BLKÖ:Werner, Richard Maria

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Werner, Robert
Band: 55 (1887), ab Seite: 69. (Quelle)
Richard Maria Werner bei Wikisource
Richard Maria Werner in der Wikipedia
Richard Maria Werner in Wikidata
GND-Eintrag: 117303623, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Werner, Richard Maria|55|69|}}

Werner, Richard Maria (Literaturhistoriker, geb. zu Iglau in Mähren am 14. August 1854). In Rede Stehender, dessen Vater Karl [siehe diesen S. 64] zur Zeit der Geburt des Sohnes Professor am Iglauer Gymnasium war, erhielt den ersten Unterricht im Elternhause, dann besuchte er in seinem Geburtsorte die sogenannte „Musterschule“, in welcher er eine sehr gute Unterweisung in den damals daselbst vorgetragenen Disciplinen genoß. Da sich unter diesen weder Naturkunde noch Geschichte befanden, so trat das Vaterhaus ergänzend ein, in welchem es in letzteren Gegenständen an Belehrung und Lesestoff nie fehlte. Von [70] früh auf waren Literatur und Geschichte seine Lieblingsfächer, Theaterbesuch und eine ausgedehnte Lecture traten nicht minder bildend hinzu. Insbesondere machten Grillparzer’s Dramen, deren Originalausgaben sämmtlich in des Vaters Bibliothek standen, den ersten gewaltigen Eindruck auf den jungen Leser, und Werner erzählt selbst, wie er „Das goldene Vließ“, freilich nur halbverstanden, förmlich verschlang. Zehn Jahre alt. besuchte er das Gymnasium in Iglau, dann in Brünn, Znaim und zuletzt in Prag, wohin der Vater in rascher Beförderung übersiedelte. Nachdem er in letztgenannter Stadt die Vorbereitungsstudien auf dem Kleinseitener Gymnasium beendet hatte, legte er – siebenzehn Jahre alt – die Maturitätsprüfung mit Auszeichnung ab. Noch während seiner Gymnasialzeit begann er mit kleineren schriftstellerischen Arbeiten und veröffentlichte auch eine umfangreiche Studie über die Treue in Grillparzer’s Dramen. Im October 1872 bezog er die Universität in Wien, auf welcher ihn der Unterricht seines Oheims Karl Tomaschek [Bd. XLVI, S. 49], Richard Heinzel’s und Alexander Conze’s mächtig förderte. 1876 wurde er auf Grund einer Dissertation: „Heinrich von Morungen, ein Beitrag zur Geschichte und Phraseologie des deutschen Minnegesangs“ zum Doctor der Philosophie promovirt. Neben dieser Arbeit aber hatte er unter Leitung seiner beiden Lehrer Heinzel und Tomaschek bereits mehrere andere vollendet, welche auch bald darauf im Druck erschienen. Ein Reisestipendium, welches ihm die österreichische Regierung verlieh, setzte ihn in die Lage, Straßburg zu besuchen, wo er an dem jüngst verblichenen Wilhelm Scherer einen Lehrer und Freund fand, der in Werner’s einzuschlagenden Lebensgang entscheidend eingriff. Daselbst vollendete er auch seine Monographie über Ludwig Philipp Hahn – die Titel seiner Schriften folgen auf S. 71 – und begann einiges Andere, wie die Vorarbeiten zu einer Ausgabe Tauler’s, Studien über Goethe’s Aufnahme bei seinen Zeitgenossen u. s. w. Im Jahre 1877 begab er sich nach Berlin, wo er außer den Vorträgen des mittlerweile nach Berlin übersetzten Scherer auch jene Müllenhoff’s hören konnte. Die Schätze der königlichen Bibliothek und der Nachlaß des aus der Goethezeit bekannten Schriftstellers Friedrich Nicolai nahmen ihn zunächst in Anspruch. Im Sommer 1878 habilitirte er sich auf Grund einer Ausgabe der Baseler Bearbeitung von Lambrecht’s „Alexander“ und eines Vortrages über den jungen Goethe als Privatdocent für deutsche Sprache und Literatur an der Gratzer Universität und begann noch im Wintersemester 1878 seine Vorlesungen, welche er durch zehn Semester – bis zum Sommer 1883 fortsetzte. Von Gratz aus unternahm er wiederholt wissenschaftliche Reisen nach Deutschland und verweilte behufs seiner Studien und Forschungen vornehmlich mehrmals längere Zeit in Berlin. Im Mai 1883 wurde ihm die außerordentliche öffentliche Professur der deutschen Sprache und Literatur an der k. k. Franzens-Universität in Lemberg verliehen, und noch im Winter desselben Jahres eröffnte er seine Vorlesungen. Auf Vorschlag der Lemberger philosophischen Facultät ward er im December 1886 ordentlicher öffentlicher Professor der bis dahin vorgetragenen Lehrfächer. 1885 vermälte er sich mit Anna, Tochter des Salzburger Gewerken Franz Gugenbichler.

