BLKÖ:Purgstall, die Grafen von, Genealogie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 24 (1872), ab Seite: 84. (Quelle) | |||
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Heinrich und Hartwig von Purgstall als liberi um 1120 bei der Stiftung von Gleink als Zeugen erscheinen. Hundert Jahre später kommt ein Albert P. und seine Tochter Kunigunde vor, und im Jahre 1287 befindet sich ein anderer Heinrich P. unter den Gefangenen von Mühldorf. Allmälig verbreitete sich die Familie so sehr, daß sie in verschiedenen Ländern eigene Linien stiftete, und es sind bekannt eine steirische Linie, welche mit dem Pater Albert [s. d. S. 83] erlosch, eine krainische, welche Wolf Sigmund von P. gestiftet und deren letzter der Pater Anton [s. d. S. 85, Nr. 3] war; die tirolische, welche bereits mit dem Landeshauptmann Volkmar [s. d. S. 88, Nr. 23] endete, und die böhmische, an welche die Güter der steirischen[WS 1] Linie übergingen, worauf in unseren Tagen Namen, Wappen und Besitzungen an den Freiherrn Hammer, den berühmten Orientalisten, vererbt wurden, so daß der Name dieses alten Geschlechtes im Doppelnamen Hammer-Purgstall noch zur Stunde fortlebt. Ein seiner Zeit im Schlosse Hainfeld aufbewahrter Stammbaum führt das Geschlecht bis auf 17 Ahnen hinauf, aber außerhalb dieses Stammbaumes erscheinen [85] nahezu ebenso viel Purgstall, die sich in den Stammbaum nicht mit Bestimmtheit eintheilen lassen. – Die Besitzungen des Hauses waren in den vorgenannten Ländern vertheilt und das Geschlecht war sehr begütert; die Purgstall erscheinen als Herren von Kronberg, Hohenbruck, Fischern, Kraschnitz, Wukalitsch, Grodec, Freyenthurn, Weinitz, Wolfsdorf, Neudegg, Görtschach und ganz zuletzt noch als Herren von Hainfeld, Riegersburg und Radkersburg. – Was die Heirathen der Purgstall betrifft, so waren sie mit den angesehensten Familien Innerösterreichs, im Görzischen, in Tirol, Ungarn und Böhmen verschwägert, und der Stammbaum weist unter den Namen der Angeheiratheten die edelsten Geschlechter, wie Oberburg, Paradeiser, Lamberg, Rauber, Lanthieri, Herberstein, Hohenwarth (Gerlachstein), Kollonitsch, Saurau, Jobstelberg, Lichtenberg, Palmburg, Rindsmaul, Mörsberg, Rosenberg und viele andere aus. Noch der vorletzte Sproß dieses edlen Hauses, Wenzel Johann Gottfried Graf P., führte aus Schottland seine Gattin heim, die einer Familie angehörte, in welcher Capetingisches Blut und Blut englischer und schottischer Könige floß. – Die Zahl ausgezeichneter[WS 2] Mitglieder dieses Geschlechtes ist ungewöhnlich groß und eine Monographie derselben könnte deren leicht über hundert aufzählen, welche in der Kriegs-, politischen und Gelehrtengeschichte Oesterreichs eine hervorragende Rolle spielen. Namentlich ist die Zahl der Kriegshelden eine sehr große; siebzehn Purgstall fanden den Tod für das Vaterland auf dem Felde der Ehre; siebenzig Jahre lang waren lauter Purgstall Befehlshaber der Arkebusier Kürassier-Compagnie zu Karlstadt, dieser Vorpost des Generalates der windischen, croatischen und petrinäschen Grenzen. – Um nur einige Namen zu nennen, sei hier der tapfersten der vielen Tapferen gedacht, wie Adam [Nr. 1], Christoph [Nr. 4], Erasmus [Nr. 5], Ferdinand Wilhelm [Nr. 6], Gallus [Nr. 7], Heinrich [Nr. 10], Joachim [Nr. 11], Johann Adam [Nr. 12], Johann Georg [Nr. 14], ein zweiter desselben Namens [Nr. 15], Karl Weikard [Nr. 17], Michael Joseph [Nr. 18]. Nicht minder Ausgezeichnetes leisteten Einzelne dieses Hauses im politischen und diplomatischen Dienste, und sind in dieser Richtung besonders hervorragend: Johann Ernst [Nr. 13], Moriz [Nr. 19], Wenzel Karl [Nr. 26]. Auch im kirchlichen Gebiete, jedoch auf diesem verhältnißmäßig am schwächsten, wirkten einige dieses Hauses und sind unter diesen hervorzuheben die beiden Jesuiten-Patres Albert [S. 83], Anton [Nr. 3] und den Cistercienserabt des Stiftes Rain, Peter [Nr. 20]. Was aber die Förderung der Wissenschaft und edelsten humanistischen Zwecke betrifft, so sind drei derselben, der Graf Wenzel Karl [Nr. 26], dann Johann Wenzel [S. 89], den man „Oesterreichs Rumford“ nannte, und Wenzel Johann Gottfried [S. 90] als wahre Leuchten ihrer Zeit und als echte Ritter vom Geiste anzuführen. – Was endlich die Standeserhebungen anbelangt, so kam die Freiherrnwürde im Jahre 1631 an Johann, Georg, Karl und Wolf Sigmund, welche sich nach ihrer Herrschaft Krup Freiherrn von Krupp nannten, und den Grafentitel erhielt im Jahre 1671 Johann Ernst, innerösterreichischer Statthalter, und sechs Jahre später noch sechs andere Sprossen dieses Hauses, deren bei Johann Ernst [Nr. 13] Erwähnung geschieht. [Taschenbuch für vaterländische Geschichte. Herausgegeben durch die Freiherren von Hormayr und von Mednyánszky (Wien, 12°.) I. Jahrg. (1820), S. 141 u. f.: „Die Purgstalle“. – Blätter aus Krain. Beilage zur Laibacher Zeitung (4°.) I. Jahrg. (1857), Nr. 1 u. 2: „Die Grafen von Purgstall“. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 324. – Schmutz (Carl), Historisch-topographisches Lexikon von Steiermark (Gratz 1822, Andr. Kienreich, 8°.) Theil III, S. 231. – Kneschke (Ernst Heinr. Prof. Dr.), Neues allgemeines deutsches Adels-Lexikon (Leipzig 1869, Fr. Voigt, 8°.) Bd. VII, S. 280.]
I. Zur Genealogie der Grafen von Purgstall. Die Purgstall sind ein altes Adelsgeschlecht, das in Steiermark, Oesterreich, Tirol, Kärnthen, Krain und Salzburg ansässig war. Als Ortsname kommt derselbe zu öfteren Malen in Steiermark, dann in Krain (Burgstall), in Tirol (als Schloß) vor. Die Anfänge des Geschlechtes führen urkundlich in’s 12. Jahrhundert zurück, wo zwei Brüder,