Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Volkmann, Anton von
Band: 51 (1885), ab Seite: 255. (Quelle)
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Volkmann, Robert (Tonkünstler und Compositeur, geb. zu Lommatzsch in Sachsen am 6. April 1815, gest. zu Pesth am 29. October 1883). Frühzeitig legte er Proben ungewöhnlicher Begabung für die Musik ab. Aber die Unbemitteltheit des Vaters, welcher Cantor zu Lommatzsch war, trat seinem Wunsche, die Musik zum Lebensberufe zu wählen, hindernd entgegen. So besuchte er denn mehrere Classen und erhielt von Seite seines Vaters einigen Musikunterricht. Erst zwölf Jahre alt, spielte er schon mit Fertigkeit Clavier und Orgel und stand dadurch, daß er den Chorknaben die Kirchenmusik einstudirte, seinem Vater nicht unwesentlich zur Seite. Von demselben für das Lehramt bestimmt, besuchte er noch das Gymnasium, dann das Seminar zu Freiberg. Auch genoß er bei dem dortigen Stadtmusicus Friebel Violin- und Violoncellunterricht und wirkte mit gutem Erfolge bei Streichquartetten mit, in welchen Werke von Haydn, Mozart, Beethoven und Anderen gespielt wurden. Als aber sein Vater am 2. April 1833 starb, schlug sich Robert den Gedanken, Lehrer zu werden, ganz aus dem Sinn, und da sein musicalisches Talent, welches sich auch schon in Compositionsversuchen zu erkennen gab, die Aufmerksamkeit des Freiberger Musikdirectors Anacker erregt hatte, erwählte er auf dessen Rath die Musik zum Lebensberufe. Nun ging er 1836 nach Leipzig, hörte daselbst pädagogische Vorträge und beschäftigte [256] sich aufs eifrigste mit musicalischen Studien. Unter gründlicher Leitung widmete er sich auch contrapunktischen Uebungen und erweiterte nebenbei selbständig seine Kenntniß in verschiedenen Zweigen des Wissens. Mit seinen „Phantasiebildern“, welche als Opus 1 im Jahre 1839 zu Leipzig erschienen – später gab er sie umgearbeitet in Wien noch einmal heraus – trat er zum ersten Male vor das Publicum. Sie fanden beifällige Aufnahme. Von Leipzig wandte er sich zunächst nach Prag und als Musiklehrer über Wien nach Pest. In Wien, wo er 1841 ankam, hatte eben August Schmidt die neue „Musikzeitung“ begründet, und mit Empfehlungen aus Leipzig sprach der Tonkünstler bei dem Redacteur dieses Blattes vor, dessen Erscheinen in Deutschland auf das freundlichste begrüßt wurde. Wir lassen nun über Volkmann’s Auftreten in Wien Schmidt selbst sprechen, weil dieser Momente aus der Thätigkeit des Componisten erwähnt, die wir in Biographien und Nekrologen desselben vergebens suchen. „Wenig gesprächig“, schreibt Schmidt, „lenkte der auch in seiner äußeren Erscheinung unauffällige junge Künstler nur geringe Aufmerksamkeit in den musicalischen Kreisen der Residenz auf sich. Desto inniger befreundete er sich hingegen Jenen, die den durch und durch gebildeten kenntnißreichen Musiker bei näherem Umgang in ihm erkennen und schätzen gelernt hatten. Mit Innigkeit schloß er sich dem Unternehmen der „Musikzeitung“ an und widmete ihr seine Thätigkeit. Als er aber nach Ungarn übersiedelte, bethätigte er seine Theilnahme dadurch, daß er Correspondenzartikel über das Musikleben in Pesth und die dortigen musicalischen Ereignisse an die „Musikzeitung“ einsendete. Jedoch nicht blos als Berichterstatter widmete er seine Mußestunden der „Musikzeitung“. Er lieferte auch interessante selbständige Kunstaufsätze, sendete Compositionen für die Zeitung ein. Längere Zeit trug er sich mit dem Plane herum, ein größeres Vocalwerk, nämlich einen Frauenchor mit Solo und Orchester zu componiren, und ersuchte diesfalls den Redacteur der Zeitung, ihm zu einem passenden Texte zu verhelfen. Später jedoch ging er von dieser Idee wieder ab, um seine ungetheilte Kraft