BLKÖ:Wimpffen, Maria Anna Cäcilie Gräfin

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 56 (1888), ab Seite: 251. (Quelle)
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Wimpffen, Maria Anna Cäcilie Gräfin (Humanistin, geb. zu Wien 2. März 1802, gest. auf dem Wege nach Karlsbad in München 11. August 1862). Sie entstammt dem berühmten Bankhause Eskeles und ist eine Tochter des ebenso durch seinen Humanismus wie seinen Finanzgenius berühmten Bernhard Freiherrn von Eskeles. Im Elternhause genoß sie eine ausgezeichnete Erziehung. Am 5. October 1825 vermälte sie sich mit dem damaligen Hauptmanne, späteren Feldzeugmeister und Commandeur des Maria Theresien-Ordens Franz Emil Lorenz Grafen Wimpffen, dem sie die Söhne Heinrich Emil, Alphons Franz und Victor und eine Tochter Maria Anna gebar. Gräfin Marie ging ihrem Gatten um acht Jahre im Tode voraus. Ihr Hinscheiden erweckte bei den seltenen Eigenschaften des Geistes und des Herzens, welche sie schmückten, nicht nur in Venedig, wo sie sich im eigenen Hause viel aufhielt, sondern bei Allen, welche diese geist- und gemüthvolle Frau kannten, große Theilnahme. In einem ihr gewidmeten Nachrufe heißt es: „Die seltene Herzensgüte, die vielseitige Bildung, der originelle Geist dieser hochbegabten Dame erwarben ihr in allen Kreisen zahlreiche Freunde und Verehrer. Ihr Haus war Einheimischen und Fremden von Bildung ohne Unterschied der Nationalität, des Standes und Ranges stets gastlich geöffnet; es bildete gleichsam den Mittelpunkt für den geselligen Verkehr aller bedeutenden Persönlichkeiten, welche die Lagunenstadt bewohnten oder besuchten. Für Kunst und Literatur besaß Gräfin Wimpffen ebenso reges Interesse als infolge ihrer umfassenden Bildung ein richtiges Verständniß.“ In dem Palazzo Fini, den sie in Venedig bewohnte, befand sich eine von ihr erworbene Gemäldesammlung, welche zu den Sehenswürdigkeiten Venedigs zählte und europäische Berühmtheit besaß. Das herrliche Schloß und der Saal von Battaglia am Fuße der Euganeischen Hügel gaben Zeugniß für den feinen Kunst- und Schönheitssinn der Gräfin, die aber nicht bloß Kunstkennerin und Sammlerin, sondern auch der Schutz und Hort vieler Hilfsbedürftiger war, welche sie mit nie versiegender Mildthätigkeit unterstützte. Schon in den Dreißiger-Jahren hatte sie in ihrem Salon ein Album eröffnet, in welchem sich alle Heroen des Geistes, welche sie besuchten, nicht bloß mit ihrem [252] Namen einschrieben, sondern auch immer eine Spende ihres Geistes beisteuerten, so daß dieses Album ein kleiner Schatz ungedruckter Dichtungen mehr oder weniger berühmter Poeten und Schriftsteller ist. Bei einem nur flüchtigen Einblick in dieses interessante Album gewahrte ich die Namen Elisa von der Recke, Heinrich Heine, Halm, Anastasius Grün, Lenau, die Humboldt[WS 1], Varnhagen von Ense, Tiedge, Ida Gräfin Hahn-Hahn, Deinhardstein, Bauernfeld, Feuchtersleben, Luise Neumann, Friedrich Rückert, Karl von Holtei, Zedlitz, Witthauer, dann vieler Italiener, Franzosen und Engländer. Das Album hat zur Zeit im Besitze der Verewigten einzige Tochter Marie, welche seit 12. Jänner 1867 mit Friedrich Freiherrn von Gagern, bayrischem Kammerherrn und Abgeordneten der bayrischen Ständekammer, vermält ist und auf dem Gute ihres Gatten, Neuenbürg bei Erlangen, lebt. Auch machte Gräfin Marie zwei Soldatenstiftungen, eine im Jahre 1841 mit 2000 fl., deren Interessen zu täglichen Zulagen für vier altgediente Führer, Corporale und Gefreite des Regimentes Nr. 59, welches ihr Gatte commandirte, zu verwenden sind, und eine zweite in demselben Betrage im Jahre 1854 zu gleichem Zwecke für vier altgediente ausgezeichnete Führer, Corporale und Gefreite des Infanterie-Regimentes Nr. 22, dessen Inhaber seit 1849 ihr Gemal war. Zum Schlusse bemerken wir, daß das oben erwähnte im Besitze der Baronin Gagern befindliche Album nach dem Tode der Gräfin von deren gleich kunstsinniger Tochter fortgesetzt wird und wir darin weitere Einzeichnungen von Adalbert Stifter, Rudolf Gottschall, Robert Hamerling, Fräulein Marlitt, Friedrich Bodenstedt, Emanuel Geibel, Oskar von Redwitz, Paul Heyse, Albert Träger u. A. gefunden haben.

Presse (Wiener polit. Blatt) 16. August 1862, Nr. 223: „Nekrolog“. – Militärschematismus des österreichischen Kaiserthums für 1863 (Wien 1863, k. k. Hof- und Staatsdruckerei, 8°.) Seite 763, Nr. 104 und 105.
'Porträts. 1) Ohne Namen. Kriehuber 1856 (lith.). Gedruckt bei Jos. Stoufs (Wien, Fol.). – 2) Die Gräfin auf dem Todtenbette. Photographie in Folio. Joseph Albert, königlich bäurischer Hofphotograph in München.

Anmerkungen (Wikisource)