Ernst Rietschel und Julius Schnorr
← Eine höfische Festordnung aus Kurfürst Augusts Tagen (1572) | Ernst Rietschel und Julius Schnorr (1908) von Franz Schnorr von Carolsfeld Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908) |
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„Ein gesegneter Winkel des obersächsischen Landes fürwahr, der in kaum hundert Jahren den Deutschen Lessing, Fichte, Rietschel schenkte – drei Geister im Innersten verwandt, wie fremd sie sich scheinen, der kühne Zertrümmerer der französischen Regeln unserer Dichtung, der tapfere Redner und der weiche sinnige Bildhauer – jeder in seiner Weise ein Träger der besten deutschen Tugend, der Wahrhaftigkeit.“
Die nachfolgenden Blätter wollen unbenutzt gebliebenes Quellenmaterial verwerten, um die Kenntnis des Charakterbildes Ernst Rietschels zu vervollständigen, mit Liebe und Sorgfalt auch einige kleinere Überbleibsel aufbewahren helfen, die den Stempel seines Geistes tragen und geeignet sind, der Erinnerung an seine künstlerische und menschliche Eigenart durch echte Züge der Wirklichkeit größere Deutlichkeit zu geben. Bedürfte dieses Unternehmen der Rechtfertigung, so wären es ihm die an den Anfang gestellten Worte Heinrich von Treitschkes, nicht nur als Zeugnis der außerordentlich hohen Wertschätzung, die dieser ausgezeichnete Geschichtschreiber und berufene Beurteiler geistiger Größe dem Dresdner Künstler angedeihen läßt, den er als ebenbürtig einem Lessing und Fichte an die Seite stellt, sondern weit mehr noch deshalb, weil sie die Wertschätzung des Künstlers im gegebenen Zusammenhange der Gedanken auf eine Wertschätzung des Menschen, auf einen hervorstechenden Zug seines sittlichen Wesens zurückführen und die Tugend der Wahrhaftigkeit als den gemeinsamen charakteristischen Zug in der geistigen Physiognomie der drei berühmten Sachsen: des Dichters, des Philosophen und des Bildhauers, bezeichnen. Für die fachmäßige Betrachtung eines bedeutenden Werkes der Literatur gilt es längst als feststehender Grundsatz methodischer Forschung, daß man den Namen des Urhebers, wenn dieser nicht überliefert, zu ermitteln, des Urhebers Lebensverhältnisse und Charaktereigentümlichkeiten festzustellen bestrebt sein müsse, um zu tieferem Verständnis einzudringen und sich vor der Gefahr irriger Beurteilung zu bewahren. Der gleiche Grundsatz hat seine Richtigkeit auch für die Werke der bildenden Kunst. Auch ausgezeichnete Kunstwerke sind so lange in ihrer Eigenart nicht völlig erkannt, als es nicht gelingt, die Person ihres Schöpfers zu bestimmen; und die Ermittelung der Person des Schöpfers ist so lange etwas unzureichendes, als es nicht möglich ist, nun auch das Charakteristische seiner menschlichen Erscheinung zu erfassen und in treuem Abbild vor uns aufleben zu lassen. Gestattet das stumme Kunstwerk Rückschlüsse auf die Charaktereigenschaften dessen, der es geschaffen, so kommt umgekehrt auch einer reineren Auffassung und sichreren Beurteilung der einzelnen Kunstschöpfung zu gute, was wir durch untrügliche redende Zeugnisse vom Künstler und seinem geistigen Wesen erfahren. Mag ein kongenialer Beschauer der berühmten Bildwerke Rietschels den Geist der Wahrhaftigkeit des Meisters mit sicherem Takte aus ihnen herausfühlen; wer vor sein Luther-Standbild tritt und zuvor aus echter Überlieferung oder Äußerungen des Urhebers selbst sich damit vertraut gemacht hat, durch welche heiße Kämpfe dieser sich durchgerungen hat, bis er zu voller Klarheit über die richtige Lösung seiner [250] Aufgabe gelangte, wie „ungeheuer ernst er es“ nach seinen eigenen Worten in einem der hier zum ersten Male veröffentlichten Briefe „mit der Sache und mit sich nahm“, wie er geglaubt haben würde „einen Meineid zu begehn, wenn er anders gewollt hätte, als er es gefühlt, erkannt und demnach gemußt“, errät nicht bloß nachfühlend, sondern empfindet mit wohltuender Gewißheit, daß er ein Werk vor sich hat, das aus einem innersten Kerne mannhafter Tüchtigkeit erwachsen ist, sieht sich als Betrachter, vor anderen begünstigt, auf eine erhöhte Stufe sicherer Erkenntnis gestellt, von der aus er sich leichter zu einem noch höheren Grade wohlbegründeten Wissens emporheben kann.
Die Originalschriftstücke, die hiermit der Öffentlichkeit übergeben werden, umfassen den erhalten gebliebenen Briefwechsel zwischen Ernst Rietschel und Julius Schnorr von Carolsfeld, ausgenommen sechs undatierte und wenig belangreiche Briefchen Rietschels, deren Abdruck zwecklos schien. Beiderlei Briefe, nicht nur die Rietschels an Schnorr, sondern auch die Schnorrs an Rietschel, befinden sich im Besitz des Bearbeiters selbst Dank der Güte der am 14. April 1906 in Groß-Lichterfelde verstorbenen Witwe Rietschels, die ihm Schnorrs Briefe bald nach dessen im Jahre 1872 erfolgtem Tode zum Geschenk gemacht hat. Nur ein Brief Schnorrs: der vom 30. Juni 1858, war im Nachlaß der Frau Rietschel zurückgeblieben und wurde mir für den Zweck gegenwärtiger Veröffentlichung gütigst von ihrer Frau Tochter nachträglich zur Verfügung gestellt.
Einige wenige Vorbemerkungen genügen, in das Verständnis der Korrespondenz einzuführen.
Schnorr, um zehn Jahre älter als Rietschel, kurz zuvor aus Italien zurückgekehrt, hatte eben seine Stellung in München angetreten, als am 6. April 1828, dem dreihundertjährigen Todestage Albrecht Dürers, in Nürnberg ein allgemeines deutsches Künstlerfest abgehalten wurde, dessen Mittelpunkt die Feier der Grundsteinlegung zur Denkmale Dürers bildete. Dieses denkwürdige Fest bezeichnet, soviel man weiß, den Zeitpunkt, wo Rietschel und Schnorr zum ersten Male mit einander in Berührung kamen. Rietschel gedenkt in seinen „Jugenderinnerungen“ dieses Dürer-Festes und erzählt: „Der berühmte Schnorr, mein Landsmann, hatte seine schöne junge Frau mit nach Nürnberg gebracht; sein Name glänzte neben dem von Cornelius oben an ... Obgleich zurückhaltend, fast schüchtern, hatte ich doch die Freude, die Bekanntschaft der hervorragendsten jüngern Künstler zu machen.“
Schon im darauf folgenden Jahre führte der Auftrag seines Lehrers Rauch, ihm bei Vollendung des Kolossaldenkmals des Königs Max Joseph zu helfen, Rietschel zu längerem Aufenthalt nach der Bayerischen Hauptstadt selbst. Es ward ihm dort wohl, er fand dort seinen Jugendfreund Thäter und sonstigen angenehmen freundschaftlichen Umgang; auch zu Schnorr kam er zuweilen, doch „an Cornelius“, sagt er, „wagte er sich nicht“. Für die Giebelgruppe der Münchner Glyptothek ward ihm der Auftrag, eines der Skizzenmodelle Johann Hallers, den Vasenmaler, auszuführen. Über diesem Werke und der Arbeit an der Bavaria am Fuße des Königsdenkmals verlängerte sich die glückliche Zeit, die der junge Meister in München verlebte, bis in das nächste Jahr. Am 2. August 1830 veranstaltete er vor Antritt seiner Reise nach Italien eine Abschiedsfeier. Zu den näheren Freunden, die er zurückließ, zählte nun sicherlich auch Schnorr. Jedenfalls war der Bruderbund zwischen ihm und Schnorr, den schon im ältesten der erhaltenen Briefe das Du bezeugt, mit dem sie einander anreden, abgeschlossen worden, bevor sie an demjenigen Orte, wo beide ihr Leben beschlossen, dauernd zu gemeinsamem Wirken aufs neue zusammengeführt wurden; wenn nicht noch früher, dann vielleicht 1835, im Jahre der feierlichen Enthüllung des Max-Joseph-Denkmals, als Rietschel bei diesem Anlaß wieder nach München gekommen war.
Eine Berufung Rietschels an die Münchner Akademie war zu Ende des Jahres 1834 angebahnt worden, zerschlug sich aber dadurch, daß nicht nur er ablehnte, sondern überdies seltsamer Weise noch vor Eintreffen seiner ablehnenden Antwort die erledigte Professur einem anderen, nämlich Schwanthaler übertragen wurde.
Schnorrs Berufung nach Dresden, die der Anlaß wurde, daß dieser im Jahre 1846 in das Land seiner Geburt zurückkehrte, war von dort aus angeregt worden, fiel jedoch in eine Zeit, in der seine Stellung in München unter Veränderungen zu leiden anfing, die sich schon, als Cornelius im Jahre 1841 von München wegging, bemerkbar gemacht hatten. „Manche herbe Erfahrungen in meinen amtlichen und künstlerischen Verhältnissen“, so berichtet er selbst in einer ungedruckten kurzen Beschreibung seines Lebens, „begannen die Bande, welche mich in Bayern hielten, zu lockern. Im Frühjahr 1841 hatte ich mich in mein Heimatland Sachsen begeben, um meinen ältesten Sohn in das Erziehungshaus meines Schwagers Blochmann zu bringen ... In Dresden ward mir bei Freunden und Verwandten, sowie in den weiteren Künstlerkreisen eine sehr freundliche Aufnahme zuteil, und es mag mein Aufenthalt daselbst wohl Veranlassung geworden sein, daß man an meine Berufung dahin dachte, als einige Jahre nachher die Gelegenheit sich ergab, mich an die dortige Akademie zu bringen. Es war zu Anfang Mai des Jahres 1845, als ich von dort her die Anfrage erhielt, ob ich geneigt sei, eine Professur an der Akademie anzunehmen. Der [251] schöne Eindruck, den mir Dresden gemacht hatte, und die hohe Achtung, welche ich gegenüber dem Kollegium der Akademie hegte, die Anhänglichkeit an mehrere alte Freunde, die ich daselbst vorfand, z. B. Richter, Oehme, Rietschel, erschwerten mir eine ablehnende Antwort; ich konnte aber keinen Augenblick zweifelhaft sein, daß eine solche erteilt werden müsse. Einige Bitterkeit mischte sich erst dann in meine Empfindungen, als ich nach einer einfachen Meldung an den König, daß eine Berufung erfolgt, von mir aber abgelehnt sei, mein Schreiben mit einigen Worten des Königs zurückerhielt, die mir die Meinung einflößten, daß mein Austritt aus meinem Münchner Wirkungskreise eher erwünscht als unerwünscht sei.“ (Die Worte des Königs lauteten: „Wie angenehm auch diese Aeusserung von einem so ausgezeichneten Künstler und rechtschaffenen Manne mir ist, so möchte ich doch nicht daß derselbe wenn ein großer Vortheil durch den Antrag ihm würde, er solchen ausschlage, es später ihn gereue und er [es] als ein dargebrachtes Opfer anführe. München 26 May 45 Ludwig.“) „Als mir daher im März des darauffolgenden Jahres abermals eine Professur an der Akademie und zugleich die Direktorstelle der Galerie angetragen wurde, lehnte ich nicht sogleich ab, sondern legte in der Meldung dieser zweiten Berufung die Ablehnung insoweit in die Hand des Königs, als ich mein Verbleiben an die Erfüllung gewisser Forderungen knüpfte, welche ich mir und den Meinigen schuldig zu sein glaubte.“ (Schnorr fühlte sich in seinem Münchner Lehramte unter anderm dadurch beengt, daß er immer noch nicht von einer Beteiligung an der Korrektur im Antikensaale befreit war, während der Mehrzahl seiner Kollegen sich ein höherer Wirkungskreis erschlossen hatte.) „Die Gewährung meiner Wünsche wurde nicht geeignet befunden, ich schrieb nach Dresden, daß ich kommen würde, und trat im September 1846 meine Reise dahin an.“
Welche Einflüsse in München die entscheidende Wendung herbeiführten, ist hier nicht der Ort zu erörtern. Schon im April schied Schnorr aus dem Bayerischen Staatsdienste aus; in der Zwischenzeit bis zu der für ihn und die Seinigen, namentlich seine Frau, äußerst schmerzlichen Trennung von München widmete er sich noch mit seiner ganzen Kraft der Arbeit in den Nibelungen-Sälen der Residenz. Zahlreich waren die Freunde und Anhänger, die er zurückließ. In einer Adresse an den König Ludwig, die mir in beglaubigter Abschrift vorliegt, hatten sich 61 Münchner Künstler zu dem Zwecke vereinigt, zu erwirken, daß er München erhalten bliebe. Aber auch in Dresden empfing ihn gleich bei Eintritt in die neuen Verhältnisse Freundschaft und Wohlwollen. Ludwig Richter, Ernst Oehme, Karl Peschel waren ihm von Rom her befreundet, Rietschel nannte er seinen „alten Freund“, Quandt war ihm ein Gönner schon in seinen Jugendjahren gewesen. Bendemann war es, der ihn in einem Briefe vom 14. Februar 1843 eingeladen hatte, seine inzwischen in Wandgemälden ausgeführten Kartons zu den Kaisersälen, die er, Bendemann, vor Jahren bei ihm zusammen mit seinem Schwager Hübner in München gesehen, für eine bevorstehende Ausstellung nach Dresden zu schicken; Bendemann war auch der beauftragte Unterhändler gewesen, der ihm in einem Briefe vom 18. Februar 1844 (mit dem zusammen Rietschels undatierter Brief 1 offenbar als Einlage befördert wurde) wegen Ankaufs von Originalzeichnungen zu jenen Kartons weitere Vorschläge des Akademischen Rates übermittelte, weil Schnorr sich nicht hatte entschließen können, aus einer Gruppe zusammengehöriger Kartons heraus einen einzelnen, ohne sich das Rückkaufsrecht vorzubehalten, zu verkaufen. Die Dresdner Akademie der bildenden Künste, die Anstalt, in deren Lehrerkollegium er fortan amtlich wirken sollte, hatte ihn noch eben, unter dem 1. Dezember 1844, zum Ehrenmitgliede ernannt. Julius Hübner hatte in einem Briefe vom 27. April 1845 ehrende Anerkennung für seine künstlerische Bedeutung in Worten ausgedrückt, worin er aussprach, daß er für seinen Genius unwandelbar dieselbe herzliche Verehrung bewahrt habe, seit er vor beinahe zwanzig Jahren noch bei seinem, Schnorrs, Vater in Leipzig die ersten Kartons der Villa Massimi gesehen habe.
