Fortsetzung des Versuchs einer Kunst- und Handwerksgeschichte von Fürth

Textdaten
<<< >>>
Autor: Anonym
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Fortsetzung des Versuchs einer Kunst- und Handwerksgeschichte von Fürth
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 4, S. 708–728
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1792
Verlag: Raw
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
s. a. Beyträge zur Geschichte der Künstler und Handwerker zu Fürth
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


|
II.
Fortsetzung des Versuchs einer Kunst- und Handwerksgeschichte von Fürth.

Das Schreiner-Handwerk ist eines der stärksten zu Fürth. Auf beyden Seiten, auf der Ansbachischen sowohl, als der Dompröbstischen, zählet man etlich 60 bis 70 Meister, davon keine dreyßig sich von gemeiner Schreinerarbeit, sondern von Spiegelarbeit nähren, es wird also nöthig seyn, vordersamst von den Glashütten und Glasschleifwerkern die nöthigen Nachrichten beyzubringen.

 Zu Anfang dieses Jahrhunderts soll ein gewisser Graf Wolf von Wilhermsdorf, bey Gelegenheit der Ausreutung eines großen Walds zwischen Emskirchen und Brunn, eine Glashütte errichtet haben, welche so lange gedauret, als der Wald gewähret hat. Es ist zu vermuthen, daß nur gemeines Glas daselbst gemacht wurde. Um diese Zeit, oder doch nur wenig Jahre hernach hat Doctor Schober zu Nürnberg, der| zugleich bey der Ritterschaft Consulent gewesen ist, auf Veranlassung eines gewissen französischen Refugies zu Sohlenhofen eine Crystall- oder Spiegelglasschmelz, und ein Glaspolirwerk errichtet: ja er ließ daselbst ganz fertige Spiegel machen, welche braune oder schwarz gebeitzte Rahmen erhielten. Vielleicht weil das Poliren, besonders der kleinen Gläser, mehr Aufsicht erforderte, als in einer solchen Entfernung des Aufenthaltsorts Dr. Schobers geleistet werden konnte; mag er von daher Anlaß genommen haben auf dem Gleishammer, und zu Schnigling Glaspolirwerker zu errichten, welche von Johann Erdmann Kessel fortgesetzt wurden.
.
 Daß bey dem Glas- und Spiegelhandel viel Geld verdient worden seyn müsse, zumalen da um jene Zeit noch wenig dergleichen Fabriken in Teutschland vorhanden sind, ist leicht zu vermuthen; dieß machte bald andern vermöglichen Personen Lust, sich anderswo nach Glashütten umzusehen, oder deren selbst zu errichten, sofort Glaspolierwerker in der Gegend um Nürnberg zu erbauen, und sich ebenfalls so gut, als Dr. Schober gethan, kaiserliche Privilegien darüber auszuwirken. Ich bin zwar nicht im| Stand einen Beweis darüber zu geben, aber zu vermuthen ist, daß die meisten Crystal-Glashütten, die in der Oberpfalz und an der Gränze von Böhmen liegen, von Nürnbergischen Kaufleuten errichtet worden sind. Die meisten Gläser, die hier bearbeitet und mit Rahm oder ohne Rahm verschickt werden, werden noch aus diesen Gegenden oder auch aus den Wirzburgischen, Hessischen und Wirtembergischen Glashütten bezogen.

 Die Anzahl der Glaspolirwerker, die von Nürnberger und Fürther Kaufleuten abhängen und unterhalten werden, belauft sich auf 28–30. Sie theilen sich in privilegirte und unprivilegirte. Die ersten Erbauer derselben mögen bey Nachsuchung eines kaiserlichen Privilegiums die Absicht gehabt haben, Liebhabern von dergleichen Fabriken ein solches Unternehmen zu erschweren: allein nachdem sie überzeugt worden sind, daß sie ersteres nicht haben hindern können, und sonst auch keinen weitern Vortheil davon geschöpft haben, als daß ihre Meister die unprivilegirten als Pfuscher behandeln, sind die Nachfolger von Einhohlung kaiserlicher Privilegien abgestanden.

