BLKÖ:Habsburg, Leopold I. der Glorreiche
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 6 (1860), ab Seite: 409. (Quelle) | |||
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Albrecht I. [s. d. Nr. 7] aus dessen Ehe mit Elisabeth von Kärnthen [s. d. Nr. 57]. Von 21 Kindern das viertgeborne. Gemalin: Elisabeth [s. d. Nr. 58], Tochter des Grafen Amadeus V. von Savoyen, ihm vermält im Jahre 1315. Kinder. Zwei Töchter: Katharina (gest. 1349) [s. d. Nr. 154] und Agnes [s. d. Nr. 6]. Wahlspruch. Um eine Bleiwage die Umschrift: „Aequa dignoscit“. Lebensmomente. Als sein Vater unter den Streichen des Meuchelmörders Johannes Parricida [s. d. Nr. 115] fiel, zählte Leopold 16 Jahre und befand sich eben in Schwaben, wo seine Energie alle Versuche der Anhänger der Mörder, eine allgemeine Erhebung hervorzubringen, vereitelte. Um die Theilung des väterlichen Erbes zu vermeiden, verband er sich mit seinem ältern Bruder Friedrich dem Schönen [s. d. Nr. 100] zur gemeinschaftlichen Verwaltung desselben, denn seine übrigen Geschwister waren alle noch minderjährig. So war es möglich, dem deutschen Kaiser Heinrich VII. und dem Bayerfürsten Ludwig, beide Oesterreich feindlich gesinnt, erfolgreichen Widerstand zu leisten. Im Jahre 1310 schloß er sich zu Lausanne mit noch 200 Edlen dem Römerzuge des Kaisers Heinrich VII. an, half den von Della Torre in Mailand angezettelten Aufstand gegen den Kaiser bewältigen und begleitete letzteren zur Belagerung von Brescia, kehrte aber, als er erkrankte, alsbald nach Deutschland zurück. Als Kaiser Heinrich starb, ließ es Leopold nicht an Bemühungen fehlen, um die Wahl seines Bruders zum deutschen Kaiser durchzusetzen. Die traurige [410] Periode des Kampfes, der sich damals um die deutsche Krone entspann, ist in der Biographie Friedrich’s (S. 258 und 259) erzählt. Nachdem Leopold seinen Einfall in Bayern ausgeführt und das Land verwüstet hatte, wendete er sich gegen die Schweiz, wo die Cantone Uri, Schwyz und Unterwalden, von dem Gegner der zwei österreichischen Herzoge, Ludwig von Bayern, unterstützt, sich weigerten, Leopold’s Oberherrlichkeit anzuerkennen. Es kam zur blutigen Schlacht bei Morgarten (16. November 1315), in welcher Leopold’s Heer von den durch die Natur begünstigten Eidgenossen eine furchtbare Niederlage erlitt, und namentlich viele Ritter auf dem Wahlplatze geblieben waren. Nach einem dreijährigen Waffenstillstande mit den Eidgenossen begann der Kampf von Neuem und im Jahre 1318 belagerte Leopold die Stadt Solothurn. Er ließ über die Aar eine Brücke schlagen. Von heftigen und anhaltenden Regengüssen war der Fluß angewachsen, und da Leopold besorgte, die Gewalt des Wassers könne die ledige Brücke mit fortreißen, ließ er sie von seinen Truppen besetzen: aber die Gewalt des Stromes behielt den Sieg und riß die Brücke mitsammt den Truppen fort. Als dieß die Solothurner gewahr wurden, eilten sie auf Schiffen mit Seilen und Stangen rettend herbei. Diese edle That bewog den Herzog, die fernere Belagerung Solothurns aufzuheben und mit ihren Bewohnern einen fünfjährigen Waffenstillstand zu schließen. Indessen rückte der Moment heran, in welchem es zwischen seinem Bruder Friedrich und Ludwig dem Bayer zur Entscheidung kommen sollte. Leopold eilte herbei, um seinen Bruder mit seinen Truppen zu unterstützen. Aber Friedrich in seiner Ruhelosigkeit konnte den Augenblick des Angriffes nicht erwarten; die unglückliche Schlacht bei Mühldorf (28. September 1322) wurde geschlagen