Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Epiklesis d. Zeus
Band V,2 (1905) S. 23482350
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1) Zeus wird besonders häufig als E. verehrt. Schon Hektor spricht Hom. Il. VI 526ff. die Hoffnung aus, Zeus möge es ihm gewähren, die Achaier von Troia zu vertreiben und κρητῆρα στήσασθαι ἐλεύθερον ἐν μεγάροισιν, und geschickt führte schon Didymos (Etym. M. 329, 50) diese Stelle an, um im Gegensatz zu Hypereides zu beweisen, daß Zeus als Befreier von der Fremdherrschaft die Epiklesis E. erhielt. Auch aus manchen literarischen Zeugnissen, die nicht unmittelbar auf einen bestimmten Kult Bezug haben, geht dieselbe Auffassung hervor, vgl. z. B. Pind Ol. XII 1, wo Tyche Soteira die Tochter des Zeus E. genannt wird. Eurip. Rhes. 358f. Aelian. v. h. II 9. Lukian. Demosth. encom. 50. Weitere Belege für die Epiklesis: Cornut. 9. Anon. Ambros. 32; Anon. Laurent. 27 (Schoell-Studemund Anecd. I 265. 266). Lyric. fr. adesp. 82 B bei Bergk Poet. Lyr. Gr.⁴ III 710. Von den einzelnen Orten, für welche die Verehrung des Zeus E. bezeugt ist, sind am bekanntesten die Kulte von Athen und Plataiai. In Athen, dessen Kult des Zeus Soter (s. d.) in zahlreichen Inschriften erwähnt wird, führte eine Zeusstatue auf der Agora seit den Perserkriegen außer der Bezeichnung Zeus Soter (Isokr. IX 57) auch den Namen Zeus E., vgl. Paus. I 3, 2. Schol. Aristoph. Plut. 1176 und Hesych. s. Ἐλευθέριος Ζεύς = Schol. Plat. Eryx. 392 A = Schol. Paus. I 3, 2 (Herm. XXIX 147 vgl. 234): τῶν Μήδων ἐκφυγόντων [2349] ἱδρύσαντο τὸν Ἐλευθέριον Δία· τοῦτον δὲ ἔνιοι καὶ Σωτῆρά φασιν. Hinter dieser Statue lag die Halle des Zeus E., die oft erwähnte στοὰ τοῦ Διὸς τοῦ Ἐλευθερίου, vgl. Plat. Eryx. 392 A; Theag. 121 A. Xenoph. Oecon. 7. Paus. I 3, 3. Harpokr. Hesych. Suid. s. βασίλειος στοά. Eustath. Hom. Od. 1425, 43. Hier hing man dem Zeus E. geweihte Schilde von gefallenen Verteidigern des Vaterlands auf (vgl. Paus. I 26, 2. X 21, 5), die später Sulla herabnehmen ließ (Paus. X 21, 6). Hier wurden auch Dekrete aufgestellt, vgl. z. B. IG II 17, 65: παρὰ τὸν Δία τὸν Ἐλευθέριον. II 325 b. 326 b: πρὸς τῇ στοᾷ τοῦ Διός. Hypereides frg. 197 (Blass) behauptete, die Epiklesis E. stamme daher, daß Freigelassene diese Halle erbaut hätten, während Didymos die richtige Erklärung gab, daß dieselbe von der Befreiung von der persischen Herrschaft herrühre, vgl. Etym. M. 329, 50 = Harpokr. und Suid. s. ἐλευθέριος = Schol. Paus. a. a. O. in dem zweiten nicht mit Hesych. übereinstimmenden Teil. Weitere Inschriften, in denen Zeus E. erwähnt wird: IG II 164. III 7. 9. 26. II 5, 4322 (= CIG 127). Zeus E. auf Münzen: Fallis Pausanias auf der Agora von Athen, München 1895, 34, doch ist dies recht unsicher. Über Lage und Einrichtung der Halle vgl. Wachsmuth Stadt Athen II 425f. Hitzig-Blümner Pausanias I 140 und die hier angeführte Literatur. In Plataiai wurde dem Zeus Soter (Plut. Aristid. 11. IG IV 1668) nach der Schlacht von Plataiai unter der Epiklesis E. ein Altar errichtet (Thukyd. II 71. Plut, Aristid. 19. 20. Paus. IX 2, 5. 7), dessen angeblich von Simonides verfaßte Inschrift besagt, daß die Hellenen

