Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Landwirtschaftl. Begriff
Band V,2 (1905) S. 17001706
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Dreschen. Es finden sich dafür die Ausdrücke ἀλοᾶν, bezw. ἀπαλοᾶν, selten ἀλοιᾶν, ferner τρίβειν, bezw. ἐκτρίβειν und συντρίβειν, vereinzelt ἁλωνεύεσθαι, ἁλωνοτριβεῖν und δίνειν (δινέμεν Hes. op. 598), subst. ἡ ἀλόησις, ἡ ἀλοίησις, ὁ ἀλοητός, lat. terere, bezw. exterere und deterere, exeutere, spätlat. triturare, subst. tritura, spätlat. trituratio und conculcatio (Belegstellen bei H. Blümner Technologie und Terminologie I 3). Das Wort ἀλοιάω wird von W. Prellwitz (Etym. Wörterb. d. gr. Spr. 1892) zu einigen altindischen Wörtern gestellt, wie lāva-s = schneidend, pflückend, zerhauend, τρίβω = reibe zu got. þrisku = nhd. dresche. Dem lat. tero liegt nach A. Fick (vgl. Wörterb. d. indog. Sprachen⁴, 1890, I 443) eine westeuropäische Form tero = reiben, bohren, zu Grunde.

Nach der Vorstellung der Griechen lehrte zuerst Demeter die Menschen, die Getreidegarben durch Rinder austreten zu lassen (Callim. in Cer. 20; vgl. Hom. Il. V 501). Auch bei den Römern soll eine Göttin Noduterensis der Drescharbeit vorgestanden haben (Arnob. IV 7). Am primitivsten war das Verfahren der Britten, welche noch zu Diodors Zeit (V 21) die Ähren mit den Fingern gerupft haben sollen. Sonst war das älteste Verfahren, von dem wir hören und welches noch heute im südlichen Europa vielfach angewandt wird, die Feldfrüchte auf einer runden, unter freiem Himmel hergestellten Tenne (ἀλωά, δῖνος, area von indog. âros = das Freie nach Fick a. a. O. 5) durch Zugtiere austreten zu lassen. Nach Homer (Il. XX 495) wurde die Gerste von Stieren ausgetreten. Noch Xenophon (oec. 18, 3) kennt nur das Austreten mit Zugtieren, unter deren Füsse das Ungedroschene von den ἐπαλωσταί geworfen wurde. Dieses Verfahren scheint bei den Griechen auch später vorgeherrscht zu haben, sofern das ἀλοᾶν durch πατεῖν erklärt wird (Harpocr. u. Suid. s. ἀπηλοημένος; vgl. Etym. M. 74, 22. Suid. s. ἀλοῶ. Eustath. Il. V 499). Als solche Zugtiere (Pherekrat. bei Suid. s. ἀλοάων und bei Bekk. Anecd. 379, 28. Varro r. r. I 52, 2. Col. II 20, 4) konnten ausser den Rindern (Xen. oec. 18, 4. Ael. n. a. IV 25; vgl. Herakleid. Pont. bei Athen. XII 524 a) auch Maultiere (Xen. ebd.) und besonders Pferde (Xen. ebd. Plin. XVIII 298. Secundus in Anth. Pal. IX 301) verwandt werden. Damit die Ochsen nicht von den Garben frassen, wurde ihnen in die Nüstern Rindermist gestopft (Ael. ebd.) oder, was nach biblischer Vorschrift streng verpönt war (Deut. 25, 4. I Cor. 9, 9. I Tim. 5. 18), das Maul verbunden (Eustath. opusc. p. 227, 59 ed. Tafel). Die Tiere wurden im Kreise herumgetrieben (Ael. ebd. Schol. Ar. Thesm. 2. Suid. s. ἀλοῶ. Bekk. Anecd. 384, 3; vgl. Ar. ebd.). Wohl um den Tieren die sehr anstrengende Arbeit zu erleichtern, liess man sie verschiedene Geräte ziehen, durch welche der Ausdrusch, wenn auch langsamer als durch das Austreten mit den Hufen der Pferde, erfolgte. Noch heute ist im ganzen Orient die Dreschtafel im [1701] Gebrauch. Im heutigen Griechenland bedient man sich zwar zum Austreten des Weizens auf den unter freiem Himmel gelegenen Tennen meist der Pferde, doch in Nord-Euboia der Dreschtafel. Diese, ῥοκάνα genannt, besteht aus einem breiten