ADB:Friedrich Michael (2. Artikel)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Friedrich Michael, Pfalzgraf von Zweibrücken“ von Karl Theodor von Heigel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 134–139, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_Michael_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 05:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Friedrich VIII.
Band 49 (1904), S. 134–139 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Michael (Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler) in der Wikipedia
Friedrich Michael von Pfalz-Birkenfeld in Wikidata
GND-Nummer 100127010
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|49|134|139|Friedrich Michael, Pfalzgraf von Zweibrücken|Karl Theodor von Heigel|ADB:Friedrich Michael (2. Artikel)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100127010}}    

Friedrich Michael, Pfalzgraf von Zweibrücken,[WS 1] Generalissimus der Reichsarmee, ist geboren zu Rappoltsweiler am 27. Februar 1724 als der zweite Sohn des seit 1717 im Herzogthum Zweibrücken regierenden Christian’s III. Wie sein älterer Bruder Christian wurde er im Bekenntniß der Eltern, dem lutherischen, auferzogen. In den Jahren 1737 bis 1740 studirten die beiden Prinzen an der Universität Leyden. Schon als zehnjähriger Knabe hatte F. von Ludwig XV. das Patent eines Inhabers und Obersten des in Straßburg liegenden Regiments Royal Alsace erhalten. 1741 trat er wirklich in französischen Heeresdienst ein und nahm unter Belleisle am Feldzug in Oesterreich und Böhmen theil. Im Treffen bei Eger und während der Belagerung von Prag bewährte er sich als tapferer Officier. 1743 focht er als französischer Brigadegeneral in Baiern, 1744 im Elsaß, 1745 wurde er als maréchal de camp des Prinzen von Conti zur Rheinarmee versetzt. Am 6. Februar 1746 vermählte er sich mit der am kurpfälzischen Hofe erzogenen Prinzessin Maria Franziska Dorothea, Tochter des sulzbachischen Erbprinzen Joseph Karl. Ludwig XV. sandte als Hochzeitsgeschenk das Patent eines Generallieutenants, doch am 27. Februar 1746 ernannte Kurfürst Karl Theodor den Schwager „auf gut Vertrauen und Glauben, so er zu Sr. Liebden gestelle“, zum Generaldfeldmarschall und commandirenden Generalissimus über sämmtliche pfälzische Truppen zu Roß und zu Fuß – etwa 12 000 Mann – wie auch über die Leibgarde zu Pferd und die Schweizer Leibgarde. Gleichzeitig trat Christian IV. von Zweibrücken seinem Bruder die Grafschaft Rappoltstein ab. Das Gebiet umfaßte fünf Städte und einige dreißig Dörfer mit ungefähr 32 000 Einwohnern, war jedoch nur zum kleineren Theil Allodialgut, während der größere Theil von der Krone Frankreich und den Hochstiften Basel und Straßburg zu Lehen ging. Großes Aufsehen im Reich erregte es, daß F. am 8. December 1746 in Düsseldorf öffentlich zum katholischen Bekenntniß übertrat. Der Beichtvater Karl Theodor’s, der Jesuitenpater Franz v. Seedorf, veröffentlichte aus diesem Anlaß eine Schrift über die „fürnehmsten Bewegursachen, kraft deren der durchlauchtigste Fürst und Herr Friedrich, Pfalzgraf bey Rhein etc. sich entschlossen, [135] mit der hl. catholischen, apostolischesn Römischen Kirche sich wieder zu vereinigen“. (Das Original ist in französischer Sprache abgefaßt und 1747 in Lüttich erschienen.) Danach wäre die Bekehrung nur auf eine gründlichere Aufklärung über die Glaubenslehren zurückzuführen, wie sie dem Prinzen durch P. Seedorf hauptsächlich mit Zugrundelegung der Schriften Bossuet’s zu theil wurde. (Der Kanzler Pfaff zu Tübingen schrieb eine Widerlegung der Seedorf’schen Briefe; auch andere Theologen mischten sich in den dogmatischen Streit.) Nach einer anderen Version wäre dem Prinzen bei seiner Vermählung das Versprechen, zum Katholicismus überzutreten, abgefordert worden, und die Rücksicht auf die ansehnliche Rente der Braut hätte ihn zur Nachgiebigkeit bewogen (Arnold Schäfer). Von wichtigerem Einfluß war jedenfalls die Erwägung, daß die Conversion ein wichtiges Hinderniß eines Anfalles