Die Briefe, die Rietschel und Schnorr mit einander wechselten, nachdem der letztere nach Dresden übergesiedelt war, sind teils von Haus zu Haus an ihrem neuen gemeinsamen Wohnorte geschrieben, teils nach auswärtigen Orten in Zeiten gerichtet, wo der eine oder andere sich vorübergehend fern von Dresden aufhielt. Das Freundschaftsverhältnis zwischen beiden Männern entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem immer näheren auch dadurch, daß ihre Familien sich eng an einander anschlossen, auf beiden Seiten sich ungefähr gleichaltrige Söhne und Töchter zusammenfanden, jahrelang sogar ihre Wohnungen nahe benachbarte waren. Niemals traten auch in ihren Kunstbestrebungen Gegensätze zwischen sie, und liebevoll gesprochen, aber sicherlich nicht unwahr ist es, wenn Rietschels Biograph wörtlich sagt: Schnorrs Anwesenheit in Dresden habe auch für Rietschel reiche Förderung gebracht; namentlich sei es Schnorrs adeliger, feiner Künstlersinn, seine hohe und getragene Auffassung der Kunst und ihrer Aufgaben gewesen, was Rietschel stets mit innigster Verehrung und Liebe für den großen deutschen Meister erfüllt habe und ihn dessen Umgang als eine herrliche Gabe des Geschicks bis zum Tode dankbar habe empfinden lassen. Vielleicht zwar ließe [252] sich eine Verschiedenheit der künstlerischen Eigenart und des persönlichen Charakters, wie sie selbstverständlich auch tatsächlich vorhanden war, aus den Worten heraushören, die Schnorr am 22. Mai 1858 in sein Tagebuch schrieb, nachdem ihn Rietschel aus einer geschäftlichen Veranlassung besucht hatte: „Bei dieser Gelegenheit erklärt Rietschel seine Besorgnis, daß ich ihn für einen Gegner meiner Ansicht in betreff der monumentalen Kunst halte, was er nicht sei. Nur auf die äußerste Rechte könne er seiner Natur nach sich nicht stellen. In allen Fällen, wo es eine Entscheidung gelte, werde er auf der Seite der ernsten Richtung stehen.“ In Wahrheit aber blieb stets unerschüttert ein fester gemeinsamer Boden, auf dem beide vertrauensvoll in Ausübung ihres künstlerischen und amtlichen Berufes zusammenwirkten. Als Beleg mögen zwei Tagebuchaufzeichnungen Schnorrs vom 4. März 1859 und 12. September 1860 angeführt sein, in deren einer er von schriftlichen Darlegungen und Begutachtungen Rietschels als von „schönen Zeugnissen für seine Einsicht und Unabhängigkeit seines Urteils“ spricht, in deren anderer „ein treffliches, ein rechtschaffenes Gutachten“ von ihm in einer schwierigen, einen Schützling Schnorrs berührenden Personenfrage erwähnt wird. Passender Weise darf in diesem Zusammenhange hier auch davon gesprochen werden, daß sich an dem Suchen nach der richtigen Lösung der großen Aufgabe, vor die Rietschel durch das Wormser Luther-Denkmal gestellt war, Schnorr mit voller Hingebung beteiligte; der Maler war in diesem Falle sogar so glücklich, sich sagen zu können, daß er gleich anfangs, zum ersten Male bei einer mündlichen Besprechung der Angelegenheit, die am 28. Februar 1858 stattfand, für diejenige Auffassung eingetreten war, für die sich zuletzt nach geraumer Zeit auch der Bildhauer entschied, ganz seiner eigenen Einsicht folgend, aber erst nach Überwinden schwerer Zweifel angesichts der Frage, ob er nicht statt des Luthers im Talar einen Luther in der Mönchskutte, statt des gewordenen, im Bewußtsein der Nachwelt in typischem Bilde fortlebenden, den Gedanken an die feste Burg verkörpernden Reformators den werdenden, statt des überragenden Hauptes einer mächtigen, durch Vorläufer angekündigten und in Jahrhunderten siegreich verteidigten geistigen Bewegung das Augenblicksbild eines protestierenden Augustinermönchs des Jahres 1521 darstellen müsse. Ein inneres Verhältnis zu Rietschels Luther-Standbilde und dem Wormser Reformationsdenkmale setzte sich bei Schnorr auch während des Meisters letzter Krankheit und nach seinem viel zu frühen Tode fort. Als Rietschel kurz vor seinem Abscheiden in den Gesichtszügen seines Luthers eine Änderung beschlossen hatte, die er selber nicht mehr ausführen konnte und daher durch einen Schüler und Gehilfen mußte bewirken lassen, überwachte Schnorr in seinem Auftrage diese Arbeit und gleichsam als freiwilliger Vollstrecker seines künstlerischen letzten Willens trat er dann ungefragt und unaufgefordert, aber mit dem gewünschten Erfolg bei dem Ausschusse des Vereins für das Luther-Denkmal dafür ein, daß das Denkmal, soweit es im Großen, als der Tod den Erfinder abrief, noch nicht ausgeführt war, durch dieselben Künstler, die diesem schon bisher geholfen hatten, unter Fernhaltung fremdartiger Einflüsse in des Verstorbenen Werkstatt und in seinem Geiste vollendet wurde. Wohlverdient und in den Tatsachen begründet war daher die Anerkennung, die später einer der ausführenden Künstler dadurch zum Ausdruck gebracht hat, daß er am Denkmale selbst in dem Relief, darstellend das Anschlagen der fünfundneunzig Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg, einem der Alten, die dem Vorgange zuschauen, Schnorrs Gestalt und Gesichtszüge geliehen hat.
Wo in den nachfolgenden Briefen Einzelheiten der Erläuterung bedürfen, sollen die erforderlichen Angaben als kurze Anmerkungen, eine jede an ihrem Orte, beigefügt werden. Eine etwas ausführlichere, aus unveröffentlichtem Quellenmateriale geschöpfte Mitteilung verlangen hier nur noch einige Briefe aus den letzten Jahren, soweit sie sich auf Angelegenheiten des Preußischen Ordens pour le mérite für Wissenschaften und Künste beziehen.
Die dreißig stimmfähigen Ritter dieses Ordens aus der deutschen Nation ergänzen sich bekanntlich durch Zuwahl; dem Ordenskanzler, mittelbar durch ihn wahrscheinlich einer höheren Stelle, ist im einzelnen Falle ein bestimmender Einfluß auf das Wahlergebnis nur insoweit gewahrt, als bei dem Ausschreiben jeder Neuwahl nach Belieben das Gebiet, sei es in weiteren, sei es in engeren Grenzen, bezeichnet zu werden pflegt, dem das neu zu wählende Mitglied als Vertreter angehören soll. Nachdem Rauch am 3. Dezember 1857 in Dresden gestorben war, erhielt Schnorr von Leo von Klenze, dem berühmten Erbauer fast sämtlicher großer Monumentalbauten des neuen München, ein Schreiben mit einem Postskriptum, worin der Briefschreiber tadelt, daß sich kein deutscher Architekt unter den Mitgliedern des Ordens befinde, und mitteilt, daß auch Cornelius von dem der Architektur damit angetanen Unrecht tief durchdrungen sei und ihm aus Rom geschrieben habe (antwortweise, möge man hinzudenken, nach den bei Förster, Cornelius II S. 397 zu findenden Beweisen), er wolle als Vizekanzler alles tun, um jetzt das frühere Unrecht wieder gut zu machen. Schnorr fand die auf solche Weise ihm kundgegebenen Ansprüche des hochbetagten Architekten, die seiner Meinung nach wirklich mit einem Rechte der Architektur [253] zufammenfielen, gerecht und trat für jene Ansprüche und dieses Recht als Anwalt in einem Briefe ein, den er unter dem 18. Januar 1858 an Alexander von Humboldt, den damaligen Ordenskanzler, richtete. Da Schnorr aber wußte, was Klenze, als er sein Postskriptum schrieb, nicht wußte oder bedachte, daß nämlich Rietschel, der große Schüler und ebenbürtige Genosse Rauchs, den Orden noch nicht besaß, gedachte er in seinem Schreiben an Humboldt auch dieses Umstandes in folgenden Worten: „Soll ein Bildhauer gewählt werden, so könnte ich mich in Ansehung der Erteilung meiner Stimme keinen Augenblick bedenken; ja ich bin des hohen Wertes der Person, die ich im Auge habe, so versichert, daß ich, ginge das an, gern meine eigene Stelle derselben überlassen würde.“ Humboldt antwortete Schnorr am 7. Februar, lehnte, obschon in zartester Form, die Fürsprache für Klenze und die Architektur ab und gab deutlich zu erkennen, daß König Friedrich Wilhelm IV. selbst es war, der die Entscheidung nicht nur begünstigte, sondern geradezu herbeiführen half, durch die sich Rauchs Ordenskreuz sofort und unmittelbar auf Rietschel vererbte. Am 30. März 1858 wurde die Neuwahl ausgeschrieben, weil, wie es in dem amtlichen Schriftstück heißt, die aus Pietät für den dahingeschiedenen Meister bis nach Abhaltung der Totenfeier ausgesetzte Wahl eines neuen Mitgliedes nun nicht länger beanstandet werden könne. Der Kanzler bat, diejenige Person aus dem Gebiete der Bildhauerkunst namhaft zu machen, welche zur Berücksichtigung am würdigsten erscheine. Rietschels Wahl erfolgte sonach unter besonders ehrenvollen Umständen vermutlich einstimmig. Dem Grundsatze nach wurde Klenzes Wunsch zwar baldigst erfüllt. Denn bereits am 23. Juni 1858 forderte Humboldt zu einer Neuwahl an Stelle des verstorbenen Philologen Friedrich Creuzer auf, und diesmal lautete die Anweisung auf Wahl einer Person aus dem Gebiete der Architektur. Aber dieser sachliche Erfolg war für Klenze mit einem persönlichen Mißerfolge verknüpft. Die Mehrheit der Stimmen erlangte jetzt nicht Klenze, sondern August Stüler in Berlin. Klenze wurde erst 1861 neben Stüler in den Orden aufgenommen nach Rietschels Tode und merkwürdiger Weise als dessen Nachfolger.
