ADB:Nassau, Christof Ernst Graf von

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Artikel „Nassau, Christof Ernst (Graf) von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 262–263, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nassau,_Christof_Ernst_Graf_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 13:36 Uhr UTC)
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Nassau: Christof Ernst (Graf) von N., preußischer Generallieutenant, im Jahre 1686 auf dem Gute Hartmannsdorf im Fürstenthum Glogau geboren, nahm zuerst als Freiwilliger bei den preußischen Truppen an einigen Feldzügen des spanischen Erbfolgekrieges theil, trat dann als Major in landgräflich hessen-kasselsche Dienste, vertauschte diese eines Zweikampfes wegen mit kursächsischen und machte hier, durch den Feldmarschall Graf Wackerbarth und später durch König August den Starken selbst begünstigt, eine rasche Carrière. Er erhielt zuerst die Promnitz’sche Freicompagnie in Sorau, kam aber bald darauf als Oberstlieutenant der Cavallerie nach Dresden, ward Wackerbarth’s und dann des Königs Adjutant, errichtete ein Cürassirregiment, zu welchem er Mannschaften und Pferde aus der ganzen Armee auswählen durfte und welches durch seine Schönheit Aufsehen erregte, wohnte den Feldzügen des polnischen Thronfolgekrieges am Rhein und in Polen bei, verlor aber seinen Einfluß bei König August III., mit dessen Ministern Brühl und Sulkowski er in schlechtem Vernehmen stand und trat bald nach Friedrichs des Großen Regierungsantritt als General in preußische Dienste. Er erhielt hier den Auftrag ein Dragonerregiment zu errichten und nahm, im Sommer 1741 im Lager bei Strehlen eingetroffen, an den Belagerungen von Neiße und von Olmütz und an den Kämpfen jenes Jahres in Oberschlesien theil. Als im 2. schlesischen Kriege nach der Einnahme von Prag König Friedrich gegen Wien vorzurücken beschlossen hatte, sandte er am 19. September 1744 N. mit 10 Bataillonen und 20 Schwadronen nach dem südlichen Böhmen voraus. Dieser nahm unter beständigen Kämpfen am 23. Tabor, wo Buccow kapitulirte, am 24. Budweis, am 1. October Frauenberg und traf am 4. zu Wodnian bei der Hauptarmee wieder ein. Als gegen Ende desselben Monats der König Böhmen räumen mußte, stellte er N. an die Spitze eines abgesonderten Corps von 15 000 Mann, mit welchem dieser ihm dadurch einen werthvollen Dienst leistete, daß er geschickt das wichtige Kolin besetzte und dadurch die nach dem Magazinorte Pardubitz führende Straße sicherte, Kolin vertheidigte er tapfer gegen die österreichischen Angriffe. Ebenso rechtzeitig aber räumte er am 19. Kolin wieder und vollführte einen meisterhaften Rückzug, so daß, als er am 24. November sich in Königgrätz beim Könige meldete, dieser ihm den eigenen Schwarzen Adlerorden gab. Von Schlesien aus ward er dann mit 12 000 Mann zurückgesandt, um dem aus Prag abziehenden General Einsiedel die Hand zu reichen. Er traf diesen, von den Oesterreichern verfolgt und von den Sachsen an deren Grenzen überall zurückgewiesen, unter den schwierigsten Verhältnissen am 16. December mitten im [263] Gebirge, Hülfe that noth, Einsiedel kam glücklich durch. Den Winter 1744/45 brachte er in Oberschlesien zu, im Frühling aber kehrte er zur Armee des Königs zurück und commandirte in der Schlacht bei Hohenfriedberg am 4. Juni den linken Flügel; der König nennt ihn unter denen, welche sich besonders ausgezeichnet hatten. Am 26. desselben Monats wurde er mit 7000 Mann von neuem aus Böhmen nach Schlesien gesandt. Er kam am 30. in Glatz an und nöthigte Ezsterhazy sich auf Troppau zurückzuziehen. Der König aber hatte mehr erwartet und tadelte im August Nassau’s Unthätigkeit den leichten Truppen des Feindes gegenüber, denen die eigenen freilich nicht gewachsen waren; doch war er zufriedengestellt, als dieser am 5. September Cosel einnahm, wo 3000 Oesterreicher kriegsgefangen wurden. Nach und nach auf fast 20 000 Mann verstärkt, drang N. nun in Mähren ein, mußte aber der Kriegslage wegen bald umkehren und beschränkte sich dann des Königs Weisung gemäß, nachdem er bei Frankenstein Winterquartiere bezogen hatte, auf die Deckung Schlesiens. Ueber diese Episode ist aus seinem Tagebuche ein vortrefflicher „Beitrag zur Geschichte des 2. schlesischen Krieges“, 8°, Frankfurt und Leipzig 1780, veröffentlicht worden. Am 5. März 1746 erhob ihn der König in den Grafenstand; das darüber ausgefertigte Diplom enthält eine Würdigung seiner Leistungen und Dienste. Durch seinen am 19. November 1755 zu Sagan im neunundfünfzigsten Lebensjahre erfolgten Tod ist sein Stamm erloschen, da sein als Adjutant bei ihm fungirender Sohn ihm bereits 1752 vorangegangen war.

Biographisches Lexikon aller Helden und Militärpersonen, welche sich in preußischen Diensten berühmt gemacht haben, 3. Band, Berlin 1790. – Sammlung ungedruckter Nachrichten über die Feldzüge der Preußen 1740–1779. Dresden 1782–85, 4. Theil (die Geschichte des von ihm in Preußen errichteten Regiments behandelnd).