[71] Uebersicht der von Richard Maria Werner bisher selbständig herausgegebenen und in Sammelschriften abgedruckten wissenschaftlichen Arbeiten. a) Selbständig erschienene: „Ludwig Philipp Hahn. Ein Beitrag zur Geschichte der Sturm- und Drangzeit“. als 22. Band der zu Straßburg herausgegebenen „Quellen und Forschungen“ (1877); – „Der Berliner Werther. Mittheilungen über Goethe aus ungedruckten Briefen Nicolai’s und seiner Freunde“, als Handschrift gedruckt (Salzburg 1878); – „Die Basler Bearbeitung von Lambrecht’s Alexander untersucht“, in den Sitzungsberichten der (Wiener) kaiserlichen Akademie der Wissenschaften philosophisch-historischer Classe 1879; – „Die Basler Bearbeitung von Lambrechl’s Alexander“, herausgegeben im 154. Bande der Bibliothek des Stuttgarter literarischen Vereines (1881); – „Lessing’s Emilia Galotti. Nebst einem Anhang: Die dreiactige Bearbeitung“ (Berlin 1882); – „Der Wiener Hanswurst. I. Band: Lustige Reyß. Beschreibung von J. A. Stranitzky“, Nummer 6 der im Verlage Konegen’s erschienenen Wiener Neudrucke (1883); – „Goethe und Gräfin O’Donnell. Ungedruckte Briefe nebst dichterischen Beilagen. Mit zwei Portr.“ (Berlin 1884); – „Der Wiener Hanswurst. II. Band: Ollapatrida des durchgetriebenen Fuchsmundi. Mit einer umfangreichen Einleitung“ (Wien 1885); – „G. A. Bürger’s ausgewählte Werke in zwei Bänden. Mit einer biographischen Einleitung“, in der Cotta’schen Bibliothek der Weltliteratur (Stuttgart 1886); – „Goethe’s Willkommen und Abschied“, als Handschrift gedruckt (Lemberg 1887), b) In Zeitschriften und fachwissenschaftlichen Sammelwerken:Johann Anton Leisewitz“, in der Wiener Abendpost, 1876, Nr. 257 und 258; – „Zwei Fragmente aus der Weltchronik des Rudolf von Ems“, in der Zeitschrift für deutsches Alterthum, 20. Band (1877) S. 416 u. f.; – „Nachträge zu Kutschera’s Leisewitzbiographie“, ebd. 22. Bd. (1877), S. 83 u. f.; – „Seuffert’s Maler Müller“. Recension im Anzeiger für deutsches Alterthum, Bd. IV (1878), S. 187–213. – „Kerkhoff’s Lohenstein“. Recension in der Zeitschrift für österreichische Gymnasien. 1878, S. 296 u. f.; – „Albrecht, Sprachgebrauch Goethe’s“, ebd., S. 645 u. f.; – „Janssen’s Stolberg“, im Anzeiger für deutsches Alterthum, Bd. IV (1878), S. 374 u. f.; – „Aus Lessing’s Schule“, in der Wiener Abendpost, 1878, Nr. 233–235. – „Fragmente einer Pergamenthandschrift des Wigamur“, in der Zeitschrift für deutsches Alterthum, Bd. 23 (1879), S. 100 u. f.; – „Creizenach, Volksschauspiel von Dr. Faust“, im Anzeiger für deutsches Alterthum, Bd. V, Seite 89 u. f; – „Die Aufnahme des jungen Goethe bei seinen Zeitgenossen“, in der Wiener Abendpost, 1879, Nummer 137 bis 139; – „Zwei Dichter der Geniezeit“ (Lenz und Klinger), in der Abendpost. 1879, Nr. 186: – „Zum Leipziger Liederbuche Goethe’s“, im Archiv für Literaturgeschichte von Schnorr v. Carolsfeld, Bd. X, S. 74 u. f.; – „Goethe-Literatur“, in Meyer’s Conversations-Lexikon. Ergänzungsband 1880, S. 438–444; – „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“, im Goethe-Jahrbuch 1880, S. 174 u. f.; – „Goethe als Märchenerzähler“, in der Neuen Freien Presse 1880, Nr. 5668; – „Wiener Operntexte aus dem siebzehnten Jahrhundert“, in der Neuen Freien Presse, 1881, Nr. 5933; – „Michel’s Heinrich von Morungen“, im Anzeiger für deutsches Alterthum, Bd. VII (1881), S. 121–151; – „Die erste Aufführung des Götz von Berlichingen“, im Goethe-Jahrbuch, Bd. II (1881), S. 87–100; – „Bisher ungedruckte Anti-Xenien“, im Goethe-Jahrbuch, Bd. II (1881), S. 433–438; – „Karl Gottfried Ritter von Leitner“, in der Montags-Revue. 