Abermahls ein medicinischer Charlatan in Franken
Es wird einem hochgeehrten Publikum bekannt gemacht, daß allhier angekommen der approbirte und examinirte Botanicus und Medicinä Practicus, Johann Konrad Hofmann, seß- und wohnhaft in dem Hochstifte Bamberg zu Markschorgast, auch Lehnbarer Unterthan in den Hochfürstl. Brandenburg-Bayreuthischen Landen, welcher seine Kunst und Wissenschaft mit größtem Beyfall sowohl bey hohen als niedern Standes-Personen prakticiret, wovon seine bey sich habende Attestate, genugsames Zeugniß geben.
Welche Personen nun mit äußerlichen Umständen belästiget, sie mögen Namen haben wie sie wollen, z. E. fistulose krebsmäßige Umstände, Salz- und Leibsflüsse, Staaren- und Augenblindheiten, Gehörlosigkeiten, Gewächse etc. müssen sich bey ihm persönlich melden; auch besitzt er die Wissenschaft| die Leibsschäden auf ganz besondere Art, ohne, als auch mit dem Schnitt zu kuriren.Er verfertiget auch durch eigene Hand ganz komode und auf besondere Art Bantage oder Bruchbänder, für beyderley Geschlecht, daß der Schaden nicht mehr ausfallen kann, welche er in Carchau in Ungarn erlernet, wo die Bantage für den stärksten Mann nicht mehr als 8 Loth wieget, und wie eine Degenkuppel zu tragen ist.
Besitzet er die Wissenschaft den sogenannten Nestel- und Bandelwurm radicaliter samt dem Kopf ohne Schmerzen, in Zeit von 6 Stunden abzuführen, und fodert keine Bezahlung bis nach vollendeter Kur.
Nicht minder kuriret er auf die neueste Methode ohne Bechpflaster und Schmerzen den s. v. Erbgrind, es sey bey kleinen oder erwachsenen Personen, und zwar also, daß solche nach vollendeter Kur ein schönes Haar, und gesunden Haarboden bekommen.
Er verfertiget auch ein mineralisches Blech sammt dem dazu gehörigen Balsam, für Personen, welche mit Sood- oder Monathälsen behaftet sind, er heilet solche ohne etwas einzunehmen: doch muß er die Person selbst sehen, weil nicht alle zu kuriren sind.
Weil auch das weibliche Geschlecht besonders vielen Krankheiten unterworfen ist und durch ihre Schamhaftigkeit solche lang, ja wohl gar hinterhalten,| den an sich habenden Fehler keinem Arzte offeriren, und dadurch ihre Gesundheit, ja oft das Leben vor der Zeit aufopfern: so wird jenen Personen bekannt gemacht, welche sich vor mir schämen, können zu meiner Frau Compagnistin kommen, oder so es innerlich ist ihren s. v. Urin bringen oder schicken, daraus wird sie ihnen sagen, was sie für Umstände an sich haben, und mit möglichster Hülfe und gutem Rath an die Hand gehen, indem sie bey dieser Kunst erzogen worden; und hat auch schon sehr viele Proben unter göttlichem Beystande nicht nur in hiesiger Gegend, sondern auch in weit entfernten Landschaften an Tage gelegt.Ferners führet er den weitberühmten Balsamum Salomonis, welcher nicht allein innerlich, sondern auch äußerlich zu gebrauchen: denn so jemand mit Reißen-Grimmen und Schmerzen des Leibs, Kolik, Dissenterie, Durchlauf, weiß und rother Ruhr geplaget wäre, der nehme 25 Tropfen auf weißem Zucker. Äußerlich dienet dieser Balsam für alle alte faule fistulose, wie auch krebsmäßige Wunden nur solche damit getupfet, und ein feuchtes Flecklein übergelegt, so wird man in kurzem die Probe davon haben.
