ADB:Winterfeldt, Hans Karl von
Könige Friedrich Wilhelm I. auf, welcher ihn als Lieutenant in das Große Potsdamsche Grenadierregiment (Nr. 6) versetzte. Seine Garnison war zuerst Brandenburg a. d. Havel, dann kam er nach Potsdam, ward zum Adjutanten ernannt und wurde ein Liebling des Königs, der ihn 1732 mit einigen ausgewählten Unterofficieren, welche die Regentin, Großfürstin Anna, zur Unterstützung bei den von ihr geplanten Errichtungen von Reginientern und eines Cadettencorps vom Könige erbeten hatte, nach Petersburg schickte. Hier machte er im Hause des Feldmarschalls Grafen Münnich, wiederum eines Verwandten, die Bekanntschaft einer Tochter der Gemahlin desselben aus einer ersten Ehe und Hofdame der Großfürstin Elisabeth, des Fräuleins Julie v. Maltzahn, welche er bald nachher heimführte. Als er nach Potsdam zurückgekehrt war, trat er auch in nähere Beziehungen zum Kronprinzen, dem nachmaligen Könige Friedrich II., welcher ihm ebenfalls seine Gunst schenkte und als dessen Begleiter der König ihn 1734 an den Rhein schickte, wo der Kronprinz unter dem Prinzen Eugen von Savoyen das Kriegshandwerk erlernen sollte. Wenn hierzu auch wenig Gelegenheit war, da der polnische Thronfolgekrieg ziemlich thatenlos verlief, so war der Aufenthalt doch für W. nicht ohne Nutzen, weil er ihm Einblick in andere und größere militärische Verhältnisse bot als das Leben daheim gewährte. Ein sprechender Beweis für seine Lebensklugheit und seine Weltgewandtheit ist, daß er bei Vater und Sohn, die doch so grundverschieden waren, in gleicher Gunst und Gnade stand. Trotzdem war er noch Lieutenant als letzterer am 31. Mai 1740 den Thron bestieg, dann aber ward er rasch befördert. Zunächst am 28. Juni zum Major und königlichen Flügeladjutanten.
Winterfeldt: Hans Karl von W., königlich preußischer Generallieutenant, wurde am 4. April 1707 auf dem väterlichen Gute Vanselow in Vorpommern geboren. Sein Jugendunterricht, welchen er zuerst durch Hauslehrer empfing, war mangelhaft; der spätere Besuch der Stadtschule in Güstrow änderte darin wenig. Zeitlebens hat er schmerzlich empfunden, daß das Französische ihm fremd war. Seine Neigungen trieben ihn zum Soldatenstande und als sein Vater 1720 gestorben war vertraute ihn die Mutter, eine geborene v. Maltzahn, der Leitung eines entfernten Verwandten, eines Generalmajors v. W., an, in dessen zu Königesberg i. Pr. stehendes Cürassierregiment (Nr. 12) er als gemeiner Reiter eintrat. Hier wurde er alsbald Standartenjunker und 1722 Cornet. Aber er blieb nicht lange dort. Kurze Zeit darauf fiel er durch Leibeslänge und stattliche Erscheinung bei einer Musterung demAls der 1. Schlesische Krieg unmittelbar bevorstand, entsandte der König W. nach Petersburg, um zu verhindern, daß Rußland sich auf Oesterreichs Seite stelle. Letzterer erreichte nicht nur dieses Ziel, sondern brachte sogar am 27. December 1740 ein Bündniß zu Stande, welches freilich keine thatsächlichen Folgen gehabt hat. Aber daran trug nicht W. die Schuld. Denn dieser war alsbald nach Preußen zurückgekehrt, hatte an der Spitze eines Grenadierbataillons, an welche er inzwischen gestellt war, in der Nacht vom 8./9. März 1741 Glogau erstürmen geholfen, hatte sich am 10. April in der Schlacht bei [486] Molwitz, in welcher er leicht verwundet wurde, ausgezeichnet, indem er, als österreichische Cavallerie ihn im Rücken angreifen wollte, kaltblütig sein drittes Glied Kehrt machen ließ und die Reiter abwies, und hatte durch ein am 17. Mai von ihm und Zieten dem General Baronay bei Rothschloß im Kreise Nimptsch geliefertes glückliches Gefecht seinen Namen auch in weiteren Kreisen bekannt gemacht. Der König beförderte ihn zur Belohnung für sein Verhalten an diesem Tage von neuem, nach Einigen zunächst zum Oberstlieutenant und gleich nachher, am 17. Juni, zum Oberst, nach Anderen am letzteren Tage unmittelbar zum Oberst mit einem Patente vom 17. Januar 1741. An jenem 17. Mai ward aber auch der Grund zu einer bis zu Winterfeldt’s Tode währenden Feindschaft mit Zieten gelegt, obgleich dieser auf Winterfeldt’s Bericht ebenfalls zum Obersten ernannt war und ihm sämmtliche Husaren untergeordnet wurden, denn es verdroß Zieten, daß er fortan dem an Jahren und an Dienstalter jüngeren W. gehorchen