Brett, unter welchem mindestens 300 scharfe Steinchen eingekeilt sind; davor wird ein Joch Ochsen gespannt, der Führer besteigt es, einen scharfen Spiess schwingend, und reibt und körnt in der nun folgenden Rundfahrt das ausgebreitete Getreide mittels der steinernen Zähne aus (G. Drosinis Land und Leute in Nord-Euboia, übers. von A. Boltz 1884, 36). In Cypern sind heute Dreschschlitten in Gebrauch, bestehend aus zwei aneinander liegenden Brettern, die vorne in die Höhe geschweift sind und an ihrer unteren Fläche mit Feuersteinstücken bespickt sind; sie sind 3 m. lang und 1 m. breit (Abb. von H. Frauberger im Globus LXIV 1893, 192). Der lateinische, offenbar von terere abzuleitende Name dafür war tribulum (Varro r. r. I 22, 1. 52, 1 und bei Non. 228, 26f. Verg. Georg. I 164 und bei Non. ebd.), vulgär trivolum (Varro de l. l. V 21) oder tribula (Col. I 6, 23. II 20, 4. XII 52, 7. Plin. XVIII 298. Augustin. de civ. dei I 8 p. 13, 29 Domb. Non. a. a. O. Isid. XX 14, 10. Corp. gloss. lat. II 595, 45. V 250, 19. 527, 8; vgl. Vulg. I paral. 20, 3. 21. 23), synk. trebla (Cato agric. 135, 1) oder tribla (tribula non tribla, Probi append. in Gramm. lat. ed. Keil IV 199, 9). Das tribulum gehörte zu den Geräten, welche von den eigenen Leuten des Herrn aus dem Holze hergestellt werden sollten, welches das Landgut lieferte (Varro r. r. I 22, 1; anders Cato 135, 1). Nach Varro (ebd. 52, 1) wurde es aus einem mit Steinen oder Eisen rauh gemachten Brette hergestellt, welches, nachdem sich der Lenker darauf gestellt hatte oder ein schweres Gewicht darauf gelegt war, von den Zugtieren geschleppt wurde und die Körner aus den Ähren herausschlug; oder es bestand aus Achsen mit kleinen gezahnten Rädern, hiess dann plostellum punicum und wurde ebenfalls von Zugtieren, welche ein daraufsitzender Mann antrieb, gezogen, wie im östlichen Spanien und andern Gegenden. Dieses punische plostellum muss nach der Beschreibung eine Art Dreschwagen gewesen sein und zwar dieselbe, welche in Palästina üblich war, wo nach Hieronymus Hieronymus (comm. in Is. IX 28 = Migne L. 24, 326) der Weizen, die Gerste und der Spelt, vielleicht auch die Rispenhirse durch die eisernen Räder des plaustrum. welche wie Sägen über die Feldfrüchte herumgetrieben wurden, gedroschen wurden, so dass die Halme vollständig zu Häcksel zerkleinert wurden. Dieser noch heute im Orient benutzte Dreschwagen besteht aus einem niedrigen, viereckigen Wagengestell mit 2 oder 3 im Innern desselben parallel laufenden Walzen. An jeder derselben sind 3 bis 4 platte, radförmige, geschärfte Eisenscheiben so befestigt, dass die einen in die Zwischenräume, welche die andern lassen, eingreifen. Ein Sitz für den Führer ist auf dem Dreschwagen und eine Deichsel mit einem Joche an demselben angebracht. Er leistet die Dienste des Schlittens (oder der Tafel) in vollkommenerer Weise (Globus Bd. LXI1I 1893, 48). Dagegen wird auch noch heute in einigen Gegenden Tunesiens ein Schlitten zum Dreschen der Gerste gebraucht (Hamy Compt. [1702] rendus de l’Acad. des inscr. et belles-lettres 1900, 22ff. m. Abb. S. 25), und einen solchen meint wohl auch Servius (Georg. I 164), welcher sagt, dass das tribulum vorwiegend in Africa gebräuchlich gewesen sei. Welcher Art der griechische τρίβολος, dessen Name offenbar teils an das lat. tribulum teils an τρίβολος, womit die Griechen ein Kriegsgerät bezeichneten, anlehnt, muss zweifelhaft bleiben. Das Dreschwerkzeug τρίβολος wird schon seit etwa dem J. 100 v. Chr. erwähnt (Philon belop. in Math. vet. p. 85 ed. Thev. = Philon mech. synt. 85, 36 ed. Schöne. Philippos Anth. Pal. VI 104. Long. III 30, 2) und diente auch Kriegszwecken (Philon ebd.), wie bei den Hebräern der Dreschwagen (Ps. 46, 10) und die Dreschwalze (Am. 1, 3. 