Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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angeblich altlokrische Sagengestalt
Band S III (1918) S. 11561158
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Hodoidokos, vermeintlich eine altlokrische Sagengestalt, die zwischen Kynos und Oileus im Stammbaum sich vorfindet. Die alte Überlieferung ist Hellanikos bei Steph. Byz. s. Καλλίαρος (= FHG I frg. 22). Eustath. Hom. Il. II 531 S. 277, 17f. Lykophr. Alex. 1150 und dazu die alte Paraphrasis, Schol. Vet. und Tzetz. Hellanikos ist die primäre Quelle, s. Philol. LXVII 427, 51. E. Rückert Trojas Ursprung usw. (1846) 143 erklärt den Namen als ,Weghüter‘, was aber nach Etymologie (vgl. A. Pott Philol. Suppl.-Bd. II 342) und Gebrauch unmöglich ist; denn ὁδοιδόκος ist obsessor viarum, wie aus dem literarischen Gebrauch [1157] des Wortes hervorgeht. Vgl. Polyb. XIII 8, 2. Poseid. FHG III 269. Diodor. exc. de virt. et vit. IV 141 (Dind.). Fest. s. Hodidocos. Ps.-Herod. epimerism. 97 (Boiss.). Hesych. Phot. Suid. Ps.-Zonaras 1425 (vgl. 1427); s. noch Lykophr. Alex. 1143 verglichen mit 1150. Usener (Arch. f. Rel.-Wiss. VII 326ff.) versteht den Namen als ,den Wirt an der Straße‘, d. h. eine Hypostase des Hades selber. Er sieht in Laodokos (überliefert Leodocus) bei Hyg. 14 einen Beinamen des Hades, und vermutet, daß der Drache zu Delphoi Ileus (Oileus) hieß, dessen Sohn Aix mit Aias identisch sei. Dieser Versuch ist hinfällig, weil der Name H. nicht richtig aufgefaßt und kein Hadeskultus im östlichen Lokris in der alten Zeit zu finden ist. Die Bedeutung der Münze Cat. Brit. Mus. Cent. Greece II 10 und 12 ist unsicher, sie stammt aus dem 1. Jhdt. v. Chr. und ist wohl unter der Nachwirkung der großen Kulte der Kolonie im Westen entstanden. Vgl. Philol. LXVII 431ff. J. Vürtheim De Aiacis origine cultu patria 1907, 83ff. 88. 128. 130 folgt im wesentlichen Usener, identifiziert H. aber noch mit Oxylos ohne meines Erachtens ausreichende Gründe. P. Girard Rev. d. ét. grecques XVIII 69, der die Bedeutung des Namens richtig erkennt, bringt Hermes βοῦκλεψ in Zusammenhang mit H., eine Erklärung, die verschiedene Attribute des Hermes untereinander wirft und Hermes, der sonst mit dem Geschlecht und der Geschichte des Aias nichts zu tun hat, eine allzu große Bedeutung beimißt. Alle diese Versuche scheitern, weil die Gestalt unecht ist. Es wäre ganz unerhört, einem Anherrn eines königlichen Geschlechts einen solchen schimpflichen Namen zu geben. Ein anderer Grund für Verdacht ist die doppelte Überlieferung. Hygin. fab. 14 hat Oileus Laodoci (verbessert aus Leodoci) et Agrionomes filius, während Hellanikos von Ὁδοιδόκος und Λαονόμη spricht. Die Namen sind so gleichartig, drei sogar von den vier Teilen der Namen bei Hygin kehren in den Namen bei Hellanikos wieder, daß man an eine absichtliche Änderung denken muß. Hellanikos’ Angabe ist verdächtig wegen des unerhörten Namens H. Er ist es daher, der die Überlieferung umänderte und aus Laodokos einen H. machte. Dies wird bestätigt durch die Tatsache, daß Pindar weder von einem H. noch von einem Kynos in dem Stammbaum des Aias wußte (vgl. Philol. LXVII 440ff.), Namen, die an und für sich ganz sinnlos, ja sogar widersinnig in diesem Zusammenhang sind. Ein Fragment der echten Überlieferung, wonach Kynos und Kalliaros an ihren richtigen Stellen erscheinen, bewahrt uns noch der Schol. D zu Hom. Il. II 531. Ausreichender Grund für diese boshafte Umgestaltung der Überlieferung ist der schlechte Ruf wegen Seeräuberei, den die Lokrer aus beiden Teilen des Landes, doch am schädlichsten für Athen die östlichen Lokrer seit der Mitte des 5. Jhdts. hatten. Im J. 457 nahmen die Athener die große Zahl von 100 Geiseln aus Opus. Im J. 431 besetzten sie die Insel Atalante, um Euboia und seine Handelsflotte zu beschützen. Wieder im J. 426 verwüstete Nikias die ganze Küste von Lokris. Auch spricht der Verfasser des Rhesos v. 696ff. verächtlich von der Arglist und der Räuberei der östlichen Lokrer, und ein armer Opuntios wurde [1158] unerbittlich in der alten Komödie verspottet (vgl. Philol. LVII 444f.).

Aus dem Vorhergehenden kann man mit Sicherheit behaupten, daß Hellanikos selbst, oder ein boshafter athenischer Witzschneider, dem er folgte, aus einem harmlosen Laodokos, der zu Kynos als Ahnherr eines Adelsgeschlechts gehörte, einen Straßenlaurer gemacht und ihn dann in den lokrischen Stammbaum eingeschoben hat. Man darf daher aus diesem Namen nichts zur Erklärung altlokrischer Sagen schöpfen. Genaueres in Philol. LXVII 427–451.

Nachträge und Berichtigungen

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Band S VII (1940) S. 278
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›Suppl.-Bd. III S. 1156 zum Art.‹

Hodoidokos (Ὁδοιδόκος), Sohn des Kynos, Enkel des Opus. Seine Gattin ist Laonome, ihrer beider Söhne sind Kalliaros, der die gleichnamige Stadt in Lokris gründet, und Olleus, König der opuntischen Lokrer. Eustath. 277, 18 zu Il. II 531; Hellanikos frg. 22 bei Steph. Byz. Καλλίαρος; Lykophr. 1150 und Schol. z. St.

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Band R (1980) S. 127
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Hodoidokos

Angebliche altlokr. Sagengestalt. S III. S VII (278,33 lies: ›Suppl.-Bd. III S. 1156 zum Art.‹).