BLKÖ:Trentsensky, Matthias
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Treßniak, auch Treschnak, D. | ||
Band: 47 (1883), ab Seite: 167. (Quelle) | |||
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Senefelder entdeckten, erst in voller Entwicklung begriffenen Lithographie. Mehrere Jahre arbeitete er im Atelier des in diesem Fache vortrefflich ausgebildeten Adolph Friedrich Kunicke [Bd. XIII, S. 377], für dessen Verlag er viele Blätter zeichnete. Unter anderen führte er auch das Krönungswerk der Kaiserin von Rußland im Jahre 1826 aus, wodurch sein Ruf als tüchtiger Zeichner sich weit verbreitete. Um 1824 errichtete er ein eigenes Institut, welches keine nähere Bezeichnung führte, denn der Name des Inhabers genügte, besonders die Jugend gerieth in gelinde Verzückung, wenn es galt, „bei Trentsensky“ einzukaufen. In Nagler’s Werke lesen wir, daß er nach dem 1838 erfolgten Tode Kunicke’s dessen lithographische Anstalt übernommen habe. Schon vor Errichtung seines Ateliers war er in seinem Fache in mannigfacher Weise erfinderisch thätig gewesen. So z. B. nahm er am 21. Jänner 1822 ein zehnjähriges Privilegium auf die Anwendung von Zinkplatten statt der Steine in der Lithographie; am 6. April 1823 ein zweijähriges Privilegium auf die Erfindung einer neuen Cylinder-Druckmaschine, mittels deren ein Gegenstand, er sei auf Holz, Metall oder Stein in erhabener Manier geschnitzt, gegossen oder präparirt, auf dem Boden der Maschine befestigt, durch eine darüber hinrollende Walze so leicht und schnell abgedruckt werden konnte, daß man nach Maßgabe des Formats und der Bestandtheile des zu druckenden Gegenstandes in den gewöhnlichen Arbeitsstunden eines Tages bis 6000 reine und brauchbare Bogenabdrücke zu liefern im Stande war. Noch Erstaunlicheres – freilich sind dies heutzutage überwundene Standpunkte, aber das eben Erwähnte wurde vor mehr als einem halben Jahrhundert geleistet – brachte er mit einer zweiten, auch von ihm erfundenen Presse zuwege. Am 11. Februar 1829 erhielt Trentsensky – den wir aber bei dieser Gelegenheit Joseph genannt finden, so daß wir entweder annehmen müssen, er habe Joseph Matthias geheißen, oder es sei von seinem Bruder die Rede – ein Privilegium auf hölzerne Modelle von Bausteinen und anderen Gebäudebestandtheilen, woraus die verschiedenartigsten zu einem Ganzen zusammenstellbaren Baulichkeiten aufgerichtet werden konnten. Es ist dies der Anfang der heute weit verbreiteten und sehr vervollkommneten Fröbel’schen Baukasten, eines der nutzbringendsten und sinnigsten Spielzeuge für Kinder, namentlich für Knaben. Eine ganz [168] besondere und in ihrer Art einzige Abtheilung des Trentsensky’schen Institutes waren die Bilderbogen mit Soldaten aller Waffengattungen, Theaterfiguren zu Stücken von Schiller, Kotzebue u. A., zu den damals beliebtesten Opern, Circusfiguren, dann die Trachten der verschiedenen Völkerschaften Oesterreichs – eine Suite, die ein paar Hundert Bogen umfaßte – Krippenfiguren, dann die Theaterdecorationen mit Coulissen, allem möglichen Beiwerk, Verwandlungen, ganz nach den von Jachimowicz gemalten Decorationen der beiden Hoftheater entworfen, Alles in trefflichen Zeichnungen mit ungewöhnlicher Sorgfalt ausgeführt, so daß die Augen der Kinder frühzeitig selbst in diesem zerreißbaren Spielzeug an correcte Zeichnung und richtige Formen gewöhnt wurden. Alles dies war in schwarzen und colorirten Exemplaren und um beispiellos niedrige Preise zu haben, und zu diesen an sich höchst untergeordneten Arbeiten wurden oft Leute verwendet, die später in der Kunstwelt sich einen Namen gemacht, wir nennen nur beispielsweise Hoechle, Loder, Schober und Moriz Schwind [vergleiche dessen Biographie Bd. XXXIII, S. 157, VI., Lithographien[WS 1] von Schwind]. Dabei ging unter diesen für die Jugend bestimmten so mannigfaltigen Bilderbogen nie Unschönes, wie die heutigen Struwelpeteriaden, Buschiaden – köstlich für Erwachsene, aber verderblich für Kinder – hervor, sondern Alles war fein natürlich, correct, sinnig und belehrend, wie z. B. die Thierbilder, woran