sollte. – Im nächstfolgenden Jahre rückte der Letztere im Gefolge des Königs in das Feld und es begann nun eine Thätigkeit, welche Letzterer Officieren seines Vertrauens häufig anwies, indem er sie Generalen beigab, von denen er voraussetzte, daß sie aus dem einen oder dem anderen Grunde ohne den Beistand eines solchen „Einbläsers“ nicht allemal in seinem Sinne handeln würden. So ging W. im April mit dem Generalmajor v. Derschau aus dem Lager von Chrudim in Böhmen nach der Grafschaft Glatz, dann hatte er das Nahen der zur Schlacht von Czaslau heranrückenden Oesterreicher zu erkunden, holte zu dieser die eigene Hauptarmee heran und begleitete darauf den Generalmajor v. Bronikowsky auf einem Zuge gegen Deutsch-Brod.
Nachdem der Friede geschlossen war, blieb W. als Generaladjutant in der Umgebung des Königs. Als der 2. Schlesische Krieg bevorstand, kaufte er zuerst in Mecklenburg Pferde, bereitete dann, in Dresden mit den kurfürstlichen Ministern kurz und entschlossen verhandelnd, den Marsch des Heeres durch Sachsen vor und folgte darauf dem Könige nach Prag. Den im November nöthig gewordenen Rückzug aus Böhmen nach Schlesien bewerkstelligte W. für seine Person geschickt und glücklich mit einigen Bataillonen und einem Husarenregimente, mit denen er zur Deckung der Magazine von Leitmeritz entsandt gewesen war. Auf dem Rückmarsche hatte er eine zweite Wunde erhalten. Den Winter hindurch beließ ihn der König, der nach Berlin gegangen war, beim General du Moulin in Schlesien. Bei Beginn des Feldzuges von 1745 dem General v. Hautcharmoy in Oberschlesien beigegeben, bestand er am 12. April bei Slawentzitz ein glückliches Gefecht gegen den General Spleny, am 20. ein weiteres bei Wirbitz, ward dann mit einer Heeresabtheilung in die Gegend von Hirschberg entsandt um diese gegen feindliche Einfälle zu decken, jagte dort am 1. Mai dem Oberst Patatic die schon weggeführten Vorräthe wieder ab und focht am 22. mit Erfolg bei Landeshut gegen Nadasdy, dem er hier den Paß nach Schlesien verlegte. Auf seinen Bericht ernannte ihn der König am 24. zum Generalmajor mit Patent vom 1. December 1743. W. hatte sich ebenso umsichtig wie tapfer erwiesen. Bei Hohenfriedeberg eröffnete er am 4. Juni den Kampf, indem er gemeinsam mit du Moulin die Sachsen schlug bevor die Oesterreicher heran waren, dann verfolgten Beide bis nach Böhmen hinein, wobei W. der Nachhut unter dem General Nadasdy eine weitere Schlappe beibrachte. Des Königs Dank und Anerkennung drückte die Verleihung der Amtshauptmannschaft von Tapiau aus, welche jährlich 500 Thaler eintrug. Den Erwartungen desselben entsprach er von neuem als er, im Juli mit einer Abtheilung nach Mähren entsendet, Nadasdy über des Königs in Böhmen vorgenommene Bewegungen täuschte, und als er im August den Marsch der Fuhrwerke [487] deckte, welche dem Heere von Braunau nach Nachod Vorräthe zuführen sollten. Im September entsetzte er, wiederum in Gemeinschaft mit du Moulin, den im böhmischen Städtchen Neustadt eingeschlossenen Major v. Tauentzien. Als am 30. September die Schlacht bei Soor geschlagen wurde, war er entsandt um den Streifereien von Trenck’s Panduren zu wehren. Im October war er dem General Graf Nassau in Oberschlesien beigegeben. Als dann der König, den Feldzug für beendet haltend, nach Berlin gegangen war und das Commando dem Prinzen Leopold von Anhalt-Dessau übergeben hatte, befand sich W. an der sächsisch-böhmischen Grenze bei den Generalen du Moulin und v. Bonin. Als darauf die Oesterreicher die Feindseligkeiten von neuem eröffneten und der König zum Heere zurückgekehrt war, meldete W. ihm am 21. November die Bewegungen der gegenüberstehenden Sachsen und rieth ihm, selbst zum Angriffe vorzugehen. Es geschah und führte am 23. zu dem Treffen von Katholisch-Hennersdorf, welches, durch Zieten eröffnet und glänzend durchgeführt, trotzdem erst durch Winterfeldt’s Eingreifen zu einem glücklichen Ausgange kam. Dadurch wurde der Gegensatz zwischen diesem und W. noch verschärft und Zieten zu einem Schreiben an den König veranlaßt, welches W. verdächtigte, aber mit einem Zieten’s Werth und Verdienste durchaus anerkennenden Schreiben beantwortet wurde, in welchem der König sich gleichwol das Recht wahrte W. zu gebrauchen, wie er es für gut hielte.
