BLKÖ:Habsburg, Friedrich Ferdinand Leopold
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 6 (1860), ab Seite: 272. (Quelle) | |||
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Karl, und der Prinzessin Henriette von Nassau-Weilburg. Bis zum Jahre 1828 leitete Johann Bihler, Dr. d. Med., und dann Dr. Phil. Mayer des Prinzen Erziehung. Nach des Letzteren Tode traten Ludwig von Köchel und Franz Scharschmid von Adlertreu ein, 1829 wurde Oberst Karl Freiherr Cerrini von Monte Varchi Ajo und 1836 Obersthofmeister des Erzherzogs und seiner Brüder; 1832 der k. k. Major Wilhelm Ritter von Lebzeltern Miterzieher, und als sich der Erzherzog nach Venedig begab, Vorstand seines Hofstaates; außerdem erhielt er Unterricht in der Mathematik von Joseph Bingler, und nach dessen Tode von Friedrich Galina, in der Physik von Andreas Freiherrn von Baumgartner (siehe d. Bd. I, S. 191), in der Terrainlehre von dem Feldmarschall-Lieutenant Ritter von Hauslab, in den nautischen Wissenschaften von dem unglücklichen Marinovich. Schon im August und September 1836 machte der 15jährige Erzherzog, vom Major von Lebzeltern begleitet, die erste Reise nach Venedig, um den Ort seiner künftigen Bestimmung zu sehen. Am 18. Juli 1837 verließ er das Vaterhaus und ging nach Venedig, um dort den Marinedienst praktisch zu erlernen und anzutreten. Im Sommer 1838 trat er die erste größere Seereise auf der Fregatte „Guerriera“ an, die Fahrt ging nach Livorno, über Genua nach Toulon (2. August), von wo ein Ausflug nach den Hyèrischen Inseln gemacht wurde (9. August), dann nach Gibraltar und Algier (7. September). Im nämlichen Jahre ernannte ihn der Kaiser zum Ritter des goldenen Vließes. Im Jahre 1839 befehligte der Erzherzog die in Lissa stationirte Division der k. k. Marine als Commandant der Fregatte „Carolina“, mit welcher er am 26. Juni die zweite Seereise von Venedig nach Corfu und Griechenland unternahm; am 11. Juli fuhr er in den Hafen des Pyraeus ein und besichtigte an der Seite des gelehrten Prokesch die Alterthümer der Stadt Athen. Nach seiner Rückkehr von diesem incognito unternommenen Ausfluge (7. August) begab er sich, da ein Wechsel im Commando stattfand, nach Wien, welches er verließ, um das Commando der Fregatte „Guerriera“ zu übernehmen und sich zu der Escadre in der Levante zu verfügen, welche in Folge der Zwistigkeiten zwischen der Pforte und Mehemed Ali verstärkt werden sollte. Am 22. August segelte er nach Smyrna, dort [273] verblieb er vom 13. September 1839 bis 18. März 1840 und unternahm kleine Ausflüge nach den benachbarten Inseln und Städten; nun wurde der Archipel und in demselben mehrere der geschichtlich denkwürdigsten Orte besucht, wie: Argos, Phyle, Marathon u. A. Am 4. Mai langte Friedrich in Constantinopel an, wo ihn der Sultan festlich empfing. Nach zweimonatlichem Aufenthalte in Constantinopel, den der Erzherzog zur Besichtigung alles Sehenswerthen verwendete, verließ er die Stadt am 9. Juli und segelte nach Smyrna zurück. Indessen hatten England, Oesterreich, Preußen und Rußland am 15. Juli zu London einen Vertrag geschlossen, welchem zu Folge die Pforte gegen die Uebergriffe Mehemed Ali’s geschützt werden sollte. Die unter Commando des Admirals Bandiera stehenden österreichischen Schiffe mußten sich mit den von Admiral Stopford befehligten, bei Mithylene stationirten englischen vereinigen. Dann begab sich die vereinigte englisch-österreichisch-türkische Flotte vor Beyrut (9. Sept.), wo gelandet und ein Lager geschlagen wurde. Nachdem Soliman Pascha, aufgefordert Beyrut zu übergeben, sich dessen geweigert, begann am 11. September das Feuer, welches jedoch eingestellt wurde, sobald die Festungswerke zerstört waren, da sich Soliman Pascha mit seinen Truppen hinter Beyrut aufgestellt hatte. Am 24. September wurde von Admiral Stopford die Besetzung Saïda’s beschlossen und dieser Expedition das österreichische Schiff „Guerriera“, worauf sich der Erzherzog