 Unter die privilegirten gehört das auf dem Gleishammer,

|  zu Schnigling,

 zu Thos, welches Carl Gottfried Kiesling,

 bey der Hadermühl, welches Johann Jacob Hauffe

 zu Wöhrd, welches Georg Daniel Winter

 zu Lauf, welches Winter und Dietz

 zu Röthenbach bey Lauf, welches die Gebrüder Herdegen, sämmtlich Bürger zu Nürnberg besitzen.

 Unprivilegirte sind:

 zu Rollhofen

 zu Roth, welche beyde ehemahls Muskat und Seiferheld, nun Keßler

 zu Stein, welches die Volkamerische Wittwe

 zu Forcheim, welches die Güntherischen zu Nürnberg im Besitz haben.

 zu Fürth,

 zu Fürth, welche beyde Commerz-Rath Eckart

 zu Vach, welches Mannert

 zu Ottensos, welches Jud Schlenker besitzt,

 zu Weinzierlein, welches von Andreas Holzmann erbauet, nun von Jud Bender

|  zu Streitberg, welches von eben dem Jud Bender zu Fürth besessen wird.

 zu Stein, welches von Friederich Steinberger

 zu Stein, welches von Georg Sebastian Steinberger

 zu Benzendorf, welches von Friederich Steinberger zu Schweinau besessen wird.

 zu Erlang, welches vor 60 Jahren von einem gewissen Freisleben nebst einem Folien-Hammer erbauet wurde, und nun von – besessen wird.[1]

 Der Leser erwarte von mir keine weitere Beschreibung der Glaspolirwerker; sie würde mich zu weit von meiner Absicht abführen, die nur dahin gehet, die Geschichte der Handwerker in Fürth zu liefern. Indessen bemerke ich hievon nur so viel: daß die meisten in zwey, auch drey bis vier Tischen, wie man es nennt, bestehen, die das Wasser in Bewegung setzt, und daß auf solchen die Gläser aus dem Rauhen geschliffen werden; von da kommen sie unter die Handpolir, und wenn sie nun ganz fein geschliffen oder bossirt und sortirt sind, dann kommen sie auf die Beleg. Ehe ich| aber hievon gedenke, muß ich vorerst noch eines andern wesentlichen Stücks erwähnen, ohne welches alle die eben erzählten Arbeiten umsonst angewendet wären, und Glas immer Glas und niemals Spiegel werden würde; ich meine hier die Folie. Die Haupt-Basis der Folie besteht aus Zinn, welches auf einem Maschinenwerke, das vom Wasser getrieben wird, so dünne als ein feines Papierblatt und so groß als ein Regalbogen getrieben wird, und dieses Maschinenwerk nennet man Folienhammer; deren es jedoch nur drey in hiesiger Gegend gibt, zu Wöhrd, zu Erlang und auf der Sorg bey Wendelstein. Die meiste Folie wird aus Sachsen, so wie das nöthige Quecksilber, welches nebst der Folie das Haupt-Ingredienz zur Verfertigung eines Spiegels ist, aus Ungarn gehohlt.
.
 Auf dem Belegtisch wird vermittelst Quecksilbers die Folie mit dem Glas verbunden: dann ist der Spiegel fertig, und es fehlet solchem weiter nichts, als ihm eine Rahm zu geben, um ihn desto bequemer zum Gebrauch zu machen. Die Beleg-Arbeit ist die schädlichste Manipulation bey dieser Glasarbeit, und die schädlichste unter tausend| andern Arbeiten. Nur in lüftigen hohen Zimmern, und von solchen Personen läßt sich diese Arbeit, und da nur durch Absätze treiben, die nicht zum Schweis geneigt, und besonders trocken an den Händen sind, und sich äusserst reinlich halten, nicht eher etwas genießen, als nachdem sie sich gewaschen haben, und nach vollbrachter Arbeit sich ganz umkleiden. Bey aller dieser Vorsicht wird sich dennoch niemand finden, der sagen kann, daß er alt dabey geworden, und es lange Jahre getrieben habe, die mehresten werden unvermögend, und zwar in kurzer Zeit, und geben den mitleidvollsten Anblick Ich habe Leute gesehen, die weder Trank noch Speise zum Mund zu bringen im Stande waren; so sehr hat sich der Mercurius durch den Odemzug und die Schweislöcher mit dem Blut des Menschen vereinigt, und sie zitternd gemacht.
.
 Ein großer Theil der also polirten Gläser werden roh, das ist, ohne Rahm, zum Theil auch ohne Beleg, verschickt, die meisten erhalten Rahmen. In Fürth werden alle Gattungen Spiegel gemacht, von den kleinsten Feld- oder Taschenspiegeln bis zu den größten. Wie die ersten Spiegel-Rahmen ausgesehen haben, ist wegen Mangel der Nachrichten| und der Muster nicht möglich zu beschreiben. Es ist zu vermuthen, daß sie nicht sonderlich zierlich gewesen seyn werden, und daß man sich werde begnügt haben, ein Mittel zu haben, sich des Spiegelglases nach seinem wahren Endzweck zu bedienen, daß sie aber lange vorher und noch ehe man Spiegelrahmen in Fürth zu fertigen unternommen, mit Zierrathen versehen gewesen sind, ist eine Sache, woran niemand zweifeln wird. Die ersten Zierrathen, die sie in Fürth erhielten, waren von messingenen Kanissen und gemahlten Fontagen, oder von Glas, mit zinnernen Einfassungen, oder radirt. Das Dutzend Rahm von der ersten Gattung zu ganzen Gläsern wurde vor 30 Jahren noch zu 16 fl. nun zu 1 fl. 40 kr. von der letzten Gattung zu 20 fl. nun zu 3 fl. 30 kr. bezahlt.

