Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Baitelli, Julia
Band: 1 (1856), ab Seite: 127. (Quelle)
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Bajza, Josef (Dichter, Kritiker und Geschichtschreiber, geb. zu Szücsi im Heveser Comitate 31. Jänner 1804).[BN 1][BN 2] Seine Studien begann er 1811 zu Gyöngyös, setzte sie fort in Pesth, wo er die philosophischen, und in Preßburg, wo er die juridischen Wissenschaften beendete. Auf dem Landtag 1825 war er neben seinem Onkel, Franz Földváry, Landtagssecretär, begab sich alsdann nach Pesth, machte 1829 das Doctorat und widmete sich der Schriftstellerei. Das Studium der Classiker erweckte in ihm die Liebe zur Poesie. Die ersten poetischen Versuche und zwar in idyllischer Form sind aus dem Jahre 1821. Das von Karl Kisfaludy redigirte Taschenbuch „Aurora“ schmückte B. mit seinen einfachen, gefühlvollen Liedern. Nach Kisfaludy redigirte Bajza das Taschenbuch (1831–1837), das er, da er die besten Kräfte zur Mithülfe hatte, in bedeutendem Ansehen erhielt; darin und in der „Aspasia“ erschien mehreres von ihm unter dem Namen Julius und begründete vor Allem das Gedicht: Borének (d. i. Weinlied) des Dichters Ruf. Bemerkenswerth ist darin der so berühmt gewordene Aurora-Prozeß, wozu im Jahr 1833 Trattner-Károlyi die Veranlassung gab. Bajza hatte über ein Werk, das zuerst im Verlag von Trattner-Károlyi erschienen, mit Georg Kilian neu abgeschlossen. In diesem Prozeß ward nun die Idee von dem Privatrechte des Schriftstellers zum erstenmal auseinandergesetzt. Seine Gedichte gab B. 1835 heraus, die ihm in der Reihe der lyrischen Dichter eine hervorragende Stelle gesichert haben. 1832 begann er die periodische Schrift: „Társalkodó,“ d. i. Gesellschafter, zu redigiren. In ästhetischer u. kritischer Richtung begann er 1828 zu wirken, wo die „Epigramma theoriája,“ d. i. Theorie des Epigramms, seinen Beruf hinlänglich rechtfertigte. Durch diese Schrift und noch mehr durch den Conversations-Lexikon-Prozeß machte er sich viele Feinde, indem er darin den Döbrentei und den Grafen Joseph Dessewffy schonungslos gegeißelt. Hierauf folgten die „Kritikai lapok“, d. i. kritische Blätter, wovon im Verein mit Kölcsey, Vörösmarty, Toldy, Szontagh, Csató, Kállay u. A. von 1831–1836 sieben Hefte erschienen. Diese Zeitschrift hatte zum Zwecke, die tyrannischen Anmaßungen der schriftstellerischen Autorität zu bekämpfen und eine Kritik heimisch zu machen, die auf rein ästhetischen Gesetzen beruht. In diese Periode gehören auch zwei belletristische Schriften: „Pillangó,“ d. i. Schmetterling, eine Auswahl ausländischer Erzählungen (Ofen 1836), und „Külföldi játékszin,“ [128] d. i. ausländisches Theater (Pesth 1830). Im Jahr 1837 traten er, Toldy und Vörösmarty zusammen und gaben das „Athenaeum“ und den „Figyelmező,“ d. i. Athenäum und Beobachter heraus; ersteres redigirte Bajza sieben Jahre hindurch. Auch um das Pesther National-Theater hatte sich B. verdient gemacht. Zum Theater-Director erwählt, brachte er die Anstalt in ein sicheres Geleise, bis die Ueberschwemmung im März 1838 seinem eifrigen Wirken ein Ziel setzte. Beachtungswerth sind aus dieser Zeit die von ihm verfaßten Gesetze der ungarischen Theater-Gesellschaft von Pesth. Nach dem Abschluß des „Athenäums“ wandte er sich fast ausschließlich der Geschichte zu. Als Vorarbeiten sind zu nennen: „Charakterzüge des Lord Chatham“; – „Leben des Stefan Kohari“; – „Coriolan und das unruhige Rom“, eine der schönsten historischen Abhandlungen in der ungar. Literatur; – „Eudoxia, die Kaiserin“; – „Einfluss der Teleki’s auf die Wissenschaft.“ Bevor er an seine Weltgeschichte ging, erschienen von ihm in der Sammlung: „Történeti könyvtár,“ d. i. Geschichtsbibliothek 6 Bde. und fing er den „Uj Plutarch“ d. i. Neuer Plutarch, nach dem Muster des deutschen an, wovon 8 Hefte erschienen sind. Die Herausgabe seiner Weltgeschichte „Világtörténet“ begann er 1846 und es ist davon nur die alte Zeit erschienen. In diese Epoche fällt auch das Erscheinen seines politischen Taschenbuchs: „Ellenör,“ d. i. Controllor, welches in Deutschland herauskam. 1848 übernahm B. die Fortsetzung des „Kossuth Hirlapja,“ d. i. die Zeitung Kossuths, womit er aber nicht glücklich war. Im Jahr 1847–48 ward er zum zweitenmal Director des National-Theaters, blieb es aber nur acht Monate. Seit 1831 war Bajza correspondirendes, – seit 1832 ordentliches Mitglied der ungar. Akademie, seit 1837 thätiges Mitglied[WS 1] der Kisfaludy-Gesellschaft. Seit 1850 ist er unheilbar geisteskrank. Kertbeny schildert ihn: „Eine durchaus poetische Mimosennatur von weniger und nicht blendender, doch wohlthuender Productivität.“