1.
Hochverehrtester Freund,
Dein schönes Geschenk, Thäters Stich nach Deinem trefflichen Carton, Barbarossas Einzug, hat mich als solches und als ein Beweis Deines freundlichen Andenkens aufs freudigste überrascht; habe den herzlichsten Dank dafür; noch in den nächsten Tagen wird es unter Glas und Rahmen meine Stube schmücken, und ich freue mich, diese großartigen Gestalten immer vor Augen zu haben.
Die Begeistrung, welche Deine Cartons uns erregt haben, rief den lebhaften Wunsch hervor, sie zu besitzen oder doch davon zu besitzen; doch leider stehn unsre Wünsche mit den Mitteln hier nicht im Einklange, und deshalb werden wir auch von dem Besitze nur Eines Cartons abstehn müssen, da Du Dir den Anspruch drauf nöthigenfalls vorbehalten mußt, für uns aber das Besitzthum dann ein unsichres ist. Dagegen ist durch Deine vom Kunstverein gekaufte Zeichnung eine andre Idee erweckt worden, wovon Dir Bendemann schreiben und anfragen wird.
Diese Zeichnung, deren Ankunft uns Thäter voraus meldete, wurde auch voraus vom Directorio des Kunstvereins mit Beschlag belegt und ist eine Acquisition, wie noch keine, und mit so allgemeinem Anklang das Kunstvereinslocal geschmückt hat, sie ist von Künstlern und Kennern mit Begeistrung aufgenommen worden, und die nichts davon verstehn, ahnen wenigstens, daß es etwas Bedeutendes ist.
Du bist unser Stolz, und könnten Deine Verehrer hier, wie sie möchten, so müßten wir hier im sächsischen Vaterlande nicht blos Deinen Namen besitzen, sondern auch Werke. Doch was nutzen Wünsche, wo die That fehlt. Möge ein Andrer genießen, was wir nicht besitzen können, wenn nur Dein Genius immer ein reiches Feld für seine Thätigkeit findet und Dir es dafür wohl geht.
Erwartungsvoll bin ich auf Deine Antwort auf Bendemanns Brief. Bald kommen wir vielleicht wieder mit einer andern Anfrage, verzeih die Anlässe, die Dir Deine kostbare Zeit unterbrechen.
Deiner verehrten Gattin, die sich meiner wohl schwerlich wird erinnern können, empfiehl mich bestens, erhalte mir Deine freundschaftliche Gesinnung.
Mit den lebhaftesten Wünschen für Dein Wohl und mit wahrer Verehrung
An Freund Jäger die herzlichsten Grüße. Wie weit ist Eure Bibel?[1]
Mein verehrter Freund
Du wirst mich für recht unhöflich und undankbar halten, da ich auf Dein freundliches Geschenk des schönen [254] Abdrucks „Kaiser Friedrich in Venedig“ stumm geblieben bin, kein Dankeswort geäußert. Es geschah mit Willen, und wurde mir schwer; Dir waren die Wünsche und Pläne des Academischen Raths nicht unbekannt, die Entscheidung verschob sich von Monath zu Monath, ich konnte gegen Dich davon nichts erwähnen, und wollte doch nicht schreiben, ohne davon zu sprechen. Nun ist die Fessel gelößt, und vor allem sprech ich Dir nun meinen wärmsten Dank für das treffliche Blatt aus, das außer seinem großen künstlerischen Werthe als ein Zeichen Deiner fortdauernd wohlwollenden freundschaftlichen Gesinnung seinen Werth für mich verdoppelt, und mich außerordentlich freut. Jubeln aber möchte ich, wenn wir nun hoffen dürfen, Dich theuern trefflichen Mann bald selbst hier zu haben, wenn kein neues Hinderniß Deiner Seits der Berufung in den Weg tritt, Dich unser zu nennen ist ein Stolz und eine Freude, nach der sich Alle sehnen. Niemand verkennt es, daß ein solcher Wechsel für Dich mit Opfern verknüpft ist, und besonders für Deine verehrte Gattin, und wir können Dir nicht den Ersatz biethen, den jedes wünschte und möchte, doch hoffen und trösten wir uns damit, daß auch manches in Deiner jetzigen Stellung Deinen Entschluß erleichtern und Dir einen Wirkungskreis in Dresden freundlich und wünschenswerth erscheinen lassen dürfte.
Wenn Deiner Gattin es wohl am schwersten werden wird, München zu verlassen, so halte ich hier entgegen, daß Ihr liebe Verwandte hier findet, daß man Euch von allen Seiten mit wahrer Liebe und Verehrung entgegenkommen wird, ebenso glückliche Verhältnisse werden sich anknüpfen lassen, da es hier auch viel gute Menschen giebt, eine Wohnung mit Garten wird sich gewiß finden, ein Mann Deiner Art wird den rechten Wirkungskreis sich schaffen, des Mannes Befriedigung ist des Weibes Glück, und so werdet Ihr hier im freundlichen Dresden, wo jeder Fremde sich alsbald heimisch fühlt, Euch auch heimisch fühlen. Es wird alles zusammenwirken, Aufgegebnes und Verzichtetes zu ersetzen und – Wunden zu heilen, die Euch vor kurzem geschlagen wurden. Mit warmer Theilnahme habe ich von Eurem großen Verlust gehört[2], ich weiß seine Größe zu würdigen, da ich von solcher Seite schwerer wie mancher getroffen worden bin. In Deinen Dir gebliebnen Kindern ist Dir auch ein Reichthum geblieben, der Dir die Quelle des Trostes seyn wird, und Euch zu den glücklichsten Aeltern machen möge.
Das Schreiben des Sekretairs der Academie ist doch jedenfalls in Deinen Händen, ich weiß nun nicht, wie bestimmt oder unbestimmt Deine etwaigen Verpflichtungen angegeben worden sind, und jedenfalls wird Dir auf Deine Fragen die ausführlichste Antwort zu Theil werden. Die Direction der Gallerie wird, wie ich weiß, Deine Zeit nicht sehr in Anspruch nehmen[3], um so mehr als künftig ein Atelier für Dich im Museum seyn soll. Die Correctur in der Academie, die 5 Wochen im Sommer und 5 im Winter beträgt, klingt schlimmer als sie ist. Im Sommer sind 4 Tage in der Woche Aktsaal, den Du dann verlassen kannst, wenn Du korrigirt hast, also 1 oder 2 Stunden täglich. Im Winter ist der Aktsaal von 5–7 Uhr.
Ich bin gespannt auf Deine Antwort. Künstler und Publikum nehmen gleiches Interesse dran, man sieht die Angelegenheit wie eine Nationalsache an. Erfreue uns mit Deiner Zusage, und möge diese eine Quelle innerster Befriedigung und Freude für Dich und Deine Familie werden. Mit diesem aufrichtigen Wunsche scheide ich heut von Dir, obwohl ich recht viel zu sagen hätte, doch wo anfangen, wo enden, ich hoffe daß ichs einst mündlich kann. Empfiehl mich Deiner verehrten Gattin und bewahr mir Deine wohlwollende freundschaftliche Gesinnung.
In aufrichtiger Verehrung und Ergebenheit treulichst
Dresden d. 25. März 1846.
Bitte beif. Zeilen an Jäger zu geben.
3.
Theurer Freund,
vor vier Tagen schrieb ich an Herrn von Quandt einige Zeilen um die Ursache der Verzögerung einer entscheidenden Antwort auf das Schreiben Sr. Excellenz des Herrn Ministers ihm mitzutheilen. Da ich immer noch in dem Falle bin von Seiten des Königs Ludwig auf meine Meldung, die nun schon seit acht Tagen in seinen Händen ist, keine Erwiederung erhalten zu haben (ohne welche ich mich als aus seinem Dienste entlassen nicht betrachten, folglich auch Sr. Excellenz Herrn von Wietersheim die Zusage zur Annahme des mir gewordenen Antrages nicht geben kann), so schreibe ich heute diese wenigen Zeilen an Dich, damit man wisse, woran man mit mir ist. Du bist dann wohl so gütig, die Freunde von der Lage der Sache zu unterrichten und womöglich auch Sr. Exc. wissen zu lassen, warum ich noch nicht geantwortet habe.
Nachdem ich im vorigen Jahre auf meine Anzeige von dem damaligen Antrag und meiner Ablehnung nach wenigen Stunden eine Antwort hatte, glaubte ich [255] auch diesesmal auf eine baldige Rückäußerung rechnen zu dürfen. Ich sehe aber aus allem, daß der König mich nicht gerne ziehen läßt; denn es fehlt mir seit einigen Tagen nicht an Nachrichten von verschiedenen Seiten, die mir darüber Mittheilungen machen. Einmal schien die noch unvollendete Arbeit ein Hinderniß zu sein mich zu entlassen; ein ander mal geschah eine Anfrage an mich auf indirectem Wege, ob ein neuer Auftrag mich etwa halten könne. Ist das erste nicht der Fall, da durch den im voraus bewilligten Urlaub die Vollendung der Nibelungen gesichert ist, so habe ich in Bezug auf das zweite erklärt, daß ich durch die ununterbrochen fortlaufenden großen Arbeiten mich jetzt ermüdet fühle und Verlangen habe in anderer Weise thätig zu sein, nämlich in so ferne als ich den Wunsch habe weniger umfangreiche Werke gehörig durchzubilden, wozu die ewige Hetzerei mich nie hat kommen lassen.
Habt nur noch ein wenig Geduld, Ihr lieben Freunde, es wird alles recht werden und ich sehe jetzt nicht ab, was mich halten könnte zu Euch zu kommen. Eines, was ich früher nicht so in Anschlag gebracht habe und nicht bringen konnte, weil ich von dessen Existenz keinen Begriff hatte, legt sich jetzt freilich am hinderlichsten in den Weg. Das ist die Abneigung meiner Frau, München zu verlassen. Manches hat dazu beigetragen ihre Empfindung zu einer bedenklichen Höhe zu steigern, namentlich der Tod unserer lieben ältesten Tochter. Ich habe, bevor ich mich gegen Euch erklärte, alle schuldige Rücksicht gegen sie geübt, dessen kann Thaeter mein Zeuge sein; der Umstand ist aber der, daß sie selbst erst nach der Zeit die Sache bitterer empfunden hat. Ich denke Gott wird helfen, in dessen Hand ich mich von Anfang an auch in dieser Sache gegeben habe. Habt Ihr nur noch etwas Geduld, beurtheilet uns freundlich und nachsichtig und vertretet uns, wo Ungeduld sich zeigen will.
Ganz hinterher danke ich Dir noch für Deinen lieben herzlichen Brief, auch für die freundlichen Aeußerungen, die Du gegen Jäger gethan hast. Jäger wird in vierzehn Tagen München verlassen. Den müßtet Ihr noch haben. Versäumet ja nicht sein Bild zu sehen.
Die herzlichsten Grüße an die Freunde Bendemann, Hübner, Thaeter. So wie ich vom König Antwort habe, und jetzt allerdings kann sie jede Stunde eintreffen, so schreibe ich an Se. Excellenz.
Von ganzem Herzen der Deinige
München den 7. April 1846.
Heute ist Quandts Geburtstag.
Und in dieser Stunde, da ich den Brief schließe, nahet sich mein Sohn Carl zum ersten Mal dem Tische des Herrn in Eurer Hofkirche. Gott sei mit ihm!
4.
Verehrter Freund!
Dein lieber Brief, den ich gestern Abend erhielt, hat mich in eine peinliche Stimmung versetzt, da ich die Möglichkeit sehe, daß unsre Hoffnungen noch an zwei Hindernissen scheitern können, obgleich wieder tröstlich Dein Wunsch, bei uns zu seyn, durchleuchtet. O ich kann mir wohl denken, welche Empfindungen an der Grenze solcher Lebensfrage Dich gewissenhaften pflichtgetreuen Mann bestürmen mögen, doch der rechte Ausweg wird sich Dir öffnen, da Du Deine Sache in Gottes Hand gelegt.
