BLKÖ:Habsburg, Friedrich I. der Schöne

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 6 (1860), ab Seite: 258. (Quelle)
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100. Friedrich I. der Schöne, als deutscher Kaiser Friedrich III. (geb. 1291, nach Anderen schon 1286, gest. 13. Jänner 1330). Zweitgeborner Sohn des Kaisers Albrecht I. [s. Nr. 7] und Elisabethens von Kärnthen [s. Nr. 57]. Gemalin: Elisabeth, eigentlich Isabella von Aragonien [s. Nr. 59], ihm 1315 vermält. Kinder: Friedrich, in der Kindheit gestorben; – Anna, welche Einige Gemalin Ludwig des Römers, eines Sohnes des Kaisers Ludwig von Bayern, Andere des Königs von Polen Ladislaus Lokietek’s sein lassen; Spieß aber hat nachgewiesen, daß sie mit Heinrich von Niederbayern vermält gewesen [s. Nr. 21]; – Elisabeth, nach Einigen verlobt mit Johann, König von Böhmen, aber im Brautstande 1334 gestorben. Wahlsprüche. Um den Untertheil eines Standbildes des Herkules – so daß nur die zwei Füße mit den Schenkeln sichtbar sind – die Devise: Adhuc stat. Redensarten, die er im Munde führte, waren: Quod pudeat palam, clam ne facito; – Morte beata nihil beatius, – und Summum hominis bonum bonus ex hac vita exitus. Hervorragende Lebensmomente. Schon nach seines Bruders Rudolph’s Tode wurde dem Herzoge Friedrich gegen alles Recht wechselseitiger Erbverträge die böhmische Krone entzogen. Mit seinem Vater Albrecht zog er bis vor Prag, gab aber – im Winter 1307 – die Belagerung Prags, wo die böhmischen Stände hartnäckigen Widerstand leisteten, auf. Als nach seines Vaters Tode (1308) die deutsche Kaiserkrone in Erledigung kam, traten die Ränke des Papstes Clemens’ V. und die schlauen Umtriebe des Erzbischofs Peter von Mainz (P. Aichspalter), sowie des Erzbischofs Balduin von Trier den Bewerbungen Friedrich’s hindernd entgegen, und es wurde (27. November 1308) Heinrich von Luxemburg zum deutschen Kaiser (als solcher Heinrich VII.) gewählt. Als Heinrich (24. August 1313) starb, stand Friedrich als neuer Bewerber der deutschen Kaiserkrone wieder da, und vereint mit seinem Bruder Leopold der luxemburgischen Partei gegenüber. Schon damals bot Deutschland das jämmerliche Bild der Uneinigkeit. Ueber die Churwürde und Wahlstimme herrschte unter mehreren Churhäusern großer Zwiespalt. Im Hause Sachsen standen sich die zwei Linien Sachsen-Lauenburg und Sachsen-Wittenberg schroff gegenüber; ebenso Brandenburg-Landsberg und die Mark Brandenburg. Die anderen Fürsten waren in zwei Lager getheilt, die einen, wie Cöln, der Pfalzgraf bei Rhein, standen zu Friedrich, die anderen, wie Mainz, Trier, standen zu den Luxemburgern, und die letzteren trugen Ludwig von Bayern die deutsche Kaiserkrone an, während die ersteren sich für Friedrich entschieden hatten. Jede Partei wählte und krönte, die Oesterreicher zu Sachsenhausen bei Frankfurt am 19. October 1314; die Luxemburger in den Frankfurter Vorstädten jenseits des Mains auf dem gewöhnlichen Wahlfelde. Friedrich [259] wurde am 25. November von dem verfassungsmäßig dazu bestimmten Churfürsten von Cöln, Erzbischof Heinrich von Virnenburg, bei Bonn im freien Felde, Ludwig am 26. November vom Churfürsten von Mainz, Erzbischof Peter, zu Aachen, am verfassungsmäßigen Orte gekrönt. Beide Wahlen wurden dem Reiche, und als der Papst Clemens V. gestorben war, dem zukünftigen Papste berichtet. Eine Vereinbarung zwischen Ludwig und Friedrich war vor der Hand unmöglich geworden. 