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Artikel „Zeune, August“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 121–128, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zeune,_August&oldid=- (Version vom 3. November 2024, 22:36 Uhr UTC)
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Zeune: Johann August Z., als Blinden-Pädagog, Geograph und Germanist zu nennen, und zwar auf allen drei Gebieten als ein Mann voll neuer, zum Theil revolutionärer Anschauungen und kräftiger Initiative, aber, obwol sogar vielfach bahnbrechend. in keinem Betracht ein Finder heute noch gültiger Geleise. So ist denn der Unermüdliche, den die Zeitgenossen ob mancher Schrullen verspottet, die Fachwissenschafter belächelt hatten, heute beinahe vergessen und falls er noch irgendwie der sogen. Vollständigkeit halber in einem Compendium einen Platz erhält, so ist das ein ganz bescheidener. Die Nachwelt weiß somit von ihm schon jetzt wenig genug, von seiner vielseitigen und einschneidenden Wirksamkeit vollends ahnt sie nichts. Und doch ist der wackere Vaterlands- und Menschenfreund mit dem warmen Herzen und dem regen Forschertriebe über das mitleidige Votum nachgeborener Specialisten, die in ihm bloß einen wohlmeinenden und anfeuernden Dilettanten erkennen, sicherlich erhaben.

Geboren wurde Z. am 12. Mai 1778 zu Wittenberg als Sohn des Philologieprofessors Johann Karl Z. (1736–1788), mütterlicherseits stammte er aus dem berühmten fränkischen Rittergeschlechte von Eschenbach, dessen Urkunden ihn oft beschäftigten. Er hat sich nicht erst nach der Annexion seines Heimathlandes durch Preußen 1813 als Bürger letzteren Staates betrachtet, aber stets lediglich unter deutschnationalem Gesichtspunkte. Ein 83jähriger Schüler von ihm urtheilt 1898: „Z. war der Inbegriff echter deutscher Vaterlandsbegeisterung, ob er auch später nicht davon zurückzuhalten schien, mehr und mehr mit dem Stockpreußenthum sich zu verständigen und zu befreunden“. Kaum 1802 Docent der Erdkunde an der absterbenden Universität zu Wittenberg geworden, übersiedelte er im nächsten Jahre nach Berlin, wo er das ganze fernere Leben zugebracht hat. Noch 1803(-5) wurde er Lehrer an dem alten Gymnasium zum grauen Kloster. Aber erst 1806 erhielt er die ihn dann beherrschende Wirksamkeit: am 11. Septbr. 1806 beauftragte ihn nach des Parisers Valentin Hauy Anwesenheit König Friedrich Wilhelm III., eine Lehranstalt mit vier Blinden auf Staatskosten zu errichten, wozu eine verhältnißmäßig große Dotation bewilligt wurde, so, daß E. A. Eschke sich mit seinem Taubstummeninstitut finanziell und moralisch zurückgesetzt fühlte. Diese älteste der (bis 1876 25) Anstalten (in Deutschland und Oesterreich) eröffnete er am 13. October mit einem Zöglinge. Der französische Krieg und Sieg nebst der Invasion stellten das Unternehmen sofort in Frage: die verheißenen Mittel hielt der Feind zurück oder verabfolgte sie nur karg auf Drängen hin. So mußte Z. „den Rest seines kleinen Erbtheils aus Sachsen ziehen“, wie er berichtet, um dem neuen Vaterlande die wohlthätige Anstalt zu erhalten. Von Memel aus bedankte ein Cabinetsschreiben des Königs vom 17. October 1807 seine Aufopferungsfähigkeit. Erst als 1809 der Staat die friedlichen Aufgaben wieder erfüllen konnte, faßten die Wurzeln richtig festen Boden, und die Regierung kam ihren Verpflichtungen fürder in vollem Maaße nach. Anfangs zur Miethe in der Gyps-, dann in der Alexanderstraße, übersiedelte die Anstalt 1812 in das ehemalige Militärlazareth auf dem Georgenkirchhofe, und als ihr außer mehreren kleinen Vermächtnissen der Gesammtnachlaß des Rittmeisters a. D. Frhrn. v. Rothenburg von 88 000 Thalern anheimfiel, ins Haus der ehemaligen Plamann’schen Erziehungsanstalt Wilhelmstraße 139. Uebrigens räumte Z. dem Armendirector kaiserlichen Rath Klein in Wien, dem Vater der dortigen (1808) und mittelbar andrer gleichzielender Gründungen, den Vorrang (Versuche 1804) ein. Zwölf staatliche Koststellen, [122] ebensoviel Freiplätze aus besagtem Testament und eine kleinere Anzahl bezahlte Privatkost- und Schulgänger gaben das Besuchermaterial des Zeune’schen Blindeninstituts, das in Handarbeiten, Tonkunst und zugänglichen Wissenschaften unterwies.