Während der nun folgenden elfjährigen Friedenszeit blieb dieser als Generaladjutant in nächster Nähe des Königs, durch das Vertrauen desselben zu mancherlei militärischen und diplomatischen Aufträgen gebraucht. So hatte er die Untersuchung gegen Walrawe (s. A. D. B. XL, 2) zu leiten, während seiner Kuraufenthalte in Karlsbad sich mit den Verhältnissen in Böhmen bekannt zu machen und hier Verbindungen anzuknüpfen. Auch unterstützte er den König bei dessen kriegsgeschichtlichen Arbeiten. Aus Dresden und aus Wien schaffte er Nachrichten über die dort gehegten Absichten und Entwürfe herbei und eine Reise, welche er im Sommer 1755 zu König Georg II. von Großbritannien nach Hannover unternahm, bahnte den am 16. Januar 1756 geschlossenen Vertrag von Westminster an. Die am 21. Mai 1756 unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens erfolgende Beförderung zum Generallieutenant lohnten Winterfeldt’s Verdienste; bald darauf ward er auch zum Gouverneur von Kolberg und zum Chef des Infanterieregiments Nr. 1 ernannt. Da dieses zwei Jahre lang erledigt gewesen war übernahm der neue Chef eine Casse mit 10 000 Thalern, welche der König ihm zugedacht hatte; er vertheilte sie aber an Angehörige des Regiments.
Die Verhältnisse hatten sich inzwischen so zugespitzt, daß es sich nur noch fragen konnte, wer die Feindseligkeiten eröffnen würde. W., welcher stets der Meinung gewesen war, daß ein dritter Krieg gegen Oesterreich unvermeidlich sei, sprach dafür daß Preußen angreifen solle, er überzeugte Schwerin (A. D. B. XXXIII, 421) und Retzow (XXVIII, 277), welche mit ihm zu einer Berathung in Potsdam versammelt waren, und der König entschied in ihrem Sinne. Die Vorbereitungen zum Kriege waren Winterfeldt’s Arbeit, welcher dem Könige den Chef des Generalstabes und den Kriegsminister ersetzen mußte; zunächst aber wurde er noch einmal zur Cur nach Karlsbad entsendet, wol weniger um sich für den Feldzug zu kräftigen, als um sich Kenntniß von den augenblicklich in Böhmen und in Sachsen bestehenden Verhältnissen zu verschaffen. Die einmarschirenden Preußen fanden die Sachsen im Lager von Pirna. W. wollte sie angreifen, aber der König schickte ihn zum Kurfürsten um Unterhandlungen anzuknüpfen, die von diesem im Vertrauen auf das Nahen der Oesterreicher abgelehnt wurden. Nun ging der König den Letzteren nach Lobositz entgegen; den [488] Sachsen gegenüber beließ er den Markgrafen Karl von Brandenburg-Schwedt, dem er W. als Berather beigab. Beide geriethen bald einer taktischen Anordnung wegen in Zwist, der König gab W. Recht und dieser hatte einen neuen Widersacher. Als die Lage der Sachsen unhaltbar geworden war, hatte W. dem Feldmarschall Graf Rutowsky die Bedingungen der Uebergabe vorzulegen, welche dieser am 15. October unterzeichnete. Nachher widerrieth W. die Einverleibung sächsischer Regimenter in das preußische Heer, eine Maßregel, welche der König trotzdem, aber zu eigenem Schaden, verfügte. Während des Winters von 1756 auf 1757 hatte W. den Auftrag den Weg von Böhmen nach Schlesien über Landeshut zu decken; er benutzte diesen Aufenthalt wichtige Nachrichten über den Feind zu sammeln und dem Könige, mit dem er in stetem Briefwechsel war, zu übermitteln. Unter dem Commando von Schwerin rückte er sodann im April in Böhmen ein und führte die Vorhut der Armee desselben nach Prag. Bei den Vorbereitungen auf die am 6. Mai dort