Kleiner Briefkasten (Die Gartenlaube 1876)

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Titel: Kleiner Briefkasten
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aus: Die Gartenlaube
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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[20] W. in Lgza. Das in den dreißiger Jahren erschienene Gedicht über Kolter können wir Ihnen leider nicht mehr verschaffen, doch erinnern wir uns noch, daß es damals in einer Sammlung von „Gedichten, zum Vortrage passend“, abgedruckt war und hübsch und einfach, im volksthümlichen Tone die „nach einer wahren Begebenheit“ versificirte Scene aus dem Leben des Seiltänzers erzählt. Der Inhalt ist etwa folgender:

Ein reisender Handwerksbursche, ein armer Teufel, kommt nach langer Fußtour, bestaubt und erschöpft, endlich in einer Provinzialstadt an, wo er etwas rasten will. Trompetentöne und vorübereilende Menschenmenge veranlassen ihn, nach einem großen Platze zu eilen, wo gerade eine „Seiltänzergesellschaft“ ihre Production beginnt. Der arme Bursche vergißt ob des wunderbaren, für ihn so interessanten Schauspiels seine Ermüdung und klatscht freudig und eifrig mit. Gegen Schluß der Vorstellung wird, wie es allgemein Gebrauch ist, bei den außerhalb des Ringes stehenden Zuschauern vom Künstlerpersonale eine Collecte veranstaltet, diesmal vom Director der Truppe selbst. Bei unserm Burschen angekommen und dessen dürftiges Aussehen berücksichtigend, will der Sammler schon weitergehen, da hält ihn Ersterer mit freudig erregtem Antlitze zurück und wirft mit zitternder Hand – einen Dreier, der einen großen Theil seines winzigen Vermögens bildet, auf den ihm vorgehaltenen Teller, in etwas traurig vibrirendem Tone die Worte hinzufügend: leider wäre es ihm unmöglich, wie er wohl wollte, mehr zu geben, da er selber fast nichts besäße. – Kolter – denn er war der Einsammler – fragt den Handwerksburschen nun aus, woher er komme etc. und wie ihm die Vorstellung gefalle. Der Bursche ist des größten Lobes voll, gesteht, sich prachtvoll amüsirt zu haben, ferner daß er lange ohne Arbeit sei und seine ganze Baarschaft fast aufgezehrt habe etc. – Da ersucht Kolter ihn plötzlich, seine Mütze einmal herzuhalten; der Bursche thut solches mit befremdetem Gesichte, und Kolter schüttet den ganzen Inhalt des Tellers, hoch angefüllt, mit nicht wenigen Silbermünzen darunter, in die vorgehaltene Mütze des verdutzten Zuschauers mit den Worten: „So, nun gehe in die Herberge, lasse Dir zu essen geben und ruhe Dich hübsch aus!“ – Im nächsten Augenblicke war Kolter schon aus dem Gesichtskreise des Handwerksburschen verschwunden.

K. in Dr. Dergleichen Verkennungen und falsche Beurtheilungen kommen nicht nur in der Schule, sondern mehr noch im Militär-, Universitäts- und Beamtenleben vor. Als Stephan, der jetzige Chef des deutschen Postwesens, als junger Postsecretair von Cöln nach Magdeburg versetzt wurde, fühlte sich sein damaliger Oberpostdirector verpflichtet, Herrn Stephan den wohlgemeinten Rath zu geben, sich einen anderen Berufskreis zu suchen, da er bei der Post nie Carrière machen würde.

A. H. in Dresden. Sie haben die Wette verloren. Das Meyer’sche Lexicon berichtet ausdrücklich, daß in Pommern Gänse in der Schwere von dreißig bis sechsunddreißig Pfund nicht zu den Seltenheiten gehören.


[40] O. M. in D. Obwohl uns von drei Seiten authentische Portraits des Bremerhavener Verbrechers und sogar eine Handzeichnung zugegangen, welche denselben auf dem Sterbebette darstellt, so glauben wir doch davon keinen Gebrauch machen zu sollen, da wir es nicht für die Aufgabe unseres Blattes halten, die Züge des Mörders zu verewigen. Ein photographisches Portrait des Thomas aus der Zeit seines Aufenthaltes hier in Leipzig können Sie übrigens durch die hiesige photographische Anstalt von Eulenstein leicht beziehen.

