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Diesem kaufsweise an das Cölestiner-Kloster Oybin. Auch der zittauische Antheil von Olbersdorf, welchen die Stadt als sie dem Kaiser Karl IV. ein Haus, das sogenannte Kaiserhaus, zu bauen und andere Ansprüche desselben zu befriedigen hatte, im J. 1361 an die Zittauer Bürger Heinze Schubert und Nickel Hässler zu verkaufen genöthigt war, gelangte in der Zeit von 1414-1476 nach und nach an dasselbe Kloster Oybin, ging also für die Stadt verloren, bis sie im J. 1574 neben andern Oybinischen Gütern auch Olbersdorf wieder erwarb. Ein werthvolles Besitzthum für die Stadt ist Olbersdorf wegen seines Holzreichthums und durch seine Porphyrbrüche, aber die Fülle unterirdischer Braunkohlen, welche seit 1811 zu Tage gefördert, und, weil sie alaun- und vitriolhaltig sind, bisher mehr zur Düngung als zur Feuerung benutzt wurden, bereitet dem Orte auch eine vielversprechende Zukunft. Seit 1817 ist mit dem Braunkohlenwerke eine Vitriol- und Alaunsiederei verbunden.

Zu Gunsten des neugestifteten Klosters Oybin war Zittau im J. 1369 auf die zeitherige Benutzung der Gebirgs-Forsten zu verzichten genöthigt, wusste aber anderwärts Ersatz zu finden. So erkaufte die Stadt, welche laut Urkunde, d. d. XIV. Calend. Martii 1365, bereits das Königsholz erworben hatte, im J. 1375 von Nickel und Kunz von der Gottleube den Kahlenberg zwischen Lichtenberg und Hermsdorf, und mit der Erwerbung von Hartau seit 1375 und 1384 aus den Händen derer von Biberstein und der Burggrafen von Donyn erlangte sie auch beträchtliche Waldungen. Auch bei Hartau wird seit 1835 Braunkohlenbau betrieben.

Es wird nicht überflüssig sein zu bemerken, dass die Dörfer in ihrer ersten Anlage meist aus sogenannten Vorwerken erwachsen sind, denen die ursprüngliche Rittergutsqualität anhaftete. Als die Bevölkerung zunahm, fand gefassentliche Theilung statt und die Trennstücke kamen in erbunterthänige Abhängigkeit der übriggebliebenen Vorwerke, woraus sich die nachmaligen Rittergüter bildeten. Der Grund und Boden einer Dorfflur konnte also verschiedene Besitzer und Herrlichkeiten haben, also auch theilweise veräussert werden. Beispiele solcher Theilveräusserungen begegnen uns auch noch später. Wahrscheinlich aus den Händen der Burggrafen von Donyn erwarb Zittau im J. 1380 das Dörfchen Zittel, dessen vielleicht schon damals unter 3 oder 4 Bauergüter vertheilter Rittersitz an der Stelle gestanden haben soll, welche noch den Namen „Wall“ führt, und 1383 verkaufte der Zittauer Patrizier Nickel Lusdorf (seit 1395 Bürgermeister) sein Dorf Lichtenberg an seine Vaterstadt.

Ferner erkaufte die Stadt im J. 1387 von den Brüdern Heinrich und Wilhelm, Burggrafen von Donyn auf Grafenstein, das Vorwerk zu Luptin, sowie die Herrlichkeit und oberste Gerichtsbarkeit zu Poritzsch (Klein-Poritzsch) und Klein-Schönau mit Vorbehalt dessen, was von Letzterem Czenko (Zdenko) von Donyn besass. Wenn gemeldet wird, dass Luptin im J. 1450 abermals von einer Barbara Weisshentschel für 71/2 Mark an Zittau gelangte, so ist wahrscheinlich nicht ganz Luptin, sondern nur ein vielleicht bei dem früheren Verkaufe vorbehaltener Theil gemeint. Eben so geschieht einer Hälfte von Klein-Schönau Erwähnung, welche um 1453 von der Stadt erkauft ward. Ob hier Wieder- oder Neu-Erwerbung stattfand, wenn man etwa diese Hälfte zu den Besitzungen Czenko’s von Donyn rechnen wollte, ist nicht klar.

Auch Eckartsberg scheint, denn die Nachrichten sind nicht vollständig auf uns gekommen, nur nach und nach an die Stadt gelangt zu sein. Nach vorhandenen Urkunden von 1310 und 1315 war das Kloster Marienthal in Eckartsberg begütert, und noch im J. 1618 waren klösterliche Ansprüche Gegenstand eines Streites. Auch Nickel’s von der Leippe Gemahlin Anna hatte in Eckartsberg Besitzungen, denn sie stiftete im J. 1387 eine ewige Lampe in der Johanniskirche zu Zittau, mit Zinsen, die auf Eckartsberg hafteten. Was also Clara Wildenstein und ihre Kinder (der obengenannte Nickel Lusdorf war ihr Schwiegersohn) von Eckartsberg im J. 1390 an die Stadt Zittau verkauften, kann nur ein Theil des Dorfes gewesen sein.

