Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 15 (1866), ab Seite: 363. (Quelle)
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Loder, Matthäus (erzherzogl. Kammermaler, geb. zu Wien 31. Mai 1781, gest. auf dem Brandhofe in Steiermark 16. September 1828). In früher Jugend zeigte sich das ausgesprochene Talent des Knaben für die zeichnende Kunst. Die leeren Blätter seiner Schulbücher und Aufgabenhefte zeichnete er, ohne Unterricht im Zeichnen zu erhalten, voll mit Ansichten von Landschaften, Waldparthien u. dgl. m. Er zog sich dadurch viel Verdruß zu Hause und in der Schule zu, bis einer seiner Lehrer, in diesen Arbeiten die große Begabung zur Kunst erkennend, dem Vater seine Ansichten über den Knaben und sein Talent entwickelte und ihm vorschlug, denselben in eine Zeichnungsanstalt zu schicken. Der Vater, den Rath des Lehrers befolgend, ließ nun seinen Sohn die Akademie der bildenden Künste in Wien besuchen. Der junge Loder machte sich alsbald mit seinen Arbeiten bemerkbar und schritt unter der Leitung von Männern wie Braun [Bd. II, S. 118], Füger [Bd. V, S. 1], Lampi [Bd. XIV, S. 57], Maurer rüstig und erfreulich auf dem Pfade der Kunst vorwärts. Anfänglich verlegte sich L. auf das Blumenzeichnen und eine Folge von 55 Blättern ausgezeichnet schön gearbeiteter Blumenbouquets fand allgemeinen Beifall. Nun wird erzählt, daß der Vater diese Sammlung einem der Gönner seines Sohnes gezeigt habe und dieselbe durch einen bösen Zufall verloren gegangen sei. Der Gönner ermunterte den jungen Künstler zu einem zweiten Versuche und machte sich anheischig, ihn für Zeit und Mühe, die er daran wenden würde, zu entschädigen. Aber Loder war nicht zu bewegen, den Versuch zu wiederholen und gab seit dieser Zeit das Blumenzeichnen ganz auf. Er wendete sich der Architecturzeichnung zu und erhielt darin bald einen ersten Preis. Nun von Professor Füger aufgefordert, verlegte er sich mit allem Eifer auf das Studium der Anatomie, machte sich nach und nach auch mit den anderen Zweigen der Malerkunst bekannt und zeigte eine so ungewöhnliche Geschicklichkeit in allem, daß es in der Akademie selbst nicht an verschiedenen Aufmunterungen fehlte und ihm endlich seine Lehrer ein Stipendium verschafften. L. arbeitete unablässig und copirte theils sorgfältig ältere Meisterwerke, theils malte er fleißig nach der Natur. Zum Behufe seiner Naturstudien machte er während der Ferien in Gesellschaft mehrerer akademischer Freunde Ausflüge in die Umgebungen Wiens, und besuchte fast alle Ruinen alter Ritterburgen und Bergschlösser im Lande unter der Enns. An den herrlichen Ueberresten des Alterthums entwickelte und bildete sich sein Talent für Historienmalerei, welche Neigung auch die Professoren Braun und Maurer sorgfältig pflegten und nährten. Das Anschauen und [364] lebendige Auffassen dieses Studiums, diese Vorliebe für das Ritterthum, kam ihm in der Folge sehr gut zu statten, indem er viele Aufträge erhielt, Zeichnungen zu den mit Kupfern gezierten Romanen zu verfertigen. Er versuchte sich auch in der Porträtmalerei; die Versuche gelangen und verschafften ihm einträgliche Arbeiten in diesem Fache. Seine Lieblingsneigung blieb aber stets entschieden die Landschaftsmalerei, der er sich bald fast ausschließend widmete. Mehrere seiner Werke wurden mit ungetheiltem Beifalle aufgenommen und erwarben ihm bedeutenden Ruhm; so zwar, daß er den ehrenvollen Ruf als Zeichenmeister zur Erzherzogin Maria Louise erhielt. Loder erwarb sich durch seine kunstvollen Leistungen die Gunst dieser Fürstin in so hohem Grade, daß sie ihn nach Beendigung des Wiener Congresses, als sie von ihren neuen Staaten Besitz nahm, nach Parma berief und ihm in der Hauptstadt ihrer Besitzungen einen bleibenden Wohnsitz anwies. Freudig hatte Loder diesen Antrag angenommen und war