Kolin in Halberstadt. Natürlich: zuthulich! Die Wortbildung zuthunlich kommt überhaupt gar nicht vor.

T. Hörmann. Wir bitten um gef. genaue Angabe der Lage Ihres Wohnorts. Es giebt sechs Waidhofen, und wir können Werthsendungen der Post nur übergeben, wenn genau angegeben wird, welches Waidhofen gemeint ist.


[56] Frau Mathilde Boer in Berlin. „Aus der Pension. Briefe einer Fünfzehnjährigen an eine Siebenzehnjährige. Frei nach dem Englischen von Sophie Verena“, kurz vor Weihnachten bereits in zweiter Auflage bei I. Guttentag in Berlin erschienen, ist von außen und innen ein liebreizendes Buch, das wir Ihnen zu dem angegebenen Zwecke auf das Dringendste empfehlen. Der ganze Duft der Jugend weht aus diesen Blättern, deren neckischer Humor den tiefen Ernst des Lebens mildert, auf dessen Grunde sie wurzeln. Sie werden selten eine Lectüre finden, die eine so anmuthige Unterhaltung und zugleich so werthvolle Anregung bietet und jedes Alter und Geschlecht auf gleiche Weise fesseln und befriedigen wird. Auf der englischen Unterlage hat Sophie Verena ein deutsches Werk geschaffen, dem kein Vorzug ihrer Originalschöpfungen fehlt.

Tr–r.

A. M. in R. Wie kommen Sie darauf, den in unserem Artikel über den Berliner Börsen- und Gründungsschwindel (Nr. 51, 1875) genannten Banquier Louis Bamberger (Mitgründer der Potsdamer Brauerei) mit dem Abgeordneten Dr. Ludwig Bamberger in Verbindung zu bringen? Die beiden genannten Herren haben durchaus nichts mit einander gemein.


[76] O. v. M. in D. Sie bezweifeln die Wahrheit der in dem Artikel „Auf den Diensteid“ (Nr. 45 vorigen Jahrgangs: „Die Schäden der modernen Cultur“) berichteten Thatsache. Daß solche Ueberschreitungen noch immer vorkommen, wollen Sie aus einer Correspondenz des „Mainzer Anzeigers“ – in einer der ersten Nummern dieses Jahres – ersehen. Es heißt dort: „Eine Reihe von Mißhandlungen unglaublicher Art, verübt durch Agenten unserer Polizei, wird uns von den Opfern derselben mitgetheilt. Dieselben wurden wegen eines unbedeutenden Straßenlärms arretirt und in das Depot abgeliefert. Dort angelangt, wurden sie einem summarischen Verfahren unterworfen, welches sie, wie folgt, schildern: Nachdem wir ruhig hineingegangen waren, empfing man uns drinnen mit Faustschlägen, riß uns bei den Haaren, und schließlich regalirte uns der wachhabende Sergeant mit der Hundepeitsche.“ – Dies schließt übrigens nicht aus, daß von Seiten des Publicums oft ebenso rücksichtslos gegen die Beamten der Polizei vorgegangen wird.


[108] Die Altersasyle betreffend. Die Verwaltung der evangelischen Diakonissenanstalt zu Straßburg, welche wir in unserem Blätter- und Blüthenartikel über Altersasyle (Nr. 49 des vorigen Jahrganges) mit genannt haben, benachrichtigt uns, daß ihr Haus ganz angefüllt sei. „An achtzig Pensionäre besetzen sämmtliche Räume, und wir haben,“ schreibt die Verwaltung, „fortwährend so viele Anfragen aus der unmittelbaren Nähe zu berücksichtigen, daß nicht vorauszusehen ist, wie wir in den nächsten Jahren auswärtigen Anfragen entsprechen könnten.“ Wir bitten unsere Leser, durch Verbreitung dieser Notiz zur Vermeidung der ferneren Beunruhigung jener Anstalt mitzuwirken.


[140] Kl. in Wbg. Die im Januarhefte 1876 unseres Blattes gebrachte Notiz „Schutz den Krähen“ bezieht sich nicht, wie angegeben wurde, auf den Borkenkäfer (Bostrichus typographus), sondern vollinhaltlich auf den ebenso schädlichen Fichten-Rüsselkäfer (Curculio pini).

