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nach Ostritz. Im J. 1242 verkaufte Hertwig von Desen dem Kloster die Dörfer Jauernig und Behmisdorf. Letzteres, zwischen den Dörfern Jauernick, Friedersdorf, Schönau und Berzdorf gelegen, ward im J. 1429 gleichfalls von den Hussiten zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Reichenau, am Küpperflusse oberhalb Türchau gelegen, östlich von Reibersdorf, jetzt eins der ansehnlichsten Weberdörfer der Oberlausitz und durch ein königliches Gerichtsamt ausgezeichnet, erwarb das Kloster Marienthal, bis auf den der Stadt Zittau gehörigen Antheil, theilweise zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Besitzern, zuerst im J. 1262 von einem Herrn von Opal zehn Hufen, dann um das J. 1354 wieder zehn Hufen, wozu der jetzige klösterliche Meierhof gehört, im J. 1598 die Niedermühle, 1609 die Mittelmühle, 1615 die Steinmühle und 1622 die Obermühle, ausserdem in den J. 1331, 1336, 1357 und 1360 ansehnliche Zinsen, welche auf einzelnen Grundstücken hafteten. Reichenau’s Bevölkerung, durch manche Eigenthümlichkeiten in Sprache und Sitten bemerkenswerth, wuchs, wie in allen grossen Dörfern der südlichen Oberlausitz, besonders seit den Zeiten des 30jährigen Krieges und merkwürdig bleibt es immer, dass die Klosterherrschaft die Einwanderung und Aufnahme böhmischer Exulanten begünstigte, ohngeachtet es nicht an Versuchen fehlte, den Ort dem Katholicismus zu erhalten. Band- und Leinwandwebereien und in unserm Jahrhundert die Baumwollenmanufacturen haben eine Wohlhabenheit erzeugt, welche sich in ansehnlichen Wohnungen und einer gewissen Eleganz des Hauswesens nicht selten kund thut. An der Kirche stehen ein Ober- und ein Unter-Pfarrer und vier Lehrer ertheilen Unterricht in drei Schulen.

Ober-Seifersdorf, dessen Flur von ihren höchsten Punkten aus prachtvolle Fernsichten darbietet, am Eckersbache oberhalb Eckartsberg, 1 Stunde nördlich von Zittau entfernt, gehört seit 1267 dem Kloster Marienthal. Man meint zwar, der bereits erwähnte Kauf einer villa Siversdorff vom J. 1241 habe einen Theil von Ober-Seifersdorf betroffen, allein die königl. Bestätigungsurkunde zeigt deutlich, dass es das bei Ostritz gelegene Seifersdorf gewesen sei. Ober-Seifersdorf bei Zittau verkaufte der Ritter Sembro de Themeriz für 300 Mark Silbers und K. Ottokar bestätigte diesen Verkauf laut Urkunde vom 15. November 1267. Wie ansehnlich auch dieses Dorf an Häuser- und Einwohnerzahl sich vergrössert habe, ist daraus zu schliessen, dass sich im J. 1660 hier nur 85 Wohnhäuser befanden. Die Mehrzahl der Einwohner ist mit Weberei beschäftigt.

Wegen Russdorf (urk. Rudunchsdorff), in dem Thalgrunde dem Kloster Marienthal gegenüber an der rechten Seite der Neisse gelegen, gerieth das Kloster mit den Vorbesitzern, den Brüdern von Choltow, in einen Streit, welchen K. Ottokar laut Urkunde vom 20. April 1273 dahin schlichtete, dass Tietzo von Choltow und seine Brüder ihren Ansprüchen entsagten. Ueber Zeit und Umstände dieser Erwerbung ist kein urkundliches Zeugniss vorhanden. Der Besitz des burggräflich Dohna’schen Antheils von Russdorf ward dem Kloster am 12. Juli 1346 bestätigt.

Königshain, 1/2 Stunde von Böhmens Grenze, oberhalb Russdorf, hoch gelegen und zum Theil in einer wildromantischen Schlucht angebaut, gelangte zu verschiedenen Antheilen in Klosterbesitz. Zuerst erkaufte das Kloster im J. 1280 von Friedrich von Grislau 4 Hufen daselbst und Bolko von Biberstein trat dem Kloster die Lehnsherrlichkeit darüber ab. Den Haupttheil aber erwarb es im J. 1304 von der Familie von Rohildorff. Wie die Urkunde vom 28. October 1304 bezeugt, überliessen nämlich die Aebtissin Adelheid Wittwe von Rohildorff, ihr Sohn Nikolaus und dessen Sohn Raynald von Rohildorf dem Kloster ihre Antheile. Der Antheil des zweiten Sohns Johann von Rohildorf ward käuflich erlangt. Zehn Mark jährliche Einkünfte von Königshain hatten die Brüder Johann Günther und Heinrich von Biberstein zu einem Jahrgedächtniss für ihren Vater Rudolph und zu andern milden Stiftungen bereits am ?4. October 1304 bestimmt und der Theil, welchen die Burggrafen von Donyn besessen hatten, wurde dem Kloster laut Urkunde vom 12. Juli 1346 als Besitzthum unter der Bedingung bestätigt, dass Königshain in denselben Verhältnissen bleiben solle, die unter den Burggrafen Heinrich und Wilhelm von Donyn, den letzten Besitzern stattgefunden hätten. Von Ursprung an gehörte die Kirche zu Königshain, wo die Reformation keinen Eingang fand, zu dem Sprengel des Prager Erzbisthums, erst seit 1783 ist die geistliche Oberaufsicht dem Domdekan zu Budissin übertragen. Die sehenswerthe zierliche Kirche wurde in den J. 1765-1770 mit einem Aufwande von über 12,000 Thaler neu erbaut.

