Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
Stadt der iberischen Contestani
Band IX,1 (1914) S. 1061
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Ilici, iberische Stadt der Contestaner (Diod. XXV 10: Ἑλική Ptolem. II 6. 61: Ἰλικίς) an der spanischen Ostküste, später augusteische Kolonie: C(olonia) I(ulia) I(lici) A(ugusta), wie auf den Münzen steht etc. etc.

Nachträge und Berichtigungen

Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Band S III (1918) S. 12171220
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S. 1061 zum Art. Ilici:

Ilici ist ein iberischer, flexionsloser Name (vgl. CIL II 3181 und o. Art. Iliberri); in griechischen und lateinischen Schriftwerken ist er mundgerecht und deklinationsfähig gemacht, so Ἑλική (gleichnamig mit der bekannten Stadt in Achaia, auch sonst vorkommend, s. ο. Bd. VII S. 2855ff.) bei Diodoros, falls hier I. richtig verstanden wird, Ilicem (Accus.) bei Mela, Ἰλικίς bei Ptolemaios (der überhaupt die flexionslosen iberischen Ortsnamen auf -i gewöhnlich so umgestaltet hat, mit Ausnahme von Ἄκκι, Ἄρσι, Βάσσι u. a.); abgeleitet ist das Adiectivum ilicitanus bei Mela und Plinius, Ἰλλλικιτανός bei Ptolemaios (vgl. Astigitanus, Iliberritanus, Tuccitanus usw. Iliciensis ist eine eigenmächtige Adjektivbildung des Mucianus bei Plin. n. h. XXXII 62). Der Name lebt fort in dem Namen der heutigen, durch ihre Palmengärten berühmten Stadt Elche, vgl. die Schreibung Elecem (Akkus.) in Mon. Germ., Chron. min. II 232 (zum J. 460 n. Chr.).

Allerdings liegt Elche abseits vom Meere, während das alte I. am Meere oder näher dem Meere gelegen hat, wie aus den Angaben der Schriftsteller hervorgeht und durch die Bezeichnung des Meerbusens als sinus Ilicitanus (Mela, Plin.) sowie durch Altertumsfunde bestätigt wird: Ptolem. II 6, 14 (I 1 p. 151 ed. C. Müller) freilich sondert den Hafen von I., Ἰλλικιτανὸς λιμήν, vor der Stadt Ἰλικίς, II 6, 61 (I 1 p. 185 ed. C. Müller), die er unter den im Binnenland gelegenen Städten des am Meere wohnenden hispanischen Stammes der Κοντεστανοί (Contestani) aufführt. Daß eine Siedlung mit ihrem alten Namen verlegt wird, ist nicht selten, vgl. die Art. RE siehe (Ceyreste), Kempten und o. Art. Alise-Ste. Reine (Alesia).

Sehr wahrscheinlich ist I. gemeint in dem Bericht des Diodoros über den Tod des Hamilkar Barkas im Winter 229/228 v. Chr. (vgl. o. Bd. VII S. 2306), den wir nur im Auszug haben (XXV 10): Ἀμίλκας δὲ Ἑλικῇ τῇ πόλει παρακαθήμενος καὶ πολιορκῶν usw., wenngleich in anderen Quellen andere Angaben sich finden (vgl. z. B. Lupus zu Nep. Hamilc. 4. 2).

Daß bereits mehrere Jahrhunderte früher I. am damaligen Weltverkehr teilgenommen hat, beweisen bei Elche gefundene ,Marmorskulpturen, die die Künsteleien iberischer Tracht mit ionischer Anmut verbinden‘ (Michaelis in Springers Handb. der Kunstgesch. I⁸ 178), zuma! die berühmt [1218] gewordene archaische Büste einer Frau[1], jetzt im Louvre zu Paris (P. Paris Monuments de la fondation Piot IV 1897, 139. Hübner Jahrb. Archäol. Inst. XIII 1898, 114ff. mit Abb.; Bild der Büste auch im Archäol. Anz. 1898, 111).

Unter römischer Herrschaft wurde die Stadt durch Caesar oder Augustus zur abgabefreien Kolonie erhoben, wie die Angabe bei Plin. n. h. III 19 lehrt: colonia inmunis Ilici, unde Ilicitanus sinus; in eam contribuuntur Icositani (s. d.), in Verbindung mit Münzen des Augustus und Tiberius, welche in ihren Beischriften die Buchstaben bieten C • I • IL • A oder C (auch Q) • I • 1 • A, d. h. Colonia (Qolonia) Iulia llicitana Augusta, vgl. Cohen I² p. 157 nr. 713ff. und p. 201f. nr. 140ff.. sowie Eckhel Doct. numm. I 51–53. Heiss[2] Monn. ant. de l’Esp. (1870) 277ff. mit Abb. Taf. XXXVII. Delgado[2] Nuevo método de clasif. de las medallas aut. de España III (1879) 286ff. mit Taf. CLII f., wo die übrigen Angaben über Münzbilder und -aufschriften gleichfalls zu beachten sind (militärische Feldzeichen, Beamte u. a.), s. auch Hübner CIL II p. 480 Col. I und Mon. ling. Iber. 90f. nr. 98.