C. W. in Königsberg. Das Manuscript „Die Verlobung des Prinzen Friedrich“ eignet sich nicht zur Aufnahme. Wir bitten darüber zu verfügen.

Forsthaus M. bei H. Bitte um deutliche Angabe Ihres Namens. Wann und wo wollen Sie dem Redacteur dieser Blätter als Führer gedient haben?


[156] O. v. M. in D. Was deutsche Blätter, aus ungarischen Quellen schöpfend, über Michael Klapp, den Verfasser von „Ein ungarisches Königsschloß“ (Nr. 5 unseres Blattes) colportiren, ist der Hauptsache nach heller Blödsinn. Jeglicher Begründung entbehrt namentlich die Insinuation, Klapp sei von der Redaction der „Montags-Revue“ entfernt worden. Als dem Eigenthümer jenes Blattes kann ihm die Leitung desselben von Niemandem entzogen werden, wie er dies auch in einer Entgegnung im „Pester Lloyd“ ausdrücklich erklärt. Ueber die in österreichischen Regierungskreisen geplante Nachahmung der „Gartenlaube“ sind wir längst unterrichtet.


[188] An alle Einsender von noch nicht reclamirten Manuscripten hiermit die höfliche Bitte, binnen vier Wochen nach Ausgabe dieser Nummer unseres Blattes über ihre Arbeiten zu verfügen. Alle Beiträge, welche bis zu diesem Termin nicht zurückgefordert worden, werden wir, um aufzuräumen, den Flammen übergeben müssen.

Abonnenten in Osterburg, Goldapp, Memel etc. Der in Nr. 8 erwähnte Torso, nach Anleitung des Prof. Bock modellirt, ist von Herren F. u. G. Steger, Bildhauer in Leipzig, zu beziehen. Preis 36 Mark. Die Verlagshandlung der „Gartenlaube“ kann sich dem Vertriebe der plastischen anthropologischen Lehrmittel nicht unterziehen und bittet, Bestellungen an die oben genannten Herren Verfertiger direct zu richten.

L. Napir in Cöln. Ungeeignet. Verfügen Sie gütigst über das Manuscript.

Ein Dichterling am Rhein. Wir bedauern, von Ihrer Offerte keinen Gebrauch machen zu können.

Einsender in Landeck (Schlesien). Unter dem Begleitschreiben des auf unseren Wunsch eingelieferten Artikels ist die Namensunterschrift nicht zu entziffern, weshalb wir das nicht zu verwendende Manuscript erst nach nochmaliger Angabe Ihrer Adresse retourniren können.

A. B. i. d. Lausitz. Nein. Die Arbeit liegt zu ihrer Disposition bereit.


[208] A. R. in Brünn. Daß der Chef-Redacteur unseres Blattes zur Abwendung der in Oesterreich über die Gartenlaube verhängten Postdebit-Entziehung persönlich in Wien gewesen und sogar bei Ministern und anderen hohen Herren antichambrirt habe, wie Wiener Blätter mit Angabe höchst komischer Einzelheiten berichten, ist nichts als ein eitel Märchen.


[242] S. H. in Steiermark. Wir können Ihnen auf das Angelegentlichste die „Bildungs- und Erziehungsanstalt“ des Herrn Superintendenten Schwerdt in dem reizend gelegenen Waltershausen (Thüringen) empfehlen. Statt aller weiteren Anpreisung lassen wir nur die vor Kurzem empfangenen Zeilen eines Herrn J. L–n in Samotschin folgen, der auf unsere Empfehlung hin vor circa acht Monaten eine junge Mündel dort unterbrachte. Der Brief lautet:

„Gestatten Sie jetzt, geehrter Herr, daß ich Ihnen für Ihre gütige Empfehlung in meinem und im Namen der übrigen Angehörigen des jungen Mädchens meinen wärmsten Dank ausspreche; das betreffende Institut ist wahrlich Ihrer Empfehlung würdig.

