Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Primisser, Cassian
Band: 23 (1872), ab Seite: 298. (Quelle)
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Primisser, Alois (Archäolog geb. zu Innsbruck 4. März 1796, gest. zu Wien 25. Juli 1827). Aus einer Vorarlberger Familie abstammend, über welche in den Quellen zu Johann Baptist [s. d. S. 306] und in der Stammtafel. S. 307, nähere Nachrichten gegeben werden. Der Sohn des Johann Baptist P., des Schloßhauptmannes zu Ambras, zog er im Jahre 1805 mit seinem Vater und mit der Ambraser Sammlung nach Wien. Von 1807 bis 1813 besuchte er mit dem besten Erfolge das akademische Gymnasium daselbst. Schon als Knabe zeigte P. große Vorliebe für geschichtliche Studien und das Leben auf Ambras, wo er sich am liebsten in den Rüstkammern aufhielt, entwickelte in ihm eine solche Vorliebe für diese Sammlung, daß er die wenigen freien Stunden, die ihm seine Studien und der Unterricht in Musik, im Französischen u. s. w. ließen, stets dazu benützte, seinem Vater bei Aufstellung der Sammlung behilflich zu sein. Ein Besuch derselben von Seite des Kaisers Franz I., bei welchem der Monarch erfuhr, daß P. seinem Vater bei diesem schwierigen Geschäfte so hilfreich an die Hand gegangen sei, brachte ihm am 14. Juli 1814 seine Ernennung zum Praktikanten bei der Ambraser Sammlung mit einem Jahresgehalte von 300 fl. Nach dem Tode seines Vaters, wurde die Sammlung dem k. k. Münz- und Antikencabinete unterstellt und P. nach Vollendung der philosophischen Studien am 12. März 1816 dritter Custos daselbst. Im folgenden Jahre unternahm P. eine Reise nach Ambras, um die Reste der Sammlung, welche als minder werthvoll dort geblieben waren, nach Wien zu bringen. Im Winter des Jahres 1818 hielt P. wöchentlich zweimal Vorlesungen über Numismatik und Archäologie im k. k. Münz- und Antikencabinete. Im Herbste 1820 unternahm er in Gesellschaft des Dr. H. G. Pertz eine Reise nach Oberösterreich und Kärnthen zu wissenschaftlichen Zwecken, auf welcher er besonders die Denkmale der Kunst und des Alterthums in den Klöstern und Abteien einer besonderen Aufmerksamkeit würdigte. Im Sommer desselben Jahres lernte er Julie, die Tochter des kön. preußischen Bergamtskanzlei-Directors Melchior Mihes [Bd. XVIII, S. 259], kennen, mit welcher er sich am 22. September 1822 vermälte. Leider dauerte diese glückliche Ehe nicht lange, denn der um die Wissenschaft und Kunst so hoch verdiente Mann wurde schon fünf Jahre später im 31. Lebensjahre von der Luftröhrenschwindsucht dahingerafft. P. war auch auf dem Gebiete der Alterthumskunde als Schriftsteller in hervorragender [299] Weise thätig. Selbstständig erschienen von P. nur zwei Werke: „Die Beschreibung der k. k. Ambraser Sammlung“ (Wien 1819, Heubner, 8°., mit 2 Steindruckbl.); ein Auszug aus diesem Werke kam unter dem Titel: „Uebersicht der Ambraser Sammlung. 