Ein bezeichnenderes und stoffreicheres Compendium, das uns einen vollen Einblick in die Sache selbst, sowie in Zeune’s Wesen gewährt, ward von Ausgabe zu Ausgabe sein „Belisar. Ueber den Unterricht der Blinden“, zuerst 1808, 168 Seiten stark, erschienen, woneben 1817 das Schriftchen „Ueber Blinde und Blindenanstalten“ trat. 1821 wurden in einem Buche mit dem Titel der 1808er Publication angeblich beide „als zwei sich ergänzende Halbe“ vereinigt, und es folgten nun die dritte (1829), vierte (1833), fünfte (1838), sechste (1843) und siebente (1846) Auflage mit geringfügigen Abweichungen in der seit 1821 feststehenden Ausdehnung, Anordnung und Darstellung. Das Werkchen enthält vier abhandelnde Capitel: Entstehung der Blindheit, Beobachtungen über Blinde, Geschichte des Blindenunterrichts, Berliner Blindenanstalt; danach einen Anhang von fünf Uebersetzungen von Berichten aus dem Englischen, einer aus dem Französischen (Diderot’s –, diese lettre in der ersten Ausgabe noch in voller Breite und, wie auch die englischen Referate, im Original), einer aus dem Italienischen, drei Blindenlieder und zwei Artikel „Sprachliches“, nämlich über die europäischen Ausdrücke für „blind“ und gegen das vorgebliche Ueberwiegen der „sichtlichen“, d. h. nach Gesichtseindrücken gebildeten Wörter. Das Buch, im 1846er Druck „Belisar oder über Blinde und Blindenanstalten“ überschrieben, heißt nach dem bekanntlich der Legende gemäß geblendeten byzantinischen Feldherrn – wie ihn das Titelkupfer auf der ersten Ausgabe darstellt – und spiegelt in vielen eingestreuten Glossen die eigenthümlich ethische und idealistische Gemüthsrichtung Zeune’s, auch in ihren mannigfachen Beschränktheiten. Seine außerordentlichen Verdienste um das Erziehungswesen der augenberaubten Menschenkinder sind nirgends nach Gebühr gewürdigt worden, ja, ihm nicht einmal die unbedingte Priorität in diesem schwierigen Zweige der Pädagogik zugestanden worden, in dem Deutschland an der Spitze marschirt. Welche Erfolge er aber thatsächlich zu Wege gebracht hat, bekundet die Blüthe der von ihm gegründeten und geleiteten Schule bis heute, nicht weniger die begeisterte Dankbarkeit anhänglicher Zöglinge. Ein solcher, der oben angedeutete Wilhelm Sehring, hat bei ihm „die mächtigsten Eindrücke empfangen, ja dort die eigentliche höhere Erweckung zum Leben gefunden. Das reichste geistige Leben wurde dort mir aufgethan. Geistig und gesellig fing eine neue Welt mir an … Was ich durch Zeune gewonnen hatte, konnte dennoch nicht verloren gehn, sondern erfüllte bis jetzt zu meinem 83. Jahre mein Geistesleben“. Ueber Besonderheiten der Anstalt berichtet Sehring: „Z. hatte das Ministerium veranlaßt, jedes Jahr aus einer der Provinzen des preußischen Staates einen Seminaristen, der sich durch Leistungen und Examen hervorgethan, zu seiner Anstalt zu beordern, damit er dort durch Jahrespraxis den Unterricht der Blinden lerne und dann im Heimathlande ausübe. Auch dies ist vielen zugute gekommen. Dieser Seminarist, einige Musiker des Hoftheaters und ein tüchtiger Korbmachermeister waren [1831; bald danach war das Lehrpersonal wesentlich stärker, quantitativ und qualitativ: vgl. Zeune’s Buch 1846, S. 76] die Lehrer der Anstalt. Seele und Centrum des Ganzen aber war Z. Täglich von 10 bis 12 gab er für die sämmtlichen Schüler, Knaben und Mädchen, seine Unterrichtsstunden, und er wußte sie so einzurichten, daß, wie verschiedenartig Alter und Bildungsstufe der Kinder auch sein mochten, doch jedes seinen Gewinn davon haben konnte.“

Auf der ersten, noch abrißartigen Ausgabe seines Blindenbuchs (1808) nennt sich Z. außer „Director der Königlichen Blindenanstalt“ Doctor der Weltweisheit und Mitglied der Jenaischen Mineralogischen Gesellschaft. Damit stehen wir [123] bei Zeune’s eigentlichem wissenschaftlichen Fach. Promovirt hat er jedenfalls dort mit dem Antrittsprogramm „De historia geographiae“; Viteberg. 1802 gedruckt und daselbst als specimen für das begonnene akademische Lehramt benutzt, erwarb es ihm eben den Ruf nach Berlin. 