Πέρσας ἐξελάσαντες ἐλευθέρᾳ Ἑλλάδι κοινόν
ἱδρύσαντο Διὸς βωμὸν Ἐλευθερίου
,

vgl. Simonid. frg. 140 (Plut. Aristid. 19; de Herodot. malign. 42. Anth. Pal. VI 50; vgl. Preger Inscript. Graec. metricae p. 65 nr. 78). Gleichzeitig wurden die Eleutheriaspiele gestiftet, s. Art. Ἐλευθέρια. Priester des Zeus E.: IG IV 1667. Weihung von Dreifüßen auf Bundesbeschluß: IG IV 1672—1674. Sonstige Erwähnung: IG IV 2510 = CIG 1624. Hesych. = Schol. Plat. a. a. Ο. = Schol. Paus. a. a. Ο. Erneuerung des Opfers in Hadrianischer Zeit, Mommsen Röm. Gesch. V 244. Von sonstigen Orten, an denen eine Verehrung des Zeus E. bezeugt ist, sind zu nennen: Theben, Weihinschrift IG IV 2464. Larisa: Agon Ἐλευθέρια τὰ ἐν Λαρίσῃ, IG IV 48. Sparta: Weihinschrift IGA 49 a add. nova; Agon Ἐλευθέρια. CIG 1430. 1431; vgl. Sam Wide Lakon. Kulte 17. Samos: das Heiligtum in der Vorstadt und der Altar war nach Herodot. III 142 von Maiandrios unmittelbar nach dem Tode des Polykrates gestiftet als Zeichen dafür, daß jetzt die Tyrannis beendet sei; Maiandrios hatte dafür die Priesterwürde des Zeus E. für sich und seine Nachkommen beansprucht. Das Eleutheriafest auf Samos, das man am liebsten mit diesem Zeuskult zusammenbringen möchte, soll nach Erxias bei Athen. XIII 561 F jedoch ein Fest des Eros gewesen sein. Delos: ihren Dank an den Δία Ἐλευθέριον = Iovem Leiberum statten Freigelassene in römischer Zeit durch Widmung einer Statue ab, Bull. hell. 1899, 79. Erythrai: Kult des Zeus E., Dittenberger Syll.² 600, 106 = Rev. archéol. 1877. I 107ff. [2350] Smyrna: Eleutheriafest, bei dem Sklavinnen den Schmuck von Freien trugen, angeblich nach einem Krieg mit Sardes gestiftet (Plut. parall. 30 p. 313 A), doch ist aus jenem Festbrauch zu schließen, daß es sich um ein Freilassungsfest handelt und nicht um ein nationales Siegesfest. Die Beziehung dieses Festes speziell auf Zeus E. ist nicht sicher. In Karien scheint der Kult des Zeus E. besonders verbreitet gewesen zu sein, vgl. Hesych. s. Ἐλευθέριος Ζεύς = Schol. Plat. a. a. O. = Schol. Paus. a. a. O. Priester dieses Gottes sind unter anderem bezeugt für Mylasa: Bull. hell. V 108. XIII 30; Olymos: Athen. Mitt. XIV 375; Kys: Bull. hell. XI 307. Ebenso finden sich Priester des Zeus E. in Trysa in Lykien: Petersen-v. Luschan Reisen in Lykien, Milyas, Kibyratis 12; und in Termessos in Pisidien: Bull. hell. 1899, 290. Den Kult in Tarent erwähnt Hesych. a. a. O. = Schol. Plat. a. a. O. = Schol. Paus. a. a. O.; dagegen sind die Inschriften CIG 5874. 5878 gefälscht, vgl. IG XIV 52.* 73.* In Syrakus (vgl. gleichfalls Hesych. und Schol. a. a. O.) wurden nach dem Sturze des Thrasybulos eine Kolossalstatue des Zeus E. errichtet und jährliche Ἐλευθέρια-Agone gestiftet, Diod. XI 72. Über hierauf bezügliche Münzbilder vgl. Overbeck Kunstmythol. des Zeus 213 Taf. III 13. Imhoof-Blumer Monnaies grecques 30f. Ebenso findet sich Zeus E. auch auf Münzen anderer sicilischer Städte, wie Agyrion, Aitna, Alaisa, ferner in Metapont und in Magnesia am Sipylos, Head HN I 159. 161. 169. I 102. II 199. In dem Monument. Ancyran. wird der Iuppiter Liber bezw. Libertas vom Aventin nicht ganz zutreffend mit Ζεὺς Ἐ. übersetzt, vgl. Wissowa Relig. und Kultus der Römer 106, wo in Anm. 3 zugleich auf den lediglich dem Zeus E. nachgebildeten Iuppiter Liberator hingewiesen wird; J. B. Carter De deorum Rom. cognominibus quaest. sel. Halle 1898, 47. Über Ζεὺς Ἐ. als Epitheton der Kaiser s. u. Nr. 7.

[Jessen. ]