Das junge Mädchen hat unter der liebevollsten Fürsorge des Herrn Schwerdt und seiner Familie, im Kreise der wahrhaft heiteren Schaar seiner Pensionsschwestern, von der herrlichsten Natur umgeben, eine neue Heimath gefunden. Obwohl Louise bereits die Selecta einer höheren Töchterschule absolvirt hatte, findet sie in diesem Institute, was namentlich Conversation in den neueren Sprachen, Literatur und auch andere Wissenschaften, sowie häusliche Erziehung anlangt, sehr Vieles zu lernen. Vor Frömmelei und finsterer, orthodoxer Weltanschauung bleibt hier jedes Mitglied dieser großen Familie durch die darin herrschende wahre Frömmigkeit bewahrt.“

A. M. in D. Aus der Druckfirma schon hätten Sie ersehen können, daß die dem dritten Hefte eingefügte Modenblattsanzeige nicht von der „Gartenlaube“, sondern von der Verlagshandlung Lipperheide herrührt.


[258] D. u. Sohn in Brschwg. Kaffeesatz als Blumendünger gilt schon lange als ein gutes Culturmittel, und es ist nicht zu bezweifeln, daß er einige Nährstoffe enthält, welche, so gering sie sein mögen, durch die fortwährende Einwirkung einen üppigeren Pflanzenwuchs erzeugen können. Höher ist anzuschlagen, daß der Kaffeesatz im Sommer durch Bodenbedeckung gegen das Austrocknen schützt. Eine bessere Verwendung fände er jedenfalls, wenn man ihn unter die Verpflanzerde mischte, weil er dieselbe locker erhält und die zweifelhafte Düngkraft dabei ebenfalls ausgenutzt würde. Jäger.     


[278] Herr Gustav Höcker, im Jahre 1867 in Karlsruhe, wird um die Freundlichkeit ersucht, uns seine Adresse anzugeben.

M. St. in R-st. Das Carus Sterne’sche Buch „Werden und Vergehen“, aus dem wir übrigens in unserer Nr. 42, 1875, einen längeren Abschnitt mittheilten, ist nunmehr bei Gebrüder Bornträger in Berlin erschienen und durch jede Buchhandlung zu beziehen.

Fr. Cl. J–ph. in Los Angeles. Ihr von warmer Heimathliebe erfülltes Gedicht leiht zwar einem ansprechenden Gedanken Ausdruck, ist aber in der vorliegenden Form zum Abdrucke in unserem Blatte nicht recht geeignet.

E. M. in Barmen. Ist in den Papierkorb gewandert.


[342] W. Forscher. Ihre „Beweisgründe“ für die Haltbarkeit des Spiritismus sind unseres Erachtens sehr hinfälliger Natur und die angeführten Stellen aus classischen Schriftstellern höchst gewaltsam herbeigezogen. Verfügen Sie gefälligst über Ihre „Lichtbilder von Abgeschiedenen“!

C. in C. Wozu in aller Welt macht man Berichtigungen, wenn sie nicht beachtet werden? In Nr. 7 des laufenden Jahrgangs finden Sie den Druckfehler corrigirt.

X. Y. Z. in Weimar und A. S. in Boersum (Braunschweig). Ungeeignet. Disponiren Sie über das Manuscript!

Arthur G–r in Leipzig. Ueber die Etymologie des Wortes „Weißkäufer“ bedauern wir keine Auskunft geben zu können.

Der anonyme Einsender eines „Im Landrutsch“ betitelten Manuscriptes wird ersucht, darüber zu verfügen, da sich dasselbe zur Aufnahme nicht eignet.


[392] A. St. in Grfswd.: In Greifswalde werden die Staare nicht anders sich verhalten, als hier zu Lande, wo ich sie alljährlich mit Schnäbeln voll glatter Raupen die Jungen füttern sehe. Daß die Schnecken die Lieblingsnahrung des Staares sind, bezweifelt kein Eingeweihter. Einer Ueberhandnahme der Raupen kann der Staar nicht vorbeugen, wie überhaupt kein Thier. Abnorme Jahre sind nicht maßgebend. Uebrigens kann es sehr leicht geschehen, daß bei Ueberfluß von Raupen der Abwechselung halber schließlich vom Staare diese Nahrung hintenangesetzt wird. Mit meinen genauen Beobachtungen stimmen diejenigen der zuverlässigsten Forscher obendrein überein. K. M.