1810 wurde er als außerordentlicher Professor der Geographie an der jungen Berliner Universität bestellt. Aber schon 1808 war erschienen: „Gea, Versuch einer wissenschaftlichen Erdbeschreibung“, 1811 in zweiter, 1829 in dritter Auflage stark anschwellend, „worin er sich als würdigen Vorgänger Karls Ritter’s [s. d.] erwies, des Schöpfers der vergleichenden Erdkunde“, wie Heinr. Kurz sagt. In der That bedeutete dieses aus eigenthümlichen Ideen erwachsene Handbuch einen erheblichen Fortschritt auf dem Gebiete ernster geographischer Studien, gegenüber J. Büsching’s, seines nennenswerthesten unmittelbaren Vorgängers, Standpunkte. Heutige Autoritäten der mathematisch-physikalisch fundirten Geographie betrachten Z. als einen der Väter dieser Disciplin, und wie streng er das Fach nahm, belegt auch die aufsehenerregende Abhandlung „Ueber Basaltpolarität“ (1809), die ein Problem der Geophysik umsichtig erörtert. „Erdansichten oder Abriß einer Geschichte der Erdkunde, vorzüglich der neuesten Fortschritte in dieser Wissenschaft“ (1815), ein Kleinoctavbändchen von 176 Seiten mit 6 Karten, etwa unseren heutigen „Jahresberichten“ u. ä. analog, trat 1820 als „Fortgesetzte Ausgabe, nebst sechs Kärtchen, und auf Bestellung mit einer Tasterdkugel“ wenig (auf 188 S.) vermehrt vor das Publicum, das hier, der Vorrede zur ersteren Ausgabe gemäß, infolge vielfacher Aufforderung an Z., seine obgenannte lateinische Dissertation „de historia geographiae“ aufzunehmen, etwas ganz Neues, Originelles und Bedeutsames in die Hände bekam, was eigentlich auf die engsten Kreise berechnet war. Die „Tasterdkugel“ Zeune’s wär nämlich nichts anderes als ein Reliefglobus, und diesen in die erdkundliche Unterweisung eingeführt zu haben, bleibt Zeune’s unbestreitbarer Ruhm; er hatte recht, sich darauf etwas zugute zu thun. Aber wo lag die Quelle dieser einfachen Columbusei-ähnlichen Lösung? Wer Z. nur als Geographen nahetritt, kann es nicht wissen, wer seine Jahrzehnte lange Function als Blindenlehrer kennt, verfällt leicht darauf und erfaßt auch die Ursache seiner Anschaulichkeit, und Sehring bestätigt diese Ahnung, wo er sagt, im Vordergrunde des Zeune’schen Unterrichts stand „zunächst Geographie als eines seiner Hauptfächer. Seine ‚Gea‘, das war ein Buch voll Geist und Leben, da wurde nichts pedantisch auswendig gelernt, sondern alles frei aufgefaßt und völlig anders wie damals in den Schulen gelehrt. Ich, der Blinde, hatte auf dem Königsberger Gymnasium immer das Zeugniß bekommen ‚in allem sehr gut, nur nicht in der Naturgeschichte und in der Geographie‘. Natürlich, ich sollte ja alles nur mechanisch auswendig lernen. Hier wurde der Unterricht geistig belebt, und um ihn vollends ins Leben zu führen, kamen erhabene Karten dazu. Vor allem, hieß es, muß man den Wohnort, die Heimath kennen lernen. War doch auch Z., der Sachse, in Berlin wirklich heimisch geworden und hatte er es doch verstanden, auch uns dort heimisch zu machen. Wir wurden oft in und vor die Stadt geführt … So erhielten die Blinden doch einen Eindruck von der Gegenwart und der uns umgebenden Welt.“ Man sieht, Z. hat auch die moderne Heimathskunde und die realistische Methode der Auschauungsfächer mit angebahnt, und ihm gebührte in der Entwicklung der praktischen Geographie nicht allein, sondern in der des Unterrichts überhaupt eine volle Ehrenstelle. Sie ward ihm nirgends eingeräumt, auch in Karl Schmidt’s großer „Geschichte der Pädagogik“ nicht. In späteren Jahren veröffentlichte er, der, bis 1820 bez. 1825 einziger Vertreter der Geographie zu Berlin, mit Karl Ritter (s. A. D. B. XXVIII, 690) 1828 die „Gesellschaft für Erdkunde“ gestiftet und in deren als hochangesehenes Organ blühende „Berichte“ manchen Beitrag geliefert hat noch: „Ueber Erdbildung“ [124] (1842) und „Die drei Stufen der Erdkunde“ (1844). Jedoch war der von ihm mit inaugurirte Aufstieg der Geographie weit über seine Norm hinausgegangen (seine „Erdkarte vom Himmel aus“ z. B. entfesselte ein heiteres Geplänkel mit gegnerischen Spaßvögeln), und mit Karl Ritter, ihrem nunmehrigen Berliner Repräsentanten, dessen Kathedervorträgen sogar der geist- und kenntnißreichste Fachgenosse Alexander v. Humboldt lauschte, gab es für Z. keine gemeinsame Linie mehr. Daß er hinter dem Gros der Forscher arg zurückgeblieben war, mußte der anthropologisch-ethnographische Versuch „Ueber Schädelbildung zur festeren Begründung der Menschenrassen“ (1846), auf dürftigen Voraussetzungen sich aufbauend, erst recht offenbaren. Diese Schrift, ein Vortrag in der Berliner Gesellschaft für Erdkunde und erwachsen aus Untersuchungen des ganzen Jahres 1845, verficht in vier knappen Capiteln die „Einheit des Menschengeschlechts“, „Eintheilung der Menschenrassen“, das Gesetz der „Schädelpolarität“ – dieser Hauptabschnitt gelangt zu drei Schädelformen in sechs Rassen – und Abweisung einer durchgängigen Scheidung in „active und passive Menschenrassen“, bietet nach dem reichen Material der Berliner anatomischen Sammlung klare Schädelabbildungen und stellt auf dem Titel den Verfasser als Mitglied der Gesellschaft für Erd-, Gebirgs- und Naturheilkunde in Berlin, Frankfurt a. M., Görlitz, Jena, Wiesbaden, Zürich, London, Paris, Arezzo, Brescia vor.