1315 kam es zum förmlichen Kriege. Ludwig hatte über Friedrich und seinen Bruder Leopold am 11. Mai 1315 die Reichsacht ausgesprochen, und Friedrich fiel nun in Bayern ein. Deutschland wurde nunmehr der Schauplatz eines blutigen Kampfes, zu dem sich noch Hungersnoth und Seuchen gesellten, so daß dieses Jahr sich im Anagramm[WS 1]: Cucullum kennzeichnet, welches in römischen Zahlen CVCVLLVM das Jahr 1315 gibt, und aus dem Reimvers: Ut lateat nullum tempus famis ecce cucullum hergeleitet wird. Leopold hatte indessen die Schweizer züchtigen wollen, die sich für Ludwig erklärt hatten, mußte aber bei Morgarten am 15. November eine schwere Niederlage erleiden. Vereint richteten nun Friedrich und Leopold ihren Angriff gegen Ludwig; und zwar wurde Eßlingen belagert, welches sich mit mehreren anderen schwäbischen Reichsstädten den Oesterreichern ergab. Ein Waffenstillstand folgte, aber schon 1318 begann der Kampf von Neuem und der Vortheil neigte sich auf Friedrich’s Seite. Dieser jedoch, ungeduldig und des langen Haders müde, wollte einen entscheidenden Schlag führen, und ohne erst die Ankunft Leopold’s, der ihm noch mehr Streitkräfte zuführen sollte, abzuwarten, kam es zur entscheidenden Schlacht zwischen Mühldorf und Ampfingen am 28. September 1322. Der kriegskundige Nürnberger Feldoberst Siegfried Schweppermann war es, dessen kluge Aufstellung des bayrischen Heeres alle Tapferkeit der kämpfenden Oesterreicher vergebens machte. Der Umstand noch, daß Sonne und Wind den Oesterreichern entgegen waren, und Burggraf Friedrich von Nürnberg aus einem Hinterhalte brach, trug das Seinige bei; die Oesterreicher waren geschlagen und Friedrich wurde von dem Steiermärker Rindsmaul, der im Bayernheere focht, gefangen. Ludwig schickte ihn nun auf die Festung Trausnitz an der Nordseite der Donau. Dort verblieb Friedrich zwei ein halb Jahre. Sein Bruder Leopold hatte sogar die Reichskleinodien an Ludwig gesendet, um seinen Bruder zu befreien, aber vergebens. Erst als Leopold mit seinen Schaaren in’s Schwabenland einbrach und Ludwig dadurch in’s Gedränge kam, bot er die Hand zur Ausgleichung. Er begab sich nach Trausnitz zu Friedrich und bot diesem die Freiheit an, wenn er die Bedingungen eines Vertrages erfüllte, dessen Hauptpuncte waren: daß Friedrich seine Brüder zur Herausgabe aller vom Reiche an sich gerissenen Güter bewegen, ferner daß er allen Thronrechten und Ansprüchen gänzlich entsagen und er seine Tochter Elisabeth Ludwig’s Sohne Stephan zur Ehe geben wolle u. dgl. m. Im Gegenfalle solle Friedrich zur Zeit der Sonnenwende 1325 sich ihm als Gefangenen wieder stellen. Friedrich wurde nun frei und that Alles, um sein Wort zu lösen, aber es war vergebens; sein Bruder Leopold bedrängte nur noch mehr mit Feuer und Schwert den Kaiser Ludwig, war nicht zur Milde und Nachgiebigkeit zu bringen, und obgleich [260] der Papst selbst Friedrich’s Vertrag mit Ludwig für gotteslästerlich erkannte, stellte sich Friedrich seinem gegebenen Worte gemäß als Gefangener dem Kaiser Ludwig. Solche Treue, die einzig dasteht in der Geschichte Deutschlands, rührte tief den Kaiser Ludwig, er drückte den erlauchten Gefangenen begeistert an sein Herz, zog ihn fortan an seine Tafel, schlief mit ihm in einem Bette und übertrug ihm, als ihn ein Unternehmen nach Brandenburg rief, die Statthalterschaft Bayerns. Endlich ging er mit Friedrich den neuen Vergleich ein, wornach Beide ganz gleichen Theil künftig am Reiche haben, einander nie verlassen, jeder den Titel eines römischen Königs und Augustus führen, den Andern Bruder nennen solle u. dgl. m. Dieser Vertrag genügte aber den Churfürsten und dem Papste nicht. Friedrich und Ludwig beschlossen nunmehr die Abänderung des Vertrages, und Ludwig sollte die Kaiserwürde, Friedrich die des römischen Königs bekleiden. Dieß genügte den Churfürsten, aber nicht dem Papste. Friedrich’s Bruder Leopold begann nun wieder seine Feindseligkeiten gegen Ludwig, worin ihn nur der Tod unterbrach. Mit Leopold verlor zwar Ludwig seinen heftigsten Gegner, aber auch Friedrich seine mächtigste Stütze. Während Ludwig seiner Kämpfe wegen mit Johann XXII. (1327) nach Italien zog, traf ihn in Trient die Nachricht von Friedrich’s Tode, der ihn in der Karthause zu Mauerbach im Alter von 44 Jahren ereilt hatte.

