BLKÖ:Vitkovics, Michael
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 51 (1885), ab Seite: 76. (Quelle) | |||
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[77] Geburtsorte und kam 1804 als solcher nach Ofen; er gab ein paar einzelne Predigten in serbischer Sprache heraus, mehrere aber, welche er handschriftlich hinterließ, gingen zum Theile durch Brand, zum Theile durch Verschleppung verloren. Von Peters beiden Söhnen Johann und Michael trat Ersterer (geb. 5. September 1785, gest. in Ofen 1830) in die Fußstapfen des Vaters und wurde gleich diesem Pfarrer in Ofen und bischöflicher Consistorialrath. Michael dagegen widmete sich der weltlichen Laufbahn. Schon auf dem Erlauer Gymnasium, welches er durch fünf Jahre besuchte, zeigte er poetische Anlagen, so daß er des Versemachens wegen von einem seiner Lehrer gestraft wurde. Als er dann 1796 nach Ofen kam, erwarb er sich aber durch eben dieses Talent die Zuneigung seines Lehrers, des gelehrten Wolfgang Tóth [Bd. XLVI, S. 245], der ihn unter seinen Schülern besonders auszeichnete. Nun bezog er das Erlauer Lyceum, an welchem er die philosophischen, darauf die Universität Pesth, an welcher er die rechtswissenschaftlichen Studien beendete. Die juridische Praxis trat er 1801 als beeideter Notar bei der königlichen Tafel in Pesth an. Im Juni 1803 ward er Tabularadvocat daselbst, als welcher er im schönsten Mannesalter von erst 51 Jahren starb. In die Poesie wurde der für diese Kunst begeisterte Jüngling durch den damaligen Professor der ungarischen Literatur am Erlauer Lyceum, Pápay, eingeführt, der ihn besonders zum Studium und zur Pflege der vaterländischen Dichtung aneiferte. Nebenbei betrieb er das Studium der alten Classiker, darunter der Römer Horaz, Lucrez, Seneca und des Griechen Theokrit, während unter den deutschen Autoren seine Wahl weniger glücklich auf Blumauer fiel. Von den ungarischen Poeten aber zog ihn vor allen Kazinczy an, welcher damals bei seiner großen Vielseitigkeit die heimische Literatur beherrschte. Mit einer Ode 1804 auf den Tod des Freiherrn Joseph Orczy [Bd. XXI, S. 85, Nr. 4] trat Vitkovics zuerst vor die Oeffentlichkeit, diesem Gedichte folgte im ersten Bande des siebenbürgischen Museums (Erdélyi Museum) seine Epistel an Stephan Horvát [Bd. IX, S. 324] und zuletzt seine „Mesék és versek“, d. i. Fabeln und Gedichte (Pesth 1817), unter welch letzteren insbesondere seine Epigramme Beifall fanden. Später begegnen wir seinen lyrischen Dichtungen und Epigrammen häufig in den „Hasznos muj latságok“, d. i. Nützliche Unterhaltungen (1820), in der „Aurora“ (1822–1829) und „Hebe“ (1823–1826), in welchen Blättern vor allen seine trefflichen Uebersetzungen serbischer Volkslieder und Balladen, mit denen er seine ungarischen Landsleute der Erste bekannt machte, hervorzuheben sind. Auch leben viele seiner ungarischen Lieder im Volksmunde. Seine dramatischen Versuche, zu denen er, als das neue ungarische Theater ins Leben trat, angeregt wurde, so: „II. Rákóczi Ferenc Radostóban“, d. i. Franz II. Rákóczi zu Radostó, Trauerspiel in 3 Acten; – „Mars Vénussal Murány alatt“, d. i. Mars und Venus vor Murány. Nationales Ritterschauspiel in 4 Aufzügen; – „A keresztes vitézek“, d. i. Die Kreuzfahrer, Schauspiel in 5 Aufzügen, nach Kotzebue; – „A pozsonyi kabát“, d. i. Der Rock aus Preßburg, Lustspiel in 4 Aufzügen, nach Jünger’s Lustspiel: „Das Kleid aus Lyon“; – und „A megengésztelés“, d. i. Die Versöhnung, ein rührendes Schauspiel in 3 Aufzügen nach dem [78] Französischen, sind wohl zur Aufführung gelangt und leisteten damals, da es mit dem Repertoire der ungarischen Bühne noch sehr schlimm bestellt war, ihre guten Dienste, kamen aber weder in