ADB:Schmettau, Karl Christoph Graf von

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Artikel „Schmettau, Karl Christoph Graf von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 31 (1890), S. 642–644, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schmettau,_Karl_Christoph_Graf_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:13 Uhr UTC)
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Schmettau: Karl Christof Graf v. S., preußischer Generallieutenant, Bruder von Samuel v. S., am 8. Juni 1696 zu Berlin geboren, kam durch einen Oheim, welcher dänischer General war, ganz jung in dänische Dienste und machte in einem Kürassierregimente, in welchem er 1709 zum Cornet ernannt wurde, den Spanischen Erbfolgekrieg von der Schlacht von Malplaquet (11. Sept. 1709) an bis zum Friedensschlusse mit, nahm 1714 an der Blockade von Wismar und 1715 an der Belagerung von Stralsund theil, verließ dann, da sein Oheim ausgeschieden war und er nicht erwarten konnte, in Dänemark ein gutes Fortkommen zu finden, 1716 mit dem Titel als Rittmeister den dänischen Dienst, ging mit Empfehlungen seines Bruders nach Oesterreich, machte in der Umgebung des Herzogs von Braunschweig-Bevern den Türkenkrieg bis zum Frieden von Passarowitz (21. Juli 1718) mit, versuchte aber vergeblich eine Anstellung in kaiserlichen Diensten zu finden. Dagegen erhielt er solche, wieder durch die Fürsprache seines Bruders, als Hauptmann und Befehlshaber einer Compagnie in dem in österreichischem Solde stehenden Infanterieregiment Ansbach, welches bestimmt war, in Sicilien gegen die Spanier zu fechten. S. nahm hier, auf dem nämlichen Kriegsschauplatze, auf welchem auch sein Bruder thätig war, im J. 1719 an der Schlacht bei Francavilla und an der Belagerung von Messina [643] theil. 1721 ward er mit dem Regimente in das kaiserliche Heer aufgenommen, kam mit demselben im Breisgau in Garnison, stand dem Prinzen Louis von Württemberg 1732 als Generalquartiermeister in Corsica zur Seite, wohin Oesterreich 9000 Mann im Solde Genuas zum Kampfe gegen die für ihre Befreiung vom Joche des Freistaates kämpfenden Einwohner sandte (vgl. Zeitschrift für Kunst, Geschichte und Wissenschaft des Krieges, 69. Band, Berlin 1847), und begleitete darauf den Prinzen Eugen von Savoyen 1734–1735 auf dessen letztem thatenlosem Feldzuge an den Rhein. Als er nach Wien zurückkehrte, fand er dort seinen Bruder in einflußreicher Stellung, wodurch auch er festeren Fuß faßte. Als Commandeur des demselben verliehenen Infanterieregiments machte er darauf den Türkenkrieg von 1737–1739 mit. Das Ausscheiden seines Bruders aus dem österreichischen Heere veranlaßte, daß er dem Beispiele folgte. Wie jener fand er in seinem Heimathlande Preußen Aufnahme. Am 5. Mai 1741 langte er auf dem Kriegsschauplatze in Schlesien an. Friedrich II. ernannte ihn zum Oberst mit der Aussicht auf das Commando des nächsten freiwerdenden Infanterieregiments, behielt ihn aber bei sich und verwendete ihn zu Generalstabsgeschäften. Im Frühjahr 1743 erfolgte seine Beförderung zum Generalmajor, 1744 ward er zum Generalquartiermeister, 1755 zum Generallieutenant (Patent von 1753) und zum Gouverneur von Peitz (Ehrenstellung und Geldquelle) ernannt, auch ward ihm der Schwarze Adlerorden verliehen. Er stand damals in hoher Gunst und Gnade. Als der Siebenjährige Krieg ausbrach, bildete der König auf Schmettau’s Vorstellung einen kleinen Generalstab, an dessen Spitze dieser als Generalquartiermeister stand; er war in alle Pläne und Geheimnisse eingeweiht, soweit des Königs Selbständigkeit dies überhaupt zuließ. Im Frühjahr 1757 war es von großer Wichtigkeit, daß das Heer, welches Preußens Verbündete im Hannoverschen sammelten, im Sinne des Königs und im Einklange mit seinem Kriegsplane verwendet wurde. Um dies zu erreichen, sandte er S. nach Hannover, wo bei den Ministern des in London weilenden König-Kurfürst Georg’s III. die Entscheidung lag. Der Versuch, dieselben zu Entschließungen, wie der König sie wünschte, zu bestimmen, mißlang. Dieser maß die Schuld lediglich ihrer Unfähigkeit, einen Feldzugsplan zu begreifen, bei; Westphalen, der mit den Verhältnissen genau bekannte Geheimsecretär des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, spricht aber S. von einem Theile jenes Verschuldens nicht frei; sein