen, deren Anzeige hier zu weit führen würde, ihre Anzahl bald grösser bald kleiner, und die zerstreute Lage derselben, welche die Bildung eines zusammenhängenden Stadtgebietes unmöglich machte, war die Veranlassung, sie vier verschiedenen Gerichtsämtern zuzutheilen.

Im Gerichtsamte Bischofswerda liegen: der oberlausitzische Theil von Gross-Hänchen und der Kirchort Uhyst am Taucher.

Zum Gerichtsamte Budissin sind geschlagen: Auritz, Basankwitz, Binnewitz, Blösa, Boblitz mit Neu-Boblitz, Burk, Daranitz, Denkwitz, Gross- und Klein-Döbschütz, Lehn, Mehltheuer, Meschwitz, Ober-Kaina, Preuschwitz, Rabitz, Rascha, Scheckwitz, Soritz, Stiebitz, Waditz und Weissig, sowie die Stadtantheile von Baschütz, Canitz-Christina, Doberschütz, Dreikretscham, Kumschütz, Nimschütz, Rachlau und Strehla.

Dem Gerichtsamte Schirgiswalde gehören: Gross-Postwitz, Hainitz und Klein-Kunitz und der Stadtantheil von Cosul im Gebirge.

Nechen, Peschen und der Stadtantheil von Plotzen gehören in das Gerichtsamt Löbau.

Das Rittergut Gross-Hähnchen am Taucher Walde gehörte vormals zu den bischöflich-meissnischen Lehngütern der Oberlausitz und war 1483 in den Händen eines Oswald von der Oelsnitz. Das Allodium desselben ist wahrscheinlich der später an die Stadt Budissin gelangte Theil von Gross-Hähnchen und blieb oberlausitzisch, während das Lehn, wie die übrigen bischöflichen Lehngüter, meissnisch ward.

Uhyst am Taucher, 1484 von Gotsche von Schleinitz an die Stadt Budissin verkauft, ging 1547 im Pönfall verloren und ward nebst dem Taucher Walde erst am 24. September 1555 für 5000 Thaler wieder erworben.

Auritz, auch Aueritz, kommt vermuthlich im Lehnregister der Bischöfe zu Meissen vom J. 1483 unter dem Namen Auerwitz vor. Damals trugen Christoph und Heinrich von Haugwitz auf Putzkau 3 Scheffel Roggen und 2 Scheffel Hafer vom dasigen Bischofszehnten zu Lehn. Ueber die Zeit, wann Budissin dieses Dörfchen erwarb, liess sich keine Angabe auffinden.

Basankwitz wurde zu Ende des 16. Jahrhunderts von Stiftsgeldern des Salomo Zeidler Erbherrn auf Hopfenbach im Herzogthum Krain erkauft.

Burk bei Niederkaina gehörte im J. 1329 dem Budissiner Bürger Hermann de Seyfriczdorf.

Gross-Döbschütz, wendisch Debssezy, an der Spree, war vormals ein Rittergut, dessen letzter Besitzer, ein Herr von Rindfleisch, es vor 1650 an die Stadt Budissin verkaufte. Unterm 25. April 1650 wurde das Gut an 4 Einwohner zu Gross-Döbschütz und Lehn parzellirt. In Lehn befand sich ein herrschaftliches Vorwerk.

Mehltheuer, wendisch Lubenz, seit 1584 Besitzthum der Stadt Budissin, nördlich vom Schmeritzberge. Die hohe Lage des Dörfchens gewährt eine schöne Aussicht.

Meschwitz, wendisch Meschizy, war ein Besitzthum des durch seine Stiftungen hochverdienten Dr. Gregotius Mättig. Er vermachte es der Stadt laut Testaments vom 25. Januar 1650.

Das Rittergut Baschütz zwischen Budissin und Wurschen scheint schon seit früher Zeit getheilt gewesen zu sein. Budissin erwarb seinen Antheil zu Ende des 16. Jahrhunderts mit Hülfe der Stiftsgelder des genannten Salomo Zeidler für 2900 Mark. 1789 war der andere Theil des Ritterguts in den Händen der verwittweten Frau Obristleutenant Lehmann, geb. Aster.

Canitz-Christina gehört zum Theil dem Domcapitel und zum andern Theile der Stadt Budissin.

Das Kirchdorf Gross-Postwitz ward 1507 von Liborius von Helwigsdorf der Stadt Budissin verkauft, fiel durch den Pönfall an den König Ferdinand I. und gelangte nebst Hainitz im J. 1549 an den Kanzler Georg Fritsche in Budissin, von dessen Erben beide Dörfer wieder an die Stadt kamen.

Unter den Dörfern, welche zeitweilig Eigenthum der Stadt Budissin waren, nennen wir Buchwalde, Cannewitz, Grubditz, Jiedlitz, Litten, Niederkaina, Purschwitz und Zieschütz. Buchwalde gehörte im 15. Jahrhundert einem Peter Marschel und ward vom König Matthias I. durch den Landvoigt Georg von Stein im J. 1482 der Stadt Budissin in Lehn gegeben. Schon längst gehört es zum Rittergut Baruth. Wegen Cannewitz, welches nebst Grubditz die Stadt zu Ende des 16. Jahrhunderts von Melchior von Kalkreuth für 4400 Gulden erkaufte, dürfte, da es auch Canitz genannt und deshalb mit andern Ortschaften dieses Namens häufig verwechselt wird, zweifelhaft sein, ob darunter nicht Canitz-Christina gemeint sein. Grubditz war schon früher einmal im Besitze der Stadt, jedoch ist die Kaufurkunde vom J. 1486 noch nicht bekannt. Im J. 1600 gehörte es wieder dem Budissiner Bürger Hieronymus Ruperti, welcher es am 8. Januar 1603 dem Domcapitel käuflich überliess. Litten und Purschwitz erkaufte die Stadt Budissin von dem genannten Melchior von Kalkreuth. Eine andere Nachricht nennt aber einen Herrn Berka von der Daube und Leippe als Verkäufer und 1589 als das Jahr des Verkaufs. Die Bedrängnisse des 30jährigen Krieges nöthigten die Stadt, im J. 1638 Purschwitz an Anton von Rosenhayn auf Klein-Rackel zu verpfänden und es blieb in den [242] Händen dieser Familie bis zum J. 1708, wo es die Stadt mit Mättig’schen Stiftsgeldern wieder einlöste, weshalb Litten und Purschwitz urkundlich als Mättig’sche Stiftsgüter vorkommen. In neuerer Zeit (vor 1847) wurden beide an den Herrn Hauptmann von Döring verkauft. Von Niederkayna ist in diesem Werke bereits S. 7 die Rede gewesen. Als Ergänzung sei noch bemerkt, dass Niederkayna, bevor es zu gleicher Zeit mit Basankwitz in Budissin’s Besitz kam, lange Zeit der Familie von Baudissin gehörte. So werden z. B. genannt: ein Hans von Baudissin 1440 und 1449, ein Peter von Baudissin 1516 und 1521; doch scheint der Grund und Boden getheilt gewesen zu sein, denn 1440 besass auch Nicolaus Rupprecht, ein budissiner Bürger, ein Vorwerk daselbst. Auch das Domstift zu Budissin hatte in frühester Zeit daselbst Grund und Boden, Zinsen und beträchtlichen Decem. Das Rittergut Jiedlitz ward im J. 1508 von Budissin für 800 Mark erworben, ging aber durch den Pönfall für immer verloren. 1789 war es in den Händen der Wittwe des Bürgermeisters Hering, Christian Friederike geb. Gläser zu Budissin. Das Rittergut Zieschütz erwarb die Stadt Budissin käuflich von Hans von Nadelwitz zu Ende des 16. Jahrhunderts für 3750 Gulden. Später kam es wieder in andere Hände, doch mag die Stadt einen Antheil bis in die neueren Zeiten besessen haben, wenn anders die vorgefundenen Angaben richtig sind. Ueber alle diese Besitzungen würden dem Geschichtsfreunde ausführlichere Nachrichten vielleicht erwünscht sein, sie konnten hier aber, ohne zu weit zu führen, nicht in ihrer Vollständigkeit gegeben werden, vorzüglich auch darum nicht, weil leider die nur durch Archivstudien zu gewinnenden Unterlagen kaum dem kleinsten Theile nach zu Gebote standen.

Auch über das Gebiet der Stadt

Zittau

dürfen wir uns wegen des beschränkten Raumes nur kurz fassen, obwohl wir bei der Reichhaltigkeit der Nachrichten Gelegenheit hätten, viel Merkwürdiges mitzutheilen. Keine andere Stadt Sachsens hat ein gleich grosses Commungebiet, dessen Bevölkerung auch dem Raume nach zu den dichtesten Deutschlands unbedingt zu zählen ist. Es umfasst nach folgender statistischen Uebersicht einen Raum von 4-5 ◻Meilen mit einer Bevölkerung von 64,163 Einwohnern, nach der letzten Zählung vom J. 1858. Wir geben hier die Besitzungen der Stadt nach folgenden Gerichtsämtern an, denen die einzelnen Ortschaften zugetheilt sind:

Name der Ortschaften. Flächenraum der Bevölke-
rung
nach der
Zählung
vom
1. Decbr.
1858
unmittel-
baren Be-
sitzungen
der Stadt.
einzelnen
Orte
überhaupt.
Gerichtsamt Neusalza Acker Q.-R. Acker Q.-R.
Ober-Friedersdorf 568 79 883
Gerichtsamt Ebersbach
Alt- und Neu-Ebersbach 203 248 2660 121 6355
Alt- und Neu-Eibau 141 70 2404 115 5283
Alt-Gersdorf 103 265 288 105 1536
Gerichtsamt Gross-Schönau
Gross- und Neu-Schönau 341 237 2652 192 5580
Seifhennersdorf 5 199 3459 131 6027
Alt- und Neu-Waltersdorf 14 125 818 75 1897
Forstrevier daselbst 1693 73
Herrenwalde 84 23 186
Saalendorf 88 163 65
Gerichtsamt Herrnhut
Antheil von Ober-Oderwitz 541 50 (1000)
Gerichtsamt Ostritz
Antheil von Seitendorf 700 80 (550)
Gerichtsamt Reichenau
Lichtenberg 32 907 97 793
Forstrevier daselbst 173 198
Reichenau antheilig 140 162 192
Türchau 277 225 1239 267 886
Zittel 252 97 101
Gerichtsamt Zittau
Die Stadt Zittau 407 80 2724 55 12186
Bertsdorf 2556 113 2046
Antheil von Dittelsdorf 1141 258 1320
Drausendorf 327 161 452 276 196
Eckartsberg 1285 76 553
Hartau 859 167 464 37 688
Hirschfelde 38 6 1056 293 1773
Jonsdorf 100 403 204 1572
Klein-Schönau 13 214 749 190 401
Lückendorf 486 199 615
Mittel-Herwigsdorf 2301 24 1609
Neu-Hörnitz 24 39 128 183 353
Nieder-Oderwitz 825 220 1166 235 2527
Ober-Herwigsdorf 1??9 48 700
Olbersdorf mit Eichgraben 1606 291 2??8 283 2899
Oybin 1295 168 ?4 64 741
Hayn 24 197 60 250 134
Pethau 10 118 2?5 67 163
Rohnau 228 166 1?9 178 545
Rosenthal 3 176 3?8 284 613
Scharre 27 34 73
Wittgendorf 309 55 17?1 158 1122
Summa: 8930 228 37922 348 64163


Von den der Stadt unmittelbar gehörigen Grundstücken betragen allein die Waldungen, welche in die Forstreviere Olbersdorf, Wittgendorf, Ebersbach, Gross-Schönau, Waltersdorf, Oybin, Hartau-Lückendorf, Rohnau, Lichtenberg, Oderwitz, Stadtrevier mit Neu-Hörnitz, Hospitalrevier und Neu-Eibau eingetheilt sind, zusammen 8134 Acker 262 ◻Ruthen oder fast den Flächenraum einer Quadratmeile. Das Gebiet der Stadt Zittau, reich an den mannichfaltigsten Gegenständen, welche der Betrachtung werth erscheinen, würde in Absicht auf die Naturschönheiten seiner Berge und Thäler, seiner reizenden Landschaften und grossartigen Fernsichten, nicht weniger in Beziehung auf Alles, was der Fleiss seiner Bewohner von jeher in Wissenschaft, Kunst- und Gewerbthätigkeit aller Art geschaffen hat, eine umfassende Schilderung verdienen; sie hier zu versuchen könnte aber nur dann zweckentsprechend sein, wenn es sich lediglich um Rittergüter handelte und wenn die Verhältnisse noch dieselben wären, welche die Stadt Zittau den ehemals so reich bevorrechteten Rittergutsbesitzern gleichstellten. Indess erfordert es die vormals politische Wichtigkeit Zittau’s, hier folgende Bemerkungen über den Erwerb der Zittauischen Communbesitzungen, und namentlich der Rittergüter aus adeliger Hand, nicht zu übergehen.

Zu den ältesten Besitzungen der Stadt Zittau, mit deren Flur bei ihrer Gründung im J. 1255 die kleinen Dörfer Knoblochsdorf, Helwigsdorf, Grechsdorf, Lunzendorf, Kratzendorf, Neudörfchen und Diebsdörfchen verbunden wurden, gehören unstreitig Pethau und der Antheil von Reichenau. Eine Erwerbsurkunde ist nicht bekannt. Gelegenheit zu Erwerbungen gab der Umstand, dass die sogenannten Patrizier unter den Stadtbewohnern auf den benachbarten Dörfern begütert waren, was noch häufiger stattfand, seitdem ihnen nach dem Privilegium Kaiser Karl’s IV., d. d. Dienstag nach Jubilate 1358, erlaubt war, Grundbesitz auf dem Lande bis zu einer gewissen Summe zu erwerben und als Mannlehn zu besitzen. Zu solchen patrizischen Familien gehörten z. B. die Rathsherren Nicolaus und Johann, Waltherus de Sanctis, Nicolaus de Albrechtsdorf, Hermann von Lichtenberg, Johann de Königshayn, Conrad de Reichenau, die Wildenstein, die Lusdorf oder Ludwigsdorf, die Feuring, die Scherfing, die von Eisersdorf und viele andere. Bei eintretenden Erledigungsfällen musste es der Stadt erwünscht sein, solchen Grundbesitz zur Stadt zu bringen, und dass solche Fälle benutzt wurden, lehren viele Beispiele.

Olbersdorf war ursprünglich oder kam in früher Zeit in verschiedene Hände, woher wohl die jetzige Eintheilung des langgestreckten Dorfes in Ober- und Nieder-Olbersdorf stammen mag. Jenes war zittauisch, dieses dagegen in den Händen der Herren von der Leippe, deren Einer, der böhmische Obermarschall Heinrich, seine Tochter, als sie im Kloster Nonne ward, im J. 1323 mit 10 nahe bei Zittau gelegenen Gütern Olbersdorfs ausstattete und den Rest seines Besitzthums von Olbersdorf später demselben Kloster testamentarisch vermachte. Dieser Klosterantheil ward im J. 1496 gegen Güter in Seitendorf an einen Georg von Gersdorf vertauscht und kam im J. 1497 von [243] Diesem kaufsweise an das Cölestiner-Kloster Oybin. Auch der zittauische Antheil von Olbersdorf, welchen die Stadt als sie dem Kaiser Karl IV. ein Haus, das sogenannte Kaiserhaus, zu bauen und andere Ansprüche desselben zu befriedigen hatte, im J. 1361 an die Zittauer Bürger Heinze Schubert und Nickel Hässler zu verkaufen genöthigt war, gelangte in der Zeit von 1414-1476 nach und nach an dasselbe Kloster Oybin, ging also für die Stadt verloren, bis sie im J. 1574 neben andern Oybinischen Gütern auch Olbersdorf wieder erwarb. Ein werthvolles Besitzthum für die Stadt ist Olbersdorf wegen seines Holzreichthums und durch seine Porphyrbrüche, aber die Fülle unterirdischer Braunkohlen, welche seit 1811 zu Tage gefördert, und, weil sie alaun- und vitriolhaltig sind, bisher mehr zur Düngung als zur Feuerung benutzt wurden, bereitet dem Orte auch eine vielversprechende Zukunft. Seit 1817 ist mit dem Braunkohlenwerke eine Vitriol- und Alaunsiederei verbunden.

Zu Gunsten des neugestifteten Klosters Oybin war Zittau im J. 1369 auf die zeitherige Benutzung der Gebirgs-Forsten zu verzichten genöthigt, wusste aber anderwärts Ersatz zu finden. So erkaufte die Stadt, welche laut Urkunde, d. d. XIV. Calend. Martii 1365, bereits das Königsholz erworben hatte, im J. 1375 von Nickel und Kunz von der Gottleube den Kahlenberg zwischen Lichtenberg und Hermsdorf, und mit der Erwerbung von Hartau seit 1375 und 1384 aus den Händen derer von Biberstein und der Burggrafen von Donyn erlangte sie auch beträchtliche Waldungen. Auch bei Hartau wird seit 1835 Braunkohlenbau betrieben.

Es wird nicht überflüssig sein zu bemerken, dass die Dörfer in ihrer ersten Anlage meist aus sogenannten Vorwerken erwachsen sind, denen die ursprüngliche Rittergutsqualität anhaftete. Als die Bevölkerung zunahm, fand gefassentliche Theilung statt und die Trennstücke kamen in erbunterthänige Abhängigkeit der übriggebliebenen Vorwerke, woraus sich die nachmaligen Rittergüter bildeten. Der Grund und Boden einer Dorfflur konnte also verschiedene Besitzer und Herrlichkeiten haben, also auch theilweise veräussert werden. Beispiele solcher Theilveräusserungen begegnen uns auch noch später. Wahrscheinlich aus den Händen der Burggrafen von Donyn erwarb Zittau im J. 1380 das Dörfchen Zittel, dessen vielleicht schon damals unter 3 oder 4 Bauergüter vertheilter Rittersitz an der Stelle gestanden haben soll, welche noch den Namen „Wall“ führt, und 1383 verkaufte der Zittauer Patrizier Nickel Lusdorf (seit 1395 Bürgermeister) sein Dorf Lichtenberg an seine Vaterstadt.

Ferner erkaufte die Stadt im J. 1387 von den Brüdern Heinrich und Wilhelm, Burggrafen von Donyn auf Grafenstein, das Vorwerk zu Luptin, sowie die Herrlichkeit und oberste Gerichtsbarkeit zu Poritzsch (Klein-Poritzsch) und Klein-Schönau mit Vorbehalt dessen, was von Letzterem Czenko (Zdenko) von Donyn besass. Wenn gemeldet wird, dass Luptin im J. 1450 abermals von einer Barbara Weisshentschel für 71/2 Mark an Zittau gelangte, so ist wahrscheinlich nicht ganz Luptin, sondern nur ein vielleicht bei dem früheren Verkaufe vorbehaltener Theil gemeint. Eben so geschieht einer Hälfte von Klein-Schönau Erwähnung, welche um 1453 von der Stadt erkauft ward. Ob hier Wieder- oder Neu-Erwerbung stattfand, wenn man etwa diese Hälfte zu den Besitzungen Czenko’s von Donyn rechnen wollte, ist nicht klar.

Auch Eckartsberg scheint, denn die Nachrichten sind nicht vollständig auf uns gekommen, nur nach und nach an die Stadt gelangt zu sein. Nach vorhandenen Urkunden von 1310 und 1315 war das Kloster Marienthal in Eckartsberg begütert, und noch im J. 1618 waren klösterliche Ansprüche Gegenstand eines Streites. Auch Nickel’s von der Leippe Gemahlin Anna hatte in Eckartsberg Besitzungen, denn sie stiftete im J. 1387 eine ewige Lampe in der Johanniskirche zu Zittau, mit Zinsen, die auf Eckartsberg hafteten. Was also Clara Wildenstein und ihre Kinder (der obengenannte Nickel Lusdorf war ihr Schwiegersohn) von Eckartsberg im J. 1390 an die Stadt Zittau verkauften, kann nur ein Theil des Dorfes gewesen sein.

Zittau’s nächste Erwerbung war das Dorf Lückendorf, was um 1369 als Wüstung vorkommt. Wenn das Dörfchen im Jahre 1404, als es von Benesch von Wartenberg auf Lemberg und Wenzlaw von Wartenberg auf Blankenstein an die Stadt Zittau für 100 Mark verkauft wurde, bereits wieder bestand, so kann es bei seiner Kleinheit nur wegen der Waldung ein annehmlicher Kauf gewesen sein. Von dem vormaligen Vorwerke oder Maierhofe hat man noch im J. 1813 Mauerspuren entdeckt. Unter den Einwohnern finden sich weitgesuchte Holzfäller und Stöckeroder und geschickte Spillen- und Spinnpfeifendrechsler. Noch sei bemerkt, dass Lückendorf ursprünglich zu Böhmen gehörte; vielleicht ward es erst unter Zittauischer Herrschaft von der böhmischen Landtafel gefreit.

Waltersdorf erkaufte die Stadt Zittau im J. 1419 von einem Nickel von Warnsdorf auf Gersdorf. Als Zubehörungen begründete der Stadtrath im J. 1557 Saalendorf, im J. 1580 Herrenwalde, und in der Mitte des 17. Jahrhund. Neu-Waltersdorf, welches im J. 1667 eigene Gerichten bekam. Merkwürdig ist der Ort durch die im J. 1750 entstandene Zwillich-, Drillich- und Kannevas-Manufactur und durch die in der Oberlausitz hier zuerst eingeführte Jacquard-Damastweberei. Die ersten Proben solcher mit der Jacquard-Maschine gewebten Waaren lieferte der Fabrikant Kämmel in Saalendorf. Jetzt zählt man in dem gewerbfleissigen Dorfe über 100 Jacquard-Stühle.

Dass Bertsdorf mit seiner bedeutenden Dorfflur, seit 1453 Besitzthum der Stadt Zittau, einen Rittersitz gehabt habe, ist zu vermuthen, wenn sich auch die seitdem eingetretenen Verhältnisse nicht mehr nachweisen lassen. Seine älteste Geschichte ist unbekannt; man weiss nur, dass ein Theil des Dorfs im 15. Jahrhunderte der Patrizier-Familie Feuring, und namentlich einem Heinrich Feuring und dessen Sohne Martin Feuring, gehörte. Die Wittwe des Letztern brachte ihr Erbe an ihren zweiten Gemahl Peter Hasske von Eberhardsdorf, und beide, kinderlos, verkauften ihr Eigenthum im J. 1453 an die Stadt Zittau gegen lebenslängliche Nutzniessung. Peter Hasske lebte noch im Jahre 1469. Ein anderer Theil gehörte damals der Familie Lusdorf oder Ludwigsdorf. Hans Ludwigsdorf überliess im J. 1458 der Stadt vier Bertsdorfer Bauern gegen schuldige Steuern. Des Nostitz’schen Besitzes von Bertsdorf gedenken wir später. Nicht unerwähnt zu lassen ist aber die Bleicher-Colonie Hänischmühe an der Jonsdorfer Grenze. Sie ist die Gründung eines ausgezeichneten Landmanns, Johann Gottlieb Hänisch aus Jonsdorf. Mit bedeutendem Aufwande von Zeit, Mühe und Geld verwandelte er im J. 1777 ein wüstes, zum Theil waldiges Stück Land in eine Garnbleiche mit nöthigen Wasserleitungen und Gebäuden für sich und seine Familie, in deren Besitze diese Bertsdorfer Garnbleichen sich noch in voller Blüthe befinden. Dieser merkwürdige Mann, welcher im J. 1810 als 71jähriger Greis starb, war übrigens der mütterliche Grossvater des rühmlichst bekannten Kapellmeisters Friedrich Schneider in Dessau.

Hirschfelde, ein ansehnlicher Flecken in anmuthiger, fruchtbarer Gegend an der Neisse, ward gleichfalls zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Besitzern Eigenthum der Stadt Zittau. Man kennt vier verschiedene Herrschaften. Ein Theil gehörte der Familie von Romberg, und diesen nebst Rohnau mit der auf einem Berge am rechten Ufer der Neisse gelegenen Burguine erkaufte Zittau im J. 1494 von Christof von Romberg für 2100 Gulden. Den zweiten Theil erwarb sie im J. 1506 von Konrad von Kyau für 1625 Schock Groschen. Der dritte Theil war damals in geistlicher Hand, ein Besitzthum des Johanniter-Ordens und bildete eine eigene Commende, welche von der Commende zu Zittau abhängig war. Sie konnte nicht unbedeutend sein, da dem Orden neben ansehnlichem Grundbesitze auch das Kirchenpatronat zu Hirschfelde und Burkersdorf gehörte. Auf den Ankauf dieser Commende kommen wir später zurück. Als vierte Herrschaft endlich ist das Kloster Oybin zu nennen, welches seit 1460 einen Theil des kalten Vorwerks zu Hirschfelde besass. Die Burg Rohnau, reizend gelegen an dem Punkte, wo in uralten Zeiten die Neisse den Bergkranz durchbrach und sich durch das romantische Neissthal einen Weg in die Niederungen der Oberlausitz bahnte, ist geschichtlich merkwürdig genug, ihrer hier mit einigen Worten zu gedenken. Es ist wahrscheinlich, dass die Burg Rohnau im J. 1262, wo sie geschichtlich zuerst genannt [244] wird, schon eine geraume Zeit, und zwar als Sitz eines Burgwards, wichtig gewesen ist. Dieses Burgward umfasste die ganze umliegende Gegend und namentlich auch Hirschfelde. Damals gehörte sie als Besitzthum des Königs von Böhmen zu den Pfandstücken, welche König Wenzeslaus dem Markgrafen Otto dem Langen von Brandenburg und Herrn des Görlitzischen Kreises der Oberlausitz als Preiss für die über ihn geführte Vormundschaft einräumen musste. Kaiser Rudolph I. erklärte zwar im gedachten Jahre diese Verpfändung für nichtig, aber wir wissen nicht, ob endlich und wie Markgraf Otto für seine Ansprüche entschädigt worden ist. Später erscheint die Burg Rohnau unter den Pfandstücken, welche Herzog Heinrich von Jauer als Mitgift seiner Gemahlin Agnes bis an seinen Tod 1346 inne hatte. Hierauf fiel Rohnau an die Könige von Böhmen zurück. Als Sitz eigener Burggrafen mochte die Burg, als Kaiser Karl IV. ihre Nutzungen im J. 1366 und 1369 der Stadt Zittau auf einige Jahre überliess, wohl längst schon aufgehört haben wichtig zu sein. Die Geschichte nennt 1262 einen Conrad, 1268 einen Zdislaus von der Leippe, 1322 einen Joroslaw von Schlieben als Burggrafen von Rohnau. Vermuthen lässt sich, dass die von Rohnau, in deren Besitze die Burg später vorkommt, von jenen Burggrafen abstammen mögen. Bereits im J. 1389 war die Burg in den Händen der Brüder Ansheim und Przedebor von Rohnau. Ansheim stand bei Hofe in Ansehen, ward im J. 1391 Landvoigt zu Görlitz und kommt 1392 auch als Voigt zu Zittau vor. Beide verkauften die Burg an den Markgraf Jodocus von Mähren und dieser überliess sie seinem Günstling Hinko Berka von der Duba auf Hohnstein. Vielleicht war dieser Verkauf Ursache, dass K. Wenzeslaus den Anshelm von Rohnau 1396 der landvoigteilichen Würde entsetzte. Markgraf Jodocus, gegen seinen Bruder Wenzeslaus feindlich gesinnt, lies durch den von der Duba feindliche Einfälle in das Zittauer Gebiet thun und Rohnau ward ein förmliches Raubnest, ein Schrecken der ganzen Umgegend. Schon unterm 11. Novbr. 1396 gab K. Wenzeslaus den Befehl, die Burg zu zerstören. Während Markgraf Jodocus die Ausführung dieses Befehls durch Unterhandlungen mit dem Könige über mancherlei Ansprüche zu verzögern wusste, setzte Hinko Berka von der Duba sein Raubhandwerk noch einige Jahre ungestört fort, bis auf erneuerten Befehl, welchen der zeitige Statthalter von Böhmen, Markgraf Prokop, d. d. Montags nach St. Thom. 1398, erliess, Ritterschaft und Städte der Oberlausitz nicht länger säumten, zur Belagerung und Zerstörung des Raubnests zu schreiten. Bereits in den ersten Wochen des J. 1399 war das Werk nach hartem Kampfe vollendet und ein Gegenbefehl des K. Wenzeslaus fand die Burg schon zerstört. Markgraf Jodocus ward vom Könige mit 1000 Mark entschädigt und Rohnau blieb seitdem Ruine, welche noch immer ansehnlich ist, obwohl man Steine davon 1794 zum Bau des danebenstehenden Forsthauses verwendete. Die Felder des Vorwerks wurden in Bauergüter und kleinere Nahrungen ausgethan und daraus bildete sich vielleicht erst unter Zittauischer Herrschaft das jetzige Dorf Rohnau.

