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meiner (wie er mich gebeten) in Empfang zu nehmen, ich würde sie dann weiter besorgen.

Daß es Deinem Julius fort und fort nach Umständen gut geht, macht uns sehr glücklich; man darf auf einen normalen Verlauf hoffen. Ich hätte mich gefreut Dich einmal außer dem Haus zu sehn, da wir beide aus Rücksicht der Krankheit uns im Hause nicht sehn können. Hoffentlich ist der Bann bald gehoben, und dann, wills Gott, wollen wir uns doch öfter sehn als bisher. Möge es Dir und den Deinen gut gehn. Meiner Frau gehts besser, doch hat sie noch sehr heftigen Husten, an dem fast die ganze Familie aktiven Theil nimmt.

Herzlichen Gruß von
Deinem E. Rietschel.     

     Donnerstag früh.


17.
Liebster Schnorr

Die Zeichnung müßte ich bis spätestens den 2ten Januar haben. Die Ausführung wähle, wie sie Dir am liebsten, also mit der Feder, die für Dich sogar charakteristisch ist, da Du fast alles mit der Feder zeichnest und Keiner sie so meisterhaft handhabt.

Herzlich guten Morgen
von Deinem                              
E. Rietschel.     


18.
Mein liebster Schnorr

Indem ich mich meiner Schuld entledige, sage ich Dir für Deine prächtige Zeichnung den schönsten besten Dank. Sie hat große Freude gemacht und ist im Besitze, der sie zu würdigen weiß. Die Geh. Räthin Carus hatte sie zum Geburtstag ihres Mannes bestellt[1].

Für die Güte, die sich für mich in Deinem Zweifel, wer sie besitzen werde, ausspricht, danke ich Dir herzlich. Carus wird wohl selbst bald Gelegenheit finden, Dir seine Freude auszusprechen.

Getreulichst für alle Zeiten
Dein E. Rietschel.     

     d. 3. Jan. 57.


19[2].
Lieber guter Schnorr

Da Du es bei Deiner liebenswürdigen Theilnahme gewiß gern wissen willst, wie mir der gestrige Abend bekommen, so kann ich Dir über mein Erwarten nur Gutes sagen, sogar Vortreffliches. Ich bin ein neuer Mensch geworden und denke an viel Gutes und Liebes, was mir zu Theil geworden, ohne zu fragen, ob ichs verdiene. Giebt der liebe Gott uns ja täglich des Unverdienten so viel, daß wir nie zum Genuß kämen über der Untersuchung.

Auch Du hast mir gestern so viel Herzliches und Liebes erwiesen, daß ich dessen mit Freude und Dank gedenke.

Deine freundliche Erinnerung habe ich befolgt und bin 10 Minuten nach Dir gegangen.

Kein Mißton stört heut meine Freude. Was über mein Verdienst und Recht hinausgegangen, mögen die Toastbringer verantworten.

Herzlichst
der Deinigste                                   
E. Rietschel.     

     Sonntag früh.


20[3].
Liebster Schnorr

Preller[4] und seine Frau sind soeben gekommen, er hatte mir es heut sagen lassen, wußte aber doch nicht, ob sein Zustand es erlaube. Daher frag ich erst jetzt an, ob Ihr ein wenig zu uns kommen wollt und könnt. Du bist freilich erst um 1 Uhr zu Bett gegangen, doch kannst Du heut jedenfalls nach Deiner Bequemlichkeit gehn oder bleiben. Thu Dir aber keinen Zwang an. Preller würde es sehr freuen, hat aber auch den großen Wunsch Dein Album zu sehn. Ich würde um solche Gunst nicht zum zweitenmal[5] zu bitten wagen, wenn ich nicht wüßte, daß Du Prellern gern die Freude machen würdest. Ich schicke nachher Hemken[6] zu Dir, der es holt (im Fall Du es nicht abschlägst).

Bitte um Antwort, wenn Du lesen kannst, ich habe im Finstern geschrieben[7].

Dein
E. Rietschel.     


  1. Rietschel als Vermittler nannte Schnorr erst jetzt den Namen seines Auftraggebers. Als Gegenstand hatte Schnorr eine Caritas gewählt.
  2. Der Brief ist von Schnorrs Hand mit dem Datum 15. Februar 1857 bezeichnet und ist geschrieben am Tage nach dem Feste, das die Dresdner Künstlerschaft zu Ehren Rietschels aus Anlaß der Vollendung seiner Goethe-Schiller-Gruppe veranstaltet hatte.
  3. Der Brief ist geschrieben am 27. März 1857, nachdem Tags zuvor Schnorrs Geburtstag im Beisein Rietschels besonders festlich begangen worden war.
  4. Friedrich Preller der Ältere, der berühmte Landschaftsmaler.
  5. Schon am 16. März war das der Gattin Schnorrs gehörige Album in einer Gesellschaft bei Rietschel gezeigt worden, der beizuwohnen Preller geladen, aber plötzlich verhindert war.
  6. Ernst Hemken, Maler in Dresden, Schüler Prellers und Schnorrs.
  7. Mit Bleistift.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/265&oldid=- (Version vom 5.12.2024)