Ujabb kori ismeretek tára, d. i. ungar. Conv.-Lexikon der neueren Zeit (Pesth, Heckenast, 1850. I. Bd. S. 398. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann) (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 165. – Magyar irók. Eletrajz-gyüjtemény. Gyüjtek Ferenczy, Jakob és Danielik József; d. i. ungar. Schriftsteller. Sammlung von Biographien. Zusammengest. von Jakob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, gest. Erich S.) – Kertbeny (C. M.), Album hundert ungarischer Dichter (Dresden 1854) S. 95 u. 489.[BN 3][BN 4]

Berichtigungen und Nachträge

  1. Bajza, Joseph, ungarischer Dichter, Kritiker und Geschichtschreiber (Bd. I, S. 127), gest. 3. März 1858. [Band 9, S. 470]
  2. Bajza, Joseph, ungarischer Dichter [s. d. Bd. I, S. 127], gest. 3. März 1858.
    Vor der von Franz Toldy unter dem Titel: „Bajza versei. Negyedik teljebb kiadás a költö életrajzaval“ (Pesth 1857, Heckenast, Taschenformat) veranstalteten Ausgabe von Bajza’s Gedichten befindet sich S. XI bis XXXII Bajza’s ausführliche Lebensskizze. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntags-Zeitung (Pesth, 4°.) 1857, Nr. 45 [mit B.’s Porträt im Holzschnitt]. – Pesti Napló, d. i. Pesther Journal, 1858, Nr. 44/2430 u. 45/2431: „Dem Andenken des J. Bajza“. – Gőyri közlöny, d. i. Oeffentliches Organ für Raab, 1858, 25. März, Nr. 24. – Magyar irók arczképei és életrajzaj, d. i. Ungarische Schriftsteller in Bildern und Lebensbeschreibungen (Pesth 1858, Heckenast, kl. 4°.) S. 55 [mit trefflichem Porträt in Holzschnitt]. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) 1858, Nr. 776, S. 311: Nekrolog [mit Porträt in Holzschnitt]. – Oesterreichisches Morgenblatt, herausgegeben von Isidor Gaiger (Prag, kl. Fol.) 1858, Nr. 6. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1858, Nr. 53. – Croquis aus Ungarn (Leipzig 1843, O. Wigand, kl. 8°.) S. 158. [Band 11, S. 365]
  3. E Bajza, Joseph [s. d. Bd. l, S. 127].
    Fata Morgana (Pesther Blätter für Kunst, Literatur u. s. w. Redigirt von Hermine Cziglér von Ény-Vecse (Pesth, 4°.) II. Jahrg. (1865), Nr. 27, S. 110: „Joseph Bajza“. Von Max Nordau. [Band 14, S. 391]
  4. E Bajza, Joseph [Bd. I, S. 127; Bd. XI, S. 365].
    Fata Morgana (Pesther illustrirtes Blatt in deutscher Sprache, gr. 4°.) 1865, Nr. 27, S. 110: „Joseph Bajza“, von Max Nordau. – J. Bajza’s Sohn, Eugen, gleichfalls Schriftsteller, starb in der Blüthe der Jahre zu Pesth am 28. October 1863. [Band 22, S. 469]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Miglied