auf das Instrumentale aufzuwenden. So eifrig er sich auch im Anfang seinem Correspondenzgeschäfte unterzog, so erlahmte doch seine Thätigkeit mit der Zeit. Schon mit Ende 1843 blieben seine Correspondenzartikel aus, die mit vieler Theilnahme nicht nur in Pesth, sondern auch an anderen Orten gelesen wurden. Er erklärte, nicht mehr so viel Zeit zu erübrigen, um sich diesem Geschäfte auf die Dauer unterziehen zu können“. So weit Schmidt. Volkmann blieb nun einige Jahre in Pesth, wo seine Compositionen in den Concerten die freundlichste Aufnahme fanden. Als dann 1852 sein Claviertrio in B-moll (Op. 5) und bald darauf seine Streichquartette in G-moll (Op. 14) und A-moll erschienen waren, da erkannte man in musicalischen Kreisen, daß man es mit einem Compositeur von nicht gewöhnlicher Bedeutung zu thun habe. 1854 übersiedelte der Meister nach Wien, und während seines vierjährigen Aufenthaltes daselbst hatte er hinreichende Gelegenheit, das rege Musikleben dieser Stadt kennen zu lernen. 1858 kehrte er wieder nach Pesth zurück und blieb dort, ausschließlich der Composition sich widmend, bis an sein Lebensende. Er gab daselbst alle Jahre im großen Saale des Nationalmuseums ein Concert, welches [257] in Musikkreisen immer so zu sagen ein kleines Ereigniß bildete. Die Nummern dieser Concerte bestanden aus seinen eigenen Compositionen. Zu jener Zeit, da die nationalen Gegensätze noch nicht so scharf auf einander stießen, bildete die Musik ein vermittelndes Moment, und das Publicum brachte dem genialen Componisten, obwohl er ein Deutscher war, seine vollen Sympathien entgegen. Diese wuchsen, als sich der Künstler der Nation immer mehr und mehr näherte, wie er es bei Stephan Széchényi’s Tode mit seiner 1860 erschienenen Phantasie für das Clavier: „Széchényi sirjánál“, d. i. Am Grabe Széchényi’s (Op. 41) gethan, welches ungemein charakteristische Tonstück bald in allen Salons auflag und von Alt und Jung gespielt wurde. Dabei stieg Volkmann auch an künstlerischer Bedeutung und Ansehen im Auslande, seine Compositionen gelangten bei festlichen Gelegenheiten zum Vortrage, so auf dem großen Musikfeste des „Allgemeinen deutschen Musikvereines“ 1865 in Dessau, wo neben einem Pianoforteconcert seiner Composition auch sein Phantasiestück „An die Nacht“ (Op. 45) rauschenden Beifall erntete, oder in Moskau, wo seine D-moll-Symphonie (Op. 44) mit allgemeinem Entzücken aufgenommen wurde, und überdies die Musikgesellschaft, an deren Spitze Nicolaus Rubinstein stand, den Componisten durch Uebersendung eines während des Concertes selbst subscribirten Ehrenhonorars von 550 fl. auszeichnete. So feierte denn der Künstler von Jahr zu Jahr immer größere Triumphe mit seinen Werken, und in den Musikkreisen von Wien, Leipzig, Frankfurt, Petersburg stand sein Name neben den Ersten seiner Kunst. Ein Schlaganfall endete plötzlich das Leben des Tonsetzers. Die Zahl seiner gedruckten Compositionen erhebt sich im Ganzen etwas über 80, von denen 76 mit Opuszahlen versehen sind; es finden sich darunter 2 Symphonien, 3 Serenaden für Streichorchester, 6 Streichquartette, 2 Ouverturen, 2 Trios, 2 Romanzen, 3 Sonatinen, 3 Märsche, deutsche Tänze, Improvisationen, 2 Messen, 3 geistliche und 2 religiöse Gesänge, 2 Hochzeitgesänge, eine dramatische Scene und dann Lieder für Mezzosopran, Cello und Clavier u. a. m. Der Meister hinterließ mehrere ungedruckte vollendete Werke, die bei seiner unantastbaren künstlerischen Bedeutung wohl in die Oeffentlichkeit gelangen dürften. Wir lassen unten die Uebersicht seiner uns bekannt gewordenen Compositionen, so weit dieselben mit und ohne Opuszahl gedruckt worden sind, dann die Aussprüche der Fachkritik in ihren competentesten Stimmen folgen.