ihm auch gefolgt, doch nöthigte ihn das italienische Klima und seine durch unausgesetzte Anstrengung sehr geschwächte Körperconstitution, um Entlassung anzusuchen, welche ihm auch gewährt wurde. Er beschloß, um die Kunstschätze Roms kennenzulernen, dorthin eine Reise zu unternehmen; doch hinderte ihn an der Ausführung dieses Vorsatzes die zunehmende Abnahme seiner Gesundheit. Er besuchte die Kunstgallerien in Florenz, schiffte sich hierauf in den Hafen zu Livorno ein und kam mit einem Schatze von Studien und mit geläutertem Geschmacke in seine Vaterstadt zurück. Eine besondere Auszeichnung wurde dem Künstler zu Theil, als ihn die Akademie der Malerei, Bildhauerei und der Baukunst zu Parma am 16. December 1816 zu ihrem Ehrenmitgliede ernannte. Nun berief ihn Erzherzog Johann zu sich und ernannte ihn zu seinem Kammermaler, welche Stelle L. bis an sein Lebensende behielt. Er bereiste nun alljährlich die Alpen der Steiermark und machte später auch nach Salzburg eine Reise, die ihm vielen Stoff zu künstlerischen Arbeiten lieferte. Als Augenzeuge der Krönung Ihrer Majestät der Kaiserin Karolina Augusta zur Königin von Ungarn, vollendete der Künstler ein Gemälde, welches diese Feier bildlich darstellt. Im Jahre 1827 zeichnete er auf Veranlassung seines Gönners eine Auerhahnjagd in den Alpen der Steiermark. Im Frühjahre 1828, als er eben mit der Ausführung der entworfenen Zeichnungen beschäftigt war, überfiel ihn eine heftige und gefährliche Krankheit. Er erholte sich bald einigermaßen und erhielt den ehrenvollen Auftrag, für das Stammbuch Ihrer Majestät der Kaiserin ein Gemälde zu verfertigen, das er auch mit Meisterschaft vollendete. Nachdem er sich wohler fühlte, erwachte in ihm auch die Sehnsucht nach der Steiermark. Seine Freunde nahmen Abschied von ihm, ohne zu ahnen, daß es der letzte sein sollte. Schon unterwegs überfiel ihn eine Krankheit, die nach wenigen Tagen seinem Leben zu Gastein ein Ziel setzte. Die meisten seiner Landschaftszeichnungen befinden sich in der Gallerie Sr. kais. Hoh. des Erzherzogs Johann und der Erzherzogin Maria Louise; überdieß lieferte er eine große Anzahl von Zeichnungen in Almanache, Taschenbücher, Romane, sowie zu der bei Anton Doll erschienenen Ausgabe von Wieland’s sämmtlichen Werken, zu den von Franz Stöber gestochenen Zerrbildern, zum „Mythos“ u. a. m. Schließlich sei noch erwähnt, daß L. auch ein Freund [365] der Entomologie war und mit besonderer Vorliebe die um Wien lebenden Schmetterlinge aufsuchte und sammelte. Er besaß von letzteren eine vollständige Sammlung, aber auch ausländische Schmetterlinge, darunter die farbenprächtigen Brasiliens, fanden sich in derselben.

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrgang 1829, Nr. 26. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1812, Intelligenzblatt Nr. 42. – Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes (Wien, Doll, 8°.) Jahrg. 1810, Bd. IV, S. 356. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. III, S. 142. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 478. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 573. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1837, Ebner u. Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 609. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1830, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 374. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIX, Abtheilung 2, S. 702, Nr. 2. – Böckh (Franz Heinr.), Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache (Wien 1821, B. Ph. Bauer, 8°.) S. 164 [nennt ihn Martin S.]. – Sartori (Franz), Oesterreichs Tibur oder Natur- und Kunstgemälde aus dem österreichischen Kaiserthume u. s. w. (Wien 1819, Doll, 8°.). – Malerisches Taschenbuch für den österreichischen Kaiserstaat (Wien 1812, 8°.) S. 197.