Die nächste Erwerbung, welche die Stadt Zittau zu machen Gelegenheit hatte, betraf das Dorf Oderwitz, dessen Geschichte, namentlich die ältere, nur sehr unvollständig bekannt ist. Schon seit langer Zeit muss der Besitz vielfach getheilt gewesen sein und es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Dorf wie das benachbarte Königsholz, welches K. Karl IV. im J. 1365 an die Stadt Zittau für 500 Schock Prager Groschen verkaufte, ursprünglich zu den königlichen Besitzungen gehört habe. Wann und wie das Dorf in verschiedene Rittergüter zerfiel und wann sich die beiden Kirchspiele bildeten, da die Prager Erzbisthumsmatrikel vom J. 1384 nur Udrwitz nennt, so dass unbestimmt bleibt, welche der beiden Kirchen die ältere sei, während die sogenannte Zittausche Landtafel vom J. 1397 bereits Ober- und Nieder-Oderwitz unterscheidet, lässt sich geschichtlich nicht nachweisen. Urkundlich kommen 1397 Otto von Nostitz, 1409 der Fehmschöppe Heinel von Nostitz, 1414 die Brüder Heinrich, Konrad und Friedrich von Kyau und 1488 Adam von Kyau als Besitzer von Oderwitz vor, aber man weiss nicht, welchem Antheile sie angehören. Später erscheinen gleichzeitig die Herren von Schleinitz und von Mauschwitz in Ober- und Nieder-Oderwitz begütert und von den Gebrüdern von Mauschwitz wurden im J. 1516 „etliche Bauern in Nieder- und Ober-Oderwitz nebst der Gerechtigkeit bei beiden Kirchlehnen“ an die Stadt Zittau verkauft. Es sind dies die Antheile, welche jetzt die Rittergutsbesitzer von Ruppersdorf und Haynewalde inne haben (vgl. oben 8. 68. 89 und 100), und welche der Stadt Zittau durch den Pönfall im J. 1547 für immer verloren gingen.

Auch von Wittchendorf welches die Stadt Zittau 1521, Mittwochs nach Reminiscere, von einer Zittauischen Patrizierfamilie, den Brüdern Hans, Wenzel, Wladislaus und Edmund von Eisersdorf, nicht ohne Widerspruch von Seiten der Ritterschaft erkaufte, hat die ältere Geschichte nur dürftige Nachrichten aufbewahrt. Wenn es zu den Besitzungen der Burggrafen von Donyn gehörte, so mag es frühzeitig in Vasallenhände gelangt sein. Man kennt als Herren von Wittchendorf 1386 einen Cunz von Redern, später den vielgenannten Hartung v. Klüx auf Tzschocha, noch 1434, und seit 1437 einen Nickel von Gersdorf. Wann es die von Eisersdorf erworben haben, ist unbekannt. Auch die vormalige Wichtigkeit der dasigen Kirche, deren Plebane in katholischen Zeiten öfters das Zittauische Decanant verwaltet haben, ist noch unaufgeklärt und die Sage von einem Kloster daselbst beruht vielleicht darauf, dass irgend ein Franziscanerkloster eine sogenannte Terminey in Wittchendorf hatte. Von dem vormaligen Rittersitze, wenn er bestand, ist jede Spur verschwunden und von dem Vorwerke mag nur die Waldung übrig geblieben sein. Vielleicht gehörte die sogenannte Römerei zu dem ehemaligen herrschaftlichen Grund und Boden.

Je mehr es der Stadt Zittau Anstrengungen gekostet hatte, alle diese Güter zu erwerben, und mit ihnen die Quelle unversieglichen Reichthums, erhöhter Macht und beneideten Ansehens, um so härter musste ihr der Verlust derselben durch den bekannten verhängnißvollen Pönfall im Jahre 1547 erscheinen. Die Darstellung dieses Ereignisses gehört in die Geschichte der Oberlausitz. Mit einem Schlage ward die Stadt Zittau, wie die übrigen Glieder des sechsstädtischen Bundes, ihrer fundirtesten Einkünfte beraubt, und sie wäre der Vernichtung preisgegeben gewesen ohne die fürsorgliche Hülfe, welche ihr Kaiser Ferdinand I. in der Folge angedeihen liess. Ausser den nöthigsten Privilegien-Urkunden, welche die städtischen Rechte verbürgten, gab er der Stadt zunächst am 30. Juni 1549 die Benutzung der Commende des Johanniter-Ordens zurück. Der Comthur Christoph von Wartemberg hatte nämlich bereits im Jahre 1540 der Stadt gegen ein Darlehn von 200 Schock Groschen den Comthurhof auf acht Jahre zur Benutzung überlassen. Dieses Pfand ging im Pönfall gleichfalls verloren und die Wiedergewinnung und Erneuerung der Pfand-Verschreibung auf drei Jahre und seit 1552 wieder auf sechs Jahre war für die Stadt um so werthvoller, als das damals besonders wichtige Collatur-Recht über die geistlichen und Schul-Aemter der Stadt damit verbunden war. Der völlige Verkauf der Commende erfolgte, wie wir später berichten werden, erst 1570.

Ohne Entschädigung, wie es scheint, gab Kaiser Ferdinand I. der Stadt unterm 19. October 1549 zurück die Dörfer Eckartsberg, Pethau und Klein-Schönau (mit Zittel?), die Wiesen bei der Vogelstange, zwei Wiesen bei Klein-Schönau und einen Theil des Holzes am Gäbler nebst der Viehweide zu Zittau. Für die folgenden Güter aber musste die Stadt beträchtliche Summen bezahlen. Kaiser Ferdinand I. überliess ihr käuflich am 18. November 1549 das Dorf Hartau für 3500 Thaler, am 29. März 1551 den Flecken Hirschfelde nebst zwei Bauern zu Blumberg und zwei Bauern in Türchau für 7000 Thaler, am 31. Mai 1552 das Dorf Wittchendorf für 3800 Schock meissnisch, und am 24. September 1554 die Dörfer Waltersdorf, Dittelsdorf, Rohnau, Lichtenberg und Lückendorf sowie das Königsholz für 10,000 Schock Groschen. War auf diese Weise der Verlust zum grössten Theile wieder ersetzt, so zeigte der Magistrat der Stadt Zittau auch in der Folge sein ernstliches Streben, „seine löbliche und wohlhergebrachte Herrlichkeit, von Alters, je und in alle Wege zu erhalten.“ Wir haben nun noch von folgenden Gütererwerbungen Nachricht zu geben.

Laut Urkunde vom 19. März 1570 erkaufte die Stadt von Christoph von Wartemberg, dem letzten Comthur des St. Johanniter-Ordens zu Zittau, die beiden Comthurhöfe zu Zittau [245] und Hirschfelde mit allem Zubehör, den Kreutzhof zu Zittau, die Wiedemuthsleute zu Seitendorf, Dittersdorf, Burkersdorf und Hirschfelde sammt Goldzinsen und Decem, die dem Orden zugehörigen Kirchen und das Collaturrecht zu Zittau, Hirschfelde und Burkersdorf für 10,500 Thaler. Die Besitzungen der Stadt in Burkersdorf, 2 Bauergüter und 2 Gartennahrungen, wurden mit dem Collaturrechte daselbst im J. 1640 an Hans von Gersdorf auf Burkersdorf für 1700 Zittauer Mark wieder verkauft.

Wie durch die Erwerbung der Johanniter-Commenden das zittauische Stadtgebiet auf der nördlichen Seite sich zu einem zusammenhängenden Gütercomplex abrundete, so auf der Süd- und Westseite der Stadt durch Ankauf der oybinischen Klostergüter. Der Oybin, von Zittau zwei Stunden südlich gelegen, ein merkwürdiger Felsenkegel, emporstrebend aus einem von höheren Bergen rings eingeschlossenen Thalgrunde, anfänglich, als Urwalds eine Stätte verbarg, die Zuflucht wilder Bären, nach seiner Entdeckung der Sammelplatz fröhlicher Waidgänger, aber auch Jahre lang Sitz gefürchteter Raubritter, trug seit 1369 ein Kloster andächtiger und beschaulicher Cölestinermönche. Es war eine Stiftung K. Karls IV. Er begabte sein Schooskind mit den umliegenden Bergen und Wäldern und stattete es an Renten von Zittau und durch Erträgnisse der beiden Dörfer Herwigsdorf und Drausendorf so reichlich aus, dass die Genügsamkeit der Mönche bald genug erübrigte, um an die Erweiterung des Grundbesitzes denken zu können. Wie das Kloster nach und nach ganz Olbersdorf an sich brachte, ist schon oben erinnert worden. Ausserdem erwarb es in den J. 1412 und 1501 Antheile von Oberherwigsdorf, 1453 von Stephan von Gersdorf auf Nimptsch die Steigemühle bei Herwigsdorf, im J. 1460 einen Theil des kalten Vorwerks zu Hirschfelde, im J. 1495 von Nickel v. Gersdorf auf Hennersdorf die s. g. Scheibe bei Herwigsdorf, im J. 1515 von Heinrich v. Schleinitz auf Tollenstein die Scheibemühle und im J. 1516 von demselben Herrn von Schleinitz seinen Antheil von Nieder- und Oberorderwitz. Diese Besitzungen hatten einschliesslich der trefflich bestandenen Waldungen nahe an 11/2 Q.-Meilen Flächenraum. Kleinere Erwerbungen und Vermächtnisse an Grund und Boden gedenken wir deshalb nicht, weil das Kloster, als es in Folge der kirchlichen Reformation seiner Auflösung entgegen ging, drängender Umstände halber zu Veräusserungen genöthigt war. So verkaufte es z. B. im J. 1541 die im J. 1487 durch Vermächtnisse von Bartholomäus Canitz erlangte Wiese an der Pliesnitz zu Deutschossig an Onuphrius Schnitter und im J. 1546 die obengenannte Stegemühle zu Herwigsdorf an den zittauischen Stadtsyndicus Lic. Konrad Nesen. Damals bestand der Convent nur noch aus dem Prior Christoph Ottomann und den beiden Mönchen Balthasar Gottschalk und Martin von Jauer. Mit dem Beginn der Reformation hatte ein Mönch nach dem andern das Kloster verlassen; auf neuen Zuwachs durfte der Convent nicht mehr rechnen, aber die Zurückbleibenden, die wir als wohlwollende und erleuchtete Männer kennen, schieden mit Ehren von dem Schauplatze ihrer Wirksamkeit. Zu den bleibenden Verdiensten der letzten Mönche Oybins gehört namentlich die Gründung Jonsdorfs. Man meint, es habe auf den Fluren des jetzigen Dorfs ein Vorwerk gestanden, wo das Kloster Schafzucht betrieben. Wahrscheinlich aber glaubte der letzte Prior Christoph Ottomann den dürftigen Boden besser zu verwerthen, wenn er seine Bearbeitung tüchtigen Menschenhänden anvertraute. Deshalb setzte er in dem Thale am Jonsberge im J. 1539 die ersten zehn Gartennahrungen aus, wozu im J. 1548 noch andere dreizehn Gartengrundstücke kamen. Nach dem Jonsberge nannte man die neue Ansiedelung Jonsdorf. Wenn wir hier noch gedenken, dass das Kloster im J. 1518 eine merkwürdige Polizeiordnung für die Klosterunterthanen zu Oderwitz gab, und dass die Mühlstein-Werkstätte in den Jonsdorfer Sandstein-Felsengruppen bis in die Klostertage hinaufreicht, so geben wir nur Beispiele von fürsorglicher Umsicht, welche die Mönche anzuwenden verstanden. Noch bei Lebzeiten des letzten Priors Ottomann (starb am 2. Sept. 1555) traten rücksichtlich der Verwaltung der Klostergüter manche Veränderungen ein. K. Ferdinand I. liess die Güter zeitweilig für die böhmische Kammer durch Siegmund von Döbschütz verwalten und verpfändete sie 1547 auf 5 Jahre an den Landvoigt Zdislaw Berka von der Duba. Hierauf trat wieder königliche Verwaltung durch Jakob Haag ein. Im J. 1556 pachtete der Zittauer Rath die Güter auf 10 Jahre und unterm 24. April 1570 verpfändete sie K. Maximilian I. abermals an die Stadt Zittau für 16,000 Thaler. Der endliche Verkauf der Güter, welcher mit der Stadt Zittau am 17. November 1574 für den Prior von 68,000 Thlrn. abgeschlossen wurde, entsprach den Wünschen der Käuferin in Rücksicht auf die Opfer, welche vormals bei der Stiftung des Klosters Oybin ihrerseits aufzuwenden gewesen waren, um so mehr, als es ihr nur vortheilhaft sein konnte, die werthvollen Güter nicht in fremde Hände kommen zu lassen. Von der Geschichte der vormaligen Klosterdörfer erwähnen wir nur noch, dass sie alle unter zittauischer Herrschaft sich bedeutend vergrössert haben und volkreicher geworden sind. Neugegründet wurden seitdem die Dörfer Oybin, Hayn, Eichgraben und Neu-Jonsdorf. Oybin entstand zunächst aus dem in 7 Gartengrundstücke parcellirten klösterlichen Meyerhofe, erhielt im J. 1709 eine Kirche, die im Jahre 1734 mit der Kirche zu Lückendorf zu einer Parochie vereinigt wurde, und seit den letzten 120 Jahren hat sich Nieder-Oybin hinzugefügt. Von Hayn stand im J. 1574 vielleicht nur ein einziges Haus. Eichgraben, östlich von Olbersdorf, baute sich etwa seit 1647 zuerst an, und Neu-Jonsdorf entstand in der Zeit von 1667-1732. Die Kirche in Alt-Jonsdorf ward am 11. Mai 1731 eingeweiht. Das Dasein eines auf Jonsdorfer Flur gestandenen Dörfchens (die Neunhäuser genannt), welches im 30jährigen Kriege zerstört worden sein soll, hat sich nur in der Sage erhalten. Vielleicht war es eine zeitweilige Steinbrecher-Anlage. - Die Schloss- und Kloster-Gebäude auf dem Oybin selbst entzündete ein Blitz bei einem Gewitter am 24. März 1577 zu einem heftigen, acht Tage währenden Brande und seitdem zeugen nur noch Ruinen von der Grossartigkeit und Schönheit des vormaligen Baues. Diese sowohl, von dem Zittauer Stadtrathe in sorglicher Pflege erhalten, als auch die romantische Natur des Berges und seiner Umgebungen machten den Oybin schon seit jenen Tagen, wie noch jetzt, zu einem viel besuchten und bewunderten Zielpunct zahlloser Reisenden von Nah und Fern.

Mit diesen Erwerbungen war der Verlust, welchen Zittau im Pönfalle erlitten hatte, mehr als hinreichend ersetzt. Je höher aber damals Grundbesitz geschätzt wurde, desto weniger liess der Zittauer Magistrat die Gelegenheit, Güterkäufe zu machen, unbenutzt vorübergehen. In den J. 1583-1588 erwarb er für den damals nicht geringen Preis von 12,300 Thalern das Rittergut Türchau. Türchau, reizend gelegen an der bei Hirschfelde in die Neisse mündenden Küpper, bestand damals aus drei Vorwerken, welche zu Anfange des 16. Jahrhunderts wohl noch ein Ganzes ausmachten. Wann und wie die Theilung bewirkt wurde, lässt sich nicht ermitteln. Zu Ende des 15. und im 16. Jahrh. gehörte es der Familie von Falkenhayn. Hans von Falkenhayn, † 1510, verdient darum bemerkt zu werden, weil er mitten unter seine Unterthanen begraben sein wollte, denn er habe sie und sie ihn geliebt. Sein gleichnamiger Sohn scheint ihm nicht ähnlich gewesen zu sein, denn er gab dem Görlitzer Rathe Veranlassung, Beschwerde über ihn zu führen. Er starb am 21. Juni 1553. Philipp von Falkenstein, † 15. Decbr. 1556 hinterliess eine Wittwe, welche sich wieder mit Hans v. Gersdorf vermählte, welcher um 11. Octbr. 1572 starb und im Besitze eines der Vorwerke gewesen zu sein scheint. Ausser diesen werden noch genannt: Peter v. Falkenhayn † 15. Dec. 1556, der von einem Badergesellen ermordete Hans von Falkenhayn † 22. Jan. 1572 und Hans v. Falkenstein † 25. April 1580. Dessen Erben verkauften der Schulden wegen ihren Antheil, das Mittel-Vorwerk, wozu 10 Bauern und 13 Gärtner gehörten, am 13. Sept. 1583 für 5000 Thaler an die Stadt Zittau. Das Ober-Vorwerk mit 5 Bauern und 15 Gärtnern besass ein Heinrich von Klüx, welcher am 17. April 1584 starb. Seine Erben, Melchior von Gersdorf auf Bischdorf und Hans v. Klüx auf Strawalde verkauften diesen Antheil am 14. April 1587 für 4000 Thaler gleichfalls an die Stadt Zittau. Das Nieder-Vorwerk mit 3 Bauern und 4 Gärtnern gehörte dem zittauischen Bürgermeister Augustin v. Kohlo auf Reibersdorf und Eibau und ward von ihm am 1. Mai 1588 für 3300 Thaler an die Stadt Zittau verkauft. Im J. 1673 beabsichtigte der Zittauer Magistrat Türchau gegen Grosshennersdorf zu vertauschen. Dieser Tausch, den die Landstände nicht zuliessen und auch Zittau’s Bürgerschaft missbilligte, hätte, wenn er erfolgt wäre, gar leicht bewirken können, dass die Begründung Herrnhut’s nicht möglich wurde, indem die Vorbedingungen, soweit Grossshennersdorf dabei in Frage kam, gar nicht eintreten konnten. - Seit 1699 sind die herrschaftlichen Felder stets verpachtet gewesen.

Seifhennersdorf, welches die Stadt Zittau am 25. Juni 1584 von Christoph von Schleinitz auf Tollenstein und Rumburg für [246] 16,000 Thaler und 100 Gulden Schlüsselgeld erkaufte, gehörte von jeher zu den grössten Dörfern der zittauischen Pflege, denn schon um 1570 zählte es 88 Wohnhäuser. Ueber das dasige Rittergut fehlen alle Nachrichten. Da die letzten adeligen Besitzer von Seifhennersdorf nie hier wohnte, so mag der herrschaftliche Grund und Boden frühzeitig in kleinere Grundstücke ausgethan worden sein. Die Seifhennersdorfer Unterthanen hatten ihre Hofedienste nach Rumburg zu leisten. Als früheste Besitzer Seifhennersdorfs kommen vor: die Brüder Benedict und Wenzel von Yben (Ybaw oder Eibau) im J. 1405. Wahrscheinlich gehörten sie zur Familie von Gersdorf, welche sich damals häufig nach ihren Rittersitzen benannte, hier also von Yben oder Eibau, weil sie Eibau besassen und daselbst wohnten. Ihre Nachfolger sind noch unerforscht und man weiss nicht, wann und wie Seifhennersdorf an die von Schleinitz gekommen sei. Früher als die von Schleinitz den Tollenstein kauften mag es nicht geschehen sein, und wir finden die reiche und angesehene Familie erst nachher in dem Besitze aller der Dörfer und Güter jener Gegend, welche gewöhnlich das Schleinitzer Land hiess. Es gehörte dazu der Tollenstein, Oberhennersdorf, Rumburg, Schluckenau, Hainspach, Georgswalde, Eberbach, Warndorf u. a., wenn auch nicht gleichzeitig, doch im Laufe der Zeit. Von den Herren v. Schleinitz, welche Seifhennersdorf, oder Niederhennersdorf im Seifen besassen, sind folgende: Heinrich von Schleinitz, sächsischer Obermarschall, ein Bruder des Bischofs Johann VII. von Meissen, derselbe, welcher seinen Antheil von Oderwitz an die Coelestinermönche zu Oybin verkaufte. Er starb am 14. Jan. 1518. Im gemeinschaftlichen Besitze seiner hinterlassenen Güter und Herrschaften folgten ihm seine Söhne Ernst, Dompropst zu Prag und Meissen, Wolf, Christoph, Hans und Georg v. Schleinitz. Im J. 1523 verkauften sie die Herrschaft Pulsnitz an die Gebrüder von Schlieben und 1524 die Herrschaft Hohnstein an Ernst von Schönburg. Dass nach dem Tode der Brüder Wolf und Hans im J. 1525 eine Sonderung eingetreten wäre, scheint nicht der Fall gewesen zu sein, denn noch im J. 1531 schlossen die Gebrüder von Schleinitz wegen der Obergerichtsbarkeit zu Seifhennersdorf mit dem Stadtrathe zu Zittau einen Vergleich. Georg von Schleinitz ist merkwürdig als Begründer des böhmischen Städtchens Georgenthal. Er starb am 27. September 1563 zu Rumburg. Im Besitze von Seifhennersdorf folgte ihm Heinrich v. Schleinitz und dann Christoph v. Schleinitz, ein frommer, wohlwollender Herr, und besonders deshalb verdient, dass er im J. 1579 der Kirche zu Seifhennersdorf eine beträchtliche Strecke Wald schenkte und die Pfarrwiedemuth verbesserte. Im J. 1575 verkaufte er Niederleutersdorf an den Zittauer Rathsherrn Joachim von Milde. Die Zeit seines Todes ist unbekannt, auch von seinen Familienverhältnissen weiss man nichts. Sein Nachfolger Joachim von Schleinitz verkaufte im J. 1584 den grossen Teich zu Seifhennersdorf an den Zittauer Rath und ist bald nachher gestorben. Ihm folgte Christoph von Schleinitz, der letzte Besitzer und bereits obengenannte Verkäufer Seifhennersdorfs. Der Verkauf geschah mit Genehmigung seines Bruders Hans Haubold v. Schleinitz, welcher auch die Urkunde d. d. Rumburg d. 25. Juni 1584 mit unterzeichnete. Unter zittauischer Herrschaft, namentlich zur Zeit des 30jähr. Kriegs, ward Seifhennersdorf der Zufluchtsort Tausender vertriebener Protestanten aus Böhmen und der Pfarrer Marin Felmer pflegte öfters vor diesen Exulanten in czechischer Sprache zu predigen. Nicht Alle konnten hier eine Heimath finden, aber Viele wurden die Stammväter eines grossen Theils der jetzigen Bewohner. Um das J. 1600 betrug die Einwohnerzahl etwa 1000, um das J. 1700 aber schon 24000 und im J. 1800 4118, während die letzte Zählung vom J. 1858 6027 Einwohner ergab. Da der Ackerbau nicht hinreichende Beschäftigung giebt, so finden sich hier zahlreiche Weber von Leinen- und Baumwollen-Waaren und die hier gedrechselten Spinnräder und Spillen sind ein gesuchter Ausfuhrartikel. Den reichbevölkerten und gewerbfleissigen Ort ziert die in den J. 1796-1800 neuerbaute Kirche.