der pfälzischen und bairischen Kurlande an die erbberechtigte Linie Zweibrücken-Birkenfeld wegräumte; aus diesem Grunde trat ja später auch Christian IV. zur katholischen Kirche über. In Zusammenhang mit dem Religionswechsel steht die Reise nach Rom, die Pfalzgraf F. unter dem Namen eines Grafen v. Sponheim im November 1750 antrat. Der Aufenhalt in Italien fand einen Chronisten in der Person des im Gefolge mitreisenden Lieutenants Karl Jörg; das im Münchener Hausarchiv verwahrte Tagebuch Jörg’s ist 1892 von Trost und Leist herausgegeben worden. Es erhellt daraus, mit welch besonderen hohen Ehren der fürstliche Convertit in Rom aufgenommen wurde; Papst Benedict XIV. selbst firmte den Prinzen und bewog ihn, zu seinem Taufnamen auch noch den Namen des bairischen Schutzheiligen Michael anzunehmen. Nach der Rückkehr wurde dem Pfalzgrafen 1753 von Kurfürst Karl Theodor die Statthalterschaft im Herzogthum Jülich, vom überrheinischen Kreis 1754 die Stelle eines Generalfeldmarschalls übertragen. Wichtigere Aufgaben brachte ihm der Ausbruch des siebenjährigen Krieges. Da er schon im österreichischen Erbfolgekrieg als tapferer Officier und in den Friedensjahren als Regenerator der kurpfälzischen Armee sich hervorgethan hatte, wurde ihm vom Wiener Hofe nahe gelegt, in kaiserliche Dienste zu treten. Er focht im böhmischen Feldzug unter Karl von Lothringen; in der Schlacht bei Prag wurde er verwundet; zum Dank für die bei Kolin geleisteten Dienste wurde er am 13. November 1757 zum General der Cavallerie, und bald darauf, am 18. Januar 1758, „in Ansehung Dero Uns und unserem durchlauchtigsten Ertzhauß zutragenden ganz ausnehmenden aufrechten Gesinnung und Ergebenheit, wie auch zu Beförderung Unseres Dienstes und Interesse bezeigenden sonderbaren Eifers und Sorgfalt, dann mehr anderer bekleidender vortrefflicher Eigenschaften“ zum kaiserlichen Feldmarschall ernannt. Wenige Wochen darauf berief ihn das Vertrauen Maria Theresia’s auf einen noch wichtigeren Posten. Aus Anlaß der kläglichen Niederlage bei Roßbach legte Prinz Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen die Stelle des Oberbefehlshabers der Reichsarmee nieder. Nun erwartete Herzog Karl Eugen von Württemberg mit Sicherheit, daß ihm das Commando übertragen werde, doch Maria Theresia gab dem Pfalzgrafen den Vorzug, weil von ihm eher zu erwarten war, daß er in den Schranken eines kaiserlichen Officiers bleiben werde (16. Februar 1758). Die Ernennung, die Maria Theresia durch ihren Gemahl, Kaiser Franz, ohne Befragung des Reichstages vornehmen ließ, erregte bei den Reichsfürsten und der Reichsarmee Anstoß. Als ein kaiserliches Commissionsdecret vom 20. Februar 1758 die Erwartung aussprach, „die Wahl eines so tapferen und von so hohem und patriotisch gesinntem Hause abstammenden Fürsten“ werde von den Ständen gern vernommen werden, und zugleich den Wunsch zu erkennen gab, daß auch die Stände dem kaiserlichen [136] Beschluß zustimmen möchten, widerstrebten fast alle evangelischen und nicht wenige katholische Reichsstände. Noch ärgerlicher offenbarte sich die Mißstimmung im Heere. Diejenigen älteren Generäle, die schon bisher im Reichsdienst gestanden hatten, verließen, ob der unerträglichen Zurücksetzung grollend, einfach das Hauptquartier. „Bey der Reichsarmee sieht es recht toll aus“, meldete der hessische Reichstagsgesandte am 15. April 1758 dem Landgrafen, „dermalen ist auch der Feldzeugmeister Graf von Fürstenberg von der Reichsarmee weg, so daß also bei der ganzen Reichsarmee weder ein katholischer, noch ein evangelischer Reichsgeneral befindlich: es ist dieses in der That ein recht skandaloses Spektakul“. War ja doch die Reichsarmee von jeher vom Willen und von der Willkür einiger hundert Fürsten abhängig! War doch von ehrlichem und eifrigem Zusammenwirken der einzelnen Contingente niemals die Rede! Und da zur Zeit die Reichstruppen überdies noch infolge ihrer Niederlage entmuthigt waren und Ausrüstung und Verpflegung geradezu Alles zu wünschen ließen, war das Commando