Wohl bist Du dem Könige Ludwig dankbarste Rücksicht schuldig, doch zu Gleichem ist auch er gegen Dich verpflichtet, und mir scheint, er hat diese Pflicht gegen Dich nicht immer geübt. Das Vaterland hat freilich nichts an Deinem Glücke gebaut, allein das Volk kann nicht dafür, es erkennt Dich verehrend an, es wird Dich lieben, wie auch Du gewiß zu ihm einen gleichen Zug fühlst. Nach dem Vaterlande zurückkehren, kann nie gemisdeutet werden. Ein andres ist es, wo für Dich, den Künstler, der befriedigendere Wirkungskreis gefunden wird, der zugleich den Pflichten genügt, die Du gegen Deine Familie zu erfüllen hast. Einestheils wird hier eine innre Stimme entscheiden, wie Du schon angedeutet hast, da Du Dich nach einer stillern ruhigern Thätigkeit sehnst, anderntheils können Zahlen Zweifel haben. Des Königs Antwort wird für Dich hier bestimmte Entscheidung erleichtern.
Das Wichtigste freilich ist die Stimmung Deiner lieben Frau, doch wer sie kennt, bezeugt ihr ein starkes Gemüth; wie sie überzeugenden Gründen ihre Empfindungen unterordnen wird, so gewiß wird sie für viel Verlornes Ersatz finden, und kann nicht alles ersetzt werden, wird sie an dessen Statt auch Neues gewinnen. Sie kennt Dresden nicht, weiß nicht, wie wohnlich und heimisch sich ohn Unterschied jeder Fremde findet, und sie, die nicht fremd hier eintritt, sondern herzlich empfangen und aufgenommen seyn wird, wird um so schneller heimisch werden.
Könnten wir Euch freilich hier nicht glücklich sehn, möcht ich Euch nicht herwünschen, können aber wichtige Gründe entscheiden, und ist es deshalb Gottes Sache Euch herzuführen, dann darf Euch nicht bangen, Ihr werdet glücklicher seyn, als Ihr glaubtet wünschen zu dürfen.
Der Herr Minister ist verreißt und kommt erst nach den Feiertagen wieder. Ich werde dann sogleich hingehn.
Gott führ es zu Aller Befriedigung hinaus, und lasse, wie es komme, nur keine Zweifel in Dir zurück.
[256] Deiner verehrten Frau empfiehl mich bestens, wie ich auch unsern Jäger herzlich grüße. Daß er unser werde, wird sich auch schon fügen.
Peschel und Richter haben jeder 100 Thaler Zulage erhalten. Thaeter ist in der Zeichnenklasse angestellt, freilich nur 200 Thaler und anderthalb Tage Unterricht in der Woche, doch freut er sich drüber, er ist und bleibt ein reines gediegnes Goldkorn.
Möge Dein Sohn hier Dir ferner Freude machen, wie schmerzlich und wehmüthig heiter mögen Eure Stimmungen gemischt seyn, als Du Deinen Brief an mich schriebst!
Gott sei mit Dir.
Dresden den 13. April 1846.
5.
Theurer Freund,
gestern Mittag erhielt ich Deinen lieben Brief, in welchem abermals Beweise Deiner herzlichen Theilnahme an meinem Geschick enthalten sind. Es veranlaßt dieses mich unverweilt Dir die Nachricht zu geben, daß meine hiesigen Verhältnisse nun so weit gelöset sind, daß ich morgen oder übermorgen an Se. Exzellenz den Herrn Staatsminister von Wietersheim wegen der unbedingten Annahme des mir gewordenen ehrenvollen Antrages werde schreiben können. König Ludwig entläßt mich mit dem ehrenden Vertrauen, daß ich die Nibelungen auch in den neuen Verhältnissen gewissenhaft vollenden werde. Ich hätte heute schon an Se. Exzellenz geschrieben, wenn mir von Seiten des Beamten, welcher mir die bemerkte Eröffnung gemacht hat, nicht wäre auferlegt worden, die in den nächsten Tagen gewiß erfolgende offizielle Mittheilung wegen meiner Entlassung abzuwarten.
Mit diesem Brief will ich zugleich einen an Herrn von Quandt abgehen lassen, damit Du mit Mittheilungen an Andere nicht zu sehr geplagt wirst. Bendemann und Hübner, denen ich mich aufs herzlichste empfehlen lasse, hast Du ja in der Nähe. Thaeter, Richter, Oehme, erfahren es dann wohl auch bald. Herr von Quandt hat dann vielleicht die Güte, Sr. Exzellenz vorläufig eine Anzeige von meiner Meldung zu machen, wenn es nothwendig oder geeignet erscheinen sollte.
Ich bin also der Eure, lieben Freunde, und wollte nur, ich könnte gleich in den neuen Wirkungskreis eintreten. Das wird aber vor Michaeli nicht geschehen können und wohl von Euch auch nicht früher erwartet werden. Vermuthlich trete ich hier schon in der nächsten Zeit aus dem akademischen Verbande, um ganz der Arbeit mich widmen zu können.
Meine Frau wird sich hoffentlich fassen. Ich habe ihr Beweise gegeben, daß ihr Wohl mir innigst am Herzen liegt und nichts mehr scheue als launenhaft und eigenmächtig in so wichtigen Dingen zu entscheiden.
Nimm vorlieb mit diesen flüchtigen Zeilen und bleibe herzlich gesinnet
München den 15ten April 1846.
6.
Theurer Freund
Ich möchte den heutigen Sonntag Jubilate taufen, denn er hat mir und den Freunden ein frohes Evangelium gebracht. Dank Dir, daß Du uns die Nachricht sogleich mitgetheilt, ich habe bei meinen Hausgenossen, und Oehme und Richter, die ich vorerst gesehn, herzliche Freude geschafft. Morgen erfahren es mehr; Du glaubst nicht, wie bange uns Dein letzter Brief gemacht, ich habe mich der Hoffnung nicht mehr recht hingeben mögen, glaubte wenigstens auf eine lange Zögerung der Entscheidung rechnen zu müssen.
Und Deine liebe Frau? sie wird sich fassen, es gilt ja keinen Umzug nach Rußland, nach Amerika, wirst Du befriedigt Dich fühlen, wird sie auch glücklich seyn. Ich fürchte, es haben Uebelwollende unser freundliches Dresden bei ihr verläumdet, man sagt ihm in der Ferne manches nach, was in der Nähe anders aussieht, und unser Sachsen soll Niemand schelten, es wiegt vielleicht schwerer als manches Land, das größer und mächtiger ist; Kunstleben, wie man es, als solches, in München kennt, freilich ausgenommen, doch Du kennst die Zustände und kannst also in nichts enttäuscht werden. Deine Ruhmeshalle ist erbaut, Du willst stiller, hingebender Deine Kunst üben, und dazu findest Du hier wie überall (und ich hoffe einen fruchtbaren und dankbaren) Boden.
Ich mag und kann Herrn v. Quandt nicht vorgreifen, sonst würde mir es ein höchst erfreuliches Geschäft seyn, dem Herrn v. Wietersheim die Nachricht zu bringen, da ich ihm neulich die weniger angenehme mittheilte.
Nichts ist angenehmer als frohe Dinge zu erzählen, und ein heitres Gesicht dafür zu empfangen.
Nimm denn auch meines hin, und denke Dir es so freundlich, als Du kannst.
Hast Du Wünsche, Aufträge, und ich kann dienen, so gebiethe über mich, so viel Du willst.
[257] Empfiehl mich Deiner verehrten Frau; wenn sie hier nur ein wenig eingewohnt seyn wird, soll sie sagen müssen, ich habe mir es doch ganz anders gedacht.
Gott sei mit Dir, und erleichtre Dir alles, was Dich in dieser Lebensfrage noch drücken könnte.
Mit warmer Verehrung und Theilnahme
Dresden den 19. April 1846.
Es ist schon spät in der Nacht, verzeih die gar zu flüchtige Handschrift, noch sollen einige Zeilen an Jäger geschrieben und morgen früh zur Post befördert werden.
Verehrter Freund Schnorr
Gern hätte ich Dir heut persönlich meine herzlichsten Glückwünsche für Dich und Deine Familie gebracht, doch ein schneller Entschluß läßt mich noch heut nach Berlin reisen, um den morgenden 70sten Geburtstag meines theuern Meisters Rauch, den die Künstler dort festlich begehen, mitzufeyern.
Möge das neue Jahr für Dich und die Deinen ein recht glückliches seyn, und möge dadurch die neue Heimath Euch lieb und werth werden.
Meine Frau fügt ihre besten Glückwünsche bei.
Empfiehl mich Deiner verehrten Frau, und grüße und glückwünsche unserm Freund Oehme, wenn Du ihn siehst[4].
Mit treuer Ergebenheit und der Bitte mir Deine freundschaftliche Gesinnung ferner zu erhalten
d. 1. Jan. 47.
Theurer Freund
Erschrick nicht bei Anblick dieser Briefe, als solle Dir dadurch ein zeitraubendes Geschäft aufgebürdet werden. Nur sie zur Stadtpost befördern zu lassen, und etwa die Addresse, wo nöthig, durch Wohnungsangabe genauer zu bezeichnen (was wohl unnütz ist, da alles renommirte Leute sind), das ist meine Bitte. Die Briefe enthalten unsre Auffodrung zur Dresdner Ausstellung; Zeichnungen und Cartons, auch Bilder besitzt mancher Künstler, die für die Münchner Ausstellung vielleicht überflüssig, da sie dort längst bekannt, für uns ganz neu sind. Kannst Du durch Deine persönliche Vermittlung noch etwas hier oder da flott machen, würde es uns sehr erwünscht seyn. Landschaftmaler Kummer hat noch eine Zahl Landschaftmaler und Genremaler aufzufodern übernommen. Herrn Palme[5] habe ich nicht geschrieben, da die Zahl meiner vorräthigen Briefexemplare vergriffen ist, und ich diesen Transport zur Post fördern möchte, um ihn nicht noch 1 Tag zu verzögern. Hat Herr Palme etwas vollendet, das er für München entbehren und uns schicken könnte, würden wir es dankbar erkennen. Du theilst ihm dies wohl in unserm Namen mit.
Deine liebe Frau hat sich an Deinem Portrait[6] gefreut, und ist somit der Zweck erreicht.
Mit dem aufrichtigen Wunsche, daß alles sich vereinigen möge, Dich heiter und ungestört Dein großes ruhmreiches Werk vollenden zu lassen, grüßt Dich herzlich und mit Freundschaft
Dresden den 13. Juni 1848.
Apropos könntest Du uns aber nicht auch einen Carton senden? Das wäre ja herrlich, und ich sehe nicht ein, warum es nicht möglich. Hast Du keinen Deiner Nibelungen Cartons mehr? Sind denn alle aus den Kaisersälen bei uns gewesen? Ich weiß es nicht, weil ich zu jener Zeit in Paris war.
Bitt sende etwas, ich fasse Dich bei Deiner Pflicht. Dich unter uns zu besitzen und nichts von Dir zu sehn auf der Ausstellung, geht nicht. Also möglich ist.
9.
Theurer Freund,
weit davon entfernt, über die mir zugesendeten (und natürlich sogleich an ihre Adressen beförderten) Briefe zu erschrecken, habe ich mich vielmehr an dem Anblick Deiner Handschrift von Herzen erfreut. Der Hand, von welcher diese Züge herrühren, habe ich so viel zu verdanken und noch zuletzt die große übergroße Freude, welche sie durch die Hervorbringung meines Bildniß der ganzen Familie Schnorr bereitet hat. Und diese Hand gehört zu einem Herzen, in welchem wahre und aufrichtige Freundschaft für mich wohnet; darum also kein Schreck, sondern pure Freude. – Für unsere Ausstellungsangelegenheit wird sich wohl nicht viel thun lassen. Es ist heuer das Jahr, in welchem auch in München wieder Ausstellung ist; die neueren Sachen werden die hiesigen Künstler also dieser zuwenden. Im Ganzen ist in der letzten Zeit auch hier nicht viel geschaffen [258] worden und noch ist mir nichts zu Gesichte gekommen, um das ich hätte werben mögen. Was Palme betrifft, so hat dieser allerdings ein Paar Gemälde fertig; die aber, wenn sie nicht schon an die Kirchen abgegeben sind, welche sie bestellten, doch dieser Tage gewiß dahin abgehen werden. Was mich anbelangt, so habe ich unter den früher vollendeten Cartons nichts, was Euch nicht bekannt oder nicht so vergraben wäre, daß ich es herbeizuschaffen außer Stande bin. Solltest Du der Meinung sein, daß die Reihe der Zeichnungen, welche ich zu den Homerischen Hymnen gemacht habe, hinreichendes Interesse darbiethen, so stelle ich diese gern zu Eurer Disposition, um meinen guten Willen zu bezeugen. Meine Frau würde auf die hier ausgesprochene Erklärung hin die zwölf großen Zeichnungen, von denen je drei immer zu einem Hymnus gehören, und dann die drei kleineren, die mit den größeren apart gelegt sind, ausliefern[7]. Die übrigen in derselben Mappe, aber nicht oben, liegenden Zeichnungen halte ich zurück. Eine versuchsweise mit Bleistift geschriebene Inschrift an einer Zeichnung zum Hymnus an Apollo kann weggewischt werden.
