ADB:Stille, Christoph Ludwig von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Stille, Christoph Ludwig von“ von Heinrich Pröhle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 36 (1893), S. 240–245, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Stille,_Christoph_Ludwig_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 17:34 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Stilke, Hermann
Band 36 (1893), S. 240–245 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Christoph Ludwig von Stille in der Wikipedia
Christoph Ludwig von Stille in Wikidata
GND-Nummer 133219798
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|36|240|245|Stille, Christoph Ludwig von|Heinrich Pröhle|ADB:Stille, Christoph Ludwig von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=133219798}}    

Stille: Christoph Ludwig v. St., nach Gleim’s Briefe vom 20. April 1748 der beste und „größte Mignon“ Friedrich’s II. Der Name lautet auch Still und keineswegs bloß in den casibus obliquis auch Stillen. Die in Folio gedruckte „Standrede“ auf Christoph Ludwig’s Vater, Ulrich Christoph (s. u.), der 1728 in Magdeburg starb, besteht zur Hälfte aus Spielereien mit den Wörtern still und stillen. Friedrich nennt den Sohn Still, Pauli und Denina ebenfalls. Lange singt:

Horatz soll mir sein Spiel einst leihen,
Das will ich Dir, mein Stille, weihen,

aber auch wenigstens „Und Still ist Mäcen“. Christoph Ludwig wurde am 13. September 1696 zu Berlin geboren. Sein Vater war um jene Zeit unter [241] anderem in Italien beschäftigt, und diesem Umstande dankte der Sohn es vielleicht, daß er später außer der lateinischen, französischen und englischen Sprache auch der italienischen mächtig wurde. Einige Jahre vor König Friedrich’s I. Tode machte derselbe den Vater zum Commandanten von Magdeburg. Dort in der alten Bischofstadt konnte sich die Familie wol erst recht eng verbinden. Noch war es Zeit, um den Söhnen daselbst in dem hochbedeutsamen Mittelpunkte der beiden Universitäten des Elb- und Wesergebietes eine treffliche Erziehung zu theil werden zu lassen. Pauli sagt mit Bezug auf die Hauslehrer Christoph Ludwig’s, da sonst die Verschiedenheit derer, die „unsern Verstand bessern und unsern Willen verschönern sollen“, ein Hinderniß für uns zu sein pflege, so sei „solches doch nicht von solcher Wirkung bei ihm“ gewesen. Alle seien insgesammt Wege nach demselben Orte gegangen. Er aber habe dies erkannt und ihre Meinungen verbunden. Er habe den längeren, gebahnten Umweg „mit Hurtigkeit“ abgelaufen, sei jedoch auch „mit einer besonderen Dreistigkeit“ demjenigen gefolgt, der ihm „durch Gebüsche“ die Bahn brach und einen kürzeren Weg führte, welchen man aber „mit mehr Behutsamkeit wandeln mußte“. So wurde er denn bald fähig, die hohe Schule in dem nahen Helmstedt zu beziehen. Die Lehrer dieses Musensitzes beeiferten sich, „mit Lust ihm alle Schätze zu öffnen“. 1715 wurde der Student „Junker“ beim Regiment seines Herrn Vaters. Er war bei der damaligen Belagerung von Stralsund und kehrte als Fähnrich aus dem Feldzuge zurück. Am 19. October 1718 wurde er Lieutenant bei des Herrn Vaters Regimente. Als die Umstände es erlaubten, ging es nochmals auf die hohe Schule, diesmal nach Halle. Die dortige fromme Richtung blieb nicht ohne Einfluß auf ihn. Er glaubte indessen, daß der Ringkragen keine Brust besser ziere als die des Weisen. Doch versäumte er nichts bei seinem Regimente. Sogar zu Werbungen ließ er sich gebrauchen. Ganz wie später Ewald v. Kleist, trat er mit Vorliebe besonders in der Schweiz als preußischer Werbeofficier auf. In der That war das 18. Jahrhundert so voller innerer Widersprüche, daß wir uns diese von Geburt und Gesinnung edlen Fremden trotz ihres heikeln Geschäftes, recht gut als Freunde unter einem Hirtenvolke denken können, wie uns noch Bonstetten in seiner kleinen Schrift die Schweiz beschrieben hat. Die Laufbahn unseres patriotischen Officiers war eine sehr schnelle. 