geschlagene Schlacht trifft ihn nebst Schwerin der Vorwurf die ihnen aufgetragene Erkundung des Geländes nicht mit der gebotenen Sorgfalt ausgeführt zu haben. Sie hielten abgelassene grünschimmernde Teiche für Saatflächen, in denen die anrückenden Truppen späterhin versanken, so daß der Angriff wesentlich verzögert wurde und die überraschten Oesterreicher Zeit gewannen sich zu sammeln. W. selbst wurde bei diesem Vorgehen, als er jenseits der trügerischen Felder angelangt war, durch einen Schuß am Halse verwundet und sank betäubt vom Pferde, seine Truppen flohen und als er sich erholt hatte konnte er sie, zu Fuß und blutüberströmt, nicht zum Stehen bringen. Ebensowenig vermochte es der bald darauf anlangende Schwerin, welcher sofort fiel. Erst der König führte die Entscheidung herbei, W. hatte das Schlachtfeld verlassen müssen. Seine Wunde erwies sich als ungefährlich; vielleicht war sie Veranlassung, daß der König ihn, als er nach Kolin ging, bei Keith vor Prag zurückließ. Als am 20. Juni die dortige Belagerung aufgehoben war, gab er ihn seinem Bruder, dem Prinzen August Wilhelm bei, welcher die nach der Lausitz zurückgehenden Truppen befehligte. Das Verhältniß, welches zwischen Beiden schon vorher bestanden hatte, war kein gutes. Daher mißfiel dem Prinzen die Zutheilung und er erbat sich außer W. den General Graf Schmettau (s. A. D. B. XXXI, 642), der ebenfalls zu Winterfeldt’s Gegnern gehörte. Der unglückliche Ausgang der vom Prinzen geleiteten Operationen war Veranlassung daß, nachdem am 29. Juli die beiden Brüder in Bautzen zusammengetroffen waren und W. im Beisein des Königs mit dessen eigenen, ihm zu diesem Zwecke mitgetheilten Worten eine in den schärfsten Ausdrücken gefaßte Strafpredigt hatte halten müssen, der Prinz das Heer für immer verließ. W., welchem der König keinerlei Vorwurf machte, blieb in höchster Gunst und Ansehen. Um so mehr stieg die Erbitterung seiner Gegner.
Zu letzteren gehörte auch der Herzog von Braunschweig-Bevern und doch gab ihn der König diesem bei, als er selbst sich am 25. August gegen die Franzosen in Thüringen wandte und den Herzog den Oesterreichern gegenüber zurückließ. Auf W. setzte er, wie er in seiner Geschichte des Siebenjährigen Krieges sagt, sein Vertrauen. Beim Abschiede umarmte er ihn und sagte: „Bald hätte ich vergessen Ihm seine Instruction zu geben! Nur diese eine weiß ich für Ihn: Erhalte Er Sich mir!“ Entgegen dem Rathe Winterfeldt’s, welcher des Königs Rückkehr in der innehabenden Stellung abwarten zu müssen glaubte, versammelte der Herzog seine Truppen am 31. in einer anderen bei Görlitz. Vor dem rechten Flügel derselben lagen das Dorf Moys und der Jäkels- oder Holzberg; diese Oertlichkeiten wurden W. zur Besetzung überwiesen. Man hat an der Stellung getadelt, daß sie von dem Haupttheile derselben [489] zu weit entfernt gewesen sei um von hier den dort angegriffenen Truppen rechtzeitig Hülfe bringen zu können. Und dieser Angriff erfolgte; der Minister Graf Kaunitz, welcher im Hauptquartiere des feindlichen Befehlhabers, des Prinzen Karl von Lothringen, angekommen war, drängte zu einem solchen. In Gestalt eines Ueberfalles, welchen ein starker Nebel begünstigte, geschah er in der Frühe des 7. September. W. war, ein leichtes Geplänkel, welches sich entsponnen hatte, nicht beachtend, gegen 6 Uhr früh nach Görlitz geritten und ließ sich auch hier durch Meldungen über das