A. Uebersicht der Compositionen Robert Volkmann’s in der Folge der Opuszahlen.Phantasiebilder“. Op. 1 (Leipzig 1839, Schubert). – Fünf Lieder. Op. 2 (Pesth, Rózsavölgyi). [„Im Walde“. „Posthornklang“. „Im Vorfrühling“. „Nachtbild“. „Schlaflied“.] – Trio. In F.. Op. 3 (Pesth 1860, Rózsavölgyi). – „Dithyrambe und Toccata“. Op. 4 (Pesth 1852; 2. Aufl. 1860, Rózsavölgyi). – Trio. In Bm. Op. 5 (ebd. 1860). – „Souvenir de Marolh. (?) Impromptu“. Op. 6 (Wien, Spina). – „Romance“. Op. 7 (Leipzig, Härtel), – „Nocturne“. Op. 8 (Leipzig, Kistner). – „Streichquartett“. Op. 9. – Chant du Troubadour. Morceau de Salon pour Viol. (ou Vclle.) avec Pfte.“. Op. 10 (Leipzig 1860, Kistner). – „Musicalisches Bilderbuch“. Sechs Stücke. 1. und 2. Heft. Op. 11 (Leipzig, Kistner) 1. Heft: „In der Mühle“; „Der Postillon“; „Die Russen kommen“. 2. Heft: „Auf dem See“; „Der Kuckuk und der Wandersmann“; „Der Schäfer“. – „Sonate In Cm.“. Op. 12 (Leipzig, Kistner). – „Drei Gedichte“. Für Sopran (oder Tenor). Op. 13 (Leipzig, Kistner). „Am Quell“. „Ich will’s dir nimmer sagen“. [258] „Mein Nachtgebet“.) – „Zweites Quartett. In Gm.“. Op. 14 (Wien, Spina); davon auch ein Arrangement für Violine von J. Dachs. – „Allegretto capricioso pour Pfte.“. Op. 15 (Leipzig 1860, Kistner). – „Drei Lieder für Mezzosopran“. Op. 16 (Leipzig, Kistner). [„Reue“. „Am See“. „Der Traum“.] – „Buch der Lieder“. Drei Hefte Op. 17 (Wien, Spina) – „Deutsche Tanzweisen“. Op. 18 (Pesth, Rózsavölgyi und Comp.). – Nr. 1: „Cavatine“, Nr. 2: „Barcarole“. Op. 19 (Wien, Wesselý). – „Ungarische Lieder“. Op. 20 (Pesth, Rózsavölgyi). – „Visegrad“ Zwölf musicalische Dichtungen, Op. 21 (Pesth, Rózsavölgyi), Nr. 1: „Der Schwur“, Nr. 2: „Waffentanz“, Nr. 3: „Beim Bankett“, Nr. 4: „Minne“, Nr. 5: „Blumenstück“, Nr. 6: „Brautlied“, Nr. 7: „Die Wahrsagerin“. Nr. 8: „Pastorale“, Nr. 9: „Das Lied vom Helden“, Nr. 10: „Der Page“, Nr. 11: „Soliman“, Nr. 12: „An Salamons Thurm“; davon eine Instrumentirung für Orchester von Julius Kaldy und eine Bearbeitung einzelner Stücke für Pianoforte von Leopold Grützmacher. – „Märsche“. [„Fester Sinn“. „Frühlingsfahrt“. „Hochländer Zug“. „Todtenfeier“.] Op. 22 (Leipzig. Kistner). – „Wanderskizzen“. Op. 23 (ebd.). Die Nummer „In der Schenke“ aus den „Wanderskizzen“ ist von C. Schulz-Schwerin für Orchester übertragen. – „Ungarische Skizzen“. Sieben Clavierstücke. Zwei Hefte. Op. 24 (Pesth, Rózsavölgyi). Heft 1: „Zum Empfange“; „Das Fischermädchen“; „Ernster Gang“. Heft 2: „Junges Blut“; „In der Capelle“; „Ritterstück“; „Unter der Linde“. Ein Arrangement für Pianoforte zu zwei Händen erschien von Ludwig Stark. – „Intermezzo“. Op. 25. In Hallberger’s „Salon“, Bd. I, S. 1. – „Variationen über ein Thema von Händel“. Op. 26 (Pesth, Heckenast). Ein Arrangement für Pianoforte zu vier Händen erschien von August Horn in Preßburg; ein anderes von Karl Thern bei Heckenast. – „Lieder der Großmutter. Kinderstücke“. Op. 27 (Pesth, ebd.). – „Erste Messe für vier Männerstimmen (mit Soli)“. Op. 28 (Pesth, Heckenast) – „Zweite Messe für vier Männerstimmen (ohne Soli)“. Op. 29 (Pesth, Heckenast) – „Sechs Lieder für vier Männerstimmen“. Zwei Hefte. Op. 30 (Pesth, Heckenast). Heft 1: „Im Gewittersturm“; „Abendlied“; „Ich halte ihr die Augen zu“. Heft 2: „Jagdlied“; „An eine Tänzerin“; „Wanderlied“. – „Rhapsodie für Clavier und Violine“. Op. 31 (Pesth, Rózsavölgyi, 1868). – „Drei Lieder. Für Tenor“. Op. 32 (Pesth, Heckenast). [„Ruhe in der Geliebten“. „Holdes Grab“. „Und gestern Noth“.] – „Concert. Duo für Violoncell und Pianoforte. In Am.