Friedrich befand, beigegeben. Am 26. September, 11 Uhr Vormittags, begann das Feuern auf Saïda. Alsbald mußte der Angriff zu Lande fortgesetzt, die Truppen ausgeschifft und zum Sturme geführt werden. Da war es nun, wo der Erzherzog allen anderen voran gegen das Bergcastell die Truppen führte und um 6 Uhr Nachmittags Herr des Platzes war. 1500 Mann der Besatzung wurden gefangen genommen. Für seine Waffenthat erhielt der Erzherzog am 25. October 1840 das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens, welchem entsprechende Auszeichnungen von Rußland, England und Preußen und noch von zwölf anderen Regierungen folgten. Dem Falle von Saïda folgte alsbald jener von St. Jean d’Acre, welche Festung der eigentliche Schlüssel Syriens war. Am 3. November Nachmittags begann das Feuern. 21 Schiffe mit 956 Feuerschlünden machten den Angriff; 40.000 Kugeln wurden geschossen. Die „Guerriera“, das Schiff des Erzherzogs, that allein 854 Schüsse. Mit dem Falle von St. Jean d’Acre war Mehemed Ali’s Macht in Syrien gebrochen. Auch hier hatte Erzherzog Friedrich seinen Muth und seine Einsicht bewährt. Am 6. November kehrten die österreichischen Schiffe, darunter die „Guerriera“, nach Beyrut und dann nach Triest zurück, wo der Erzherzog am 13. Februar ankam. Nun reiste der Prinz nach Wien, wo er am 6. März 1841 eintraf, und am 9. März, als er die Hofloge des Burgtheaters betrat, von Seite des Publikums jene freiwillige Huldigung empfing, welche der Vielkopf nur dann gewährt, wenn wahres und großes Verdienst vereint vorhanden ist. Nach seiner Rückkehr von Wien nach Venedig und Lissa widmete sich der Prinz auf das Eifrigste dem Seedienste. Im Jahre 1842 unternahm er eine Reise nach Algier (21. Juli) und über Gibraltar (27. Juli), Lissabon (18. August) nach England (9. September). Am 19. fuhr der Erzherzog in London ein, wo er während seines dreimonatlichen Aufenthaltes das Innere Englands und [274] } Schottlands kennen lernte, es am 1. Jänner 1843 verließ und am 6. Februar in Wien eintraf, wo er am 5. April der erhebenden Feier beiwohnte. wie Se. Majestät Kaiser Ferdinand den Vater des Erzherzogs, den Helden Karl, am Tage seines 50jährigen Jubiläums als Großkreuz des Maria Theresien-Ordens mit den Insignien dieses Ordens in Brillanten schmückte. Indem Erzherzog Friedrich schon früher zum Contre-Admiral ernannt worden, rückte er im August 1844 zum Vice-Admiral und Marine-Obercommandanten vor und wurde am 2. Juni 1845 feierlich in den Johanniter-Orden aufgenommen. Nun machte er im August d. J. einen Ausflug nach Deutschland, den Niederlanden und von da nach Belgien, kehrte über Bayern nach Wien zurück, wo er kurze Zeit verweilte und dann nach Venedig zurückkehrte. Im folgenden Jahre reiste er nach beendeten Marine-Manoeuvers nach Neapel, wo er seine Schwester, die Königin Therese, besuchte (14. October – 26. October). Am 30. April 1847 verlor der Prinz seinen unvergeßlichen Vater nach nur fünftägiger Krankheit, er selbst aber folgte demselben einige Monate später in die Gruft seiner Ahnen, da er anfangs October plötzlich erkrankte und bereits in der Nacht vom 5. auf den 6. October um 11 Uhr 45 Minuten in den Armen seines Mentors, Baron von Lebzeltern, im Alter von 26 Jahren verschied. Als Ursache seines Todes wird die durch eine wenig beachtete Verhärtung der Leber entstandene Entartung der Galle, welche eine tödtliche Gelbsucht nach sich zog, angegeben. Sein Muth vor Saïda und St. Jean d’Acre bewährten ihn als ebenbürtigen Sohn seines großen Vaters, und mit ihm wurde einer der edelsten und vielversprechendsten Prinzen des Habsburger Hauses eine zu frühe Beute des unerbittlichen Todes. Des Erzherzogs Wahlspruch war: „Saevis tranquillus in undis“, deutsch etwa:
105. Friedrich Ferdinand Leopold, Erzherzog von Oesterreich (geb. zu Wien 14. Mai 1821, gest. zu Venedig 5. October 1847). Der dritte Sohn des Helden von Aspern, des ErzherzogsIm tobenden Sturm
Fest wie ein Thurm.