 Die ersten Spiegelschreiner hießen: Matthäus Maurer, Johann Gottfried Ansorg, Gottfried Scheidig, Johann Markus Keller, und Conrad Schaller.

 Nachdem die Domprobstey durch den mit den Hochfürstlichen Hause Ansbach 1717 errichteten Receß das Recht erhalten, auch Handwerker zu errichten, waren die angeführten Meister die ersten, die 1718 mit| 9 Möbel-Schreinern hinter der Domprobstey in ein Handwerk zusammen getreten sind. Sie fanden sich vorher zu Cadolzburg auf der Ansbachischen Seite eingezünftet. Die Spiegelschreiner, die auf dieser Seite verharrten, hiessen Uhl, Schön – –. Die ersten Glaszierrathen-Schleifer hießen Link und Just. Hierauf kam Lang und Krug. Für die ersten Feldspiegelmacher werden die Gebrüder Sandner gehalten, die vor ohngefähr 60 Jahren damit den Anfang gemacht haben. In unsern Tagen wird die Zahl der Personen, die sich mit Verfertigung der Feldspiegel abgeben, auf 400 angeschlagen. Die es bisher am stärksten getrieben haben, und Verleger genennt werden, sind: Seiferd, Kolb nun deren Relicten, Hofmann, Strobel.
.
 Nach Maaßgabe als sich der Absatz der Spiegel vermehrte, vermehrten sich auch die Hände und selbst die Zierrathen. Man fing nun an sie mit Bildhauerarbeit und Vergoldungen zu versehen. Der erste Bildhauer, der in Fürth sich ansässig machte, und Verzierungen zu den Spiegelrahmen schnitt, hieß Zech; ein ganz geschickter Mann, und weil er nach damahligem Geschmack nicht so viel Früchte und Blumen fertigen konnte,| als verlangt wurden, machte er sich Formen, und verfertigte sie von Papiermasche und leimte sie auf die Rahm, welche sofort nach der Natur gemahlt, und facetirte und emaillirte Spiegel genannt wurden. Viele Bildhauerarbeit von dieser Art wurde damahls in Bamberg und Wirzburg gefertiget: nun haben die Kaufleute und Fabrikanten nicht mehr nöthig sich dahin zu wenden. Die Anzahl der hiesigen Bildhauer hat sich auf etlich 30 vermehrt. Eben so ging es auch mit den Vergoldern und Mahlern. Brandhof wird für den ersten Vergolder und Mahler in Fürth gehalten. In unsern Tagen hat sich ihre Anzahl auf 40 vermehrt. Die ersten Vergoldungen geschahen in Nürnberg und Bamberg, und weil die zu Nürnberg viel zu thun hatten, folglich viele Handlanger brauchten, hat sich die Zahl der Vergolder und Mahler in Nürnberg, so wie in Fürth, so ansehnlich vermehrt.
.