1817“ (ebd. 1825; 2. Aufl. ebd. 1827, Wallishausser, 8°.) heraus; – „Peter Suchenwirt’s Werke aus dem XIV. Jahrhunderte in der Ursprache aus Handschriften, mit einer Einleitung, historischen Bemerkungen und einem Wörterbuche“ (ebd. 1827, 8°.). Im Verein mit Büsching und Friedrich Heinrich von der Hagen veröffentlichte P.: „Deutsche Gedichte des Mittelalters“ (Berlin 1826, Reimer), in welcher Sammlung „Gudrun, Bitewolf und Dietlieb[WS 1]“ von ihm bearbeitet sind, und allein mit F. H. von der Hagen: „Das Heldenbuch“. Außerdem bezeugt die große Anzahl von fast vierzig größeren oder kleineren Abhandlungen von der rastlosen Thätigkeit dieses gründlichen Alterthumsforschers und Kenners. Seine kleineren Abhandlungen sind in vielen Fachzeitschriften zerstreut. Was den Inhalt derselben anbelangt, so könnte man sie in drei Kategorien theilen, und zwar in Aufsätze über die k. k. Ambraser Sammlung, in Schriften numismatischen Inhaltes und endlich in Kritiken, Recensionen über Kunst und Künstler. Es sind folgende, in Hormayr’sArchiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst“, 1817, Nr. 31 u. 32: „Probe aus dem Heldengedichte Chautrun“; – 1818, Nr. 78 u. 79: „Lateinische Gedichte an den König Robert von Sicilien aus dem zweiten Viertel des XIV. Jahrhundertes“; – 1821, Nr. 5 und 8: „Ueber die zehn von Hanns Vermeyen[WS 2] gemalten Cartone, darstellend Karl’s V. siegreichen Heereszug gegen Tunis im Jahre 1535“; S. 44: „Ueber die alte kunstreiche Kirche von Maria Stiegen, eines der wichtigsten Baudenkmale Wiens aus dem Mittelalter“; – S. 47: „Die Anzeige des Werkes: „Die Verehrung der heil. Dreieinigkeit nach dem Originalgemälde von Albrecht Dürer (in der k. k. Belvedere-Gallerie) in Umrissen auf Stein gezeichnet von Julie Mihes, 158 Blätter in gr. Fol. (Wien 1821, lithographisches Institut); – S. 68: „Ueber die Steinschneider Pichler[WS 3]; dann über die zahlreichen, in Innsbruck und in der k. k. Ambraser Sammlung befindlichen Bilder der beiden Cranach“; – S. 99: „Ueber den seltsamen silbernen Trinkbecher der Margaretha Maultasche, und eine Wachstafel mit landwirthschaftlichen Aufzeichnungen, welche aus dem Schlosse Tirol herstammen“; – S. 356: „Ueber eine neuaufgefundene Pergamentrolle mit den Bildnissen der Ahnen Kaiser Maximilian I.“, mit der Chiffre C–s (Custos?) unterzeichnet; – S. 364: „Berichtigung eines numismatischen Irrthumes“; auch im „Hesperus“ von 1821, Nr. 17; – Nr. 97 und 98, S. 391, und 1822, Nr. 20: „Reisenachrichten über Denkmale der Kunst und des Alterthums in den österreichischen Abteien und in einigen anderen Kirchen Oesterreichs und Kärnthens“, mit drei von ihm selbst gezeichneten Bildertafeln (wiederabgedruckt in Hormayr’s „Taschenbuch“ 1848, S. 284–293, und erschien auch als – jetzt bereits sehr selten gewordener – Separatabdruck, 44 Seiten stark [4°.]); – 1822, S. 188–191 und S. 218–221; ferner 1826, S. 276: „Der Wiener Dichter Peter Suchenwirt, von fünf Fürsten, von dem von Maylau, von Marchgraf Sigmund von Cartus, von Herzog Wilhelm von Oesterreich und von Herzog Leopold von Oesterreich“ (nach einer Handschrift [300] in der k. k. Hofbibliothek); – 1827, Nr. 3, S. 18, und Nr. 7: „Anzeigen der Arbeiten des Directors Anton von Steinbüchel: Sappho und Alkaios, ein griechisches Vasengemälde“ (1822, Fol., mit fünf Kupfertaf.); – „Scarabées egyptiens du Musée d’Antiques à Vienne“ (1825, 4°.); – „Ueber die in Steiermark (bei Negau im Jahre 1812) gefundenen Römerhelme“ (1826); – „Notice sur les médaillons Romains en or du Musée Impérial et Royal de Vienne, trouvées en Hongrie dans les années MDCCXCVII et MDCCCV“ (1826, 4°.); – „Beschreibung der k. k. Sammlung egyptischer