Er hatte sich denselben, wie seine erlauchten Brüder, Erzherzog Albrecht [siehe Nr. 14], Erzherzog Karl Ferdinand und Erzherzog Wilhelm, gewählt, als sie von der k. k, Universität in Wien gebeten wurden, ihre Namen in die Matrikel einzutragen. Erzherzog Albrecht führt den Wahlspruch: „Perseverantia rerum victrix“, Erzherzog Karl Ferdinand: „Tendit ad ardua virtus“, und Erzherzog Wilhelm, als er deutscher Herr wurde: „Teutonica fide et virtute“.
- I. Biographien und Biographisches. Bergmann (Joseph), Erzherzog Friedrich von Oesterreich und sein Antheil am Kriegszuge in Syrien im Jahre 1840. Aus den besten Quellen (Wien 1857, Tendler und Comp., 4°.); – auch in desselben Verfassers trefflichem Werke: Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahrhunderte (Wien, Tendler, 4°.) Bd. II, S. 498–582. Dazu die Tafel XXV mit den Figuren 130–132. – Schels (Joh. Bapt.), Eroberung Saint Jean d’Acre’s durch die Engländer, Oesterreicher und Türken vom 4. November 1840 (Wien 1840, 8°.). – Illustrirte Theater-Zeitung von Adolph Bäuerle, 1845, Nr. 135: „Aufnahme Sr. kais. Hoheit des Erzherzogs Friedrich in den Johanniter-Ritterorden“. – Allgemeine Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) XL. Jahrg. (1847), Nr. 259–265: „Erzherzog Friedrich von Oesterreich. Biographische Skizze“. – Hirtenfeld (J. Dr.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, Lex. 8°.) S. 1333 und 1751. – Oesterreichisches Militär-Konversations-Lexikon (Wien 1851 u. f., gr. 8°.) Bd. II, S. 553. – Abendblatt der Neuen Münchener Zeitung 1857, Nr. 124: „Erzherzog Friedrich von Oesterreich“ [anläßlich der Schrift Bergmann’s]. – Militär-Zeitung (vormaliger Oesterr. Soldaten-Freund), herausg. von [275] Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1857, Nr. 23. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter 1845, S. 549: „Erzherzog Friedrich, Johanniter-Ritter“. – Der Humorist, herausgeg. von Saphir, 1840 (IV. Jahrg.), Nr. 244: „Erzherzog Friedrich auf den Mauern von Saïda“, von Saphir [mit einer lithogr. Tafel].
- II. Porträte. 1) Lithogr. von Kriehuber (Wien, Spina, Fol.); – 2) lithogr. (Wien, Neumann, Fol.); – 3) nach Monten lithogr. (München, Köhler u. Comp., Fol.), der Erzherzog zu Pferde; – 4) Stahlstich im Gothaischen Hofkalender (Gotha, 8°.).