 Vor dreißig und mehr Jahren fing man bereits an, den facetirten Geschmack zu verlassen, und an andern Verzierungen einen Gefallen zu finden. Man nannte ihn den modernen. Die Rahmen wurden mit nußbaumenen oder vergoldeten Stäben und Leisten, auch Aufsätzen und Untergehängen versehen.| In den Aufsätzen selbst wurden vergoldete Figuren, Nischen und Wappen, auch Namenszüge, um solche aber ein Olivenzweig in Schleifen gebunden angebracht, aus einem eben so gewundnen Olivenzweig bestand auch das Untergehäng. Nach einem Zeitraum von 12 bis 15 Jahren änderte sich dieser Geschmack in etwas: die Rahmen wurden flacher und leichter gemacht, und dieß nannte man den Französischen Gusto. Er dauerte jedoch nicht lang, und man ging vom modernen in den antiken Geschmack über. Die Gelegenheit hiezu gab D. Keser in Leipzig. Er bestellte ein paar Spiegel bey Andreas Birkner von Fürth auf der dasigen Messe, und verlangte von ihm, daß sie vorzüglich schön und nach dem neuesten Geschmack seyn sollten. Er nahm Birkner mit sich nach Haus, um von ihm einige Zeichnungen sich vormachen zu lassen. Nach einigen Proben machte ein mit zugegen gewesener und zu Rath gezogener Kupferstecher einen Riß, und sagte: dieß sey der neueste Geschmack in England, und würde à l’antique genennt. Die Bestellung wurde sofort darauf gemacht, und seitdem sind nicht nur die Spiegelrahmen, sondern auch die andern Möbels nach diesen Geschmack gefertigt| worden. Vasen, Urnen, Medaillons, anstatt der Früchte, Thiere und Vögel, Perlen-Leisten und gehohlte Stäbe, anstatt der glatten, Myrthen-Zweige, anstatt der Oliven, werden als Verzierungen an den Rahmen der Spiegel und Möbels angebracht.
.
 Die Rahmen selbst sind theils ganz vergoldet, theils von Nußbaum, theils von Mahagony-Holz, theils lasirt, theils marmorirt. Eine Vorraths-Kammer von Spiegeln von so verschiedenen Geschmack, wie man sie hier häufig sehen kann, ist ein bezaubernder Anblick. Jeder Fremde, der hier durchkommt, sollte sich das Vergnügen machen, so etwas zu sehen, und den Kunstfleiß und das Manchfaltige in der Erfindung bewundern, der um so wenig Geld zu erhalten stehet. Wie es kommt, daß in Fürth der Hauptsitz des Spiegelkrams sich findet, da doch die ersten Glaspolierwerker von Nürnberger Gelehrten und Kaufleuten errichtet wurden, bin ich nicht im Stand zu bestimmen.[2] Gewiß ists, daß in Fürth zwey| drittel an Spiegelkram verfertigt werden, gegen ein Drittel in Nürnberg.
.
 Obersagter Andreas Birkner war der erste, der eine Partie Mahagony-Holz aus Braunschweig nach Fürth gebracht, und den Schreinern das inländische Holz auf Mahagony-Farbe zu beitzen gelehrt hat. Erhard Winter, Birnbaum, Scheidig, Lindner, Gräv, werden unter die stärksten Spiegelfabrikanten gezählet. Unter denen, die sich auch auswärts bekannt gemacht haben, sind die 4 Söhne Meister Ecksteins zu Poppenreut[3] zu zählen; zwey von ihnen haben sich in Amerika niedergelassen, der dritte ist Hoftischler beym König in Schweden, und der