1 paral. 20, 3). Doch scheint dieser τρίβολος meist von ebenso einfacher und wohl derselben Construction, wie das erstere tribulum Varros gewesen zu sein, da im J. 301 n. Chr. der Maximalpreis für den hölzernen τρίβολος 70 Denare = 1,28 Mark war (Ed. Diocl. XV 41), während z. B. ein zweirädriger Karren mit Joch ohne Eisenwerk schon 800 Denare kostete (ebd. 40). Die τυκάνη (τυτάνη) bei Hesych.), womit man ebenfalls drosch (τυκάνη], ᾧ ἀλφῶσι Zonar. p. 1755, wo Blümner a. a. O. ἀλοῶσιν verbessert) und zwar nach einem in Eustathios Zeit (Il. XIV 65) längst üblichen Verfahren, scheint gleichfalls mit der römischen tribula identisch zu sein. Wenigstens ist tribula in den mittelalterlichen Glossarien (Corp. gloss. lat.) geglichen mit τυκάνη (II 201, 37), tyganin (III 195, 63) und endlich sowohl mit τρικάνη als τρίβολος (III 262, 58). Schliesslich kann auch die traha oder trahea (oder tragula Varro de l. l. V 139. Corp. gloss. lat. V 250, 8), obwohl sie von tribulum unterschieden wird (Verg. Georg. I 164. Col. II 20, 4; vgl. Vulg. I paral. 20, 3) nur eine Art (Dreschtafel oder) Dreschschlitten bezeichnet haben. Sie wird von Servius (Georg. I 164) teils als ein Gerät, welches von Rindern gezogen werde und womit man auf der Tenne das zum Futter bestimmte Stroh nebst Spreu, das pabulum, sammle, teils als ein Fahrzeug ohne Räder bezeichnet. Ausserdem wird traha mit ῥαίδιον (Corp. gloss. lat. III 262, 31) oder vehiculum (ebd. V 624, 32) geglichen und besonders trahea als τυκάνη τὰς βώλους ἀφανίζουσα, d. h. wohl als eine Art Egge, die ja von einem Dreschschlitten, etwa wie er heute in Cypern gebräuchlich ist, sich wenig unterscheiden mochte, erklärt (ebd. II 200, 8). Erst im späten Mittelalter mag man auch eine Art von steinerner Walze gebraucht haben (Manuel Phil. de plantis 84). Des Dreschflegels, bei dessen Anwendung man längere Zeit gebraucht, um dasselbe Quantum auszudreschen, und der das Stroh schlechter zum Futter vorbereitet, weil durch ihn dasselbe nicht zerkleinert wird, bedienten sich nur die Römer, aber auch diese wohl nur selten. Denn das zerkleinerte Stroh nebst der Spreu, die palea, diente auf dem grössten Teil des Erdkreises zum Futter für das Vieh (Plin. XVIII 99. 299; vgl. Cato 54, 2. Col. XI 2, 99f.) Columella (II 20, 3. 4) empfiehlt nämlich folgendes Verfahren: ,Wenn die Saat mit einem Teil des Halmes abgeschnitten ist, wird sie sofort zu einem Schober zusammengehäuft oder ins nubilarium gebracht und bald nachher, wenn sie durch die Sonne gedörrt [1703] ist, gedroschen. Wenn nur die Ähren abgeschnitten sind, können sie in den Speicher, horreum, gebracht werden und dann im Winter sowohl mit Stöcken (baculis) ausgeschlagen, als vom Vieh ausgedroschen werden. Aber, wenn es möglich ist, dass das Getreide auf der Tenne gedroschen wird, so geschieht dies ohne Zweifel besser durch Pferde als durch Rinder, und wenn wenig Joche vorhanden sind, kann man eine tribula oder traha hinzufügen; in beiden Fällen werden die Halme sehr leicht zerkleinert. Wenn es sich nur um die Ähren handelt, so werden sie besser mit fustes, Knütteln, geschlagen und durch Schwingen, vanni, gereinigt.