den Druck, noch erhielten sie sich auf dem Theater. Selbst von serbischer Abstammung, dichtete Vitkovics auch in seiner Muttersprache, aber ohne damit besonders Ruhm zu ernten, denn ein Kenner der serbischen Literatur, Šafařík, welcher auch unseres Poeten in dieser Sprache herausgegebene Gedichte (1819), Fabeln, Theaterstücke und Erzählungen (1816) kennt, bemerkt hinsichtlich dieser letzteren, daß deren Autor „durch seine Fabeln und andere kleine Gedichte in ungarischer Sprache einen ungleich größeren Ruhm erworben, als durch seine höchst mittelmäßigen Leistungen in der serbischen angeborenen Mundart“. Wir fügen nur noch hinzu, daß ihn mit dem Dichter Daniel Berzsényi [Bd. I, S. 344] freundschaftliche Bande verknüpften, und daß er zum Mitgliede des Ausschusses gewählt wurde, welcher auf Anordnung des Erzherzogs Palatin Joseph unter des Grafen Joseph Teleki [Bd. XLIII, S. 249] Vorsitz zusammentrat, um sich mit den Vorarbeiten und der Abfassung der Statuten für die zu errichtende ungarische Akademie der Wissenschaften zu beschäftigen. Auch zählte Vitkovics neben Berzsényi, Kisfaludy und Judith Takács-Dukai zu den Mitgliedern des „Helikon“, welches Georg Graf Festetics [Bd. IV, S. 209] zu Keszthely gegründet hatte.
Vitkovics, Michael (ungarischer Dichter, geb. zu Erlau 26. August 1778, gest. zu Pesth 9. September 1829). Sein Vater Peter (geb. zu Erlau 1754, gest. in Ofen 24. Jänner alten Styls 1808), eines Protopresbyters Sohn, wurde 1774 Pfarrer in seinem- Handbuch der ungarischen Poesie u. s. w. In Verbindung mit Julius Fenyéry. Herausgegeben von Franz Toldy (Pesth und Wien 1828, G. Kilian und K. Gerold, gr. 8°.) Bd. II, S. 121 u. f. und 433. – Kertbeny (C. M.). Album hundert ungarischer Dichter. In eigenen und fremden Uebersetzungen (Dresden und Pesth 1854, Robert Schäfer und Hermann Geibel, 16°.) S. 41 und 325. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. V, S. 570 [nach dieser geboren 26. August 1768]. – Paul Joseph Šafařík’s Geschichte der südslavischen Literatur. Aus dessen handschriftlichem Nachlasse herausgegeben von Joseph Jireček (Prag 1865, Tempský, 8°.). III. Das serbische Schriftthum, S. 342 und 388, Nr. 428; S. 393, Nr. 463 und 465; S. 397, Nr. 493; S. 401, Nr. 522 und 526; S. 403, Nr. 540; S. 407, Nr. 574 [nach diesem geb. 14. August 1778, gest. 28. August 1829]. – Ungarns Männer der Zeit. Biographien und Charakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten …. Aus der Feder eines Unabhängigen (Prag 1862, A. G. Steinhauser, 12°.) S. 268. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József , d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) Bd. I, S. 618. – Magarország és Erdély képekben, d. i. Ungarn und Siebenbürgen in Bildern (Pesth, 4°.) Bd. IV (1854), S. 54. – Toldi (Ferenc). A magyar nemzeti irodalom története a legrégibb időktől a jelenkorig rövid előadásban, d. i. Geschichte der ungarischen National-Literatur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart (Pesth 1864, Gustav Emich, gr. 8°.) S. 205, 206, 209, 212, 215, 217. – Derselbe. A magyar költészet kézikönyve Mohácsi vésztől a legújabb időig, d. i. Handbuch der ungarischen Dichtung von der Schlacht bei Mohács bis auf unsere Tage (Pesth 1857, Heckenast, gr. 8°.) Bd. Il, S. 166–181. – Tudományos Gyüjtemény, d. i. Wissenschaftliche Sammlung, 1829, Bd. IX, S. 125: „Vitkovics Mihály költő“, d. i. Michael Vitkovics, der Dichter. Von Vörösmarty. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagsblatt (Pesth, gr. 4°.) 24. Mai 1857, Nr. 21.
- Porträte. 1) Holzschnitt in „Vasárnapi ujság“, 1857, Nr. 21. – 2) Lithographie von Rank, nach Zeichnung von Roon 1854, in „Magyarország és Erdély képekben IV“.