vierte beym Herzog von Meklenburg. Sumpf aus Fürth ging vor etlich 40 Jahren als Schreinergesell in die Fremde, kommt in London zu einem Instrumentenmacher, und bringt es darin so weit, daß er sich selbst etabliren und ein Vermögen von 60000 Pf Sterling erwerben, und seine Handthierung an zwey Fürther Schreiners-Söhne, Namens Schön, abgeben konnte. Seinen Schwester-Kindern| in Fürth hat er vor seinem vor kurzem erfolgten Tod 800 Pf. und der dasigen Armen- und Waisenschule 100 Pf. verschafft.
Gürtler und Zinngießer
lebten bis aufs Jahr 1759 ohne Zunft, und gleichwohl standen schon bey 40 Werkstätten im Gang. Unter die ersten Gürtler werden die Gebrüder Wolf und Stümmel gerechnet. Johann Christian Reich, der durch seine Kenntnisse im Mechanischen sich bereits rühmlich bekannt gemacht, hat schon als Gesell bey einigen Meistern so viel Ansehen sich zu geben gewußt, daß er 1759 vor dem Domprobstey-Amt eine Innung mit ihnen errichten konnte. Und als er selbst Meister zu werden sich entschloß, und ein Ansbachisches Haus zu bauen anfing, glückte es ihm zu Cadolzburg mit den übrigen 13 Gürtlermeistern und 4 Zinngiesern den 4ten Dec. 1761 eine zweyte Innung zu errichten. Die ersten Meister von diesem Handwerk hießen: Reich, Wolf, Orf, Schreiber, Riesner, Rögner, Riesner der jüngere, Rosenberg, Wolf, Bennewitz. Zinngießer Ruf, Lorenz, Gritzmacher, Beringer. Diejenigen, die nicht ordentlich gelernt hatten, wurden zwar nicht als Meister| aufgenommen, ihnen aber gleichwohl verstattet, ihr Geschäfft fortzutreiben, und wie bisher geschehen, den Gesellen Wochenweis Arbeit zu geben, jedoch ohne Jungen zu lernen.[4] Gegenwärtig beläuft sich die Zahl der Meister bey den beyden Zünften über Hundert. Der genannte Reich, der von Sr. Hochfürstl. Durchlaucht dem letzten Hrn. Markgrafen zu Ansbach-Bayreut den Titel als Hofmedailleur erhalten, trug vieles zu dem Flor dieses Handwerks bey. Er hat den Erfindungsgeist unter ihnen rege gemacht, dergestalt, daß ihnen die Arbeit nicht ausgehet.
Die ersten Buchbinder
die in Fürth sich niedergelassen, hießen Schneider und Hanke. Sie hielten sich zu den Drechslern, und halten zum Theil noch mit ihnen. Als Beils in Fürth sich niederlassen wollte, suchten diese zwey Meister ihm das Einkommen so schwer als möglich zu machen. Er wandte sich endlich nach Ansbach| und ließ sich bey der dasigen Buchbinder-Zunft als Meister aufnehmen, und nun konnten sie ihm das Arbeiten nicht mehr verwehren. Dermahlen sind der Buchbinder Sechs, die sich jedoch nicht von Gelehrten, deren es wenige in Fürth gibt, sondern von Kaufleuten ernähren. Ihre meisten Arbeiten sind Brieftaschen, Etuis und Futterale.