In chronologischer Folge führt uns nun die weitere Betrachtung nach Gross-Schönau, von dessen Merkwürdigkeiten viel zu sagen wäre, wenn es der Raum gestattete und wenn nicht gegenwärtige Darstellung sich lediglich mit dem zu befassen hätte, was den vormaligen und jetzigen Zustand der Rittergüter kennen lehrt. Wie fast überall, so weiss man auch von Gross-Schönau’s Ursprung nichts. Von drei in der Flur Gross-Schönau’s gelegenen Vorwerken haben wir historische Kunde; von einem vierten spricht wenigstens die Sage. Das niedere Vorwerk auf dem linken Ufer der Mandau unterhalb des Hutberges hatte die Rittergutsqualität und hier befand sich der mit Wall und Graben umgebene Rittersitz an der Stelle, die noch der Hof heisst. Das zweite Vorwerk lag an demselben Mandau-Ufer, aber oberhalb des Hutberges. Die frühesten Nachrichten nennen es das wüste Vorwerk, ohne Angabe, wie es wüst geworden sein mag. Ein Ueberrest desselben, seitdem lt. Urkunde d. d. Mittw. n. Ostern 1545 die Felder vom Erbherrn Thiele Knebel unter drei Bauern parcellirt wurden, ist der s. g. Knobelsbusch, welcher bis zur Grenzausgleichung zwischen Sachsen und Böhmen als böhmische Enclave galt. Das obere Vorwerk lag dem wüsten Vorwerk gegenüber auf dem rechten Mandau-Ufer dem niedern Vorwerk gegenüber. Als Bestandtheil desselben gilt das jetzt dem Bauer Steudner gehörige Gut, welches noch im 16. Jahrhunderte manche herrliche Vorrechte besessen zu haben scheint. Von Parcellirung dieses Vorwerks hat sich keine Nachricht erhalten, so dass sich der Umfang desselben nicht mehr ermitteln lässt. Zum eigentlichen Rittergute gehörten ausser der Waldung die obere Mühle mit der Mühlwiese und die Steinmühle und der Gerichtskretscham war herrschaftliches Lehn, welches erst im J. 1807 in Erbe verwandelt wurde. Gross-Schönau war in ältern Zeiten im Besitz der Burggrafen von Dohna, ob aber der nächstbekannte Erbherr Heinrich von Maxen, welcher im J. 1419 vorkommt, dasselbe afterlehnsweise besass, weiss man nicht. Seine unmittelbaren Nachfolger sind gleichfalls unbekannt. Im 16. Jahrhundert gehörte Gross-Schönau der Familie v. Uechtritz, von denen im J. 1515 Hans v. Uechtritz und seit 1518 Anton v. Uechtritz Erbherren waren. Letzterer vergrösserte den herrschaftlichen Grund und Boden, indem er von Balthasar Uechtritz das Obervorwerk kaufte, welches vormals „dem aldin luckisse“ gehört hatte und von dessen Erben im J. 1515 an balczar vchtricz übergegangen war. Anton v. Uechtritz besass Gross-Schönau bis 1530. Ihm folgte Thiele Knebel auf Warnsdorf. Mit Hainewalde ward er Freitags nach Empfängniss Mariae 1529 belehnt. In Gross-Schönau legte er 1529 den Pitzschelteich an und nach seinem Namen nannte man die vorbehaltene Waldung des wüsten Vorwerks den Knobelsbusch. Er starb 1545 ohne männliche Erben, weshalb seine Güter an K. Ferdinand I. fielen und von diesem dem kaiserl. Rath und Amtshauptmann zu Budissin Dr. Ulrich von Nostitz auf Unwürde und Ruppersdorf für 5000 Gulden überlassen wurden. Ueberdies musste er für die Ansprüche der Wittwe und der Gebrüder und Vettern von Lindenau noch 4500 Gulden bezahlen. Am 20. Sept. 1546 erfolgte die Belehnung. Mittwochs nach Luciae 1546 verkaufte er das obere Vorwerk mit Vorbehalt der Waldung an Merten Thirmer für 750 Zitt. Mark und im J. 1549 setzte er von herrschaftlichem Grund und Boden mehrere Gartennahrungen aus. Seinen Einfluss benutzte er namentlich beim Pönfall zum Nachtheil der Sechsstädte, von deren Gütern er Antheile von Ober- und Niederoderwitz, Gross- und Klein-Schweidnitz, Gorgowitz und Bertsdorf zu erwerben wusste. Bei seinem Tode am 13. Oct. 1552 hinterliess er ausser 2 Töchtern 6 Söhne: Reinhold, Otto, Hans, Christoph, Joachim und Hertwig, welche zum Theil noch unmündig waren. Deshalb blieben die hinterlassenen Güter in gemeinschaftlichem Besitze, bis sie im J. 1564 getheilt wurden. Hertwig von Nostitz erhielt Gross-Schönau und Bertsdorf. Er beförderte die Vergrösserung des Dorfes durch Aussetzung neuer Grundstücke und begünstigte die Aufnahme Fremder, welche sich hier ansässig machen wollten. Um das J. 1585 erwarb er das niedere Gut Warnsdorf und entschloss sich aus unbekannten Gründen, Gross-Schönau und Bertsdorf zu verkaufen. Die Gelegenheit, ein vormaliges Stadtgut wieder zu erlangen, liess sich die Stadt Zittau nicht entgehen. Die Kaufunterhandlungen führten am 14. Jan. 1587 zum Abschluss, wonach die Stadt Zittau dem Verkäufer für beide Güter Gross-Schönau und Bertsdorf 26,000 Thaler gewährte. 500 Thaler für das Vieh und 100 Ducaten Schlüsselgeld zahlte. Ausgeschlossen von diesem Verkaufe blieb allein der s. g. Knobelsbusch, und weil die obwaltenden Umstände in Vergessenheit kamen, so ward er später als ein Pertinenzstück von Warnsdorf und zur Herrschaft Rumburg gehörig angesehen. Man vergass oberlausitzischerseits den ausländischen Besitzer des Knobelsbusches zur Mundgutssteuer zu ziehen und darum ward der Knobelsbusch eine böhmische Enclave. Territorialrechtlich durfte bei der letzten Grenzregulirung keine Entschädigung dafür gefordert und gewährt [247] werden. Mit dem Verkaufe waren die Geschlechtsvettern von Nostitz unzufrieden und erhoben deshalb beim Kaiser Rudolph II. Beschwerde, wurden aber unterm 7. Decbr. 1587 abfällig beschieden. Hertwig von Nostitz starb zu Warnsdorf am 12. März 1607 im 71. Jahre und ward zu Gross-Schönau begraben. Sein Grabdenkmal ist an der Kirchhalle daselbst noch zu sehen. Wie Gross-Schönau schon damals zu den ansehnlichsten Dörfern der zittauischen Pflege gehörte, so vergrösserte es sich im Laufe der folgenden Zeit noch ungleich mehr. Auch hier fanden sich böhmische Exulanten zahlreich ein und aus den benachbarten Orten zittauischer Herrschaft erhielt Gross-Schönau’s Bevölkerung gleichfalls ansehnlichen Zuwachs. Um den Mangel an Wohnungen zu decken, überliess die Herrschaft je nach Bedarf die Gemeindeaue gegen einen s. g. Gärtelzins zu Baustellen. Um 1700 wurde die breite Aue, seit 1799 der niedere und seit 1803 der obere Viehweg bebaut. Im J. 1753 war die Zahl der Häuser 423, im J. 1858 aber 571. Auf dem Mundgute steht das Dorf Neu-Schönau, dessen Begründung im J. 1731 namentlich den Bemühungen Johann Goldbergs zu verdanken ist. Als Ortstheile wurden dazu geschlagen die seit 1721 bebaute Mühlwiese und die seit 1780 auf dem vormaligen Hofe angelegten Häuser. Im J. 1858 zählte man 79 Häuser mit 661 Bewohnern. Beide Gemeinden haben also zusammen 650 Häuser und 5580 Einwohner. Eine so starke Bevölkerung konnte selbstverständlich bei der Landwirthschaft allein keine hinreichende Arbeit finden und sie musste schon frühzeitig andre Erwerbszweige aufsuchen. Bereits zu Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts finden wir in Gross-Schönau Leinen- und Zwillichweber, und eine Vereinigung glücklicher Umstände liess im J. 1666 die kunstvolle Leinen-Damastweberei entstehen, welche, wenn sie auch längst kein Geheimniss mehr ist und hier und da mehr oder weniger glückliche Nachahmung gefunden hat, doch immer noch unübertroffen dasteht und dem gewerbfleissigen Orte eine wohlgepflegte Blüthe und anerkannte Berühmtheit verschafft hat. Der beschränkte Raum verbietet uns, hier eine Beschreibung und Geschichte dieser merkwürdigen Manufactur zu geben, und sollten wir dies, so wäre es unerlässlich, namentlich auch der Baumwollenmanufactur und der in den letzten 20-30 Jahren entstandenen Fabrik-Etablissements zu gedenken, wodurch sich Gross-Schönau nicht minder einen wohlbegründeten Ruf erworben hat. Da es ohnediess nicht an Gelegenheit fehlt, sich über Gross-Schönau und seine Webereien zu unterrichten, so wollen wir das Bekannte hier nicht wiederholen. - Die zum Rittergute gehörigen Felder und Wiesen wurden von dem Zittauer Stadtrathe anfänglich besonders verwaltet, seit 1699 aber verpachtet, bis man sie auf den Wunsch der Damastweber und nach langen, schwierigen Verhandlungen im J. 1777 dergestalt vertheilte, dass jeder Häusler gegen Entrichtung eines Lasszinses eine vom Hause untrennbare Dominialparcelle von 1 Scheffel Feld und 1/2 Scheffel Wiese erhielt. Damals wurde auch die herrschaftliche Schaaftreibe den betreffenden Bauern und Gärtnern gegen einen jährlichen Zins überlassen. Die herrschaftlichen Waldungen bilden ein eigenes Forstrevier. An der von 1703 bis 1705 neuerbauten Kirche steht ein Pfarrer, dem im J. 1838 ein Diakon beigegeben ist. Der Diakonus ist zugleich Inspector der 5 im Orte befindlichen Schulen. Die Blüthe und Wohlhäbigkeit des Ortes zeigt sich auch in der äusseren Erscheinung; man findet eine Menge ansehnlicher, geschmackvoll erbauter und eingerichteter Häuser und dass Gross-Schönau seit 1855 der Sitz eines Königl. Gerichtsamtes ist, gereicht dem Orte zu nicht geringer Auszeichnung.

Dass der Zittauer Stadtrath überall, wo es möglich war, auf Abrundung des Stadtgebietes hinarbeitete, beweist auch die Erwerbung Rosenthals. Das Dorf Rosenthal, ein vormaliges Rittergut, wie wir es billig nennen, da auch hier ein herrschaftliches Vorwerk bestand, liegt 1/4 Stunde nördlich von Hirschfelde, auf verschiedenen zum Theil sehr steil ansteigenden Höhen zwischen 2 Thälern, dem romantischen Neissethale und dem gleich anmuthigen Kemlitzthale, am linken Ufer der Neisse, Rohnau gegenüber. Sein Name Rosenthal ist, da es im Volksmunde noch immer Rustel heisst, wenn nicht ein verschönernder Ausdruck, doch schwerlich von Rosen und Thal abzuleiten. Der „rosentaler berg“ kommt schon 1368 vor. Soweit die Nachrichten gehen, waren die von Kyau auf Giesmannsdorf die Erbherren von Rosenthal. In Urkunden werden genannt: Adam von Kyau auf Oderwitz 1488, Joachim v. Kyau 1542 und Wilrich von Kyau, welcher am 18. Mai 1595 Rosenthal nebst einem Gute in Seitendorf und mit Waldung für 2000 Thaler an die Stadt Zittau verkaufte. Geschichtlich merkwürdig wurde Rosenthal in der Wartenbergischen Fehde zur Zeit des Hussitenkrieges. Die Zittauer hatten hier im J. 1434 mit Siegmund von Wartenberg auf Tetschen, dessen Raubzüge der Oberlausitz grossen Schaden zufügten, einen harten Kampf zu bestehen. Sie erlagen der Uebermacht, verloren 3 Todte und 33 Gefangene und mussten die Räuber mit 6 Wagen von dannen ziehen lassen. Viel litt Rosenthal im 30jährigen Kriege und 1652 siedelte der Zittauer Rath böhmische Exulanten hier an, um die Wüstungen wieder urbar zu machen. Um diese Zeit mag auch das Vorwerk parcellirt worden sein. Kirchlich gehörte der Ort früher nach Burkersdorf, jetzt, wahrscheinlich seit 1640, ist er nach Hirschfelde eingepfarrt.

Ebersbach hat von seiner Geschichte ebenfalls nur sehr unvollständige Nachrichten, ohngeachtet von der Entstehung, Beschaffenheit, dem Wachsthume und den Schicksalen eines so ansehnlichen und stark bevölkerten Ortes viel Merkwürdiges zu erzählen sein würde. Die erste Kunde von Ebersbach fällt in das J. 1306, wo es von den Markgrafen Otto und Waldemar nebst andern umliegenden Dörfern zum Gerichtsbezirk der Stadt Löbau geschlagen wurde. Kirchlich stand es unter dem erzpriesterlichen Stuhle zu Löbau. Von den Hussiten angeblich im J. 1433 zerstört lag es eine lange Zeit wüste und hiess daher, auch als es wieder aufgebaut war, noch im 16. Jahrhundert Wüsten-Ebersbach. Im J. 1489 soll es nur 7 Häuser gehabt haben, und noch 1519 waren von 19 Gütern, woraus Ebersbach damals bestand, nur 10 bewohnt und 3 zum Wieder-Anbau übernommen. Damals gehörte es zu den Besitzungen der Herren von Gersdorf auf Baruth. Christoph von Gersdorf auf Baruth war im J. 1509 gestorben und hatte 7 Söhne hinterlassen, welche die väterliche Erbschaft im J. 1519 theilten. Der vierte Sohn Rudolph von Gersdorf erhielt neben dem Burglehn zu Budissin die Dörfer im Gebirge, nämlich Dürrhennersdorf, Kottmarsdorf, die Hälfte von Gross-Schweidnitz und Wüsten-Ebersbach, wozu er später noch Kittlitz erwarb. Man weiss nicht, wann und wie er Ebersbach veräusserte. Sein Nachfolger Hans von Schleinitz auf Tollenstein, Schluckenau und Hainspach wird schon 1544 und noch 1556 als Herr von Ebersbach genannt. Ihm folgte Georg von Schleinitz, dessen im J. 1568 gedacht wird, dann Ernst von Schleinitz 1569 und noch 1583, Ludmille von Schleinitz geb. v. Lobkowitz auf Tollenstein, Schluckenau und Neuschloss 1586 und 1590, endlich Elisabeth von Schleinitz, geb. Gräfin v. Schlick, Gemahlin Friedrichs v. Schleinitz auf Warnsdorf, welcher in ihrem Namen im Febr. 1597 Ebersbach nebst Ober-Friedersdorf und dem Walde, der Giersdorf genannt, an die Stadt Zittau für 15,000 Thlr. verkaufte. Von den Familienverhältnissen dieser letzten Besitzer giebt es keine Kunde und wenn der Appellationsrath Ehrenfried Freiherr v. Mingwitz und Mingwitzburg als Mitverkäufer genannt wird, so ist wahrscheinlich an irgend eine Vertretung erhobene Ansprüche zu denken. Seit dieser Zeit begann der Ort sich zu vergrössern, wozu die Aufnahme böhmischer Exulanten nicht weniger beitrug als die Gunst der Verhältnisse, unter welchen der Anbau und die Bevölkerung fortwährend zunehmen konnte. Wenn der Ort im J. 1656 etwa 179 Häuser zählte, so betrug die Häuserzahl um 1733 schon gegen 500, um 1790 über 600, 1826 aber bereits 882 und im J. 1858 bei der letzten Zählung 964. Die Bevölkerung stieg von 5466 im J. 1826 bis 5622 im J. 1834 und 6355 im J. 1858. Die hiesigen Leinenwebereien bestehen fast 200 Jahre und erfreuten sich besonders im 18. Jahrhundert einer ausnehmenden Blüthe. Was aber der Ungunst späterer Zeit geopfert werden musste, hat das Aufnehmen der Baumwollenmanufactur im 19. Jahrhundert reichlich ersetzt. Der erste Anbau der jetzigen Kirche, an welcher ein Pfarrer und (seit 1804) ein Diakon stehen, erfolgte wahrscheinlich unter dem Erbherrn Ernst von Schleinitz. Der Diakon hat die besondere Aufsicht über die 4 Schulen. Der Ort ist Sitz eines Königl. Gerichtsamts und besteht gerichtsamtlich aus Alt-Ebersbach und Neu-Ebersbach, während es topographisch sieben getrennt liegende Ortstheile giebt, welche die Altgemeine (Alt-Ebersbach), die Haine, der Hempel, die Eibauer Seite (Halangkshäuser), Spreedorf, die Hutungshäuser (Achthäuser, auch Neu-Spreedorf) und die Buschmühlhäuser genannt werden.

In den Kauf von Ebersbach war mit eingeschlossen Ober-Friedersdorf und die Waldung „der Giersdorf“ genannt. Ober-Friedersdorf auf seiner Morgenseite mit Ebersbach gränzend ist ein Theil des Ritterguts Friedersdorf bei Spremberg und Neusalza. Die Theilung in Ober- und Nieder-Friedersdorf fällt in sehr frühe Zeit und vielleicht lange vorher, ehe Ober-Friedersdorf in von Schleinitzischen [248] Besitz kam. Bei dem Verkaufe zählte es kaum 20-30 Häuser und jetzt beträgt die Häuserzahl 150 mit 883 Einwohnern, welche neben Ackerbau grösstentheils von Weberei leben. Herrschaftliches Feld gibt es hier nicht. Ein Theil des Dorfes heisst der Hempel, nach einem Peter Hempel genannt, der sein Gut theilte. Früher nach Spremberg eingepfarrt besitzt der Ort seit 1801 eine eigene Pfarrkirche. Auf der Stelle der Waldung „der Giersdorf“ genannt stand vormals ein Dorf und Rittergut Namens Gersdorf an der Quelle der Spree. Seit 1306 gehörte es zum Gerichtsamte der Stadt Löbau und 1419 hatte ein Nicolaus von Warnsdorf hier auf dem Hügel (hart an der böhmischen Grenze) seinen Rittersitz. Er war es, welcher damals Waltersdorf an die Stadt Zittau verkaufte. Im J. 1429 ward Gersdorf mit seiner Kirche und der Ritterburg von den Hussiten zerstört und blieb wüste länger als 200 Jahre. Wie die wüste mit Wald bewachsene Dorfstätte an die von Schleinitzische Familie gelangte ist unbekannt, doch scheint diese Wüstung nicht zu den Besitzungen Christophs v. Gersdorf auf Baruth gehört zu haben und die Verbindung mit Ebersbach mag wol später erfolgt sein. Denn um 1576 gehörte sie dem Christoph von Schleinitz, welcher damals die Steinmühle zu Seifhennersdorf von den Steinen der Gersdorfer Burgruine erbauen liess. Die Flur des jetzigen Neu-Gersdorf, damals ebenfalls Waldung, ward obwohl oberlausitzisch zur Herrschaft Rumburg gerechnet, weil sie seit dieser Zeit stets im Besitze der Herren von Rumburg geblieben ist. Auf Zittauischem Grund und Boden legten böhmische Exulanten seit 1662 ein neues Dorf an, welches, weil die alte Dorfstätte zur Flur gehörte, Alt-Gersdorf genannt wurde. Einige Jahre früher, bereits im J. 1657, liess Franz Eusebius Graf von Pötting auf Rumburg auf seinem Grund und Boden, der Flur des jetzigen Neu-Gersdorf, ebenfalls einige Häuser erbauen und begründete hier ein von böhmischen Exulanten ansehnlich vergrössertes Dorf, Neu-Gersdorf genannt. Alt-Gersdorf zählt jetzt 170 und Neu-Gersdorf 342 Häuser, zusammen von 4607 Menschen bewohnt, welche sich hauptsächlich von Baumwollen-Weberei nähren. Bereits im J. 1667 erhielt Alt-Gersdorf eine Kirche, welche, weil sie die Menschenmenge nicht mehr fassen konnte, einem neuen und grösseren von 1735 bis 1738 erbauten Gotteshause Platz machen musste. Neu-Gersdorf, jetzt den Fürsten von und zu Lichtenstein gehörig, hält jährlich ein am 22. Mai 1728 bestätigtes Scheibenschiessen verbunden mit einem von dem Zollverbande viel besuchten Jahrmarkte.

Eybau gehört seit 1602 der Stadt Zittau. Dieses ansehnliche am südlichen Abhange des Kottmar gelegene Dorf war in alten Zeiten klein und hatte einen Rittersitz, dessen Herren sich von Yben (Ybau und Eibe) nannten. Urkundlich kommt 1405, 1413 und 1420 ein Benedictus von der Yben vor. Er und sein Bruder Wenzel von Yben wurden 1405 mit Seifhennersdorf belehnt. Wahrscheinlich gehörten sie zu den Besitzern Eybaus. Ihre Nachfolger kennt man nicht, und von der Theilung des Gutes hat sich gleichfalls keine Nachricht erhalten. Einen Theil besass Augustin von Kohlo, Bürgermeister zu Zittau, welcher 96 Jahre alt am 1. August 1598 starb. Seine Söhne Friedrich und Joachim von Kohlo und seine Enkel Balthasar, Peter und Augustin (Söhne Nickels von Kohlo) und Melchior von Kohlo (Sohn Melchiors) verkauften ihren Antheil von Eybau am 11. Novbr. 1602 für 4500 Thaler an die Stadt Zittau. Aber auch der am 21. Sept. 1584 verstorbene Bürgermeister zu Zittau Joachim von Milde besass einen Theil von Eybau und es ist ungewiss, ob Augustin von Kohlo nicht erst nach ihm diesen Theil an sich brachte. Vielleicht erwarben Beide zu gleicher Zeit ganz Eybau aus einer Hand. Wenn dies der Fall war, so weiss man doch nicht, wie dieser Theil an die von Tzschirnhausen gediehen ist. Hans Friedrich v. Tzschirnhaus auf Kiesslingswalde, ein Sohn des görlitzischen Amtshauptmanns Friedrich v. Tzschirnhaus, verkaufte seinen Antheil von Eybau am 11. Decbr. 1602 gleichfalls an die Stadt Zittau für 6300 Thaler. Damals hatte der Ort nur etwa 5-600 Bewohner, während ihre Zahl um das J. 1820 auf 3960 Personen gestiegen war, im J. 1834 schon 4838 betrug und bis zum 1. Decbr. 1858 sich bis auf 5283 Personen vermehrte. Bei der letzten Zählung kamen auf Alt-Eybau einschliesslich der abgesonderten Ortstheile, der Häuser auf der Löbauischen Wiese und auf dem Mundgute, 647 Häuser mit 4462 Einwohnern, und auf Neu-Eybau 111 Häuser und 821 Einwohner. Neu-Eybau, seit Ende des 17. Jahrhunderts angelegt, bildet eine eigene Gemeinde und steht, wie die Häuser auf der Löbauischen Wiese und dem Mundgute, auf herrschaftlichem Grund und Boden. Auf der Stelle der vormaligen Vorwerksgebäude wurde im J. 1811 ein Brauhaus gebaut. Die Kirche, unter den ansehnlichen Landkirchen der Zittauischen Pflege eine der grössten und schönsten, wurde in den J. 1703 bis 1707 neu erbaut und die Kirchengemeinde hat den alten Ruhm kirchlichen Sinnes bis auf den heutigen Tag bewahrt. Das geistliche Amt verwalten ein Pfarrer und ein Diakon. Der Letztere führt zugleich die Aufsicht über die fünf Schulen. Wie alle genannten Dörfer so ist auch Eybau ein Weberdorf. Die Blüthe der Linnenmanufactur fällt zwar in das 18. Jahrhundert, aber sie ist immer noch bedeutend genug, die durch sie begründete Wohlhabenheit des Ortes auf einer Höhe zu erhalten, wo sie ein Mittel wurde, die Baumwollenwebereien im 19. Jahrhundert zu fördern.

Wenn auch die Stände der Oberlausitz unterm 7. Juni 1619 anordneten, dass kein Landsasse sein Lehn- oder Erbgut an jemand anders als an einen Vierschildigen von Adel verkaufen solle und demnach den Städten die Gelegenheit Landgüter zu kaufen abgeschnitten schien, so konnte die Stadt Zittau im Laufe des 17. Jahrhunderts doch noch eine Erwerbung machen. Sie erlangte nämlich am 30. Juli 1687 durch Tausch von Wolf Rudolph von Ziegler auf Cunewalde den sogenannten Zieglerschen Antheil von Nieder-Oderwitz, welcher im J. 1834 von 475 Menschen bewohnt war. Im J. 1808 bestand er aus 1 Bauer und 4 Gärtnern und 64 Häuslern. Sein Ursprung ist unbekannt. Wenn er im 16. Jahrhundert ein Besitzthum der Herrschaft zu Hörnitz gewesen sein sollte, so weiss man mit Sicherheit nur so viel, dass er in der Mitte des 17. Jahrhunderts dem im J. 1666 verstorbenen Dr. Gottfried von Jungenfels in Zittau, einem Sohne des böhmischen Exulanten aus Reichenberg Joachim Junge von Jungenfels, gehörte. Späterer Besitzer war der Hofmarschall Friedrich Adolph von Haugwitz auf Ober-Spremberg. Im J. 1673 kauften sich die Unterthanen daselbst von Erbunterthänigkeit und Dienstbarkeit frei und wählten als Schutzherrschaft den Cunewalder Herrn Wolf Rudolph v. Ziegler, welcher am 24. October 1679 mit ihnen den Recess abschloss und 2 Tage darauf die Gerichtsordnung feststellte. Wie sie gleichwohl am 30. Juli 1687 durch Tausch an die Stadt Zittau kommen konnten, ist noch dunkel. Die Nachrichten geben nicht an, welchen Tauschgegenstand die Stadt Zittau gewährte; es könnte aber nur vermuthet werden, dass Zittau die Bauergüter in Spremberg, welche in den Waltersdorfer Kauf vom J. 1554 eingeschlossen gewesen sein sollen, gegen den Zieglerschen Antheil von Niederorderwitz geopfert habe. Mit diesen Schutzunterthanen gerieth die Stadt in langwierige Streitigkeiten, welche erst am 12. April 1808 durch Recess ihre Endschaft erreichen konnten.

Neu-Hörnitz ist die letzte Erwerbung, welche die Stadt Zittau nach einem langen Zeitraume wieder zu machen Gelegenheit hatte. Wir haben über dieses Dorf kürzlich noch Folgendes mitzutheilen, was zugleich als Ergänzung des oben S. 57 ff. befindlichen Artikels über Alt-Hörnitz dienen mag. Muthmasslich hat Neu-Hörnitz eben als derjenige Theil zu gelten, wo sich der ursprüngliche Stammsitz der Herrschaft befand. Auf dem Siegmundschen Grundstücke in Neu-Hörnitz erblickt man noch Spuren von Schloss, Wall und Wallgraben, und es wäre möglich, dass die von Döbschlitz in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts ihren Wohnsitz nach dem jetzigen Alt-Hörniz verlegt hätten. Sie verkauften nämlich um das J. 1520 den dritten Theil von Hörnitz an Hans von Uechtritz, einen Bruder Anton’s v. Uechtritz auf Gross-Schönau. Sollte er jenes Schloss erst erbaut haben? Er verkaufte das Gut am 9. Juni 1543 an die Stadt Zittau und diese überliess es im J. 1544 ihrem Mitbürger Hans Engelmann mit Vorbehalt von vier Gärtnern, welche im Pönfall der Stadt verloren gingen, später mit Poritzsch vereinigt die Schmeissgärtner hiessen und endlich im J. 1734 zu Alt-Hörnitz geschlagen wurden. Hans Engelmann verkaufte das Gut am 10. Oct. 1549 an den Görlitzer Münzmeister Matthäus Hauschild und dieser ist der eigentliche Begründer von Neu-Hörnitz. Aus einem Theile seiner Aecker bildete er am 15. April 1551 24 Gartengrundstücke und setzte Häuser aus. Hierauf erwarb Gut und Dorf im J. 1553 Augustin v. Kohlo, nachmaliger Bürgermeister von Zittau, und von diesem kaufte es im J. 1576 der Stadt-Syndicus M. Wenzel Lankisch, welcher durch Kaiser Rudolph II. seine Besitzung in ein freies adeliges Gut verwandeln, sich selbst aber adeln liess. Seine Familie blieb im Besitze bis zu ihrem Aussterben und das Gut gelangte um 1750 an die Familie Hering, welche das jetzige s. g. Schlösschen bauen liess. Im J. 1820 kaufte es die Stadt Zittau. Am 4. Aug. fand die Uebernahme statt und das Herrenhaus mit einem Theile der herrschaftlichen Felder ward an die Gebrüder [249] Hänsel verkauft. Der Ort ist vorzüglich durch seine Obstzucht ausgezeichnet und zählt jetzt in 63 Häusern 353 Einwohner.

Ein so reicher Grundbesitz musste in der Zeit, wo die auf Privilegien beruhende Herrlichkeit noch Etwas galt, das politische Gewicht bedeutend vermehren und es konnte nicht fehlen, dass er der Stadt Zittau unter dem Schutze der vormaligen Verfassung der Oberlausitz eine gewisse Selbstständigkeit sicherte und durch die reichen Mittel, die er gewährte, die Unterhaltung eines stattlichen Gemeinwesens in wirksamer Weise unterstützte. Die obrigkeitliche Gewalt über die Erbunterthanen, die Obergerichtsbarkeit, die Consistorialgewalt und Collatur, die Standesgerechtigkeit, die freie Rathswahl, die Befreiung von der Rechnungsablegung, die Marktprivilegien, die Ausschliesslichkeit des Handels und der Gewerbthätigkeit und andere wohlbenutzte Stadtrechte waren die Quellen nicht allein des städtischen Wohlstandes, sondern auch eines vielbeneideten Ansehens. Von alle Dem, was die Stadt im Laufe der Zeit blühend gemacht hatte, musste veränderten Zeitansichten gar Vieles zum Opfer gebracht werden und mit den Veränderungen, welche die constitutionelle Verfassung Sachsens hervorrief, mit der Aufhebung der Erbunterthänigkeit, mit dem Uebergange der Gerichtsbarkeit an den Staat, u. s. w. ist jene Selbstständigkeit des Stadtregiments, worauf die Vorfahren mit Selbstbewusstsein blickten, grösstentheils verloren gegangen. Es ist hier nicht der Ort, diese Veränderungen in einem geschichtlichen Bilde zur Anschauung zu bringen oder an ihnen nachzuweisen, was etwa das Zittauische Gemeinwesen gewonnen habe; wenden wir uns vielmehr zur Schwesterstadt


Camenz,

deren Blüthe schon bei dem Pönfalle zu Grabe getragen wurde. Camenz verdankt seine Entstehung zunächst wohl der Burg Camenz, dem Stammsitze des im 13. und 14. Jahrh. hochangesehenen und reichbegüterten Geschlechts der Herren von Camenz. Abhängig von diesen Herren, obwohl ihnen der aufblühende Ort seit 1255 Stadtrecht verdankte, konnte Camenz nur dann erst zu einiger Bedeutung gelangen, nachdem sie von den Herren von Camenz im Jahre 1318 an Markgraf Woldemar von Brandenburg verkauft worden und seit 1319 mit dem Uebergange der Herrschaft an Böhmen in die Reihe der vom Reiche untrennbaren Städte eingetreten war. Schon 1346 fühlte sich die Stadt mächtig genug, dass sie mit Budissin, Görlitz, Zittau, Lauban und Löbau zu gegenseitigem Schutze jenes Bündniss schliessen konnte, welches für die Entwickelung der s. g. Sechsstädte nach Innen und Aussen so wichtig werden sollte. Auf grosse Ausdehnung war Camenz freilich schon der ersten Anlage nach nicht berechnet, denn die Stadtflur enthielt ursprünglich ohne die Burg und das Burglehn vielleicht kaum 1500 Acker; indessen wusste die Stadt ihre Privilegien geltend zu machen und sie würde in ihrem Bestreben, durch Grundbesitz sich zu stärken, nicht weniger glücklich gewesen sein, als ihre Mitschwestern, wenn es nicht oft genug ihr widriges Schicksal gehindert hätte. Kriegselend und Fehdenoth, die Zerwürfnisse mit den adligen Insassen des Burglehns, welche sich im J. 1407 damit endigten, dass die erbitterten Bürger das Burglehn stürmten und ihre Quäler in einer Nacht erschlugen, Hungersnoth und bösartige Seuchen, Brände, welche die Stadt in den J. 1255, 1406, am 5. Mai 1542, am 3. August 1572, am 11. Juni 1707, am 28. April 1741 und am 4. und 5. August 1842 in verheerender Weise heimsuchten, der kostspielige Rechtsstreit mit Budissin wegen des Salzmarkts seit 1507 und so manche andere Sorgen liessen den Vätern der Stadt keine Mittel übrig, den Grundbesitz zu vermehren, und was die Sparsamkeit in wenigen glücklichen Jahren erworben, ging durch den Pönfall unwiederbringlich verloren. Zur Zeit jenes unglücklichen Ereignisses besass die Stadt Camenz, geringerer Erwerbungen nicht zu gedenken, folgende Dörfer, Dorfantheile und sonstige Grundstücke:

Bernbruch 1/2 Stunde nördlich von Camenz an der schwarzen Elster, zur Hälfte. Man rechnet zum Stadtantheil 15 Hufen; die kleinere Hälfte gehört dem Kloster St. Marienstern. Einen Theil davon erkaufte die Stadt bereits im J. 1361 von Bernhard Herrn zu Camenz. Die Urkunde bezeichnet ihn als „lehn mit dem geniese an den Garten zu Bernbruch, die zu der vieweyde geschlagen sind, seinen Theil an Patchau vnd den acker disseit dem gerichte.“ Den Haupttheil erwarb die Stadt im J. 1443 von Nickel von Haynitz, dem Stiftsohn Borso’s von Camenz, zum Besten des Camenzer Gotteshauses und dieses mag der Grund gewesen sein, weshalb die Stadt bei ihrer Begnadigung am 19. October 1549 diese Hälfte von Bernbruch wieder erhielt und noch heutigen Tags besitzt. Die letzte Volkszählung vom J. 1858 ergab 263 Einwohner, wovon auf den Stadttheil etwa 170 kommen.