Baumann (Joh. Fried.), Voluntarium imperii consortium inter Friedericum Austriacum et Ludovicum Bavarum ... ex pacto de anno MCCCXXV adstructum sub moderamine Joan Dav. Koeleri disquisitioni eruditorum publicae ... submittit autor responsurus ... (Altorf. 1733, M. Dan. Meyer, 4°., neue Ausgabe Frankfurt und Leipzig 1735, Fol.). – Böhmer (J. Fr.), Regesten Kaiser Ludwig’s des Bayern und seiner Zeit. Regesta Imperii inde ab anno MCCCXIII usque ad annum MCCCCXLVII. Die Urkunden Kaiser Ludwig des Bayern, König Friedrich des Schönen und König Johann’s von Böhmen, nebst einer Auswahl der Briefe und Bullen der Päpste und anderer Urkunden, welche für die Geschichte Deutschlands von 1314–1347 vorzüglich wichtig sind, in Auszügen (Frankfurt 1839, Sigm. Schmerber, 4°.) und Ergänzungsheft (ebd. 1841, 4°). [Man vergleiche übrigens auch die Geschichtswerke über Kaiser Ludwig den Bayer, welche O. Gruber in der Ersch und Gruber’schen Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, I. Section, 49. Theil, S. 283, in der Anmerkung anführt.] – Duellius (Raimund), Fridericus Pulcher Austriacus (Norimb. 1733, 4°.); – dazu gehört: Mansuetus Petropolitanus, Dissertatio epistolaris ad Raymundum Duellium qua voluntarium consortium a Baumanno nuper adstructum diiudicatur (Aureliani 1737, 4°.), gegen Baumann’s Ansicht – und Häberlin (Fr. Dom.), Dissertatio ad Joh. Dav. Koelerum qua Baumanni voluntarium consortium defenditur (Suabaci 1738, 4°.). – Kurz (Fr.), Oesterreich unter Kaiser Friedrich dem Schönen (Linz 1818, Haslinger, 8°.) dazu: Wiener Jahrbücher der Literatur, Bd. XL, Anzeigeblatt Nr. 15: „Notiz aus einer Handschrift der Stiftsbibliothek (Berichtigung zu Kurz’ obigem Werke). – Scherz, Dissertatio de turbis in imperio R. G. ex electione Ludovici Bavarici et Friderici Austriaci ortis (Argentorati 1717, 4°.). – Wiedeburg (Fried.), Examen consortii imperialis inter Ludovicum IV. Bavarum et Fridericum Austriae (Halae 1752, 4°.). – Unter den kleineren, in anderen Werken zerstreuten Aufsätzen sind anzuführen: Pez, Scriptores rerum Austriacum Tom. II, Col. 416–426: „Chronicon Ludovici IV. Imperatoris, Auctore Anonymo Aequali“. – Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen (Wien 1849, 8°.) Bd. II: „Chmel (J.), Zur Geschichte K. Friedrich des Schönen: Auszüge aus einer Handschrift des 14. Jahrhunderts im k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchive. Verpfändungen aus d. J. 1308–1315, Nr. 1–137.“ – Neue Abhandlungen der bayrischen Akademie, Band I, S. 269–348: „Historische Prüfung der Frage: ob König Ludwig IV. mit seinem Gegenkaiser Friedrich dem Schönen von Oesterreich das [261] deutsche Reich gemeinschaftlich beherrschet hat? von Ant. Joh. Lipowsky. – Olenschlager, Staatsgeschichte der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, Nr. XVII.–XIX. – Geschichtsblätter aus der Schweiz, herausgegeben von Kopp, Bd. II, Heft I: „Die Gegenkönige Friedrich und Ludwig und ihre Zeit. J. 1314–1322, von Kopp.“ – Finauer, Bibliotheca Bavarica (1767), S. 26 bis 35: „Beschreibung des Treffens bei Empfingen.