‘ Die Pferdebohnen (s. Bohne I) sollten nach ihm (II 10, 12f.) besser mit Stöcken oder Gabeln ausgedroschen werden. Ob diese Werkzeuge, sowie die Stangen (perticae Plin. XVIII 298) unsern Dreschflegeln, welche aus zwei gegen einander beweglichen Teilen, Handhabe und Schlägel, bestehen, vollständig entsprochen haben, muss dahingestellt bleiben, doch findet sich für virga und baculum bei Hieronymus (a. a. O. p. 326 b) die von ihm als vulgär bezeichnete Benennung flagellum. (und homo in hac area mundi variis passionum flagellis trituratur bei Sidon. Apollin. ep. VII 6, 5), aus welcher wohl fléau und ,Flegel‘ hervorgegangen sind. Dass der Dreschflegel auch in Griechenland üblich gewesen, wie Blümner (a a. O. 7) meint, geht wohl aus dem etymologisierenden Versuch, die Bedeutung ,schlagen‘, welche ἀλοᾶν auch neben ,dreschen‘ hatte, aus κόπτειν τοὺς στάχους, dem Schlagen der Ähren, zu erklären (Suid. s. ἀλοῶ und Schol. Ar. Thesm. 2) nicht hervor, da hier κόπτειν dasselbe wie excutere (Varro I 52, 1) bedeuten kann, ganz davon abgesehen, dass ἀλοᾶν oder ἀλοιᾶν (letzteres bei Hom. Il. IX 568) schon seit alters die Bedeutung ,schlagen‘ hatte.

Da nur wenige, wie die Bagienni am oberen Po, die Tenne überdachten (Varro I 52, 2; vgl. Cic. in Verr. III 36 und Strab. IV 201), empfahl es sich, in Italien wegen seiner unbeständigen Witterung (Col. I 6, 24), ein bedecktes Gebäude neben jener zu errichten, wohin bei eintretendem Regen das Getreide von der Tenne in Sicherheit gebracht werden konnte, welches nubilarium (Varro. Col. ebd.) oder tectum (Pall. I 36, 2) genannt wird. Nach Varro (ebd.) musste dieses so gross sein, dass die ganze auszudreschende Ernte dahin gebracht werden konnte, an der der Tenne zugekehrten Seite offen sein und an den andern Seiten Öffnungen zum Durchzuge der Luft haben. Die besten Ähren sollten zur Gewinnung der Saat abgesondert auf die Tenne gebracht werden (Varro I 52, 2. Cels. bei Col. II 9, 11), wenn dazu nicht die beim D. sich zu unterst ansammelnden schwersten Körner genommen wurden (Plin. XVIII 195), oder bei reichlicherer Ernte die Saatkörner durch das capisterium (s. d.) gewonnen werden. Als Beginn der Dreschzeit (ἀλοητός Suid.) giebt Hesiod (op. 598) den Frühaufgang des Orion an, welcher zu seiner Zeit in Attika um den 9. Juli jul. (vgl. Böckh Über die vierjährigen Sonnenkreise der Alten, 1863, 103) oder um Ende Juni greg. stattfand. Nach späterer Angabe fiel sie in die regenlose und taufreie Jahreszeit vom 9. Juli bis 9. September (Geop. III 6, 8. 