Die Hälfte der Rittergüter Prietitz, 1 Stunde südlich von Camenz. Der Landvoigt Thimo von Colditz belehnte im J. 1430 die Stadt mit dieser Hälfte. Nach dem Pönfalle mag sie an die von Ponikau gekommen sein, welche bereits im J. 1420 im Besitze der anderen Hälfte waren. Der Vorbesitzer des Stadtantheils, Martin von Ewnaw, soll der Stadt Camenz seinen von den Hussiten verwüsteten Antheil von Prietitz verkauft haben. Die Stadt blieb nicht in unangefochtenem Besitze von Prietitz; im J. 1508 hatte sie wegen eines Stückes Waldes daselbst Streit mit den Brüdern Hans und Nickel v. Ponikau auf Elstra und Prietitz, welcher so ernsthaft zu werden drohte, dass der Landvoigt Siegmund von Wartenberg bewaffnet eingeschritten sein würde, wenn die Stadt Budissin den Streit nicht vermittelt hätte. Prietitz gehört übrigens zu den wenigen Rittergütern, welche Jahrhunderte lang in ununterbrochenem Besitze einer Familie gewesen sind. Die Reihe der Besitzer, von welchen manches Merkwürdige zu erzählen wäre, wenn es der Raum gestattete, beginnt ein Hans von Ponikau, welcher urkundlich im J. 1420 genannt wird. Ihm folgte seine Sohn Nickel v. Ponikau 1450 und noch 1490, dann dessen Sohn Nickel v. Ponikau, 1516 Landesältester, ferner dessen Sohn 2. Ehe, Hans v. Ponikau und dessen Sohn Hans Wolf v. Ponikau, welcher im J. 1617 starb. Hierauf gelangte Prietitz an seinen Vetter Hans Fabian v. Ponikau, bekannt als einer der Oberlausitzischen Defensoren, welche den als König von Böhmen gewählten Churfürst Friedrich von der Pfalz anerkannten. Nach der Schlacht am weissen Berge ward er in die Acht erklärt, musste seine Güter zwei Jahre lang wegen der Strafsumme von 20,000 Gulden sequestriren lassen und erhielt erst später Verzeihung. Er starb um 1633 und war in 2 Ehen Vater von 30 Kindern. Auf Prietitz folgte ihm sein Sohn Wolf von Ponikau bis 1643, dann dessen zweite Gemahlin Sophie v. Minckwitz bis 1649 und nach ihr die Söhne Wolf Heinrich, Wolf Magnus und Wolf v. Ponikau. Im J. 1657 ward der Oheim Valentin Nickel v. Ponikau, Klostervoigt zu St. Marienstern, Herr auf Prietitz und im J. 1674 dessen Sohn Hans Friedrich v. Ponikau, welcher 1685 starb. Seine Wittwe Luise Amalie v. Nostitz vermählte sich 1690 mit Johann Georg v. Ponikau auf Oppitz und überlebte diesen seit 1697 fast noch 30 Jahre. Sie hatte ihren Sohn zweiter Ehe, den Appellationsrath Johann Georg v. Ponikau zum Nachfolger bis an seinen Tod 1741. Ihm folgte seine Wittwe Sophie Auguste v. Heynitz † 1771, sein Schwiegersohn der Landvoigt Hieronymus Friedrich v. Stammer † 25. Decbr. 1777, dessen Wittwe Johanne Auguste v. Ponikau, † 1781 und ihre 3 Kinder: Amalie Sibylle Eleonore verwittwete Reichsgräfin Vitzthum v. Eckstädt † 1795, Friedrich Adam v. Stammer † 1802 und Auguste Friederike Magdalene verwittwete Gräfin von der Schulenburg † 1809. Hierauf fiel Prietitz an die Tochter des Letzteren, Johnne Friederike Luise Gräfin von Einsiedel und nach ihrem Tode 1832 an deren Tochter Auguste Gräfin von Bünau jetzt vermählte Sahrer v. Sahr. Die letzte Zählung ergab 71 Häuser und 368 Einwohner, welche vorzüglich Flachsbau treiben und vom Flachsspinnen und Garnverkauf guten Erwerb haben. Die Kirche in Prietitz soll bereits im J. 1280 gegründet worden sein.

Schloß Camenz und das Burglehn. Die unmittelbare Nähe einer fremden Herrschaft konnte dem Gedeihen der selbstständig gewordenen Stadt nicht förderlich sein und dass die Stadt nicht ungerechte Klagen über die Bewohner des Burglehns zu führen hatte, wurde schon oben bemerkt. Die Selbsthülfe der Bürger veranlasste zwar eine strenge Untersuchung, die Stadt verlor sogar die freie Rathskür, erhielt aber zuletzt noch königliche Verzeihung und die Herren v. Camenz mussten das Burglehn der Bürgerschaft überlassen. Zum Ankaufe des Schlosses selbst gab K. Siegmund der Stadt bereits im J. 1426 unbeschränkte Erlaubniss, aber erst 1432 konnte davon Gebrauch gemacht werden, nachdem die Stadt bei dem Hussitensturme 1429 noch hatte erfahren müssen, dass eine verrätherische Burg ihr keinen Schutz gewähre. Ungern mag das sinkende Geschlecht der Herren von Camenz sich seines Stammsitzes entäussert haben, allein geldbedürftig musste Borso v. Camenz endlich in den Verkauf willigen. 206 Mark Groschen war der Preis, der Baumgarten und ein Freihaus in der Stadt der Vorbehalt auf Lebenszeit, damit er einen Ort habe, wo er über seine Unterthanen zu Gericht sitzen konnte. Nach Borso’s Tode gelangte der Baumgarten und das Freihaus gleichfalls an die Stadt. Die [250] Burg ward zerstört und der Platz heisst jetzt der Anger, wo auch das Burglehn sich befand.

Lückersdorf, 1/2 Stunde westlich von Camenz entfernt, am Hutberge gelegen, kam nach und nach in Stadtbesitz. Es war ein Camenzisches Afterlehn in verschiedenen Händen. Ein Theil gehörte im J. 1420 den Brüdern Peter, Nickel und Hans Potzker; einen andern Theil mag das Vorwerk gebildet haben, welches Heinrich v. Camenz im J. 1426 einem Beynischlehn zu Lehn reichte. Derselbe Heinrich von Camenz verkaufte im J. 1438 alle seine Gerechtigkeit auf Lückersdorf „ausgenommen behnislehn“ an die Stadt Camenz, welches kurz vorher von Borso von Camenz zwei Bauergüter daselbst erkauft hatte. Behnischlehn und die genannten Potzker waren vermuthlich Camenzer Patrizier und so wäre der endliche Anfall von ganz Lückersdorf an die Stadt Camenz begreiflich. Urkunden darüber haben sich leider nicht erhalten. Nur weiss man, dass diese Erwerbung erst nach 1449 erfolgt sein kann, da in diesem Jahre die Brüder Barthel und Georg Benischlehn den väterlichen Antheil von Lückersdorf noch besassen. Durch den Pönfall ging Lückersdorf der Stadt verloren und kam in den Besitz des Landvoigts Christoph Burggrafen von Dohna auf Königsbrück, welcher am 27. Octbr. 1560 ohne männliche Erben starb. Am 19. Octbr. 1561 erwarb es die Stadt zurück durch Kauf von K. Ferdinand I. Der herrschaftliche Grund und Boden ward in den J. 1826 und 1827 dismembrirt, wobei die Stadt sich 93 Acker 196 ◻Ruthen Feld- und Waldgrundstücke vorbehielt. Das Dorf, bemerkenswerth durch die von Chr. Freygang errichtete Badeanstalt, hat jetzt 79 Häuser und 361 Einwohner.

Gelenau liegt 1/2 Stunde südwestlich von Camenz. Seit wann Gelenau, urkundlich Geilnow, mit dem Rittergute Hennersdorf vereinigt wurde, weiss man nicht. Im 15. Jahrhundert, bereits 1424, war dieses Afterlehn der Herren von Camenz in den Händen der Patrizierfamilie Kunad. Hans Kunad kommt urkundlich 1424-1454 vor. Im J. 1447 verkaufte er einen Theil von Gelenau an die Stadt Camenz um 52 Schock Groschen. Die andere, grössere Hälfte von Gelenau verkaufte der Landvoigt Jaroslaw von Sternberg nach Balthasar Kunad’s unbeerbtem Tode gleichfalls an die Stadt Camenz um 200 Mark Groschen. Die Belehnung mit diesem Antheile erfolgte aber erst im J. 1473 durch den Landvoigt Herzog Friedrich zu Liegnitz. Im Pönfall verloren konnte die Stadt diese Besitzung uehher nicht wieder erwerben. Im J. 1789 war Henriette Sophie verw. Major von Buchner, geb. v. Carlowitz Besitzerin von Hennersdorf und Gelenau. Beide gehören jetzt dem Herrn auf Roth-Nauslitz, C. W. von Brescius. Bei der letzten Zählung hatte Gelenau in 57 Häusern 286 Bewohner.

Den Antheil von Wiesa, einem Dorfe 1/3 Stunde südlich von Camenz entfernt, erwarb die Stadt Camenz im J. 1450 käuflich von Hans Jode auf „Eschensdorff“ für 597 Schock Groschen. Inbegriffen in den Kauf war der jetzt zu 52 Acker 38 ◻Ruthen vermessene Zschornaer Forst. Wenn angegeben wird, dass der Landvoigt Thimo von Colditz die Stadt Camenz bereits im J. 1440 mit dem Dorfe Wiesa belehnt habe, so liegt dieser Angabe wohl ein Irrthum zu Grunde, denn die Belehnung erfolgte lt. Originalurkunde erst 1450 am Donnerstage nach Andreas durch den Landvoigt Hans von Colditz. Den Sadelhof (Sedelhof) zu Wiesa besass im J. 1421 ein Hans von Polenz und früher ein Hans von Blossdorf. Damals gab K. Siegmund der Stadt Camenz die Erlaubniss diesen Hof zu kaufen. Entweder ist dieser Ankauf nicht zu Stande gekommen oder es müssen Besitzveränderungen vorausgesetzt werden, welche nicht mehr bekannt sind, denn lt. Originalurkunde gab K. Georg Podiebrad im J. 1461 der Stadt Camentz ebenfalls die Erlaubniss „den sedelhof die Wyse zu kauffen vnd zu stadtrecht zu schlagen.“ Im Pönfall musste die Stadt das Dorf Wiesa und den Zschorner Forst abtreten, kam aber am 19. Octbr. 1549 in Wiederbesitz. Ein kleiner Theil von Wiesa gehört dem Kloster St. Marienstern. Wiesa zählt jetzt in 100 Häusern 570 Einwohner, wovon auf den klösterlichen Antheil etwa 45 Einwohner zu rechnen sind. Wiesa ist wie Bernbruch, Lückersdorf und Gelenau nach Camenz eingepfarrt und zu dem dasigen Gerichtsamt geschlagen. Im J. 1451 kaufte die Stadt Camenz die an der preussischen Grenze bei Bernsdorf gelegene Waldung, das Langeholz genannt, von Peter Hänseln. Am Montage nach Judica erfolgte die Belehnung durch den Landvoigt Hans von Colditz. Im Pönfall ward es der Stadt genommen, aber am 19. Octbr. 1549 wiedergegeben. Sein Flächenraum beträgt 221 Acker 277 ◻Ruthen.

Grüngräbchen, 31/4 Stunde nordwestlich von Camenz hart an der preussischen Grenze bei Wendisch-Sella, am Zusammenflusse des Gross-Graber Baches und des Schwarzwassers und von wohlbestandener Waldung umgeben, hiess in alten Zeiten Klein-Gräbchen. Dorf und Rittergut sind nach dem 3/4 Stunden entfernten Schwepnitz eingepfarrt und haben 310 Einwohner in 35 Häusern. Im 15. Jahrhundert war Grün- oder Klein-Gräbchen ein Besitzthum der Familie von Blossdorf. Hans von Blossdorf hinterliess einen unmündigen Sohn Riehle, dessen Vormund Heintze v. Blossdorf Klein-Gräbchen im J. 1476 an die Stadt Camenz für 901 Thaler verkaufte. Der Landvoigt Stephan von Zapolin ertheilte der Stadt lt. Originalurkunde d. d. Budissin, 1476, Freitags n. Pfingsten, die Lehn darüber. Wie lange Grün-Gräbchen ein Besitzthum der Stadt Camenz geblieben sein möge, ist nicht nachzuweisen. Wenn es bereits, wie angegeben wird, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts einem sonst unbekannten Rudolph v. Gersdorf gehörte, so wäre ein Verkauf vor Eintritt des Pönfalls anzunehmen. Aber weder diese Annahme, noch die Vermuthung, dass Rudolph von Gersdorf erst in Folge des Pönfalls zu dem Besitze gelangte, lässt sich auf ein urkundliches Zeugniss stützen. Später besass es die Familie von Bünau und zwar: Günther v. Bünau, bis 1629 Rudolph v. Bünau, dann Elisabeth v. Bünau und am 6. März 1679 verkaufte es Rudolph v. Bünau an Hans Julius v. Burkersrode. Im J. 1681 erkaufte es Maximilian Freiherr v. Schellendorf auf Königsbrück, worauf es im J. 1727 an den Graf Friedrich v. Friesen, 1773 an die Grafen v. Redern und 1802 an Johann Gottlieb von Wolff gelangte. Letzterer erbaute im J. 1806 auf einer verödeten Anhöhe bei dem Dorfe ein neues Herrenhaus. Ihm folgte seine Wittwe Eleonore Friederike v. Wolff. Seit 1856 ist Herr Wilhelm Rudolph Oscar Platz Besitzer des erkauften Allodial-Ritterguts Grün-Gräbchen. In der Dorfflur liegen ansehnliche Teiche, welche wohlschmeckende Karpfen liefern. Grün-Gräbchen gehört in das Gerichtsamt Königsbrück.

Ueber Deutsch-Baselitz, welches von 1486 bis 1547 der Stadt Camenz gehörte, vergleiche man S. 181. Als Afterlehn der Herren von Camenz war Deutsch-Baselitz in den Händen der Familie v. Blossdorf (oder Bloschdorf). 1432 kommen vor: Nickel und Friedrich von Blossdorf auf Baselitz, Heinze v. Blossdorf, Scharfheinze genannt, war der letzte Besitzer aus dieser Familie bis 1486. Schon 1475 hatte der budissinische Bürgermeister Benedict Dörheide, die Anwartschaft auf den Lehnsheimfall erlangt, allein die Stadt Camenz kaufte Deutsch-Baselitz als heimgefallenes Lehn lt. Originalurkunde d. d. Gorlitz 1486, Montags n. Invocavit, für 900 rhein. Gulden vom Landvoigt Georg von Stein. - Jetzt zählt Deutsch-Baselitz 273 Einwohner.

Biehla, die letzte Erwerbung der Stadt Camenz seit 1524, ist gleichfalls oben S. 179 besprochen worden.

Im Vergleiche zu allen diesen genannten Besitzungen ist das, was K. Ferdinand I. der Stadt nach dem Pönfall aus Gnaden zurückgab: das Langeholz, der Zschorner Forst und die Antheile von Bernbruch und Wiesa, nur gering zu nennen und die Stadt war auch in Zukunft bei so geschmählertem Einkommen kaum im Stande, neue Erwerbungen zu machen. Als sie Lückersdorf zu kaufen Gelegenheit hatte, bedurfte es der landesherrlichen Erlaubniss, dazu 2000 Thaler borgen zu dürfen.

Glücklicher, als in Camenz, waren die Verhältnisse, welche die Stadt

Löbau

bei Erwerbung ihres Grundbesitzes begünstigten. Wenn auch die Geschichte von den Fabeln über Löbau’s Begründung abzusehen hat, so gilt diese Stadt gleichwohl nicht mit Unrecht als die älteste der s. g. Oberlausitzischen Sechsstädte. Löbau’s Umgegend gehört zu den frühest angebauten Landstrichen der Oberlausitz, denn die dasigen Dörfer, wie schon die Kleinheit der Fluren beweist, sind uralte Anlagen und der Umstand, dass Löbau keine Burg hatte, wie es bei den übrigen Sechsstädten der Fall war, lässt mit Wahrscheinlichkeit folgern, dass die erste Begründung des Ortes selbst vor der Eroberung des Landes durch die Teutschen geschehen sein müsse. Gleichwohl wird Löbau in Urkunden nicht früher genannt als im J. 1221, aber als Sitz eines die Gerichtsbarkeit ausübenden Voigtes. Diese frühe Bedeutsamkeit gereichte dem strebsamen Orte in der Folge zu innerer Kräftigung. Der bedeutende in den J. 1306, 1317 und 1397 erweiterte Gerichtssprengel erhöhte das Ansehen der Stadt und die in Verbindung mit den übrigen Sechsstädten wohlbenutzten Vorrechte erzeugten Wohlstand, welcher die Stadt alles über sie in reichlichem Maasse verhängte [251] Ungemach glücklich überdauern liess und ihr möglich machte, einen beträchtlichen Grundbesitz zu erwerben. Zur Zeit des auch sie hart treffenden Pönfalls besass die Stadt folgende Dörfer und Rittergüter: Alt-Löbau, Tiefendorf, Oelsa, Gross- und Klein-Schweidnitz, Schönbach, Lawalde, Wendisch-Paulsdorf, Georgewitz, Ebersdorf und Herwigsdorf, an Waldungen aber: den Löbauischen Berg, den Kottmarwald und Jaudaswald.

Alt-Löbau, an der Westseite der Stadt gelegen, gleichsam eine Vorstadt derselben bildend, ist wohl ohne Zweifel gleich beim Beginn der Stadt ihr Eigenthum gewesen, wenn auch einzelne Theile zeitweilig andere Besitzer gehabt haben mögen. Ein solcher war z. B. Heinze Schleife, welcher der Stadt Löbau im J. 1421 12 Mark Zinsen in Alt-Löbau auf Wiederkauf überliess. Im Pönfalle verloren wurde es der Stadt am 19. Octbr. 1549 wiedergegeben. Es zählt jetzt in 110 Häusern 664 Einwohner.

Tiefendorf, seit dem 1. April 1845 mit der Stadtflur vereinigt, bildet Löbau’s östliche Vorstadt. Einen Theil davon (vielleicht das jetzige Stadtvorwerk) kaufte die Stadt bereits im J. 1366 von Heinrich von der Landeskrone. In welcher Zeit das Uebrige erworben wurde, weiss man nicht. Nach dem Verluste im Pönfall kam es am 19. Octbr. 1549 wieder zur Stadt. Seit 1824 wird der daselbst befindliche Eisenbrunnen zu einem heilkräftigen Bade benutzt.

Oelsa, 1/2 Stunde westlich von Löbau und an Alt-Löbau anstossend, ist eine uralte wendische Anlage, wie sich schon aus der Vertheilung der Felder in der Flur erkennen lässt. Die Zeit der Erwerbung von Seiten der Stadt Löbau ist urkundlich nicht nachzuweisen, aber bereits 1438 reichte K. Albrecht der Stadt zu Lehn, was sie „in der Olsen“ besass. Nach dem Pönfalle ward es am 15. Juni 1552 wieder erkauft. Der Ort hat jetzt 62 Häuser und 329 Einwohner, welche neben dem Ackerbaue vorzüglich Obstcultur treiben.

Gross-Schweidnitz. Die älteste Geschichte dieses Rittergutes, worüber bereits oben S. 33-35 gehandelt wurde, ist in grosses Dunkel gehüllt. Vermuthem nach nur antheilig gehörte es dem Domstift zu Budissin, man weiss aber nicht, wie lange, und wie die eine Hälfte (vielleicht noch vor 1374 durch Kauf von Johann Heller) an die Stadt Löbau gelangte. Die andere Hälfte soll der Familie von Schönberg gehört haben und von derselben (nebst Oelsa?) im J. 1478 an die Stadt Löbau verkauft worden sein. Nun kommt aber der um 1509 verstorbene Christoph von Gersdorf auf Baruth u. s. w. auch als Besitzer von „Schwednitz“ vor und es fragt sich nur, ob darunter Gross- oder Klein-Schweidnitz gemeint sei. Wenn nach Wahrscheinlichkeit Gross-Schweidnitz anzunehmen ist, so könnte dieser gersdorf’sche Antheil erst nach 1519 von der Stadt Löbau erworben worden sein. Damals gehörte es noch zur Baruth’schen Erbschaft und die Theilungsurkunde nennt ausdrücklich „das dorff Schwednitz.“ Immerhin ist der Stadtbesitz unzweifelhaft, doch ging Gross-Schweidnitz bei dem Pönfall für die Stadt Löbau auf immer verloren, denn K. Ferdinand I. verkaufte es nebst Oderwitz und Georgewitz am 5. März 1549 an den Rath und Hauptmann zu Budissin Dr. Ulrich von Nostitz für 6000 Thaler. Seine Besitznachfolger verzeichnet der oben erwähnte Artikel. Jetzt hat Gross-Schweidnitz 577 Einwohner in 91 Häusern.

Ueber Klein-Schweidnitz haben wir den oben S. 235 u. 236 mitgetheilten Nachrichten beizufügen, dass es nach dem Pönfall laut Urkunde vom 28. Oct. 1549 nebst dem Zittauischen Stadtdorfe Bertsdorf an den genannten Dr. Ulrich von Nostitz für 3400 Thaler verkauft ward. Der Kaufpreis für Klein-Schweidnitz betrug 400 Thaler. Dass Löbau dieses Rittergut durch Schenkung erworben habe, ist wohl nur eine unerwiesene Vermuthung, und darüber, wann und wie es an die Familie von Schlieben gediehen, fehlen gleichfalls die Nachrichten. Jetzt enthält das Dörfchen 35 Häuser und 218 Einwohner.

Eine Beschreibung des Ritterguts Schönbach findet der Leser bereits oben S. 217-219 mitgetheilt. Schönbach, jetzt zum Gerichtsamte Neusalza geschlagen und zu einem ansehnlichen Dorfe von 271 Häusern mit 1571 Einwohnern erwachsen, soll durch Kauf im J. 1419 an die Stadt Löbau gelangt sein. Zur Zeit fehlt aber noch der urkundliche Beweiss, wenn auch der Stadtbesitz keinem Zweifel unterliegt. Nach dem Pönfalle erwarb es der Hofrichter Nickel von Metzrad auf Herwigsdorf.

Lawalde hat wahrscheinlich schon in erster Anlage aus zwei Rittergütern bestanden, welche jetzt durch die Benennung Ober- und Nieder-Lawalde unterschieden werden. Schon im J. 1306, als der Ort zum Löbauer Gerichtsbezirk geschlagen wurde, heisst er urkundlich Levenwald ambas (die beiden Lawalde). Die Fluren des 1 Stunde von Löbau entfernten Ortes gränzen mit Schönbach, Lauba, Kötscha, Streitfeld, Oelsa und Gross-Schweidnitz. Ueber die Geschichte der beiden Rittergüter fehlt es aus älterer Zeit gänzlich an Nachrichten, namentlich über ihren Erwerb von Seiten der Stadt Löbau, und auf die Frage, ob die Stadt beide Rittergüter oder nur das eine, und welches, in Besitz gehabt habe, fehlt jede Antwort. Nach dem Pönfalle kaufte es Bonaventura von Luttitz, welcher um 1561 Lawalde zur eigenen Parochie erheben wollte. Im 17. Jahrhundert gehörte Nieder-Lawalde der Familie von Rodewitz und Ober-Lawalde den Herren von Nostitz. Namentlich kommen vor im J. 1684 Kaspar Heinrich von Rodewitz und im J. 1698 Kasper Siegmund von Rodewitz, sächsischer Obrist, auf Nieder-Lawalde, Frau Helena Sophie v. Nostitz geb. v. Rechenberger und ihr Sohn Karl Friedrich v. Nostitz auf Ober-Lawalde. Im 18. Jahrhundert war Lawalde Besitzhum der Löbauischen Kaufherren Samuel Benjamin Mühle auf Ober-Lawalde und Karl Michael Mühle auf Nieder-Lawalde. Dem Letzteren folgte sein Sohn August Benjamin Mühle, welcher den von seinem Vater zwischen 1770 und 1780 angelegten sehenswerthen Park bedeutend erweiterte und verschönerte. Im 19. Jahrhundert gehörten beide Rittergüter dem Senator Philipp Ferdinand Adolph Just zu Zittau. Jetziger Besitzer beider Rittergüter seit 1858 ist Herr Friedrich Gustav Haberland. Die hiesige Kirche, seit 1775 bedeutend erweitert und verschönert, war schon im J. 1346, wie noch jetzt, die Tochterkirche der Hauptkirche zu Löbau. Pfarrer ist der jedesmalige Archidiakon zu Löbau. Jetzt zählt Lawalde in 149 Häusern 817 Einwohner, welche Ackerbau und Weberei treiben.

Wendisch-Paulsdorf, ein kleines nach Kittlitz eingepfarrtes Dorf von 38 Häusern und 194 Einwohnern, gehörte vor dem Pönfall gleichfalls zu den Besitzungen der Stadt Löbau, vielleicht seit 1438, denn eine frühere Belehnung kennt man nicht. Laut Originalurkunde d. d. Gorlicz 1438 am S. Martinstage reichte K. Albrecht „der stat zu Lobau dise lehen vnd gutter, die alde lobaw vnd waz sy in der Olsen zu Gorgewicz zu Pawlsdorf vnd ire vorwerke die sye vmb jre stat han.“ Die folgenden Regenten erneuerten diese Belehnung in den J. 1455, 1460 und 1474. Auch dieses Gut ging der Stadt durch den Pönfall für immer verloren. Wer es nachher erwarb, weiss man nicht. Man vergl. oben S. 105 und 106.

Georgewitz, auch Gorbitz und Gorgewitz genannt, liegt bei Unwürde, ist ebenfalls nach Kittlitz eingepfarrt und wird in 35 Häusern von 221 Menschen bewohnt. Es gehörte nach der angeführten Belehnungsurkunde bereits im J. 1438 der Stadt Löbau, musste aber beim Pönfall abgetreten werden und ward von K. Ferdinand lt. Urk. vom 5. März 1549 an Dr. Ulrich von Nostitz verkauft. Seitdem ist Georgewitz immer als Zubehör des Ritterguts Unwürde betrachtet worden.