sich sogar Ranftl und Danhauser betheiligt haben sollen. Kurz, der bildende Einfluß dieser Trentsensky’schen Bilderbogen und Kinderspiele, die weit ins Ausland gingen und auch in den Papierhandlungen der Provinz verkauft wurden, war nicht zu unterschätzen. Es wäre dies ein noch, näherer Erforschung würdiger Gegenstand, der namentlich betreffs der Zeichner überraschende Resultate zu Tage fördern dürfte. Nun führte aber die auf dem Stephansplatze im Innern des Zwettlhofes befindliche Anstalt auch einen großen Vorrath von verschiedenen bildlichen Darstellungen, von Modebildern nach französischen und englischen Originalen, von beweglichen Schattenbildern, Cartons zum Aufziehen von Kupferstichen, dann eine große Auswahl von tabellarischen Gegenständen aller Art, von allen Sorten weißen und farbigen Papieren, Zeichen- und Schreibrequisiten. Eine besondere Abtheilung bildeten die trefflichen und mannigfaltigen Zeichenschulen von den ersten Elementen an zur geometrischen, Blumen-, Landschafts-, und Kopf- und Figurenzeichnung, Alles in correctester Ausführung, aufsteigend. In den späteren Jahren brachte die Anstalt die heute schon höchst seltene Darstellung der kaiserlichen Armee in vielen Blättern, und sie war auch die erste, welche die von Professor Stampfer [Bd. XXXVII, Seite 118] erfundenen stroboskopischen Scheiben in den Handel brachte. In der Folge ging die Trentsensky’sche Firma auf Eduard Sieger über und besteht als k. k. landesbefugte lithographische Anstalt und Druckerei Eduard Sieger noch zur Stunde, Arbeiten im Kunst- und Mercantilfache der Lithographie, Stein- und Buchdruckerei liefernd. Ihr Export geht nach Deutschland, Rußland, den Donaufürstenthümern und nach Amerika, und neben einer Locomobile von zehn Pferdekräften beschäftigt sie 200 Arbeiter. Auf der Ausstellung in Paris 1855 erhielt sie die silberne Medaille erster Classe, auf jener in London [169] 1862 die Bronze-Medaille erster Classe. Aus Anlaß der letzteren Ausstellung, auf welcher noch Trentsensky für seine Leistungen im Kinderspielfache prämiirt wurde, erhielt Eduard Sieger, der Eigenthümer der Anstalt, das goldene Verdienstkreuz mit der Krone. Ueberhaupt sind die Arbeiten dieser Anstalt so vorzüglich, ja mustergiltig, daß dieselbe auf der Ausstellung 1862 zu London die Erklärung abgab, von sämmtlichen vorgeführten Gegenständen nicht einen einzigen separat für die Ausstellung angefertigt zu haben. Ein Umstand, der um so mehr Beachtung verdient, als es ja heute nicht selten vorkommt, daß Geschäfte von den auf Ausstellungen mehrfach prämiirten Waaren im Handel schlechtes und lumpiges Zeug liefern.
Trentsensky, Matthias (Industrieller, geb. 1790, gest. zu Wien am 19. März 1868). Obwohl um die Förderung der Kunst nach einer Seite hin vielverdient und mit der Bildungsgeschichte der Jugend im österreichischen Kaiserstaate eng verbunden, ist er leider doch schon in Vergessenheit gerathen. Als Oberlieutenant trat er aus dem Verbande der kaiserlichen Armee und widmete sich der damals durch- Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, 3. 414. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1849, E. A. Fleischmann, gr. 8°.) Bd. XIX, S. 68. – Systematische Darstellung der neuesten Fortschritte in den Gewerben und Manufacturen und des gegenwärtigen Zustandes derselben... Herausgegeben von Stephan Ritter von Keeß und W. C. W. Blumenbach (Wien 1829, Karl Gerold, gr. 8°.) Bd. I, S. 655, 657 und 687; Bd. II, S. 788 und 792. – Arenstein (Jos. Prof. Dr.). Oesterreich auf der internationalen Ausstellung 1862. Im Auftrage des k. k. Ministeriums für Handel und Volkswirthschaft (Wien 1862, Staatsdruckerei, schm. 4°.) S. 88, Nr. 1131 und S. 96, Nr. 1191. – Derselbe. Oesterreichischer Bericht über die internationale Ausstellung in London 1862 (Wien 1863, Staatsdruckerei, schm. 4°.) S. 575 und 589. – Amtlicher Katalog der Ausstellung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder Oesterreichs (Wien 1873, Druckerei der „Presse“, 8°.) S. 343, Nr. 55.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Litographien.