Längst aber hatte Z. ein andres Eisen außerdem im Feuer geglüht. Und wie es so oft geht, auf diejenige Begabung, für deren Pflege einer am schwächsten ausgestattet ist, steift er sich am meisten und verwendet er die Hauptsumme an Kraft und Zeit. Und die Folge? Er geräth gerade mit den betreffenden mißlungensten Erzeugnissen seines Geistes am leichtesten und nachdrücklichsten in der Leute Mund, und die Mit- wie die Nachwelt fällt daraufhin einseitig ihr Verdict. Z. hatte sich als Wissenschafter von Haus aus auf Geographie geworfen, ganz Erkleckliches darin geleistet und die erste staatliche Lehrkanzel dafür erhalten und besorgt – der Geograph steht also, wenn man seine Persönlichkeit rubricirt, an der Spitze. Aber wie da seine beste und haltbarste Leistung mit der Blindenpädagogik, seiner idealen und praktischen Aufgabe von fast zwei Dritteln seines Lebens, in innigster Wechselwirkung steht, so die ungemein fruchtbare Beschäftigung in dem eben entsprossenden Zweige der Germanistik. Es war in jenen Tagen der Blick unserer Jugend durch die Romantik des Schlegel’schen Kreises wie durch die jüngere Compagnie der Heidelberger „Wunderhorn“-Männer, sodann durch die Einkehr des niedergetretenen Volksgewissens in ältern glücklichern Perioden auf die versunkene und verschollene gewaltige Vergangenheit der deutschen Poesie gelenkt worden. Mit verwandtem Dilettantismus, jedoch mit ungleich realeren Gesichtspunkten wie gleichzeitig und am selben Orte der geschäftige Fr. von der Hagen, sein Freund und College, machte sich Z. daran, geeignete Denkmale daraus aus dem Schutte zu graben. „Die Hauptwelt“, berichtet Sehring im Anschlusse an die Schilderung der geographischen Methode, „umfing uns doch erst in der Vorzeit, welche uns nach allen Seiten hin durch Z. so reich umgab. Die alten Inder, die alten Griechen, die alten Deutschen, und dann Skandinavien. Das Nibelungenlied wurde immer wieder vorgelesen, und dann kam die Sigurdsage, wie solche Fouqué zuerst uns nahe gebracht“. Z. ward von der starken nationalen Bewegung des Lustrums von 1808–13 tief gepackt. 1810 warf er unter die Pamphlete, die wie Pilze aus dem Boden Arndt’scher Saat schossen: „Thuiskon: über Deutschlands Einheit“, und als Fr. H. von der Hagen seine Berliner Professur für deutsche Sprache und Litteratur Michaeli 1811 mit einer Breslauer vertauschte, „blieb das Deutsche nun länger als zwölf Jahre August Z. überlassen … so war auch das nicht ganz fruchtlos. Das nationale Studium lebte mit der denkwürdigen Zeit. An den altdeutschen sagenhaften [125] Helden erbauten sich unsere jungen Helden jener Jahre, und als im Frühling 1815 der Krieg gegen Napoleon wieder begann, ließ Z. auf den Wunsch vieler Zuhörer seiner Vorlesungen über das Nibelungenlied ‚eine Feld- und Zeltausgabe‘ des Gedichtes in kleinem Formate drucken“ (Weinhold), ‚da viele Jünglinge dies Lied als ein Palladium in den bevorstehenden Feldzug mitzunehmen wünschten‘ (von der Hagen, ‚Germania‘ I, 100). Sie beruhte auf den in von der Hagen’s ktitiklosem Durcheinanderrütteln von Handschriften und Varianten verwertheten Materialien und oberflächlicher Rücksicht auf den Text B, so daß „sie schon deshalb ohne wissenschaftlichen Werth ist“, wie Zarncke constatirt. Wichtiger waren jene patriotisch anfeuernden öffentlichen Vorlesungen Zeune’s an der Universität, zu denen er am 6. November 1812 in der „Spener’schen Zeitung“, unter Hinweis auf Johannes v. Müller’s Aufruf und A. W. Schlegel’s laute Anregung, zur Lectüre der Nibelungen und Nachahmung der Thaten einlud; der Zudrang überstieg 300 Hörer, etwas außerordentliches, wenn man der Capacität