Theurer Freund, da ich gerade an Dich schreibe, so erlaubst Du wohl einer Angelegenheit zu erwähnen, welche die Gallerie betrifft und welche ich bitte unsern verehrten Collegen Bendemann und Hübner zu empfehlen. Meine Frau schreibt mir, daß von neuem im Anzeiger das Verlangen aufgestellt werde, die Gallerie bis 4 Uhr Nachmittags offen zu halten und daß auf die bestehende Einrichtung als auf eine Krähwinkliade hingewiesen werde. Ich hatte vor meiner Abreise ein Paar Erwiederungen entworfen, welche ich Hofrath Schulz zur beliebigen Benutzung übergab, die damals allenfalls zur Veröffentlichung hätten geeignet sein können. Ob die eine oder andere zum Druck befördert worden ist, weiß ich nicht, jedenfalls dürfte jetzt eine ordentliche Darlegung der Verhältnisse nöthig sein. Das Geeignete nun zu verfügen und zur Ausführung zu bringen möchte ich hiedurch den sehr verehrten Mitgliedern der Galleriecommission dringend empfohlen haben. Nicht wahr Du bist so gut Deinen Nachbarn in den Villersschen Häusern[8] nebst meinem herzlichen Gruß mein Anliegen mitzutheilen. Ich kann natürlich von hier aus in der Sache nichts thun. –
Hier ist kürzlich auch die von den Düsseldorfern angeregte, von den hannöverschen und sächsischen Künstlern aufgenommene Angelegenheit einer Empfehlung der deutschen Kunst an den deutschen Reichstag zur Sprache gekommen und, wie ich höre, ist man dabei, eine Adresse zu entwerfen. Ich bin überzeugt, daß der allein würdige Standpunkt, von welchem aus etwas geschehen könnte (abgesehen davon, ob jetzt der rechte Zeitpunkt ist, einzuschreiten), der ist, von welchem die Sache der Kunst als eine der Volks-Bildung und -Erhebung wichtige Angelegenheit sich darstellt. Vom Standpunkte des Interesses der Künstler aus darf die Sache nicht genommen werden. Es handle sich um die Kunst und nicht um die Künstler. Das was die Künstler dem Volke zu geben haben, nicht das, was sie von ihm haben möchten (Beschäftigung, Nahrung), sei der Gegenstand der Empfehlung.
Nun nochmals meinen herzlichsten Dank für das herrliche Geschenk, was Du meiner Frau gemacht hast, die gewiß ganz empfindet, was sie an dem Werke Deiner Hand besitzt und – Gott befohlen! Haltet fest zusammen, wo es gilt, dem Unwesen steuern, das mit so furchtbarer Gewalt auf uns hereinstürmt und das ein gnädiger Gott uns bisher in seinen Folgen und Wirkungen erscheinen läßt im Nachbarlande Frankreich zur Darnachachtung.
Grüße die Freunde, wie Du selbst herzlich begrüßt bist von Deinem
München den 29t. Juni 1848.
Nach allseitiger Rücksprache ist es nun bestimmt, daß die Stunden für die jungen Mädchen bei Herrn Dr. Schäfer[10] stattfinden und Montags von 10–11 oder 12–1 und Mittwochs von 11–12 Uhr. Die Tochter des Staatsraths Adelson[11] ist krank, und überhaupt kränklich, so daß sie wohl nicht Theil nehmen wird, doch wünscht es Grahl für seine Tochter[12], die aber noch jetzt auf Besuch in Berlin ist, und die ersten Tage im Mai zurückkehrt. Ich habe Herrn Dr. Schäfer gefragt, ob es ihm recht sei, daß der Beginn der Stunden bis zu Montag den 7. Mai ausgesetzt werde. Geht er drauf ein, so mag es dabei bleiben, da ich voraussetze, daß es Dir wohl auch recht sei. Es nehmen demnach vier Theil. Nach dem Honorar kannst Du Dich vielleicht am besten durch Deinen Schwager Blochmann erkundigen.
Montag früh.
[259]
Trotzdem, daß Du, lieber Schnorr, auf meinen Göthe subscribirt hast, so mußt Du mir erlauben, Dich nicht als einen solchen betrachten zu wollen, und zu können; nimm die Kleinigkeit als einen Tribut meiner Freundschaft und Verehrung an, der Dir doch, da Du Dein Gefallen darüber geäußert, auch ohne Subscription ins Haus geflogen wäre.
Donnerstag früh.
Theurer Freund
Hat Dir nicht König aus München in seinem Briefe eine Beschreibung seines hier auszustellenden Cartons beigefügt? Ich möchte sie gern haben, um sie, theils abgeschrieben an den Carton anheften zu lassen, theils einen Titel für den Catalog zu erlangen[14].
Bitte sei so gütig mir sie zu schicken.
Ich hoffe, die Luft thut Dir gut, und Deine Genesung schreitet vor.
Liebster Freund
In beifolgendem Blatte der deutschen Lehrerzeitung ist ein Herzenserguß über Deine Bibel in Bildern von meinem lieben alten Pastor Trautschold[15], der für Dein Werk begeistert ist, und es durch Wort und That gern verbreiten möchte. Der Redakteur hat ihm dies eine Blatt zugeschickt, und Trautschold möchte, daß Du es lesest und es ihm (durch mich) wieder zusendest. Vieles ist im Gedicht gar herzlich und wahr ausgesprochen, wenn auch gar manches für die prosaische Form sich besser eignete. Könntest Du dem alten lieben Mann in einer Zeile ein freundliches Wort sagen, würdest Du ihn, glaub ich, sehr glücklich machen. Doch sei dies nicht eine Nothwendigkeit, wenn es eine große Zumuthung an Dich wäre.
Schicke mir es heut oder morgen wieder zu.
Freitag früh.
Liebster Schnorr
Du magst ja entschuldigen, wenn ich mir heut erlauben mußte, in Dein Atelier[16] die für die Göthe- Schillergruppe bestimmte Drehscheibe einzuquartiren. Ich hatte selbige Ende dieses Monats erwartet, sie kam unverhofft und unangemeldet heut an, und ist so groß und schwer (einige 20 Ctr. Gewicht), daß ich sie nirgends unterzubringen wußte. Ich hoffe, sie wird Dich (in einer Ecke Deines Ateliers) nicht beengen, und mir magst Du die scheinbare Willkühr verzeihen, doch zu Dir konnt ich nicht erst um zu fragen, und ich wußte im Voraus, Du würdest mir’s nicht abschlagen.
Deine Schüler waren zugegen.
Mittwoch.
Da ich noch heut Abend nach Pillnitz per Droschke fahren will und Dich nicht besuchen konnte, so wollte ich Dich herzlich bitten Veranstaltung zu treffen, daß morgen Sonnabend halb 10 Uhr Rauch die Gallerie[18] besuchen kann, ich werde mit ihm hinkommen. Wirst Du auch da seyn? Es wäre dies allerdings gar schön.
Liebster Schnorr
Obwohl ich jetzt aus- und ins Atelier gehe, wage ich doch nicht heut Abend der Prämienvertheilung beizuwohnen, da es auf der Terrasse so zugig und die Abendluft rauher ist. Da ich schon das letztemal nicht im Academischen Rath gewesen, so wäre mir es lieb, wenn Du dem Geheimen Rath[20] den Grund meines Wegbleibens aussprächst. Zugleich würde ich Dich bitten, die kleine goldne Medaille für Schwenk statt [260] meiner (wie er mich gebeten) in Empfang zu nehmen, ich würde sie dann weiter besorgen.
Daß es Deinem Julius fort und fort nach Umständen gut geht, macht uns sehr glücklich; man darf auf einen normalen Verlauf hoffen. Ich hätte mich gefreut Dich einmal außer dem Haus zu sehn, da wir beide aus Rücksicht der Krankheit uns im Hause nicht sehn können. Hoffentlich ist der Bann bald gehoben, und dann, wills Gott, wollen wir uns doch öfter sehn als bisher. Möge es Dir und den Deinen gut gehn. Meiner Frau gehts besser, doch hat sie noch sehr heftigen Husten, an dem fast die ganze Familie aktiven Theil nimmt.
Donnerstag früh.
Liebster Schnorr
Die Zeichnung müßte ich bis spätestens den 2ten Januar haben. Die Ausführung wähle, wie sie Dir am liebsten, also mit der Feder, die für Dich sogar charakteristisch ist, da Du fast alles mit der Feder zeichnest und Keiner sie so meisterhaft handhabt.
Mein liebster Schnorr
Indem ich mich meiner Schuld entledige, sage ich Dir für Deine prächtige Zeichnung den schönsten besten Dank. Sie hat große Freude gemacht und ist im Besitze, der sie zu würdigen weiß. Die Geh. Räthin Carus hatte sie zum Geburtstag ihres Mannes bestellt[21].
Für die Güte, die sich für mich in Deinem Zweifel, wer sie besitzen werde, ausspricht, danke ich Dir herzlich. Carus wird wohl selbst bald Gelegenheit finden, Dir seine Freude auszusprechen.
d. 3. Jan. 57.
Lieber guter Schnorr
Da Du es bei Deiner liebenswürdigen Theilnahme gewiß gern wissen willst, wie mir der gestrige Abend bekommen, so kann ich Dir über mein Erwarten nur Gutes sagen, sogar Vortreffliches. Ich bin ein neuer Mensch geworden und denke an viel Gutes und Liebes, was mir zu Theil geworden, ohne zu fragen, ob ichs verdiene. Giebt der liebe Gott uns ja täglich des Unverdienten so viel, daß wir nie zum Genuß kämen über der Untersuchung.
Auch Du hast mir gestern so viel Herzliches und Liebes erwiesen, daß ich dessen mit Freude und Dank gedenke.
Deine freundliche Erinnerung habe ich befolgt und bin 10 Minuten nach Dir gegangen.
Kein Mißton stört heut meine Freude. Was über mein Verdienst und Recht hinausgegangen, mögen die Toastbringer verantworten.
Sonntag früh.
Liebster Schnorr
Preller[24] und seine Frau sind soeben gekommen, er hatte mir es heut sagen lassen, wußte aber doch nicht, ob sein Zustand es erlaube. Daher frag ich erst jetzt an, ob Ihr ein wenig zu uns kommen wollt und könnt. Du bist freilich erst um 1 Uhr zu Bett gegangen, doch kannst Du heut jedenfalls nach Deiner Bequemlichkeit gehn oder bleiben. Thu Dir aber keinen Zwang an. Preller würde es sehr freuen, hat aber auch den großen Wunsch Dein Album zu sehn. Ich würde um solche Gunst nicht zum zweitenmal[25] zu bitten wagen, wenn ich nicht wüßte, daß Du Prellern gern die Freude machen würdest. Ich schicke nachher Hemken[26] zu Dir, der es holt (im Fall Du es nicht abschlägst).
Bitte um Antwort, wenn Du lesen kannst, ich habe im Finstern geschrieben[27].
[261]
Lieber Schnorr
In unsrer gestrigen Abendsitzung für die Münchner Ausstellung ist die Wahl der dahin zu schickenden Bilder (im Privatbesitz) festgestellt worden. Herr von Quandt hat bereits für die seinigen zugesagt. Natürlich sind auch die schönen Bilder von Dir aus Deinem Römischen Aufenthalte her [darunter]: die Heimsuchung und die Madonna mit dem liebkosenden Kinde. Obwohl wir Deine Zustimmung voraussetzen, wollten wir es aber doch ohne Deine ausdrückliche Erlaubniß nicht thun, und bitte ich Dich mir hiemit mit Ueberbringer dieses mitzutheilen.