Alterthümer“ (Wien 1826); – „Addenda ad Eckhellii Doctrinam numorum veterum, ex ejusdem Autographo posthumo. Cum tabula a enea“ (1826, 4°.); – „Papiri greco-egizi et altri greci monumenti dell’ I. R. Museo di Corte tradotti ed illustrati da Giovanni Petrettini Corcirese“ (Vienna MDCCCXXVI 4°.); – in Büsching’s „Wöchentlichen Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und des Mittelalters“ (Breslau 1816), I. Bd.. S. 385–392, u. II. Bd., S. 342–350: „Nachrichten von der Ambraser Handschrift der Nibelungen und des Heldenbuches“; – II. Bd., S. 155: „Erek und Enite“, gefundene Handschrift in der k. k. Ambraser Sammlung“; – III. Bd.. S. 26: „Inhalt des Gedichtes von Pitrolf und Dietlaib“; – ebenda, S. 174–181: „Inhalt des altdeutschen Gedichtes Chaudrun“; – IV. Bd., S. 65: „Beschreibung eines alten messingenen (Tauf-?) Beckens, von erhabener, getriebener Arbeit“, mit einem Steinabdrucke; – S. 225: „Dietrich’s von Bern und Attila’s Streitwagen“; – in den „Wiener Jahrbüchern der Literatur“, Bd. XI, Anzeigeblatt, S. 40–48: „Ueber den Baumeister BLKÖ:Pilgram, Anton (2 Künstler)#Pilgram, Anton (Architekt)Anton ''Pilgram'' oder ''Pilgraben'', Vollender des St. Stephansthurmes und Urheber mehrerer Zierarbeiten im Innern des Domes. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte des Mittelalters“; – Bd. XIV, Anzeigeblatt, S. 10–51: „Nachricht von einer neuentdeckten Handschrift mit deutschen Gedichten aus dem XIV. Jahrhunderte, verfaßt von Peter Suchenwirt aus Oesterreich“; – Bd. XVI, Anzeigeblatt, S. 22–31: „Erek und Enite, ein altfranzösisches Rittergedicht des Chrestien von Troyes, deutsch bearbeitet von Hartmann von Aue, einem Dichter des XII. Jahrhunderts“ – ebenda. S. 123–161: über „Von altdeutscher Baukunst, durch L. C. Stieglitz“, mit einem Titelkupfer (den Baumeister Anton Pilgram darstellend) und 34 Kupfertafeln in Folio (Leipzig 1820, 4°.) – und „Versuch einer Einleitung in die „Geschichte der altdeutschen Bauart, von Büsching. Vorlesungen, im Sommer 1820 gehalten und zur Grundlage für andere Vorträge bestimmt“ (Breslau 1821); – Bd. XXI, Anzeigeblatt, S. 10–17: „Ein Wort über Alexander Collin[WS 4]. Bildhauer aus Mecheln im XVI. Jahrhunderte; – Bd. XXVII, Anzeigeblatt, S. 33–52: „Ueber die alten Gemälde auf dem Schlosse Karlstein bei Prag“; – in Freiherrn von Hormayr’s „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“ (Wien), 1820. S. 279: „Ueber Freidal’s (Freudall’s, d. i. K. Maximilian I. Turnirbuch in der k. k. Ambraser Sammlung; – 1821, S. 401, und 1822, S. 349: „Maximilian’s I. Sammlung altdeutscher Gedichte, in einer Pergamenthandschrift derselben k. k. Sammlung“, – 1823, S. 165, und 1824, S. 39: „Des genannten Kaisers Gedenkbücher“; [301]1824, S. 97–103: „Der silberne Hausaltar der ungarischen Königstochter Margaretha“; – in des Freiherrn von HormayrGeschichte Wiens“ (Wiens 1824), II. Jahrg.. I. Bd., S. 3 bis 134: „Die alten Kunstdenkmale Wiens mit einem Blicke auf die Kirchenbaukunst des Mittelalters überhaupt und einige ihrer Denkmale in Oesterreich“, mit fünf Abbildungen; – ebenda, III. Bd., S. 209–240: „Das älteste österreichische und Wiener Münzwesen bis in die Zeiten Kaiser Ferdinand I., mit zwei Münztafeln“; – im „Oesterreichischen Beobachte“. 