B. G. T. Ihre Novelle ist nicht verwendbar und steht zu Ihrer Verfügung.

H. in Crefeld. Der Verfasser ist eine Verfasserin.

L. D. in F. Die gewünschte Adresse lautet: Berliner Frauen-Schutz, Friedrichstaße 243, geleitet von Frau Justizräthin Helene Martius.

Z. Z. Zur Beurtheilung eingesandter Arbeiten fehlt es uns durchaus an Zeit. Verfügen Sie gütigst über Ihr Manuscript!

Ch. D. in L. Unter den Charakteristiken und Biographien Anastasius Grün’s glauben wir Ihnen eine in jedem Sinne befriedigendere nicht empfehlen zu können, als die höchst licht- und geistvolle, welche der österreichische Reichstagsabgeordnete Dr. Adolf Promber unter dem Titel: „Anton Alexander Graf Auersperg, sein Leben und Wirken. Aus Anlaß seines siebenzigjährigen Geburtstages dem Volke geschildert“ (Linz, Ewert) soeben herausgegeben hat.

[440] L. K. in Drdn. Wir können Ihnen nur wiederholen daß wir gegen alle Verschleppung deutscher Töchter nach der französischen Schweiz principiell eingenommen sind und dazu unsere guten Gründe haben, die Ihnen neulich bereits angedeutet wurden. Einsichtsvolle Eltern dürfen und sollen sich nicht mit dem Französisch-Plappern, dem leidigen Clavierklimpern und einigen salonfähigen Verbeugungen begnügen, und viel mehr wird in der That in dem meisten der dortigen Pensionate nicht exercirt. Die Sache stellt sich freilich um Vieles günstiger, wenn eine deutsche oder doch schweizerisch-deutsche Dame an der Spitze eines Instituts steht, wie dies z. B. in Lausanne oder Montreux der Fall ist. Dort geht ein ernstpädagogisches Streben mit seiner Formenbildung und deutscher Gemüthswärme Hand in Hand, und aus solchen Pensionaten kehren die Töchter dann wenigstens nicht als verbildete Modedämchen in das elterliche Haus zurück.

Für Mädchen von dreizehn bis sechszehn Jahren hat ein solches schweizerisches Pensionat allerdings einen großen und verlockenden Reiz. Wer z. B. das Institut der Frau Doctor Großheim in Montreux, hoch oben auf der Höhe der Villa Bella, besucht und einige Tage dort verlebt hat, der versteht es wohl, daß sich die Zöglinge trotz aller Liebe zu den Eltern immer wieder hinsehnen nach der sanften liebevollen Leiterin des Instituts und der lachenden Gegend mit der wunderbar zauberischen Aussicht auf den grünen vielbelebten See. Viele von diesen Zöglingen hängen mit wahrhaft schwärmerischer Verehrung an der deutsch-protestantischen Frau, die es meisterhaft versteht, Herz und Gemüth der ihr anvertrauten Kinder zu bilden, ohne dabei das zu vernachlässigen, was später in dem Salon an Talenten und Kenntnissen verwertet werden soll. Man muß sie sehen, diese Schaar heiterer, übermütiger Mädchen, aus deren Augen eine ganze Feuergarbe von losen Streichen und Teufeleien blitzt, oder man muß ihnen begegnen in dem Rhonethal bei St. Maurice, wo sie die heißen Sommerwochen in gesunder Waldluft verleben und täglich nach den Lehrstunden stärkende Wanderungen antreten – all’ diesen bunten Wechsel harmloser Jugendlust muß man aus eigener Anschauung kennen gelernt und mit Verständniß durchlebt haben, um zu begreifen, daß den heimgekehrten Zöglingen trotz aller Traulichkeit des Vaterhauses die Thränen der Sehnsucht in die Augen treten wenn sie an die liebe Pflegemutter draußen in der Schweiz und die sonnige, ewig heitere Zeit in der Villa am Genfer See zurückdenken.

