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Empfiehl mich Deiner verehrten Frau; wenn sie hier nur ein wenig eingewohnt seyn wird, soll sie sagen müssen, ich habe mir es doch ganz anders gedacht.

Gott sei mit Dir, und erleichtre Dir alles, was Dich in dieser Lebensfrage noch drücken könnte.

Mit warmer Verehrung und Theilnahme

Dein Freund E. Rietschel.     

     Dresden den 19. April 1846.

Es ist schon spät in der Nacht, verzeih die gar zu flüchtige Handschrift, noch sollen einige Zeilen an Jäger geschrieben und morgen früh zur Post befördert werden.


7.
Verehrter Freund Schnorr

Gern hätte ich Dir heut persönlich meine herzlichsten Glückwünsche für Dich und Deine Familie gebracht, doch ein schneller Entschluß läßt mich noch heut nach Berlin reisen, um den morgenden 70sten Geburtstag meines theuern Meisters Rauch, den die Künstler dort festlich begehen, mitzufeyern.

Möge das neue Jahr für Dich und die Deinen ein recht glückliches seyn, und möge dadurch die neue Heimath Euch lieb und werth werden.

Meine Frau fügt ihre besten Glückwünsche bei.

Empfiehl mich Deiner verehrten Frau, und grüße und glückwünsche unserm Freund Oehme, wenn Du ihn siehst[1].

Mit treuer Ergebenheit und der Bitte mir Deine freundschaftliche Gesinnung ferner zu erhalten

Dein Freund
E. Rietschel.     

     d. 1. Jan. 47.


8.
Theurer Freund

Erschrick nicht bei Anblick dieser Briefe, als solle Dir dadurch ein zeitraubendes Geschäft aufgebürdet werden. Nur sie zur Stadtpost befördern zu lassen, und etwa die Addresse, wo nöthig, durch Wohnungsangabe genauer zu bezeichnen (was wohl unnütz ist, da alles renommirte Leute sind), das ist meine Bitte. Die Briefe enthalten unsre Auffodrung zur Dresdner Ausstellung; Zeichnungen und Cartons, auch Bilder besitzt mancher Künstler, die für die Münchner Ausstellung vielleicht überflüssig, da sie dort längst bekannt, für uns ganz neu sind. Kannst Du durch Deine persönliche Vermittlung noch etwas hier oder da flott machen, würde es uns sehr erwünscht seyn. Landschaftmaler Kummer hat noch eine Zahl Landschaftmaler und Genremaler aufzufodern übernommen. Herrn Palme[2] habe ich nicht geschrieben, da die Zahl meiner vorräthigen Briefexemplare vergriffen ist, und ich diesen Transport zur Post fördern möchte, um ihn nicht noch 1 Tag zu verzögern. Hat Herr Palme etwas vollendet, das er für München entbehren und uns schicken könnte, würden wir es dankbar erkennen. Du theilst ihm dies wohl in unserm Namen mit.

Deine liebe Frau hat sich an Deinem Portrait[3] gefreut, und ist somit der Zweck erreicht.

Mit dem aufrichtigen Wunsche, daß alles sich vereinigen möge, Dich heiter und ungestört Dein großes ruhmreiches Werk vollenden zu lassen, grüßt Dich herzlich und mit Freundschaft

Dein
E. Rietschel.     

     Dresden den 13. Juni 1848.

Apropos könntest Du uns aber nicht auch einen Carton senden? Das wäre ja herrlich, und ich sehe nicht ein, warum es nicht möglich. Hast Du keinen Deiner Nibelungen Cartons mehr? Sind denn alle aus den Kaisersälen bei uns gewesen? Ich weiß es nicht, weil ich zu jener Zeit in Paris war.

Bitt sende etwas, ich fasse Dich bei Deiner Pflicht. Dich unter uns zu besitzen und nichts von Dir zu sehn auf der Ausstellung, geht nicht. Also möglich ist.

Der Deine
E. Rietschel.     


Schnorr an Rietschel.
9.
Theurer Freund,

weit davon entfernt, über die mir zugesendeten (und natürlich sogleich an ihre Adressen beförderten) Briefe zu erschrecken, habe ich mich vielmehr an dem Anblick Deiner Handschrift von Herzen erfreut. Der Hand, von welcher diese Züge herrühren, habe ich so viel zu verdanken und noch zuletzt die große übergroße Freude, welche sie durch die Hervorbringung meines Bildniß der ganzen Familie Schnorr bereitet hat. Und diese Hand gehört zu einem Herzen, in welchem wahre und aufrichtige Freundschaft für mich wohnet; darum also kein Schreck, sondern pure Freude. – Für unsere Ausstellungsangelegenheit wird sich wohl nicht viel thun lassen. Es ist heuer das Jahr, in welchem auch in München wieder Ausstellung ist; die neueren Sachen werden die hiesigen Künstler also dieser zuwenden. Im

Ganzen ist in der letzten Zeit auch hier nicht viel geschaffen


  1. Oehme und Schnorr wohnten damals in demselben Hause.
  2. Augustin Palme, Maler, geboren 21. November 1808 in Rochlitz in Böhmen, gestorben 18. Oktober 1892 in München.
  3. Schnorrs Portraitrelief, 1848 nach dem Leben modelliert von Rietschel.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/262&oldid=- (Version vom 4.12.2024)