Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 421. (Quelle)
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Kurz, Franz (Geschichtsforscher, geb. zu Käfermarkt im Mühlviertel des Landes ob der Enns 2. Juli 1771, gest. im Stifte St. Florian 12. April 1843). Sein Vater war ein Schulmeister und wurde für seine fünfzigjährige Dienstleistung mit dem Ehrenzeichen geschmückt. Nachdem der Sohn die Gymnasialclassen beendet, wurde er zweiter Organist in Linz; im Jahre 1789 trat er aber zugleich mit seinem jüngeren Bruder in das Chorherrnstift St. Florian, in jenes berühmte Stift, von dem es heißt: „Ein Spiegel und Vorbild alles beschaulichen Lebens, eine Martha der Gastfreiheit, eine Trösterin der Betrübten, ein lebendiger Baum alles Wissens, eine Lehrerin jeder gemeinnützigen Kunst“. Bei seinem Hange für die historische Wissenschaft war dieß die rechte Stätte für K. Er wurde nun nach Wien in das dortige General-Seminar gesendet, hörte die Vorträge Dannemayr’s, Mayr’s, Reyberger’s und Wieser’s, in der Münzkunde jene Neumann’s, in der Diplomatik jene von Gruber und Rauch, und Albrechtsberger unterwies ihn im Generalbasse und in der Compositionslehre. In das Stift zurückgekehrt, legte er im Jahre 1795 die feierlichen Gelübde ab. Die Muße seines geistlichen Berufes widmete er nun ausschließlich geschichtlichen Forschungen, und eine Reihe der werthvollsten Arbeiten, welche noch heut von Geschichtskennern in Ehren gehalten werden, waren die Frucht seiner rastlosen Thätigkeit. Seine im Drucke erschienenen, durch Beigaben urkundlicher Sammlungen, ihre kritische Sichtung und eine lichtvolle Darstellung quellengiltig gewordenen historischen Werke sind in chronologischer Folge: „Beyträge zur Geschichte des Landes ob der Enns“, 4 Bde. (Linz 1805 bis 1809), welche Darstellungen des Bauernkrieges in Oberösterreich unter Fadinger und Wiellinger, des von [422] Gustav Adolph begünstigten Aufruhrs im Hausruckviertel und der 1636 von Martin Laimbauer im Machlandviertel erregten Unruhen; ferner die Geschichte des 1610 durch Kaiser Rudolph II. angeworbenen, seiner Raublust sprichwörtlich gewordenen Passauer Kriegsvolkes und schließlich die Geschichte der Stadt Lorch, der Grenzfestung Ennsburg und des Stiftes St. Florian enthalten; werthvolle Beigaben dieser „Beiträge“ sind die Urkunden von den Klöstern Lambach und Garsten[WS 1], Gleink und Baumgartenberg, Waldhausen und Wilhering; ferner gab K. heraus: „Geschichte der Landwehr in Oesterreich ob der Enns“, 2 Thle. (Linz 1811, Haslinger, 8°.); – „Oesterreich unter Kaiser Friedrich dem IV.“, 2 Thle. (Wien 1812, Doll, 8°., mit Portr.); – „Oesterreich unter den Königen Ottocar und Albrecht I.“, 2 Thle. (Linz 1816, Haslinger, 8°.); – „Oesterreich unter Kaiser Friedrich dem Schönen“ (ebd. 1818, 8°.); – „Oesterreich unter Herzog Albrecht dem Lahmen“, (ebd. 1819, 8°.); – „Oesterreich unter Rudolph IV.“ (ebd. 1821, 8°.); – „Oesterreichs Handel in ältereren Zeiten“ (ebd. 1822, 8°.); – „Oesterreichs Militärverfassung in älteren Zeiten“ (ebd. 1825, 8°.); – „Oesterreich unter Herzog Albrecht III.“, 2 Thle. (ebd. 1827, 8°.); – „Oesterreich unter Herzog Albrecht IV. Nebst einer Uebersicht des Zustandes Oesterreichs während des vierzehnten Jahrhunderts“, 2 Thle. (ebd. 1830, 8°.); – „Schicksale des Passauischen Kriegsvolkes in Böhmen bis zur Auflösung desselben im Jahre 1611“ (Prag 1831, Haase Söhne, 4°.), auch in den Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften; – „Oesterreich unter K. Albrecht II.“, 2 Thle. (Wien 1835, 8°.). Im Stifte bekleidete K. die Aemter eines Pfarrers und Archivars. Die Gründlichkeit seiner Arbeiten veranlaßte, daß ihm das den Forschern sonst so schwer zugängliche Archiv der Staatskanzlei zur Benützung geöffnet wurde; auch wurde er im Jahre 1827 in Anerkennung seiner Verdienste um die vaterländische Geschichte mit der großen goldenen Civil-Ehrenmedaille mit der Kette ausgezeichnet. Bezeichnend für die vormärzliche Stellung des österreichischen Gelehrten sind die Worte im Nekrologe, den ihm die Frankl’schen „Sonntagsblätter“ widmen: „daß wir bis jetzt“, heißt es dort, „außer einer flüchtigen Notiz in der Wiener Zeitung keine Zeile über den Tod K.’s in den Wiener Blättern gelesen haben, wird Keinen wundern, da der Hingeschiedene kein Claviervirtuose, kein Kunstreiter, kein Komödiant und nur ein berühmter Geschichtsschreiber des Vaterlandes war!“

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst’ (Wien, 4°.) XVIII. Jahrgang (1827), Nr. 137 u. 138, S. 748: „Beiträge zum gelehrten Oesterreich. CXV.“ – Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar Voigt, kl. 8°.) XXI. Jahrg. (1843), S. 282. – Frankl (Ludw. Aug. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) II. Jahrg. (1843), S. 423: Nekrolog; III. Jahrg. (1844), S. 133: „Zur Karakteristik österreichischer Schriftsteller“. Von Frz. Gräffer. – Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, Strauß, 4°.) Jahrg. 1812, S. 42. – Das Album aus Ober-Oesterreich, herausg. von Karl Adam Kaltenbrunner (Linz, 8°.) Jahrg. 1844 [daselbst nebst der biographischen Skizze des Forschers auch dessen Porträt]. – Gräffer (Franz), Kleine Wiener Memoiren (Wien 1845, 8°.) Bd. II, S. 96 [in dieser, ganz in der bekannten Weise Gräffer’s gehaltenen Charakteristik des Historikers Kurz heißt es unter anderem: „Kurz ist ein Geschichtsforscher wie Wenige, wenn auch nicht ein Geschichtschreiber wie Viele. Ein wahrer Quellen-Columbus; ehrlich, treu und wahr im Ausbeuten und Benützen; voll kritischen Geistes, voll Unermüdlichkeit, voll historischer Weihe, wie sein würdiger, kenntnißverwandter Nachfolger und Freund, der edle Chmel.... So viel leuchtet ein, daß es völlig unmöglich, die frühere Geschichte Oesterreichs zu [423] kennen, ohne die Werke unseres Kurz. Es lautete einst von ihm und einem anderen stattlichen Historiker: Der heiße Historiograph des Reichs, ohne es zu sein; Kurz sei es, ohne es zu heißen. 1827 wurde ihm die große goldene Civil-Ehrenmedaille mit Kette zu Theil. Seine Arbeiten sind selbst Gold; ist auch das Gepräge nicht ästhetisch, das Metall ist echt“]. – Oesterreichischer Zuschauer, herausgegeben von J. S. Ebersberg (Wien, 8°.) Jahrg. 1837, Bd. Ill, S. 804.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Görsten.