ADB:Friedrich August II. (Kurfürst von Sachsen)

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Artikel „Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 784–786, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_August_II._(Kurf%C3%BCrst_von_Sachsen)&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 05:58 Uhr UTC)
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Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen, als König von Polen August III., des vorigen Sohn, geb. 7./17. Octbr. 1696, wurde anfangs unter den Augen seiner frommen Mutter und Großmutter streng lutherisch erzogen, allein Papst Clemens XI. erreichte von seinem Vater 1709 das Versprechen, auch ihn zum Uebertritt zur katholischen Kirche zu bewegen um so leichter, als dieser die nothwendige Voraussetzung schien um dem sächsischen Hause die polnische Krone zu erhalten. Zu Frankfurt, wohin er sich zum Wahlconvente 1711 begeben hatte, wurde der willensschwache Kurprinz von seiner protestantischen Umgebung getrennt, diese durch Jesuiten ersetzt und er in deren Begleitung auf eine Reise nach Italien geschickt; zu Bologna trat er zunächst 27. November 1712 heimlich, dann, nachdem der Papst die Zustimmung des Kaisers zur Vermählung desselben mit der Erzherzogin Maria Josepha, ältester Tochter Josephs I. ausgewirkt hatte, zu Wien 11. Oct. 1717 öffentlich zur katholischen Kirche über; die Vermählung fand 20. Aug. 1719 statt. Mit dieser Bekehrung war die [785] dauernde Rückkehr des albertinischen Hauses zum Katholicismus besiegelt. Am 1. Febr. 1733 folgte F. seinem Vater im Kurfürstenthum Sachsen. Für die Bewerbung um die polnische Krone sagte ihm der Kaiser gegen Anerkennung der pragmatischen Sanction in dem geheimen Vertrage zu Wien 16. Juli 1733 seine Unterstützung zu, dasselbe that Rußland gegen Verzicht auf Livland und das Versprechen die Selbständigkeit des Herzogthums Kurland nicht anzutasten, worauf der einstimmig zum König gewählte Stanislaus Leszinski durch die Russen vertrieben und unter ihrem Schutze statt seiner von der kleinen sächsischen Partei F. gewählt wurde. Allein wenn er auch auf dem Pacificationsreichstage von 1736 allgemeine Anerkennung erlangte, so blieb Polen doch von da an gänzlich der russischen Herrschaft überliefert. Mit Recht bemerkt Spittler (Eur. Staatengeschichte III. 508), daß man ein Regentenleben wie das Friedrichs nicht eine Regierung nennen solle, da derjenige doch nicht regiere, der bloß durch sein körperliches Dasein wirke. Denn trotz seines majestätischen Aeußern steif, indolent und arbeitsscheu überließ F. die Leitung der innern und äußern Regierungsgeschäfte unbedingt seinen Günstlingen, erst dem Grafen A. J. Sulkowski, nach dessen Sturze 1738 dem Grafen Heinrich v. Brühl (s. d.), der um seine Allgewalt zu sichern, ihn ganz von der Außenwelt isolirte und nur mit seinen Creaturen umgab. Dennoch besaß F. einen feinen, durch Reisen gebildeten Kunstgeschmack, der sich mit ausgesprochener Vorliebe der italienischen Musik und Malerei zuwandte. Die italienische Oper, an der Hasse und seine Gattin Faustina glänzten, feierte unter ihm in Dresden ihre Blüthezeit, die Dresdner Kunstsammlungen, besonders die der Antiken und die Gemäldegallerie erhielten durch ihn die kostbarsten Bereicherungen. Sonst gehörte seine Leidenschaft nur noch der Jagd; an der Politik betheiligte er sich für seine Person nur widerwillig, auch Friedrichs II. Versuch ihn durch sein persönliches Erscheinen in Dresden zu energischerer Antheilnahme am ersten schlesischen Kriege zu bewegen, 19. Jan. 1742, machte auf ihn keinen Eindruck. Im zweiten schlesischen Kriege, an dem Sachsen auf Oesterreichs Seite Theil nahm, trieb ihn der Einbruch der Preußen nach Prag, von wo ihn erst der Dresdener Friede in seine Hauptstadt zurückführte. Nach Karls VII. Tode 1745 wünschte Frankreich ihn als Bewerber um die Kaiserkrone aufzustellen, da diese aber ihm viel weniger begehrenswerth erschien als seiner Gemahlin, welche dieselbe bis jetzt nicht ohne Mißgunst auf dem Haupte ihrer jüngeren Schwester gesehen hatte, so genügten Englands Drohungen und Oesterreichs Gegenbemühungen um ihn zur Ablehnung des Antrags zu vermögen. Die Fäden der während der folgenden Jahre mit Wien, Petersburg und Versailles sich fortspinnenden geheimen Unterhandlungen, die auf Friedrichs II. Verderben abzielten, gingen nicht durch seine sondern durch Brühls Hand. Als dann Friedrich October 1756 plötzlich in Sachsen einfiel, entschloß er sich nach einigem Zaudern seinem Heere zu folgen und verweilte während dessen Umzingelung bei Pirna auf dem Königstein. Erst die Kapitulation des Heeres am Lilienstein gewährte ihm die Erlaubniß sich nach Warschau zu begeben. Dort blieb er während des ganzen siebenjährigen Krieges ohne irgend etwas zu thun um sein Erbland von den Drangsalen des Krieges zu erlösen. Kaum dahin nach dem Frieden zurückgekehrt und sogleich in vollem Zuge trotz des allgemeinen Elends die alte Günstlingswirthschaft und am Hofe die glänzendsten Opernvorstellungen zu erneuern, starb er, vom Schlage getroffen, 5. October 1763 mit Hinterlassung von 5 Söhnen, Friedrich Christian, seinem Nachfolger, Xaver, Karl, von 1758–63 Herzog von Kurland, Albert, Herzog von Sachsen-Teschen und Clemens Wenzeslaus, der 1768 Kurfürst von Trier wurde; von seinen Töchtern war Maria Amalia die Gemahlin Karls III. von [786] Spanien, Maria Anna die des Kurfürsten Maximilian Joseph von Baiern, Maria Josepha des Dauphins Louis; Maria Christine, Aebtissin von Remiremont starb 1782, Maria Elisabeth starb unvermählt 1818, Maria Kunigunde, Aebtissin von Essen und Thorn, starb 1826.

Böttiger-Flathe, Geschichte Sachsens II, 404 ff. Ueber die polnischen Verhältnisse unter August III. Rulhière, Histoire de l’anarchie de Pologne (1807) und Roepell, Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts, 1876.