Auch hat er einen vornehmen Spiritum Cephalicum oder Haupt- und Fluß-Geist, für Augen und Ohren, wie auch Kopfschmerzen, und schwaches Gedächtniß, und bringet den verlohrnen Geruch| wieder, nur etliche Tropfen geschnupfet, und den Würbel des Haupts damit befeuchtet, es ist auch als ein Ohnmachts Präservativ hoch zu halten.Auch ist bey ihm zu haben ein magnetisches Pflaster für Seitenstechen, Ruckenschmerzen, Kreuzwehe, mikrenen und Kopfschmerzen, eine Hand übergriffen, oder einen Fuß übertretten; ferner ist es eine Blutstillung, wo es ohne Cauterisiren ohnmöglich scheinet gestillet zu werden.
Diejenigen, so mit innerlichen Krankheiten geplaget sind, und wissen selbst nicht was ihnen fehlet, die belieben ihren s. v. Urin zu schicken: so wird er sagen, wo der Zustand herkomme, ob er komme von der Lunge, Leber, Magen, Milz, oder kleinen intestinis, auch ob zu helfen sey oder nicht, nur den nächsten für fernere Unkosten zu warnen.
2) Hat er einen Tabelet für rothe dunkle Augen, wie auch für Beißen und Brennen derselben, man legt ihn in so viel Wasser, als man für 2 Kr. Brandwein bekommt, läßt ihn eine halbe Stunde darin liegen, alsdann heraus gethan, mit dem Wasser des Tags 2 oder 3 mahl die Augen gewaschen, ein Flecklein zu Nachts angefeuchtet, und übergelegt.
3) Führet er den ächten Kräuter-Balsam für alle gehauene, gestochene, und gebrande Wunden.
4) Ein Haupt- und Fluß Pulver, für Sausen und Brausen der Ohren, Schwindel, Schnupfen, Kathar, stärket die Gedächtniß.
| 5) Ein Trisonet für den blöden Magen, Wind, Blähung, bey Weibspersonen für Mutterschmerzen.6) Führet er eine Composition der vornehmsten Kräuter, es können Kranke, wie auch Gesunde, sich solcher bedienen, sie reinigen die Brust, verdünnen das Geblüt, dienen für Verstopfung der Milz, vertreiben Melancholie und Schwermuth.
Er hat auch ein sonderbares Orkanum für allerhand Umstände der Zähne, als Schmerzen, Fäulung, Scorbut, Bluten, Wackeln und Höhle derselben.
H. den 12. May | Landsmann |
1792. | X. Z. * * * |
Aufschrift.
Tit. Herrn Herrn Hofmann etc. berühmtesten Operateur derzeit zu Theilheim.“
Trotz dieser herrlichen Aussichten muß der Wundermann dennoch seinen Conto nicht gefunden haben. Er soll, wenn die Sage gegründet ist, ziemlich geneigt seyn, seinen talentvollen Hanswurst (dem Gerücht nach, einen Mann von Stand) in Gnaden zu entlassen, der Quacksalberey gute Nacht zu geben und als Jäger irgendwo in Dienste zu kommen suchen. Der Himmel gebe – zum Besten der Volksclasse – zum Wollen das Vollbringen!
- ↑ Journ. v. u. f. Frank. 2. Band 5tes Heft S. 590. f. f.
- ↑ Abell ist ebenfalls Bambergischer Unterthan, zu Unterleutern im Amte Baunach seß- und Wohnhaft.
- ↑ Es scheint, der Herr Pater rechnet auf den Zuspruch der gnädigen Herrschaften, und da wird Er sich stark verrechnet haben. Der Geschmack, Hochwürdiger Herr, ist verschieden.
- ↑ Als der Magistrat von Schweinfurt!
- ↑ Was muß sich der Herr Pater für Begriffe von einem ganz lutherischen Ort machen!
- ↑ Wirklich?? Wie gewis der geistliche Rathgeber doch seiner Sache ist!