“. Op. 33 (Pesth, Heckenast. 1860). – „Drittes Streichquartett“. Op. 34. – „Viertes Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncell. In Em.“. Op. 35 (Preßburg, Heckenast); daraus das „Andantino“ arrangirt für Orgel von R. Schaab (ebd.); davon auch eine Uebertragung für Pianoforte vom Componisten selbst und eine von L. Stark. – „Improvisationen nach Worten J. von Bajza’s“. Op. 36 (Pesth, Heckenast). – „Fünftes Streichquartett“. Op. 37. – „Drei geistliche Gesänge für gemischten Chor mit Pianoforte“. Op. 38 (Pesth, Heckenast). 1: „Vertrauen auf Gott“. 2: „Gottes Güte“. 3: „O wunderbares tiefes Schweigen“.– „Die Tageszeiten“. Zwölf Clavierstücke. Vier Hefte. Op. 39 (Pesth 1860, Heckenast). [1. Heft: „Der Morgen“ („Morgengesang“; „ABC“; „Frohe Rast“). 2. Heft: „Der Mittag“ („Hinaus“; „Unter blühenden Bäumen“). 3. Heft: „Der Abend“ („Abendläuten“; „Ländler“; „Türkischer Zapfenstreich“). 4. Heft: „Die Nacht“ („Im Mondschein“; „Irrwischtanz“; „Im Traume“; „Der Nachtwächter“). Von einzelnen erschienen Bearbeitungen für das Pianoforte von Ludwig Stark. – „Drei Märsche“. Op. 40 (Pesth, Heckenast); davon eine Uebertragung für Pianoforte zu zwei Händen von L. Stark. – Au tombeau du Comte Széchényi. Fantaisie“. Op. 41 (Pesth, Heckenast). – „Concertstück. In C“. Op. 42 (Pesth, Heckenast); davon ein Arrangement für Pianoforte zu vier Händen von August Horn; ein zweites für Pianoforte mit Begleitung des Orchesters oder eines Streichsextetts (ebd.). – „Sechstes Quartett“. In Es-dur. Op. 43 (Pesth, Heckenast, 1863). – „Andante und Symphonie“. In Dm. Op. 44 (Preßburg, Heckenast); davon eine Uebertragung für Pianoforte zu zwei Händen vom Componisten selbst und eine von L. Stark; und eine für großes Orchester. – „An die Nacht“. Gedicht von Shelley, deutsch von Louise von Ploennies: „Göttin der Nacht, schweb über die Flut“. Phantasiestück für Altsolo und Orchester. Op. 45 (Pesth, Heckenast); davon auch ein Clavierauszug zu vier Händen (ebd.). [259] – „Liederkreis von Betti Paoli“. Für Alt. Op. 46 (Pesth, Heckenast). [„An dem hellsten Sommertag“. „Deiner Züge Reiz“. „Du bist mein linder Trost“. „An deiner Brust ist meine Stelle“. „Kurz war die Zeit“. „Es hat mein Herz“.] – Offertorium Osanna Domino Deo („Hosianna Gott, unserem Herrscher“). Für Sopransolo, Chor und Orchester. Op. 47 (Pesth, Heckenast). – „Drei Lieder für Männerchor“. Op. 48 (Pesth, Heckenast). [„Morgengesang“. „Waldlied“. „Bartholomäustag“.] – „Sappho. Dramatische Scene für Sopransolo mit Orchester“. Op. 49 (Pesth, Heckenast). – „Fest-Ouverture zur 25jährigen Stiftungsfeier des Pesth-Ofener Conservatoriums“. Op. 50 (Pesth, Heckenast); ein Arrangement für Pianoforte erschien von Ludwig Stark. – „Ballade und Scherzetto“. Zwei Stücke. Op. 51 (Pesth, Heckenast). – „Drei Lieder für Tenor (oder Sopran)“. Op. 52 (Pesth, Heckenast). [„Mir träumte von einem Königskind“. Von Heine. „Aus dem Himmel droben“. Von Heine. „Die Nachtigall“. Von Storm.] – „Zweite Symphonie“. In B-dur. Op. 53 (Pesth, Heckenast); davon eine Uebertragung für Pianoforte zu vier Händen von L. Stark. – „Die Bekehrte“. Von Goethe. Lied für Sopran. Op. 54 (Pesth, Heckenast). – „Rondino und Marschcaprice“. Op. 55 (Pesth, Heckenast). – „Zwei Lieder für Mezzosopran mit Pianoforte und Violoncello“. Op. 56 (Pesth, Heckenast), [1: „Der Hirtenknabe am Alpensee“. 