Einer für Viele. Wie man in dem Artikel „Wunderliche Leute“ (Nr. 24 unseres Blattes) einen Abfall von unserem Principe der Popularisirung der Wissenschaften sehen kann, ist uns unbegreiflich. Man verwechsele doch nicht Popularisirung mit Dilettantismus, echte Nutzbarmachung des Wissens mit der hohlen Coquetterie der Halb- und Viertelbildung. Nur die letztere ist es, welche in der Gestalt des „Krawutschke“ der Lächerlichkeit preisgegeben wird.

Ch. D. in L. Ein Lebensbild der jüngst verstorbenen George Sand hat die „Gartenlaube“ bereits im Jahrgange 1861 (Seite 265) aus der Feder von Schmidt-Weißenfels gebracht. Ferner finden Sie im Jahrgange 1864 (Seite 299) einen illustrirten Artikel über die berühmte Dichterin von Josef Dessauer, wie auch unser Blatt in späteren Jahren (1866 und 1867) die viel gefeierte Frau als Rednerin und Mutter mehrfach zum Gegenstande der Betrachtung gemacht hat. Angesichts dieser häufigen Beleuchtungen der George Sand glauben wir nunmehr, bei ihrem Tode, nicht mehr auf dieselbe zurückkommen zu sollen.


[496] V. in W. Wir bedauern, auf Ihren Wunsch nicht sofort eingehen zu können. Illustrirte Artikel über den Krieg in der Türkei schon jetzt zu liefern, ist um so weniger möglich, als authentische Schilderungen vom Kriegsschauplatze uns noch ganz fehlen und die dortigen Volkszustände nicht geeignet sind, die Feldmaler so zahlreich wie in Frankreich anzulocken. Außerdem hat die ganze Metzelei für uns Deutsche vor der Hand nicht das geringste nationale Interesse.

[528] A. M. in R. Dank für die Sendung! Gegen Ihre Bezeichnung der Richard Wagner’schen Musikaufführungen in Bayreuth als eines „nationalen Unternehmens“ müssen wir indessen entschieden Verwahrung einlegen. Wenn auch Sie und Andere der Welt weiß machen möchten, daß ein solches Prädicat hier an seinem Platze sei, so wird doch jeder unbefangen Urtheilende sich der Erkenntniß nicht verschließen können, daß bei allem künstlerischen Werthe, den man der Wagner’schen Musik beimessen mag, die „Nation“ den Bayreuther Aufführungen absolut fern steht, und daß es nur das in Deutschland noch immer florirende Coterie- und Reclamewesen ist, welches dem Wagner-Feste einen Nimbus leihen möchte, den es in Wirklichkeit nicht hat noch haben kann.

[560] Fr. S. in A. und J. D. in O. Die Adresse des Herrn Medicinalrath Dr. Schwabe, des Verfassers der mit so vielem Beifall aufgenommenen Artikel „Nervöse Leiden“ in Nr. 25 und 26 unseres Blattes lautet: Villa Emilia bei Blankenburg in Thüringen. Dies zugleich als Erwiderung auf die vielfachen anderen Anfragen gleichen Inhaltes.

O. in D. Für bemittelte „Dichter“, die ihren Namen und ihre poetischen Erzeugnisse gern gedruckt sehen möchten, empfiehlt sich das in Wien erscheinende „Poetische Dilettanten-Album“. Dasselbe druckt eingesandte Verse gegen Erlegung von Aufnahmegebühren bereitwilligst ab und verschafft auf diese Weise heimathlosen Dichtungen das gewünschte Unterkommen – ein gedruckter „Ruhm“, der freilich viel Geld kostet.

[592] Berlin. Chloralhydrat. Sie werden binnen kurzem Ihr Nervensystem gänzlich zerrütten. Vermindern Sie täglich die Dosis des Medicamentes! Zur Stärkung der Nerven diene Morgens eine kalte Abreibung, Abends ein ableitendes Sitzbad! Viel Bewegung in frischer Luft!