Zittau’s nächste Erwerbung war das Dorf Lückendorf, was um 1369 als Wüstung vorkommt. Wenn das Dörfchen im Jahre 1404, als es von Benesch von Wartenberg auf Lemberg und Wenzlaw von Wartenberg auf Blankenstein an die Stadt Zittau für 100 Mark verkauft wurde, bereits wieder bestand, so kann es bei seiner Kleinheit nur wegen der Waldung ein annehmlicher Kauf gewesen sein. Von dem vormaligen Vorwerke oder Maierhofe hat man noch im J. 1813 Mauerspuren entdeckt. Unter den Einwohnern finden sich weitgesuchte Holzfäller und Stöckeroder und geschickte Spillen- und Spinnpfeifendrechsler. Noch sei bemerkt, dass Lückendorf ursprünglich zu Böhmen gehörte; vielleicht ward es erst unter Zittauischer Herrschaft von der böhmischen Landtafel gefreit.

Waltersdorf erkaufte die Stadt Zittau im J. 1419 von einem Nickel von Warnsdorf auf Gersdorf. Als Zubehörungen begründete der Stadtrath im J. 1557 Saalendorf, im J. 1580 Herrenwalde, und in der Mitte des 17. Jahrhund. Neu-Waltersdorf, welches im J. 1667 eigene Gerichten bekam. Merkwürdig ist der Ort durch die im J. 1750 entstandene Zwillich-, Drillich- und Kannevas-Manufactur und durch die in der Oberlausitz hier zuerst eingeführte Jacquard-Damastweberei. Die ersten Proben solcher mit der Jacquard-Maschine gewebten Waaren lieferte der Fabrikant Kämmel in Saalendorf. Jetzt zählt man in dem gewerbfleissigen Dorfe über 100 Jacquard-Stühle.

Dass Bertsdorf mit seiner bedeutenden Dorfflur, seit 1453 Besitzthum der Stadt Zittau, einen Rittersitz gehabt habe, ist zu vermuthen, wenn sich auch die seitdem eingetretenen Verhältnisse nicht mehr nachweisen lassen. Seine älteste Geschichte ist unbekannt; man weiss nur, dass ein Theil des Dorfs im 15. Jahrhunderte der Patrizier-Familie Feuring, und namentlich einem Heinrich Feuring und dessen Sohne Martin Feuring, gehörte. Die Wittwe des Letztern brachte ihr Erbe an ihren zweiten Gemahl Peter Hasske von Eberhardsdorf, und beide, kinderlos, verkauften ihr Eigenthum im J. 1453 an die Stadt Zittau gegen lebenslängliche Nutzniessung. Peter Hasske lebte noch im Jahre 1469. Ein anderer Theil gehörte damals der Familie Lusdorf oder Ludwigsdorf. Hans Ludwigsdorf überliess im J. 1458 der Stadt vier Bertsdorfer Bauern gegen schuldige Steuern. Des Nostitz’schen Besitzes von Bertsdorf gedenken wir später. Nicht unerwähnt zu lassen ist aber die Bleicher-Colonie Hänischmühe an der Jonsdorfer Grenze. Sie ist die Gründung eines ausgezeichneten Landmanns, Johann Gottlieb Hänisch aus Jonsdorf. Mit bedeutendem Aufwande von Zeit, Mühe und Geld verwandelte er im J. 1777 ein wüstes, zum Theil waldiges Stück Land in eine Garnbleiche mit nöthigen Wasserleitungen und Gebäuden für sich und seine Familie, in deren Besitze diese Bertsdorfer Garnbleichen sich noch in voller Blüthe befinden. Dieser merkwürdige Mann, welcher im J. 1810 als 71jähriger Greis starb, war übrigens der mütterliche Grossvater des rühmlichst bekannten Kapellmeisters Friedrich Schneider in Dessau.

Hirschfelde, ein ansehnlicher Flecken in anmuthiger, fruchtbarer Gegend an der Neisse, ward gleichfalls zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Besitzern Eigenthum der Stadt Zittau. Man kennt vier verschiedene Herrschaften. Ein Theil gehörte der Familie von Romberg, und diesen nebst Rohnau mit der auf einem Berge am rechten Ufer der Neisse gelegenen Burguine erkaufte Zittau im J. 1494 von Christof von Romberg für 2100 Gulden. Den zweiten Theil erwarb sie im J. 1506 von Konrad von Kyau für 1625 Schock Groschen. Der dritte Theil war damals in geistlicher Hand, ein Besitzthum des Johanniter-Ordens und bildete eine eigene Commende, welche von der Commende zu Zittau abhängig war. Sie konnte nicht unbedeutend sein, da dem Orden neben ansehnlichem Grundbesitze auch das Kirchenpatronat zu Hirschfelde und Burkersdorf gehörte. Auf den Ankauf dieser Commende kommen wir später zurück. Als vierte Herrschaft endlich ist das Kloster Oybin zu nennen, welches seit 1460 einen Theil des kalten Vorwerks zu Hirschfelde besass. Die Burg Rohnau, reizend gelegen an dem Punkte, wo in uralten Zeiten die Neisse den Bergkranz durchbrach und sich durch das romantische Neissthal einen Weg in die Niederungen der Oberlausitz bahnte, ist geschichtlich merkwürdig genug, ihrer hier mit einigen Worten zu gedenken. Es ist wahrscheinlich, dass die Burg Rohnau im J. 1262, wo sie geschichtlich zuerst genannt

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/361&oldid=- (Version vom 9.10.2016)