Euonymon (Εὐώνυμον; s. o. Bd. V S. 63 nr. 58), großer attischer Demos der Phyle Erechtheis (bezüglich der scheinbaren Zeugnisse für die Aiantis und Aigeis s. die Bemerkungen Bd. V a. a. O.). Wiewohl Euonymos Sohn (der Ge und des Uranos oder) des Kephisos heißt (Steph. Byz. s. Εὐωνυμία, aber vielleicht des boiotischen, da er auch Vater der Aulis ist, Steph. Byz. s. Αὐλίς. Eustath. 265, 8), darf E. dennoch nicht etwa in der Landtrittys seiner Phyle, bei Kephisia, gesucht werden, wo es auch an Platz mangeln würde. Richtunggebend ist vielmehr die Tatsache, daß
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fast ausnahmslos sämtliche im Lande gefundenen Grabsteine auf Demoten aus E. südlich von Athen, auf der Strecke zwischen Trachones und Vari, zum Vorschein gekommen sind (vgl. Milchhöfer Demenordnung 11ff., jetzt vereinigt IG II 2050. 2065 [Trachones]; 2073 [Pirnari]; 2053 [Chasani]; II 5, 2057 b [nördlich Vari]; wohl auch 2069 [Asomaton, vgl. Demenordnung a. a. O.], dazu kommt noch Athen. Mitt. XVII 341, 1 [Pirnari] und [unpubliziert; von mir im J. 1896 abgeschrieben] in der Dorfkirche von Trachones eine mit keiner der aufgeführten identische, als Schwellenstein dienende, oben bestoßene und verscheuerte Grabstele, 1,09 hoch, 0,33 breit, die über zwei Rosetten ⁞ 𐙙 ⁞ ΩΝΥΜΕΥ erkennen läßt). Nach dieser Seite hin lag sowohl der Stadtbezirk der Erechtheis (mit Agryle), wie die Paraliatrittys (mit Anagyrus [= Vari], Lamptrai u. a. Demen). Da E. in den urkundlichen Katalogen fast ausschließlich mit Demen der letzteren, namentlich mit Anagyrus, verbunden auftritt, glaubte ich (a. a. O. und noch Athen. Mitt. XVII 290ff., doch die andere Möglichkeit bereits stärker betonend), E. der Paralia zuweisen zu müssen; ebenso Loeper Athen. Mitt. XVII 341ff. Nach genauerem Studium der ausgedehnten Ruinenstätte des Demos Aixone, dessen Centrum mit dem Theater bei Hag. Nikolaos στὸ κάτω Πιρναρί zu Tage liegt, ergibt sich jedoch, daß südlich für E. kein Raum mehr übrig bleibt, daß vielmehr der verfügbare Küstenrand bis Kap Zoster herunter für das nicht minder bedeutende Halai vorbehalten bleiben muß (ebensowenig kann E. mit Loeper a. a. O. zwischen Halai, Anagyrus und Lamptrai eingeklemmt werden). Überdies vereinigt sich ja jetzt die Mehrzahl der entsprechenden Inschriftfunde auf Trachones, während südlich von Aixone uns ein Stein (IG II 5, 2057 b) aufgeführt werden kann. Da nun die Stadttrittys durch den einzigen mittelgroßen Demos Agryle (und einige sehr kleine) bisher äußerst schwach vertreten war, und auch Halimus, wie sich jetzt bestimmter erweisen läßt, bis ans Meer (bei Kaiamaki) abgerückt werden muß, so ist kein Zweifel mehr möglich, daß E. die an alten Spuren reiche Umgebung von Trachones einnahm und somit noch dem städtischen Bezirk angehörte (reichten doch auch die westlicheren Trittyen der Leontis [mit Halimus] und der Hippothontis [mit Peiraieus u. s. w.] sogar von Athen bis an die Küste heran). Durch diese Feststellung gewinnt die bereits von Loeper (,Stephanos‘ zu Ehren Soklows, Petersb. 1895 [russisch] 136ff.) ausgesprochene Vermutung weiteren Rückhalt, daß die Εὐφρονίδαι einer archaischen Hermeninschrift zu Trachones in das Kultgebiet der Euonymeis (Loeper dachte auch an die Epieikidai, s. d.) gehören dürften (Euphronidai = Eumenidai als Töchter der [Nyx] Euphrone, bezw. der Euonyme). Denn die Herme wurde, wie ich 1896 erfuhr, beim Dorfe selbst, wenig nördlich vom bedachten Ortsbrunnen (Mangani), gefunden. Auch Hermeskult scheint für E. bezeugt (s. Anakreon frg. 112 Bergk). Von E. aus soll Androklos die Kolonie nach Ephesos geführt haben, wo eine der fünf
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Phylen Εὐώνυμοι hieß, Steph. Byz. s. Βέννα; doch vgl. auch Toepffer Att. Geneal. 247.