über ein solches Zerrbild einer Armee sicherlich nicht als dankbare Aufgabe anzusehen. Ob dem Führer die Gaben des Feldherrn eigen waren, läßt sich bei der eigenthümlichen Beschaffenheit seines Heeres nicht beurtheilen, und in den Briefen Maria Theresia’s und des Fürsten Kaunitz werden die Fähigkeiten und der Ruhm des Herzogs so überschwänglich gefeiert, daß daraus auf die wirkliche Beurtheilung kein Schluß zu ziehen ist. Um den demoralisirten „Reichern“ einen festen Halt zu geben, wurden den Kur- und Kreistruppen, die angeblich 22 898 Mann stark sein sollten, vor Eröffnung des Feldzuges von 1758 österreichische Kerntruppen in ungefähr gleicher Stärke an die Seite gestellt. Aus dieser Verbindung erwuchs aber die weitere Schwierigkeit, daß die Generäle der k. k. Truppen sich nur widerwillig dem Oberbefehl eines Reichsfeldmarschalls fügten. Aus den Meldungen des Pfalzgrafen an Maria Theresia läßt sich ersehen, daß er schon bald nach seinem Eintreffen im Hauptquartier zu Saatz in hellen Zwist mit dem kaiserlichen General Serbelloni gerieth, und im nächsten Jahre bezeigte sich General Haddik, auf dessen Beistand der Pfalzgraf das „allergrößte“ Vertrauen gesetzt hatte, so widerspänstig, daß sich das kaiserliche Cabinet entschließen mußte, ihn von aller Dienstleistung zu suspendiren (28. Sept. 1759). Immerhin war die Reichsarmee unter dem Oberbefehl des Pfalzgrafen – nach dem Urtheil des sachkundigen Brodrück – im Feldzug von 1758 nicht mehr wie das Jahr zuvor eine Last und eine Gefahr für die übrigen Armeen der verbündeten Mächte. Daun selbst erkannte wenigstens anfänglich an, daß seine Bewegungen durch die Hülfe des Pfalzgrafen kräftig unterstützt worden seien, wenn auch die Hoffnung des Fürsten Kaunitz, für die Campagne in Sachsen sei „unter göttlichem Beystand viel Vergnügliches anzuhoffen“, nicht in Erfüllung ging. Der Plan, Dresden zu befreien, mißlang ebenso wie die Belagerung Leipzigs. Nach der Niederlage Haddik’s am 15. November 1758 an der Elsterbrücke mußte sich das Reichsheer nach Franken zurückziehen, und F. verlegte sein Hauptquartier für den Winter nach Nürnberg. Das kaiserliche Cabinet sprach dem Pfalzgrafen (3. November) sein Befremden aus, daß er so früh den Feldzug abbrechen wolle, während der Feind offenbar noch gar nicht daran denke, Ruhe zu halten, und vermuthlich die günstige Gelegenheit zu einem Angriff auf die kaiserliche Armee benützen werde; eine so lässige Kriegführung müsse das alte Vorurtheil gegen die Reichsarmee bei Freund und Feind wieder wachrufen. Pfalzgraf F. scheint aber seine Maßnahmen befriedigend vertheidigt zu haben, denn bald darauf spendet ihm Kaunitz wieder die gewohnten Lobsprüche. Während die Waffen ruhten, leistete F. schätzbare Dienste als Anwalt der kaiserlichen Sache am Münchener Hofe. Hier bekämpften [137] sich eine österreichische und eine preußische Partei mit wechselndem Glück. Schon im März 1758 schrieb der hannöversche Reichstagsgesandte v. Gemmingen, man dürfe am Münchener Hofe gut preußisch und gut bairisch als gleichbedeutend ansehen. Im Juni 1758 theilte die Reichskanzlei dem Pfalzgrafen mit, daß sich der Kurfürst von Baiern mit der Absicht trage, sein Contingent abzuberufen, weil er es zur Deckung der eigenen Lande verwenden wolle und weil er sich durch verschiedene kaiserliche Anordnungen beleidigt fühle; der Reichsfeldmarschall möge aber das Contingent nicht ohne besondere kaiserliche Genehmigung abziehen lassen. Als es im darauffolgenden Winter den Anschein gewann, daß der Kurfürst sich förmlich auf die preußische Seite schlagen wolle, begab sich Pfalzgraf F. nach München, und es gelang ihm, „mit vielen süßen Versprechen und auch gebrauchten Listen“ den Wankelmüthigen zum Ausharren bei Oesterreich und zur Erfüllung seiner reichsständischen Pflichten zu bewegen. Dagegen trug sich F. selbst, durch den Mangel an Subordination in seinem Hauptquartier geärgert, ernstlich mit dem Gedanken, das Commando niederzulegen, und es kostete in Wien Mühe, ihm diesen Entschluß auszureden.