1732 wurde er als Major „bei das Marggraf-Friedrich’sche Regiment schwerer Reuter“ versetzt. Nur seiner Studien wegen wohnte er der Belagerung von Danzig in den Streitigkeiten der Polen mit den Russen bei. König Friedrich II. war entzückt über einen Edelmann seines Landes, der eine für die damaligen Verhältnisse so ungewöhnliche Bildung besaß. Am 23. Juni 1740 erhob er ihn zum Generaladjutanten und Oberst, ohne daß er Oberstlieutenant gewesen war, und machte ihn zum Hofmeister seines Bruders, des Prinzen Heinrich. Auch geschah es ohne Zweifel auf Veranstaltung des Königs, daß die Akademie St. zu ihrem Pfleger wählte. War er doch „in allen den verschiedenen Wissenschaften“ bewandert, welche diese gelehrte Gesellschaft beschäftigen sollten. 1742 war St. mit dem Könige in Mähren. Seit dem 22. November 1743 war er Inhaber eines Regimentes schwerer Reiter als Generalmajor. Dann folgte bis 1745 der eigentliche Höhepunkt seines Daseins. Wie St. Großes leistete und sich gewissermaßen selbst übertraf in seinem Auftreten gegen Nadasdy und bei Hohenfriedberg, wo er an der Hand verwundet wurde, tritt auch in den neuesten abschließenden Darstellungen, wie in der von Koser, hervor, ebenso freilich, daß immer noch ein Abstand bleibt zwischen St. und den eigentlichen Feldherren der drei schlesischen Kriege, selbst zu Winterfeld, dessen Verhältniß zu König Friedrich mit der früheren Stellung von St. eine Zeit lang noch die meiste Aehnlichkeit hatte. [242] In der Schlacht bei Kesselsdorf that sich Stille’s Regiment unter dem alten Dessauer hervor. Zur Belohnung machte der König St. zum Amtshauptmann in Cartzig und Himmelstedt. 1750 erhielt er das Gut Schwabach, welches in den Oderbrüchen angelegt war. Der König richtete sogar an St. die „epitre sur l’emploi du courage et sur le vrai point d’honneur“. Eine sorgfältige Uebersetzung dieses Gedichtes in guter deutscher Prosa, die Pauli abdrucken läßt, macht es anschaulich, daß Friedrich nicht bloß (offenbar auf Stille’s Antrieb) eine Anregung zur Belebung der später so sehr vertieften, classischen Studien in Preußen gab, sondern daß auch seine französischen Verse damals zuweilen denselben Römergeist athmen, wie die von ihm hervorgerufenen Uebersetzungen aus dem Lateinischen. Kurz nach den beiden ersten schlesischen Kriegen wurde Aschersleben, wo späterhin Karl August sein Nachfolger war, Stille’s Wohnort. Indessen kehrte er namentlich zu Anfang eines jeden Jahres auf längere Zeit an den Hof zurück. So hat ihm Adolf Menzel aus dieser Zeit auf einem berühmten Gemälde den Platz zwischen Friedrich und Voltaire angewiesen, wie denn auch sein Name auf der Bildsäule Friedrich’s des Großen Unter den Linden am Sockel nach der Universität zu, sich findet. Um St. für den Mangel des Rauchens in Friedrich’s Nähe zu entschädigen, ließ ihn dieser auf seinem Zimmer mit Pfeifen und trefflichem Canaster versorgen. Vielleicht wegen zu starken Rauchens litt er während seiner letzten drei Lebensjahre an einem schlimmen Husten. Denina sagt, daß er während der letzten beiden Lebensjahre am Asthma gelitten