Ebersdorf, ausser der Stadtflur Löbau von Bischdorf, Herwigsdorf, Ottenhain und Klein-Schweidnitz begränzt, liegt an der Strasse von Löbau nach Zittau. Soviel bekannt gehörte es zu Anfange des 16. Jahrhunderts dem Christoph von Gersdorf auf Baruth und bei der Theilung seiner hinterlassenen Güter ward es im J. 1519 zu Reichenbach geschlagen, welches der fünfte Sohn, der nachherige Amtshauptmann zu Görlitz, Hans von Gersdorf, zu seinem Erbtheil erhielt. Dieser verkaufte Ebersdorf an Hans von Gersdorf auf Herwigsdorf, welcher es aber bereits im J. 1531 Dienstags nach Alexii der Stadt Löbau käuflich überliess. Eingezogen bei dem Pönfall ward es von K. Ferdinand I. am 8. Oct. 1549 an seinen Hofrichter Nickel von Metzrad auf Herwigsdorf verkauft, welcher im J. 1552 starb, worauf Ebersdorf wieder an die von Gersdorf gelangte und endlich im J. 1576 von Melchior und Hans von Gersdorf auf Herwigsdorf und Horka an die Stadt Löbau verkauft wurde. Unter Löbauischer Herrschaft hat sich Ebersdorf namentlich in neuerer Zeit ansehnlich vergrössert und zählt jetzt in 178 Häusern 1105 Einwohner, welche sich von Ackerbau, Weberei und andern Gewerben nähren.

Von Herwigsdorf (Herbigsdorf) kann die Stadt Löbau nur einen Antheil besessen haben, da gleichzeitig mit dem Stadtbesitze auch andere Herren auf Herwigsdorf vorkommen. Leider ist die Geschichte dieses Dorfes nur unvollständig bekannt, als dass sich die Besitzverhältnisse klar unterscheiden liessen. Die zwischen Kemnitz, Berthelsdorf, Strahwalde, Ottenhain, Ebersdorf, Wendisch-Paulsdorf und Bischdorf gelegene Dorfflur, welche nach der Vermessung vom J. 1785 einen Flächenraum von 3063 Ackern 252 ◻Ruthen umfasst, mag schon seit früher Zeit drei verschiedene Rittergüter gehabt haben, wovon Mittel-Herwigsdorf wieder in [252] Ober-Mittel- und Nieder-Mittel-Herwigsdorf getheilt wurde. Welches von diesen vier Rittergütern der Stadt Löbau gehörte, lässt sich nicht einmal vermuthungsweise bestimmen, da in den dürftigen Nachrichten die Namen nicht unterschieden werden. Ja der Stadtbesitz vor dem Pönfall könnte überhaupt zweifelhaft werden, wenn man eine spätere zuverlässige Nachricht damit in Verbindung bringen will. Das Domkapitel zu Budissin verkaufte nämlich im J. 1619 an die Stadt Löbau zwei dienstfreie Unterthanen zu Herwigsdorf, welche dasselbe im J. 1600 von Joachim von Gersdorf auf Herwigsdorf erkauft hatte. Wie lange Löbau im Besitze dieser Freibauern geblieben sei, sagt keine Nachricht; es wäre aber wohl möglich, dass spätere Chronisten diesen Besitz, weil er in ihrer Zeit nicht mehr stattfand, in die Zeit vor dem Pönfall gesetzt hätten. Von Herwigsdorf’s Besitzern lassen sich folgende, freilich nicht in lückenloser Reihe, namhaft machen: Hans v. Gersdorf 1531; der Hofrichter zu Löbau und Budissin Nickel v. Metzrad, bereits 1540, † 1552; Melchior v. Gersdorf 1576; Joachim v. Gersdorf 1600. Ein Herr von Scharfsod muss Nieder-Mittel-Herwigsdorf besessen haben, da es nach seinem Namen noch das scharfsöderische Gut heisst. Ferner die Herren von Haugwitz, von Löben und von Rodewitz, um 1671 ein Herr von Schwanitz, 1717 ein Herr von Theler und 1726 ein Herr von Klüx. Auf diesen folgte Johann Friedrich von Ingenhäf auf Mittel-Herwigsdorf, bereits 1741, welcher am 3. Febr. 1761 starb und seinen älteren Sohn Ludolph Friedrich Gottlob von Ingenhäf zum Nachfolger hatte. Dieser starb am 29. Februar 1772 ohne männliche Erben. Ihm folgte als Besitzer von ganz Herwigsdorf ein Herr von Gersdorf, dem es im J. 1782 der damalige Geheim-Rath Gottlieb Wilhelm v. Bressler, nachmals in den Grafenstand erhoben, abkaufte. Seit 1819 besass es die Tochter desselben Frau Johanne Victorie Gottliebe Gräfin von Löben und nach deren Tode ihr Neffe, ein Graf von Bressler, welcher es seinen Gläubigern abtreten musste. Ober- und Nieder-Herwigsdorf erkaufte im J. 1837 Frau Johanne Rahel Röthig geb. Jeremias und ihr folgten seit 1860 in Ober-Herwigsdorf Herr Friedrich August Röthig, in Nieder-Herwigsdorf aber Herr Karl Eduard Röthig. Ober-Mittel-Herwigsdorf erwarben 23 angesessene Einwohner daselbst, welche einen besondern Lehnsträger bestellten. In den letzten 70 Jahren hat sich die Zahl der Häuser ansehnlich vermehrt; im J. 1789 betrug sie 98, im J. 1839 bereits 172, im J. 1858 aber 210. Die Einwohnerzahl belief sich am 1. Decbr. 1858 auf 1166. Unter den Einwohnern, welche meist von Ackerbau leben, finden sich geschickte Steinmetzger.

Alle diese Besitzungen bildeten ihrer geographischen Lage nach ein zusammenhängendes nicht unbeträchtliches Gebiet. Abgesondert lag der Kottmarwald, südlich von Kottmarsdorf und von Eybau und Ebersbach begränzt. Die Stadt Löbau erwarb ihn bereits im J. 1311 für 80 Mark Silbers. Da er für die Stadt ein sehr werthvolles Besitzthum war, so durfte nach dem Verluste im Pönfall kein Opfer gescheut werden. Die Stadt erwarb ihn und das Dorf Oelsa am 15. Juni 1552 für den Kaufpreis von 2100 Thalern. Früher war er beträchtlicher als jetzt, wo sein Flächenraum noch 749 Acker und 232 ◻Ruthen umfasst; es gehörte dazu der Grund und Boden des Dorfes Walddorf, welches auf einer im J. 1660 durch einen bedeutenden Windbruch entstandenen Waldblösse nach und nach erbaut wurde. Es siedelten sich nämlich neben dem hier stehenden Försterhause einige Mährische Emigranten an und in kurzer Zeit mehrte sich die Häuserzahl so beträchtlich, dass Kurfürst Johann Georg III. im J. 1691 die Erlaubniss zur Gründung eines besondern Dorfes ertheilte. Die neue Anlage „unterm Walde“ ward bei einem Kindtaufschmausse am 20. August 1691 mit dem Namen Walddorf belegt. Seitdem ist hier ein zwar alles Ackerbaues ermangelndes, aber gewerbfleissiges Weberdorf erwachsen, welches bei dem Kirchenbau im J. 1708 erst 38 Häuser hatte, jetzt aber deren 184 zählt. Am 1. Decbr. 1858 gab es darin 1282 Einwohner.

Der Löbauer Berg, inmitten der Fluren von Tiefendorf, Ebersdorf, Wendisch-Paulsdorf und Körbigsdorf gelegen, dessen Waldung jetzt einen Flächenraum von 313 Ackern 132 ◻Ruthen einnimmt, hat gleichfalls seit unbekannter Zeit zur Stadt Löbau gehört. Sie musste ihn beim Pönfall abtreten und erhielt die eine Hälfte am 19. October 1549 wieder zurück. Die andere Hälfte verkaufte K. Ferdinand I. am 8. Octbr. 1549 an den oft genannten Nickel von Metzrad auf Herwigsdorf und die Stadt Löbau konnte dieselbe erst im J. 1576 zugleich mit Ebersdorf durch Kauf wieder erwerben.

Geringerer und theilweise wieder veräusserter Erwerbungen nicht zu gedenken wurde das Gebiet der Stadt Löbau, jetzt die Fluren von der Stadt selbst einschliesslich Tiefendorfs und von Alt-Löbau, Oelsa, Ebersdorf und Walddorf umfassend, am 3. Mai 1839 durch den Ankauf der Rittergüter Lehn und Jauernick vergrössert. Beide Rittergüter, nordwestlich von Löbau gelegen und von den Fluren Eiserode, Nechen, Gross- und Klein-Dehsa, Plotzen und Peschen umgränzt, sind seit einer Reihe von Jahren (ursprünglich aber wohl nicht) vereinigt gewesen. Ihre Geschichte kennt man aber nur unvollkommen. Im 17. und 18. Jahrhundert werden die von Gersdorf als Besitzer genannt und zwar um 1690 der Lieutenant Gottlob Ehrenreich v. Gersdorf und 1758 Johann Ernst von Gersdorf, der nachmalige Stifts-Verweser zu Joachimstein. Nachher kaufte sie der Kaufmann und Rathsherr zu Budissin, Johann Christoph Prenzel. Nach seinem Tode folgte ihm als Herr auf Lehn und Jauernick sein zweiter Sohn Ferdinand Traugott Prenzel. Die Stadt Löbau erwarb beide Güter für den Preis von 45,500 Thalern, verkaufte aber später (um 1847) das Rittergut Jauernick an den Buchdruckereibesitzer F. W. Hohlfeld. Jetzt besitzt es Herr A. W. Jordan. Es besteht aber nur aus 1 bewohnten Gebäude und 7 Einwohnern.

Die Stadt Löbau und ihr Gebiet zählte am 1. Decbr. 1858 in 921 Häusern 7689 Bewohner, und der Flächenraum der Communbesitzungen wird zu 1317 Ackern 4 ◻Ruthen angegeben.


Das Domstift St. Petri zu Budissin,

dessen Decan unter den römisch-katholischen Prälaten bei der Ständeversammlung des Königreichs Sachsen, wie vormals auf den Oberlausitzischen Landtagen die erste Stelle einnimmt, gehört gleichfalls zu den ansehnlichsten Grundeigenthümern der Oberlausitz. Es wäre hier ein reicher Stoff zu erschöpfen; allein die urkundlichen Unterlagen sind keineswegs vollständig genug, um über die Erwerbungen des Domstiftes einen gründlichen Bericht erstatten zu können. Die neueren Forschungen im Stiftsarchiv haben vielmehr ergeben, dass gar Vieles dunkel, zweifelhaft und unerforschbar bleiben wird. Bis auf gründlichere Forschungen mag folgende Uebersicht hinreichen, von dem vormaligen und jetzigen Bestand der domstiftlichen Besitzungen einige Kunde zu geben. Der Grundbesitz des Budissiner Dom-Capitels, theilweise auf Stiftungen beruhend, theilweise durch Ankauf erlangt, hat während einer Zeit von mehr als 600 Jahren so häufigen Wechsel erfahren, dass es zweckmässig sein dürfte, zuerst von den vormaligen Stiftsgütern zu sprechen und hierauf den gegenwärtigen Besitzstand zu erörtern.

Unter den vormaligen jetzt dem Domstift nicht mehr gehörenden Besitzungen wurden, soviel bekannt ist, folgende Ortschaften und beziehentlich Antheile namhaft gemacht: Nieder-Kayna, Weissenberg, Gross- u. Klein-Schweidnitz, Schmiedefeld, Schönberg, Bischdorf, Burk, Clapingdorf, Reichenbach, Rosenhain, Pritschwitz, Rackel, Klein-Seitschen, Raschitz und Gross-Dubrau.

Von Nieder-Kayna, Weissenberg, Gross- und Klein-Schweidnitz weiss man die Zeit der Erwerbung nicht mehr. Von Nieder-Kayna gehörte dem Domstifte schon im J. 1222 und noch im 18. Jahrhundert ein Mensus Grund und Boden, über dessen Verkauf keine Nachricht vorliegt. Wenn Weissenberg im J. 1228 gegen Wawitz vertauscht wurde, so betraf dieser Tausch nur einen Theil jenes schon damals als Sitz eines Advocatus bedeutenden Orts. Das Sachverhältniss ist unbekannt. Ueber den domstiftlichen Besitz von Gross-Schweidnitz fehlt jeder gründliche Nachweis. Von Klein-Schweidnitz scheint das Domstift nur einen oder zwei Bauern besessen zu haben, welche im J. 1589 (oder 1598) gegen den s. g. Hopfengarten in Gross-Dehsa dem Herrn von Nostitz, dem Besitzer von Klein-Schweidnitz überlassen wurden.

Schmiedefeld, 1 Stunde nördlich von Stolpen an der Sächsisch-Schlesischen Eisenbahn gelegen, gehörte seit 1221 zu den Dotationsgütern des Domstiftes, in dessen Besitz dieses Kirchdorf bis um 1571 blieb. Ein urkundlicher Nachweis über die Veräusserung desselben kann nicht gegeben werden.

Schönberg, früher Schömberg und urkundlich Schimberg, nördlich von Nieder-Cunewalde, erwarb das Domstift nebst Cunewalde im J. 1317 von Otto Herren von Camenz. Im J. 1622 ward es angeblich für 3180 Meissnische Gulden an den keiserl. Reichshofrath Felix von Rüdiger (Rüdinger) auf Weigsdorf verkauft und seitdem [253] ist es stets mit dem Rittergut Weigsdorf verbunden geblieben. Man vergl. oben S. 227. Damals war es ein kleines Dorf von 6 Häusern, vergrösserte sich in den nächsten 100 Jahren bis auf 22 Häuser und zählte im J. 1840 bereits 61 Häuser, im J. 1858 aber 66 Häuser mit 377 Einwohnern, welche nach Cunewalde eingepfarrt sind und neben Ackerbau vorzüglich Weberei treiben.

Von Bischdorf wird angemerkt, dass es im J. 1281 der Budissiner Bürger Rudigerus de Schluckenau für 462 Mark an das Dom-Capitel verkaufte. Dieses ist sicherlich nur ein einzelner Theil des Dorfes, und zwar Ober-Bischdorf, gewesen, da der Haupttheil, Mittel- und Nieder-Bischdorf, mit dem Kirchenpatronat ein Besitzthum der Bischöfe zu Meissen war. Im bischöflichen Antheile befindet sich das Rittergut, welches die Meissner Bischöfe ursprünglich selbst bewirthschafteten, nach den Hussitenkriegen aber mit Vorbehalt der Lehnsreichung an die Familie von Gersdorf verkauften. Das Dom-Capitel verkaufte seinen Antheil im J. 1606 an den Kurfürst zu Sachsen Christian II. und dies mag wohl der Grund gewesen sein, weshalb Kurfürst Johann Georg I. Bischdorf aller Einwendungen der Oberlausitzischen Landstände ungeachtet dem meissnischen Amte Stolpen einverleibte. Jetzt gehört es zum Gerichtsamte Löbau und zählte am 1. Decbr. 1858 in 117 Häusern 654 Einwohner.

In Burk bei Niederkayna besass das Domstift einige Bauern, welche im J. 1331 gegen einige Bauern in Nimschütz vertauscht wurden.

Clapingdorf (Clapingsdorf) ist das jetzige Klappendorf, im Gerichtsamt Lommatzsch gelegen. Meinher und Berthold Burggrafen zu Meissen schenkten es im J. 1356 der Stiftskirche S. Petri zu Budissin. Als das Domcapitel im J. 1566 wegen des Türkenkrieges zu einer Beisteuer veranlasst wurde, war es zu Veräusserungen genöthigt und der Verkauf von Clapingdorf scheint theilweise in den J. 1566 und 1587 unter Umständen erfolgt zu sein, welche nicht mehr bekannt sind. Das Domcapitel empfing dafür nur 400 Thaler.

Reichenbach gehörte schon im J. 1280 dem Domstifte. Damals befreite die Gemahlin des Markgrafen Otto von Brandenburg das dasige Stiftsgut von aller Abgabe. Im J. 1400 ward es gegen Belschwitz oder Ebendörfel vertauscht. Es entsteht hier aber die Frage, welcher Theil von Reichenbach gemeint sein könne. Das Städtchen Reichenbach und das Niederdorf war damals schon längere Zeit eine Besitzung derer von Gersdorf. Wegen Ober-Reichenbach fehlt es aber zur Zeit noch an zustimmenden Zeugnissen und Reichenbach bei Königsbrück kann als Besitzung der Herren von Camenz kaum in Betracht kommen. Die hier einschlagenden Verhältnisse bedürfen also noch gründlicher Erforschung.

Rosenhain, ein in Ober-, Mittel- und Nieder-Rosenhain getheiltes Rittergut an der Strasse von Löbau nach Reichenbach gelegen und von den Fluren Wendisch-Paulsdorf, Georgewitz, Bellwitz, Zoblitz, Dolgowitz und Wendisch-Cunnersdorf umgeben, gehörte ebenfalls nur zu einem Antheile dem Domstifte, den dasselbe im J. 1440 (oder bereits 1430?) von Christoph von Warnsdorf für 48 Mark böhmische Groschen polnischer Zahl erkaufte. Welcher Theil von Rosenhain hier zu verstehen sei, lässt sich eben so wenig bestimmen als die Zeit urkundlich nachweisen, wann derselbe wieder verkauft wurde.

Eben so unbekannt ist ferner, wann und von wem das Domcapitel das allein nach Gödau eingepfarrte an der Strasse von Budissin nach Camenz gelegene Dörfchen Pritschwitz oder Prischwitz erwarb. Auch über die Veräusserung desselben an das Kloster St. Marienstern giebt es kein urkundliches Zeugniss.

Das Rittergut Rackel, zwischen Baruth und Briessnitz und nach Gröditz eingepfarrt, gehörte dem Domstift gleichfalls in unbekannter Zeit, ward dann ein Besitzthum der Stadt Budissin und ist seit längerer Zeit ein Zubehör des Ritterguts Baruth.

In Klein-Seitschen, einem vormals als Sitz eines Burgwards ausgezeichneten Dorfe, bei Gödau gelegen, besass das Domcapitel seit unbekannter Zeit zwei Bauern, welche im J. 1573 an Joachim von Bolberitz für 216 Mark verkauft wurden.

Baschütz, wohl nur einen Theil, erkaufte der Decan Christoph Blebelius im J. 1596 von Hans Schlichting für 1500 Mark, verkaufte es aber schon im J. 1598 an Rudolph von Rechenberg für 2000 Mark.

Gross-Dubrau, ein am südwestlichen Abhange des Windmühlenberges zwischen Quatitz und Brehmen gelegenes, jetzt nach Nieder-Gurig gehöriges Rittergut erwarb das Domcapitel im J. 1596 von Nicolaus von Zezschwitz für 5100 Thaler. Im J. 1628 ward es an den Oberst von Karrass (oder von Krahe?) auf Milkel für 3800 Thaler verkauft.

Anderer Veräusserungen an einzelnen Häusern, Aeckern, Waldgrundstücken, an Geld- und Getraidezinsen u. s. w. gedenken wir hier nicht, da der wesentliche Bestand des domstiftlichen Grundbesitzes hierdurch wenig verändert ward und das Domstift in besseren Zeiten den nothgedrungenen Abgang reichlich zu ersetzen wusste. Es wird sich diess aus folgenden Mittheilungen ergeben, denen wir eine statistische Uebersicht des gegenwärtigen domstiftlichen Grundeigenthums vorausschicken.


Name des Orts. Flächen-
Inhalt.
Häuserzahl. Bevölkerung.
Acker Q.-R. 1843. 1855. 1858. 1843. 1855. 1858.
Gerichtsamt Bischofswerda:
Antheil von Stacha 32 205
Gerichtsamt Budissin
Brehmen 415 250 26 27 27 119 161 151
Dahlowitz 364 125 14 14 14 81 103 95
Ebendörfel oder
Belschwitz
581 104 36 34 36 177 171 189
Grubditz 276 248 20 20 20 106 114 104
Grubschütz 317 214 22 23 23 129 137 129
Mönchswalde 103 240 24 24 23 97 104 116
Passditz 188 92 8 8 8 56 59 59
Salzenforst 668 170 32 37 37 172 199 184
Schwarz-Nauslitz 70 111 39 40 42 209 197 218
Sdier 801 34 36 39 41 201 233 254
Singwitz 367 223 26 27 26 151 148 132
Sokulahora 49 175 7 12 11 26 47 56
Steindörfel oder Trebnitz 360 250 30 32 32 154 188 182
Strohschütz 148 110 3 3 3 34 28 26
Temritz 123 113 14 15 15 92 92 92
Zscharnitz 202 71 6 5 56 57
Antheil von Canitz-Christina 146 136
Antheil von Cölln 339 168
Antheil von Göda 246 108
Antheil von Nimschütz 430 120
Antheil von Pommritz 168
Antheil von Wawitz 190 197
Gerichtsamt Kamenz:
Miltitz 653 186 25 27 26 155 177 158
Zschornau 933 252 40 38 233 226
Antheil von Ostro 321 62
Antheil von Säuritz 446 271
Antheil von Schmeckwitz 43 122
Antheil von Siebitz 41 205
Gerichtsamt Königswartha:
Antheil von Bocka 1 49
Antheil von Luga 56 22
Gerichtsamt Neusalza:
Antheil von Cunewalde 549 48 165 171 165 940 1036 1007
Gerichtsamt Schirgiswalde:
Callenberg 223 248 93 91 93 527 549 586
Kirschau 469 25 69 72 71 345 371 411
Klein-Postwitz 218 212 17 19 19 79 99 102
Schirgiswalde 1537 212 297 270 275 1319 1910 2125
Suppo 92 287 5 4 4 23 36 34
Wehrsdorf 1242 31 256 265 260 1539 1698 1839
Antheil von Cosul
im Gebirge
55 236 4
Antheil von Wilthen
mit Irgersdorf
2358 89
Gerichtsamt Löbau:
Gross-Dehsa 824 24 98 100 100 480 509 521
Nieder-Cunnersdorf 1341 18 323 317 321 2073 1893 1985
Ober-Cunnersdorf 1382 207 425 433 434 3051 3092 3070
Antheil von Hochkirch 70 56
Gerichtsamt Weissenberg:
Antheil von Cannewitz 64 186


Das domstiftliche Grundeigenthum in der Stadt Budissin selbst ungerechnet, beträgt der Flächenraum dieser Besitzungen zusammen 19,355 Acker, 125 Q.-Ruthen, also fast 2 Quadratmeilen, auf [254] welchen gegen 15,000 Menschen leben. Die ganzen Ortschaften des Domstifts hatten am 1. Decbr. 1858 zusammen 13,101 Einwohner und auf die Dorfantheile sind mindestens noch 1900 Einwohner zu rechnen.

In unbekannter Zeit erwarb das Dom-Capitel folgende Dörfer: Trebnitz oder Steindörfel, Gross-Dehsa, Zscharnitz, Passditz, Schwarz-Nauslitz, Soculahora, Suppo, Dahlowitz und die Dorfantheile von Cöln und Cosula oder Kosel.

Steindörfel (wendisch Trebeńza), nach Hochkirch eingepfarrt an der Strasse von Budissin nach Löbau zwischen Waditz und Meschwitz gelegen, gehörte zur s. g. Burg-Praebende.

Gross-Dehsa, zwischen Alt-Löbau, Nechen, Jauernick, Klein-Dehsa und Oelsa, erwarb das Dom-Capitel nicht auf einmal. Der Haupttheil gehörte zur Ausstattung der domstiftischen Praebende St. Johanns des Evangelisten. Im J. 1525 erkaufte das Domstift drei Bauergüter daselbst und im J. 1589 kam es durch Vertauschung einiger Grundstücke in Klein-Schweidnitz in den Besitz des s. g. Hopfen-Gartens. Gross-Dehsa ist nach Kittlitz eingepfarrt.

Zscharnitz liegt bei Löbau und Prischwitz an der Strasse nach Camenz und gehört zur katholischen Parochie Crostwitz. Einen Theil der Einkünfte bezog die genannte Praebende St. Johanns des Evangelisten.

Passditz (wend. Posdezy), unweit vom vorigen und bei Lehndorf gelegen, ist ebenfalls nach Crostwitz eingepfarrt.

Von Schwarz-Nauslitz, einem ohnweit der Spree bei Ober-Gurig gelegenen Dörfchen, weiss man nur, dass im J. 1616 ein Theil an einen Herrn von Haugwitz für 1200 Mark verkauft worden.

Soculahora (Falkenberg), auch Sockolhora, bei Jessnitz gelegen, gehörte schon im J. 1456 dem Budissiner Domcapitel.

Suppo an der Spree, bei Halbendorf gelegen, ist nach Postwitz eingepfarrt.

Dahlowitz oder Dallwitz liegt bei Nieder-Gurig und Quatiz.

Cöln an der Strasse von Budissin nach Königswartha, südlich von Radibor gelegen, war bereits 1519 eine Besitzung des Domstifts.

Von Kosel oder Cosula, einem versteckten Gebirgsdorfe, östlich von Postwitz gelegen, besitzt das Domstift 4 Häuser, welche ihm schon 1473 gehörten.

Bekannt ist die Zeit der Erwerbung von folgenden Ortschaften und Dorfantheilen:

Nieder-Cunnersdorf, 1 Stunde südlich von der Stadt Löbau, am Löbauer Wasser gelegen, wurde dem Dom-Capitel bei der Stiftung im J. 1221 zur Ausstattung geschenkt. Nach Löbau eingepfarrt suchten sich die Einwohner schon vor 1586 dem Kirchenverbande zu entziehen und baten noch im J. 1719, wo das Dorf bereits weit über 1000 Einwohner zählte, vergebens um eine eigene Kirche. Erst im J. 1786 wurde der Bau einer eigenen Kirche gestattet und nach grossen Schwierigkeiten in den J. 1792-1794 vollendet. Unter sehr drückenden Verhältnissen bestand diese Parochie als Filial von Löbau, bis sie im J. 1845 ihre Selbstständigkeit erlangte. Eine Viertelstunde südwestlich davon liegt Neu-Cunnersdorf, welches im 18. Jahrhundert gegründet bis zum J. 1813 eine eigne Gemeinde bildete. Beide Dörfer nähren sich nächst dem Ackerbau vorzüglich von Leinen- und Baumwollenweberei.

Der Antheil vom Rittergute Wawitz ward im J. 1228 durch Tausch gegen Grundbesitz in Weissenberg erworben. Er bestand ursprünglich aus drei Hufen. Wawitz liegt in der Parochie Hochkirch bei Rodewitz und Niethen und das Rittergut gehörte im J. 1789 dem Kaufmann Johann Pauli in Budissin.

Die domstiftischen Besitzungen in Cunewalde, welche nebst Schönberg im J. 1317 von Otto Herren von Camenz erkauft wurden, liegen zerstreut in den 3 Hauptabtheilungen Ober-, Mittel- und Nieder-Cunewalde. Zu Ende des 16. Jahrhunderts zählte der domstiftliche Antheil nur 14 Häuser, im J. 1706 aber schon 120 und im J. 1837 mit Einschluss der Kirche, Pfarre und Kirchenschule 169 Häuser. Ueber die Rittergüter Ober- und Nieder-Cunewalde ist bereits oben S. 209, 210 und S. 220, 221 ausführlich gesprochen worden. Das Dom-Capitel ist von jeher Collator der Kirche, Kirchschule und der Nebenschule in Mittel-Cunewalde gewesen.

Den niedern Theil von Wilthen erkaufte das Dom-Capitel im J. 1324 von Thico Dresdensi (?). Es besass ihn bis zum J. 1622, wo ihn Kurfürst Johann Georg I. für 4000 meissnische Gulden erkaufte, nachdem das Domstift bereits im J. 1587 die Mühle daselbst an einen Herren von Haugwitz überlassen hatte. Im J. 1622 zählte der verkaufte Theil von Wilthen 21 Häuser, nämlich 6 Bauer, 6 Gärtner und 9 Häusler. Das Rittergut Wilthen mit dem besonderen Lehngute Irgersdorf, worüber oben S. 231 und 232 nachzulesen ist, erwarb das Domstift nach dem J. 1833 von dem damaligen Besitzer Friedrich Richter.

Der domstiftlische Grundbesitz in Nimschütz, einem Dörfchen an der Spree zwischen Malsitz und Ober-Gurig gelegen, ward in verschiedener Zeit erworben. Zuerst wurden im J. 1331 von Friedrich von Burg 2 Bauern daselbst gegen zwei dergleichen im Dorfe Burk ertauscht. Im J. 1333 kaufte das Domstift von Werner von Luttitz einen Mansus Land daselbst und im J. 1494 von Christoph von Gersdorff auf Baruth noch zwei Lehngüter für 450 meissnische Gulden. Das Dorf hiess vormals auch Kniptitz; einen Theil desselben besitzt die Stadt Budissin und ein anderer gehört zum Rittergut Malsitz.