Erscheinen stärkerer feindlicher Abtheilungen in seinen Beschäftigungen nicht stören, bis er Kanonenschüsse hörte. Dann eilte er auf den Kampfplatz. Das Gefecht war im vollen Gange. W. ließ den Herzog um Unterstützung ersuchen, aber diese ließ auf sich warten. Um das verlorene Gelände zurückzugewinnen, beschloß W., weil er glaubte sein Warten werde vergeblich sein, oder weil er meinte, daß er ohne des Herzogs Unterstützung sich werde helfen können, den verloren gegangenen Jäkelsberg anzugreifen. Zieten rieth ab. Trotzdem ward der Sturm unternommen. Die Preußen gelangten auf die Höhe. Dort stand das Gefecht. Da traf W. die Kugel eines Kroaten, die in der Brust stecken blieb. Der Jäkelsberg fiel in die Hände der Oesterreicher, die aber ihren Erfolg nicht ausbeuteten; der Herzog von Braunschweig-Bevern verharrte in seiner Unthätigkeit. W. wurde nach Görlitz gebracht, wo er seinen Generalen noch Befehle ertheilte, nur Zieten mied die Nähe des Sterbenden, der in der Frühe des 8. seiner Wunde erlag. Der Leiche, welche nach Winterfeldt’s Gute Barschau bei Polkwitz gebracht wurde, erwiesen auf dem Wege durch ihre Postenkette die Oesterreicher alle militärischen Ehren. Sie ist hundert Jahre später nach dem Invalidenkirchhofe zu Berlin überführt. Dort steht auch auf dem Wilhelmsplatze Winterfeldt’s Standbild und ein zweites findet sich am Friedrichsdenkmale unter den Linden. Der König rief, als er die Todesnachricht empfing, aus: „Gegen die Menge meiner Feinde werde ich mich wol zu vertheidigen wissen, aber einen Winterfeldt finde ich nie wieder!“ So hoch schätzte er ihn und so hoch stellte er ihn als Soldaten, als Politiker und als Menschen. „Er war ein guter Mensch, ein Seelenmensch, er war mein Freund“, so hat er später von ihm gesagt. Wäre er am Leben geblieben, so wäre ihm wol die Rolle beschieden gewesen, welche später dem Prinzen Heinrich zufiel; bis jetzt hatte den König die Rücksicht auf Winterfeldt’s Dienstalter abgehalten, ihm ältere Generale unterzuordnen, eine Rücksicht, welche er, wie Seydlitz und Wedel zeigen, demnächst nicht mehr nahm. – Aber eben so sehr wie der König W. liebte und achtete, eben so sehr haßte und verfolgte ihn die große Zahl seiner Feinde und Neider, besonders die Prinzen und der Kreis des Prinzen Heinrich. Der Letztere zeichnet in seinen Memoiren ein wenig schmeichelhaftes Bild von ihm: er nennt W. stolz und eitel, überhebend und falsch, dabei geschmeidig und kriechend, einen Freund des Weines und der Geselligkeit, einen Spaßmacher und geistlosen Schwätzer, spricht ihm Kenntnisse, Erziehung und staatsmännischen Blick ab, räumt aber ein, daß er militärische Fähigkeiten gehabt habe und ein guter Soldat gewesen sei, Feldherrntalent habe er nicht besessen.
- Hans Karl von Winterfeldt und der Tag von Moys. Görlitz 1857. – K. W. von Schöning, Winterfeldt’s Beisetzung. Biographische Skizze. Berlin 1857. – K. A. Varnhagen von Ense, Leben des Generals H. K. von Winterfeldt. Berlin 1836 (ohne geschichtlichen Werth). – Die Kriege Friedrich’s des Großen, herausgegeben vom Großen Generalstabe, 2. Bd. Berlin 1895. – Das vom Prinzen Heinrich von Preußen gezeichnete „Portrait de Winterfeldt“ findet sich in einem Aufsatze von A. Naudé „Aus ungedruckten Memoiren der Brüder Friedrichs des Großen“, abgedruckt in „Forschungen zur [490] Brandenb. u. Preuß. Gesch.“, hsg. v. R. Koser, 1. Bd., S. 236. Leipzig 1888.