11, 9) oder in den August (Anth. Pal. [1704] IX 384, 14. Carm. de mens. 16, PLM V 215.). Da bei den Griechen zwischen dem Schnitt (s. Ernte) und dem Ausdrusch offenbar mehrere Wochen vergingen, musste das Getreide inzwischen in Scheuern lagern (vgl. Theophr. c. pl. IV 13, 7). Bei den Römern sollte der Ausdrusch auf der Tenne in gemässigten und am Meere gelegenen Gegenden vor 1. August beendet sein (Col. XI 2, 54). Nach Theokrit (X 48; vgl. Schol. und Tibull I 5, 22. Verg. Georg. I 298) sollten die Drescher keinen Mittagsschlaf halten, weil gerade dann die Entkörnung am leichtesten sei. Umgekehrt sollte nach Varro (I 51, 2) in heissen Gegenden in der Nähe der Tenne für schattige Aufenthaltsorte gesorgt werden, wohin sich die Drescher bei der Mittagshitze zurückziehen konnten. Auf der Tenne sollten die Feldfrüchte mit ihrem Schnittende nach Süden gekehrt werden, weil sie so voller würden und leichter gedroschen werden könnten (Geop. II 26, 6; vgl. Theophr. c. pl. IV 13, 4). Mit einer breiten Wurfschaufel (πτύον Hom. Il. XIII 588; πτέον und λικμητηρίς Poll. I 245; λικμητήριον Corp. gloss. lat. II 360, 69; ventilabrum Varro de l. l. V 138; r. r. I 52, 2. Col. II 10, 14. Isid. XX 14, 10) oder mit einer Schwinge (λίκνον Hesych. Suid. Phot. Corp. gloss. lat. II 361, 3; λικμός Sept. Am. 9, 9; vannus oder vallus Varr. r. r. I 52, 2. Serv. Georg. I 166 Non. p. 19, 20), die auch, offenbar weil sie geflochten war, πλόκανον hiess (Plat. Tim. 52 e. Poll. I 225), oder mit einer dreizinkigen Gabel (θρῖναξ Ar. Pac. 559. Nic. ther. 114 und Schol. Corp. gloss. lat. III 263, 7; θρεῖναξ Ed. Diocl. XV 46) wurden die Feldfrüchte bei gelindem Winde in die Höhe geworfen (Hom. Il. V 501. XIII 588. Ael. n. a. VI 43. Long. III 29, 1. Anth. Pal. VI 53), so dass Stroh und Spreu über die Tenne hinausgeweht wurde und das schwerere Getreide in einen Korb fiel (Varro I 52, 2). Nach Xenophon (oec. 18, 7f.) sollte man mit dem Worfeln auf der dem Winde entgegengesetzten Hälfte der Tenne beginnen und dann die Körner gegen die Mitte der Tenne enge zusammenfegen (ebenfalls mit dem πτύον Schol. Theocr. VII 156), so dass, wenn man auf der andern Hälfte zu worfeln beginne, die Spreu über die Körner hinwegfliege. Doch würde es oft zu lange währen, wollte man zur Absonderung der palea einen sanften und gleichmässigen Wind abwarten, weshalb das Getreide , wenn es gedroschen, so auf der Tenne aufzuhäufen ist, dass es bei jedem Winde gereinigt werden kann; wenn aber mehrere Tage hindurch sich kein Wind erhebt, so muss es durch vanni gereinigt werden (Col. II 20, 5), d. h. durch Schütteln in diesen Körben, wobei die Körner sich unten ansammelten (vgl. Capisterium). Iustinian (Cod. III 34, 14, 1) verbot, neben der Tenne eines Nachbars ein Gebäude so aufzuführen, dass durch dasselbe jener der Wind abgefangen würde. Immerhin mag man später auch das Getreide auf der Tenne gesiebt haben, da λικμῶ auch mit κοσκινεύω (Phot.), λίκνον auch mit κόσκινον (Suid.) und vannus mit cribrum areale (Serv. Georg. I 166) identifiziert werden. Aus einer Stelle bei Cato (136) lässt sich auch der Lohn für das D. (mit dem Flegel?) berechnen. Der politor, d. h. ein Schnitter (Mommsen R. G. I⁶ 827 Anm. 831), welcher eventuell auch das D., [1705] Worfeln, Stampfen u. dgl. besorgte (vgl. Plin. III 60), sollte auf dem besten Boden die achte, auf schlechterem die siebente, auf schlechtestem die sechste Garbe erhalten; wenn er aber auch das D. von Getreide, Gerste und Pferdebohnen besorgte, den fünften Modius der gedroschenen Frucht. Danach berechnet sich der Drescherlohn auf 3/40 bis 1/30 der Ernte, wobei sich aber eine so grosse Ungleichheit ergiebt, dass man annehmen möchte, die Angabe für den Drescherlohn beziehe sich nur auf den ersten Fall und sollte in Wahrheit immer 3/40 betragen.