1881, Nr. 13; – „Brahm, das deutsche Ritterdrama“, im Anzeiger für deutsches Alterthum, 1881, S. 417–439; –„Eine Parallele zu Schiller’s Handschuh“, in der Zeitschrift für deutsches Alterthum, Band XXVI (1882), S. 149 u. f. – „Pesther Fragment des Wälschen Gastes“, ebenda, S. 151 u. f.; – „Klopstock’s Messias und Goethe’s Werther in Oesterreich“, in der Montagsrevue, 1882, Literaturbeilage Nr. 14; – „Gedächtnißrede, gesprochen bei der Goethefeier in Gratz“, in der Gratzer Tagespost, 1882, Nr. vom 23. und 24. März; – „Wieland im Faust“, in der Zeitschrift für österreichische Gymnasien, 1882, S. 319 bis 336; – „Minor-Sauer. Goethestudien“, im Anzeiger für deutsches Alterthum, Bd. VIII (1882), S. 238–271; – „Johann Nestroy“, in der Montagsrevue, 1883, Nr. 6; – „Garel vom blüenden Thal“, im Anzeiger für deutsches Alterthum, Bd. IX (1883), S. 263 u. f.; – „Frankfurter gelehrte Anzeigen vom Jahre 1773“, im Goethe-Jahrbuch, Bd. IV (1883), S. 259 u. f.; – [72]Wieland und Nicolai“, in den akademischen Blättern, Bd. I (1884), Seite 267 bis 290; – „Franz Grillparzer. Kritik und Untersuchung. I–V“, in der (Münchener) Allgemeinen Zeitung, 1884, Nr. 154–156, 158 und 160; – „Nicolai’s Exemplar von Lessing’s Leben“, im Archiv für Literaturgeschichte, Bd. XII (1884), S. 533 u. f.; – „Hirzel’s Haller“, in der Zeitschrift für österreichische Gymnasien, 1884, S. 432; – „Emanuel Geibel“, in der Cotta’schen Zeitschrift, Bd. I (1884), S. 691–711; – „Neue Grillparzer-Literatur“, in der Zeitschrift für österreichische Gymnasien, 1884, S. 757 u. f.; – „Krüger’s Spil von den bäurischen Richtern und dem Landsknecht“, ebenda, 1884[WS 1], S. 845 u. f.; – „Ein apokryphes Gedicht Goethe’s“, im Archiv für Literaturgeschichte, herausgegeben von Schnorr von Carolsfeld, Bd. XIV (1886), S. 185 u. f; – „Ein ungedruckter Brief Ewald Kleist’s“, ebd.; – „Waldberg, die galante Lyrik“, ebd., S. 312 u. f.; – „Aus dem Originalmanuscript des Wilhelm Tell“, ebd., S. 327 u. f.; – „Grillparzer’s Traum ein Leben“, ebenda, S. 330 u. f.; – „Ein unbekanntes Urtheil Goethe’s“, ebd., S. 444 u. f.; – „Karl August und Gräfin O’Donell“, ebd., Bd. XV, S. 37–60; – „Frau Aja“, in Cotta’s Zeitschrift, 1886, S. 195–211; – „Wilhelm Scherer. Nekrolog“, ebd., S. 862 u. f.; – „Geiger Firlifimini“, in der Zeitschrift für österreichische Gymnasien, 1886, S. 215 u. f.; – „Johann Nestroy“, in der allgemeinen deutschen Biographie, Bd. XXIII, S. 447 u. f.; – „Nicolai und seine Freunde über Mendelssohn“, in der Zeitschrift für Geschichte der Juden, 1856, S. 128–135; – „Kralis’ Winter-Puppenspiele“, im Anzeiger für deutsches Alterthum (1886) S. 53–92. Kleinere Arbeiten, wie Anzeigen, Recensionen über neuere literar-historische Erzeugnisse der deutschen Literatur, auch Gedichte enthalten die Zeitschrift für österreichische Gymnasien, der Anzeiger für deutsches Alterthum, die deutsche Literatur-Zeitung, die Münchener Fliegenden Blätter, die Heimat u. a.
Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1884. Herausgegeben von Jos. Kürschner (Berlin und Stuttgart, W. Spemann, 32°., VI. Jahrg., S. 286. – Teuffenbach (Albin Reichsfreiherr). Vaterländisches Ehrenbuch. Geschichtliche Denkwürdigkeiten aus allen Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie. [Poetischer Theil] (Salzburg 1879, Dieter, gr. 8°.) S. 96, 108, 135, 160 und 1044.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1834.