Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Cotta, M. cos. 74 v. Chr.
Band II,2 (1896) S. 24872489
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107) M. Aurelius Cotta, Bruder des C. Cotta Nr. 96 (Cos. im J. 75) und L. Cotta Nr. 102 (Cos. im J. 65), Ascon. p. 59 K.-S., folglich Sohn des M. Aurelius Cotta Nr. 106. Consul im J. 680 = 74 mit L. Licinius Lucullus: M. Aurelius [Cotta], Fast. Cap.; M. Aurelius Cotta, Eutrop. VI 6; M. Cotta, Cassiod.; Cotta, Chronogr.; Micotta, Fast. Hydat.; Μικούττου, Chron. Pasch.; L. Luc. M. Cot., CIL I 779; M. Cotta, Cic. Verr. V 34; consules L. Lucullus et M. Cotta, Sall. h. frg. p. 133 Jord. Als die Consuln ihr Amt angetreten hatten, war [2488] von Pompeius, der damals in Spanien den Krieg gegen Sertorius führte, ein Schreiben eingelaufen, in dem er dringend Unterstützung, Sold und Zufuhr forderte, Sall. ep. Pomp. Die Consuln beeilten sich, seine Forderungen zu erfüllen, umsomehr, als sie fürchteten, Pompeius würde vielleicht, wie er gedroht hatte, nach Italien zurückkehren, und es könnte ihm die Führung des Krieges gegen Mithridates übertragen werden, Sall. frg. p. 133, vg. Plut. Lucull. 5. Cotta hob in seinem Consulat das Gesetz de iudiciis privatis auf, das sein Bruder Gaius im vorhergehenden Jahre durchgesetzt hatte, Ascon. p. 59. Als im Winter des J. 74 der Krieg gegen Mithridates erklärt war, wurden beide Consuln ins Feld gesandt; Lucullus erhielt den Oberbefehl zu Lande, Cotta wurde mit der Flotte nach der Propontis gesandt, um Bithynien zu schützen, Cic. p. Mur. 33. Plut. Luc. 6. Memnon frg. 37, FHG III 545. Dies war von den Truppen des Königs, bevor die römischen Feldherrn angekommen waren, vollkommen überflutet, während zugleich seine starke Flotte im Pontus erschien. Cotta sah sich genötigt, mit seinen Schiffen in Kalchedon Schutz zu suchen. Anstatt den Anmarsch des Lucullus abzuwarten, suchte er aus Begier nach einem Triumph den Kampf. Er liess das pontische Heer durch P. Rutilius Nudus angreifen, der vollständig geschlagen ward; am selben Tage noch drang der König in den Hafen ein und nahm die römische Flotte. So ward Cotta zu Lande und zur See vollständig eingeschlossen, bis Lucullus, der in Eilmärschen vom Sangariosflusse herankam, Mithridates zur Aufhebung der Belagerung zwang, Liv. per. XCIII. Eutrop. VI 6. Oros VI 2. Appian. Mithr. 71. Plut. Luc. 8. Memnon frg. 38–39. Im folgenden J. 73 führte Cotta als Proconsul den Kampf in Bithynien weiter; er marschierte von Kalchedon nach Nikomedien, um in Gemeinschaft mit Lucullus Legaten Triarius den König einzuschliessen. Seine Hoffnung, die Scharte von Kalchedon auszuwetzen, ward getäuscht; der König entwich und nahm auf der Heimfahrt Heraklea am Pontus, Memnon frg. 42. Während Lucullus den Marsch in das pontische Reich antrat, übernahm Cotta die Belagerung von Heraklea, Memnon frg. 43, 1. Nach zweijähriger Belagerung (Memnon frg. 52, 2) nahm Cotta im J. 70 die Stadt durch Verrat, plünderte sie und steckte sie dann in Brand, Memnon frg. 47–52. Dann schickte er die römischen Truppen zu Lucullus, entliess die Bundesgenossen und schiffte sich selbst mit seinem Raube nach Italien ein. Ein Sturm verschlang einen grossen Teil seiner Beute, Memnon frg. 52, 5. Noch von der Provinz aus hatte er ein Schreiben an den Senat gerichtet, das so schwere Beschuldigungen gegen seinen Quaestor P. Oppius enthielt, dass gegen diesen eine Anklage erhoben wurde ἐπί τε δώροις καὶ ἐπὶ ὑποψίᾳ ἐπιβουλῆς, Quint. inst. V 13, 20. Dio XXXVI 40. Er scheint mit ihm bei der Belagerung von Heraklea in Zwistigkeiten geraten zu sein, vgl. Sall. h. III 37. 38 D. Cicero verteidigte ihn, vgl. die Bruchstücke seiner Rede bei Baiter-Halm X 5ff. Über den Ausgang des Processes wird nichts gemeldet.