Fr. A. Wolf gleichzeitige 170 daneben hält: freilich das Thema und was man hineindeutete, war allein schuld daran. Es zeigte sich dabei eben, nach Scherer’s Beobachtung, deutlich, „wie unmittelbar in dem Bewußtsein jener Menschen die altdeutsche Litteratur mit ihrer nächsten politischen Aufgabe zusammenhing“. Vor jenem Originaldrucke – „Das Nibelungenlied. Die Urschrift nach den besten Lesarten neubearbeitet, und mit Einleit und Wortbuch zum Gebrauch für Schulen versehen. Mit einem Holzschnitt von Gubitz“ (XXIV und 440 S. in Sedez, wovon XXI Seiten ein „Geschichtlicher Einleit“ beansprucht) – war 1814 herausgekommen: „Das Nibelungenlied ins Neudeutsche übertragen. Mit einem Kupfer“ (XII und 254 S. in Octav), welche ungelenke, viel Unverstandenes reproducirende Prosa-Modernisirung acht Seiten Vorrede enthält. Aus den erläuternden Vorbemerkungen genüge zur laienhaften Theilnahme Zeune’s an der Nibelungenfrage seine Annahme von „Meister Klingsohr aus Ungarland“ als Verfasser des gewaltigen Epos. Auf diese mythische Figur mag er bei den Vorarbeiten für den Sammelband „Der Krieg auf der Wartburg nach Geschichten und Gedichten des Mittelalters herausgegeben“ (1818, „Berlin, in der Blindenanstalt“) gestoßen sein, worin „Der Teufel auf der Wartburg“, vorgetragen am 3. Stiftungsfeste der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache, die „Heinrich von Ofterdingen oder Klingsor“, sowie Wolfram von Eschenbach zugetheilten Gedichte über den Stoff, endlich Prosaauszüge aus Jhs. Rothe’s (s. d.) Chronikalien. Noch 1836 wagte er, mitten im regsten Aufschwunge der germanistischen, nicht zuletzt der Nibelungenstudien, „Nibelungennoth und Klage nach ältester Gestalt in ungebundener Rede übersetzt. Zweite verbesserte Auflage. Mit Karten und geschichtlichen und erdkundlichen Erläuterungen“ (XXIV, 423 S., Octav), welch letztere in der Hauptsache mit seinen beiden Aufsätzen „Ueber Erdkundliches im Nibelungenliede“, 1836 in von der Hagen’s „Germania“ I, 99–106, und „Die Nibelungen oder Niveller“, 1839 ebd. III, 171–176 zusammenfallen.

Diese Mitarbeit an der Zeitschrift „Germania“, die von der Hagen’s (s. d.) Redaction unterstand und das „Neue Jahrbuch der Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache und Alterthumskunde“ im Haupttitel hieß, führt auf Zeune’s umfängliche Wirksamkeit im Kreise dieser „Berlinischen Gesellschaft für deutsche Sprache“. Z., factisch officiöser Docent der Germanistik an der Berliner Universität, hatte natürlich 1815 bei der Geburt dieses Vereins mit Gevatter gestanden und ist Decennien hindurch seine Hauptstütze, ein eifrigstes Mitglied, ein unermüdlicher Werber für seine, theilweise von ihm selbst erst eingeimpften Grundsätze gewesen. Er bekleidete darin das Amt des jüngeren Pflegers, dann das leitende des Ordners, saß auch in der Regel in den Ausschüssen, kurz, widmete genug Muße und Mühe dieser stark dilettantisch angekränkelten, in den wirklichen [126] Germanistenkreisen bald, wenn nicht von vornherein übel angeschriebenen Genossenschaft. Eine „Einfache deutsche Sprachlehre“ hatte er schon 1811 auf den Markt gebracht, die „Einfache deutsche Lese- und Singlehre“ von 1817, unter den Einflüssen der Gesellschaftsagitation entstanden, scheint eine Fortsetzung dazu zu sein. Bis 15. Mai 1816 unternahm er es vergeblich, die Vereinsbrüder für das Gothische, womit eine Serie sprachgeschichtlicher Uebungen eröffnet werden sollte, zu erwärmen und nochmals 1825: ein Quartheft „Gothische [im Context „gutische“, nach angeblicher neuer Entdeckung] Sprachformen und Sprachproben zu Vorlesungen entworfen“ (1825), längst unbrauchbare Paradigmen, war ein Resultat davon. Für die Nibelungen-Erklärung 1816–17 wird, seltsam, sein Antheil nicht bezeugt, in die Erörterungen über den „Wartburgkrieg“ griff er doch aber zweifellos ein. Zum 1820 erschienenen ersten und einzigen Bande des „Jahrbuchs u. s. w.