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Artikel „Ferdinand Albrecht II., Herzog zu Braunschweig-Lüneburg-Bevern“ von Ferdinand Spehr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 681–682, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ferdinand_Albrecht_II.&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 18:22 Uhr UTC)
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Ferdinand Albrecht II., Herzog zu Braunschweig-Lüneburg-Bevern, Stifter der jetzt regierenden Linie des Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. am 19. Mai 1680, † 1735, war der vierte Sohn des Herzogs Ferdinand Albrecht I. von Braunschweig-Bevern und der Prinzessin Christine von Hessen. Durch den Generalsuperintendenten Behm in Holzminden, Abt des Klosters Amelunxborn, erzogen, machte er später die große europäische Cavaliertour und trat in demselben Jahre, in welchem sein älterer Bruder in dem Treffen am Schellenberge sein Leben verlor, im J. 1704, als Generaladjutant in das kaiserliche Heer ein und wohnte unter Kaiser Joseph I. der Belagerung von Landau bei. Im J. 1707 zum Generalmajor und im J. 1711 zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt, focht er unter Prinz Eugen im letztgenannten Jahre gegen die Türken bei Peterwardein und Belgrad und leitete mit dem Infanten Emanuel von Portugal am 13. Oct. 1716 den glücklichen Sturm auf Temeswar. „Wegen bekannter Kriegserfahrenheit auch kaiserlicher Majestät und dem römischen Reiche erwiesener Dienste“ wurde er im J. 1717 zum Reichs-General-Feldzeugmeister und zum Gouverneur der wichtigen Festung Komorn in Ungarn ernannt. Am 15. Oct. 1712 vermählte F. A. sich mit der Prinzessin Antoinette Amalia von Braunschweig, der dritten Tochter seines Vetters Herzogs Ludwig Rudolf von Braunschweig, welche ihm acht Söhne (von denen zwei im frühen Kindesalter starben) und sechs Töchter gebar, deren Schicksal zum Theil in der Weltgeschichte verzeichnet steht. Noch im J. 1734 focht er mit dem kaiserlichen Heere gegen die Franzosen. Durch den Tod seines Vetters und [682] Schwiegervaters Ludwig Rudolf von Braunschweig-Blankenburg, welcher 1. März 1735 söhnelos starb, wurde F. A. II. regierender Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel und dadurch dem ferneren Kriegsdienste entzogen. Doch währte seine Regierung nur sechs Monate. Am 13. Sept. 1735 starb er, 55 Jahre alt, zu Salzdahlum. Er war von großer und stattlicher Leibesgestalt und schon aus diesem Grunde, aber auch durch seine Ordnungsliebe und Frömmigkeit, wie durch seinen Edelmuth hatte er sich die besondere Achtung und Zuneigung des König Friedrich Wilhelm I. von Preußen erworben. Seine Gemahlin Antoinette Amalia, geb. 22. April 1696, die Schwester der Gemahlin Kaiser Karls VI., Elisabeth Christine, und der Prinzessin Charlotte Christiane Sophie, Kronprinzessin von Rußland, überlebte ihren Gemahl fast 27 Jahre lang. Sie starb am 6. März 1762. Hervorragender als durch eigene Bedeutung ist F. A. II. durch seine Kinder in der Geschichte geworden. Von seinen Söhnen folgte ihm der älteste, Karl, in der Regierung, der zweite Anton Ulrich, geb. 28. Aug. 1714, ist bekannt geworden durch sein unglückliches Schicksal. Er vermählte sich 14. Juli 1739 mit der Prinzessin Elisabeth, der Tochter des Herzogs Karl Leopold von Mecklenburg-Schwerin, welche nach dem Tode der Kaiserin Anna Iwanowna von Rußland, ihrer Tante, unter dem Namen Anna als Vormünderin ihres Sohnes zur Regentin von Rußland erklärt wurde. Anton Ulrich war der Vater des unglücklichen Kaisers Iwan Antonowitsch, geb. 23. August 1740, der in seiner zarten Kindheit, seit 28. Oct. 1740 ein Jahr lang unter Regentschaft seiner Mutter, unter dem Namen Iwan III. Kaiser von Rußland war, durch den Staatsstreich vom 6. Dec. 1741, durch welchen Elisabeth, die Tochter Peters des Großen, auf den Thron gehoben wurde, abgesetzt, 23 Jahre lang in der Gefangenschaft gehalten und 5. Aug. 1764 im Gefängnisse zu Schlüsselburg ermordet wurde. Anton Ulrich, ein schwacher, gutmüthiger, unfähiger Herr, starb in der Verbannung zu Cholmogory unweit Archangel am 4. Mai 1774 (vgl. Die Familie Braunschweig in Rußland im 18. Jahrhundert. Von A. Brückner. Petersburg 1876. 148 S. 8.). Der dritte Sohn Ferdinand Albrechts war Ludwig Ernst, geb. 25. Sept. 1718, † 12. März 1788 als kaiserlicher und holländischer General-Feldmarschall; der vierte Sohn, Ferdinand, war der bekannte Feldherr im siebenjährigen Kriege; der fünfte, Albert, geb. 4. Mai 1725, fiel in der Schlacht bei Sorr unweit Trautenau in Böhmen 30. Sept. 1745 von drei Kugeln getroffen als preußischer Generalmajor, und der jüngste Prinz Friedrich Franz, geb. 8. Juni 1732, blieb als preußischer Generalmajor 14. Oct. 1758 in der Schlacht bei Hochkirch durch eine Kanonenkugel tödtlich verwundet. Von seinen Töchtern heirathete die älteste, Elisabeth Christine, geb. 8. Nov. 1715, † 13. Jan. 1797, den Kronprinzen Friedrich, nachherigen König Friedrich II. von Preußen, die zweite, Louise Amalia, geb. 29. Jan. 1722, † 13. Jan. 1780, den Prinzen August Wilhelm von Preußen und wurde dadurch die Stammmutter des jetzt regierenden königlich preußischen Hauses, die dritte, Sophie Antonie, geb. 23. Jan. 1724, † 17. Mai 1802, den Herzog Ernst Friedrich von Sachsen-Coburg, die vierte, Juliana Marie, geb. 4. Sept. 1729, † 10. Oct. 1796, den König Friedrich V. von Dänemark. Die beiden jüngsten Prinzessinnen, Christine Karoline Louise, geb. 30. Nov. 1726, † 20. Mai 1746, und Theresia Natalia, geb. 4. Juni 1728, † 22. Juni 1776, blieben unvermählt. Die erste war Dechantin des Stifts Quedlinburg, die andere Aebtissin von Gandersheim.