Mehr über das Worfeln bringt Blümner (a. a. O. 8f.). Das dafür gebrauchte Wort λικμᾶν vergleicht Prellwitz (a. a. O. 182) mit lit. někóju und lett. nēkát = ,schwinge Getreide in einer Mulde, um es zu reinigen‘ und leitet es aus , neiqo = ,Getreide reinigen‘ her, während er λικμός und νεῖκλον (= νίκλον bei Hesych.) mit lett. lēkscha = ,Worfschaufel‘ gleicht. Das lat. vannere = ahd. hwennan und vennan leitet A. Fick (a. a. O. 376) von einer westeuropäischen Grundform qanyo = schwingen ab, so dass vannus = ahd. wanna = mhd. und nhd. Wanne und Futterschwinge qanno-s zur Grundform hat. Dagegen möchte Fr. Kluge (Etym. Wörterb. d. dtsch. Spr.⁵ 1894, unter ,Wanne‘), falls ,Wanne‘ nicht durch Entlehnung aus vannus hervorgegangen sein sollte, die genannten Wörter sowie auch lat. ventilare mit got. winþjan = worfeln auf eine germanische Wurzel winþ = ,Futter schwingen‘ zurückführen.

Einige Feldfrüchte scheinen lange Zeit von den Römern nicht gedroschen, sondern gedörrt im Mörser gestampft und so entkörnt worden zu sein. Noch Plinius (XVIII 61) sagt, dass Weizen, Siligoweizen und Gerste auf der Tenne gedroschen würden, dagegen Spelt, Rispen- und Kolbenhirse nur gedörrt gereinigt werden könnten. Nach einem alten Brauch wurden vom 7.—14. Mai von den Vestalinnen (allerdings wohl nie ganz reife) Speltähren gesammelt, gedörrt, gestampft, gemahlen und so aufbewahrt (Serv. Ecl. 8, 82). Der Spelt, welchen man während der Ernte in den Ähren eingebracht hatte und den man zur Speise (im Gegensatz zur Aussaat) benutzen wollte, sollte im Winter gestampft und gedörrt werden (Varr. I 63, vgl. 69, 1), nämlich gedörrt, damit er eine gesündere Speise gebe (Hemina bei Plin. XVIII 7) oder sich besser hielt, schwerlich, wie Blümner (a. a. O. 15, 5) meint, damit die gerösteten Körner in diesem Zustande genossen würden. In Etrurien enthülste man die gerösteten Speltähren, indem man sie in einem Mörser mit einer Keule stampfte (Plin. XVIII 97). Die Spreu, acus, entstand, wenn die Ähre allein gestampft wurde, palea entstand, wenn sie samt dem Halme auf der Tenne gedroschen wurde (ebd. 99). Zu dieser letzteren Stelle bemerkt Blümner (a. a. O. 18, 4), dass der Ausdruck des Plinius ungenau sein müsse, da doch nicht die ganze Ähre mit den Körnern gemahlen oder zerstampft worden sein könne. Aber es handelt sich hier wohl nicht um das Mahlen, sondern nur um das Stampfen, durch welches die an den Kernen festsitzenden Spelzen, nachdem die Ähren gedörrt waren, von jenen getrennt wurden, was eben durch das D. nicht erreicht wird. Eine andere Stelle des Plinius (XVIII 298) bietet mehr Schwierigkeiten. [1706] Nachdem er nämlich vom D. und Ernten des Weizens gesprochen, fährt er fort: ,Der Spelt pflegt, weil er schwer zu dreschen ist, samt der palea eingebracht zu werden und wird nur von dem Halme und den Grannen befreit‘. Wenn aber der Halm weggeschafft wird, so kann nach der vorigen Stelle nicht mehr von palea die Rede sein, und an einer anderen Stelle werden dem Spelt die Grannen abgesprochen (XVIII 93). Die Stelle kann also höchstens nur soweit in Betracht kommen, als sie besagt, dass der Spelt nicht gedroschen zu werden pflegte, während nach den zuerst angeführten Stellen vom Spelt nur die Ähren abgeschnitten und dann gleich in den Speicher gebracht zu sein scheinen. Wo es sich um die Bereitung der alica durch Zerstossen des enthülsten Spelts, bezw. Weizens handelt, bezeichnet er den Kern auch richtig mit granum (ebd. 112. 116), und wenn er sagt, dass man mit Erfolg das Getreide zum Schutz gegen Wurmfrass in Ähren aufbewahre (ebd. 306), so kann er, soweit es sich um den Weizen handelt, nur die Ähren, nicht die Spelzen meinen.

[Olck. ]