habe. Als Friedrich bei der Revue im J. 1752 bemerkte, daß die von St. befehligten Reiter nicht gut manövrirten, rief er ihm zu: „Ce n’est pas tout que d’étudier, il faut avoir soin de son régiment“! Wegen dieser Worte verschied der schon kranke General einige Monate später an gebrochenem Herzen, jedoch mit dem Ausdrucke der größten Zufriedenheit, welche den „Vorschmack einer zuversichtlich geglaubten Herrlichkeit nach diesem Leben anzeigte“, als ihm schon die Sprache versagte und die Familienglieder nebst dem Gesinde laut schrieen. Er starb, 56 Jahre alt, am 19. October in Aschersleben, wo er in der schönen Marktkirche begraben liegt. Seine Gemahlin, die Tochter des Präsidenten v. Huß in Magdeburg, überlebte ihn mit der Hälfte der zwölf Kinder, welche sie ihm geboren hatte. In der „éloge du Général de Still“, die Friedrich nun verfaßte und in der Akademie der Wissenschaften vorlesen ließ, heißt es unter anderen: „Il étoit de ce petit nombre de gens, qui ne devroient jamais mourir“. Die éloge dürfte als eine um so mehr berechtigte Sühne anzusehen sein, da der König über Stille’s strategische Schriftstellerei gewiß näher unterrichtet war als wir. Droysen forschte derselben nach, und selbst in dem Büchlein über St. von Richard Fisch ist, wie dieser dem Unterzeichneten mittheilt, noch nicht erwähnt Stille’s 1762 erschienene Schrift „Les campagnes du roi, avec des causes des réflexions sur les causes des évènements“ (deux parties, un vol.). Die Vorarbeiten, die St. während seiner letzten Lebenszeit zu einem Werke über die Cavallerie gemacht hatte, wurden von allen Seiten gerühmt. Pauli vergleicht ihn wegen seiner gleichen Tüchtigkeit als Fußsoldat und Reiter mit Tarquinius Priscus. Indessen paßt auch für seine spätere Lebenszeit Pauli’s Wort, daß er lieber einen Gelehrten habe reden als einen Hengst wiehern hören. Friedrich selbst aber war es, der in der éloge daran erinnerte: „Son penchant le portait aux belles lettres“. Wirklich waren die schönen Wissenschaften seine eigentliche Mission bei dem Könige gewesen. Niemand konnte es anfänglich so leicht werden, seine Ansichten über deutsche Litteratur dem Könige mitzutheilen, als diesem „Generaladjutanten“, der die flûte traversière so ausnehmend schön blies, daß es bei seinen Concerten schien, als wenn die Musen sich im Tempel des Mars versammelt hätten. Wenn nun aber trotzdem Friedrich’s Mißverhältniß zu den vaterländischen Bestrebungen [243] auch durch diesen Berufenen nicht beseitigt wurde, so lag der Grund zunächst darin, daß bei gleich vielseitiger Begabung Friedrich’s Talent doch immer das überlegene war, weshalb denn auch Friedrich oft als genial und St. nicht selten als pedantisch erschien. Selbst auf die bei Beiden vielleicht nur dilettantischen Anlagen für Poesie hatte dies einen gewissen Einfluß. Daß St. in den schönen Wissenschaften mit größerer Regelmäßigkeit ausgebildet war, konnte ihm kein Uebergewicht über Friedrich geben, welcher mit der größeren Entschiedenheit den Franzosen anhing, denen die damaligen sogenannten deutschen Anakreontiker Ramler, Gleim, Lange selbst die größten Anregungen verdankten. Nun war es allerdings St. (denn von dem lockeren und ausdrücklich wieder beseitigten Herrn v. Bielefeld kann gar keine Rede sein), der am entschiedensten zu der Ueberzeugung gelangte, daß die Betheiligung an der vaterländischen Litteratur in der richtigen Form, trotz der Ueberlegenheit der französischen Litteratur, eine Sache des Gewissens für den preußischen Hof sei. Aber eben aus