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zahlreiche Urkunden, welche rücksichtlich des Besitzstandes auf sehr verwickelte Verhältnisse hindeuten, ohne klare Einsicht zu ermöglichen. Wir bemerken nur, dass Sinkwitz zuerst im J. 1407 von dem Domherren Cantor Friedberg und seinem Bruder an das Domstift gelangte. Wenn der Decan Blebelius im J. 1603 das dasige Vorwerk von dem Budissiner Bürger Kitner wieder erkaufte, so muss eine Veräusserung voraus gegangen sein. Im J. 1610 ward dasselbe an den Lehnbauer Martin Sauer verkauft und später kam es an Andreas Lehmann, dessen Wittwe es wieder dem Domstift überlassen musste. Das Erbrichtergut, welches Hans Dude schlecht bewirthschaftet hatte, war seit 1726 Gegenstand schwieriger Verhandlungen, ehe sich der Besitzstand wieder ordnen liess. Ueber den Wetzker Wald und ein anderes Holzgrundstück erhielt das Domstift zuerst im J. 1551 einen Lehnbrief und über Sinkwitz sind die Lehnbriefe von den J. 1555, 1560, 1575, 1587, 1593, 1602, 1612 und 1658 noch vorhanden. Die Papiermühle oberhalb Sinkwitz ward im J. 1560 neu erbaut.

Kirschau, wendisch Kirsym, an der Spree unterhalb Schirgiswalde gelegen, kommt zuerst als Burg vor, deren Besitzer Raubritter waren. Unter Anführung des Herzogs Bolo v. Schweidnitz zerstörten die Zittauer und die mit ihnen verbundenen Städte im J. 1352 dieses auf dem rechten Ufer der Spree romantisch gelegene Raubschloss, wovon noch einige Ruinen sichtbar sind. Damals oder wahrscheinlich später gehörte Kirschau den Herren von Kittlitz auf Baruth. Otto v. Kittlitz, ein Bruder Johanns v. Kittlitz, Bischofs zu Meissen, und Landvoigt der Oberlausitz, gab die Hälfte des Dorfes Kirschau dem Dom-Capitel zu Budissin zu einem Jahrgedächtniss; die andere Hälfte erkaufte später ein König von Böhmen, von dem es die Familie von Luttitz (oder Lottitz) erwarb. Hierauf gelangte diese Hälfte an Johann Grislaw zu Bischofswerda, welcher sie im J. 1488 an das Dom-Capitel für 250 ungarische Mark verkaufte. Eingepfarrt ist Kirschau nach Schirgiswalde, die Protestanten gehören aber jetzt in die Parochie Wilthen.

Strohschütz (Stroschitz), wendisch Stróžischézo, zwischen Milkwitz und Loga gelegen, 21/2 Stunden nordwestlich von Budissin, erkaufte das Domstift im J. 1440 von Bernhard von Bolberitz für 99 Mark Groschen.

In Luga, dessen Rittergut oben S. 24 beschrieben ist, besitzt das Domstift zwei Bauergüter seit 1440; es ist aber nicht bekannt, wie dieselben erworben wurden. Auch kennt man die Vorbesitzer nicht, wenn es nicht die Herren von Luttitz auf Sdier gewesen sein sollten.

Zschornau (Tschornau, wendisch Ċzornow), zwischen Bernbruch und Schiedel gelegen, 1 Stunde nördlich von Camenz entfernt, erkaufte das Domcapitel im J. 1469 zur einen Hälfte von Balthasar von Schreibersdorf auf Lohsa für 200 Schock, zur andern Hälfte als heimgefallenes Lehn im Namen des Königs von Böhmen vom Landvoigt Jaroslaw von Sternberg für 210 Schock. Wegen dieses Kaufs hatte das Domcapitel einen langwierigen Rechtsstreit zu führen. Zschornau gehört zur wendischen Parochie Camenz.

Ober-Cunnersdorf, am Löbauischen Wasser zwischen Kottmarsdorf und Strahwalde gelegen, ward im J. 1472 von Friedrich von Metzrad auf Milkel als Vormund des Jakob von Baudissin an das Domcapitel verkauft. Sollte es, wie gewöhnlich angenommen wird, zu den Dotationsgütern des Domstifts gehören, so müsste später ein Verkauf stattgefunden haben und die Erwerbung im J. 1472 ein Wiederkauf gewesen sein. Diess lässt sich nicht mehr entscheiden. Das Dorf hatte in katholischen Zeiten bis um 1527 eine eigene Pfarrkirche, blieb dann rücksichtlich der Seelsorge mit Kottmarsdorf verbunden, bis im J. 1597 bestimmt wurde, dass die Kirchfahrt als Filial mit der Parochie Kottmarsdorf vereinigt sein sollte. Seit 1819 ist Ober-Cunnersdorf wieder selbstständige Parochie.

Temritz, wendisch Ċzemerzy, nordwestlich von Budissin, gehörte im 15. Jahrhundert einer Frau v. Luttitz auf Kirschau und ward als heimgefallenes Lehn im J. 1488 (oder einige Jahre später) vom Budissiner Amtshauptmann Albrecht von Schreibersdorf dem Domstift verkauft.

Grubschütz, wendisch Hróbelčzizy, am linken Ufer der Spree bei Techritz gelegen, erkaufte das Dom-Capitel von Balthasar v. Span (Spann) für 800 Mark Groschen zu einem Jahrgedächtniss für die Familie. Das Vorwerk ward später zertheilt. Die Mühle erkaufte der Dekan Blebelius im J. 1597.