Vor Plinius ist I. genannt von Mela II 93: sequens (sinus) Ilicitanus (urbes) Allonem habet et Lucentiam et, unde ei nomen est, Ilicem. Die beiden Stellen des späteren Ptolemaios sind bereits oben vermerkt. Im Itin. Ant. Aug. 401, 3 wird [1219] Ilici (Hs. R: Illici) aufgeführt als Rastort für den Reiseweg von Italien durch Gallia Narbonensis nach Hispanien, von Mediolanum über Arelate, Narbo, Pyrenäen, Barcino, Tarraco, Saguntum, Valentia, I., Carthago Spartaria (Nova) usw., vgl. Geogr. Rav. IV 42 (p. 304, 17 P.): Hilice und V 3 (p. 343, 7P.): Ilice, Miller Itin. Rom. 186.

Außerdem ist anzuführen die Stelle aus der Reisebeschreibung des Mucianus (Teuffel-Schwabe Gesch. d. röm. Lit.⁴ 709f. § 314, 1) über Austern bei Plin. n. h. XXXII 62: Cyzicena (ostrea) maiora Lucrinis, dulciora Brittannicis, suaviora Medullis, acriora Ephesis, pleniora Iliciensibus, usw. Fraglich ist Paulus Digest. L 15, 8: iuris Italid sunt … Valentini et Ilicitani (Licitani).

Von den bei Elche gefundenen inschriftlichen Denkmälern nennt keines den Namen der Colonia oder der Coloni. Nur im benachbarten Valeria ist die Grabschrift eines zu I. verstorbenen Wagenlenkers (Wettfahrers in Circusrennen) gefunden, welche diesem sein Vater, Sklave der Gemeinde Valeria, gesetzt hatte, CIL II 3181: D(is) M(anibus) s(acrum), Ael(io) Hermeroti aurig(a)e defuncto I[l]ici (ITICI oder IIICI oder … CI ist überliefert) ann(orum) XXIII Hermia s(ervus) r(ei) p(ublicae) Val(eriensis) f[ili]o usw. Die Annahme von Hübner CIL II (Suppl.) p. 957, daß in einer Grabschrift von Falerii als Heimat eines Centurio I. angegeben sei, ist verfehlt, s. CIL XI 3108 (die Tribus Horatia ist die von Falerii, vgl. Kubitschek Imp. Rom. tributim discr. 83f. Der während der Regierungszeit des Hadrianus verstorbene Centurio der Grabschrift CIL XI 3108 scheint die Grabschrilt CIL XI 3209 seinen jung verstorbenen Söhnen gesetzt zu haben). Dagegen nennt die Inschrift eines Tempelbaues von I. die Gemeinde ohne Namen nebst ihren beiden damaligen Bürgermeistern (Duoviri) und Rat (Ordo), CIL II 3557: P. Fabricio Iusto P. Fabricio Resp[e]ct(o) IIviris temp(lum) Iunonis ex decreto ordin(is) d(e) s(ua) p(ecunia) r(es) p(ublica) restituit. Die Duoviri der Kolonie sind auch auf oben erwähnten, älteren Münzen genannt; sie sind hier teilweise als q(uinquennales) bezeichnet, hatten also den städtischen Haushalt aufzustellen, als Censoren sich zu betätigen (Marquardt St.-V. I² 157ff.).

Die angeführte Inschrift CIL II 3557 ist mit anderen Inschriften gefunden in ,la albufereta de Elche‘, d. h. in dem sumpfigen Küstengelände südöstlich von Elche; für viele Inschriften und Altertümer ist dagegen der näher Elche zu gelegene Hügel de la Alcudia und seine Umgebung als Fundstätte bezeugt; s. CIL II Suppl. Tab. II Nq. Wegen dieser Funde ist Alcudia als die einstmalige Stätte von I. anzusehen. So wird Alcudia sls Fundort genannt zu CIL II 3555, die den Augustus ehrt, 3556, gewidmet dem T. Statilius Taurus in seinem zweiten Konsulat (J. 728 d. St. = 26 v. Chr., Klein Fast. cons. 7), der als patronus (der Kolonie?) bezeichnet ist, 5952, Bruchstück einer Marmortafel, die einen Aedilis (?) der Gemeinde, das Forum und Steinbauwerk nannte; in der Umgebung des Hügels Alcudia, westlich davon, ist auch das Bruchstück einer bronzenen Gesetzestafel gefunden, Ephem. epigr IX p. 11 und p. 133 nr. 349, und zwar in der Nähe der 600 m vom Hügel entfernten Mauerreste [1220] eines großen Gehöftes, in welchem ein Mosaikboden des 2. oder 3. Jhdts. n. Chr. entdeckt wurde mit der Darstellung eines vom Hund verfolgten Hasen in der Mitte und in einer Ecke der Inschrift: In h(is) praedi(i)s vivas cum tuis omnib(us) multis annis, Ephem. epigr. IX p. 133f. nr. 351. Archäol. Anz. 1899, 198f. Alcudia ist auch Fundort des erwähnten archaischen Steinbildes einer Frau; 40 m davon ist gefunden Ephem. epigr. IX p. 133 nr. 350 (Inschrift eines colleg[ium] auf der Kapitellplatte einer toskanischen Säule); ebendaher stammt auch Ephem, epigr. VIII p. 509 nr. 289, Bruchstück einer Marmortafel, vielleicht mit einer Grabrede (wie CIL II 6102), ebendaher die Inschriften Boletín de la Real Acad. de la Hist. L (1907) 323. Schließlich ist noch zu nennen CIL II 5950, geweiht dem Hercul[es] Aug(ustus) von einem IIIvir (so!), IIII[vir], aug(ur). Ein Grundstück zu Santa Pola , an der Küste, nordöstlich der Albufereta de Elche, ist Fundort von einigen Grabschriften (Ephem. epigr. IX p, 134 nr. 352f.); auch das Bruchstück des Marmorbildes einer Nymphe ist hier gefunden. Vgl. CIL II 5957 (Steinmetzzeichen?) und 6255, 1 (Inschrift eines sehr großen Tonfasses, Dolium). In S. Pola wird der Hafen von I. vermutet.