Als Cotta nach Rom zurückgekehrt war, wurde er anfänglich mit grossen Ehren aufgenommen. [2489] Dann wurde bekannt, wie grausam und habsüchtig er bei der Eroberung Herakleas verfahren war, und vergebens versuchte er die allgemeine Empörung zu beschwichtigen, indem er einen Teil seines Raubes dem Staatsschatz überwies. C. Carbo klagte ihn an (wahrscheinlich wegen Unterschlagung von Beutegeldern, peculatus) und erwirkte seine Verurteilung im J. 687 = 67, Dio XXXVI 40. Memnon frg. 59. Πολλοῖς μὲν οὖν ἄξιος ὁ Κόττας ἐδόκει φυγῆς, μετριάσαντες δὲ ὅμως ἐπεψηφίσαντο τὴν πλατύσημον αὐτοῦ Memnon § 4, d. h. ihm wurde der Sitz im Senat und die Qualification als Senator aberkannt. Sein Sohn M. Cotta rächte ihn später, Val. Max. V 4, 4 vgl. Nr. 108.

Wahrscheinlich auf diesen M. Cotta ist die Angabe des Arrius Menander Digest. XLVIIII 16, 4 pr. zu beziehen: qui cum uno testiculo natus est quive amisit, iure militabit secundum divi Traiani rescriptum: nam et duces Sulla et Cotta memorantur eo habitu fuisse naturae. Auf ihn müsste ferner die angeblich in Aquileia 1788 gefundene Inschrift CIL V 863 M. Aurelio M. f. Cottae pro cos. bezogen werden. Doch ist diese verdächtig; es ist mindestens sehr auffällig, dass in einer Inschrift, in der nur ein einziges Amt genannt wird, nicht cos. als Angabe des höchsten gesetzt ist; es ist ferner nach der Art, wie diese Inschrift überliefert ist, nicht ausgeschlossen, dass sie aus den Fälschungen des Hieronymus Asqui (vgl. CIL V p. 81) herrührt.

[Klebs. ]

Nachträge und Berichtigungen

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Band S I (1903) S. 230 (EL)
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S. 2431ff. zum Art. Aurelius:

107) (Zu S. 2487, 63) Μαάρκου Αὐρηλίου Κόττα, delische Inschrift Dittenberger Syll.² 335.

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Band S III (1918) S. 189
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S. 2431ff. zum Art. Aurelius:

M. Aurelius Cotta Nr. 107 (oder 105 oder 106?) ist vermutlich der M. Aurelius M. f. Volt(inia) im Consilium des Cn. Pompeius Strabo vor Asculum Picenum 664 = 90 (Bull. com. XXXVI 170. 204; vgl. Dessau 8888).

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Band R (1980) S. 57
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107) M. A. Cotta, Konsul im J. 74 v. Chr. (L) S I. S III 189,64. = M. A., Mitglied des Consiliums des Cn. Pompeius Strabo vor Asculum im J. 90 v. Chr., ebd., (?).