hochstrebendes Wesen sei nicht geeignet gewesen, die Meinung der Minister für die seine zu gewinnen. Der Herzog von Cumberland, welcher gekommen war, um jenes Heer anzuführen, wünschte S. an seiner Seite zu behalten und machte ihm zu diesem Zwecke glänzende Anerbietungen; S. glaubte aber dieselben ablehnen und zum Könige zurückkehren zu müssen. Als er in Böhmen ankam, erfuhr er, daß von dort Briefe an ihn abgegangen waren, welche, wenn sie ihn rechtzeitig erreicht hätten, sein Bleiben beim Herzoge veranlaßt haben würden. Nach der Schlacht bei Prag befand er sich bei Keith vor der belagerten Stadt. Als nach der Schlacht bei Kolin der Versuch, sich Prags zu bemächtigen, aufgegeben werden mußte und Prinz August Wilhelm den Oberbefehl eines Heerestheiles erhielt, mit welchem er sich möglichst lange in Böhmen behaupten sollte, stand S. unter seinem Befehl. Die Erledigung des Auftrages entsprach den Erwartungen des Königs durchaus nicht; der Prinz fiel in vollständige Ungnade und S., welcher anscheinend in des Königs Gunst überhaupt gesunken war, theilte dieselbe. Er blieb zunächst ohne Verwendung, Friedrich erklärte ihn für einen Schwarzseher. Erst im folgenden Jahre, als Prinz Heinrich das Commando in Sachsen erhielt, wurde er, auf Vorschlag des selben, Commandant von Dresden. Es war dies freilich eine Vertrauensstellung, welche sowol militärische, wie auch staats- und weltmännische Fähigkeiten erforderte, [644] aber sie stand an Bedeutung tief unter jener Wirksamkeit, welche ihm sein früheres Amt in der Umgebung des Königs angewiesen hatte. Die thatträftige Art und Weise, in welcher er in derselben Daun entgegentrat, als dieser sich im November 1758 zum Angriff auf die Stadt anschickte, führte vorübergehend eine günstigere Stimmung des Königs gegen seinen General herbei. Letzterer hatte damals rücksichtslos die Vorstädte abbrennen lassen und sich angeschickt, Dresden selbst auf das äußerste zu vertheidigen, als das Nahen des Königs die Oesterreicher zum Abzuge bewog. Aber schon das nächste Jahr rief die Ungnade Friedrich’s von neuem hervor und beendete zugleich Schmettau’s soldatische Laufbahn. Der unglückliche Gang des Krieges im Sommer 1759 gestattete dem Oberbefehlshaber der Reichstruppen, dem Prinzen Friedrich von Pfalz-Zweibrücken, ein neues Unternehmen auf Dresden einzuleiten. S. zog sich in die Altstadt zurück, bereitete kräftigen Widerstand vor und wies alle Versuche, ihn zur Uebergabe zu bestimmen, ab. Da erhielt er nach der Niederlage, welche Friedrich am 12. August bei Kunersdorf erlitten hatte, die Weisung, Dresden, falls es nicht zu halten sei, zu übergeben, wenn nur die Kassen, welche 5 600 000 Thaler enthielten, gerettet werden könnten. Die Annäherung des Generals Wunsch, welcher zum Entsatze nahte, ließ die Belagerer fürchten, daß sie ihren Zweck mit Waffengewalt nicht durchsetzen würden. Sie beschritten von neuem den Weg der Unterhandlung und bewogen S., der von dem nahenden Entsatze nichts wußte und nur danach trachten mußte, die anvertrauten Gelder, deren Preußen so dringend bedurfte, dem Könige zu erhalten, mit dem kaiserlichen General Maquire eine Capitulation abzuschließen, in Gemäßheit deren er mit allen Ehren, unter Mitnahme der Kassen, aber unter Zurücklassung der Magazine, am 5. September abziehen sollte. Eben war der Anfang mit dem Abmarsche gemacht, als die Kunde von dem unmittelbar bevorstehenden Nahen von Entsatztruppen eintraf. Die Oesterreicher erfüllten die Bedingungen der geschlossenen Uebereinkunft nur mangelhaft, S. hätte daraus vielleicht die Berechtigung herleiten können, dieselbe rückgängig zu machen, und der Vicecommandant Hofmann versuchte dies in der That, S. aber ließ sich nicht darauf ein. Er hatte nur die ihm aufgetragene Sorge für die Gelder im Auge und setzte auch trotz der durch das Verhalten des Feindes ihm erwachsenden Schwierigkeiten die Rettung derselben durch. Des Königs Gnade war jedoch auf immer für ihn verloren. Er konnte freilich nicht zu rechtlicher Verantwortung gezogen werden, aber er erhielt seine Entlassung mit nur 1000 Thaler Pension, wurde, nachdem er zuerst in Charlottenburg gewohnt hatte, nach Brandenburg an der Havel verwiesen und ist dort am 27. October 1775 gestorben.

Lebensbeschreibung von seinem Sohne, dem Hauptmann Grafen von Schmettau, Berlin 1806.