Schlegel, unterhalb Burkersdorf, wohin es eingepfarrt ist, am Kemlitzbache, nordöstlich von Dittelsdorf, erhielt das Kloster Marienthal im Januar 1287 durch Kauf von Vorcho und Bernhard von Opal, wozu Johann von Michelberg als Lehnsherr seine Einwilligung gab.

Ostritz am linken Ufer der Neisse, 1/2 Stunde unterhalb Marienthal, wird bereits im J. 1288 eine Stadt genannt. Sie verdankt ihren Ursprung wahrscheinlich einer nicht weit davon gelegenen Burg Ostros, dem Sitze landesherrlicher Burggrafen, und gehörte vor 1346, ehe es in Marienthals Besitz gelangte, den Burggrafen von Dohna auf Grafenstein. Eine Erwerbungsurkunde des Klosters ist nicht vorhanden, nur die Urkunde vom 12. Juli 1346, worin demselben der Besitz der Stadt Ostritz bestätigt wird. Zwei bei Ostritz gelegene Morgen Landes, ein Lehen des Jerus von Grafenstein, hatte das Kloster bereits im J. 1288 von einem Zittauer Bürger Bartholomaeus als Mitgift für seine Tochter erhalten und der Ankauf des Ostritzer Gerichts und einiger Zinsen, welche einem Herrn von Gerlachsheim gehörten, wird in das J. 1294 gesetzt. Ostritz, dessen Geschichte, an merkwürdigen Ereignissen nicht arm, ausser dem Bereiche dieser Darstellung liegt, war in der Vorzeit weit blühender als jezt, und ist von dem allgemeinen Verfalle der kleinen Städte nicht unberührt geblieben; selbst die freundliche Gestalt, in welcher die Stadt jetzt erscheint, erinnert an die Unglückstage, wo verheerende Brände (zuletzt am 17. Febr. 1824) wütheten. Häuserzahl und Bevölkerung ist seit 20-30 Jahren eher im Abnehmen begriffen, als gestiegen. In der Reformationszeit siegte hier der Katholicismus, ohngeachtet es nicht an Bekennern des protestantischen Glaubens gefehlt hat.

Altstadt Ostritz liegt zwischen Kloster-Freiheit (Haseldorf) und der Stadt Ostritz, am linken Ufer der Neisse. Ihr uralter Name Ostros ging auf die Burg und die nachmalige Stadt Ostritz über und der ursprüngliche Anbau hiess seitdem Altstadt, obwohl er niemals zur Stadtgemeinde gehört hat. Diese Altstadt war ebenfalls ein Besitzthum der Burggrafen von Dohna. Die Brüder Johann, Wenzel und Otto, Burggrafen von Donyn verkauften 6 Hufen daselbst an das Kloster Marienthal und König Johann ertheilte darüber Steuerbefreiung lt. Bestätigungsurkunde vom 8. September 1331. Wann und wie der andre Antheil von Altstadt an das Kloster gelangte, lässt sich urkundlich nicht bestimmen. Die Einwohner sind nach Ostritz eingepfarrt.

Kloster-Freiheit, zwischen dem Kloster und Altstadt gelegen, ist unstreitig ein Anbau auf unmittelbarem Klostergebiete. Ob der Name Haseldorf auf ein früher hier gestandenes Dorf hindeutet oder erst später der Kloster-Freiheit zugetheilt wurde, lässt sich nicht mehr entscheiden. Jetzt ist Haseldorf nur die volksthümliche Benennung des amtlichen Namens Kloster-Freiheit.

Von Seitendorf, einem ansehnlichen, östl. von Hirschfelde gelegenen Dorfe, gelangten in den J. 1303, 1496 u. 1507 verschiedene Theile in Besitz des Klosters Marienthal, nämlich laut Urkunde vom 28. Juli 1303 drei Hufen durch Schenkung von den Brüdern Heinrich und Withego, Herren von Camenz, ferner im J. 1496 das Vorwerk, Kirchlehn und Gericht, eine Mühle mit dazu gehörigen Teichen und eine Wiese durch Tausch von dem zeitherigen Besitzer Georg von Gersdorf, welcher den bereits oben S. 242 erwähnten Klosterbesitz in Olbersdorf bei Zittau dafür annahm, und endlich im J. 1507 der Grundbesitz, welchen die Söhne Wenzel Eisersdorfs, Bürgers in Zittau dem Kloster Marienthal für 200 Mark Groschen verkauften. Jener Theil der klösterlichen Besitzungen in Seitendorf, welche lt. Bestätigungsurkunde vom 20. Febr. 1467 die Aebtissin Anna v. Luttitz gegen das Gericht und eine Mühle in Reichenau an drei Brüder von Kyau auf Hirschfelde vertauschte, mag später an die Stadt Zittau gekommen sein. In landschaftlicher Hinsicht bietet Seitendorf bemerkenswerthe Parthieen dar und die Einwohnerschaft, bestehend aus Katholiken und Protestanten, welche friedlich neben einander leben, zeichnet sich durch Gewerbsfleiss aus. Ackerbau und Webereien bilden die Hauptbeschäftigung. Mit Recht verdient der Holzpantoffelmacher Johann Georg Simon eine Stelle in der Geschichte der Gewerbthätigkeit. Die nicht unbedeutende Hechel- und Krätzelmacherei hat der aus Italien stammende Martinelli hier eingeführt. Die weithin sichtbare, auch im Innern geschmackvoll eingerichtete Kirche erhielt ihre jetzige Gestalt im J. 1796.

Von Dittelsdorf besitzt Kloster Marienthal nur einen kleinen Theil, welchen, oder wie man es damals nannte den Zinsengenuss,

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/377&oldid=- (Version vom 17.10.2016)