Herr von Quandt hat auch ein schönes Bild von Olivier[29], das wir wünschten, er schrieb an Bendemann, daß es uns zu Geboth stünde, obwohl er es nicht liebe, Du hättest aber das beßre Bild von Olivier. Wir wissen nicht, ob dies begründet, ob es auch Deine Meinung sei, und ob Du es, statt des Quandtschen Bildes für die Zeit der Münchner Ausstellung entbehren wolltest, oder ob wir beide hinschicken sollen und können. Sei so gütig, liebster Schnorr, und entscheide.
Guten Morgen. Gruß von
Sonntag früh.
Mein lieber Schnorr
würdest Du wohl den Tausch eingehn, daß Du die letzte Woche im Aktsaal (die nächste?) noch für mich gäbest, und ich dagegen im Sommer eine für Dich übernehme? Wenn Du nicht kannst, so sprech ich mit einem Andren, also bitte ganz, wie Dir es paßt, ohne Rückhalt.
23.
Liebster Rietschel!
Unsern Verabredungen gemäß übersende ich Dir anbei die, die Verleihung des Ordens pour le mérite betreffenden Schriften, welche ich gestern nebst der Decoration von der Frau Director Seebeck zugesendet erhielt. Die Decoration halte ich zurück, – so wolltest Du es – und bewahre sie in dem metallnen Kästchen nebst dem mir anvertrauten Paket; erwarte aber, daß Du, wie dieses in der Verleihungsacte verlangt wird, den Empfang derselben bestätigest. Anderes bleibt mir in der Sache zu thun nun nicht übrig, nur zu wünschen, daß Du meine Sendung richtig empfängst, worüber ich wohl gelegentlich durch die Seebeck etwas erfahren werde.
Gott segne nun vor Allem Deine Kur und schenke Dir recht gründliche Erholung von Deinen Anstrengungen. Eben so möge Er auch Deiner lieben Frau Gesundheit und sonst alles Gute schenken!
Die Meinigen grüßen Euch bestens. In unserm Hause steht alles wohl.
Nimm vorlieb mit diesen wenigen flüchtigen Zeilen und behalte lieb
Deinen Dir treu und aufrichtig ergebenen Freund
Dresden, den 2. Juni 1858.
Absichtlich habe ich die Sendung um ein Paar Tage verzögert, weil ich darauf aufmerksam gemacht wurde, daß Du, hätte ich am 2. Juni dieselbe bewerkstelliget, bei ihrer Ankunft in Ems noch nicht daselbst eingetroffen sein würdest.
24.
Geliebter Freund!
Habe tausend Dank für Deine gütige Besorgung. Für Deine Auslagen bleib ich Schuldner, bis ich zurückkomme. Ich habe sogleich am ersten Morgen, nachdem ich angekommen war, Dein Schreiben, das auch eben angekommen war, erhalten und sogleich meine Schreiben an den König und Herrn von Humboldt, so wie das officielle an die Ordenskommission abgefertigt.
Ich war verwundert, daß Du die Sendung durch meine Schwägerin[31] erhalten und nicht durch die Gesandtschaft, und vermuthe, daß sie durch die Post geschehn ist.
In Worms haben wir einige angenehme Tage verlebt, und von dort einen Ausflug nach Speyer und Heidelberg gemacht. Die Hitze war fürchterlich. Wohlthuend waren die kühlen Räume bei Deinen lieben Kindern[32], wo wir mit herzlicher Freude begrüßt wurden. Wir schmeicheln uns Veranlassung zu sein, [262] daß Deine liebe Tochter, wie wir hier von Frau Loth[33] gehört, alsbald aufgebrochen und zu Euch geeilt ist. Das sind jetzt Festtage in Eurem Hause, und wie freun wir uns derselben. Wie oft auch haben wir Dich und Deine liebe Frau herausgewünscht aus den Schranken der täglichen Berufspflicht, wenn wir auf der Reise einen schönen Punkt fanden, der einlud zu Genuß und Ruhe. Nur aber freilich nicht in Ems, oder irgend welchem Bad, was meine Bestimmung zu werden scheint, wenn ich Zeit und Geld für meine Erholung opfern muß.
Ich fand hier Briefe vor und meine Schwägerin hat mir ein solch Paquet geschickt, daß ich meinte, Alles habe gewartet auf Ems, wo ich Zeit genug dazu hätte, und doch kein Brief, der nicht etwas Nothwendiges zu beantworten enthielt.
Das wär nun hier nicht der Fall, theurer Freund, denn Du foderst ja keine Antwort, doch diese zu geben, ist mir wohlthuend, es ist mir eine angenehme Erholung, und wartete nicht Andres auf mich, so würdest Du mich noch nicht los.
Meine Frau grüßt herzlich mit mir Dein ganzes Haus.
Ems den 9. Juni 58.
Nach allem, was ich von Dir höre, darf ich annehmen, daß es Dir wohl gehe. Gott gebe, daß dem so sei und daß Du und Deine liebe Frau eine erquickende Ruhe genießet.
Was mich heute veranlaßt Dir zu schreiben, ist eine Angelegenheit unseres Ordens. Du wirst eben so wie ich die Aufforderung zu einer Neuwahl erhalten haben, oder sie noch erhalten. Und zwar werden wir angewiesen diesesmal eine Person aus dem Gebiete der Architectur zu wählen, welche unter den Rittern deutscher Nation noch gar nicht vertreten ist; bis zum 30. Juli müssen die Stimmen an die General-Ordens- Commission in Berlin eingeliefert sein. Da es nun nicht nur erlaubt, sondern wünschenswerth ist, daß Mitglieder des Ordens sich untereinander über eine neue Wahl verständigen, um eine zu arge Zersplitterung der Stimmen zu vermeiden und ein Resultat zu erzielen, und zu dem Ende von dem Kanzler schon bei der Ausschreibung der Wahl das Gebiet, aus welchem gewählt werden soll, so scharf begränzt als möglich bezeichnet wird; so erlaube ich mir meine Gedanken bei der jetzt zu bewerkstelligenden Wahl Dir mitzutheilen.
Ich maße mir nicht an die Bedeutung sämmtlicher jetzt lebender deutscher Architecten vollkommen richtig zu würdigen; ich glaube aber nicht zu irren, wenn ich annehme, daß seit Schinkels Tod und dem Ausscheiden Sempers aus dem Gebiete der Wählbaren kein deutscher Architect bedeutender ist als Leo von Klenze.
Klenze hat seit einem reichlichen Menschenalter in seiner Kunst gewirkt und unter den günstigsten Verhältnissen geschaffen. Er hat dem König Ludwig ein neues München gebaut, und was man Tadelndes gegen seine Werke und Rühmliches von den Werken seiner Kunstgenossen in Bayern sagen kann, Alles in Allem erwägend, muß man in ihm doch denjenigen erkennen, welcher neben Schinkel am mächtigsten auf eine würdige Umbildung der architectonischen Kunstformen eingewirkt hat. Darum gedenke ich ihm meine Stimme zu geben, glaube auch, daß Cornelius und Kaulbach eben so denken wie ich. Bist Du anderer Meinung als ich, so wäre es mir angenehm es zu erfahren und bin auch gern bereit einer anderen Ansicht zu folgen, wenn mir überzeugende Gründe entgegen gehalten werden. Könntest Du mit Deiner Stimme Dich aber uns anschließen, so würde es mich freuen, und ich möchte fast glauben, daß wir die Meinung der Mehrzahl der wählenden Ritter treffen würden.
So viel von dieser Angelegenheit. Da ich aber einmal schreibe, so erlaube ich mir zu erwähnen, daß ich von Stuttgart aus noch einmal an den früher ausgesprochenen Wunsch erinnert worden bin, Du möchtest für unser (von Schnaase, v. Grüneisen und mir herauszugebendes) christliches Kunstblatt, dessen erste Nummer im October erscheinen wird, eine Mittheilung über Dein Luther-Denkmal uns zukommen lassen. Wenn in irgend einem Punkte Deine Gedanken noch flüssig wären, so sähe ich darin keinen Nachtheil. Die Hauptsache würde uns sein, daß die Theilnahme für das Werk in möglichst weiten Kreisen angeregt würde. – Das Programm des Blattes mit einer von mir componirten Vignette werde ich demnächst Dir zusenden können.
Und nun zum Schluß. Gott sei Dank! es geht uns gut. Emmy und Ludwig sind bei uns und bald wird Franz, später dann auch noch Paldamus kommen. In wenig Tagen zieht die Familie wieder nach dem weißen Hirsch. – Tausend Grüße von den Meinen und von mir Dir und Deiner lieben Frau. Gott schenke uns allen fröhliches Wiedersehen!
Dresden, den 30. Juni 1858.
[263]
Vielen Dank für Deinen Brief, der mir so freundlich entgegenkommend, mir eine für mich neue und sehr ernste Aufgabe erleichtert. Es giebt mir eine fast feierliche Stimmung, daß ich nun berufen bin, mitzuwirken, daß solcher Ehrenpreis einem Würdigsten zuerkannt werde, und kommen denn allerhand Empfindungen über mich, denen Worte zu geben ich hier unterlasse. Es macht mich glücklich, mit Dir von ganzer Seele Einer Meinung zu seyn, und ich kann Dich versichern, daß ich ohne Deine Anfrage denselben Gedanken gefaßt hätte. Als Du mir Deine vertrauliche Mittheilung machtest, wie Cornelius vor meiner Wahl die Frage wegen eines Architekten anregte etc., bewegte mich die eigne Angelegenheit und Humboldts Brief zu sehr, und nahm jede weitre Reflexion gefangen; ich habe nicht weiter drüber nachgedacht. Als ich mit Deiner frühern Zusendung das Namensverzeichnis erhielt, vermißte ich ganz mechanisch den Namen Klenze, den ich unter den Künstlern suchte, jetzt erst fiel mir Deine Mittheilung wieder ein, ich schlug mich vor dem Kopf. Und als ich dem alten Herrn in Heidelberg begegnete und mich seines Wiedersehns freute, da kam sogleich der Gedanke, daß an ihm etwas unterlassen sei, was einem Unrecht gleich käme. Wie es bei jeder Wahl, Sache oder Person, ein angenehmes Gefühl ist, keinen Zweifel zu haben, daß sie die rechte sei, so auch hier. Hier ist wie bei Dir, so bei mir nicht der leiseste Zweifel, und so wirds bei Kaulbach nicht sein, bei Cornelius und Overbeck noch weniger. Ich bin entschlossen, ganz bescheiden anheimgebend, aber meine Gründe auseinanderlegend an Lißt[36] zu schreiben. Ist Dir das auch recht? Noch habe ich das Auffoderungsschreiben nicht, denke es durch meine Schwägrin ehstens zu erhalten. Nur eins, mein lieber theurer Freund, hätte ich so gern von Dir gehört, doch wird mir es schwer, Dich bei Deiner engen engen Zeit zu bitten. Ich möchte wissen, ob der Name kurzweg vorgeschlagen wird, oder ob der Vorschlag motivirt werden muß. Könntest Du mir mit 3 oder 4 Worten dies beantworten? Ist Klenze’s Titel beizufügen, wie heißt derselbe; Geheime-Rath oder Baudirector? etc. etc. Du dürftest Deine Zeilen nur an meine Schwägrin geben, die sie mit den einlaufenden Briefen mir in jeder Woche schickt.
Daß es Euch gut geht, hören wir mit Freuden, was ist köstlicher, als die Kinder um sich zu sammeln. Mit Loths waren wir viel zusammen. Wir haben viel mit der kleinen liebenswürdigen Frau gelacht. Seit dem haben wir keinen nähern Umgang mit Badegästen gepflogen. Es geht uns gut, und wills Gott, will ich mit frischer Kraft wieder an meine Arbeit gehn, ich sehne mich herzlich darnach. Nur rathet jeder und die Aerzte vor allem der Cur ihre Nachwirkung zu bewahren und nicht kopfüber in alle Arbeit sich zu stürzen. Zuletzt soll Lebenszweck werden: seine Gesundheit zu pflegen, da ists zuletzt auch gleich, ob todt oder lebendig.