Miltitz, bei dem Kloster St. Marienstern an der Strasse nach Camenz ohnweit Dürr-Wicknitz gelegen, gehört dem Domstift seit 1348, wo es 5 Schock 20 Prager Groschen jährliche Zinsen erkaufte. Mit diesem Ankaufe scheint die Herrschaft und die Erbgerichtsbarkeit verbunden gewesen zu sein, doch hatte auch das Rittergut Burkau 28 Scheffel Getreide und 6 Schillinge Prager Groschen Geldzinsen in Miltitz zu heben, welche das Domstift im J. 1408 von Nickel v. Haugwitz auf Burkau erkaufte. Im J. 1606 ward Miltitz an das Closter zu Marienstern, später auch an Elstra verpfändet. Zur Einlösung hatten die Unterthanen noch im J. 1612 zu steuern. Miltitz ist nach Crostwitz eingepfarrt.

Von Siebitz ist nicht bekannt, wann und wie der domstiftliche Antheil erworben wurde. Wenn das Domstift im J. 1351 eine jährlich dasselbst zu erhebende Mark Zinsen zum Besten eines Krankenhospitals erkaufte, so kann man annehmen, dass noch andere, frühere oder spätere Erwerbungen stattfanden. Siebitz liegt bei Lehndorf an der Strasse nach Marienstern und Camenz und muss von Siebitz bei Klein-Förstchen unterschieden werden. Der grössere Theil von Siebitz gehört zu den Fidei-Commissgütern des Ritterguts Neschwitz und es ist wahrscheinlich, dass derselbe ursprünglich ein bischöflich-meissnisches Lehn war. Im Lehn-Register wird Sywitz in Verbindung mit Lehne (Lehndorf) genannt. Auf beiden Gütern haftete ein bischöflich Decem von 2 Maltern Getreide.

Da das Dorf Cannewitz (Canewitz) auch Canitz genannt wird, so lassen sich die urkundlichen Nachrichten über Cannewitz und Canitz-Christina nicht mit Sicherheit sondern. Das Dom-Capitel besitzt Antheile von beiden Orten. Cannewitz (wendisch Skanezy) liegt an der Strasse nach Baruth, am löbauischen Wasser unterhalb Belgern in der Parochie Gröditz. Wahrscheinlich betrifft die Urkunde vom 19. Nov. 1372 dieses Cannewitz, wonach K. Karl IV. dem Erzbischof von Prag erlaubte, dieses Dorf einem Herrn von Luttitz im Namen des Budissiner Dom-Capitels abzukaufen. Die Uebereignung erfolgt im J. 1373 und K. Wenzeslaw bestätigte dieselbe im J. 1378. Ob und welche Besitzveränderungen in der Folge eingetreten sein mögen, dass endlich nur ein kleiner Theil, 4 Häuser, domstiftlich blieb, scheint nicht mehr nachweisbar zu sein. Der grössere Theil war (schon 1674) bis in die neueste Zeit Zubehör des Ritterguts Preititz (vergl. oben S. 17-19). Canitz-Christina liegt östlich von Baschütz und ist nach Purschwitz eingepfarrt.

Den Antheil von Göda erhielt die im J. 1355 gestiftete Cantorei-Praebende zu ihrer Unterhaltung und zwar zu einem Theile im J. 1379 vom Cantor Joannes de Caldenborn und zum andern Theile im J. 1436 von Heinrich von Bolberitz.

Belschwitz oder Ebendörfel an der Strasse von Budissin nach Postwitz bei Boblitz und Denkwitz gelegen wurde im J. 1400 gegen den Hof zu Reichenbach vertauscht.

Salzenforst, an der kleinen Strasse nach Camenz zwischen Bolberitz und Temritz gelegen, erwarb das Domstift in verschiedenen Theilen, im J. 1400 vom Budissiner Bürger Nicolaus Martinus a Bischofswerda, im J. 1479 zwei Bauern daselbst von Heinrich von Kupperitz auf Rattwitz für 110 rheinische Gulden und im J. 1604 das dortige Vorwerk von Margarethe von Minkwitz für 110 meissnische Gulden. Als um 1620 Salzenforst an den Landeshauptmann Adolf von Gersdorf auf Ruhland für 700 Thaler verpfändet wurde, schossen die Salzenforster diese Summe zusammen und kauften sich dienstfrei, im J. 1725 mussten sie aber gegen ihren Willen in ihr Dienstverhältniss zurücktreten indem ihnen die Pfandsumme zurückgezahlt wurde.

Ueber Sinkwitz, wendisch Džježnikezy, am rechten Ufer der Spree ... von Doberschau gelegen, enthält das Domstiftsarchiv [255] zahlreiche Urkunden, welche rücksichtlich des Besitzstandes auf sehr verwickelte Verhältnisse hindeuten, ohne klare Einsicht zu ermöglichen. Wir bemerken nur, dass Sinkwitz zuerst im J. 1407 von dem Domherren Cantor Friedberg und seinem Bruder an das Domstift gelangte. Wenn der Decan Blebelius im J. 1603 das dasige Vorwerk von dem Budissiner Bürger Kitner wieder erkaufte, so muss eine Veräusserung voraus gegangen sein. Im J. 1610 ward dasselbe an den Lehnbauer Martin Sauer verkauft und später kam es an Andreas Lehmann, dessen Wittwe es wieder dem Domstift überlassen musste. Das Erbrichtergut, welches Hans Dude schlecht bewirthschaftet hatte, war seit 1726 Gegenstand schwieriger Verhandlungen, ehe sich der Besitzstand wieder ordnen liess. Ueber den Wetzker Wald und ein anderes Holzgrundstück erhielt das Domstift zuerst im J. 1551 einen Lehnbrief und über Sinkwitz sind die Lehnbriefe von den J. 1555, 1560, 1575, 1587, 1593, 1602, 1612 und 1658 noch vorhanden. Die Papiermühle oberhalb Sinkwitz ward im J. 1560 neu erbaut.

Kirschau, wendisch Kirsym, an der Spree unterhalb Schirgiswalde gelegen, kommt zuerst als Burg vor, deren Besitzer Raubritter waren. Unter Anführung des Herzogs Bolo v. Schweidnitz zerstörten die Zittauer und die mit ihnen verbundenen Städte im J. 1352 dieses auf dem rechten Ufer der Spree romantisch gelegene Raubschloss, wovon noch einige Ruinen sichtbar sind. Damals oder wahrscheinlich später gehörte Kirschau den Herren von Kittlitz auf Baruth. Otto v. Kittlitz, ein Bruder Johanns v. Kittlitz, Bischofs zu Meissen, und Landvoigt der Oberlausitz, gab die Hälfte des Dorfes Kirschau dem Dom-Capitel zu Budissin zu einem Jahrgedächtniss; die andere Hälfte erkaufte später ein König von Böhmen, von dem es die Familie von Luttitz (oder Lottitz) erwarb. Hierauf gelangte diese Hälfte an Johann Grislaw zu Bischofswerda, welcher sie im J. 1488 an das Dom-Capitel für 250 ungarische Mark verkaufte. Eingepfarrt ist Kirschau nach Schirgiswalde, die Protestanten gehören aber jetzt in die Parochie Wilthen.

Strohschütz (Stroschitz), wendisch Stróžischézo, zwischen Milkwitz und Loga gelegen, 21/2 Stunden nordwestlich von Budissin, erkaufte das Domstift im J. 1440 von Bernhard von Bolberitz für 99 Mark Groschen.

In Luga, dessen Rittergut oben S. 24 beschrieben ist, besitzt das Domstift zwei Bauergüter seit 1440; es ist aber nicht bekannt, wie dieselben erworben wurden. Auch kennt man die Vorbesitzer nicht, wenn es nicht die Herren von Luttitz auf Sdier gewesen sein sollten.

Zschornau (Tschornau, wendisch Ċzornow), zwischen Bernbruch und Schiedel gelegen, 1 Stunde nördlich von Camenz entfernt, erkaufte das Domcapitel im J. 1469 zur einen Hälfte von Balthasar von Schreibersdorf auf Lohsa für 200 Schock, zur andern Hälfte als heimgefallenes Lehn im Namen des Königs von Böhmen vom Landvoigt Jaroslaw von Sternberg für 210 Schock. Wegen dieses Kaufs hatte das Domcapitel einen langwierigen Rechtsstreit zu führen. Zschornau gehört zur wendischen Parochie Camenz.

Ober-Cunnersdorf, am Löbauischen Wasser zwischen Kottmarsdorf und Strahwalde gelegen, ward im J. 1472 von Friedrich von Metzrad auf Milkel als Vormund des Jakob von Baudissin an das Domcapitel verkauft. Sollte es, wie gewöhnlich angenommen wird, zu den Dotationsgütern des Domstifts gehören, so müsste später ein Verkauf stattgefunden haben und die Erwerbung im J. 1472 ein Wiederkauf gewesen sein. Diess lässt sich nicht mehr entscheiden. Das Dorf hatte in katholischen Zeiten bis um 1527 eine eigene Pfarrkirche, blieb dann rücksichtlich der Seelsorge mit Kottmarsdorf verbunden, bis im J. 1597 bestimmt wurde, dass die Kirchfahrt als Filial mit der Parochie Kottmarsdorf vereinigt sein sollte. Seit 1819 ist Ober-Cunnersdorf wieder selbstständige Parochie.

Temritz, wendisch Ċzemerzy, nordwestlich von Budissin, gehörte im 15. Jahrhundert einer Frau v. Luttitz auf Kirschau und ward als heimgefallenes Lehn im J. 1488 (oder einige Jahre später) vom Budissiner Amtshauptmann Albrecht von Schreibersdorf dem Domstift verkauft.

Grubschütz, wendisch Hróbelčzizy, am linken Ufer der Spree bei Techritz gelegen, erkaufte das Dom-Capitel von Balthasar v. Span (Spann) für 800 Mark Groschen zu einem Jahrgedächtniss für die Familie. Das Vorwerk ward später zertheilt. Die Mühle erkaufte der Dekan Blebelius im J. 1597.

Klein-Postwitz verkaufte Hans v. Rechenberg auf Oppach im J. 1498 an das Dom-Capitel für 260 Mark Groschen. Dieses nördlich von Kirschau gelegene Dörfchen ist nach Schirgiswalde eingepfarrt; die protestantischen Einwohner gehören aber zur Parochie Wilthen.

Der Antheil von Ostro, bei Cannewitz und 1/4 Stunde vom Kloster Marienstern entfernt, ward im J. 1504 für 1403 Mark 16 Gr. erworben. Der Verkäufer Nickel v. Ponikau legte dem Domcapitel die Verbindlichkeit auf, für ihn ein Jahrgedächtniss zu halten. Die naheliegende, eine romantische Aussicht gewährende Anhöhe bei Ostro war in der Zeit des Heidenthums eine dem Frühlingsgotte geheiligte Stätte, worauf auch der Name Ostro, wendisch Wotrow, als Auferstehungsort, hindeutet. Das christl. Ostro gehörte zur Parochie Crostwitz, bis der Dekan Jakob Wosky v. Bärenstamm im J. 1758 einen eigenen Gottesdienst veranstaltete u. in d. J. 1768-1772 auf eigne Kosten eine Kirche bauen liess, und zur Pfarrkirche erhob.

Den Antheil von Säuritz, einem nördlich von Burkau gelegenen nach Ostro eingepfarrten Dörfchen, erkaufte das Domcapitel im J. 1511 vom Landvoigt Christoph v. Wartemberg für 100 (oder 800?) Mark Groschen, wahrscheinlich als heimgefallenes Lehn.

Die nun folgenden Zeiten der Kirchenreformation waren dem Dom-Capitel für Gütererwerb nicht günstig, vielmehr sah sich das Domstift zu manchen übelgedeuteten Veräusserungen genöthigt; auch konnte es auf seinen Besitzungen nicht überall den Protestantismus verhindern. Die erste Erwerbung nach langer Zeit war der Wald am s. g. Böhmischen Stege, zwischen Klein-Döbschütz und Lehn gelegen. Dieser Wald war seit 1440 eine Besitzung der Franziscaner-Mönche zu Budissin und hiess seitdem der Mönchswald. Die letzten Mönche, Nickel Rost und Melchior Pollmann traten denselben an das Dom-Capitel ab und K. Ferdinand I. bestätigte am 27. September 1558 diese Abtretung. Wahrscheinlich, wenn nicht schon in der Klosterzeit eine Schäferei daselbst bestand, ward erst unter domstiftlicher Herrschaft das jetzige Dörfchen Mönnichswalde gegründet und am 18. Mai 1676 erlaubte Kurfürst Johann Georg II. dem Domstift daselbst ein Brau- und Malzhaus zu bauen.

Ueber das Rittergut Sdier, wendisch Steŕ, 1/4 Stunde von Brehmen und nordwestlich von Klix gelegen, waren seit 1595 Kaufunterhandlungen eingeleitet worden, allein erst im J. 1599 scheint der Kauf für 8300 Thaler zu Stande gekommen zu sein. Die Vorbesitzer kennt man nicht. Im J. 1701 ward im Herrenhause eine Kapelle gegründet, in welcher der zweite Caplan der Frauenkirche zu Budissin aller 4 Wochen Gottesdienst hält. Der Sdier’sche Berg, südwestlich vom Dorfe, gewährt eine schöne Aussicht.

Ueber die Erwerbung von dem benachbarten Brehmen (wendisch Brymjo), welches seit 1599 dem Domstift gehört, sind die nähern Umstände nicht bekannt.

Grubditz, wendisch Hrubočzizy, bei Jessnitz und Soculahora gelegen, erkaufte das Dom-Capitel, welches schon seit 1557 ein Waldgrundstück daselbst besass, am 8. Januar 1603 von dem Budissiner Bürger Hieronymus Ruperti. Die Gemeinde vermochte dem Dom-Capitel 1350 Thaler vorzuschiessen und erhielt dafür seit 1618 Freiheit von den Hofediensten bis auf einen einzigen Tag im Jahre.

Callenberg, ohnweit Crostau und östlich von der Burgruine Kirschau gelegen, besitzt das Dom-Capitel seit dem 23. März 1628. Ein Herr von Rechenberg war der Verkäufer und Vorbesitzer. Im J. 1652 kauften sich die Einwohner gegen eine Summe von 1500 Thalern von der Erbunterthänigkeit frei.

Schirgiswalde ist ein Besitzthum des Budissiner Domstifts seit 1703. Ueber diesen Ort sollten wir ausführlicher berichten, schon um die Verhältnisse desselben als böhmische Enclave klar erkennen zu lassen. Da aber eine Darstellung derselben zu weit führen würde, selbst wenn wir nicht den Mangel an hinreichenden historischen Unterlagen zu beklagten hätten, so können wir in der Kürze nur Folgendes bemerken. Darüber, dass Schirgiswalde stets ein oberlausitzischer Ort gewesen sei und mit Böhmen in keiner andern Verbindung stand, als die Oberlausitz selbst mit diesem Lande eingegangen war, möchte wohl kein Zweifel obwalten. Schirgiswalde gehörte nicht allein zu den unter dem Budissiner Decanat stehenden Parochieen, sondern hatte auch Besitzer, welche der Oberlausitz nach dem Lehnrechte zu Ritterdiensten verpflichtet waren. Ein urkundliches Zeugniss dafür ist die Meissner Bisthumsmatrikel vom J. 1346 und das Oberlausitzische Musterregister vom J. 1551. Die damaligen Verhältnisse bestanden noch zur Zeit des Oberlausitzer Traditionsrecesses vom J. 1635. Hatte nun auch die in Kursachsen durchgeführte Kirchenreformation den Besitzstand [256] des Meissner Bisthums in Frage gestellt, so dass namentlich mehrere Parochieen des Budissiner Decanats und der Erzpriesterstühle Bischofswerda, Hohnstein (-Sebnitz) und Seidenberg stillschweigend als böhmisch betrachtet wurden, weil die weltliche Herrschaft böhmischen Herren gehörte, so lassen sich doch die in Schirgiswalde (wie auch anderwärts) bestehenden Verhältnisse damit kaum in Vergleich ziehen, wenigstens so lange nicht, als die urkundlichen Beweise, wie Schirgiswalde böhmisch wurde, nicht bekannt gemacht worden sind. Seit dem 15. Jahrhundert war Schirgiswalde Besitzthum der Familie von Luttitz (oder Lottitz). Ein Hans von Lottitz fiel als hussitischer Hauptmann in der Schlacht am Breitenberge den 18. November 1467. Im J. 1547 wird ein Melchior von Lottitz urkundlich als Herr von Schirgiswalde genannt und im J. 1628 verkaufte ein Melchior von Luttitz den Oberhof in Schirgiswalde an den Decan zu Budissin M. Gregorius Kathmann von Maurugk für 3,300 Thaler. Der Oberhof setzt einen Niederhof voraus und der Besitz scheint also damals getheilt gewesen zu sein; fraglich ist aber, ob dieser Niederhof mit dem Dorfe selbst schon damals in den Händen der Herren von Rechenberg war, welche später als Besitzer von Schirgiswalde vorkommen. Denn ein Heinrich von Rechenberg verkaufte im J. 1651 ein Stück Wald an Schirgiswaldischen Boden an den Decan Martin Saudrius für 200 Thaler. Da der genannte Decan Kathmann von Maurugk bereits im J. 1624 auch den Niederwald zum Gut Schirgiswalde gehörig für den hohen Preis von 30.000 Thaler erkauft hatte, so war durch alle diese Erwerbungen schon ein beträchtlicher Theil der Flur Schirgiswalde an das Domstift gediehen und es muss um so befremdender erscheinen, dass der Fürstlich Lichtensteinische Theil von Schirgiswalde eine böhmische Enclave werden konnte. Man möchte vermuthen, der Fürst von Lichtenstein habe als Oberlausitzischer Grundbesitzer kein Vasall des Kurfürsten zu Sachsen sein wollen. Wann und wie der Fürst von Lichtenstein Schirgiswalde erwarb, lässt sich nicht angeben. Im J. 1665 erhielt der Ort von Kaiser Leopold I. Marktgerechtigkeit und Kaiser Karl VI. erhob im J. 1732 den Marktflecken zur Stadt. Damals war also die böhmische Oberhoheit anerkannt. Dem Dom-Capitel zu Budissin war an dem Besitze des andern Theils von Schirgiswalde viel gelegen und bereits im J. 1703 erkaufte es denselben vom Fürsten Anton Florian von Lichtenstein für 37,000 Gulden. Die Bestätigung dieses Kaufes aber erfolgte durch Kaiser Karl VI. erst am 22. Februar 1732. Lassen diese historisch sicheren Agaben eigenthümliche Verhältnisse voraussetzen, so möchte es nicht weniger auffallen, dass, nachdem Schirgiswalde bereits im J. 1809 bei dem Wiener Frieden an Sachsen abgetreten worden war, die feierliche Uebergabe erst am 4. Juli 1845 erfolgte. Liess sie der weise König Friedrich August I. vielleicht deshalb nicht geschehen, weil er die fraglichen Verhältnisse kannte und gar wohl wusste, dass Schirgiswalde eigentlich nie eine böhmische Enclave hätte sein sollen? Wie dem auch sei, war diese Uebergabe historisch betrachtet nur eine Wiedereinsetzung der Oberlausitz in den vorigen Stand. Unter domstiftlicher Herrschaft wurden Neu-Schirgiswalde und Petersbach gegründet.

Unter den lezten Erwerbungen, welche das Domstift zu machen Gelegenheit hatte, nimmt das Rittergut Wehrsdorf der Zeit wie der Bedeutung nach die erste Stelle ein. Wehrsdorf am Hochwalde, an der Strasse von Neustadt nach Neusalza zwischen Steinigtwolmsdorf und Sohland, an dem in die Spree mündenden Scheidenbache gelegen, ward von Einwohnern aus Hainsbach gegründet, galt als Zubehör des Stammorts und war auch dahin eingepfarrt. Vor dem Pönfalle besass es die Stadt Budissin, worauf es König Ferdinand im J. 1549 an den nachmaligen Landeshauptmann Hans von Schlieben auf Pulsnitz verkaufte. Seine Nachfolger als Herren auf Wehrsdorf waren: 1554 Georg von Schleinitz, dann sein Sohn der nachmalige Landvoigt Hans von Schleinitz; 1572 Georg von Berbisdorf; 1600 dessen Wittwe Barbara geb. von Keyha; 1617 Christoph von Gersdorf, dann dessen Gemahlin Ursula geb. von Minkwitz; 1664 ihr Sohn Felix von Gersdorf; 1682 Joachim Ernst von Ziegler und Klipphausen; 1685 dessen gleichnamiger Sohn; 1686 dessen Bruder Friedrich Ferdinand von Ziegler und Klipphausen; 1709 dessen Vetter Ferdinand Rudolph v. Ziegler und Klipphausen auf Mittel-Cunewalde; 1721 Wolf Rudolph v. Ziegler und Klipphausen des Vorigen Vetter, und 1730 Johann Hartwig Gotthardt v. Nostitz und Jänkendorf auf Ullersdorf u. s. w. Dieser verkaufte im J. 1739 Wehrsdorf an das Dom-Capitel für 40,000 Thaler. Die Uebergabe und Huldigung erfolgte am 21. Juli 1739. Dem ausdauernden Fleisse und der betriebsamen Rührigkeit seiner Bewohner verdankt Wehrsdorf den gegenwärtigen blühenden Zustand, denn dürftig war der Anfang, voller Anstrengung die schwere Arbeit auf unwirthbarem Boden und kärglich der Ertrag der Mühen. Gleichwohl fehlte es nicht an neuen Ansiedlern, besonders seitdem böhmische Exulanten in dem einsamen Dorfe eine sichere Zufluchtstätte finden konnten. Da in dem protestantischen Hainsbach nach 1629 der Katholicismus wieder eingeführt wurde, wendeten sich die Wehrsdorfer nach Sohland zur Kirche, mit welcher sie bis zum J. 1725 in Verbindung blieben. In dieser Zeit hatte sich das Dorf, welches um 1554 nur 38 Häuser zählte, ansehnlich vergrössert. Im J. 1707 gab es schon 124 Häuser, die sich bis 1732 auf 166 vermehrt hatten. Der Wunsch, eine eigene Kirche zu besitzen, wurde schon seit 1664 gehegt. Damals wagte es die arme Gemeinde nicht, einen Kirchenbau zu unternehmen, und als es seit 1710 möglich gewesen wäre, kostete es einen 15jährigen Kampf, ehe die standhafte Gemeinde ihren Wunsch erfüllt sah. Als alle Schwierigkeiten überwunden waren, ging aber auch der Kirchenbau so schnell von statten, dass nach 34 Wochen die Kirche am 11. Novbr. 1725 eingeweiht werden konnte. Wie bei dieser Gelegenheit so war auch in anderen Beziehungen Wehrsdorf stets ein Gegenstand patriarchalischer Fürsorge von Seiten der Ortsherrschaft, namentlich auch in Förderung der Gewerbthätigkeit. Der schwer zu handhabende Ackerbau gab nicht hinreichende Beschäftigung für die sich mehrenden Einwohner; man wendete sich zur Weberei und seit der Mitte des 18. Jahrh. waren die Barrasse und Packleinwanden Wehrsdorfs ein gesuchter Handelsartikel. Ueberhaupt nimmt Wehrsdorf unter den s. g. Weberdörfern der Oberlausitz nicht die letzte Stelle ein. Auch der Ackerbau ist im letzten Jahrhundert bedeutend fortgeschritten, wie sich schon daraus schliessen lässt, dass seit 1750 nahe an 100 Scheffel Feld urbar gemacht worden sind. Im J. 1800 zählte man in Wehrsdorf 219 Häuser und 1134 Einwohner.

Ueber die im Laufe des letzten Jahrhunderts an das Dom-Capitel gelangten Antheile von Schmeckwitz (an der s. g. kleinen Strasse von Budissin nach Camenz zwischen Höfgen und Wendisch-Baselitz gelegen), von dem Rittergute Pommeritz oberhalb Wawitz, von Stacha bei Pohla und von Bocka zwischen Luppa und Droben bei Milkel lassen sich Zeit und Umstände der Erwerbung nicht angeben. Wenden wir uns nun zum Cistercienser Nonnen-Closter


St. Marienstern,


einer Stiftung der Herren von Camenz im 13. Jahrhundert. Dieses stattliche freundlich gelegene Kloster an der weissen Elster, an der Strasse von Budissin nach Camenz, 11/2 Stunde von letzterer Stadt entfernt, mag allerdings von der Einsamkeit der uralten Gegend, wie sie die Cistercienserklöster vorzüglich liebten, viel verloren haben, indess liegt es vom grossen Weltverkehr immer noch so entfernt, dass der Kampf klösterlicher Tugenden mit den Eitelkeiten dieser Welt des Sieges sicher sein dürfte. Eine Geschichte des merkwürdigen Klosters zu schreiben ist nicht der Vorwurf nachstehender Bemerkungen, welche nur eine Uebersicht des bedeutenden Grundbesitzes geben sollen. Der Klostervoigt ist sein weltlicher Vertreter auf den Landtagen in Sachsen, wie in der Oberlausitz, übte vormals die Gerichtsbarkeit über die Klosterbesitzungen aus und musste stets ein lausitzischer Edelmann sein. Ueber die Klosterbesitzungen theilen wir nachstehend folgende statistische Tabelle mit: [257]

Namen der Ortschaften. Flächen-
Inhalt.
Häuserzahl. Bevölkerung.
Acker. Q.-R. 1843. 1855. 1858. 1843. 1855. 1858.
Gerichtsamt Bischofswerda:
Demitz 767 228 39 47 45 200 312 291
Leutewitz 361 96 17 18 18 89 107 108
Mittel-Burka 2389 70 159 160 160 902 920 930
Antheil von Spittwitz 147 33
Gerichtsamt Budissin
Lübon 97 147 2 2 2 20 22 21
Prischwitz 379 36 12 14 14 127 133 168
Weiss-Nauslitz 279 206 19 20 20 106 137 140
Gerichtsamt Kamenz:
Alte Ziegelscheune 13 14 14 40 49 51
Cannewitz 266 71 13 13 13 93 82 81
Caseritz 224 86 12 12 12 80 81 86
Crostewitz 998 244 75 83 83 435 471 500
Cunnewitz 1227 85 31 32 31 233 220 202
Dürrwicknitz 201 29 13 13 13 64 83 81
Hausdorf 861 233 26 28 28 154 164 173
Jauer 437 35 20 21 20 120 128 128
Jesau 797 69 32 35 35 212 230 228
Kaschwitz 281 2 18 17 17 92 95 95
Kriepitz 430 36 21 24 24 109 121 139
Kuckau (einschl.
Kloster Marienstern
und Alte Ziegelscheune)
368 182 66 70 71 337 360 354
Laske 225 17 15 16 16 62 77 80
Marienstern, Kloster 1 1 1 121 109 131
Nauslitz 609 221 20 21 22 142 143 137
Nebelschütz 1057 95 38 39 39 232 257 252
Panschwitz 189 220 26 28 28 143 159 154
Ralbitz 968 207 40 40 42 243 287 286
Rosenthal 494 214 26 27 28 155 159 161
Schiedel 859 250 22 22 23 150 144 164
Schmerlitz bei Laske 26 28 28 115 138 130
Schönau mit Neu-Schmerlitz 838 201 50 55 56 275 295 296
Schönbach 866 188 33 32 33 180 194 187
Schweinerden 240 181 21 22 22 127 129 121
Spittel 211 230 23 27 27 132 189 202
Tschaschwitz 207 133 11 11 11 80 74 71
Antheil von Auschkowitz 242 102
Antheil von Bernbruch (15) (90)
Antheil von Glaubnitz 331 138
Antheil von Höflein 411 87
Antheil von Jiedlitz 599 172
Antheil von Ostro 689 128
Antheil von Säueritz 533 225
Antheil von Schmeckwitz
Antheil von Wendisch-Baselitz 689 26 40 (48) (48)
Antheil von Wiesa
G.-A. Königswartha:
Niesendorf 166 31 12 13 13 61 70 68
Wetro 325 110 13 14 15 80 88 90
Gerichtsamt Löbau:
Eiserode 403 128 19 19 19 138 154 143
Gerichtsamt Schirgiswalde:
Berga 189 180 15 16 16 68 82 82
Ger.-Amt Bernstadt:
Alt-Bernsdorf 2214 132 134 132 132 813 793 779
Bernstadt 569 231 290 293 284 1664 1613 1570
Berzdorf 1099 283 58 56 57 366 361 363
Dittersbach 1701 225 192 190 194 1049 965 1000
Ober- u. Nieder-Kiesdorf 1441 188 113 117 115 576 603 608
Kunnersdorf 866 122 137 136 136 681 686 690
Neundorf 592 251 89 88 89 431 425 422
Schönau 2481 210 219 223 222 1258 1243 1255
Hierüber: die Klosterwaldung
bei Marienstern
445 274
Der Nonnenwald b. Bernstadt 655 245
Der Wald b. Dittersbach 522 155


Ausser den vorstehend genannten Ortschaften besitzt das Kloster Marenstern in der preussischen Oberlausitz die Stadt Wittigenau und die Dörfer Dubring, Hosske, Keule, Kotten, Neudorf, Salau, Solschwitz und Thüringshausen, welche ein zusammenhängendes Gebiet ausmachen, hier aber nicht weiter in Betracht kommen können.