Die Reichsarmee war bei Beginn des Feldzuges von 1759 bis auf 10 000 Mann eingeschrumpft und litt am Nothwendigsten Mangel. Um so peinlicher mußte es den Oberbefehlshaber berühren, daß der Wiener Hofkriegsrath gerade in dem Augenblick, da es galt, die Armee des Prinzen Heinrich von neuem Einfall in das Reichsgebiet abzuhalten, alle bisher mit den Reichstruppen vereinigten kaiserlichen Regimenter abrief, um sie zum Feldzug in Böhmen zu verwenden. „Ich setze mich an Ew. Liebden Stelle“, schrieb Maria Theresia an F. (25. Mai 1759), „und kann also leicht ermessen, wie empfindlich Denenselben die bisherige widrige Umstände zu Gemüth dringen müssen. Ich halte mich aber zugleich zu Dero Liebe für das gemeine Beste und insbesondere zu Dero Sorgfalt für Meinen Dienst zum Voraus gänzlich versichert, daß dieselbe den Nutzen meiner Entschließung in seinem ganzen Umfang einsehen und solchen nach Möglichkeit zu befördern beflißen sein werden.“ Durch die kaiserliche Anordnung gerieth die Reichsarmee in schwere Bedrängniß. Als Prinz Heinrich in Franken einfiel, mußte sich F. bis Nürnberg zurückziehen. Erst im August konnte er, nachdem sich Marschall Contades bereit erklärt hatte, ihm den Rücken zu decken, wieder nach Sachsen vordringen. Nun gelang ihm auch ein wichtiger Erfolg durch die Befreiung Dresdens. Am 5. September 1759 übergab General Schmettau die Stadt unter der Bedingung freien Abzuges der preußischen Besatzung. Den Siegern fielen reiche Magazine in die Hände; noch wichtiger war die Befreiung der kurfürstlichen Familie; auch war durch die Uebergabe Dresdens der österreichischen Hauptarmee die Möglichkeit geboten, den geplanten Rückzug aufzugeben und den Feldzug in Sachsen fortzusetzen. Damals feierte der patriotische Münchener Barde Mathias Etenhueber den Befreier Sachsens als „teutschen Hörmann“. Auch am „Finkenfang“, an der Gefangennehmung des Corps Fink bei Maxen am 21. November war eine Abtheilung der Reichsarmee unter Pfalzgraf F. betheiligt, während eine andere bei Torgau geschlagen wurde. F. trug sich abermals mit Rücktrittsgedanken, hauptsächlich weil er sich verletzt fühlte, daß ihm die kaiserliche Regierung gewissermassen zur Ueberwachung den österreichischen General Serbelloni an die Seite gestellt hatte. Um ihn zu beschwichtigen, verlieh ihm Maria Theresia am 6. Januar 1760 die Kette des goldenen Vließes und am 19. Januar 1760 die höchste militärische Auszeichnung, das Großkreuz des Maria-Theresia-Ordens. Auch im Regensburger Reichstag, der sich bisher gegen die Anerkennung der vom Wiener Hofe eigenmächtig verliehenen Würde hartnäckig [138] gesträubt hatte, wurde F. durch einen Majoritätsbeschluß vom 17. März 1760 zum „katholischen Reichsgeneralfeldmarschall“ ernannt. Im Feldzug von 1760 fiel seiner Armee die Aufgabe zu, das von König Friedrich bei seinem Abzug nach Schlesien in Sachsen zurückgelassene Corps Hülsen im Schach zu halten.