Ueber Luthers Monument sprechen wir mündlich, es ist dazu noch Zeit. Gott weiß es, daß ich nicht aus Lust und Laune es so oder so machen will, ich nehme es ungeheuer ernst mit der Sache und mit mir. Wollte ich anders, als ichs fühle, erkenne und demnach muß, ich würde einen Meineid begehn. Wohl giebt es nur Eine Wahrheit, aber ihre Ausstralungen erscheinen verschieden, je nachdem das Prisma der Seele gestellt ist und sie aufzufangen vermag, sie bleiben demnach immer ausgehend von Einer Quelle. Mit meiner Auffassung wird grad Euer Blatt den Streit der Ansichten beginnen müssen!
Wie stehts mit der Frage der Besetzung der Kupferstecherprofessur? Ich denke morgen den 4ten über 8 Tage hier abzureisen, 8 Tage still wo zu bleiben, dann nach Brandenburg einige Tage zu gehn, und in der letzten Woche des Juli bei Euch einzutreffen. Gott gebe frohes Wiedersehn. Grüß Dein ganzes liebes Haus. Meine Frau grüßt herzlich.
Wenn Du heut gegen Abend 6 Uhr kannst und willst, liebster Schnorr, so wird Hübner sich auch einstellen und – bei mir, weil ich etwas erkältet bin und nicht auszugehn wage. Kann ich Dich also erwarten?
Dienstag früh.
Jedenfalls, liebster Schnorr, wird es da besser seyn, wenn wir morgen Mittwoch gegen Abend 6 Uhr unsre Sitzung bei mir halten, da es doch ungewiß ist, wie lange die Eure im Kunstverein dauert. Wenn Dir es recht ist, so brauche ich keine Antwort weiter.
[264]
Mein lieber Schnorr
Vor allem der Wunsch für ein frohes heitres Weihnachtsfest, mögt Ihr alle wohl und gesund sein, und gleiche Nachrichten von außen einlaufen.
Da wir beide aufgefordert sind, unsre Stimmen für die Wahl eines Nachfolgers Johannes Müllers für den Orden p. l. m. abzugeben, und es, wenigstens für mich, schwer oder vielmehr unmöglich ist, den Würdigsten zu kennen, so glaubte ich nicht einen falschen Schritt zu thun, wenn ich an den General v. Webern in Berlin schrieb. Webern ist seit Rauchs Tode, dessen intimer Freund er war, mir selbst ein Freund geworden, er wollte, wie er sich ausdrückte, ein solches Verhältniß zu mir wie ein Erbtheil Rauchs betrachten, und ich steh seitdem in Briefwechsel mit ihm. Webern ist außerdem Mitglied der Ordenskanzlei, und irre ich nicht Kanzler oder Vicekanzler für den Orden pour le merite für die militairische Abtheilung. Da ich ihn also diesen Verhältnissen nahe wußte, bat ich ihn um vertrauliche Mittheilung, wer wohl dort als der oder die Würdigsten erkannt seyen. Er hat demnach bei Humboldt selbst gelauscht, und bezeichnen können: den Professor Weber den ältern[39] in Leipzig.
Vielfach habe ich von seiner, Webers, großen Bedeutung gehört, und besonders jetzt von dem, was er alles geschrieben, erforscht und entdeckt hat, wo ich von meinem Sohn oft erzählen höre, der bei ihm Vorlesungen hat. Natürlich ist dies für Dich nicht vorgreifend, ich glaubte aber doch Dir es mittheilen zu müssen, und ich werde also ihm meine Stimme geben. Oder hast Du, theurer Freund, vielleicht auch Recherchen angestellt und fallen sie anders aus und willst Du sie mir mittheilen?
Ich hoffe, daß wir uns nun bald einmal bei Dir oder uns en famille zusammenfinden, damit der Weg ein betretner bleibe für alle Zeit.
Mit den herzlichsten Grüßen an die lieben Deinigen und besten Wünschen
1. Feiertag früh.
Liebster Schnorr
Verzeihe, wenn ich Dich bitte und Dir zumuthe in beil. Heft einen kurzen Aufsatz über die Münchner Ausstellung[41] zu lesen. Es nimmt Dir vielleicht nicht mehr als 7–8 Minuten. Dem Verfasser, der sich vorher nicht gegen Dich nennen wollte, liegt vor Allem an Deinem Urtheil, und wünscht nachsichtslos durch Dich zu hören, wo und was gefehlt und mit Deinem Urtheil in Widerspruch steht. Ich hole mir es dieser Tage bei Dir ab.
Mit schönstem Gruß und Empfehlung den lieben Deinen
Donnerstag früh.
Wenn Du gelesen, werde ich Dir den Verfasser nennen.
Lieber Schnorr
Unsrer gestrigen Verabredung gemäß schicke ich Dir hier Bild und Schlüssel dazu. Sei so gütig, übergieb es Herrn Insp. Schirmer zur Aufbewahrung. Durch Bendemann erfährt es Hübner, und vielleicht läßt Du es durch einen Deiner Schüler unsern Peschel wissen. Es wäre mir recht lieb, wenn Einer von Euch einige Worte darüber niederschriebe, und die Andern sie vielleicht beistimmend, wenn sie können, unterschrieben, da den Besitzer ein gutachtlich (beifälliges oder misfälliges) Urtheil über den Kunstwerth, Identität der Person und den Meister sehr glücklich machen würde.
Beil. gutachtliche Aeußerung über die Identität der Person weiß ich nicht, von wem sie ist, auch lege ich die andre Inlage bei[43].
Ich danke im Voraus für Eure Bemühung, und beklage nicht dabei seyn zu können, da ich hier etwas zu lernen gehabt hätte.
Freitag früh.
Lieber Schnorr!
Glaubst Du, daß dem Oberhofprediger Grüneisen ein paar Photographieen des Lutherdenkmals lieb wären? Wenn Du meinst, so schicke sie ihm, wenn Du gelegentlich wieder einmal schreibst, schneide das weiße Papier ab, des bessern Verpackens wegen.
Die Photographieen, besonders die Diagonalansicht, sind schlecht gerathen, so schwarz, daß Schatten und Grund zusammen gehn, und die Lichter isoliren.
[265] Den ersten Monath der Correctur wird Hübner übernehmen, oder paßt Dir es besser, so sei so gütig, sprich mit ihm, ihm wirds gleich seyn. Ich werde doch erst nach Mitte Juni zurückkehren, kann also erst die 3te Correctur übernehmen.
Wirst Du mir verzeihen, wenn ich nicht persönlich Abschied nehme? gewiß nicht [so!], ich weiß es. Die letzte Zeit drängt viel zusammen, und ich will nirgend hin gehn.
So leb wohl, theuerer Freund, Gott geb uns allen ein frohes Wiedersehn. Der Krieg wird dann seinen Reigen begonnen haben, ich lebe der Hoffnung, Gott wird der guten Sache helfen.
Deiner lieben Frau, Tochter und Sohn und den Söhnchen die herzlichsten Empfehlungen und Grüße.
d. 23. April [1859].
Lieber Schnorr
Ich hörte von Carus, ganz im Vertraun, daß König Ludwig nächsten Sonntag auf ein paar Tage (ganz incognito) herkommen wolle, seine Schwestern die Königinnen zu besuchen. Da er doch jedenfalls die Gallerie und Dich besuchen wird, so wollte ich Dich nicht unvorbereitet lassen.
Mittwoch früh.
Liebster Schnorr,
Gestern Abend theilte mir Geh. Rath Kohlschütter mit, daß das Hempelsche Haus[46] gekauft würde, die Unterhandlungen sind eingeleitet, 500 Thaler Gehaltserhöhung. Die ganze Erhöhung soll als 1000 Thaler gelten, wovon 500 Thaler auf die Wohnung kommen. Was drüber ist, trägt wahrscheinlich das Ministerium unter andern Namen ein. Was weiß ich.
Mir brennt der Kopf und das Herz, und meine Hände falten sich stets zum Dank und dann zur Bitte, daß mirs Gott erhalten möge, wenigstens mein Luthermonument zu vollenden.
Ich lege Grüneisens Brief bei und danke dafür, und dem theuern Mann, daß er in so liebevoller Theilnahme meiner gedenkt.
Deiner vortrefflichen Frau die herzlichsten Grüße, sie war die erste, die in mir den Gedanken und Muth aufrief, auch Zulage zu fodern. Was wären wir ohne die Frauen!
Sonnabend früh.
Liebster Schnorr
Hier Webers Brief, der uns aber im Dunkeln läßt. Er hält sich, wie mir scheint, zu peinlich an genaue Ersetzung dessen, was in Humboldt vereinigt war.
Uebrigens sind außer der Botanik und Physik die andern Fächer vertreten. Für Chemie ist schon Liebig und Mitscherlich, für Geographie und Mineralogie Haidinger in Wien, für Astronomie Encke. Mir scheint also Webers Bruder[48] für Physik als eine geeignete Wahl.
Was meinst Du? Antworte mir eine Zeile, und ich werde noch an Weber schreiben und ihn aufklären, daß an diejenigen Facultäten nicht gedacht werden kann, die schon vertreten sind, und es doch wohl die Absicht der Ordenskanzlei seyn kann, für fehlende Fächer den bedeutendsten zu wählen.
Auch über Keller[49] will ich ihn noch aufklären.
Doch erst Deine Antwort, bester Freund.
Liebster Schnorr
Ich habe bedauert, daß ich, der ich diesen Winter das 2te. mal in Gesellschaft zu seyn versucht, Dich verfehlt habe.
Deine Ansicht ist die meine. Wenn von den einzelnen Wissenschaftsbranchen, welche Humboldt alle in sich vereinigte und wie sie Weber herrechnet, drei würdigst besetzt sind und also Physik und Botanik übrig bleibt, so mein ich die durch Humboldt erledigte Stelle am meisten und grad recht durch Physik vertreten wird[51]. Und da Weber außer seinem Bruder auch Neumann in Königsberg nennt, so ist mirs nur ein Beweis, daß er nicht partheiisch seyn und seinen Bruder allein nennen wollte.
[266] Jedenfalls ist Wilhelm Weber eine hohe Größe, und ich stimme ebenfalls für ihn, und zum zweiten für Keller[52]. Jedenfalls schreib ich heut noch an Weber, keineswegs ihn zu fragen, sondern ihn durch unsern Entschluß zu einem bestimmten Handeln zu bringen. Möglich, daß es ihm nicht angenehm ist, für seinen Bruder stimmen zu sollen, und – da er doch nach seiner Ueberzeugung für ihn stimmen müßte, die Abstimmung ganz zu unterlassen. Wegen Keller will ich ihn ins Klare bringen.
Ich schicke morgen oder übermorgen meine Abstimmung nach Berlin.
Sei recht herzlich gegrüßt von dem
Donnerstag früh.
Lieber theurer Freund
Es ist uns recht betrübt, daß kein’s von uns Eurem frohen Familienfeste[53] beiwohnen kann. Von mir war es nicht anders zu erwarten, doch auch meine Frau kann nicht theilnehmen, da sich bei ihr gestern ein heftig Zahngeschwür entwickelt und ihr Gesicht geschwollen hat.
Mögen Eure und die Wünsche aller theilnehmenden Freunde sich erfüllen, und für das liebe Brautpaar dieser Tag ein Tag fortdauernden Glückes werden. Dazu wolle Gott seinen Seegen geben[54].
Mit den allerherzlichsten Grüßen und besten Wünschen auch von meiner Frau treulichst
Den 25. April 1860.
Liebster Schnorr
General v. Webern schreibt mir, daß er mir auf meine Wünsche, natürlich sub rosa mittheilen könne, daß die Mehrzahl der dortigen (Berliner) Stimmen in Betreff des Mathematikers sich auf Prof. Neumann in Königsberg und bei dem Geschichtsforscher auf Prof. Dr. Friedrich v. Raumer in Berlin vereinigen dürften, obgleich wegen letztern Häusser in Heidelberg (ich hatte auch an diesen und v. Sybel in München gedacht) auch wohl in Frage ist. Raumer (schreibt Herr v. Webern) war vorgestern 80 Jahr, ist wegen seines Vortrags, damals vor dem Könige[55] genug verklagt und hintenangesetzt worden, und wohl ein kleines Pflaster auf die Wunde Bedürfniß etc. etc. etc.