Dieser ansehnliche Grundbesitz, welcher im sächsischen Theile allein einen Flächenraum von fast 35,00 Ackern oder nahe an 31/3 ◻ Meilen mit einer Bevölkerung von gegen 13,000 Einwohnern umfasst, zerfällt ausser den zerstreut liegenden Dörfern in zwei zusammenhängende Gruppen, in das eigentliche Klostergebiet und in den s. g. Eigenschen Kreis. Jenes ist ein langgestreckter, von der schwarzen Elster, der Libicza, dem Klosterwasser (oder der weissen Elster) und dem Bache Sattula bewässerter und an fruchtbaren Wiesen reicher Landstrich. Jessau ist der westliche, Crostewitz der östliche und Kaschwitz der südliche Endpunkt. Ausserdem liegen hier Nebelschütz, die Antheile von Wendisch-Baselitz, Schmeckwitz und Höflein, ferner Dürr-Wicknitz, Caseritz, Kuckau, Alte Ziegelscheune, das Kloster Marienstern, Schweinerden, Cannewitz, der Antheil von Ostro, Panschwitz, Jauer und Kriepitz.

Der Eigensche Kreis, ein fruchtbarer und wohlbevölkerter, von der Pliesnitz und Gohle bewässerter Landstrich wird von Tauchritz bis Deutsch-Paulsdorf von der preussischen Oberlausitz und ferner von den sächsischen Fluren Kemnitz, Nieder-Rennersdorf, Gross-Hennersdorf (Heu-Scheune), Burkersdorf und dem Gebiete des Klosters Marienthal begrenzt und bildet (einschliesslich mit Kemnitz) das Gerichtsamt Bernstadt.

Zerstreut und zum Theil sehr weit entfernt von Marienstern liegen: Eiserode bei Löbau, Berga bei Gross-Postwitz, Weiss-Nauslitz, der Antheil von Spittwitz bei Gödau, Demitz bei Bischofswerda, Mittelburkau, Leutewitz, der Antheil von Säueritz, Glaubnitz, Jiedlitz und Auschkowitz, Tschaschwitz, Lübon, Prischwitz, Wetro, Niesendorf bei Königswarthe, Ralbitz, Nauslitz, Rosenthal, Laske, Cunnewitz, Schmerlitz, Schönau mit Neu-Schmerlitz, Schiedel, Hausdorf, Schönbach, Spittel, der Antheil von Bernbruch und Wiesa bei Kamenz.

Da sich leider Zeit und Umstände aller dieser Erwerbungen urkundlich nicht überall nachweisen, auch über eingetretene Besitzveränderungen zum Theil widersprechende Nachrichten vorliegen, so mögen im Allgemeinen folgende Bemerkungen genügen.

Das angeblich im J. 1249 von Manilia, der Wittwe Bernhards von Camenz ursprünglich in der Stadt Kamenz gestiftete Nonnenkloster, dem vielleicht schon damals Spittel und die Antheile von Bernbruch und Wiesa als Besitzthum zufielen, verlegten ihre Söhne Witigo, Bernhard und (ein zweiter) Bernhard von Camenz noch vor dem J. 1259 nach dem jetzigen Marienstern und gaben ihm von ihren Lehn- und Erbgütern eine reiche Ausstattung. Die Stiftungsurkunde scheint verloren gegangen zu sein; nur die Bestätigungs- und Belehnungsurkunde der Markgrafen Johann und Otto von Brandenburg vom 17. März 1264 hat sich erhalten. Hier werden folgende Dotationsgüter namentlich aufgeführt: Der Grund und Boden, worauf das Kloster erbaut war, mit zwei Mühlen, einem Erbgute, dem Weinberge auf dem S. Cunigundenberge, dem Walde (wahrscheinlich die s. g. Issnitz) und Zinsen auf einer östlich vom Kloster gelegenen Hufe Landes haftend. Der Antheil von Wiesa bei Kamenz mit den darauf und auf der dasigen Mühle haftenden Zinsen. Das Dorf Jesau (Tesowo in der Urkunde, wenn die Lesart richtig ist) an der schwarzen Elster nordöstlich von Kamenz und westlich von Deutsch-Baselitz gelegen, ausgezeichnet durch treffliche Wiesen. Zinsen auf der Mühle zu Meinhardsdorf (vielleicht das jetzige Möhrsdorf bei Gersdorf). Das Kirchenlehn zu Kamenz und vier Fleischbänke daselbst. Das Kirchenlehn ging bei der Reformation auf den Kamenzer Stadtrath über und Inseltzinsen auf den Fleischbänken verkaufte das Kloster im J. 1524.

Ferner die Stadt Wittigenau und die Hälfte der Dörfer Thüringshausen, Neudorf, Kotten (urkundlich Chotin), Cunnewitz am rechten Ufer des Klosterwassers, östlich von Schönau gelegen, Ralbitz (urk. Radelwitz), südlich von Cunnewitz und östlich von Laske, seit 1754 eigene Parochie, bemerkenswerth durch seinen uralten, vorzüglichen Leinbau, Kuckau, nordöstlich bei Marienstern, und Tschaschwitz (urk. Schastitz), seitwärts Lehndorf, endlich 18 Hufen und zwei Mühlen in Resehnsdorf mit dem anliegenden Walde und der (Weinberg-)Zehnte in Lessanewitz. Letztere beide Orte sind fraglich, Referent vermuthet in Resehnsdorf einen Lesefehler, wahrscheinlich ist Kiesdorf gemeint, vielleicht also Keselinsdorf oder ähnlich zu lesen. Lessanewitz scheint das jetzt preussische Leschwitz bei Görlitz zu sein. Dass es Weinbergzehnten gewesen seien, welche das Kloster hier, wo wie bekannt vormals Weinbau getrieben ward, zu erheben hatte, möchte daraus zu schliessen sein, dass spätere Abschriften der Originalurkunde dem einfachen decima ausdrücklich vinee beigefügt haben.

Dittersbach und Neundorf besass vor 1283 ein Budissiner Bürger Nicolaus de Borc lehnsweise von Friedrich Herrn von Schönburg zu Glauchau. Wie aus einer Originalurkunde vom 23. Juli 1283 hervorgeht, hatte er Dittersbach und die Hälfte von Neundorf an das Kloster Cella für 40 Mark Silbers verkauft, war [258] aber mit dem Abte in Zwiespalt gekommen, welcher am genannten Tage durch Schiedsmänner beigelegt wurde. Nun wird eines Vertrages aus demselben Jahre gedacht, ohne dass eine Urkunde beizubringen wäre, welchen ein Nicol Boze mit dem Kloster Marienstern wegen derselben Dörfer abgeschlossen hatte. Offenbar ist jener Nicolaus de Borc und dieser Nicol Boze eine Person und es wäre möglich, dass das Kloster Cella die genannten Dörfer bereits damals dem Kloster Marienstern überlassen hätte.

Im J. 1280 erwarb das Kloster Marienstern den zwischen Piskowitz (urk. Pezkwicz), Räckelwitz (urk. Rokelewicz) und Schmeckwitz (urk. Zmotechwicz) gelegenen Wald, Luk genannt, durch Kauf von Reinsko von Penzig, worüber Markgraf Otto von Brandenburg laut Urkunde vom 25. Mai 1280 die Eigenthumsrechte an das Kloster abtrat. In gleicher Weise ward dem Kloster am 8. October 1286 von den Markgrafen Otto und Konrad von Brandenburg die von Günther de Nigradow für 70 Mark erkaufte Hälfte des Dorfes Keule bei Wittigenau abgetreten.

Laut Urkunde vom 1. September 1290 verkaufte Friedrich von Schönburg zu Glauchau an das Kloster Marienstern nachfolgende Güter und zwar für 300 Mark die andere Hälfte der obengenannten Dörfer Tschaschwitz, Ralbitz, Cunnewitz, Kotten und Thüringshausen, sowie die Hälfte von Crostwitz (urk. Crosticz) oder Crostewitz am Bache Sattola, 5/8 Stunden östlich von Marienstern an der s. g. kleinen Strasse von Büdissin nach Camenz gelegen. Obwohl in der Original-Urkunde vom J. 1264 nicht genannt, gehört (die erste Hälfte von) Crostwitz wohl ohne Zweifel zu den Stiftungsgütern des Klosters. Die uralte Kirche steht, wie man annimmt, auf dem Grunde eines heidnischen Tempels.

Ferner für 1000 Mark die Hälfte der Stadt Bernstadt (urk. Bernhardsdorph) mit dem Patronatrecht daselbst, das östlich anstossende Alt-Bernsdorf und den bei Dittersbach gelegenen kleinen (Nonnen-)Wald.

Endlich für 120 Budissinische Mark die Dörfer (oder vielmehr die Antheile von) Solschwitz (in der Urkunde Zhulisdorph genannt) und Salau (urk. Zalowe) bei Wittigenau als heimgefallenes Lehn nach dem Tode Seifrieds von Ziegelheim. Dass dieses Lehn nur Antheile dieser Dörfer betroffen habe, beweiset die Urkunde vom 11. November 1308, wonach der Ritter Reinhard von Redemeriwitz (Radmeritz) dem Kloster diese genannten Dörfer nebst (dem unbekannten) Salitz, Dubring und Hausdorf (urk. Hugisdorf) für 166 Budissinische Mark unter dem Vorbehalt des lebenslänglichen Besitzes für sich und seine Gemahlin Elisabeth verkaufte.

Die Erwerbung der andern Hälfte von Bernstadt und eines grossen Theils des s. g. Eigenschen Kreises fällt bereits in das J. 1285. Der Eigensche Kreis war ohne allen Zweifel ein erbliches Besitzthum der Herren von Camenz und der mit ihnen verwandten Herren von Schönburg oder Schönberg und lehnsweise befanden sich einzelne Güter und Dorfantheile ihres Gebietes in den Händen ihrer Vasallen. In dem angegebenen Jahre verkauften die Brüder Bernhard und Otto von Camenz ihre Hälfte von Bernstadt mit dem an die Flur Friedersdorf gränzenden Walde (dem grossen Nonnenwalde) und ihren Antheilen von Schönau, Berzdorf, Kiesdorf und Dittersbach für 700 Budissinische Mark durch ihren Oheim, den nachherigen Bischof zu Meissen, Bernhard von Camenz, an das Kloster Marienstern. Das Rittergut zu Berzdorf besassen damals die Herren von Radeberg. Einer derselben, vielleicht Heinrich von Radeberg, verkaufte seinen Antheil von Berzdorf, das Rittergut ausgenommen, um das J. 1313 gleichfalls an das Kloster Marienstern, und im J. 1320 theilte er seinen Rittersitz in vier Freigüter, welche Otto von Radeberg, ein Sohn Heinrichs, im J. 1350 dem Kloster überliess. Kunnersdorf endlich, oberhalb Bernstadt gelegen erwarb das Kloster durch Kauf von Konrad von Perenarzdorf im J. 1320.

Laut Originalurkunde vom Tage Philippi Jacobi 1382 ward dem Kloster Marienstern vom K. Wenzeslaus ein Wald Thury (urk. Tewer) zugeeignet.

Mittel-Burkau gelangte Sonnabends nach Martini 1517 durch Kauf von Christoph von Kintsch an das Kloster Marienstern für 2000 Mark. Ueber dieses ansehnliche Rittergut vergleiche man oben S. 203, wo aber das Verzeichniss der Klosterdörfer mancher Berichtigungen bedarf.

Von allen übrigen Klosterdörfern fehlen die Nachrichten über Zeit und Umstände ihrer Erwerbung fast gänzlich, doch dürfte wohl von den meisten uralter Besitz anzunehmen sein. Wir gedenken hier nur noch, dass das Kloster am 7. Juli 1658 die Ketzkermühle bei Wittigenau für 1010 Mark erwarb und im J. 1838 das Rittergut Schönau, unterhalb Laske am Klosterwasser gelegen, von dem k. preussischen Hauptmann von Löben kaufte. Um 1789 war die verwittwete Bürgermeister Christiane Friderike Hering geb. Gläser zu Budissin Besitzerin desselben. Schönau ist nach Ralbitz eingepfarrt. Hier wie in den Parochieen Crostewitz, Nebelschütz und Rosenthal hat das Kloster Marienstern den römisch-katholischen Cultus zu erhalten gewusst, während in den Parochieen des Eigenschen Kreises der Protestantismus den Sieg davon trug. Rosenthal ist durch ein wunderthätiges Marienbild merkwürdig, zu welchem gewallfahrtet wird. Nebelschütz am Bache Libicza unweit Wendisch-Baselitz hatte soviel bekannt ursprünglich drei Rittergüter, welche längst schon in kleinere Grundstücke zertheilt sind. Rittergüter giebt es ausserdem in Jiedlitz zwischen Neraditz, Klein-Hähnchen, Neustädtel und Bocka, in Kriepitz an der Libicza, nordöstlich von Elstra, in Laske am Klosterwasser, westlich von Ralbitz, mit trefflicher Laubholzwaldung, und in Spittwitz, wovon bereits oben S. 145 ausführlicher die Rede gewesen ist.

Zu den jüngsten Erwerbungen des Klosters Marienstern gehört das Rittergut Schmerlitz bei Laske, südlich von Schönau. Es wurde im J. 1856 erkauft. Frühere Besitzer waren der genannte Hauptmann von Loeben auf Schönau und dann dessen Schwager Elstner. Schloss und die im J. 1838 abgebrannten Hofgebäude sind neu erbaut.

Auch über die vorgekommenen Besitzveränderungen haben wir nur unvollständige Kunde. Beispielsweise führen wir an, dass das Kloster im J. 1456 das Dorf Kubschütz zwischen Baschütz und Waditz im Kirchspiel Purschwitz, von denen von Kobershain für 120 Schock Groschen kaufte, aber bereits im J. 1465 nebst dem bei Gaussig gelegenen Kossern für 212 Schock Groschen an das Meissner Domcapitel wieder verkaufte. Zu den zeitweiligen Besitzungen des Klosters mögen auch gehört haben: das im J. 1500 erkaufte Luga (ob das oben S. 24 beschriebene Rittergut dieses Namens?), Brautitz bei Crostewitz, Zischkowitz bei Lübon, Neustädtel bei Ostro u. a. m.

Eine halbe Stunde oberhalb Ostritz, am nördlichen Ausgange des Neisse-Durchbruches, am linken Flussufer liegt, einer der reizendsten Punkte der an anmuthigen Landschaften so reichen Oberlausitz, das Jungfrauen-Kloster Cistercienserordens


St. Marienthal.

Die Kloster~Gebäude, nach dem Brande vom 22. August 1683 von der Aebtissin Anna Friedrich († 16. Juni 1690) neu, dauerhaft und in einem zum Theil prächtigen Baustyle aufgeführt, gewähren in der lieblichen Umgebung einen höchst freundlichen Anblick. Sehenswerth ist vorzüglich die zierliche Klosterkirche, und der kleine Begräbnissplatz eignet sich so recht in seiner Abgeschiedenheit, die Seele innerlicher Beschaulichkeit zuzuwenden. Hier ruht auch die gefeierte Sängerin Henriette Sonntag, vermählte Gräfin Rossy. Die Klostergeschichte liegt ausserhalb des Bereiches dieser Darstellung und wir würden auch nur Bekanntes vorzutragen haben, weshalb wir uns nur zu einigen Bemerkungen über den ansehnlichen Grundbesitz des Klosters veranlasst sehen. Kloster Marienthal ist eine Stiftung der böhmischen Königin Kunigunde, König Wenzels IV. Gemahlin, der Kaisertochter Philipps des Hohenstaufen, welcher von ihrem verschmähten Bräutigam Otto von Wittelsbach am 21. Juni 1208 ermordet ward, Grund genug für die fromme tiefgebeugte Frauenseele, durch andächtige Stiftungen den gräulichen Mord zu sühnen. Sie verwendete dazu ihre Ausstattung, schenkte der beabsichtigten Stiftung das südsüdwestlich von Ostritz auf der Anhöhe an der Strasse von Zittau nach Görlitz gelegene Dorf Seifersdorf und liess diese Schenkung laut Urk. vom 14. October 1234 von ihrem Gemahl König Wenzel bestätigen. Als eigentliches Ausstattungs-Vermächtniss schenkte sie dem jungen Kloster nach der Bestätigungsurkunde vom 22. Februar 1238 die Herrschaft Merau (oder das jetzige Melaune), welche die Burg und das Dorf Merau oder Melaune, Oedernitz, Ottendorf (oder Attendorf), Meuselwitz, Nieder-Seifersdorf, Gurigk, Borda und Prachenau umfasste. Diese Dörfer, einen langgedehnten Landstrich bildend, am Schöpsflusse gelegen, gehören jetzt zur preussischen Oberlausitz. Andere Antheile von Meuselwitz, Gurigk und Borda, welche einem Ritter Gerlach de Zokowa gehört hatten, erwarb das Kloster durch Kauf vom Kloster Buch für 230 Mark. Im J. 1241 verkauften die Brüder Heinrich, Rudolf und Hartmann Burggrafen von Dohna (Donyn) dem Kloster ihren Antheil von Seifersdorf bei Ostritz mit dem dazu gehörigen Walde für 80 Mark. Dieses Seifersdorf zerstörten die Hussiten im J. 1427 zugleich mit dem Kloster. Das Dorf ward nicht mehr aufgebaut. Noch zeigen alte Mauern und Brunnen die Dorfstätte bei der jetzt daselbst liegenden Bergschenke an der Landstrasse von Hirschfelde [259] nach Ostritz. Im J. 1242 verkaufte Hertwig von Desen dem Kloster die Dörfer Jauernig und Behmisdorf. Letzteres, zwischen den Dörfern Jauernick, Friedersdorf, Schönau und Berzdorf gelegen, ward im J. 1429 gleichfalls von den Hussiten zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Reichenau, am Küpperflusse oberhalb Türchau gelegen, östlich von Reibersdorf, jetzt eins der ansehnlichsten Weberdörfer der Oberlausitz und durch ein königliches Gerichtsamt ausgezeichnet, erwarb das Kloster Marienthal, bis auf den der Stadt Zittau gehörigen Antheil, theilweise zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Besitzern, zuerst im J. 1262 von einem Herrn von Opal zehn Hufen, dann um das J. 1354 wieder zehn Hufen, wozu der jetzige klösterliche Meierhof gehört, im J. 1598 die Niedermühle, 1609 die Mittelmühle, 1615 die Steinmühle und 1622 die Obermühle, ausserdem in den J. 1331, 1336, 1357 und 1360 ansehnliche Zinsen, welche auf einzelnen Grundstücken hafteten. Reichenau’s Bevölkerung, durch manche Eigenthümlichkeiten in Sprache und Sitten bemerkenswerth, wuchs, wie in allen grossen Dörfern der südlichen Oberlausitz, besonders seit den Zeiten des 30jährigen Krieges und merkwürdig bleibt es immer, dass die Klosterherrschaft die Einwanderung und Aufnahme böhmischer Exulanten begünstigte, ohngeachtet es nicht an Versuchen fehlte, den Ort dem Katholicismus zu erhalten. Band- und Leinwandwebereien und in unserm Jahrhundert die Baumwollenmanufacturen haben eine Wohlhabenheit erzeugt, welche sich in ansehnlichen Wohnungen und einer gewissen Eleganz des Hauswesens nicht selten kund thut. An der Kirche stehen ein Ober- und ein Unter-Pfarrer und vier Lehrer ertheilen Unterricht in drei Schulen.

Ober-Seifersdorf, dessen Flur von ihren höchsten Punkten aus prachtvolle Fernsichten darbietet, am Eckersbache oberhalb Eckartsberg, 1 Stunde nördlich von Zittau entfernt, gehört seit 1267 dem Kloster Marienthal. Man meint zwar, der bereits erwähnte Kauf einer villa Siversdorff vom J. 1241 habe einen Theil von Ober-Seifersdorf betroffen, allein die königl. Bestätigungsurkunde zeigt deutlich, dass es das bei Ostritz gelegene Seifersdorf gewesen sei. Ober-Seifersdorf bei Zittau verkaufte der Ritter Sembro de Themeriz für 300 Mark Silbers und K. Ottokar bestätigte diesen Verkauf laut Urkunde vom 15. November 1267. Wie ansehnlich auch dieses Dorf an Häuser- und Einwohnerzahl sich vergrössert habe, ist daraus zu schliessen, dass sich im J. 1660 hier nur 85 Wohnhäuser befanden. Die Mehrzahl der Einwohner ist mit Weberei beschäftigt.

Wegen Russdorf (urk. Rudunchsdorff), in dem Thalgrunde dem Kloster Marienthal gegenüber an der rechten Seite der Neisse gelegen, gerieth das Kloster mit den Vorbesitzern, den Brüdern von Choltow, in einen Streit, welchen K. Ottokar laut Urkunde vom 20. April 1273 dahin schlichtete, dass Tietzo von Choltow und seine Brüder ihren Ansprüchen entsagten. Ueber Zeit und Umstände dieser Erwerbung ist kein urkundliches Zeugniss vorhanden. Der Besitz des burggräflich Dohna’schen Antheils von Russdorf ward dem Kloster am 12. Juli 1346 bestätigt.

Königshain, 1/2 Stunde von Böhmens Grenze, oberhalb Russdorf, hoch gelegen und zum Theil in einer wildromantischen Schlucht angebaut, gelangte zu verschiedenen Antheilen in Klosterbesitz. Zuerst erkaufte das Kloster im J. 1280 von Friedrich von Grislau 4 Hufen daselbst und Bolko von Biberstein trat dem Kloster die Lehnsherrlichkeit darüber ab. Den Haupttheil aber erwarb es im J. 1304 von der Familie von Rohildorff. Wie die Urkunde vom 28. October 1304 bezeugt, überliessen nämlich die Aebtissin Adelheid Wittwe von Rohildorff, ihr Sohn Nikolaus und dessen Sohn Raynald von Rohildorf dem Kloster ihre Antheile. Der Antheil des zweiten Sohns Johann von Rohildorf ward käuflich erlangt. Zehn Mark jährliche Einkünfte von Königshain hatten die Brüder Johann Günther und Heinrich von Biberstein zu einem Jahrgedächtniss für ihren Vater Rudolph und zu andern milden Stiftungen bereits am ?4. October 1304 bestimmt und der Theil, welchen die Burggrafen von Donyn besessen hatten, wurde dem Kloster laut Urkunde vom 12. Juli 1346 als Besitzthum unter der Bedingung bestätigt, dass Königshain in denselben Verhältnissen bleiben solle, die unter den Burggrafen Heinrich und Wilhelm von Donyn, den letzten Besitzern stattgefunden hätten. Von Ursprung an gehörte die Kirche zu Königshain, wo die Reformation keinen Eingang fand, zu dem Sprengel des Prager Erzbisthums, erst seit 1783 ist die geistliche Oberaufsicht dem Domdekan zu Budissin übertragen. Die sehenswerthe zierliche Kirche wurde in den J. 1765-1770 mit einem Aufwande von über 12,000 Thaler neu erbaut.

Schlegel, unterhalb Burkersdorf, wohin es eingepfarrt ist, am Kemlitzbache, nordöstlich von Dittelsdorf, erhielt das Kloster Marienthal im Januar 1287 durch Kauf von Vorcho und Bernhard von Opal, wozu Johann von Michelberg als Lehnsherr seine Einwilligung gab.

Ostritz am linken Ufer der Neisse, 1/2 Stunde unterhalb Marienthal, wird bereits im J. 1288 eine Stadt genannt. Sie verdankt ihren Ursprung wahrscheinlich einer nicht weit davon gelegenen Burg Ostros, dem Sitze landesherrlicher Burggrafen, und gehörte vor 1346, ehe es in Marienthals Besitz gelangte, den Burggrafen von Dohna auf Grafenstein. Eine Erwerbungsurkunde des Klosters ist nicht vorhanden, nur die Urkunde vom 12. Juli 1346, worin demselben der Besitz der Stadt Ostritz bestätigt wird. Zwei bei Ostritz gelegene Morgen Landes, ein Lehen des Jerus von Grafenstein, hatte das Kloster bereits im J. 1288 von einem Zittauer Bürger Bartholomaeus als Mitgift für seine Tochter erhalten und der Ankauf des Ostritzer Gerichts und einiger Zinsen, welche einem Herrn von Gerlachsheim gehörten, wird in das J. 1294 gesetzt. Ostritz, dessen Geschichte, an merkwürdigen Ereignissen nicht arm, ausser dem Bereiche dieser Darstellung liegt, war in der Vorzeit weit blühender als jezt, und ist von dem allgemeinen Verfalle der kleinen Städte nicht unberührt geblieben; selbst die freundliche Gestalt, in welcher die Stadt jetzt erscheint, erinnert an die Unglückstage, wo verheerende Brände (zuletzt am 17. Febr. 1824) wütheten. Häuserzahl und Bevölkerung ist seit 20-30 Jahren eher im Abnehmen begriffen, als gestiegen. In der Reformationszeit siegte hier der Katholicismus, ohngeachtet es nicht an Bekennern des protestantischen Glaubens gefehlt hat.

Altstadt Ostritz liegt zwischen Kloster-Freiheit (Haseldorf) und der Stadt Ostritz, am linken Ufer der Neisse. Ihr uralter Name Ostros ging auf die Burg und die nachmalige Stadt Ostritz über und der ursprüngliche Anbau hiess seitdem Altstadt, obwohl er niemals zur Stadtgemeinde gehört hat. Diese Altstadt war ebenfalls ein Besitzthum der Burggrafen von Dohna. Die Brüder Johann, Wenzel und Otto, Burggrafen von Donyn verkauften 6 Hufen daselbst an das Kloster Marienthal und König Johann ertheilte darüber Steuerbefreiung lt. Bestätigungsurkunde vom 8. September 1331. Wann und wie der andre Antheil von Altstadt an das Kloster gelangte, lässt sich urkundlich nicht bestimmen. Die Einwohner sind nach Ostritz eingepfarrt.

Kloster-Freiheit, zwischen dem Kloster und Altstadt gelegen, ist unstreitig ein Anbau auf unmittelbarem Klostergebiete. Ob der Name Haseldorf auf ein früher hier gestandenes Dorf hindeutet oder erst später der Kloster-Freiheit zugetheilt wurde, lässt sich nicht mehr entscheiden. Jetzt ist Haseldorf nur die volksthümliche Benennung des amtlichen Namens Kloster-Freiheit.

Von Seitendorf, einem ansehnlichen, östl. von Hirschfelde gelegenen Dorfe, gelangten in den J. 1303, 1496 u. 1507 verschiedene Theile in Besitz des Klosters Marienthal, nämlich laut Urkunde vom 28. Juli 1303 drei Hufen durch Schenkung von den Brüdern Heinrich und Withego, Herren von Camenz, ferner im J. 1496 das Vorwerk, Kirchlehn und Gericht, eine Mühle mit dazu gehörigen Teichen und eine Wiese durch Tausch von dem zeitherigen Besitzer Georg von Gersdorf, welcher den bereits oben S. 242 erwähnten Klosterbesitz in Olbersdorf bei Zittau dafür annahm, und endlich im J. 1507 der Grundbesitz, welchen die Söhne Wenzel Eisersdorfs, Bürgers in Zittau dem Kloster Marienthal für 200 Mark Groschen verkauften. Jener Theil der klösterlichen Besitzungen in Seitendorf, welche lt. Bestätigungsurkunde vom 20. Febr. 1467 die Aebtissin Anna v. Luttitz gegen das Gericht und eine Mühle in Reichenau an drei Brüder von Kyau auf Hirschfelde vertauschte, mag später an die Stadt Zittau gekommen sein. In landschaftlicher Hinsicht bietet Seitendorf bemerkenswerthe Parthieen dar und die Einwohnerschaft, bestehend aus Katholiken und Protestanten, welche friedlich neben einander leben, zeichnet sich durch Gewerbsfleiss aus. Ackerbau und Webereien bilden die Hauptbeschäftigung. Mit Recht verdient der Holzpantoffelmacher Johann Georg Simon eine Stelle in der Geschichte der Gewerbthätigkeit. Die nicht unbedeutende Hechel- und Krätzelmacherei hat der aus Italien stammende Martinelli hier eingeführt. Die weithin sichtbare, auch im Innern geschmackvoll eingerichtete Kirche erhielt ihre jetzige Gestalt im J. 1796.