 Walter und Feitschner werden für die ersten Riemer gehalten. Im Jahr 1768 waren sie so stark, daß sie eine eigne Zunft errichten konnten, deren Anzahl sich nun auf 20 Meister belauft.

Das Schlosser-Handwerk
ist eines der ältesten zu Fürth. Es wurde zu Cadolzburg 1706 errichtet. In den funfziger Jahren glückte es der Domprobstey, einige Meister auf ihre Seite zu bringen und mit ihnen ein besonderes Handwerk zu errichten. Ihre meiste Arbeit, die sie fertigen, gehöret für Kaufleute, und bestehet in Kaffeemühlen, Geld- oder Bögeltaschen, und andern Schlössern. Ich thue deswegen ihrer unter den commerzirenden Handwerkern Erwähnung. Unter ihnen zeichnet sich Reisner und Roßt besonders aus. Letzterer macht vornämlich sehr gute und künstliche Uhren, mit dem Lauf der Planeten:| ersterer wird für einen der geschicktesten Schlosser in Teutschland gehalten: er fertiget alle Arten von Maschinen.

 Die Leinen- oder Schwaben-Weber arbeiten meist für Kaufleute. Der Meister auf beyden Seiten sind 40. Der Werkstühle über hundert. Die auf der Anspachischen Seite hatten schon im Jahr 1657 zu Cadolzburg ein Handwerk. Das Dompröbstische ist erst 1740 errichtet worden.

 Der erste Brillenmacher, der nach Fürth kam, hieß Mey. Seine Ankunft fällt in das Jahr 1710–15. Er hatte zwey Töchter, deren Männer Schröder und Weichel hießen. Beyde lernten von ihren Weibern das Brillenmachen, und lehreten es wieder ihren Kindern; welche sich noch des Zeichens des Mey bedienen, das vor andern bey den Ausländern beliebt ist. Ein gewisser Schwarz legte sich anfänglich auf das Schleifen optischer Gläser, und nährte sich lange damit; endlich fing er auch das Brillenmachen an, welches sein Sohn und Tochter, die einen Namens Müller geheyrathet, unter ihren eignen Zeichen fort treiben. Neben diesen 4 alten, werden 5 neue Werkstätten gezehlet, worunter die| Schröderische und Schwarzische die stärksten sind. Sie haben unter sich keine Zunft. Einige unter ihnen halten sich zu andern Handwerkern. Durch die große Unterstützung, die Kaiser Joseph vor 10 Jahren den Fabrikanten versprochen hat, die sich in Östreich niederlassen würden, sind auch einige Brillenmacher, zum großen Nachtheil der hiesigen, nach Wien gezogen. Man hat dergleichen dortselbst noch gar nicht gehabt: als wohin sich noch mehrere nützliche Manufacturisten von hier begeben haben.[5]

 Daß übrigens an gemeinen Handwerkern sich kein Mangel äussere, kann der Leser schon aus der Erzählung der Kunsthandwerker ersehen. An Schneidern gibt es 125, an Schustern 110, an Beckern 60, und an Metzgern 70 Meister.