“ steuerte er (S. 103–130) einen Artikel „über den Wartburgkrieg“, dessen historische Grundlage er verficht, bei, ferner kleine eigensinnige Notizen „Besthaupt“, „Boksbeutel“, „Volkthum und Gottthum“, Anzeigen von G. F. Benecke’s „Wigalois“-Ausgabe (S. 268–292) und vom ersten Theile der J. Grimm’schen Deutschen Grammatik (S. 324–332). In dem seit 1835 ausgegebenen genannten Organ, das von der Hagen leitete, stehen von Z. außer den genannten Beiträgen (I, 7 u. 19) Glossen zu den Merseburger Zauberliedern (V 2, vgl. VII 11), sodann II 5, III 15, IV 14, Abdruck des mittelhochdeutschen Gedichts vom Hörselberg (II, 26) und von der Zerstörung von Hohenzollern (VII, 3), auch eine Abhandlung über Kunst der Geschichtschreibung unter den Deutschen (III, 3). Die jetzt in der Bibliothek des Dorotheenstädtischen Realgymnasiums zu Berlin verwahrten Handschriften aus der Büchersammlung der Gesellschaft enthalten sub 26 b und 27 „Bemerke“ Zeune’s über fordern und fodern, sub 30 über Substantivsuffixe und Genusgebrauch, alles von 1815, sub 29 einen scharfen Ausfall wider die Gegner seiner Neubildungen. Die letzteren waren bei Z. fast ausschließlich von puristischem Uebereifer, der die ganze Gesellschaft angesteckt hatte und auch bei Z. besonders wilde Orgien feierte, dictirt. Heinrich Heine charakterisirt in einem seiner Hohngedichte auf Zeune’s Gefährten, den bekannten H. F. Maßmann (s. A. D. B. XX, 570) letzteren: „nur Altdeutsch verstand er, der Patriot, nur Jakob Grimmisch und Zeunisch“. und der Dichter Graf Platen verspottete die „Zigeunerzeunedeutschberlinerei“ im Zusammenhange seiner satirischen Fehde gegen die zeitgenössischen Auswüchse der Litteratur – welch launig Spiel des Zufalls, daß ein Graf Platen Zeune’s Schwiegersohn wurde!

Mit dieser übertriebenen Ausmerzung und vorschnellen Ersetzung der Fremdwörter ging Zeune’s nationales Streben in anderer Hinsicht, dies, wie wir sahen, die Wurzel seines germanistischen Auftretens, Hand in Hand. Der angeführten Schrift „Thuiskon“ folgten die entschiedenen, etwas deutschthümelnden und stark antifranzösischen Heftchen „Der Reinstrom, Deutschlands Weinstrom, nicht Deutschlands Rainstrom“ (1814) und „Der fremde Götzendienst. Eine Vorlesung als Einleitung zu dem Vortrage über das Nibelungenlied zu Berlin im Christmond 1813“. Letzteres bezeichnet S. 39 als den Herausgeber der ersteren, ebendanach vor E. M. Arndt’s berühmter ähnlich betitelter Flugschrift erschienenen „ein Freund von mir und vom Rheinweine“ und trägt die Titelnotiz „Freiheit und alter Sang, Himmelsglut, Heldenklang. Gedruckt am Rein, im zweiten Jahre der deutschen Freiheit“, anonym, die Vorrede Berlin, „Z.“ unterzeichnet und auf seine Erneuerung der Nibelungen verweisend. In den „Aufzeichnungen des schwedischen Dichters P. D. A. Atterbom nebst Reiseerinnerungen aus den Jahren 1817–19“ hören wir (übs. von Maurer 1867, S. 67), von Z. als einem Mitgliede der – hier so benannten – „Deutschen Gesellschaft“, die durch F. L. Jahn’s Wortführerstellung in demagogisch-demokratischem Geruche stehe, [127] alle Fremdwörter verbanne und altdeutsche Tracht verlange: „ein ehrenwerther ungekünstelter Mann“. Damit decken sich die Mittheilungen von Zeune’s Freunde Friedr. Wilh. Gubitz „Erlebnissen“: „Wenn ich meinem Gedächtniß ein Musterbild von liebenswürdiger Kindlichkeit im Mannesalter heranrufen will, stellt