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Artikel „Albert Kasimir“ von Adam Wolf in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 319–320, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albert_Kasimir&oldid=- (Version vom 10. Oktober 2024, 11:12 Uhr UTC)
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Albrecht Kasimir, Herzog von Sachsen-Teschen, geb. 11. Juli 1738, † 10. Febr. 1822, ein Sohn des Königs Friedrich August III. von Sachsen-Polen und der Maria Josepha, einer Tochter Kaiser Josephs I. Als im siebenjährigen Kriege Sachsen von den Preußen besetzt wurde, trat Herzog A. zugleich mit seinem Bruder Clemens 1759 als Freiwilliger in die österreichische Armee ein, focht in den Treffen bei Maxen und Meißen, stellte sich 1760 dem kaiserlichen Hofe in Wien vor und erhielt von Maria Theresia ein Kürassierregiment und das Patent als Generallieutenant. Er zeichnete sich unter Daun bei Hohenfriedberg und Hennewalde aus und blieb auch nach dem Hubertsburger Frieden in österreichischen Diensten. 1766 (8. April) heirathete er die Erzherzogin Marie Christine, eine Tochter der Kaiserin, er nannte sich seit dieser Zeit, da Maria Theresia ihnen das Herzogthum Teschen als böhmisches Kronlehen abtrat, Herzog von Sachsen-Teschen. Von 1765 bis 1780 bekleidete A. die Stelle eines Statthalters von Ungarn und nahm wesentlichen Antheil an den Reformen, welche Maria Theresia in Ungarn einführte. 1778 während des bairischen Erbfolgekrieges commandirte er ein Reservecorps in Mähren. 1780 übertrug Maria Theresia dem Herzog A. und seiner Gemahlin das Generalgouvernement in den Niederlanden. A. erlebte daselbst die Aufhebung des Barrierevertrages, den Scheldestreit, die Josephinischen Reformen und die neue Organisation von 1787, welche ohne Einwilligung der Stände die alte föderalistische und feudale Verwaltung [320] der belgischen Provinzen in eine centrale, absolute Herrschaft umbilden sollte. In Folge der belgischen Revolution verließen die Generalgouverneurs 1790 das Land und kehrten erst 1792, als Kaiser Leopold II. das Land unterwarf und die alte Verfassung restaurirte, zurück. Herzog A. commandirte im ersten französischen Kriege die belgisch-österreichische Armee, siegte bei Maubeuge, belagerte Lille verlor jedoch am 6. Nov. 1792 die Schlacht bei Jemappes, welche den Sturz der österreichischen Herrschaft und die Eroberung Belgiens durch die Franzosen zur Folge hatte. A. lebte in der nächsten Zeit in Dresden und Wien und unternahm 1794 im ersten Coalitionskriege als deutscher Reichsfeldmarschall das Commando über die deutsche Reichsarmee am Rhein. Er ging über den Rhein, drängte die Franzosen bis an die Vogesen, mußte jedoch nach Mannheim zurück und vermochte, von den Preußen nur schwach unterstützt, den Rhein nicht mehr zu schützen. 1795 löste sich die Reichsarmee auf, Herzog A. nahm am 23. Mai seinen Abschied und trat vom öffentlichen Schauplatze ab. Er lebte hinfort als Privatmann in Wien, schrieb seine Memoiren und legte in seinem Palaste eine große Bibliothek und in der sogen. Albertina eine auserlesene Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen an. Zu Ehren seiner Gemahlin, welche am 24. Juni 1798 gestorben war, ließ er 1805 das von Canova gearbeitete Grabdenkmal in der Augustinerkirche in Wien aufstellen. Er erlebte noch den Wiener Congreß und starb, 84 Jahre alt, in Wien.

A. v. Vivenot, Herzog Albrecht von S.-T. als Reichsfeldmarschall. 3 Bde. 1864. Adam Wolf, Erzherzogin Christine, 2 Bde. 1863.