Deiner verehrten Frau empfiehl mich bestens, wie ich auch unsern Jäger herzlich grüße. Daß er unser werde, wird sich auch schon fügen.
Peschel und Richter haben jeder 100 Thaler Zulage erhalten. Thaeter ist in der Zeichnenklasse angestellt, freilich nur 200 Thaler und anderthalb Tage Unterricht in der Woche, doch freut er sich drüber, er ist und bleibt ein reines gediegnes Goldkorn.
Möge Dein Sohn hier Dir ferner Freude machen, wie schmerzlich und wehmüthig heiter mögen Eure Stimmungen gemischt seyn, als Du Deinen Brief an mich schriebst!
Gott sei mit Dir.
Dresden den 13. April 1846.
5.
Theurer Freund,
gestern Mittag erhielt ich Deinen lieben Brief, in welchem abermals Beweise Deiner herzlichen Theilnahme an meinem Geschick enthalten sind. Es veranlaßt dieses mich unverweilt Dir die Nachricht zu geben, daß meine hiesigen Verhältnisse nun so weit gelöset sind, daß ich morgen oder übermorgen an Se. Exzellenz den Herrn Staatsminister von Wietersheim wegen der unbedingten Annahme des mir gewordenen ehrenvollen Antrages werde schreiben können. König Ludwig entläßt mich mit dem ehrenden Vertrauen, daß ich die Nibelungen auch in den neuen Verhältnissen gewissenhaft vollenden werde. Ich hätte heute schon an Se. Exzellenz geschrieben, wenn mir von Seiten des Beamten, welcher mir die bemerkte Eröffnung gemacht hat, nicht wäre auferlegt worden, die in den nächsten Tagen gewiß erfolgende offizielle Mittheilung wegen meiner Entlassung abzuwarten.
Mit diesem Brief will ich zugleich einen an Herrn von Quandt abgehen lassen, damit Du mit Mittheilungen an Andere nicht zu sehr geplagt wirst. Bendemann und Hübner, denen ich mich aufs herzlichste empfehlen lasse, hast Du ja in der Nähe. Thaeter, Richter, Oehme, erfahren es dann wohl auch bald. Herr von Quandt hat dann vielleicht die Güte, Sr. Exzellenz vorläufig eine Anzeige von meiner Meldung zu machen, wenn es nothwendig oder geeignet erscheinen sollte.
Ich bin also der Eure, lieben Freunde, und wollte nur, ich könnte gleich in den neuen Wirkungskreis eintreten. Das wird aber vor Michaeli nicht geschehen können und wohl von Euch auch nicht früher erwartet werden. Vermuthlich trete ich hier schon in der nächsten Zeit aus dem akademischen Verbande, um ganz der Arbeit mich widmen zu können.
Meine Frau wird sich hoffentlich fassen. Ich habe ihr Beweise gegeben, daß ihr Wohl mir innigst am Herzen liegt und nichts mehr scheue als launenhaft und eigenmächtig in so wichtigen Dingen zu entscheiden.
Nimm vorlieb mit diesen flüchtigen Zeilen und bleibe herzlich gesinnet
München den 15ten April 1846.
6.
Theurer Freund
Ich möchte den heutigen Sonntag Jubilate taufen, denn er hat mir und den Freunden ein frohes Evangelium gebracht. Dank Dir, daß Du uns die Nachricht sogleich mitgetheilt, ich habe bei meinen Hausgenossen, und Oehme und Richter, die ich vorerst gesehn, herzliche Freude geschafft. Morgen erfahren es mehr; Du glaubst nicht, wie bange uns Dein letzter Brief gemacht, ich habe mich der Hoffnung nicht mehr recht hingeben mögen, glaubte wenigstens auf eine lange Zögerung der Entscheidung rechnen zu müssen.
Und Deine liebe Frau? sie wird sich fassen, es gilt ja keinen Umzug nach Rußland, nach Amerika, wirst Du befriedigt Dich fühlen, wird sie auch glücklich seyn. Ich fürchte, es haben Uebelwollende unser freundliches Dresden bei ihr verläumdet, man sagt ihm in der Ferne manches nach, was in der Nähe anders aussieht, und unser Sachsen soll Niemand schelten, es wiegt vielleicht schwerer als manches Land, das größer und mächtiger ist; Kunstleben, wie man es, als solches, in München kennt, freilich ausgenommen, doch Du kennst die Zustände und kannst also in nichts enttäuscht werden. Deine Ruhmeshalle ist erbaut, Du willst stiller, hingebender Deine Kunst üben, und dazu findest Du hier wie überall (und ich hoffe einen fruchtbaren und dankbaren) Boden.
Ich mag und kann Herrn v. Quandt nicht vorgreifen, sonst würde mir es ein höchst erfreuliches Geschäft seyn, dem Herrn v. Wietersheim die Nachricht zu bringen, da ich ihm neulich die weniger angenehme mittheilte.
Nichts ist angenehmer als frohe Dinge zu erzählen, und ein heitres Gesicht dafür zu empfangen.
Nimm denn auch meines hin, und denke Dir es so freundlich, als Du kannst.
Hast Du Wünsche, Aufträge, und ich kann dienen, so gebiethe über mich, so viel Du willst.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/261&oldid=- (Version vom 4.12.2024)