2: „Im Schatten am Busch steh’n Blümlein hold“.] – „Sonatine“. In G. Für Pianoforte zu vier Händen. Op. 57 (Pesth, ebd.). – „Zwei Lieder für Männerstimmen“. Op. 58 (Pesth, ebd.). [1: „Stete Liebe“: „In dem lüftesüßen Maien“. Nach Ulrich von Liechtenstein. 2: „An den Schlaf“: „Komm, geliebte Nacht, ergieße deinen milden Sternenschein“. Von Geibel.] – „Weihnachtslied aus dem zwölften Jahrhundert“: „Er ist gewaltig und stark“. Für gemischten Chor und Soli. Op. 59 (Pesth, ebd.). – „Sonatine“. In Am. Für Violine und Pianoforte. Op. 60 (Pesth, Heckenast). – „Zweite Sonatine“. Em. Für Violine und Pianoforte. Op. 61 (Pesth, ebd.). – „Serenade Nr. 1“. In C-dur. Für Streichorchester. Op. 62 (Pesth); davon eine Uebertragung für Pianoforte zu zwei Händen von L. Stark. – „Serenade Nr. 2“. In F-dur. Für Streichorchester. Op. 63 (Pesth, ebd.). – „Altdeutscher Hymnus“: „Die Würze des Waldes, die Erze des Goldes“. Für Männerstimmen. Op. 64 [Doppelchor.] (Pesth, ebd.). – „Kirchenarie“: „Suscepimus, Deus. Wir warten in Demuth“. Für hohen Baß mit Streichquintett und Flöte. Op. 65 (Pesth, ebd.). – „Drei Lieder für Sopran mit Pianoforte. Op. 66 (Pesth, ebd.). [Nr. 1: „In deiner Stimme lebt ein Klang“. Von Betti Paoli, Nr. 2: „Ich lehn’ an einem Steine“. Von Altmann. Nr. 3: „Der prächt’ge Weber“: „Wo sich der Strom ins Meer ergießt“. Von Burns.] – „Sechs Duette auf altdeutsche Texte“. Für Sopran und Tenor mit Pianoforte. Op. 66 (Pesth, ebd.).[Nr. 1: „Verlangen“: „Komm, o komm, Geliebte mein“, Nr. 2: „Liebesreim“: „Ich bin dein, du bist mein“, Nr. 3: „Der Reiter und das Mägdelein“: „Ei, soll ich zu euch sitzen, so hab’ ich doch kein Gras“, Nr. 4: „Zwei Wasser“: „Ach, Elslein, liebes Elselein, wie gern wär’ ich bei dir!“, Nr. 5: „Tritt zu!“: „Die Brünnlein, die da fließen“, Nr. 6: „Scheiden“: „Ach, Scheiden, immer Scheiden, wer hat dich nur erdacht“.]. – „Ouverture zu Shakespeare’s Richard III. für großes Orchester“. Op. 68 (Pesth, ebd.); davon ein Arrangement für Pianoforte (ebd.). – „Serenade Nr. 3“. In Dm. Für Streichorchester. Op. 69 (Pesth, ebd.). Von dieser wie von Serenade Nr. 2, Op. 63, sind freie Uebertragungen von L. Stark, und von letzterer eine Uebertragung für Pianoforte zu vier Händen und Violoncellosolo (obbl.) von C. Kossmaly erschienen. – „Zwei geistliche Lieder für gemischten Chor“. Op. 70 (Pesth, Heckenast). [„Tischlied“: „Gelobt sei Gott, der uns erwählet“. „Reiselied“: „In deinem Namen, o hoher Gott“.] – „Drei Hochzeitlieder für gemischten Chor. Op. 71 (Pesth, ebd.). [„Vor der Trauung“: „Hoher Geist der Liebe“. „Beim Ringewechseln“: „Nun ist der Schwur gethan“. „Nach der Trauung“: „O glücklich, wer ein Herz gefunden“.] – „Drei Lieder für Tenor mit Pianoforte“. Op. 72 (Pesth, ebd.). [1. „Ein Lebewohl“: „Fließ, kühler Bach, zum Meeresstrand“. 2. „Auf der Stelle, wo sie saß“. 3. „Das Krüglein“: „Zu dem Brunnen ging der Krug“.] – „Musik zu Shakespeare’s Richard III.“. Op. 73 (Mainz, Schott) [vergl. auch Op. 68]. – „Zwei Chorgesänge für gemischte [260] Stimmen“. Op. 75 (Leipzig, Kistner). [Nr. 1: „Schlachtbild“: „Feuerbrunnen Angesichts“, Nr. 2: „Die Luft so still“.]. – „Schlummerlied“. In A. Für Viola, Violoncello und Pianoforte. Op. 76 (Mainz, Schott); eine Bearbeitung für Harfe, Clarinette und Horn erschien im nämlichen Verlage.
