Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Persische Satrapie
Band II,2 (1896) S. 28052806
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Baktriane (Βακτριανή), auch blos Baktra und Baktria, die seit Herodotos oft erwähnte persische Satrapie nördlich von Areia und dem Lande der Paropanisadai, zwischen Margiane und dem Gebiete der Sakai. Die von Eratosthenes (Strab. XI 514) und Ptolemaios angegebene nördliche Begrenzung durch den Oxos widerspricht, wie Kiepert Alte Geogr. § 59 bemerkt, der Natur der Dinge; gewiss reichte B. über den Strom hinaus zur sogdianischen Wasserscheide; nach Hjuan Thsang im J. 630 erstreckte sich das Land der Tocharoi vom ,grossen Schneegebirge‘ im Süden bis zum ,eisernen Thore‘ (thie.mèn) im Norden, und mitten durch das Land floss der Fo.thsu (Vakšu); erst in der arabischen Zeit bildete der Ǧaihûn die Nordgrenze von Chorâsân gegen das Zweistromland, mag auch der Dichter Firdôsi diese Scheidung in die mythische Zeit der Kavyaniden hinaufrücken. B. nannte Apollodoros (Strab. XI 516) die Zierde von Ariane; das Land sei gross, erzeuge Früchte aller Art, die Olive ausgenommen, sogar Reis (Strab. XV 692). Curtius VII 4, 16 schildert bündig die natura multiplex et varia terrae: wohlbewässerte Striche mit fettem Boden, welcher prächtige Fruchtbäume und Weinreben trägt, wechseln ab mit grasreichen Pferdetriften; aber weite Strecken liegen trocken und sind mit Sand bedeckt, den die Meereswinde aufwirbeln und zu Haufen ballen, so dass mitunter alle Wege ungangbar und Karawanen verschüttet werden. Nach Theophrastos (hist. plant. VIII 6, 6) hängt das Keimen der Weizensaat auf dem meist trockenen Boden von der Taubildung ab; und doch gedeiht das Korn stellenweise bis zur Grösse von Olivenkernen (VIII 4, 5). Die Steppen durchzieht das ,baktrianische‘ Kamel (Arist.. hist. an. II 1) und der Wildesel (pers. gôr). In den Gebirgsthälern wird ein ausgezeichneter Pferdeschlag gezogen, von den ,goldfalben Rossen‘ hatte der Stamm der Zariaspai den Namen; die ältesten Heroennamen wie Aurvaṭaçpa und Vistâçpa weisen auf Pferdebesitz; sinische und arabische Berichte rühmen übereinstimmend die prächtigen Rosse von Gûzgân im Westen, von Khottal im Osten des Landes; die Rosse der Bâlhîka wurden nach Indien verhandelt. Unter den Naturschätzen werden auch Edelsteine erwähnt, z. B. Smaragd. Der ptolemaeische Pinax von B. VI 11 zeigt manche Irrtümer; da giebt es Städte, welche nach Sogdiane gehören, wie Marakanda; manche in den [2806] Geschichtsquellen vermerkte Orte erscheinen ganz nach Willkür angesetzt, Zariaspa wird von Baktra unterschieden und mit dem Oxos zu weit nach Südosten gerückt. Folgende Städte lassen sich annähernd bestimmen: Choana jetzt Kundûz, Eukratidia Chulm, Surogana Supurgân, Chatracharta Andechûi, Halikodra Ru. von Ṭâliqân. Εὐθυδήμου ἄνασσα Maimene. Gut eingetragen sind die seit 140 v. Chr. eingezogenen Tocharoi. Aus guter Quelle sind auch die Flussnamen geschöpft; als Oberlauf des Oxos erscheint zwar der Fluss von Kundûz, auch wird ohne Rücksicht auf den dazwischen fallenden Margos als Westgrenze von B. der Ochos angeführt, weil bis dahin die Herrschaft des Diodotos und Euthydemos gereicht hat; mit Bestimmtheit lässt sich jedoch im Dargoidos der âb-i-Chulm, im Zariaspis der Balch-âb, im Dargamanes der Fluss von Supurgân erkennen. In die nachhellenische Zeit fallen die Beschreibungen von Tuchâristân von seiten sinischer und arabischer Beobachter; die hiebei gebotenen Namen stimmen schon mehr zu der Gegenwart als die hellenischen.