Klein-Postwitz verkaufte Hans v. Rechenberg auf Oppach im J. 1498 an das Dom-Capitel für 260 Mark Groschen. Dieses nördlich von Kirschau gelegene Dörfchen ist nach Schirgiswalde eingepfarrt; die protestantischen Einwohner gehören aber zur Parochie Wilthen.

Der Antheil von Ostro, bei Cannewitz und 1/4 Stunde vom Kloster Marienstern entfernt, ward im J. 1504 für 1403 Mark 16 Gr. erworben. Der Verkäufer Nickel v. Ponikau legte dem Domcapitel die Verbindlichkeit auf, für ihn ein Jahrgedächtniss zu halten. Die naheliegende, eine romantische Aussicht gewährende Anhöhe bei Ostro war in der Zeit des Heidenthums eine dem Frühlingsgotte geheiligte Stätte, worauf auch der Name Ostro, wendisch Wotrow, als Auferstehungsort, hindeutet. Das christl. Ostro gehörte zur Parochie Crostwitz, bis der Dekan Jakob Wosky v. Bärenstamm im J. 1758 einen eigenen Gottesdienst veranstaltete u. in d. J. 1768-1772 auf eigne Kosten eine Kirche bauen liess, und zur Pfarrkirche erhob.

Den Antheil von Säuritz, einem nördlich von Burkau gelegenen nach Ostro eingepfarrten Dörfchen, erkaufte das Domcapitel im J. 1511 vom Landvoigt Christoph v. Wartemberg für 100 (oder 800?) Mark Groschen, wahrscheinlich als heimgefallenes Lehn.

Die nun folgenden Zeiten der Kirchenreformation waren dem Dom-Capitel für Gütererwerb nicht günstig, vielmehr sah sich das Domstift zu manchen übelgedeuteten Veräusserungen genöthigt; auch konnte es auf seinen Besitzungen nicht überall den Protestantismus verhindern. Die erste Erwerbung nach langer Zeit war der Wald am s. g. Böhmischen Stege, zwischen Klein-Döbschütz und Lehn gelegen. Dieser Wald war seit 1440 eine Besitzung der Franziscaner-Mönche zu Budissin und hiess seitdem der Mönchswald. Die letzten Mönche, Nickel Rost und Melchior Pollmann traten denselben an das Dom-Capitel ab und K. Ferdinand I. bestätigte am 27. September 1558 diese Abtretung. Wahrscheinlich, wenn nicht schon in der Klosterzeit eine Schäferei daselbst bestand, ward erst unter domstiftlicher Herrschaft das jetzige Dörfchen Mönnichswalde gegründet und am 18. Mai 1676 erlaubte Kurfürst Johann Georg II. dem Domstift daselbst ein Brau- und Malzhaus zu bauen.

Ueber das Rittergut Sdier, wendisch Steŕ, 1/4 Stunde von Brehmen und nordwestlich von Klix gelegen, waren seit 1595 Kaufunterhandlungen eingeleitet worden, allein erst im J. 1599 scheint der Kauf für 8300 Thaler zu Stande gekommen zu sein. Die Vorbesitzer kennt man nicht. Im J. 1701 ward im Herrenhause eine Kapelle gegründet, in welcher der zweite Caplan der Frauenkirche zu Budissin aller 4 Wochen Gottesdienst hält. Der Sdier’sche Berg, südwestlich vom Dorfe, gewährt eine schöne Aussicht.

Ueber die Erwerbung von dem benachbarten Brehmen (wendisch Brymjo), welches seit 1599 dem Domstift gehört, sind die nähern Umstände nicht bekannt.

Grubditz, wendisch Hrubočzizy, bei Jessnitz und Soculahora gelegen, erkaufte das Dom-Capitel, welches schon seit 1557 ein Waldgrundstück daselbst besass, am 8. Januar 1603 von dem Budissiner Bürger Hieronymus Ruperti. Die Gemeinde vermochte dem Dom-Capitel 1350 Thaler vorzuschiessen und erhielt dafür seit 1618 Freiheit von den Hofediensten bis auf einen einzigen Tag im Jahre.

Callenberg, ohnweit Crostau und östlich von der Burgruine Kirschau gelegen, besitzt das Dom-Capitel seit dem 23. März 1628. Ein Herr von Rechenberg war der Verkäufer und Vorbesitzer. Im J. 1652 kauften sich die Einwohner gegen eine Summe von 1500 Thalern von der Erbunterthänigkeit frei.

Schirgiswalde ist ein Besitzthum des Budissiner Domstifts seit 1703. Ueber diesen Ort sollten wir ausführlicher berichten, schon um die Verhältnisse desselben als böhmische Enclave klar erkennen zu lassen. Da aber eine Darstellung derselben zu weit führen würde, selbst wenn wir nicht den Mangel an hinreichenden historischen Unterlagen zu beklagten hätten, so können wir in der Kürze nur Folgendes bemerken. Darüber, dass Schirgiswalde stets ein oberlausitzischer Ort gewesen sei und mit Böhmen in keiner andern Verbindung stand, als die Oberlausitz selbst mit diesem Lande eingegangen war, möchte wohl kein Zweifel obwalten. Schirgiswalde gehörte nicht allein zu den unter dem Budissiner Decanat stehenden Parochieen, sondern hatte auch Besitzer, welche der Oberlausitz nach dem Lehnrechte zu Ritterdiensten verpflichtet waren. Ein urkundliches Zeugniss dafür ist die Meissner Bisthumsmatrikel vom J. 1346 und das Oberlausitzische Musterregister vom J. 1551. Die damaligen Verhältnisse bestanden noch zur Zeit des Oberlausitzer Traditionsrecesses vom J. 1635. Hatte nun auch die in Kursachsen durchgeführte Kirchenreformation den Besitzstand

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/373&oldid=- (Version vom 17.10.2016)