[610] W. H. in Glarus. Wir können Sie und die übrigen dortigen deutschen Arbeiter nicht dringend genug bitten und ermahnen, derlei Auswanderungs-Agenten jederzeit die Thür zu weisen. Wenn Sie erst herausgekundschaftet hätten, wie viel solche Herren für jeden abgelieferten Centner Menschenfleisch als Gratification empfangen, so würden Sie untäuschbar erkennen, wie viel das Geschäft werth ist. Ueberall, wo Geschäftsstockung und schlechter Verdienst freie und willige Hände versprechen, sind die Lockvögel nach Australien und Brasilien da und werfen die Angeln ihrer Versprechungen aus, und Noth oder Wanderlust treiben oder locken die unglücklichen Opfer in’s Garn. Es ist Pflicht der Behörden, diesen modernen Werbern streng auf die Finger zu sehen, da die Unwissenheit, auf welche sie speculiren, noch immer so groß ist.

A. W. in Fürth. Ueber die Salicylsäure und deren Anwendung finden Sie in der bei Barth in Leipzig erschienenen Broschüre: „Die Salicylsäure von Fr. von Heyden“ die gewünschte ausführliche Auskunft.

[626] Ch. D. in L. Soweit die Kürze der Zeit es zuläßt, werden wir Ihren Wunsch erfüllen und den monumentalen Schmuck des Augustusplatzes beim Kaiserempfang in unserer nächsten Nummer zur Darstellung bringen.

[658] Ab. in Posen. Oeffentliche Alters-Asyle sind uns außer den in Nr. 49 des Jahrgangs von 1875 der „Gartenlaube“ bereits genannten nicht bekannt geworden. Das Anerbieten aber, Privatunternehmungen dieser Art nachzuweisen, müssen wir, da wir die Mißlichkeit der Ausführung erkannt, zurücknehmen. Wir können ebenso wenig alle diese Unternehmungen prüfen, wie es gewissenhaft finden, sie ohne Prüfung, nur auf das eigene Lob der Besitzer hin, zu empfehlen. Die Förderung „Allgemeiner Alters-Asyle“ werden wir indessen nicht aus dem Auge verlieren.

Zozia in Gnesen. Die Novelle „Das Kind Gabrielens“ ist für die „Gartenlaube“ nicht geeignet; wir bitten darüber zu verfügen.

Die Achtzehnjährige in Mainz. Wer behauptet, daß es keine Frauenfreundschaft gebe und Freundschaft nur unter Männern bestehen könne, der beschimpft seine eigene Mutter. Da die höchste, die rein geistige Freundschaft (bei der Liebe sprechen neben Gemüth und Geist immer die Sinne ein Wort mit) auf der Uebereinstimmung zweier Menschen im Denken, Fühlen oder Wollen beruht, so müßte man der Jungfrau, der Frau, der Mutter geradezu die Fähigkeit zum Denken, Fühlen und Wollen absprechen, indem man sie von der Würdigkeit zum Glück der Freundschaft ausschließt. Daß Sie in Geschichtsbüchern häufiger die Beispiele von Männerfreundschaft gepriesen finden, erklärt sich daraus, daß die Männer es sind, welche die Geschichte machen (wenigstens zu machen glauben) und ihre Freundschaften auf dem Markte zeigen, während das Frauenleben sich im Hause abspinnt. Dennoch steht auch Ihnen ein Beispiel von höchstem Werthe zu Gebote, das Sie in keinem geringeren Buche als der Bibel finden: die Freundschaft der Maria und Elisabeth, der Mütter des Jesus und Johannes. Sie haben die Wette gewonnen.

W. N. in Sch. „Schamlose Schmarotzerei“ ist in der That das rechte Wort für das Verfahren der uns von Ihnen namhaft gemachten Blätter. Dieselben standen übrigens schon auf unserem Brette; neu war uns unter ihnen nur das „Tägliche Cincinnati Volksblatt“, welches, wie Sie richtig annahmen, ohne unsere Ermächtigung Werner’s „Vineta“ nachdruckt, hierin an Frechheit jenen Theaterbearbeitungen nicht nachstehend, welche ein Berliner Vorstadttheater trotz der erst halb fertigen Novelle schon jetzt seinen Besuchern vorführt. – Was Ihre Vermuthungen in Betreff der Uebersetzungen von „Vineta“ betrifft, so haben Sie übrigens recht argumentirt; denn schon jetzt sind englische und russische Federn eifrig mit der Uebersetzung der Erzählung beschäftigt. Da Sie sich indessen so lebhaft für E. Werner interessiren, wird es Sie gewiß auch nicht gleichgültig lassen, daß von „Glück auf“ eine mit der gewohnten britischen Solidität und Pracht ausgestattete englische Uebersetzung von Christina Tyrrell unter dem Titel: „Success and how he won it“ (London, Bentley & Son) erschienen ist.