sich mir ein in solcher Gesinnungsweise Unübertrefflicher“, gewiß ein pietätvoller Uebergang zu Zeune’s Charakteristik daselbst. In letzterer gedenkt Gubitz außer der segensvollen Arbeit zu Gunsten der Blindenanstalt der Neckereien wider Zeune’s Marotten in puristischer Hinsicht – London und Paris hießen bei Z. „Schiffstadt“ und „Schlammstadt“ auf Grund ihrer Baugeschichte – was ihm „seine gemüthliche Laune“ selten verdarb, desgleichen eines 1840, als die alten Gegensätze erwachten, anonym von Z. verfaßten Schriftchens „Ein Wort Friedrich des Großen über die Naturgrenze zwischen Deutschland und Frankreich“, das energisch Gebirge, nicht Ströme als physikalische Grenzen darlegt und beider Länder Gebietscheide hurtig daraufhin vorrückt (wozu eine fidele Besprechung aus Gubitz’ „Gesellschafter“ ausgehoben wird). Nach der Seite der radicalen Richtungen hatte Z. niemals geneigt, weder zur burschenschaftlichen noch gar zur jungdeutschen, ja ersterer hat er im April 1819 im „Deutschen Beobachter“, Nr. 726 unter dem herben Anwurfe „die neuen Assassinen“ eine beinahe denunciatorische Absage ertheilt, die ihn in eine Fehde mit zwei ihm befreundeten Berliner Gymnasialprofessoren verwickelte: „Ueber die neuen Assassinen. Zwei Schreiben von Otto Schulz und Karl Giesebrecht an August Zeune nebst dessen Antwort“ (1819). Liegt es auf demselben Brete, daß er vor 1826 Sammlungen zu Gunsten der aufständigen Griechen für gesetzwidrig erachte? An freieren Productionen Zeune’s sind zunächst eine lange Reihe von Journalaufsätzen zu erwähnen, außer in den bereits genannten periodischen Werken in der Allgemeinen Zeitung, der Berlinischen Zeitschrift für Wissenschaft und Litteratur (hg. von F. W. Gedicke), den „Berlinischen Blättern für deutsche Frauen“ (hg. von Fouqué) u. a. Als Dichter hat sich Z. 1814 bethätigt in dem gänzlich patriotischen Jahrgange von Fouqué’s und Neumann’s „Musen“, dann den Taschenbüchern „Hertha“ und „Thusnelda“, endlich selbständig in Druck ausgehen lassen: „Kleeblatt dreier gefallener Krieger“ (1813), die drei Dichter Th. Körner, A. v. Blomberg und Kühnau meinend, sowie das Oratorium „Huß“ (1840), in Musik gesetzt von J. K. G. Löwe, wo Z. sich wie öfters („Belisar“ 7 S. 95–97) als schroffer Protestant äußert. Eine bezeichnende Probe daraus und das Zeune’s ästhetisch-litterarischen Geschmack widerspiegelnde Gedicht „Die Ursänger“ druckt Gubitz a. a. O. ab, und demselben genauen Kenner Zeune’s, der dabei über ihn „jedenfalls nur Liebes und Gutes zu erzählen“ hat, entlehnen wir das elegisch gefärbte Schlußporträt, von dem der subjective Firniß abzustreifen wäre: „Zumut ist mir so, wenn ich des Freundes Z. mich erinnere, und es schwächt solches Empfinden nicht, daß ich anzufügen habe: bei seinem vielseitigen Wissen und in seinem ganzen Behaben war er wie nicht getrennt vom kindlichen Begriff. Umsicht und Gelehrsamkeit, die sich in seinen Schriften nach verschiedener Richtung erweisen, waren nebenher verbunden mit Beschränktheit in mancherlei, so daß sich in und an ihm ein Wesen fand, sehr geeignet für Umgänglichkeit, aber im Mannesalter noch dermaßen kindlich, daß zuweilen Jeder des zweideutigen Lachens sich nicht enthalten konnte, Jeder aber zugleich stets Rührung und Wohlwollen empfand. Wenn wir jedoch – zufolge unserer Glaubensurkunden – wie Kinder werden müssen, um ins Himmelreich zu kommen, dann läßt sich in Bezug auf Z. versichern: er war schon im Himmelreich bei seinem Erdenleben, und in diesem mag die Schilderung des von der Schulbank her mir treuen Freundes sein Andenken bewahren helfen.“ Z. verdeutschte auch Manzoni’s vielübersetzten „5. Mai“.