- III. Medaillen. 1) Brustbild in Marine-Uniform. Umschrift: Fridericus Archidux Austriae. Rückseite: Die zwischen den mit Oesterreichs, der Türkei und Großbritanniens Fahnen prangenden Mauern Saïda’s und einem mit dem österreichischen Wappen gezierten Ruderschiffe schwebende Victoria, die in der Rechten den Palmzweig, in der Linken eine Krone hält. Im Halbkreise: Ante omnes augustior emicat heros. Im Abschnitte, in zwei Zeilen: Sidon XXVI. Sept. MDCCCXL. Unten: Saldan F.(ecit) 1 Zoll, 10 Lin., in Bronze; – 2) Brustbild im Profil, links sehend, in Marine-Uniform. Umschrift: Federicus Ferd. Leop. Archidux Austriae. Am Rumpfe: F. Stiore Ven.(etus) F.(ecit). Rückseite: Die Küste von Sidon, vor dem ein Kriegsschiff auf dem Meere ruht, von welchem Boote dem Lande zurudern und Truppen nach dem Thore marschiren; auf dem Thurme weht Oesterreichs Fahne. Im Abschnitte: A.(nno) MDCCCXLI (bedeutet das Jahr der Verfertigung der Medaille). 1 Zoll, 11 Lin., in Bronze; – 3) Brustbild der Königin Victoria von England, linkssehend, im Profil. Umschrift: Victoria D. G. Brittaniarum Regina F(idei) D(efensatrix). Am Rumpfe: W(illiam) Wyon R(oyal) A(rtist). Rückseite: Unter der Krone Englands und zwischen zwei verbundenen Eichenzweigen in acht Zeilen die Worte: H(is) I(mperial) H(igness) Archiduke Frederick of Austria visited the Royal Mint. Nov. 26. Unten: 1842. [Während des Erzherzogs Besuch in der Londoner Münze von dem ersten Graveur Wyon geschlagen.]
- IV. Monument. In der Kirche San Stefano blieb der Erzherzog nur bis zum 9. März 1854 begraben, am gedachten Tage fand die feierliche Uebertragung des Leichnams in die Maltheser-Ordenskirche S. Giovanni Battista Statt, wobei zugleich die Einweihung des Grabdenkmales vorgenommen wurde. Dasselbe, von dem Bildhauer Pietro Zandomeneghi entworfen, besteht aus einer weißen Marmortafel (12 Fuß, 8 Zoll, 6 Lin. hoch; 5 Fuß, 9 Zoll, 6 Lin. breit). Sie trägt die Inschrift: Fr. Friderico. Archiduci. Austr. | Karoli. Filio | Equiti. Baiulino Hierosol | Rerum. Maritimarum. Venetiis | Praefecto. Scitissimo | Qui. De. Syriaca. Expeditione | Egregie. Meritus | Gloriae. Votis. Que | Domus. Augustae. | Morte. Immatura | Ereptus. Est | Albertus. Karolus Et Guglielmus | Fratri. Carissimo. PP. | Vindob. Natus. XIV. Maii. MDCCCXXI | Venetiis. Decessit. V Oct. MDCCCXLVII. | Daneben in einem Medaillon des Erzherzogs Brustbild. Das Feld im Bogen, welches das Ganze nach oben schließt, zeigt eine Trophae von Kanonen, Lanzen, Fahnen, Trommeln und Kugeln; oben auf dem Bogen steht das Maltheserkreuz. Unter dem Sockel des Monuments und zwischen den beiden Kragsteinen gewahrt man ein antikes Schiff, zu dessen jeder Seite einen Anker mit seinem Taue. Den Schluß macht das erzherzogliche Wappen mit dem Maltheserkreuze im untern Felde, umgeben vom Orden des goldenen Vließes. Das Herz des Prinzen wurde in einer Urne in der Marinekirche S. Biagio am nämlichen Tage (9. März) beigesetzt und die Eingeweide in der Pfarrkirche S. Stefano, wo eine Steinplatte am Fußboden vor dem Hochaltare die Stelle andeutet. Monument und Urne sind abgebildet in der Schrift: Collocando nel nuovo Monumento eretto nella Chiesa di S. Giovanni Battista Gran Priorato Gerosolimitano Lomb. Veneto la salma di S. A. J. e R. il Reverendissimo Fra Federico Arciduca d’Austria ecc. ecc. ecc. Allocuzione dell’ illustriss. e Rever. Monsignor Fra Pietro Canonico Dr. Pianton (Venedig 1854, 4°.).
- V. Tod und Gruft. Illustrirte Zeitung (Leipzig J. J. Weber, kl. Fol.) Bd. X, Nr. 238, S. 52 [mit den Abbildungen der Wohnung des Erzherzogs (Palast Cavalli) in Venedig, seines Katafalkes in der Stephanskirche in Venedig und der Begräbnißstätte in der Commendatur des Maltheser-Ordens ebenda].