B. Compositionen ohne Angabe der Opuszahlen. „Capricietto“ (Leipzig, Kahnt). – „Sechs Phantasiebilder“. („Nachtstück“. „Idylle“. „Walpurgisnachtscene“. „Hexentanz“. „Humoreske“. „Elegie“.] Neue umgearbeitete Ausgabe (Wien, Spina). – „Vier Lieder von Mozart für das Fortepiano“. [„Das Veilchen“. „Abendempfindung“. „An Chloë“. „Abschiedslied“.] (Wien, Spina). – „Fünf Lieder aus dem Liedercyclus: Die schöne Müllerin“. Von Franz Schubert. Für das Pianoforte übertragen. [„Am Feierabend“. „Morgengruß“. „Des Müllers Blumen“. „Der Liebe Farbe“. „Trockene Blumen“ (Wien, Spina). – „Rheinweinlied“. Zweite Auflage (Pesth, Rózsavölgyi und Comp.).
Urtheile über Volkmann als Componisten. Wir sehen von den landläufigen Stimmen der gewöhnlichen Musikreferenten in den Tagesblättern ab und führen nur die Worte gediegener Fachmänner an, den Reigen mit Hanslick beginnend, der trotz mancher Voreingenommenheit gegen den einen oder anderen Künstler als Musikkritiker immer in erster Reihe steht und auch denen, die ihm nicht gerade sympathisch sind, gerecht zu werden pflegt. Gleich in der ersten Zeit des Auftretens Volkmann’s, als derselbe seine Variationen über ein Thema von Händel (Op. 26) herausgab, begrüßte Hanslick dieses Werk als ein bedeutendes. „Auch in der Musik“, schreibt genannter Kritiker, „muß es freistehen, einen alten Stoff neuerdings zu behandeln, sobald Jemand etwas Neues und Erhebliches darüber zu sagen weiß. Und gerade das ist bei Volkmann der Fall“. Als dann Volkmann’s Concertstück für Piano und Orchester (Op. 42) erschien, meinte Hanslick, die Vorzüge dieses Tonstückes, das nicht blos interessant und geistreich ist, sondern weit mehr als das, nämlich musicalisch ist, hervorhebend: „es könnte Schumann geschrieben haben“. Und wie bei Volkmann aus Sturm und Drang die Klärung hervorgegangen, berichtet Hanslick[WS 1] anläßlich des Streichquartetts in E-moll (Op. 35), in welchem er entdeckt, „daß die musicalischen Anschauungen Volkmann’s sich zu einer entscheidenden Wandlung durchgekämpft haben. Offenbar ist im Style unseres Componisten eine Klärung eingetreten, ein Abschütteln der capriciösen Wunderlichkeiten und Genieschlacken, die uns manches seiner früheren Werke trübten. Wer das B-moll-Trio (Op. 5) Volkmann’s mit dessen späteren Werken, z. B. mit dem vortrefflichen Clavierconcert (Op. 42) vergleicht, wird finden, daß derselbe aus Sturm und Drang eine Phase der Klärung angetreten habe, etwa wie sie mit reicheren Mitteln Schumann nach seiner zweiten Sonate vollzog“. Und welchen Einfluß das zur zweiten Heimat gewählte Ungarn auf des Tonsetzers Schaffenskraft geübt, darüber erklärt sich Hanslick anläßlich der B-dur-Symphonie (Op. 53), welche er „eine Art musicalischen Ausgleichs zwischen Deutschland und Ungarn“ nennt. „Volkmann, in Sachsen geboren, verleugnet in diesem Musikstücke ebensowenig sein deutsches Vaterland (oder gar die engere Landsmannschaft Schumann’s), als die magyarische Luft, die er seit einigen Jahren auf seiner steilen Residenz in Ofen einathmet. Gedachte Symphonie ist von ungarischen Motiven durchzogen; doch hat der Componist glücklicher Weise von diesen exotischen Reizen keinen den Symphoniestyl compromittirenden Gebrauch gemacht, er bleibt überall gemäßigt, ernst und deutscher Form getreu“. Nach Analysirung des Werkes kommt Hanslick zu folgendem Schlusse: „Der Satz ist effectvoll, für eine Symphonie in abstract mag seine Sprache etwas befremdend klingen, zu dem Volkmann’schen Style paßt sie vortrefflich. Den ihr gespendeten