Von Dittelsdorf besitzt Kloster Marienthal nur einen kleinen Theil, welchen, oder wie man es damals nannte den Zinsengenuss, [260] die Aebtissin Agnes v. Grislau am 22. Septbr. 1369 von Friedrich v. Kyau erkaufte. Im J. 1558 verkaufte die Aebtissin Magdalene v. Berge 3 Bauern und 2 Gärtner in Dittelsdorf an die Stadt Zittau für 200 Thaler, das Kloster konnte dieselben aber erst 1617 für die gleiche Summe einlösen. Jetzt besteht dieser Klosterantheil aus 1 Bauer, 5 Gärtnern und 33 Häuslern.

Grunau liegt Ostritz gegenüber auf der rechten Seite der Neisse und hat eine katholische, in den J. 1739 und 1740 neu erbaute Kirche. Wenn Grunau am 11. Mai 1396 von Heinrich von Kyau an das Kloster verkaufte, so ist diess wahrscheinlich nur ein Theil des Dorfes gewesen, da das Kloster um 1420 andere Geldsummen, welche auf Grunau hafteten, von einem Benyl von Nechaw käuflich erwarb. Das hiesige Vorwerk hat Rittergutsqualität.

Schönfeld, südöstl. von Grunau an der böhmischen Grenze, gelangte antheilig zu derselben Zeit wie Grunau in den klösterlichen Besitz. Verkäufer war der genannte Heinrich von Kyau. Die andere Hälfte (oder derselbe Antheil, wenn eine Wiederveräusserung, wie man annimmt, stattgefunden hatte) erkaufte das Kloster für 400 ungarische Gulden von zwei Brüdern von Gersdorf auf Tauchritz nach dem J. 1407. Im J. 1547 veräusserte das Kloster Alt- und Neu-Schönfeld an den Klostervoigt Adam von Penzig für 400 Thaler, nach dessen Tode 1578 es wieder zurückgekauft wurde. Es gehört zur Parochie Grunau.

Blumberg, zwischen Schönfeld und Kloster Freiheit gelegen, ist nach Ostritz eingepfarrt. Die eine Hälfte wurde lt. Bestätigungsurkunde des Königs Wenzel vom J. 1407 von Kaspar von Gersdorf, die andere Hälfte aber im J. 1649 für 625 Thaler erkauft.

Leuba, 1/2 Stunde unterhalb Ostritz an der Neisse gelegen, zerfällt in zwei Gemeinden, Ober- und Nieder-Leuba. Jede hat ein Rittergut. Die ersten Erwerbungen, wenn wir anders Zuverlässiges wissen, betrafen Ober-Leuba. Hier erlangte das Kloster zuvörderst in den J. 1326 und 1331 Zinsen von Otto von Segnitz und Günther von Grislau, ferner am 11. Mai 1334 von Otto von Stewa (Stewitz) zwei Hufen Landes, und, um das J. 1420 Zinsen von Lorenz von Nostitz. Den Haupttheil von Ober-Leuba erkaufte das Kloster um 1400 von der Familie von Gersdorf auf Tauchritz. Diese Hälfte musste aber am 24. April 1534 an die Stadt Görlitz für 500 Gulden verkauft werden. Im Pönfall ging Leuba für die Stadt Görlitz verloren, worauf es in königliche Verwaltung kam und im J. 1550 wieder an das Kloster verkauft wurde. Nieder-Leuba besassen die Herren von Gersdorf bis 1638. Bekannt sind namentlich Georg v. Gersdorf 1431; Joachim v. Gersdorf, Balthasar v. Gersdorf seit 1513, der Gründer des Hofes in Niederleuba seit 1520, dann Kaspar von Gersdorf, Vater und Sohn; Ersterer ein eifriger Protestant, aber roh ohne Gleichen. Letzterer musste Nieder-Leuba Schulden halber im J. 1638 an den strengen Wigand v. Uechtritz verkaufen, dem 1669 sein noch strengerer Sohn Wigand Gottlob folgte, aber schon 1680 starb. 1690 kaufte es von den üchtritzischen Vettern der eben so gebildete als fromme Hans Chri-[stian?] von Schweinitz für 11,000 Thaler, der Erbauer des Schlosses in Nieder-Leuba. Seine Tochter Eva Anna Helena verkaufte es 1724 an ihren Gemahl Moritz Christian v. Schweinitz, dem im J. 1739 sein Sohn Hans Christian folgte. Nach seinem Tode 1750 verkaufte es seine Wittwe im J. 1759 an eine Frau von Heinitz, welche es in demselben Jahre an das Kloster Marienthal für 30.000 Thaler gegen das Rittergut Ober-Rennersdorf vertauschte. Ober-Rennersdorf hatte Wolf Rudolph Ziegler und Klipphausen am 11. Juni 1742 an das Kloster Marienthal für 28.500 Thaler verkauft. - Leuba hatte ursprünglich eine von Nieda abhängige Filial-Capelle, welche im J. 1475 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Das Patronat wurde den Burggrafen von Dohna auf Grafenstein übertragen, gelangte 1497 durch Kauf an das Kloster Marienthal, im J. 1534 an die Stadt Görlitz und fiel 1550 an das Kloster zurück. Als das Kloster um das J. 1600 einen katholischen Pfarrer einsetzen wollte und deshalb mit Kaspar v. Gersdorf in Streit gerieth, wusste der Freiherr v. Grünenpühl auf Grafenstein die Collatur zu erlangen, welche seitdem der Grafensteiner Herrschaft verblieben ist, bis sie im J. 1825 der Oberamtsregierung zu Budissin überlassen wurde und von ihr wieder an das Kloster Marienthal gelangte.

Unter den übrigen Erwerbungen an einzelnen Mühlen, Wiesen, Waldgrundstücken, Geld-Zinsen u. s. w., welche das Kloster Marienthal zu machen Gelegenheit hatte, deren wir aber wegen ihrer geringeren Bedeutsamkeit hier nicht besonders gedenken wollen, heben wir noch hervor, dass rücksichtlich des Klosterantheils von Markersdorf bei Reichenbach in der preussischen Oberlausitz nur ein Ankauf von Geldzinsen bekannt ist, welcher unter der Aebtissin Euphemia II. nach 1388 erfolgte. Ein Johne von Gerdorf zu Radowitz (?) war der Verkäufer. Ueber den Klosterbesitz in dem Dorfe Eckartsberg bei Zittau sind wir nur unvollständig unterrichtet. Wenn es in mehr als blossen in den J. 1310, 1311 und 1315 durch Schenkung oder Kauf erlangten Geldzinsen bestand, so ist doch nicht bekannt, in welcher Weise sich das Kloster der damit verbundenen herrschaftlichen Rechte und Ansprüche entäusserte. Wir wissen nur von einem Vergleiche, welchen das Kloster im J. 1618 mit dem Stadtrathe zu Zittau über die das Dorf Eckartsberg betreffenden streitigen Puncte abgeschlossen hat, ohne ihren Inhalt näher bezeichnen zu können.

Zur statistischen Vergleichung über Grösse und Bevölkerung des Klosterbesitzes fügen wir folgende Tabelle bei.


Name der Klosterorte. Häuserzahl. Bevölkerung in den Jahren
1837. 1843. 1855. 1858. 1833. 1837. 1843. 1855. 1858.
Gerichtsamt Ostritz:
Kloster St. Marienthal 10 1 1 134 127 121
Kloster-Freiheit 52 58 57 424 271 302 329
Altstadt 73 72 66 347 418 428 406
Blumberg 91 91 93 456 433 476 477
Grunau 96 96 96 448 440 409 429
Königshain 277 275 278 272 1278 1375 1427 1386 1369
Leuba 107 100 99 100 583 548 550 543 515
Stadt Ostritz 263 246 256 255 1516 1484 1484 1508 1515
Russdorf 126 126 125 601 613 610 621
Schlegel 129 131 131 738 850 878 872
Schönfeld 123 122 120 580 534 528 513
Antheil von Seitendorf 1566 1600 1550 1600 (1650)
Gerichtsamt Reichenau:
Antheil von Reichenau 596 609 608 605 2867 3469 3481 3697 3788
Gerichtsamt Zittau:
Antheil von Dittelsdorf 39 214 208 (220) (220) (220)
Ober-Seifersdorf 268 270 270 272 1435 1542 1508 1529 1583
Summa       13080 13913 14241 14408


Der in der preussischen Oberlausitz befindliche Besitz des Klosters Marienthal hatte im J. 1833 eine Bevölkerung von 3118 Einwohnern; man kann also die jetzige Einwohnerzahl der gesammten klösterlichen Besitzungen Marienthals sicher zu 18,000 Seelen annehmen.


Stift Joachimstein.

Nicht allein wegen der merkwürdigen Stiftung, welche sich daselbst befindet, sondern auch als Bauwerk verdient Schloss Joachimstein in dem Album der Schlösser und Rittergüter Sachsens billig eine Stelle. Schloss Joachimstein steht auf dem Grund und Boden des preussischen Ritterguts Gross-Radmeritz, gehört aber noch zum sächsischen Theile der Oberlausitz und liegt am rechten Ufer der Neisse oberhalb der Einmündung der Wittiche, welche hier die preussisch-sächsische Grenze bildet. Erbauer dieses angenehm gelegenen, in der freundlichen Umgebung weithin sichtbaren, schönen Schlosses war der chursächsische Kammerherr Joachim Siegismund von Ziegler und Klipphausen auf Radmeritz, Niecha, Markersdorf u. s. w., ein Bruder des bekannten Verfassers des Historischen Schauplatzes, Heinrich Anshelms von Ziegler und Klipphausen. Er verwendete sein ganzes Vermögen, der Stipendien nicht zu gedenken, vornämlich zur Errichtung eines weltadeligen Fräuleinstiftes und bestimmte, dass darin unter Aufsicht einer Ober-Hofmeisterin 12 adelige Fräuleins anständig unterhalten werden sollten. Stiftsfähigkeit für 10 Stellen begründen Verwandtschaft mit dem Stifter, wenigstens im achten Grade, evangelisch-lutherisches Glaubensbekenntniss und Bedürftigkeit. Zwei Stellen werden, ohne Rücksicht auf Verwandtschaft, die eine, von dem [261] königlich-sächsischen Cultusministerium, die andere, von den Landständen der preussischen Oberlausitz besetzt. Das Alter bei der Aufnahme soll zwischen 16 und 35 Jahren sein. Die Stiftsdamen erhalten standesgewohnte Kost, Wohnung und Bedienung, ausserdem Jede derselben an Taschengeld jährlich 208 Thaler und haben die Freiheit, mit Vorwissen der Ober-Hofmeisterin und des Stiftsverwesers zu verreisen, sich zu vermählen oder das Stift sonst zu verlassen. Die Stiftskleidung ist seit 1810 von schwarzer Seide mit schwarzen Spitzen und Kopfschleier. Das verzierte goldene Ordenskreuz wird an einer Schleife, bei der Oberhofmeisterin an einem roth und weissen Bande über die Schultern getragen. Die Oberhofmeisterin (Stiftshofmeisterin) muss, nach den Statuten vom J. 1744, eine adelige Wittwe sein, kann aber ausser der Verwandtschaft gewählt werden. Die Stiftsdamen bewohnen das genannte Schloss Joachimstein, welches im edelsten Geschmack gebaut, 208 Fuss lang und 76 Fuss hoch ist. Die Tiefe beträgt 40 Fuss. Die beiden Seitenflügel haben eine Länge von 104 Fuss und bilden in 48 Fuss Breite einen Vorsprung, welcher vorn 29 Fuss und hinten 27 Fuss hervorragt. Seit 1795 haben alle Gebäude Blitzableiter erhalten. Der Speisesaal läuft durch zwei Stockwerke und ist 36 Fuss hoch. Den Schlossplatz umgeben Canäle auf drei Seiten und die Umwallung ist mit Alleen verziert. Im Schlossgarten befinden sich zwei Pavillons. Trotz der Wohnungsannehmlichkeiten und der freundlichen Umgebung sind die Stiftsdamen selten in ihrer Vollzahl gegenwärtig, da sie ein klösterliches Leben zu führen nicht genöthigt sind.

Das Stift besitzt die Rittergüter und Dörfer Radmeritz, Tauchritz und Niecha, ferner Antheile von Markersdorf und Niederlinde und eine Waldung (die Lautsche) bei Weigsdorf. Die Verwaltung dieser Grundbesitzungen und des gesammten Stiftsvermögens leitet ein Stiftsverweser, welcher neben der Ausübung der Gerichtsbarkeit und Gerechtsame besonders darüber zu wachen hat, dass die lehnsherrlich bestätigten Statuten befolgt werden. Der Stiftsverweser muss ein oberlausitzischer, landtagsfähiger Edelmann sein. Seit der Theilung Sachsens vom J. 1815 musste sich in den Beziehungen, welche bei dem statutengemässen Fortbestand des Stiftes zur Geltung kamen, Manches ändern und es musste zwischen den Kronen Sachsen und Preussen wegen der Stiftsangelegenheiten ein Uebereinkommen getroffen werden, welches die fortan geltenden Bestimmungen über die Landeshoheit des Stifts, die Genussberechtigung, das Collaturbefugniss, die landständische Verwaltung, die Verhältnisse des Stiftsverwesers und der Stiftshofmeisterin zur landständischen Verwaltung, das Directorium Actorum, die Justizverwaltung, das Vorzugsrecht der Stiftscapitalien u. s. w. festzustellen hatte. Diese Uebereinkunft wurde am 2. Juni 1828 abgeschlossen und ist seitdem bis auf die seit einigen Jahren erfolgte Einverleibung des Schlosses Joachimstein in das königliche Gerichtsamt Ostritz unverändert in gesetzlicher Kraft geblieben. Ein näheres Eingehen in die hier einschlagenden Verhältnisse muss andern Darstellungen überlassen bleiben. Wir bemerken nur noch, dass die Stiftungsurkunde vom 11. Februar 1722 unterm 17. Juni desselben Jahres landesherrlich bestätigt ward, die feierliche Einweihung aber nach Ueberwindung mancher Bedenken und Schwierigkeiten, erst am 14. November 1728 stattfinden konnte. Ueber die Beweggründe des im J. 1734 hochbetagt verstorbenen Stifters haben sich sagenhafte Nachrichten verbreitet, die wir füglich hier übergehen können, da sie mit der Wohlthätigkeit und segensreichen Wirksamkeit der Stiftung Nichts gemein haben.

Bei der grossen Anzahl Rittergüter, welche der Darstellung noch harren, würde, wenn wir das Bemerkenswerthe in möglichster Kürze vortragen wollten, ein grösserer Raum, als uns noch zu Gebote steht, erforderlich sein; wir beschliessen daher, zur nothwendigen Vervollständigung, diese Abtheilung des Albums mit nachstehender tabellarischen Uebersicht als Vorläufer einer bei anderer Gelegenheit auszuführenden Darstellung:

Namen der Rittergüter Häuserzahl Bevölkerung Dermalige Besitzer
1843. 1858. 1843. 1858.
Gerichtsamt Bischofswerda:
Nieder-Burkau 57 307 Hr. Karl Traugott Keilhau, seit 1859.
Goldbach 68 71 406 433 Hr. Karl Haussner und seine 2 Schwestern.
Harthau 104 136 571 722
Gerichtsamt Budissin:
Bolbritz bei Ober-Uhna 19 18 104 122
Döberkütz ohnfern Dahren 5 5 35 39 Hr. Kämmerer Victor Leopold Swoboda, s. 1855.
Brösa, zwischen Gutta und Klix 43 43 239 231 Hr. Graf v. Schall-Riaucour.
Doberschau, am rechten Spreeufer 29 33 176 201 Fr. Charlotte verw. Oberst v. Trosky, geb. Starke, seit 1860.
Doberschütz, bei Niedergurig 28 27 131 155 Hr. Friedrich Graf u. Edler zur Lippe-Biesterfeld-Weissenfeld, K. Sächs. Regierungsrath.
Döbschke, b. Bolbritz 6 7 38 50
Gleina, bei Gutta 43 45 212 231 Hr. Graf v. Schall-Riaucour
Göbeln, unterhalb Leichnam a. d. Spree 22 24 129 118
Golenz bei Gaussig 32 34 154 178 Hr. Graf v. Schall-Riaucour
Gross-Dubrau, n. v. Quatitz 26 27 110 161 Hr. Regier.-Rath Friedr. Graf u. Edler zur Lippe-Biesterfeld-Weissenfeld u.
Hr. Franz Graf u. Edler zur Lippe-Biesterfeld-Weissenfeld, Garde-Rittmeister, seit 1857.
Gross-Seitschen 30 37 157 210
Halbendorf, Geisslitz gegenüber 21 22 121 120 Hr. Eduard K. F. Ad. v. Polenz, Geh. Finanzrath u.
Hr. Heinr. Ernst Albert v. Polenz, Bezirks-Ger.-Act., seit 1860.
Jessnitz im Gebirge 3 18 Hr. K. Ferd. Hugo Steudte, seit 1859.
Jetscheba unterhalb Commerau 25 31 148 177 die Herren Rittmstr. Ernst Wilhelm u. Oberleutn. Joh. Adolph v. Standtfest, seit 1857.
Kauppa bei Jetscheba 17 20 123 93
Klein-Seitschen 15 17 92 89
Klein-Welka 17 17 103 97
Klix an der Spree 55 59 397 418
Kreckwitz b. Purschwitz 37 38 234 264
Lubachau bei Klein-Welka 19 16 89 88
Luttowitz, bei Bornitz und Mirka 17 18 81 96
Neudorf a. d. Spree 30 33 140 157 Hr. Ernst Wilhelm Boden, seit 1855.
Ober-Gurig 46 51 228 265
Ober-Uhna bei Schmochtitz 15 16 81 115
Pielitz, zwischen Döhlen u. Mehltheuer 22 21 141 132
Pietzschwitz, unterhalb Dahren 25 27 105 128 Hr. Friedr. Ernst v. Walter-Jeschky, Advocat in Budissin, seit 1860.
Plieskowitz, oberhalb Malschwitz 38 39 209 255
Pommeritz b. Drehsa 17 24 115 204
Rattwitz b. Budissin 11 13 82 78 Hr. Karl August Jeremias auf Muschelwitz, s. 1856.
Salga, ohnweit Klix 18 18 104 104
Semmichau b. Gödau 26 25 107 120
Storcha b. Budissin 11 12 76 82 Fr. Agnes Amalie Meissner, geb. Möller.
Wuischke bei Hochkirch 45 50 247 269
Zschillichau an der Muskauer Strasse 20 20[WS 1] 105[WS 2] 116
Gerichtsamt Camenz:
Bocka b. Neustädtel 6 6 32 42 Standesherr Graf Curt v. Einsiedel auf Milkel.
Bulleriz bei Grossgrabe 44 52 236 294 Hr. Graf Cajus zu Stolberg-Stolberg auf Brauna.
Döbra, 1/2 St. südl. von Ossling 26 33 165 182 Hr. Bezirks-Gerichtsrath Karl Friedrich v. Hartmann seit 1858.
Gödlau, zwischen[WS 3] Kaschwitz u(??u)[WS 4] Rauschwitz 19 21 88 105 Hr. J. Heinr. Wilh. Adolph v. Hartmann, genannt Knoch, auf Elstra.

[262]

Namen der Rittergüter Häuserzahl Bevölkerung Dermalige Besitzer.
1843. 1858. 1843. 1858.
Gross-Grabe 49 57 296 333 Hr. Graf Cajus zu Stolberg-
Stolberg.
Hennersdorf, nordöstl.
v. Heil. Berge
27 29 150 134 Hr. Karl von Brescius.
Klein-Hähnchen bei Neraditz,
nordöstl. von Uhyst
44 47 200 238 Frau Joh. Emilie, Wittwe
M. Karl F. Barths, Subrectors
zu Budissin, seit 1859.
Liebenau bei Brauna 19 21 111 113 Graf Cajus zu Stolberg-Stolberg.
Liesske bei Ossling 30 42 191 222 Hr. Obendorfer.
Möhrsdorf b. Gersdorf am Haselbach 48 51 238 238 Hr. Karl Hein. Menzner.
Neustädtel b. Ostro 4 3 29 25
Petershain b. Brauna 14 14 67 70 Hr. Graf zu Stolberg.
Räckelwitz b. Crostwitz 54 84 340 356 Hr. Graf zu Stolberg.
Rehnsdorf i. d. Paroch. Gersdorf 10 8 60 54 Hr. Obendorfer.
Strassgräbchen zwischen Weissig u. Grossgrabe 48 60 283 366 Hr. Joh. Gfr. Jacobi.
Weissig, 1/2 St. westl. von Ossling 40 46 235 275 Hr. Moritz Oskar v. Zehmen.
Zerna bei Rosenthal 31 31 141 129 F. Richters Fideicommiss-Erben.
Gerichtsamt Königsbrück:
Cosel b. Schwepnitz 33 41 215 241 Frau Emilie Dörstling.
Gräfenhain bei Reichenau 48 48 297 303 Hr. Johann Gottlieb Hauffe?
Koitzsch, nördl. von Reichenau 27 28 117 133 Hr. J. Heinr. Wilh. Ad. v.
Hartmann-Knoch.
Krakau bei Königsbrück 64 75 369 473 Hr. Philipp Magnus Weiss, seit 1856.
Neukirch b. Königsbrück 56 64 317 375 Hr. Ernst Wilding Fürst v. Radali,
Graf v. Königsbrück, seit 1857.
Reichenau, zwischen
Königsbrück und Reichenbach
53 57 266 323 Hr. J. Heinr. Wilh. Ad. v.
Hartmann-Knoch.
Schmorkau bei Königsbrück 69 80 418 463 Hr. Friedr. Wilh. Georg Laun,
seit 1857.
Steinborn an der Pulsnitz 37 40 170 202 Hr. Fürst v. Radali,
Graf v. Königsbrück, seit 1857.
Glauschnitz b. Stenz 7 9 57 39 Frau Maria Therese von Oertzen,
seit 1857.
Gerichtsamt Königswartha:
Casslau bei Nauslitz
und Zescha
16 22 88 102 Hr. Joh. Balthasar von Rabenau,
seit 1858.
Commerau b. Königswartha 56 61 343 398 Hr. Egon Heinrich Gustav
Freiherr v. Schönberg-Bibran.
Doberschütz, südöstl. von Nauslitz 20 25 116 116 Hr. Franz Hugo Seyfert?
Guhra, nordöstl. von Lauske 22 25 105 114 Hr. Lieut. Joh. Constantin Lange?
Holscha b. Neschwitz u. Holsch-Dubra 20 22 115 114 Hr. J. Wolfgang Sigism. Graf v. Riesch.
Jessnitz, nordöstl. v. Crostwitz 26 56 141 269 Hr. Dr. Geo. F. Wiesand?
Lauske, zwischen Guhra u. Crostwitz 20 36 103 179 Hr. F. Christlieb Wahle?
Lippitzsch bei Milkel 41 44 241 260 Hr. Curt H. Ernst Graf v. Einsiedel
a. Reibersdorf.
Loga, zwischen Dreikretscham u. Strohschütz 26 30 150 176 Hr. Heinrich Otto Schenk?
Lomske, nördl. von Kamina 22 26 142 126
Luppa, nördl. von Brahne 19 25 104 150 Hr. Graf von Einsiedel.
Teicha bei Milkel am rechten Spreeufer 16 16 74 93
Oppitz, westlich von Lippitzsch 61 64 315 298 Hr. Friedr. Eduard Herrmann, seit 1859.
Pannewitz am Schwarzwasser 16 21 80 101 Hr. Dr. Herrmann auf Weidlitz.
Puschwitz, zwischen Guhra u. Lomske 33 49 157 223 Hr. Karl Albert Voigt.
Saritzsch, a. Schwarzwasser
bei Krinitz
24 26 121 139 Hr. Ernst Maximilian Fiedler.
Uebigau, unterhalb Krinitz 16 16 93 95 Hr. Graf v. Riesch.
Zescha, unterhalb Neschwitz 49 57 287 321 Hr. Graf v. Riesch.
Gerichtsamt Neusalza:
Mittel-Cunewalde 136 141 757 942 Hr. Oberstleutnant von Feilitzsch.
Nieder-Friedersdorf
bei Spremberg
129 138 882 964 Hr. Anton v. Schlieben.
Spremberg a. d. Spree 224 241 1439 1575 Hr. Gust. Traug. v. Mangoldt,
Geh.Reg.R., s. 1859
Gerichtsamt Pulsnitz:
Brettnig a. d. Röder,
bei Frankenthal
208 232 1409 1712 Hr. Curt Ernst v. Posern, seit 1856.
Ohorn, südöst. von Pulsnitz 239 254 1389 1641 Hr. Franz Guido Hempel,
Regierungsrath.
Gerichtsamt Schirgiswalde:
Sohland an d. Spree 388 465 2376 3115 Hr. Hermann v. Nostitz-Wallwitz
Steinigtwolmsdorf
am Hochwald
274 299 1675 1788 Hr. A. H. F. Freihr. Oppen
v. Huldenberg, s. 1858.
Wendisch-Sohland
bei Schirgiswalde
81 159 506 987 Hr. Hermann v. Nostitz-Wallwitz,
seit 1858.
Gerichtsamt Gross-Schönau:
Mittel-Leutersdorf 49 53 353 420
Gerichtsamt Herrnhut:
Ober-Rennersdorf 94 95 471 467
Gerichtsamt Löbau:
Bischdorf bei Löbau 106 117 619 654 Hr. Fedor Emil Johannes Keller,
seit 1860.
Hochkirch bei Löbau 75 81 427 486
Klein-Dehsa 48 56 276 317
Mittel-Sohland am Rothstein 140 119 865 681 Hr. Baron v. Seydewitz.
Niethen 24 21 115 102
Ob.-Sohland a. Rothstein 95 109 512 551
Rodewitz bei Hochkirch 36 37 229 207 Hr. Graf von Schall-Riaucour.
Rosenhain 42 46 272 258 Frau Maria Elise Caroline Garten
u. Frl. Anna Hedw. Freiin v. Kanne, seit 1857.
Sornssig 30 29 144 165
Wend.-Cunnersdorf 34 36 223 229
Wohla bei Löbau 27 29 164 163
Zoblitz bei Löbau 25 31 155 232
Zschorna, ohnfern Kohlwese 31 36 153 202 Hr. Hans Wilh. Karl Graf
v. Bressler, seit 1857.
Gerichtsamt Ostritz:
Reutnitz bei Ostritz 81 80 490 453 Hr. Joh. Christoph Liebig.
Wanscha b. Reitnitz 57 59 360 246
Gerichtsamt Reichenau:
Dornhennersdorf b. Seitendorf 124 126 731 720 Hr. Graf v. Einsiedel.
Mittel-Weigsdorf 113 133 595 760 Hr. Graf v. Einsiedel.
Gerichtsamt Weissenberg:
Belgern 19 21 117 125
Nechern 32 36 174 221 Frau Gräfin zu Solms Sonnewalde.
Rachel 60 59 325 315
Särka 28 29 190 160 Hr. A. H. Richter, s. 1860.
Weicha b. Weissenbg. 33 31 205 194 Hr. August von Heynitz.
Gerichtsamt Zittau:
Gross-Poritzsch 24 25 131 159 Hr. Riedel
Mittel-Oderwitz 110 110 639 735 Hr. Karl August v. Linnenfeld.
Spitzkunnersdorf 293 299 2095 2257 Hr. Ernst Gust. Hermann v. Kyau.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 105
  2. Vorlage: 20
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