Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Stadt im umbrischen Appennin
Band III,1 (1897) S. 1429
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Camerinum (Καμέρτη Strab., Καμερία Appian., Καμαρῖνον oder Καμερῖνον Ptol.; Einw. Camertes, nur spät und uncorrect Camerini, s. u., Καμαρῖνοι Plut. Mar. 28), Stadt im umbrischen Appennin, an den Quellen des Flusor (Chienti), jetzt Camerino. Die Camertes werden zuerst im Jahr 310 v. Chr. erwähnt (Liv. IX 36, 8. Frontin. strateg. I 2, 2) als Bundesgenossen der Römer gegen die Etrusker. Ob der nach Polyb. II 19, 5 kurz vor der Schlacht bei Sentinum 296 erwähnte Zusammenstoss zwischen Römern und Semnonen ἐν τῇ Καμερτίων χώρᾳ in die Gegend von C. oder von Clusium zu versetzen sei, ist streitig, doch letzteres wahrscheinlicher (s. Camars). Im J. 205 stellten die Camertes eine Cohorte von 600 Mann für das Heer des Scipio (Liv. XXVIII 45, 20. Sil. Ital. IV 157. VIII 461). In späterer republicanischer Zeit erscheinen die Camertes als abhängige Gemeinde mit foedus aequum (Liv. XXVIII 45, 20. Cic. pro Balbo 47. 48. 50; vgl. Mommsen St.-R. III 664. 665; Septimius Severus erneuerte das ius aequi foederis im J. 210, CIL XI 5631 = Orelli 920). Im Heere des Marius kämpften zwei Cohorten der Camertes mit Auszeichnung (Cic. pro Balbo 46. Val. Max. V 2, 8. Plut. Mar. 28). Dass der ager Camers stark von der catilinarischen Verschwörung inficiert gewesen sei, erwähnt Cicero pro Sulla 53 (vgl. Sallust. Catil. 27). Öfter genannt wird C. in den Bürgerkriegen zwischen Caesar und Pompeius (Caes. b. c. I 15. Cic. ad Att. VIII 12 B) sowie im perusinischen Kriege (Appian b. c. V 50). In der Kaiserzeit war es Municipium (CIL XI 5632. 5635), obwohl es im Liber coloniarum 240, 7. 256, 16. 257, 9 (ager Camerinus) unter den Colonien aufgeführt wird. Die Tribus war die Cornelia (Kubitschek Imp. Rom. trib. discr. 70). Erwähnt wird C. von den Geographen Strab. V 227. Plin. III 113. Ptolem. III 1, 46; ferner gelegentlich bei Apicius I 3. Inschriftlich CIL IX 5362 (ordo Camertium). Not. degli scavi 1885, 69 (Praetorianerliste von 147 n. Chr.). Ende des 5. Jhdts. war C. Bischofssitz: ein episcopus Camerinus erscheint auf der römischen Synode vom J. 465 (Thiel Epist. pontif. I 159f.), ein Cameritanus auf der von 501 (Cassiodor. var. ed. Mommsen 435, 53). Lateinische Inschriften aus C. CIL XI 5628—5641. Vgl Santoni Storia di Camerino, Camer. 1864. Conti Camerino e i suoi dintorni. Camer. 1872.