lebhaften Beifall verdient sie durch ihre anziehende Eigenart, ihren resoluten Ton und ihre von erfahrener Meisterschaft zeugende (sic) Arbeit. Epigonenwerk ist auch sie, wie so vieles Andere, was unsere Zeit nicht entbehren kann und auch nicht entbehren möchte“. – Das Bernsdorf-Schladebach’sche Musiklexikon bemerkt über Volkmann: „Er ist unleugbar eines der gewichtigsten Talente unserer jüngeren Componistengeneration, das neben Begabung und Streben auch ehrenwerthe künstlerische Durchbildung bekundet. In seinen ersten Werken macht sich noch viel Unvermitteltes, Zerrissenes und Excentrisches breit; im weiteren Verlaufe seines Producirens ist er jedoch ruhiger und geebneter geworden. Eine gewisse Sprödigkeit [261] der Erfindung dürfte wohl dasjenige sein, was einer allgemeineren Verbreitung seiner Compositionen am meisten im Wege steht“. – Bernhard Vogel widmet in seiner Monographie: „Robert Volkmann in seiner Bedeutung als Instrumental- und Vocalcomponist“ unserem Künstler eine eingehende, bis auf die einzelnen Compositionen sich erstreckende kritische Beleuchtung. Er bezeichnet ihn als einen Componisten, der an jedes Werk mit gewissenhaftem Ernste ging und sich niemals in leichtfertiger Productivität verlor, der stets nach Veredlung strebte, und dem es auch beschieden war, Werke von echter Reife zu schaffen. Zur Universalität seines Geistes hat ihm nur eine größere musikalisch-dramatische Manifestation gefehlt“. Er scheidet dann Volkmann’s Werke in Claviercompositionen zu zwei und vier Händen, in Streichquartette, Serenaden für Streichorchester, in Orchesterwerke und endlich in Vocalcompositionen. Volkmann’s Clavierwerke erscheinen ihm vielfach als Nachklänge Schumann’s; es sei dieselbe bald phantastische, bald träumerische Stimmung; dabei stellt er die vierhändigen Claviercompositionen besonders hoch, findet das „musicalische Bilderbuch“ (Op. 11) erfindungsfrisch, die „Ungarischen Skizzen“ (Op. 24) charakteristisch, die „Tageszeiten“ (Op. 39) stimmungsreich und die „3 Märsche“ (Op. 40) energisch, und fügt dann hinzu: „kurz sein und dabei bedeutungsvoll, hinter dieses Geheimniß ist Volkmann vorzüglich gekommen“. Die zwölf musicalischen Dichtungen „Vissegrad(Op. 21) stellt er neben Schumann’s „Kreisleriana“ und findet in beiden wahre, tiefe Poesie, echte Romantik, doch legt Vogel auf Volkmann’s Orchesterwerke den größten Werth. Die Richard-Ouverture (Op. 68) bezeichnet er als ein hochbedeutendes Werk, fern von den Traditionen der Opernouverturen, eine ganz selbständige Schöpfung, welche in ähnlichem Sinne wie die Ouverturen zu „Egmont“ und „Coriolan“ den Ideengang der Dichtung ausschöpft und die freie Perspective in die kommende Handlung eröffnet. Dabei ist die Charakteristik des königlichen Tyrannen und die Schilderung der kriegerischen Zeit trefflich durchgeführt. Diese Ouverture, vom Concertsaal in das Schauspielhaus verlegt, müßte als würdige Einleitung zu dem furchtbaren Drama eine großartige Wirkung auf das Publicum üben. In vier Sätzen der D-moll-Symphonie (Op. 44) erkennt Vogel eine feste und sicher gestaltende Meisterhand. Dieses Werk, welches 1863 erschien, war es, das Volkmann’s Namen zu größerer Geltung brachte. Die thematische Gestaltung, durch welche dem scheinbar unbedeutenden Materiale die frischeste Lebenskraft eingehaucht wird, ist bewundernswerth. Die Klarheit der ganzen Durchführung, die Lieblichkeit des Andante, die rhythmische Schönheit des Scherzo, verbunden mit der vorzüglichen contrapunktischen Durchführung des