1825, Nr. 89, S. 438: „Ueber die Kunstleistungen des Glasmalers Gottlob Samuel Mohn (gest. 2. November 1828); – in Schickh’s „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur u. s. w.“ 1826, Nr. 151, S. 1214: die Anzeige des Kunstwerkes „Vater Unser“, in neun Blättern gezeichnet und radirt von Joseph Führich und mit einem ausführlichen Texte begleitet von Anton Müller, Professor an der k. k. Prager Universität“ (Prag 1826, Bohmann’s Erben); – in den „Beiträgen zur Statistik und Geschichte von Tirol und Vorarlberg“ 1828, IV. Bd., S. 116: „Ueber drei Portale der Schloßcapelle zu Tirol und Zenoberg bei Meran“, mit 3 Kupfern; – dann schrieb Alois P. den Text (d. i. kurze, historische und Kunstnachrichten) zu dem von dem Maler Lanzedelli lithographirten „Stammbaum des durchlauchtigsten Hauses Habsburg-Oesterreich. In einer Reihe von Bildnissen Habsburgischer Fürsten und Fürstinen von Rudolph I. bis Philipp den Schönen u. s. w.“, 56 lithographirte Tafeln in Imp. Fol., o. J. Auch hält man Primisser nach der Chiffre für den – wenigstens theilweisen – Verfasser „Der systematisch geordneten und ausführlichen Angabe der Leistungen des „Archives“ in siebzehn Jahrgängen (1810–1826), welche Uebersicht in Chmel’s „Materialien“ abgedruckt steht. Außerdem hinterließ P. im Manuscripte in den Katalogen des k. k. Münz- und Antikencabinetes folgende Arbeiten: „Descriptio Numorum et Numismatum aevi recentioris et formae IIItiae, quae in C. R. Numophylacio Vindobonensi adservantur, cum indicibus rerum et nominum alphabeticis. Tom. VII. Fol.“, die Beschreibung des Ducaten- und Groschencabinetes, welcher er da und dort genaue Zeichnungen merkwürdiger und seltener Stücke und ihrer Zeichen beilegte, enthaltend; – dann „Die Sammlung moderner Bronze-Medaillen des k. k. Münz- und Antikencabinetes“ (Fol.) – und „Bibliotheca Numismatica aevi medii et recentioris“, Entwurf in alphabetischer Ordnung (kl. Fol.).

Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines in Wien (Wien 1861, Prandel u. Meyer, 4°.) Bd. V, S. 180–224: „Die fünf gelehrten Primisser“, von Joseph Bergmann [erschien auch im Separatabdrucke]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 292. – Staffler (Johann Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 169. – Bergmann (Joseph), Pflege der Numismatik in Oesterreich im XVIII. Jahrhunderte“ (Wien 1856, k. k. Staatsdruckerei, 8°.) III. Heft, S. 38 u. 40. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XVIII. Jahrgang, Nr. 128 u. 129. – Oesterreichische Zeitschrift, herausgegeben von Kaltenbäck, 1837, Nr. 99: „Alois Primisser und sein literarisches Wirken“, von Jos. Bergmann. – Porträte. 1) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „Alois Primisser, Custos der k. k. Ambraser Sammlung“, ohne Angabe des Zeichners, Artistische Anstalt von Reiffenstein und [302] Rösch (Wien, 4°.) [nach einer Zeichnung, angeblich von Julie Mihes, welche sich im k. k. Münz- und Antikencabinete befindet], diese Lithographie befindet sich in der von Bergmann in den Berichten und Mittheilungen des Alterthums-Vereins in Wien mitgetheilten Biographie Primisser’s; – 2) In Hormayr’s „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“ 1846, auf einem Blatte zugleich mit Joh. Andr. Schmeller (Stahlstich).

Anmerkungen (Wikisource)