 So gut es zum Theil mit den Manufacturisten und dem Handwerksstand bestellt ist, dergestalt daß Fürth mit den ersten| Städten in Teutschland es aufnehmen kann:[6] so schlecht stehet es jedoch mit dem Handelsstand. Es hat zwar zu allen Zeiten in Fürth Leute gegeben, die sich mit der Handelschaft abgegeben haben: da es aber Leute waren, die solche auf gut Glück, ohne Geld, ohne Credit, und ohne Einsicht angefangen; haben sie auch mehrentheils, wann sie gleich noch so ansehnliche Geschäffte gemacht, endlich doch zu Grunde gehen müssen. Ein neu angehender Kaufmann, wann er noch so geschickt und rechtschaffen ist, wird in Fürth, wann er Geld benöthigt ist, nur bey Juden welches finden. Wem ist aber nicht der Wucher dieses Wolfs bekannt? Ich will aber annehmen, er handle mit dem Kaufmann billiger, als mit andern Christen, weil er auf die Zahlung und Einlösung der Wechsel nach der Messe, oder einer andern bestimmten Zeit nicht nur die sichere Rechnung machen, sondern dabey versichert seyn kann, daß er nach wenig Wochen zu der nächst künftigen Messe aufs neue Geld herschießen darf. So ist doch nicht weniger gewiß, daß der Jude unter 12 Procent| kein Geld hinleihet: da aber der Kaufmann mit andern, die eigenes Capital oder doch zum wenigsten Geld um 5 Procent haben, auf den Messen gleichen Preis halten muß, und die Preise schön lange aufs äusserste herunter gesunken sind, so ist der Fürther Kaufmann kaum im Stande so viel damit zu verdienen, als er Interessen geben muß. Rechnet man hiezu den Borg, die vielen bösen Schulden, die er selbst macht, und andere Unglücksfälle, so wird man finden, daß er bey aller Anstrengung am Ende doch unterliegen muß. Ich weis von sichrer Hand, daß ein Kaufmann in einem Zeitraum von 16 Jahr 36000 fl. Judenzins bezahlt hat. Aus dieser ungeheuren Zinszahlung lässet sich der Schluß auf die vielen Geschäffte machen, die von ihm getrieben wurden, und auf den Vermögens-Stand, in welchem er seyn müßte, wann er gehörige Unterstützung gehabt hätte. Den Geschäfften nach, ist das Andreas Birknerisch- Zapfisch- und Lohbaurische Handlungshaus gegenwärtig das stärkste. Sie sind Fieranten, und treiben zugleich Commissionshandlung. Nach diesen verdient das Killingerische, Finkische, Gerberische und Gebhardische Handlungshaus genannt zu werden, welche bloß Commissionshandlung| treiben. Besonders macht Gebhard Hoffnung, Fürth als einer der ersten Kaufleute Ehre zu machen. Er handelt mit eignen Fonds, und erweist sich als einen sehr thätigen Mann. Die Juden geben sich meist mit dem Passivhandel ab, davon ich nichts gedenken will, weil an wenig Orten hieran ein Mangel sich findet.



  1. In der Oberpfalz sollen ebenfalls viele dergleichen Werker sich vorfinden, davon die Gläser meist nach Fürth und Nürnberg kommen.
  2. Die Ursache ist, weil die Handwerker zu Fürth flüchtiger, und also wohlfeiler, als die Nürnberger arbeiten, so haben sie mehrern Abgang; es wird öfter auf Wohlfeile, als Güte und Dauer gesehen.
  3. Dieser Eckstein gehört nicht zu den Fürther Schreinern, sondern er ging in die Nürnbergische Land-Zunft, die er errichten half.
  4. Eben dieser Umstand, daß Ungelernte zu Fürth angenommen werden, und Gesellen einstellen dürfen, welches auch bey mehrern, Handwerkern daselbst geschiehet, verursachet, daß die Fürther Gesellen im Ausland manchem Vorwurf und Unannehmlichkeiten ausgesetzt sind.
  5. Man muß sich wundern, warum die Reichsfürsten der Auswanderung so nützlicher Glieder des Staats, die sich so allgemein verbreitet, sich nicht ernstlicher widersetzet haben; da doch K. Joseph mit den Verbot der Auswanderung ihnen ein Beyspiel von dem Wehrt der Unterthanen gegeben hat. d. E.
  6. Versteht sich, in der Wohlfeile, und im Absatz: was die Güte anbelangt, dürfen sich nur sehr wenige Individuen mit Nürnbergern messen.