ganzen Werkes sichern demselben für immer eine entschiedene Wirkung. – Volkmann’s Trio in B-moll (Op. 5) und Violoncellconcert (Op. 33) bezeichnet Vogel als ebenso originelle wie tüchtige Arbeiten, er erkennt des Componisten eigentliche Stärke in der Instrumentation, und als Instrumentalist hat derselbe auch im ganz richtigen Bewußtsein seiner eigentlichen Stärke dem Orchester den größten Theil seiner Thätigkeit gewidmet. Weniger bedeutend erscheinen genanntem Kritiker die Vocalcompositionen Volkmann’s und am wenigsten dessen Messen für Männerchor. Dagegen sind die Compositionen unseres Tonsetzers zu Ulrich von Liechtenstein, zum Mönche von Tegernsee und zu Johannes Fischart, von dem er ein Tisch- und Reiselied componirte, kernhafte, den Vereinen nicht genug zu empfehlende Werke. Uebrigens haben Volkmann’s Vocalcompositionen einen durchwegs eigenartigen, von der Schablone abweichenden Charakter. Im Ganzen räumt Vogel unserem Componisten unter den absoluten Musikern der Gegenwart eine bevorzugte Stellung ein, und läßt er ihn an „Kraft und Ursprünglichkeit“ sogar Johannes Brahms überragen. Gegen dieses Urtheil wird von anderer Seite Einsprache erhoben, aber immerhin dabei bemerkt, es sei unbestreitbar, daß sich an solchen Erscheinungen, wie sie Brahms und Volkmann darbieten, der Sinn des Strebenden und des Beobachtenden erwärmen müsse, weil sie das sichere Zeichen bilden, daß das Ideale nicht untergeht.
Quellen zur Biographie. Vogel (B.). Robert Volkmann in seiner Bedeutung als Instrumental- und Vocalcomponist (Leipzig 1875, O. Wigand, 8°.). – Allgemeine Musicalische Zeitung, 1868, Nr. 39–41: „R. Volkmann“. Von L. Ehlert. – Allgemeine [262] Zeitung (München, Cotta, 4°.) 1883, S. 4509 b. – Hanslick (Eduard). Aus dem Concertsaal (Wien 1870, Braumüller, gr. 8°.) S. 136, 207, 212, 235, 424 und 465. – Illustrirte Zeitung (Leipzig. J. J. Weber. Fol.) 1872 (58. Bd.). S. 287: Biographie; S. 288: Porträt; 1883 (81. Bd.), S. 451: Porträt; S. 452 a: Biographie von Hugo. – Neue Freie Presse (Wiener pol. Blatt) 1883, Morgenblatt, Nr. 6889, S. 4 c; Nr. 6898, Abendblatt, S. 1 und 2; Nr. 6904, Morgenblatt, S. 5; 1884, Nr. 6957, Morgenblatt, S. 4 c. – Nürnberger Correspondent, 1883, Nr. 558, S. 4; Nr. 560, S. 4; Nr. 595. – Neue Illustrirte Zeitung (Wien, vormals Zamarski, kl. Fol.) XII. Jahrg., 11. November 1883, Nr. 7, S. 109 [nach dieser gest. am 31. October 1883]. – Sonntags-Zeitung (Pesth, gr. 8°.) 1856, Nr. 5: „Robert Volkmann“. – Ziehrer’s Deutsche Musik-Zeitung, 1875, Nr. 17, S. 8: „Robert Volkmann“. Von Dr. A. Frank. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagsblätter (Pesth, gr. 4°.) 17. Juni 1860, Nr. 25: „Volkmann Robert“.
Porträte. 1) Unterschrift: „Volkmann Robert“. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen, in „Vasárnapi ujság“, 1860, Nr. 25. – 2) Unterschrift: „Robert Volkmann“. Holzschnitt nach Zeichnung von F. W.(eiß), ohne Angabe des Xylographen, in der „Neuen Illustrirten Zeitung“, XII. Jahrgang (1883/84), Nr. 7. – 3) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Robert Volkmann“. Holzschnitt. Zeichnung von A. v. W. A. im „Musicalischen Wochenblatt“, 1876, Nr. 1. – 4) Nach dem Leben lithographirt von E. Strohmayer (Pesth, Heckenast, 1862, kl. Fol.). – 5) Auch erschien er in letzterer Zeit auf einem Gruppenbilde gemeinschaftlich mit Liszt, Brahms’ und anderen Matadoren der Musik in der Gegenwart, wenn ich nicht irre, im Schorer’schen „Familienblatte“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hanslik.