und Friedrich mit seinem Bruder Heinrich gefangen, ehe Leopold mit seinen Hilfstruppen angelangt war. Als Leopold die Nachricht von diesem Unfalle erhielt, verfiel er in tiefe Betrübniß, und man will ihn seither nie mehr lachen gesehen haben. Alle seine Versuche, Friedrich auszulösen, blieben erfolglos. Dieß steigerte seinen Zorn gegen Ludwig, und selbst dann, als Friedrich von Ludwig bedingungsweise die Freiheit erhielt, blieb er des Letztern entschiedener Gegner und unterhandelte unablässig mit dem Papst, den Königen von Frankreich und Neapel, um Ludwig’s Macht zu stürzen. So lange Leopold lebte, war er seines Bruders Friedrich wirksamste Stütze. Ludwig hatte keinen größern Gegner, als Leopold. Eben im Begriffe, die Hilfe mehrerer Städte aufzurufen und den Kampf gegen seinen Feind von Neuem zu beginnen, gab er doch endlich dem Andringen seiner Aerzte nach, sich nach Straßburg zu begeben, um sich – da er der Ruhe bedürfe – daselbst zu erholen. Leopold, diesem Rathe Folge leistend, war kaum in Straßburg angelangt, als er in Folge der großen Aufregung, in der er seit Friedrich’s Haft sich befunden, in ein heftiges Fieber verfiel, das ihn schon nach wenigen Tagen, in der Vollkraft des Lebens, im Alter von 39 Jahren dahinraffte. Sein Leichnam wurde später in das Kloster Königsfelden gebracht und neben jenem seiner Mutter Elisabeth beigesetzt.
165. Leopold I. der Glorreiche, Herzog von Oesterreich (geb. 1292, gest. zu Straßburg 28. Februar 1326). Sohn des Kaisers- Lichnowsky (E. M. Fürst), Geschichte des Hauses Habsburg, Bd. III, auch unter dem Titel: Geschichte der Söhne König Albrecht’s nach seinem Tode, S. 1–181. – Mailáth (Joh. Graf), Geschichte des österreichischen Kaiserstaates (Hamburg 1850, Perthes), Bd. I, S. 13–15, 81, [411] 94, 96, 103, 108–123. – Fugger (Joh. Jac.) Spiegel der Ehren des Erzhauses Oesterreich (Nürnberg 1668, kl. Fol.) S. 259, 261, 280 bis 286, 291, 292, 294, 299, 300. – Neues habsburgisches Magazin, XXXIV, 320–360: „Historisch-kritische Anmerkungen über die Nachricht von der alten Schlacht bei Morgarten in der Vorrede zu Glover’s Leonidas der Zürch“, von J. C. Füßlin. – Schweizer. Geschichtsforscher, II, 3. Heft, S. 364–387: „Ortsbestimmung des Schlachtfeldes am Morgarten mit einer Karte“, von Christ. Ithen. – Gespräch über die Schlacht bei Morgarten (o. O. 1774, 4°.). – Etrènnes helvetiques, I, 1813, S. 1–29: „La bataille de Morgarten le 16. Novembre 1315 avec le traité de Brunnen le 9. Decembre 1315“, par Ph. Bridel. – Kurz, Geschichte Friedrich’s des Schönen. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer. Tome XXX, Sp. 798 [mit Angabe mehrerer Chroniken in den Quellen]. – Dramatisch und in Gedichten wurden einzelne Episoden aus Leopold’s Leben zu wiederholten Malen behandelt, u. z. von Karl Müllern von Friedtberg[WS 1]: „Morgarten oder der erste Sieg für die Freiheit, ein helvetisches Staatsschauspiel in drei Aufzügen“ (Schafhausen 1781, 8°.); – von Wilhelm Ruess: „Die Schlacht am Morgarten. Trauerspiel in fünf Aufzügen“ (Weinfelden 1840, Huber und Comp.) – und von Fr. Jac. Hermann: „Das großmüthig befreite Solothurn. Ein Trauerspiel in fünf Abhandlungen, öffentlich vorgestellet den 16. und 18. Brachmonat 1755“ (Solothurn o. J. [1755]). – Hormayr’s Archiv 1810, Nr. 8 enthält die treffliche Ballade: „Herzog Leopold vor Solothurn“, von Heinr. von Collin. – Porträt. Ohne Angabe des Stechers (wahrscheinlich von Kilian) in Fugger’s Ehrenspiegel des Hauses Oesterreich, S. 299.