Da nun Raumers Name seiner Zeit als der eines ersten Geschichtsschreibers (in seinen Hohenstaufen) geglänzt, so halt ich dafür daß [!], selbst wenn er in Diesem und Jenem von Nachfolgern übertroffen wird, doch für eine Pflicht, weil er den spätern doch immer wieder als Stütze und Postament gedient hat, die Anerkennung seiner Verdienste auszusprechen, zumal Häussern und Sybel in wenigen Jahren diese Auszeichnung gesichert ist. Für uns ist es nur die Consequenz unsrer Stimmabgabe für Herrn v. Klenze.
Stimmst Du also: für Mathematik Prof. Neumann in K. und für Geschichte Prof. F. v. Raumer[56], so theil mirs mit, da ich so stimmen würde, wenn Du nicht Gründe hast, die mich davon abgehen lassen.
Den 17. Mai 60.
Auf Eure Autorität hin unterschreibe ich jedes Gutachten[57] über ein Bild mit gutem Gewissen: würde ich doch mein Todesurtheil unterschreiben, wenn Du darum bätst und mir es als nützlich vorstelltest.
[Von Schnorrs Hand:] „erhalt. d. 23. Mai 60.“
40.
Ich kann es nicht über’s Herz bringen, Dich an Deinem Geburtsfeste ohne ein Wort der Liebe zu lassen. [267] Und da es wohl nicht passend ist an einem Tage, der Dir manche Aufregung bringen wird, mich mit meiner Person unter Deine nächsten Angehörigen zu stellen[58]; so greife ich zur Feder und sage Dir in wenigen geschriebenen Worten, daß ich Deiner an Deinem Geburtstage gedenke, daß ich aus tiefster Seele Euch alles Gute wünsche und zu Gott flehe, er möge Euch segnen und bewahren!
Durch Gottes Gnade mit den Meinigen in Allem eng verbunden, sind wir auch in diesem Wunsche und Gebet geeinigt. Was ich Dir und Deinem Hause sage, ist im Namen des Hauses Schnorr gesagt von
41.
Liebster Schnorr
Ich hoffe, Dein Georg hat Dir gestern meine Antwort auf Deine Frage richtig erwidert, daß ich nämlich: nicht damit stimmen könne[59].
Es kann Einer ein guter Diplomat vielleicht seyn oder ein guter Minister, was ihn aber doch wohl nicht zu einem Staatsmann im eigentlichen Sinne befähigt. Ich würde nur einen solchen wählen, der die Geschicke eines größern Staats nach außen leitet.
Palmerston und vielleicht noch ein paar Engländer sind solche Leute, aber Deutschland, scheint mir, hat keinen, oder keiner hat die Gelegenheit gehabt sich auszuzeichnen.
Ich lasse also diese Stelle leer, bis einmal ein „Steuer“ kommt.
Den 6. Jan. 61.
- ↑ Gustav Jäger, Maler, geboren 12. Juli 1808 in Leipzig, gestorben 19. April 1871 ebenda als Direktor der dortigen Akademie, war beteiligt bei Herstellung der Illustrationen zu der im Jahre 1850 im Verlage der Bibelanstalt der J. G. Cottaschen Buchhandlung herausgekommenen Bibel.
- ↑ Schnorrs älteste Tochter war am 2. Februar 1846 gestorben.
- ↑ Dies ist eine Vorhersagung, die sich in späteren Jahren so wenig erfüllt hat, daß der Herausgeber davon nicht schweigen will.
- ↑ Oehme und Schnorr wohnten damals in demselben Hause.
- ↑ Augustin Palme, Maler, geboren 21. November 1808 in Rochlitz in Böhmen, gestorben 18. Oktober 1892 in München.
- ↑ Schnorrs Portraitrelief, 1848 nach dem Leben modelliert von Rietschel.
- ↑ Die Auslieferung erfolgte tatsächlich, wie ein noch vorhandenes, mit dem Datum „Sonnabend früh“ bezeichnetes Briefchen Rietschels an Schnorrs Gattin beweist.
- ↑ An der Bürgerwiese, wo Bendemann und Hübner wohnten.
- ↑ Wahrscheinlich 1849 geschrieben.
- ↑ Arnold Schäfer, später Professor der Geschichte an der Universität Bonn.
- ↑ Nachmalige Gattin des Dresdner Architekten Nicolai.
- ↑ Marie, nachmalige Gattin des Malers Rethel.
- ↑ Das Datum ergibt sich aus einer Tagebuchaufzeichnung Schnorrs vom 14. Februar 1850.
- ↑ Gustav Königs Brief trägt das Datum „München den 21. Juni 1852“. Am 25. Juli sah Schnorr in der Dresdner Ausstellung seinen Carton „Die Verkünder des Christentums in Deutschland im 8. Jahrhundert“.
- ↑ J. G. Trautscholds Gedicht erschien in Druck in der Deutschen Lehrerzeitung vom Jahre 1853 und nochmals in seinen „Dichterischen Blütenzweigen und Sinnblumen aus dem Garten der biblischen Menschheit“ (Saalfeld 1858) S. 221–224.
- ↑ Schnorrs Atelier auf der Brühlschen Terrasse wurde Rietschel angewiesen, als jener ein Atelier am Museumsgebäude erhielt. Am 14. Oktober 1853 kündigte Schnorr seinen Schülern laut einer Tagebuchnotiz an, daß sie in einigen Tagen das alte Atelier räumen müßten, damit die Einrichtungen für Rietschel beginnen könnten.
- ↑ Geschrieben, wie sich aus Schnorrs Tagebuche ergibt, am 14. September 1855.
- ↑ Nach eben beendeter Übersiedelung in das neue Museum noch vor Eröffnung für das Publikum.
- ↑ Vermutlich am 4. Dezember 1856 geschrieben.
- ↑ Kohlschütter.
- ↑ Rietschel als Vermittler nannte Schnorr erst jetzt den Namen seines Auftraggebers. Als Gegenstand hatte Schnorr eine Caritas gewählt.
- ↑ Der Brief ist von Schnorrs Hand mit dem Datum 15. Februar 1857 bezeichnet und ist geschrieben am Tage nach dem Feste, das die Dresdner Künstlerschaft zu Ehren Rietschels aus Anlaß der Vollendung seiner Goethe-Schiller-Gruppe veranstaltet hatte.
- ↑ Der Brief ist geschrieben am 27. März 1857, nachdem Tags zuvor Schnorrs Geburtstag im Beisein Rietschels besonders festlich begangen worden war.
- ↑ Friedrich Preller der Ältere, der berühmte Landschaftsmaler.
- ↑ Schon am 16. März war das der Gattin Schnorrs gehörige Album in einer Gesellschaft bei Rietschel gezeigt worden, der beizuwohnen Preller geladen, aber plötzlich verhindert war.
- ↑ Ernst Hemken, Maler in Dresden, Schüler Prellers und Schnorrs.
- ↑ Mit Bleistift.
- ↑ Eine deutsche allgemeine und historische Kunstausstellung wurde in München im Sommer des Jahres 1858 abgehalten. Über die Aufforderung zur Beteiligung verhandelte der Akademische Rat zu Dresden in seiner Sitzung vom 22. Januar 1858.
- ↑ Ferdinand Olivier, Landschaftsmaler, Stiefvater der Gattin Schnorrs.
- ↑ Das Briefchen läßt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit dem Jahre 1858 zuteilen, da Schnorr am 18. Februar d. J. in seinem Tagebuche erwähnt, daß er für Rietschel „in der nächsten Woche“ den Akt besorgen werde.
- ↑ Frau Seebeck, geb. Oppermann.
- ↑ In Frankfurt am Main.
- ↑ Loth, geb. Olivier, eine Verwandte Schnorrs.
- ↑ Das Original befindet sich im Besitz der Frau Rudorff, geb. Rietschel.
- ↑ Der Brief ist am 3. Juli 1858 geschrieben.
- ↑ Als ausländisches Mitglied des Ordens war dieser wohl nicht stimmberechtigt.
- ↑ Die Briefe 27 und 28 sind am 31. August 1858 geschrieben. Am 1. September, einem Mittwoch, Nachmittag 6 Uhr trafen sich Hübner und Schnorr in Rietschels Wohnung. Hübner las seinen Aufsatz für das Christliche Kunstblatt über Rietschels Luther-Denkmal vor.
- ↑ Geschrieben am 25. Dezember 1858.
- ↑ Ernst Heinrich Weber wurde auch wirklich gewählt.
- ↑ Geschrieben am 30. Dezember 1858.
- ↑ Der Aufsatz war enthalten im Monatshefte für Januar 1859 der Zeitschrift „Anregungen für Kunst, Leben und Wissenschaft“, herausgegeben von Franz Brendel und Richard Pohl. Schnorr vermutete, daß Rietschels Schwager Andreas Oppermann der Verfasser sei, und traf damit wohl das Richtige.
- ↑ Geschrieben am 11. Februar 1859.
- ↑ Das Bild war Rietschel aus Frankfurt zur Begutachtung zugeschickt worden. In der Galeriekommission nahm man an, daß es weder ein Bildnis der Katharina von Bora noch von Cranachscher Hand sei. Doch fand man, daß es jedenfalls sehr interessant und wahrscheinlich älter als Cranach, vielleicht altniederländischen Ursprungs sei.
- ↑ Geschrieben am 31. Angust 1859.
- ↑ Geschrieben am 29. Oktober 1859. Die Veränderungen in Rietschels amtlichen Verhältnissen, von denen der Brief berichtet, waren dadurch veranlaßt, daß ihm die Direktorstelle an der Berliner Akademie angetragen worden war.
- ↑ Ammonstraße Nr. 9, noch jetzt dem Staatsfiskus gehörig. Im nächstfolgenden Frühjahre wurde hier für Rietschel ein Atelier gebaut.
- ↑ Geschrieben am 11. Januar 1860.
- ↑ Wilhelm Weber in Göttingen.
- ↑ Joseph Keller, Kupferstecher in Düsseldorf.
- ↑ Geschrieben am 12. Januar 1860.
- ↑ Humboldts Nachfolger wurde H. W. Dove in Berlin. Wilhelm Weber wurde erst 1864 zugewählt.
- ↑ Gewählt wurde Eduard Mandel in Berlin.
- ↑ Hochzeit Ludwigs, des zweiten Sohnes Schnorrs.
- ↑ Wenige Tage vor Empfang dieses Briefes, am 21. April, hatte Schnorr in sein Tagebuch geschrieben: „Dann gehe ich zu Rietschel, den ich lange nicht gesehen habe, weil ein neuer Anfall seines Leidens ihn betroffen hat. Ich finde ihn heiter und liebevoll und theilnehmend gegen mich bei vollster Einsicht in seinen bedenklichen Gesundheitszustand. Rietschel ist ein herrlicher Mensch. Wie wohl thut es doch selbst im Angesicht des Todes solch ein inneres Leben, wie es sich in diesem gebrechlichen Leibe offenbart, vor sich entfalten zu sehen.“
- ↑ Am 28. Januar 1847 zur Gedächtnisfeier König Friedrichs II. hatte Raumer in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin als deren Sekretär eine Festrede gehalten, die von des großen Königs religiöser Toleranz handelte und bei Hofe solchen Anstoß erregte, daß die Akademie für nötig hielt, dem Könige ihr tiefstes Bedauern über das Vorgefallene auszusprechen. Raumer legte darauf sein Amt als Sekretär nieder und schied aus der Akademie aus.
- ↑ Raumer wurde erst 1863 gewählt; 1860 Fr. Chr. Schlosser in Heidelberg.
- ↑ Das Gutachten der Galeriekommission, das Rietschel vorlag, bezog sich auf eine aus Wiesbaden geschickte, angeblich Tiziansche Skizze, die man als Kopie nach dem im Louvre befindlichen Originale erkannte.
- ↑ Schnorrs Tagebuch sagt, daß „der edle Freund in den letzten Tagen wieder recht leidend und angegriffen war“.
- ↑ Welches Inhaltes Schnorrs Frage war und an wen er etwa anfänglich bei der Ersatzwahl für den Fürsten Metternich gedacht hat, läßt sich nicht mehr nachweisen. Gewählt wurde von ihm und der Mehrheit Friedrich v. Hermann in München.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ siehe auch Aus Julius Schnorrs Tagebüchern