5) Ein Hafen, etwa 3 km weiter nördlich bei dem heutigen Porto Kastri, dessen kleine, aber sehr sichere Bucht als einzige an dieser gefährlichen Küste (Zeichnung bei J. Fr. Wickenden Seven Days in Attica 1853 Blatt 6) mit ihrer Strandebene (Eur. Orest. 993) den Schiffen eine Zuflucht (Eur. Kykl. 295) bot und für den lebhaften Verkehr, der zu allen Zeiten durch den Kanal von Oro ging, von größter Bedeutung war
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(Strab. X 446. Liv. XXXI 45, 10. Plin. IV 51. Arrian. anab. II 1, 2). Nestor und Diomedes laufen ihn an (Od. III 177), und Chandler (Travels in Greece 1776, 4) hat ihn benutzt, ohne die Örtlichkeit zu erkennen. Daß man im 5. Jhdt. immer erwarten konnte, hier Handelsschiffe zu finden, lehrt Thuk. III 3, 5; den Umfang des Verkehrs im 4. Jhdt. erläutert Dem. IV 34. Auch in Kriegszeiten spielt G. eine Rolle: 396 sammelt sich hier die Flotte des Agesilaos (Xen. hell. III 4, 4. Plut. Ag. 6); 376 laufen hier die Getreideschiffe ein, die die spartanische Blockade des Piraieus nicht zu brechen wagen (Xen. hell. V 4, 61); 200 finden wir die römisch-pergamenische Flotte hier (Liv. XXXI 45, 10). Die Ansiedlung am Hafen mag ursprünglich eine Kome der Karystier gewesen sein. Unter dem attischen Reich erscheint sie als selbständige Reichsstadt in der Tributliste von 427/6 (IG I 257. II 23) nach der Ergänzung von Busolt (Philol. XLI 688f.). Das wird mit dem Medismos der Karystier und ihrer Bestrafung zusammenhängen (Busolt Griech. Gesch. III 1, 73, 6). Die Tributzahlung betrug nach Busolts Vermutung fast 11/3 Talente. Bei ihrer Beurteilung ist zu bedenken, daß die Einnahmen ausschließlich aus Hafenzöllen stammten. Noch Strab. X 446 nennt G. eine κατοικία ἀξιόλογος. Der Kult des Meergottes an dieser Stelle geht auf vorhellenische Zeit zurück (Steph. Byz. s. Ταίναρος. Wide Lakon. Kulte 45f.). Ein Heiligtum des Poseidon am Hafen setzt schon Od. III 178 voraus. Es genoß später hohes Ansehen (Strab. X 446. Apoll. Rhod. III 1143). Poseidon wurde hier nach Ausweis einer Inschrift als Γεραίστιος verehrt, und auch von einem Feste Γεραίστια hören wir (Schol. Pind. Ol. XIII 159). Lukian. Iupp. trag. 25 erwähnt eine Statue des Gottes mit dem Dreizack, Procop. bell. Goth. IV 22, 27f. ein Schiff aus Stein, das nach einer Inschrift eine Weihung des Agamemnon sein sollte, und einen Kult der Artemis Bolosia (s. o. Bd. III S. 677). Daß das Heiligtum des Poseidon in der Stadt selbst war, sagen Strab. X 446. Steph. Byz. Etym. M. 227, 47 ausdrücklich, eine in Kastri gefundene Inschrift aus dem Hieron bestätigt es. Bursians Vermutung, der Tempel habe sich gut 5 km nördlich von Kastri in dem Helleniko bei Platanistos befunden, entbehrt jeder Begründung. Vollständige Sammlung der antiken Schriftstellen bei Geyer Topographie und Geschichte der Insel Euböa 1903, 111ff. Rangabé Mémoire sur la partie méridionale de l'île d’Eubée 1853, 45f. 238. Bursian Quaest. Euboic. 1856, 36ff. Baumeister Topographische Skizze der Insel Euböa 1864, 34. 71f. Bursian Geogr. II 434f. Legrand und Doublet Bull. hell. XV 404 (Dekret einer dorischen Stadt, der Karystos Schiedsrichter gesandt hatte).