König Friedrich gibt in seinen Denkwürdigkeiten der Langsamkeit des Herzogs von Zweibrücken beim Vorrücken nach Sachsen die Schuld am Mißlingen der Operationen Daun’s. Da die „combinirte Kaiserlich Königliche Reichsexecutionsarmee“ 31 000 Mann stark war, während Hülsen nur über 12 000 Mann verfügte, schien ein Angriff möglich und geboten zu sein, doch das vorausgeschickte Corps Stolberg wurde bei Strehla am 18. August zurückgeworfen. Freilich konnte Hülsen seinen Sieg nicht ausnützen, ja, er mußte sich gegen Torgau zurückziehen; Pfalzgraf F. rückte nach, und am 26. September gelang es ihm im Verein mit Haddik und Macquire, die Preußen zurückzudrängen. Nach König Friedrich’s Meinung war durch diese Niederlage sogar Berlin bedroht. Den Siegern fehlte aber der Muth zur Initiative; auch weigerten sich wieder gerade im entscheidenden Augenblick einige Reichsfürsten, den Befehlen des Obergenerals Folge zu leisten. Nach dem entscheidenden Siege der Preußen bei Torgau am 3. November kam es zu ernstem Zerwürfniß zwischen Daun und Zweibrücken, die sich wechselseitig mangelhafte Unterstützung ihrer Operationen vorwarfen. F. legte nach einer stürmischen Scene im Kriegsrath sein Commando nieder und ging nach Wien, um seine Handlungsweise zu rechtfertigen. Er erhielt jedoch nicht mehr seine alte Stellung zurück, sondern es wurde ihm das Generalcommando im Königreich Ungarn übertragen. 1763 vertauschte er diesen Posten mit dem gleichen im Königreich Böhmen. 1765 nahm er, es ist nicht bekannt, aus welchem Grunde, seinen Abschied und wollte nun nach dem Schloß Oggersheim bei Mannheim, das ihm Kurfürst Karl Theodor geschenkt hatte, übersiedeln. Während es nach seinen Angaben umgebaut wurde, nahm er Wohnung in Schwetzingen, starb aber hier – noch nicht 44 Jahre alt – überraschend schnell an Herzwassersucht am 15. August 1767. Die Leiche wurde im Karmelitenkloster zu Heidelberg bestattet, 1805 in die Fürstengruft in der St. Michaels-Hofkirche übertragen.

Herzog F. war, was sich nur wenigen Standesgenossen seiner Zeit nachrühmen läßt, ein guter Haushalter. Durch die Einkünfte aus der Grafschaft Rappoltstein und die ansehnlichen Bezüge als pfälzischer und österreichischer General war er in Stand gesetzt, nicht bloß die Kosten einer prächtigen Hofhaltung zu bestreiten, sondern auch seiner Familie ein namhaftes Vermögen zu hinterlassen. Pfalzgraf F. ist, da sein dritter Sohn Max Joseph als Erbe Karl Theodor’s am 16. Februar 1799 die Regierung Pfalz-Baierns übernahm, der directe Ahnherr des regierenden bairischen Königshauses.

Der guten Zweibrückener Tradition, Kunst und Wissenschaft hoch zu halten, blieb auch Pfalzgraf F. trotz seiner vorwiegend militärischen Laufbahn treu. Er beauftragte 1750 den bairischen Gelehrten Lori, in der Vaticanischen Bibliothek die Cataloge der von Kurfürst Maximilian I. von Baiern erbeuteten und dem Papst geschenkten Heidelberger Bibliothek einzusehen und die auf Baiern und die Pfalz bezüglichen deutschen Handschriften auszuziehen; auch seinen auf Rechnung des Glaubenswechsels kommenden persönlichen Einfluß in Rom machte er geltend, um die dankenswerthe Arbeit in Fluß zu bringen.

Höfische Zeitgenossen nannten ihn den „schönsten Cavalier seiner Zeit“. Die uns erhaltenen Bilder von Desmarées und Fratel zeigen ihn als einen Mann von stattlicher Erscheinung und fürstlicher Würde.

[139] Trost u. Leist, Pfalzgr. Fr. M. v. Zweibr. u. das Tagebuch seiner Reise nach Italien (1892). – Jos. Weiß, Bei den Ahnen, in „Das Bayerland“, Jhgg. 1899, S. 282. – Stuhr, Forschungen u. Erläuterungen über Hauptpunkte der Geschichte des siebenjährigen Krieges (1842), II, 276 ff. – Wuttke-Huschberg, Die drei Kriegsjahre 1756, 1757 u. 1758 in Deutschland (1856), S. 498 ff. – Brodrück, Quellenstücke und Studien über den Feldzug der Reichsarmee von 1757 (1858), Einleitung, 9. – Arn. Schäfer, Gesch. des siebenjährigen Kriegs (1867), II, 1, 18. – Bitterauf, Die kurbayerische Politik im siebenjährigen Kriege (1901), S. 139, 150, 167 ff. – K. u. k. Haus-, Hof- u. Staatsarchiv. Kriegsacten 411. Berichte des Reichsfeldmarschalls Fr. M. Pfalzgr. v. Zweibr. an die Kaiserin, 1758–1760. Kaiserl. Rescripte an den Reichsfeldmarschall Pfalzgr. Fr. M. v. Zweibr. 1758–1759. – Tagebuch von der Krankheit und dem Tode des durchl. Prinzen Fr. v. Pf.-Zw., von sm. Leibarzt Carl v. Joerg, 1767 (Handschr. d. Münchn. H. u. St.-Bibl., C. germ. 4867).


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 7 ein weiterer Artikel.