Für frühchristliche Zeit wird angeführt ein Brief des Papstes Hormisda (514, †523) ad Johannem Illicitanum episcopum, wodurch der Bischofssitz Elche für ältere Zeit beglaubigt wäre, als z. B. von Chevalier Rép. des sources hist. du moyen âge, Topo-bibliogr. I 982 angegeben wird. Hübner CIL II (1869) p. 479–481 und (Suppl., 1892) p. 957 mit Index p. 1146f. (I.). 1206 (Alcudia de Elche). 1212 (Elche). 1218 (S. Pola de Elche) und Tab. II Nq. Ephem. epigr. VIII (1899) p. 444. 509. IX 1 (1903) 133f. (das in Ephem. VIII 509 erwähnte Altärchen der Proxumae aus Nemausus-Nimes, CIL XII 3122, bei einem Markgrafen zu Elche, ist durch Versteigerung der Metzer Sammlung Victor Simon zu Paris, 1868, dahin verschlagen worden; vgl. Korr.-Bl. d. Westd. Ztschr. XV 1896, 4f. und Lothr. Jahrb. 1900 XII 354, 2). De Vit Onomasticon III 526f. Von den Werken, die Hübner anführt, sei nur genannt: Ibarra Illici, su situacion y antigüedades, Alicante 1879 (CIL II p. 957). Vgl. auch Hübner Mon. ling. Iber. (1893) 233.

[Keune. ]
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Band R (1980) S. 132
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Ilici

Stadt der iber. Contestani. S III.

  1. Es ist eine weibliche Büste, in iberischer Landestracht, aus dem weißen, kreidigen Kalkstein der dortigen Gebirge, wenig über Lebensgröße, 53 cm hoch, fast vollkommen gut erhalten, mit deutlichen Resten vollständiger Bemalung; Hübner a. a. O., der sie für einheimische Arbeit des 5., spätestens 4. Jhdts. v. Chr. erklärt und vergleicht mit den (jüngeren) Steinbildern von Yecla (in der Provinz Murcia, nordwestlich von Elche), denen das Steinbild von I. jedoch an Schönheit weit überlegen ist.
  2. a b Von den in den vorhergehenden wie in den (Suppl.-Heft III. IV) folgenden Beiträgen angeführten Münzwerken ist das von Heiss, obschon früher erschienen, doch von Delgado stark abhängig, vgl. Hübner Mon. ling. Iber. p. XIV f., auch Jung Roman. Landschaften. 36. 1. – Über die Zeit der verschiedenen Prägungen s. Hübner a. a. O. p. 1–8, hauptsächlich nach Zobel (vgl. Hübner a. a. O. p. 9 und p. XVII f.). Während in älterer Zeit in Hispanien griechisches Geld von unteritalischen und anderen westlichen Kolonien oder Nachbildungen von solchen Münzen oder punische Geldstücke, seit etwa 225 v. Chr. hispanisch-karthagische Prägungen der Barkiden in Umlauf waren, schlugen seit Eindringen römischen Einflusses und römischer Herrschaft (226/214 v. Chr.) die hispanischen Städte nach und nach Geld in römischer Währung mit Beischriften in iberischer Schrift und Sprache, dann zweisprachig, iberisch-lateinisch, schließlieh lateinisch. Ein römisches Geldstück (As) mit iberischer und zugleich lateinischer Beischrift gibt es noch aus der Zeit Caesars (Hübner a. a. O. p. 42 nr. 36), anderseits römisches Geld mit lateinischen Beischriften wohl schon aus der Zeit um 138/133 v. Chr. (a. a. O. p. 90 nr. 97 u. a.).