Z. hat in Berlin seinen dauernden Wohnsitz behalten, es wohl überhaupt [128] nur selten verlassen: Herbst 1824 besuchte er den Freiherrn J. v. Laßberg auf dessen Meersburg am Bodensee, 1842 war er in Mainz beim Naturforschertag und ging danach nach Straßburg, wo er mit Hoffmann von Fallersleben, K. Th. Welcker u. a. Deutschen einem politisch-liberalen Congresse anwohnte. Hatte er eine Schwenkung nach links vollzogen (vgl. „Belisar“ 7 S. 97 f.), die etwa seine Broschüre „Die Ursachen und Heilung der Arbeiternoth. Dem Berliner Ortsvereine gewidmet“ (1845) documentirt? Am 14. November 1853 ist er, der wegen zarter Constitution schon lange den Spitznamen Schatte trug, bejahrt zu Berlin gestorben, fast vergessen und wol drum nur nicht verachtet von einer undankbaren Mitwelt. Die Nachgeborenen haben an ihm viel gut zu machen: als Blindenvater hat er aufopfernd humanitär gewirkt, als Geograph viel zu Werthschätzung und Fortschritt des Fachs geholfen, als Germanist – ein Name, den ihm die meisten von der Zunft abstreiten – im Engern und Weitern reichen Samen gestreut. Auffällig, daß die Sprachreiniger, insbesondere „der deutsche Sprachverein“ der Gegenwart, ihm nicht sein Recht verschafften!

Gelehrtes Berlin im J. 1825, S. 309. – Gelehrtes Berlin im J. 1845, S. 373 f. – Goedeke, Grundriß z. Gesch. d. d. D.1, III, 1403 Nr. 531. – Brockhaus’ Conversationslexikon 14, XVI, 959 f. (vgl. ebd. s. v. Blindenanstalten). – Meyer’s Conversationslexikon 5, XVII, 1009. – F. W. Gubitz, Erlebnisse, III, 54. – Atterbom-Maurer (s. o.) S. 67 f. – Poggendorff’s Biographisch-litterar. Handwörterb. II, 1407. – Heinr. Kurz, Gesch. d. dtsch. Literat. III 6, 642a u. 720b. – K. Weinhold’s Rede beim Antritt des Rectorats der Berliner Univers. am 15. Oct. 1893: Preuß. Jhrbch. 74, S. 403 (im Referat der Vossisch. Ztg. vom 16. Oct. 1893, Abendausg.: „nach ihm [v. d. H.] übernahm Z. den germanistischen Unterricht“). – Das Nibelungenlied, hg. von Fr. Zarncke, große Ausg. 4 (1871), XXXIII f., LIX, LXIX. – W. Scherer, Vorträge und Aufsätze, S. 345. – Briefwechsel zwischen Laßberg u. Uhland, hg. von Pfeiffer, S. 49; Stzbercht. d. prßsch. Akad. d. Wssnsch. XXXIII (1894), 676. – F. A. Brandstäter, Die Gallicismen i. d. dtsch. Schriftsprache (1874), S. 33 (übertriebene Neologismen). – K. Schmidt’s Gesch. der Pädagogik 3 IV (1876), S. 118. – Einzelheiten: Ludwig Geiger, Berlin 1688–1840, II, (1895), S. 107, 298 (Druckfehler 1833 u. 1811), 316, 337, 340, 439, 545, 572, und John Koch, „Die ehemalige Berlinische Gesellschaft für deutsche Sprache [vgl. auch Gust. Karpeles, Die alte Berliner deutsche Sprachgesellschaft, Vossische Ztg. 1894, Nr. 314, 1. Beil.] und ihre Büchersammlung“: Wissenschaftl. Beilage zum Jahresbericht des Dorotheenstädt. Realgymnasiums zu Berlin. Ostern 1894, S. 4, 5, A. 1, 7, 9, 10, 11, 13, 14, 17, 19, 20, 30. – Aug. Mühlhausen, Der Maßmann Heinr. Heine’s und der historische: Allgem. conservat. Monatsschrift, 51. Jhrg. (1894), S. 856. – R. M. Meyer referirt in den „Jhrsbercht. f. neuere deutsche Litteraturg.“ IV, 5, 423, mit Unrecht gegen Z., flüchtig über J. Freudenberg, „A. Z.“, Tägl. Rundschau, Unterhaltungsbeil., 1893, Nr. 174, einen Zeitungsartikel, der der Umsicht und Einsicht gleichmäßig entbehrt. – W. von Biedermann, Goethe’s Gespräche X (1896), S. VII f., bemerkt, er habe mit andern sicherlich unwahren Erzählungen die „über Zeune’s Tadel eines von Goethe gar nicht begangenen Irrthums bei Steig, Goethe u. die Brüder Grimm, S. 210“ ausgeschlossen. Zu vorstehender Biographie hübsche persönliche Mittheilungen des nun 84jährigen Schülers Zeune’s Wilh. Sehring in Karlsruhe; das Urtheil über den Geographen stützt sich zum Theil auf mündliche Aeußerungen Professor Sigm. Günther’s. Wichtige autobiographische Angaben sind Zeune’s Büchlein „Belisar“ in dessen jüngeren Auflagen, z. B. 7. Aufl. besonders S. 55 f. u. 76–98, zu entnehmen, und etliche Einzelheiten, sogar bei Geiger und J. Koch, corrigiren sich danach.