einer solchen gewissermaßen religiösen Auffassung der Sache mußten sich neue Schwierigkeiten im Verkehr mit Friedrich ergeben, denn die ersten schwachen Mitglieder der hallischen Dichterschule, Pyra und Lange, waren fromm, St. selbst aber hatte zwar 1740 Friedrich auf seiner Heimreise nach Straßburg begleitet, haßte aber Voltaire, lobte auch bei Hofe „einen dreieinigen Gott und nahm gläubig einen göttlichen Erlöser an“. Stille’s eigene deutsche Poesien konnten aber seine Bemühungen zu Gunsten der vaterländischen Litteratur bei dem Könige auch nicht unterstützen. Zwar ist sein „Lerchenkrieg“ noch immer nicht wieder aufgefunden worden. Aber seine Idee, die Singlerchen als Korndiebe auszurotten, erregte schon damals Widerwillen. Gleim rieth ihm in einem Gegengedichte, aus welchem er in seinem Briefe an Kleist vom 31. Januar 1748 einige Verse anführt, die Sperlinge und die Ratten zu verfolgen, auch dies aber lieber den Katzen zu überlassen. Nach seinem Briefe vom 20. April 1748 hatte Gleim den guten Gedanken, Ewald v. Kleist durch St. dem Könige dringend empfehlen zu lassen. Einen Augenblick konnte es scheinen, als trüge St. doch Bedenken, sich so möglicherweise einen Nebenbuhler in der Gunst des Königs zu bereiten, allein bald mußte Kleist diesen Verdacht in Bezug auf den edlen St. selbst weit wegweisen. Wenn nun aber trotzdem kein Verhältniß zwischen dem Könige und dem Sänger des Frühlings hergestellt werden konnte, so war die Hauptursache jedenfalls, daß St. ebensowenig als der König einen Dichter ganz zu würdigen vermochte, welcher die Grenze, bis zu welcher hin die deutsche Litteratur ihnen ganz unbedingt verständlich war, schon überschritten hatte, obgleich besonders das Verständniß des Königs die französische Litteratur in einem viel weiteren Umfange umfaßte. Anders konnte sich das Verhältniß, zunächst von St., zu Lange gestalten. Er regte Lange an, den „Geselligen“ herauszugeben, wurde Mitarbeiter desselben und zuletzt von Lange in der Fortsetzung „der Mensch“ unter den Namen Telamon und Coelestin als Vorbild der feinen gesellschaftlichen Bildung und der Tugend verherrlicht. Was bei Kleist mißglückt war, gelang bei Lange: Friedrich trat durch St. zu ihm in Beziehung, jedoch nur in einer beschränkten Weise, die von der Consequenz und dem Nachdenken des Königs zeugt. Nicht der Originaldichter Lange nämlich war es, den der Monarch begünstigte. Es wurde vielmehr ein Plan entworfen, wonach Lange als Uebersetzer den Horaz, St. den Maecen und Friedrich den Augustus vorstellen sollte. Der König sollte also nach diesem doch jedenfalls von ihm nicht zurückgewiesenen Plane beim Worte genommen werden, um indirect durch Beförderung der am wichtigsten erscheinenden Uebersetzung aus dem Lateinischen auf die deutsche Litteratur einzuwirken. Am 15. Mai 1748 schrieb St. an Lange: „Der große Friedrich hat mir vor ein paar Posttagen eine neue Edition des Horaz im Französischen überschickt, welchen Sie (Friedrich) selber [244] besorgt haben, wie der Titel édition royale besaget. Man hat in dieser Edition die Uebersetzungen des Dacier, Sannadon und Tartaron zu Hülfe genommen und das Beste ausgesuchet, auch die Oden, welche jene nicht haben übersetzen wollen, hinzugethan, daß es ein vollkommenes Werk ausmacht“. Dieses Exemplar der édition royale mit handschriftlichen Bemerkungen befindet sich jetzt im Besitze von Fisch, von dem eine Mittheilung darüber zu erwarten ist. Zweierlei scheint ihm gewiß: zunächst daß St. den Lange’schen Horaz durchsah und dann, daß