H. P. Ihre Arbeit ist nicht zu verwenden. Disponiren Sie gefälligst über das Manuskript!

[678] A. M. in Sch. Auf Ihre Anfrage die Mittheilung, daß die Lindau’schen „Nüchternen Briefe aus Bayreuth“ bereits in vierter Auflage erschienen sind und daß wir in unser nächsten Nummer eine Ergänzung derselben in Form eines Briefes post festum aus derselben Feder bringen werden.

[714] E. W. in R. Bitte, „belästigen“ Sie nur ferner so fort! Ihre Sendungen sind stets willkommen.

M. in G. Wenn der Herr Dr. med. in K. den Unsinn, von dem Sie berichten, wirklich vom Stapel gelassen hat, stecken Sie ihn sofort in ein Irrenhaus!

Dr. E. W. Nicht geeignet! Wohin haben wir das Manuscript zu dirigiren?

Zur Nachricht, daß der Schluß des Artikels: „Bilder und Skizzen aus Potsdam“ in nächster Nummer erscheint.

[730] A. G. Der Gegenstand ist für unser Blatt nicht geeignet, und bitten wir über das Manuscript Verfügung zu treffen.

Pr. W. in Bl. Ist der Artikel jetzt – nach drei Jahren – nicht veraltet, und genügt Ihnen die dazu vorliegende Illustration wirklich?

[748] N. P. in Wz. Allerdings zahlen anständige Uebersetzer ein Honorar für die der „Gartenlaube“ entnommenen Artikel. Sie nicht?

[796] C. H. L. in N. Die Novelle „Künstler und Fürstenkind“ finden Sie im Jahrgang 1873, Nr. 36 ff.

[848] D. H. P. in Düsseldorf und A. St. in H.-Münden. Wir müssen Ihnen Recht geben: es ist in der That nicht länger zu verantworten daß, wenn im Namen des Gesetzes menschliches Irren das größte Unglück über einen Unschuldigen gebracht hat, der Staat sich gleichsam um die Ecke drücken und den in’s Elend Gestoßenen seinem Schicksal und der Barmherzigkeit der Mitmenschen überlassen kann. Das letzte, in jüngster Zeit bekannt gewordene derartige Beispiel von dem Müller Friedrich Schrader in Kroppenstedt, einem durchaus unbescholtenen Manne, der, auf die Anklage eines bereits anrüchigen Menschen hin als Brandstifter zu fünfzehnjährigem Zuchthaus verurtheilt, trotz der begründetsten Begnadigungsversuche nicht begnadigt wurde und achthalb Jahre im Zuchthaus verbracht hatte, während Haus, Geschäft und Familie zu Grunde gingen, und der nun, wo der Ankläger sich selbst als Verbrecher vor Gericht stellt, gebrochen an Leib und Seele und bettelarm dasteht – dieses Beispiel sollte das letzte dieser Art sein. Es wäre der Rechtsmänner des Reichstages würdig, diesen das Rechtsgefühl des Volkes so schwer verletzenden Fall nicht unbenutzt für die neue Reichsgesetzgebung zu lassen. – Für den unglücklichen Schrader haben die Berliner Volks-, die Magdeburger und andere liberale Zeitungen zu Sammlungen aufgefordert, und da auch bei uns, ohne Aufforderung, bereits Gaben für den Unglücklichen eingegangen sind, so erklären wir gern unsere Bereitwilligkeit, Beisteuern zum möglichsten Wiederaufbau eines durch einen irrigen Rechtsspruch zertrümmerten Familienglücks anzunehmen. Wenn wir den Mann auch noch so reich machen, die im Zuchthause verjammerten Jahre der schönsten Manneskraft und die im Elend gestorbene Gattin geben wir ihm nicht wieder!


Als erste Gaben für den unglücklichen Schrader sind eingegangen: H. P. in Düsseldorf 3 Mk.; A. St. in Münden 10 Mk.; Redaction der Gartenlaube 30 Mk.



Anmerkungen (Wikisource)