“ – Hormayr’s „Archiv“ für Geschichte u. s. w. 1828, S. 225: „Die Schlacht um das römische Reich bei Mühldorf und Ampfing zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich dem Schönen (28. September 1322)“, auch in Hormayr’s „Taschenbuch“ 1830, S. 452 bis 486. – Hormayr’s Plutarch II. Band und wiederabgedruckt in der „Austria. Oesterr. Universal-Kalender“ auf das Jahr 1853, S. 70 bis 83. – Die „Abendstunden“, herausg. vom Vereine zur Verbreitung für Druckschriften für Volksbildung (Wien, Prandel, kl. 8°.) Jahrg. 1855, Heft 3, S. 16 bis 52, von C. R. Frühauf. – Fugger, Spiegel der Ehren des Erzhauses Oesterreich (Nürnberg 1668, kl. Fol.) S. 266, 270–277, 280, 281–289, 292, 297, 298, 303, 304. – Allgemeines historisches Lexikon (Leipzig 1730, Thom. Fritschen’s Erben, Fol.) Bd. II, S. 422. – Mailáth (Joh. Graf), Geschichte des österreich. Kaiserstaates (Hamburg 1850, Perthes, 8°) Bd. I, S. 98–125. – Vergleiche auch: Schmit Ritter von Tavera (Carl Dr.), Bibliographie zur Geschichte des österr. Kaiserstaates (Wien 1858, Seidel) Nr. 382–407. – In Sagen und Gedichten wurde Friedrich der Schöne öfter behandelt. Man vergleiche Hormayr’s „Archiv für Geschichte“ u. s. w., Jahrg. 1811, S. 526: „Friedrich der Schöne“ von Fischel; 1816, S. 273: „Friedrich der Schöne auf der Trausnitz, 1325“; – und Desselben „Taschenbuch für vaterländische Geschichte“ 1844, S. 5–7: „Friedrich der Schöne“.[BN 1]Porträte. 1) Gest. von Blaschke [in Hormayr’s Plutarch]; – 2) gest. von Philipp Kilian [in Fugger’s Ehrenspiegel]. – Treffend ist ein Vergleich Hormayr’s, wenn dieser sagt: „Ein denkwürdiger Beweis des ewigen Zirkelganges, in welchem sich die Thaten und Begebenheiten der Menschen drehen, ist die Aehnlichkeit des Unfalles, der Friedrichen bei Mühldorf und die französischen Könige Johann und Franz (jenen in der Schlacht bei Maupertuis den 16. September 1356, diesen am 24. Februar 1525 bei Pavia) traf, an einem Tag den Sieg und die Freiheit an ihre Nebenbuhler zu verlieren. Wie Friedrich von dem Abte zu Admont und den Gebrüdern von Waldsee, so wurde König Johann von dem Cardinal Talleyrand-Perigord und Marschall Clermont, König Franz von dem tapfern Chabannes, Foix und la Tremouille gewarnt, nicht zu schlagen; – alle drei Könige fochten persönlich mit unglaublicher Tapferkeit; alle drei Schlachten wurden durch die Haufen entschieden, so unversehens aus dem Hinterhalte hervorbrechen, die des Burggrafen Friedrich bei Mühldorf, Johann Chando’s bei Maupertuis, Pescaras bei Pavia; – alle drei Könige ergaben sich an geborne Unterthanen, die beim feindlichen Heere fochten; Friedrich an den Steiermärker Rindsmaul; Johann an den aus Artois verbannten Dyonis von Morbec; Franz an den Begleiter des Connetable von Bourbon Pomperant. Wie Friedrich, so stellte sich Johann wieder freiwillig in die Gefangenschaft nach London, als er sich außer Stande sah, die harten Bedingungen des Friedens von Bretigny zu erfüllen; – Franz lebte zu nahe an Macchiavels Zeitalter, um die Aussöhnung auf eine so edelmüthige Art zu bewirken.“

Berichtigungen und Nachträge

  1. Bd. VI, S. 261, Sp. 1, in der Biographie Friedrich’s I. des Schönen (Nr. 100) ist Zeile 13 von unten vor den Porträten einzuschalten:
    Austria. Oesterr. Universal-Kalender (Wien, Klang, gr. 8°.) XI. Jahrg. (1850), S. 51: „Herzog Friedrich und Leopold von Oesterreich“ (Sage). [Band 7, S. 413]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Anagram.