ein oder der andere Fehler, den Lessing Lange vorwirft, aus dem Französischen der édition royale in die deutsche Uebersetzung hineingekommen ist. Nicht ohne Grund war Lessing von dem Professor Nicolai in Frankfurt a. O. davor gewarnt worden, diese Uebersetzung mit dem preußischen Adler auf dem Titelblatte anzugreifen. Lessing konnte die Warnung nicht ganz verstehen. In der Voss. Ztg. vom 4. Dec. 1749 tadelte er auch eine Uebersetzung aus dem Französischen ins Deutsche, ohne zu wissen, daß sie von St. herrührte. Jedenfalls hat das Vademecum, vielleicht auch die St. betreffende Recension, ohne daß dieser selbst ihn angeklagt zu haben braucht, Lessing bei dem Könige geschadet. Von Stille’s Verdiensten um die deutsche Litteratur bleibt kaum etwas übrig, als daß durch St. (abgesehen von Bielefeld) bis zu dessen Tode der König in Bezug auf die damalige litterarische Richtung, die anakreontische oder hallische Dichterschule, immer äußerlich auf dem Laufenden erhalten wurde. In der dann bald folgenden Sturm- und Drangperiode fiel auch das fort. Bis nach dem Erscheinen seiner Schrift De la littérature allemande fehlten ihm mitunter die einfachsten Nachrichten. So wußte er, daß Goethe, aber nicht daß Wieland sich bei Karl August in Weimar aufhalte. Indessen sagte Nicolai die Unwahrheit, als er behauptete, er würde gern vor dem Könige von Preußen Zeugniß ablegen für die deutsche Litteratur, müsse aber fürchten, deshalb nach Spandau geschickt zu werden. Wahr ist es dagegen jedenfalls, daß der König (wie die Kriegslieder der Anakreontiker) Nicolai’s Roman Sebaldus Nothanker gelesen hatte. Allein diese gut geschriebene Schilderung der ersten friedericianischen Zeit ist verbunden mit der Geschichte der Familie Säugling (Jacobi), welche dem Könige nur als eine Denunciation der beginnenden Sturm- und Drangperiode vorgelegt werden konnte. Nicht Nicolai hat daran gedacht, den König wieder etwas mehr für die deutsche Litteratur zu gewinnen, aber doch ist der Versuch nach Stille’s Tode noch einmal gemacht worden und zwar abermals von einem Officier des Königs: von Knebel. Diese kleine Episode, ob auch hinlänglich aufgeklärt, ist jedenfalls durch die Folgerungen zu sehr ausgebeutet worden, wenn man ohne Einschränkung daraus schließt, daß Friedrich doch eigentlich auch einen Johann Heinrich Voß und einen Goethe zu würdigen vollkommen fähig gewesen sein würde. Was in Bezug auf Friedrich’s Verhältniß zur deutschen Litteratur zu seiner Rechtfertigung oder doch Entschuldigung gesagt werden kann, ist zuerst öffentlich ausgesprochen von Goethe, jedoch nur nach den Auseinandersetzungen, die Gleim darüber mit guter Ueberlegung zunächst in einem Briefe an Wieland nach Weimar hatte gelangen lassen.

Pauli, Leben großer Helden der preußischen Kriege (1764). Danach: Biograph. Lex. aller Helden und Militärpersonen, welche sich in preuß. Diensten berühmt gemacht haben (1790 und 1791) und Denina, La Prusse littéraire sous Fréd. II. (1790), wo sich aber zuerst das Nähere über Stille’s Tod findet. – S. G. Lange, Briefwechsel. – H. Pröhle, Fr. d. Gr. und die deutsche Litter. Vgl. Suphan in Zacher’s Zeitschrift V, S. 238–247, und H. Pröhle, Klotz und Nicolai in der Nationalztg. vom 17. Nov. 1887. – Fisch, General Stille und Fr. d. Gr. contra Lessing. Fisch über Bielefeld in Nr. 51 und 52 der Voss. Ztg. von 1891. – Der obenerwähnte Brief [245] Gleim’s an Wieland über Friedrich’s Verhältniß zur d. Litter. schon vom 30. Juli 1770 bei H. Pröhle, Lessing, Wieland, Heinse S. 229, 230.